Da! Kritik ist erwünscht! Ich selbst finde diesen Abschnitt nicht so gut gelungen, für mich selbst fühlt er sich ein wenig... rausgeklatscht an, aber ich will trotzdem wissen, was ihr davon haltet!


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9. Kapitel

Plötzlich verwandelten sich alle Passanten in dicke Streifen aus matter Farbe. Sie schienen auf einmal so schnell zu werden, als der Schmerz in Bros Kopf und Bein explodierte. Er wurde von einem überwältigendem Schwindelgefühl erfasst und stolperte hastig auf die nächste Hauswand zu, um sich abzustützen. Als er an der groben Holzwand eines kleineren Wohnhauses ankahm, schaffte er es noch, sich mit dem Rücken gegen das Holz zu werfen, bevor er verkrampft in eine Sitzposition abrutschte. Schweißperlen rannen ihm über die Stirn und knapp an seinen Augen vorbei. Sein Kopf fühlte sich wie ein geplatzter Kürbis an, seine Gedanken floßen schnell und hecktisch wie ein reißender Fluss und gleichzeitig langsam wie eine zähflüssige Masse. Es kam ihm vor, als wäre sein Bein an seiner Wunde gerissen, in zwei gespalten, nur dass er beide Seiten spürte. Bro versuchte mit halbgeschlossenen Augen nach hilfe zu rufen, doch es kam nur ein leises Flüsstern zwischen seinen bebenden Lippen hervor. Er merkte, dass die vorbeikommenden Menschen und Mer ihn bemerkten, kurz stehen blieben, um ihn abfällig oder neugierig zu mustern, und dann einfach weitergingen. Sein Herz schoß ihm in die Ohren, er fühlte seinen Pulls rasen und glaubte ihn fast schon zu hören. Sich krampfhaft windend rang er jetzt am Boden mit seinen Schmerzen, als die Pein ebenso unvermittelt verschwand wie sie gekommen war. Nur ein andauerndes Echo blieb noch zurück und vor Bros Augen wurde die Welt wieder klarer. Er setzte sich aufrecht hin, wobei er sich an der Wand hinter ihm ablehnte und nachdem sich sein Puls nach einer scheinbaren Ewigkeit wieder beruhigt hatte, richtete er sich voll auf, die Wand weiterhin als Stütze verwendend. Was, bei Oblivion, war gerade passiert?!
Nachdem er sich von dem seltsamen Schock erholt hatte, versuchte er sich ersteinmal zurechtzufinden. In seinem Kopf und in seinem Bein pochte es noch, doch auch diese letzte, schwache Welle ließ langsam aber sicher nach. Es dauerte eine Weile, bis er die richtung wiedererkannte, aus der er gekommen war. Die Kajiiten zu verfolgen würde jetzt keinen Sinn mehr machen. Doch von wo er auf diese T-Kreuzung gelangt war, war wenigstens ein Anhaltspunkt, mit dem er etwas anfangen konnte. Er musste zurück zur Schenke und Senjo- nein, Serjo- die schlechte Nachricht überbringen bevor er wieder einen Schmerzanfall hatte, von dem Bro sich immer noch nicht sicher war, ob es sich um eine wiederkehrende Erscheinung handelte. Vorsichtig begann er mit kurzen Schritten, bei denen er die Belastbarkeit seines Beines prüfte. Nachdem er die beste Mischung aus Geschwindigkeit und Rücksicht auf seine Verletzung gefunden hatte, wurden seine Schritte größer und auch sicherer.
Zu seinem Glück ging die Straße aus der er gekommen war nur geradeaus, und in nicht alzugroßer Ferne entdeckte er die Spitzen des Turmes der Kathedrale. Die Kathedrale war zwar recht groß, aber die Häuser um ihn herum waren viel zu dicht an ihm dran, und so verschwand der Turm wieder hinter einem der vielen Gebäude, aber die ungefähre Richtung hatte Bro sich einprägen können. Vom Platz vor der Kathedrale aus würde es ihm bestimmt nicht schwerfallen, den Weg zum "Einsamen Freier" zu finden.
Schließlich erreichte er nach längerer Zeit die steinernen Stufen des Götterhauses. Wegen seinem Bein hatte er etliche Pausen einlegen müssen, und manchmal war er in eine Sackgasse gerannt, was dazu führte, dass er länger gebraucht hatte, als gehofft. Die Sonne stand bereits im spitzen Winkel zum Horrizont im Westen. "Aber wenigstens", so dachte er bei sich, "wurde ich nicht überfallen und ich seh die Schenke schon von hier aus!"

Schneller als erwartet hatte er den Weg zum mehrstöckigen Gebäude zurückgelegt. Der Schmerz in seinem Bein schwangte in seiner Intensivität, jedoch wurde er nie so beißend, wie er es bei seinem Anfall erlebt hatte. Die Schenke war deutlich bevölkerter als zu der Zeit in der er sie verlassen hatte, um den Kajiiten hinterherzurennen. Überraschenderweise konnte er einen noch freien Stuhl in der Menge ausmachen. Als er ihn erreicht hatte, setzte er sich und atmete erleichtert aus, als er die Belasstung von seinem Bein nahm. Aber wie lange würde er auf Serjo warten müssen? In gedanken korrigierte er sich wieder und kehrte anschließend zu seinen Überlegungen zurück: "Senjo, nicht Serjo! Haben wir eine Treffzeit, geschweigedenn einen Treffpunkt ausgemacht?" Bestimmt würde der Maskierte ihn hier, im "Einsamen Freier" treffen wollen, aber völlig sicher konnte er auch nicht sein. Aber wo sollte er auch hingehen? Außer dem "Einsamen Freier" hatte er kein Gebäude in Bravil von innen gesehen, sogar die Stallungen hatte er nicht benutzt, um Geld zu sparen. Das Pferd, das Bro bei seiner Flucht aus Grenzburg gestohlen hatte, lief jetzt bestimmt irgendwo im Wald vor Bravil herum und suchte Schutz vor dem immerwährenden Regen. Und jetzt wurde er auch hungrig, er hatte nur am Morgen gegessen. Er gab es ungern zu, aber was das Geld anging, war er von Senjo abhängig. Oder war es Serjo? Warum hatte er solche Probleme mit diesem Namen?
Minute um Minute verstrich, und als Bro es nicht mehr aushielt, zu warten, machte er sich auf zum Thresen. Der Wirt von heute Morgen war nicht da, offensichtlich gab es einen Schichtwechsel. Jetzt stand ein für Bro weniger sympatisch aussehender Rothwardone hinter der Theke und nahm gerade eine Bestellung auf, die er zur Gehilfin hinter ihm weiterleitete, als er den Ork bemerkte und ihn mit seinen dunklen Augen fixierte. "Was solls sein, Großer?"
Bro schüttelte verneinend den Kopf und stellte klar, was er wollte: "Kennt Ihr zufällig einen Serjo? Er trägt eine Maske, nicht schwer zu übersehen! Ist er hier irgendwo?"
Zu Bros Verwunderung lachte der Rothwardone laut auf. "Serjo? Was bist du, irgendein Sklave aus Morrowind der seinen Meister sucht, weil er nicht selbstständig denken kann?"
Verwirrt blickte der Ork den Rothwardonen an. Er hatte ihn offensichtlich beleidigt, aber wie kam der Mensch auf Morrowind und Sklaven? Und vor allem, wie kam er auf "Meister"? Offensichtlich war aber, das "Serjo" nicht wirklich Serjo hieß. "Ihr versteht mich falsch. Bis jetzt wusste ich noch nicht einmal, das Serjo kein echter Name ist." gab er Ork zu. Er registrierte eine Bewegung links von sich und drehte sich in diese Richtung. Ein älterer, dunkelrothaariger Kaiserlicher mit zerfranztem Backenbart hatte sich zu ihm vorgebeugt. Seine Augenlider bewegten sich unaufhörlich und er zitterte leicht. "Hör zu, Grünchen," fing er mit seiner rauchigen Stimme an, "Leute wie dich mögen wir hier nicht! Morrowind ist ein scheiß Land, das nur von diesen rotäugigen Spitzohren bewohnt wird, die sich andere Rassen als Sklaven halten und falsche Götter anbeten! Geh zurück dahin, wo du hergekommen bist, oder ich- ich- ich werde dir B- Beine machen!" Zu den letzten, gestotterten Worten bewegte er noch schwungvoll seine Hand, wobei er den Zeigefinger ausstreckte. Hätte er ihn nicht gerade bedroht, und würden nicht gerade alle Köpfe seiner Sitznachbarn sich zu ihnen umdrehen, hätte Bro die Worte des Menschen witzig gefunden. Doch zu schnell füllte sich die Luft mit Spannung, als die offensichtlichen Freunde des Kaiserlichen, eine Gruppe von sechs Mann, diesem ihre Zustimmung gaben. Sie alle waren Menschen, zwei von ihnen Rothwardonen, ein Nord und drei andere Kaiserliche. Sie ließen Rufe wie: "Zurück zu deinem Tribunal!" oder "Geh zurück zu deinem Sklaventreiber!" von sich vernehmen. Einer, der breitschultrige Nord, machte schließlich einen Vorschlag. Er tippte dem Rothaarigen auf die Schulter: "Wie wärs, Tullus, wenn wir ihm zeigen, dass Feinde des Kaiserreiches auf dieser Seite des Kanals nichts zu suchen haben?"
Bro war bei genug Schlägereien gewesen, um zu wissen, was gleich geschehen würde. Warscheinlich hatte der jetzige Stand der Dinge an den Gemütern der Menschen genagt, und jetzt haben sie etwas gefunden, um ihren Frust rauszulassen. Und das eine, und wie Bro jetzt wusste, dunmerische Wort war für sie lächerlicherweise Vorwand genug, jemanden zusammenzuschlagen. Hastig stand Bro von seinem Platz auf, es wurde Zeit, so schnell wie möglich zu verschwinden.
Er drehte sich gerade zur Tür, als er warnahm, dass der Kaiserliche namens Tullus, offensichtlich der Anführer, seinem Mitmenschen antwortete: "Eigentlich eine gute Idee, Radding! Kommt, Jungs!"
Noch bevor er weit genug gekommen war, stellte sich ihm einer der beiden Rothwardonen in den Weg und stieß ihn zurück. Fast wäre Bro in seinem angeschlagenen Zustand nach hinten hin umgekippt, doch er schaffte es noch im letzten Moment, sein Gleichgewicht zu halten. Die Menschen schloßen jetzt einen Kreis um ihn und das Adrenalin schoß ihm ins Blut, seine Kopfschmerzen nahmen gleichzeitig zu. Bro war zwar verwundet, aber ohne Gegenwehr würde er sich nicht unterkriegen lassen! Jetzt kam es für ihn darauf an, ob sie sich alle gleichzeitig auf ihn stürzen würden, oder ein Einzelner von ihnen aus den Reihen treten würde, um vor seinen Freunden anzugeben. Die vermeindliche Glückssträhne des Orkes schien noch nicht zuende zu sein, denn Tullus trat zu ihm in den Kreis. Mitlerweile hatte der Rest der Gäste den Kreis aus Menschen bemerkt und sammelten sich um sie herum um zu gaffen. Böse grinste der mit Zahnlücken versehene Mund des Kaiserlichen Bro an. Bros Augen huschten schnell hin und her. Tullus hob die Fäuste, wobei er wie schon vorher unentwegt zitterte. Er war offensichtlich stark betrunken und Bro hoffte, das würde seine Wunde am Bein ausgleichen.
"Los, Tullus, mach ihn fertig!", rief einer der anderen Kaiserlichen seinem Anführer zu. Dieser lachte und sagte im Flüsterton: "Na warte, du grüner, haarloser Affe, ich wer-"
Weiter kam er nicht, denn Bro ließ seine Rechte schwungvoll gegen die linke Wange seines Gegners fahren. Die Menge johlte.
Völlig überwälltigt stürtzte der Kaiserliche zu Boden und augenblicklich schloßen sich kräftige Arme um Bros eigene und hielten ihn fest. Er versuchte krampfhaft sich zu befreien, aber vergeblich, der Nord war einfach viel zu Stark, selbst durch Treten mit seinem heilen Bein ließ sich der Griff nicht lockern. Die Glückssträhne war vorbei.
Tullus stand wieder auf, wobei er hilfe von einem seiner Kameraden erhielt. Jetzt zitterte er stärker als zuvor, aber dennoch kam er mit wackeligen Schritten und ernstem Gesicht auf den Ork zu. Ohne ein weiteres Wort stieß der Kaiserliche seine Faust in einem Haken in Bros Magengrube. Bros Körper zuckte und wollte dann zusammensacken, doch der Nord hielt ihn auf den Beinen. Der Bärtige holte zum zweiten mal aus, als der Wirt, trotz des Gelächters und der Rufe seiner Gäste gut zu hören, Tullus etwas zurief:
"Tullus! Lass es, geht raus mit ihm, oder Bogrum Gro-Galash wird mir die Oblivionebene heiß machen, weil ich eine Schlägerei zugelassen hab'!"
Nachdem er registriert hatte, was der Wirt ihm gesagt hatte, nickte Tullus zustimmend und befahl im toternsten Tonfall: "Ihr habt ihn gehört, schafft ihn raus!" Er schlug Bro nocheinmal in den Magen und die Menschen begannen, ihn zum Eingang zu zerren. Das alles bekam der Ork nur benommen mit, sein Bauch schmerzte und er fühlte sich, als müsste er sich gleich übergeben.

Die Luft drausen war kühl, für Bro ungewöhnlich kühl. Sein Gesicht hatte sich zu einer Maske des Schmerzes verkrampft und immer noch brachte er nicht genügent Kraft auf, um sich aus dem stählernen Griff des Nordmannes zu befreien. Sie schleppten ihn in eine kleine Gasse, wobei nur Vier von ihnen mitkamen. Der Rest der Bande, so bekam Bro noch mit, blieb bei der Schenke zurück. Wie immer regnete es, jedoch nur unbedeutent wenig. Am Rande seines Bewusstseins bekam der Ork noch mit, das es schon dunkel geworden war. In der Gasse angekommen wurde Bro von dem Nord erneut angehoben. Tullus fing unter dem Gelächter seiner Leute damit an, dem Ork wortlos in den Magen zu schlagen. Die Welt um Bro herum wurde schwarz und fing an, nur noch aus Schmerzen zu bestehen, die einem Eisenbarren, der sich in einem ungleich bleibenden Takt in seinen Magen bohrte entsprang. Hoffentlich war es bald vorbei...
"Laß ihn los." Ohne zu zögern ließ der Nord Bro auf den weichen Schlammboden fallen. Darauf folgte ein unerwarteter Tritt in sein Gesicht. Vor Bros Augen nahm die kaum zu sehende Welt eine tunnelartige Gestallt an, wobei die Ränder nur aus tiefer Schwärze bestanden und in seinen Ohren klingelte es. Bevor jedoch ein weiterer Tritt folgte, hörte Bro in weiter Ferne eine bekannte Stimme etwas sagen. Der Kaiserliche und sein Gefolge bewegten sich, Bro merkte wie ihre Füße sich in der Erde der Gaße drehten. Tullus sagte etwas, doch Bro bekam in seiner Pein nicht mit, was. Es war ihm auch egal. Hauptsache, die Schläge und Tritte hörten wenigstens für eine Zeit lang auf.
Plötzlich schrie einer der Menschen auf. Die anderen Bewegten sich hektisch hin und her, der Nord machte einen Schritt über ihn rüber und etwas schweres fiel zu Boden. Unvermittelt wurde die enge Gaße für den Bruchteil einer Sekunde in hellblaues Licht getaucht, gefolgt von verzweifelten Rufen. Erneut stürtzte etwas zu Boden, und nach einem lauten Schrei gab es ein weiteres Rumpeln. Bro hörte, wie Tullus fluchte und jemand, warscheinlich ebendieser Kaiserliche, anfing zu laufen, doch es endete sehr schnell nachdem die Gaße erneut aufleuchtete.
Es wurde unvermittelt sehr ruhig. Schritte näherten sich ihm, und kurz darauf hielt ihm jemand einen gläsernen Gegenstand an den Mund, aus dem er müde schluckte. Sein letzter Gedanke war: "Ist es Zufall, das er immer kommt, wenn ich dabei bin, das zeitliche zu segnen?" Danach ließen die Schmerzen nach und er ließ sich komplett von der willkommenen Dunkelheit vor seinen Augen erfassen.