Nach längerer Zeit wieder etwas von mir. Viel Spaß beim Lesen!
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Nach einem weiteren, gierigen Schluck war die Ampulle leer und nach kurzer Zeit verwandelte sich der Schmerz, der seinen gesammten Körper wie ein Waldbrannt umfasst hatte, in ein dumpfes Echo und verklang danach komplett. Dankbar drückte Bro Serjo das dünne Glasgefäß zurück in die Hand. Er erinnerte sich nicht, hierhin gekommen zu sein, aber jetzt lag er auf einem Feldbett in einem geräumigen Zimmer. Er konnte von seiner Position aus die Stelle erkennen, von wo eine Treppe nach unten führte. Auf einem runden Tisch nicht weit vom Bett entfernt brannte eine dicke sandfarbene Kerze und erhellte den Raum. Es gab noch andere Möbel: Schränke, Stühle und kleine Komoden, auf denen hier und da kleine Zinnschüßeln standen, in denen entweder Nahrungsmittel oder kleine Steinchen lagen. Nach dem Verschwinden der andauernden Pein konnte Bro seine Gedanken wieder ordnen. Seine Unterlippe war irgendwie aufgeplatzt und die Beule fühlte sich trotz der Abwesenheit von Schmerzen dick und fehl am platz an.
"Danke." sagte er zu dem Maskierten, der neben seinem Bett stand.
Dieser sagte nichts sondern blickte nur mit gekreuzten Armen auf ihn herab.
Das sah der Ork als Gelegenheit, einige Fragen zu stellen: "Woher wusstet Ihr, das ich hilfe brauchte? Woher wusstet Ihr, wo ich war?"
"Ganz einfach," sagte der warscheinlich dunmerische Mann. "Ich habe gesehen, wie Ihr in die Gasse geschleppt wurdet. Also habe ich beschloßen, Euch zu helfen".
Dass der Maskierte ihm geholfen hatte, nur weil er eine hilfsbereite Person war, bezweifelte Bro jedoch stark. Wenn Serjo gesehen hatte, wie er in die Gasse geschlept wurde, hatte er sich sehr viel Zeit dabei gelassen, ihm zu hilfe zu kommen. Dass er es war, der die Banditen getötet hatte, hielt der Ork jedoch für offensichtlich und danach fragte er auch nicht. Und wie Bro erwartet hatte kam der Maskierte schnell dazu zu erzählen, was er wirklich wollte:
"Habt Ihr die Kajiiten bis zu ihrem Versteck zurückverfolgt? Wo ist es? Verstecken sie sich in Bravil oder auserhalb?"
Beschämt ließ Bro den Kopf sinken. Irgendwie fühlte er sich schlecht dabei, Serjo zu enttäuschen.
Der Dunmer verstand den Sinn hinter dieser Geste sofort. "Ihr habt es also nicht geschafft. War irgendwie zu erwarten gewesen. Glücklicherweise habe ich vorgesorgt. Ich weiß bereits wo ihr Versteck ist".
Überrascht hob der Ork den Blick. "Was?!" War das also nur ein Test gewesen? War er durch Bravil geirrt und zusammengeschlagen worden, nur damit der Maskierte ihn testen konnte? "Warscheinlich fand er es auch noch witzig...!"
"Ja. Ich habe jemanden bei ihnen drinnen. Sie denken sie wären eine tolle Rebellentruppe, die treu zusammenhält! Ha!" rief er mit Abscheu aus. "Diese Tiere können keine richtigen Gemeinschaften bilden, für sie geht es immer nur ums Überleben. Sie sind eben was sie sind, Tiere. Und außerdem... lose Knoten gibt es immer."
Bro wollte am liebsten aufspringen und Senjo würgen, dafür, dass er ihn durch diese ganzen Strapazen gejagt hatte, aber der Maskierte strahlte zu viel Autorität aus und er wollte nicht riskieren, dass der Trank, den er verabreicht bekommen hatte, sich als zu schwach erwies. Stattdessen senkte er erneut den Blick.
Senjo schnaufte unmerklich und sagte: "Keine Sorge, Ork. Ihr werdet euch schon noch beweisen können. Es gibt da noch eine Sache. Jedoch dürft Ihr bei dieser einen Aufgabe nicht scheitern."
Erneut schaute Bro auf und hätte schwören können, er hätte den Maskierten breit grinsen gesehen, obwohl dies aus offensichtlichen Gründen unmöglich gewesen wäre. "Liegt warscheinlich am Trank, diese Illusionen," dachte der Ork, ehe er sagte: "Ja. Was muss ich tun?"
Der Dunmer stand kurz schweigend und mit immernoch gekreuzten Armen da. Dann drehte er sich um und ging auf den großen Schrank am anderen Ende des Raumes zu. Erwartungsvoll sah Bro zu, wie Serjo den Schrank öffnete, den Blick auf das Innere jedoch mit seinem Rücken verwehrte. Er kramte darin herum, und als er sich wieder umdrehte, hielt er einen Lederharnisch in der einen und eine Holzfälleraxt in der anderen Hand. "Hier ist Eure neue Ausrüstung, Ork."
Beide, der Lederharnisch und die Axt sahen alt und abgenutzt aus. Der Harnisch war an mehreren Stellen geflickt, der Griff der Axt war am Stielknauf ein wenig gesplittert und die Schneide war angerostet. Alle bestandteile aus Metall hatten ihren Glanz schon längst verlohren. "Aber," sagte sich Bro, "es ist wenigstens Etwas!"
Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, der Maskierte habe für ihn das Billigste zusammengekratzt, dass er auftreiben konnte.
"Und jetzt macht Euch bereit, Ork." sagte Serjo. Er warf den Harnisch auf die Komode, die ihm am nächsten stand und legte die Axt darauf. Danach verließ er das Zimmer über die Treppe.

Zunächst lag Bro nur reglos da und betrachtete im liegen die beiden Gegenstände auf der Komode. Nachdem er sich überwunden hatte, stand er auf, sein seltsam taubes Bein ignorierend, und stülpte sich den Lederharnisch über den Kopf. Das Rüstungsteil aus Leder saß zwar etwas eng an, die Ärmel waren zum Beispiel zu kurz, und Bro, der seine eiserne Brustplatte vermisste, fühlte sich eher, als trüge er nur zusätzliche Kleidung und keine Rüstung, aber wenigstens, so dachte sich der Ork, war das ein gutes Zeichen dafür, dass er bald etwas tun können würde, dass er gut konnte und von dem er etwas verstand: Kämpfen.
Unter dem Harnisch hatte etwas gelegen, dass er zunächst nicht bemerkt hatte: Ein Gürtel mit einer zusätzlichen Schnalle, an der er die Axt befestigen konnte. Diesen zog er dann auch noch an und nahm die Axt in die Hand.
Sofort fiel ihm auf, dass der Kopf relativ schwer war. Der Griff lag etwas rutschig in der Hand, jedoch fand es Bro gut, wieder etwas in dern Händen zu halten, mit dem er sich wehren oder angreifen konnte, auch wenn er die Axt mitlerweile mehr als ein altes Werkzeug denn als eine wirklich brauchbare Waffe betrachtete. Nachdem er mit seiner Begutachtung fertig war, befestigte er die Axt an seinem Gürtel und tat das, was er für richtig hielt: Mit sicheren Schritten bewegte er sich auf die Treppe zu.

Unten war der Raum in etwa so groß wie Oben, nur dass dieser Bereich für das Alltägliche leben eingerichtet war: Ein großer runder Tisch mit Stühlen, eine Feuerstelle an der man Kochen konnte und in der die Flammen sanft loderten, ein leeres Bücherregal und einige Truhen. Serjo wartete bereits auf ihn. Die Arme wie immer gekreutzt stand er vor der Tür und starrte in seine Richtung.
"Ihr seit also fertig. Gut. Folgt mir, und wenn wir da sind, sage ich Euch, was Ihr tun müsst. Keine weiteren Fragen." Die letzten Worte klangen für Bro eher wie eine Feststellung als ein Befehl.
Ohne dem Ork weitere Zeit für eine Reaktion zu geben, drehte Serjo sich um und öffnete die Tür, um darin zu verschwinden. Schnell folgte Bro dem Maskierten aus dem Haus und schloß die Tür hinter sich.
Wie immer regnete es, jedoch bemerkte Bro dies nur am Rande. Regen war für ihn ein Normalzustand der Umgebung geworden.
Serjo schritt im schnellen Tempo die Straße entlang, auf den hohen Turm der Kathedrale zustrebend, und Bro blieb keine andere Wahl als dem Elfen hinterherzulaufen oder ihn aus den Augen zu verlieren. Glücklicherweise holte Bro Serjo bald ein, wobei ihm sein verletztes Bein keine Probleme bereitete. Es fühlte sich zwar übermäßig taub an, aber er konnte sich wieder normal bewegen.
Serjo hetzte ihn noch für eine Weile durch die unzähligen Gassen Bravils, als sie schließlich an einer belebten Kreuzung ankamen, die Bro irgendwie bekannt vorkam. War er nicht hier auf seinem Irrweg durch die Stadt vorbeigekommen?
Unvermittelt blieb Serjo stehen und nickte in die Richtung eines der Häuser. "Dort drinnen verstecken sie sich. Und dort verstecken sie auch das Skooma."
Wie auf ein geheimes Zeichen hin tauchte ein Kajiit in einer Lederrüstung auf, die für die Gegend um Bravil so typisch zu sein schien, und stieg eine Treppe an der Seite des Gebäudes. Er öffnete die Tür am Ende der Treppe und betrat das hölzerne Bauwerk.
Sofort nachdem der Kajiit verschwunden war, drehte sich Serjo um und sagte in seinem unverkennbar strengen Ton: "Wehe Ihr lauft blint drauf los und versucht, die Tür einzutreten, in der dummen Hoffnung, das Skooma auf eigene Faust zu "befreien". Wir werden warten. Morgen wirt es soweit sein. Ich werde Euch bescheit geben. Es ist alles geplant und keine Sorge, Ihr werdet eine Schlüßelrolle spielen."
"Hatte er mir nicht versprochen, dass wir jetzt etwas machen werden?" fragte sich Bro leicht genervt. Serjo schien sein Wort nur selten zu halten, und langsam machten ihn die abfälligen Bemerkungen und die Art, wie der Dunmer sprach, wütend. Jedoch verschwieg er seine Gedanken. Ihm blieb nur zu hoffen, das der Maskierte diesmal die Warheit sprach.
"In Ordnung" war das einzige, was Bro als Antwort hervorbrachte.
"Gut, gut." sagte Serjo, jetzt etwas ruhiger. Der Maskierte lachte leise in sich hinein, bevor er mit festem Schritttempo die Straße von dem Haus weg nahm. "Kommt mit, oder Ihr werdet euch schon wieder verirren," rief er noch über die Schulter.
Verdutzt blieb Bro für eine kurze Zeit stehen. Dass er sich verirrt hatte, hatte er dem Elfen nicht gesagt. Er hatte ihn also dabei Beobachtet. Erneut loderte Wut in ihm auf, denoch sagte er wieder nichts, und so folgte er dem Maskierten erneut, als dieser losging, auf dem Rückweg zu dem Haus von dem aus sie zu dieser Kreuzung aufgebrochen waren.