Wieder, nach längerer Zeit etwas. Ist zwar kürzer als die vorherigen Stücke, aber demnächst werde ich vermutlich mehr schreiben können. Viel Spaß beim Lesen!

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Lendor, Turgar Silberstahl und Uradas Ramori knieten hinter einer der unzähligen Treppen in Bravil, die die Straße unten mit dem Gewusel aus Balkonen, Brücken und Planken auf der Ebene der oberen Stockwerke verband. Jedoch, so hatte Uradas zuvor versichert, wurde diese Alte, die sie als Schutz gegen ungewollte Aufmerksamkeit benutzten, kaum noch verwendet, weil der Besitzer des oberen Stockwerkes schon vor längerer Zeit verschwunden war- vor Schulden geflüchtet, so vermutete Ramori- und die Verbindungen zu seinem Balkon selbst für braviler Verhältnisse zu wenig Wartung erfahren hatten, um eine für die Bewohner ausreichend sichere Überquerung zu gewährleisten. Wortlos deutete der Dunkelelf auf einen in Lederrüstung gekleideten Kajiiten, der eillig die Treppe zum einzigen Eingang des Hauses auf der anderen Seite der Kreuzung erklomm. Die Tür im Erdgeschoß war mit ungewöhnlich stabil aussehenden Holzbalken zugenagelt worden. "Das ist einer von denen.", flüssterte Uradas den beiden Menschen zu.
Nachdem der Kajiit in der Tür verschwunden war und sie hinter sich schloß, verharrten die Drei noch einen Augenblick. Dann drehte Uradas sich zu ihnen um und zeigte den beiden Menschen mit einer Geste, sie sollen sich weiter hinte die Treppe bewegen. Von dort aus konnte man sie von der Straße aus nicht mehr sehen.
"In ordnung..." begann der Dunkelelf, nachdem die Straße komplett hinter der Treppe verschwand und er in die Hocke gegangen war: "Turgar, wir werden mehr Leute brauchen. Sieh zu, dass du Im-Kur findest, er sollte auch ein paar seiner Jungs mitnehmen, aber nicht zu viele, er wird seinen Anteil mit ihnen teilen müssen. Im Freier oder im Großspurigen sollte er zu finden sein." Er deutete hinter sich, auf die Treppe. "Das Skooma ist bestimmt noch dort drinn', und wenn wir durch die Vordertür müssen, werden die Kajiiten sich wehren. Wenn wir das Zeug ersteinmal haben Teilen wir auf, jeder bekommt ein Fünftel."
Überrascht kniff Lendor die Augenbrauen zusammen. Was hatte Turgar dem Dunkelelfen über ihn, Lendor, erzählt? Er warf dem Nord einen fragenden Blick zu, welcher entschuldigend mit den Achseln zuckte. Dies entging dem Elfen nicht. "Was ist? Stimmt etwas nicht, Lendo?"
"Ja," gab der Bretone zu und bereute es zeitgleich. "Es gab da wohl ein Missverständnis."
Nun war es an Uradas, Turgar fragend anzusehen.
Es herrschte ein kurzes Schweigen, doch dann platzte der gequält dreinschauende Nord übereilig herraus: "Er ist ist ist, er ist von der Wache!"
Der Dunkelelf drehte sich schweigend zu Lendor um, eine dunkle Falte zog sich über seine Stirn und der Bretone merkte, wie seine Finger anfingen zu kribbeln, bereit dazu, jeden Moment nach dem Knauf seines Schwertes zu greifen. Der Nord lief Rot an und blickte gehetzt zwischen den beiden hin und her.
"Achso!" stieß Uradas plötzlich hervor und erleichtert atmete der Bretone langsam und zeitgleich mit Turgar aus. "Gut mitgedacht, Turgar, ausnahmsweise mal. So ein Überfall wird selbst die Stadtwache nicht kalt lassen. Wer sonst könnte eine Wache besser bestechen als eine Wache? Aber hör zu, Lendo, dein Anteil wird nicht größer, nur weil du derjenige bist, der die Wachen besticht!"
Diesmal zwang Lendor sich dazu, dem Nord nicht noch einen Blick zuzuwerfen. "Dieser Dummkopf..." Aber worüber beschwerte er sich eigentlich? Turgar hatte ihm Hilfe besorgt und Uradas Ramori schien sein Handwerk zu verstehen. Außerdem war es klar, dass der Nord ohne Lügen oder ein Versprechen auf Beute nicht einen Einzigen der vielen Diebe und Halsabschneider Bravils dazu überreden könnte, Lendor bei seiner Sache zu unterstützen.
Der Dunkelelf richtete sich auf. "Wenn das jetzt geklärt ist, könnt ihr beiden ja gehen. Ich bleibe hier und seh mir das Haus mal genauer an, vielleicht finde ich irgendeine Schwachstelle. Ich möchte wirklich nicht durch den Vordereingang rein. Wir treffen uns morgen mittag im Großspurigen Oberst."
Er machte eine entlassene Geste mit der Hand und die beiden Menschen erhoben sich ebenfalls. Nach kurzem Abschied ging Turgar los und Lendor folgte ihm.
Als Lendor sich sicher war, dass sie auserhalb von Uradas Ramoris Hörweite waren, rief er dem Nord vor sich zu: "Turgar! Warum habt Ihr mich nicht gewarnt?"
Turgar drehte sich um und zuckte mit den Achseln, sagte jedoch nichts.
"Wir können von Glück reden, dass er denkt, dass ich dazu da bin, um die Wachen abzuhalten!"
Der Nord schwieg kurz. Er ließ sich nicht auf das Thema ein und antwortete eilig: "Lendor, er hatte nur einen Dolch, und ich muss jetzt zwei Schenken abklappern, die beide in zwei verschiedenen Ecken der Stadt liegen, wir können später reden!"
"Was stimmt nicht mit euch?!"
Doch bevor Turgar auch nur ein Wort sagte, bog er plötzlich ab und verschwand in einer Menge auf der Hauptstraße.
Verblüfft stand Lendor nur da und sah Turgar hinterher. Nur als er von einem Passanten auf der seltsam belebten kleinen Straße angerempelt wurde, fasste er wieder einen klaren gedanken. "Zurück zum Silberheim".
Es wurde schon dunkel, und Lendor wollte keinesfalls des Nachst durch die verwinkelten Gassen irren, die ein Labyrinth aus vermodernden Holzwänden und schlammigen Trampelpfaden waren. Er hatte von Gruppen gehört, die zu fünft mit Waffen auf einen losgingen, einen umzingelten und dann ausnahmen, wenn man den Fuß in die falsche Gasse setzte, und nie wieder würde von einem gehört werden.

Der Weg war schnell gefunden. Er musste Turgar nur auf die Hauptstraße folgen, die zu seinem Leidwesen und dem seiner Nase teilweise am Kanal entlanglief. "Immer von der Kapelle weg".
Noch vor einbruch der Dunkelheit stand er vor dem "Silberheim auf dem Wasser" und betrat die Schenke. Er begrüßte die Wärme und die Trockenheit, die ihn sanft zu umarmen schienen und das orangefarbene Licht verstärkte diesen Effekt nur.
Wie immer gab es nicht viele Gäste, trotz dessen war es eng in dem kleinen Schankraum. Gilgondorin stand hinter der Theke und schaute von seinem Platz aus auf das Feuer im kleinen Kamin. Als Lendor näher kam, richtete er sich auf und lächelte ihm entgegen. "Na? Wie gehts? Was machen die Erledigungen?" fragte der Hochelf.
"Ich... Wir müssen noch länger in Bravil bleiben. Kann ich mir die beiden Zimmer für eine längere Zeit mieten? Oh, und gab es Probleme wegen...?"
"Wegen Eurer Argonischen Freundin? Nein, nein, sie ist nur einmal runtergekommen und als ich gesagt habe, dass Ihr bald zurückkommen werdet, ist sie schweigend wieder nach oben gegangen. Und ja, natürlich könnt Ihr die Zimmer noch länger haben, allerdings müsst Ihr für jede zusätzliche Nacht bezahlen." Und nach einem Blick auf Lendors Gesichtsausdruck fügte er noch hinzu: "Tut mir leid, das sind nunmal die Regeln."
Leise seufzte Lendor und griff nach seinem Geldbeutel. Weitere 50 Septime würden drauf gehen. Nicht mehr lange, und er würde pleite sein. Plötzlich merkte er, wie leer und leicht seine Tasche war. Er fluchte ungläubig und suchte seine anderen Taschen ab, doch das Säckchen mit den Goldmünzen blieb verschwunden. "Nein. Nein, nein, nein!"
"Das Gesuche wird mir nichts bringen," begriff Lendor verzweifelt. Er blickte zu dem Hochelfen auf, der leicht die Stirn runzelte und dessen Lächeln verschwunden war. "Gilgondorin. Der Beutel mit meinem Geld ist weg. Kann ich, eh, später zahlen? Wenn ich hier fertig bin, ich muss nur ein wenig Geld zusammenkratzen!"
"Lendor," sagte Gilgondorin, Bedauern schwang deutlich in seinen Worten mit. "Tut mir leid, aber ich muss irgendwie mein Geld verdienen, Ihr müsst das verstehen! Bitte, zwingt mich nicht dazu, euch rauszuwerfen."
"Er hat Zweifel daran, dass ich überhaupt je eigenes Geld besessen habe". Unvermittelt sprudelten die Worte aus dem Bretonen hervor: "Ich kenne viele Leute in Cheydinhal..." Zu spät bemerkte er, dass dies mehr nach einer Drohung klang, als er wollte. Gilgondorin sah ihn überrascht an und schnell versuchte Lendor es wieder gut zu machen: "Ich meine, ich könnte eure Schenke weiterempfelen! Normalerweise will kein ehrlicher Mensch oder Mer in Bravil Rast machen, doch ich kann ihnen sagen, wie nett es hier ist! Gilgondorin, ich bitte Euch!"
Der Hochelf schwieg und runzelte nachdenklich die Stirn und Lendor fragte sich, wie es wohl währe, bei Turgar auf dem Boden zu schlafen. Doch glücklicherweise zeigten sich die Götter gnädig.
"Na Gut. Aber ich kann Euch nur ein Zimmer geben. Ihr werdet es euch wohl teilen müssen. Tut mir leid, aber das andere brauche ich für wirklich zahlende Gäste."
Zutiefst Dankbar lächelte Lendor sein Gegenüber an. "Danke, Gilgondorin! Ich schulde euch was!"
"Ja," lachte der Hochelf, "30 Septime, um genau zu sein!"

Vorsichtig faltete er seinen Lederharnisch zu einem Kissen. "Ich bin viel zu freundlich" dachte Lendor sich, als er auf die zwei Decken und das Stück gehärtetes Leder hinab sah. Die beiden Decken hatte er im Schrank gefunden, die weichere nahm er als Unterlage. Die Argonierin, die wie immer schwieg, lag auf dem Bett, starrte geistesabwehsend an die Zimmerdecke und aß ein Stück Brot. Lendor hatte sie erst dazu überreden müssen, denn als er das Zimmer betreten hatte, musste er feststellen, dass der Proviant, den er für sie dagelassen hatte, unberührt geblieben war. Doch jetzt aß sie, und Lendor war zufrieden mit sich selbst. Lange war ihr Kauen das einzige Geräusch, dass im durch eine einzelne Kerze erhelltem Zimmer zu hören war. Schließlich jedoch brach der Bretone das Schweigen: "Ist es in ordnung wenn ich die Kerze jetzt ausmache?"
Die Argonierin nickte nur geistesabwehsend und der Bretone stand von seinem Schlafplatz auf und löschte die Kerze mit einem Puster. Anschließend legte er sich wieder auf die Decke.
"Wisst Ihr, vielleicht müssen wir morgen woanders schlafen. Bei einem Freund meines Freundes. Wenn Ihr was dagegen habt, sagt es ruhig".
Doch die Dunkelheit um Lendor blieb stumm, und so schloß er die Augen und ärgerte sich ein wenig darüber, dass die Argonierin keine Widerworte gegeben hatte. Der Untergrund war zwar ungemütlich hart, aber nach langem hin und her Gewälze versank Lendor in einen tiefen Schlaf.