Allgemein
News
News-Archiv
Partner
Netzwerk
Banner
Header
Media
Downloads
Impressum

The Elder Scrolls
Arena
Daggerfall
Spin-offs
Romane
Jubiläum
Reviews
Welt von TES
Lore-Bibliothek
Namens-
generator

FRPGs

Elder Scrolls Online
Allgemein
Fraktionen
Charakter
Kargstein
Technik
Tamriel-
Manuskript

Media

Skyrim
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Steam-Kniffe
Review
Media
Plugins & Mods

Oblivion
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Technik
Charakter
Media
Plugins & Mods
Kompendium

Morrowind
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Media
Plugins & Mods

Foren
The Elder Scrolls Online
Hilfe & Diskussion

Skyrim
Hilfe & Diskussion
Plugins & Mods

Ältere TES-Spiele
TES-Diskussion
Oblivion-Plugins
Morrowind-Plugins

Community
Taverne zum Shalk
Adventures of Vvardenfell
Tales of Tamriel
Ergebnis 1 bis 20 von 48

Thema: Schreibprojekt - "The Unwritten Tales of Tamriel"

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Nach längerer Zeit wieder etwas von mir!

    Zitat Zitat
    ***

    Endlich kamen sie bei den Ställen an. Der Regen schien immer stärker zu werden und jetzt kam auch noch Wind auf. Wegen dem lauten Getöse hätte Lendor beinahe nicht verstanden, was der kleine halbkahle Mann unter der vorstehenden Holzüberdachung, gegen die das Regenwasser trommelte und anschließend in Massen an den Seiten kleine Wasserfälle bildend und herabströmte, ihm zurief: "Bringt das Pferd in den Stall und sprecht dann mit Isabeau drinnen im Haus!"
    Plichtbewusst stand der Mann daraufhin auf, sprintete zu dem Tor im niedrigen Holzzaun, wo ein Seil das Tor mit dem Rest des Zaunes durch eine einfache Schlaufe verband, welche er dann mit einer schnellen Bewegung vom danebenliegenden Zaunpfosten anhob, damit er daraufhin, mit wegen dem Regen zusammengekniffenen Augen, das Tor mit beiden Händen aus dem Matsch zog und es eilligst nach innen hin öffnete.
    Dankbar für diese Geste wartete Lendor noch ab, bis der Mann wieder unter sein Dach gehuscht war. Als nicht mehr die Gefahr bestand, den untersetzten Mann niederzureiten, gab Lendor Roter einen Tritt in die Seite und Ritt dann auf den Stall zu, der eigentlich nur eine weitere, aber dafür viel größere Überdachung auf der umzäunten Wiese war. Außer diesem Unterstand befand sich nur ein leerer Holzwagen auf dem Gelände. Roter ritt, wie es seine Art war, von alleine auf einen noch halbvollen Futtertrog zu, blieb stehen, beugte den Kopf nach vorne und fing dann an zu fressen. Das war das Zeichen dafür, dass Lendor jetzt absitzen konnte.
    Überrascht spürte der Bretone, wie hinter ihm etwas aus dem Sattel glitt. Hastig warf er einen Blick nach hinten, aus Angst, die Argonierin könnte vom Pferd gefallen sein, doch zu seiner Verwunderung war die Echse bei vollem Bewusstsein und mit unerwarteter Geschicklichkeit aus dem Sattel gestiegen. Lendor hatte eigentlich erwartet, dass sie schlief, weil sie seit ihrem Aufbruch von der "Schenke zum Schlechten Omen" kein einziges Wort gesagt hatte.
    "Wir müssen weiter..." sagte sie mit zittriger Stimme, wobei sie die Arme verschränkte, als ob ihr kalt sei, und Lendor laß ihre Worte mehr an ihren Lippen ab als dass er sie hörte.
    "Ehh, ja" stimme der Mensch ihr überrascht zu, wischte sich eine Strähne von seinen kurzen, braunen Haaren von der Stirn und stieg ebenfalls von Roters Rücken. Er warf einen Blick auf die Satteltaschen und dachte darüber nach, was sie zur sicherheit mitnehmen sollten. Kurz darauf griff er in die eine Tasche, um seinen Geldbeutel und in die andere, um etwas zu Essen herauszuholen. Anschließend brachen sie, nachdem Lendor für den Stall gezahlt hatte, zum Torhaus auf.

    Verdutzt blieb der Bretone trotz des Regens neben dem geistesabwesenden Wachmann stehen. Der Kaiserliche trug einen dicken hellbraunen Mantel, die Kaputze über dem Helm tief ins Gesicht gezogen, und man konnte ihn nur durch das Wappen auf seinem Schild als Wache erkennen. Der Boden des grünen Randes, der den springenden Hirsch, das Wappen der Grafschaft Bravil, umrahmte, war in der dunkelheit nur schwer auszumachen und schon fast ein wenig im Matsch versunken, weil der Wachmann die Schutzwaffe als improvisierte Stütze nutze. Ansonsten starrte er nur auf seine Füße und schien Lendor und die Argonierin nicht zu bemerken, und wenn er es tat, ließ er es sich nicht anmerken.
    Jedoch war Lendor die Wache nicht so wichtig, wie dass, was er hinter ihr sah: Die Insel, auf der Bravil stand, war mit dem Festland nur über eine alte, im Wind schaukelnde Hängebrücke verbunden. Unsicher darüber, warum er das alles tat, machte der Bretone einen Schritt auf die Brücke und hielt sich mit einer Hand an dem Seil fest, dass als Geländer diente.
    Langsam setzte er dann einen Fuß vor den Anderen. Unter ihm schlug das Wasser, das zwischen Insel und Festland hindurchfloß und von den immer stärker werdenden Windböen aufgepeitscht wurde, mit lautem und furchteinflößendem Getöse gegen die abgeschliffenen Felsklippen auf beiden Seiten. Vor ihm erhob sich eine Mauer aus Dunkelheit und Regen, und nur eine im Wind flackernde Fackel beim Torhaus auf der anderen Seite und der Lärm unter seinen Füßen erinnerten den jungen Bretonen daran, dass es am Ende der Brücke eine Insel gab. Eine Windböe erfasste die Brücke und brachte sie zum Schwingen, woraufhin Lendor sich fluchend an das Geländer klammerte. Als die Brücke wieder zum Stillstand kam, richtete er sich vorsichtig auf und starrte auf die Fackel auf der anderen Seite. Den Blick auf das Licht heftend kämpfte er die Angst nieder, die sich in ihm breitmachte, nahm dann seinen Mut zusammen und traute sich daraufhin, aufrecht im normalem Schritttempo weiterzugehen. "Ich werde nicht runterfallen. Die Brücke wird halten, und ich werde nicht jämmerlich ertrinken oder von den Felsen zerschmettert werden..."
    Als er dann wieder festen Boden unter den Füßen spührte, stieß er einen erleichterten Seufzer aus. Die Müdigkeit, die er verspührt hatte, war komplett verflogen und einem Gefühl der Aufgeregtheit gewichen. Kurz darauf drehte Lendor sich um, um nach seiner Begleiterin Ausschau zu halten. Wie es sich herausstellte, war sie dicht hinter ihm, die Kapuze, der Wache gleichtuend, ins Gesicht gezogen und immer noch mit verschränkten Armen. Sie schien noch nichteinmal den Arm ausgestreckt zu haben, um sich abzustützen. Überrascht sah er sie an, verfluchte noch einmal die Hängebrücke und betrat wenige Augenblicke darauf die Stadt.

    Schnell hatte er die erste Herberge gefunden. Gleich links vom Tor stand das "Silberheim auf dem Wasser", ein mehrstöckiges Wohngebäude aus alten, schlecht gezimmerten Holzbalken, an dessen Seiten und Herbergenschild das Wasser herablief. Trotz des Regens schlugen Lendor tausende übelkeitseregende Gerüche entgegen und ihm stiegen tränen in die Augen. Eillig, um dem Regen und dem überwältigendem Gestank zu entkommen, betrat er zusammen mit der Argonierin die Herberge und konnte sich deswegen keine Eindrücke von der Straße machen, außer dass sie von weiteren Holzgebäuden flankiert wurde und eher wie ein sehr breiter, mit kleinen Steinen bestreuter Trampelpfad aussah, auf dem sich das Regenwasser in Pfützen sammelte und der nur spärlich von Fackeln beschienen wurde.

    Lendor hatte vor seiner Abreise aus Cheydinhall den "Stadtleitfaden für Bravil" von Alessia Ottus gelesen. Richtig gute Informationen konnte man in ihren Büchern nicht erwarten, das war allgemein bekannt, denn die Autorin war streng gläubig und in all ihren Werken schwang Propaganda für den Kaiserlichen Kult mit. Über "das Armenhaus Cyrodiils" hatte sie geschrieben, das dass "Silberheim auf dem Wasser" die beste Absteige der Stadt war, und zu Lendors Erstaunen hatte sie recht behalten.
    Im gegensatz zur Fassade befand sich das Innenleben der Herberge in gutem Zustand. Kerzen erhellten den Raum mit warmen Licht und der Bretone hörte irgendwo ein Feuer prasseln. Der Sturm aus miefigen Gerüchen war durch eine solide Tür und geschloßene, mit dicken Scheiben versehene Fenster ausgesperrt. Links von ihm führte eine robust aussehende Holztreppe nach oben, sonst führte der längliche Raum nur geradeaus, wo er, nachdem die Treppe oben ankam, breiter wurde, um Platz für einen Tisch mit Stühlen, eine Feuerstelle und eine Theke zu schaffen. Außerdem hingen hier und dort noch einige Bilder mit underschiedlichen Motiven.
    Der Tresen war aus dunklem, edel aussehendem Holz hergestellt, dass sich deutlich von dem Holz, aus dem die Wand und der mit Teppichen belegte Boden gemacht waren unterschied. Ein Hochelf mit hellbraunen Haaren und sauberem braunen Wams, offenbar der Besitzer, stand hinter der Theke und sah zu Lendor und der Argonierin auf, nachdem die beiden das Gasthaus betraten.
    Schnell sprang er von seinem Stuhl hinter der Theke auf und rief mit einem warmen Lächeln: "Ah, Gäste! Wilkommen im Silberheim auf dem Wasser! Wollt ihr ein Zimmer mieten?"
    Lendor sagte: "Zwei Zimmer, um genau zu sein", und ging mit vor Nässe schweren Schritten auf den Altmer zu.
    Bevor er an der Theke ankam, trat ein Ork, ebenfalls in ein braunes Wams gekleidet, von hinter der Treppe zwischen ihn und sein Ziel und blickte bedrohlich auf ihn herrab.
    Abwehrend hob Lendor instinktiv die Hände und machte einen Schritt nach hinten.
    "Ist schon in Ordnung, er ist ein Gast!" hörte der Bretone den Hochelfen von hinter dem Ork rufen.
    "Ahso!" Die Mine des Orks hellte sich auf und er machte den Weg frei. Vorsichtig drückte Lendor sich an dem muskelbepackten Hauergesicht vorbei und nachdem er dem Ork einen unwillkürlichen Blick über die Schulter zuwarf, sprach er den Hochelfen an: "Wie gesagt, zwei Zimmer. Für eine Nacht, wie viel wollt Ihr dafür?"
    "30 Septime pro Zimmer. Frisches Bettzeug und ein Laib Brot sind mit eingeschloßen."
    "60 Septime?" fragte Lendor ungläubig. Im Gegensatz zur Schenke "Zum Schlechten Omen", wo er für beide Zimmer nur 20 Münzen Zahlen musse, war das ein recht hoher Preis.
    "Ja, 60. Aber der Preis wird sich in Zukunft ändern, ich brauche nicht mehr viel Geld um meine Schulden beim Grafen zu bezahlen. Das Gebäude hier war schon vorher da und eigentlich recht billig, aber gute Türen, Möbel und Schlößer sind leider sehr teuer, von den ganzen Lizensen mal abgesehen..."
    "Könnt Ihr nicht das Brot weglassen und uns die Zimmer billiger geben?" versuchte der Bretone nach kurzer Überlegung den Preis herunterzufeilschen.
    "Hmm..." antwortete der Altmer nur, und nach einer Pause fügte er hinzu: "Ja, ja das könnte Ich. Aber nur zur Ausnahme. Die Zimmer würden dann aber zusammen immer noch 50 Septime kosten. Günstiger kann ich sie nicht vermieten."
    Erleichtert darüber, dass er 10 Septime gerettet und damit einen eher fragwürdigen Sieg errungen hatte, nickte er zufrieden: "Gut, dann 50 Septime, hier." Schnell zog er an den kleinen Schnüren seines Geldbeutels und kramte die Münzen daraus hervor. Der Geldbeutel selber war in den Satteltaschen trocken geblieben und von ihrem Weg von den Ställen bis in die Herberge nur ein wenig eingeweicht.
    Zeitgleich hatte der Altmer sich umgedreht, um zwei Schlüßel von ihren Haken an der Wand hinter ihm zu nehmen, an denen jeweils ein Pergament mit einer Nummer hing. "Übrigens", fing er an, "mein Name ist Gilgondorin! Wenn Ihr etwas zu Essen, zu Trinken oder noch eine Nacht länger hierbleiben wollt, sagt mir bescheit. Wenn Ihr Ärger mit anderen Gästen habt, redet mit Kurdan da drüben," er deutete auf den Ork, der Lendor zuvor den Weg versperrt hatte und der jetzt auf einem gemütlich aussehendem Holzstuhl am Kamin saß. Außer Lendor, der Argonierin und Gilgondorin war der Ork der einzige im Erdgeschoß. "Er ist soetwas wie ein persöhnlicher Wachmann. Nicht, dass das wirklich notwendig wäre, es ist auf keinen Fall gefährlich... in... diesem Stadtteil! Egal, wilkommen in Bravil, ich wünsche euch noch eine gute Nacht. Schlaft gut!"
    Lendor bedankte sich, nahm die Schlüßel entgegen und ging auf die schweigende Argonierin und die Treppe zu, als er sich dann an etwas erinnerte: "Ah, Gilgondorin, könntet Ihr mich bitte Morgen Früh wecken?"
    "Natürlich, natürlich!" sagte Gilgondorin und sah ihnen freundlich lächelnd hinterher, als sie die Treppe erklommen.

    Oben reichte er der Argonierin den Schlüßel mit der Nummer "3" und einen Teil des Proviantes, der aus einem Laib Brot und ein paar Streifen getrockneten Fleisches bestand. Zögerlich nahm sie beides entgegen und wand sich ohne Worte zu ihrem Zimmer um. Nach kurzer Überlegung rief er ihr "Gute Nacht!" hinterher, aber erhielt keine Antwort, sie hatte bereits ihr Zimmer aufgeschloßen und war darin verschwunden. Kopfschüttelnd hob er den Schlüßel in seinen Händen auf Augenhöhe und betrachtete die Ziffer. Eine geschwungen geschmiedete "1" aus Messing, die durch Nägel an der Tür befestigt war, zeigte ihm, dass er bereits vor seinem Zimmer stand. Der Adrenalinstoß, den er durch den Schock auf der Brücke erhalten hatte, verlor seine Wirkung und er fühlte sich wieder so müde wie zuvor. Die Lederrüstung hatte den Regen gut abgehalten, aber die Nässe, die er an Kopf, Hals, Hand- und Fußgelenken verspürte verstärkte nur das Gefühl der Erschöpftheit, von dem langen Ritt tat ihm sein Rücken und sein Gesäß weh. Es wurde wirklich Zeit für ihn zu schlafen.
    Nachdem er sein Zimmer, ein kleiner, aber recht kompfortabler Raum mit einem niedrigen Schrank, einem kleinen Stuhl und einem gemütlich aussehendem Bett, betreten hatte, legte Lendor den Rest des Essens auf den Schrank, streifte seine komplette Rüstung ab, zog sein am Kragen nasses Hemd und die graue Stoffhose aus und legte sich dann ins Bett. Es war weich und warm, viel kompfortabler als sein eigenes in der Kaserne von Cheydinhall oder das Bettzeug in der Schenke "Zum Schlechten Omen". Bald schon versank er in einem ruhigen Schlaf.

    Am nächsten Morgen wurde er von einem Klopfen an der Tür geweckt. Gilgondorin schien sein Versprechen gehalten zu haben. "Ich bin wach, danke!" rief er und das Klopfen hörte auf, gefolgt von gut hörbaren Schritten von der Tür weg. Zu seiner eigenen Überraschung fühlte sich Lendor erneut ausgeschlafen und die Muskelkater, die er durch das lange Reiten erleidet hatte waren auf eine leicht verträgliche Stufe abgeschwächt.
    Er zog seine wieder trockene Kleidung und seine Lederrüstung an, band sich seinen Schwertgürtel um, brach sich ein Stück Brot ab, nahm einen Streifen des Fleisches und ging anschließen hinunter in den Schankraum. Außer dem dösenden Ork und Gilgondorin befand sich hier nur ein Lendor unbekannter Bosmer in Fellkleidung, der am Feuer saß und in einem Buch las.
    "Guten Morgen!" begrüßte der Hochelf den Bretonen. "Habt ihr Hunger?"
    Lendor machte eine wegwerfende Handbewegung, hob die Nahrungsmittel in seiner Hand und sagte: "Nein, danke, ich habe mein eigenes Essen." Kurz zögerte er, doch dann fragte er den Altmer: "Gilgondorin, kennt Ihr vielleicht einen Nord namens Turgar Silberstahl?"
    Überrascht dachte der Hochelf nach und nickte dann: "Ja, ich glaube er wohnt irgendwo im Süden der Stadt, also vom Torhaus aus rechts. Eine zweistöckige Hütte, er lebt im Erdgeschoß, jetzt weiß ich´s wieder, hat seine Fenster vernagelt... aber wieso- ach, vergesst es, es geht mich nichts an! Seit aber gewarnt. Ich habe Gerüchte gehört, dass dieser Nord viele Probleme mit den vielen Banden hier hat. Und solche Probleme sind leider ansteckend. Überhaupt solltet Ihr auf den Straßen aufpassen, die Kathedrale und das Silberheim sind die einzigen wirklich sicheren Orte in Bravil!"
    "Oh. Danke, ich werde es mir merken! Ach, und.. Die Argonierin mit der ich hergekommen bin..." fing Lendor vorsichtig an, "Passt auf, dass sie Nirgendwohin wegläuft. Eh, nicht, dass ich sie gefangen hallte, aber sie ist ein wenig verwirrt und ich habe ihr versprochen, sie nach Leyawiin zu bringen". Gilgondorin musterte ihn einschätzend, woraufhin Lendor noch rasch hinzufügte: "Ihr habt selbst gesagt, wie gefährlich Bravil ist, und Ihr müsst auch keine Gewallt einsetzen, versucht sie nur dazu zu Überreden, dass sie hierbleibt!"
    Nach langer Überlegung zuckte Gilgondorin mit den Achseln und sagte: "Die anderen Stadtteile. Und ja, in ordnung, ich werde versuchen sie zum Bleiben zu überreden, falls sie gehen will. Wann wollt Ihr denn zurückkommen?"
    Erleichtert darüber, dass der Hochelf ihm diesen zweiten, höchst seltsamen Gefallen nicht ausschlug sagte Lendor: "Ich weiß es noch nicht, Heute Abend spätestens. Und danke!"
    "Es ist kein Problem für mich, ich stehe sowieso den ganzen Tag hier. Seid Ihr sicher, dass Ihr nichts zu Essen kaufen wollt? In Bravil findet Ihr sonst nur billigen Fraß den irgendwer von den Wänden gekratzt oder aus dem Kanal gefischt hat!"
    Lachend schüttelte Lendor den Kopf und verließ die Schenke.

    Vor der Tür streckte der Bretone sich kurz und nahm sich Zeit, seine Umgebung genauer zu betrachten. Wie am vorherigen Tag regnete es, jedoch fiel der Niederschlag nur als Nieselregen auf die Straßen und Dächer Bravils und die Wolken färbten den Himmel in ein helles Grau. Die groben Gerüste aller Gebäude waren aus den gleichen abgenutzten und teils schon grün angelaufenen Holzpfeilern gebaut. Die Wände der meisten schienen nur aus dünnen Brettern zu bestehen, die sich ebenfalls in einem miserablen Zustand befanden und auf manchen Häusern stapelten sich bis zu drei Stockwerke. Es gab Treppen, die nach oben führten und breite Holzplanken, die die Balkone der oberen Stockwerke miteinander verbanden und somit ein eigenes Straßennetz für sich schufen.
    Die bodenbasierende Hauptstraße, die vom Tor Weg und zur Kathedrale, die viel größer war als alle Häuser, die in Lendors Sichtfeld standen und deswegen gut zu sehen war, führte und dort endete, hatte kein Pflaster. Stattdessen war ihre Erde mit Steinen und Kies vermischt, was jedoch nicht verhinderte, dass sich dort Pfützen bildeten. Die Nebenstraßen bestanden nur aus Erde und waren nach dem gestrigen Regenfällen stark vermatscht. Dies schien die ärmlich gekleideten Einwohner jedoch nicht zu stören. Es war noch recht frisch und warscheinlich erst früher Morgen, doch die Straßen waren schon belebt. Menschen und Mer versuchten, den Pfützen auszuweichen, hatten aber anscheinend auch keine Angst davor, einen Fuß in das braune Wasser zu setzen, wenn es sein musste.
    Ein Rudel aus verschiedenrassigen streunenden Hunden überquerte die Straße und hier und da erblickte der Bretone eine Katze umherstreifen.
    Auf Lendor wirkte das alles sehr fremdartig, denn selbst wenn Cheydinhall ebenso ein Sumpf des Verbrechens war wie Bravil, schaffte seine Heimstadt es doch, alles hinter einer schönen Fassade, gepflegten Grünanlagen und gut gepflasterten Straßen zu verbergen.
    Nachdem er sich seiner Meinung nach genug umgesehen hatte, machte er sich auf den Weg. Die Gerüche verdarben ihm den Apetit und er entschied, später zu essen. Er ging am großen Torhaus vorbei, an dem zwei heruntergekommen wirkenden Wachmänner standen, die ihre Hände mistrauisch auf den Knäufen ihrer Schwerter ruhen ließen und ihn wortloß musterten, als er sie passierte. Lendor folgte dem matschigen Weg in richtung Süden, an der großen Mauer entlang, auf der wegen der Höhe von unten nicht sehbare, aber durch ihre Gespräche hörbare Wachen patroullierten. Bald schon kam er bei dem Haus an, von dem er dachte, dass es das richtige war. Zwar hatten viele der Häuser- warscheinlich aus Einbruchgefahr, so dachte sich Lendor- geschloßene Fensterläden, aber der erste Stock von diesem hier war in der Häuserreihe das einzige mit zugenagelten Fenstern. Gespannt darauf, was ihn wohl erwarten würde, klopfte er an die Tür. Hinter der Wand rumpelte etwas und Schritte waren zu hören. Dann ging die Tür einen Spallt breit auf und gab den Blick auf ein einzelnes dunkelbraunes Auge in der Hälfte eines bärtigen Nordgesichtes frei, dass ihm sofort eine Frage entgegengrunzte: "Was wollt Ihr?"
    Es dauerte einen Moment, bis Lendor antwortete: "Verzeiht, aber wohnt hier vielleicht ein Turgar Silberstahl?"
    Die Tür schlug augenblicklich vor seiner Nase zu und nachdem er seine Verblüffung abgeschüttelt hatte, hörte Lendor Schritte, die drinnen von der Tür weggingen und dann wieder zurück kamen. Vor dem Eingang verstummte das Stampfen und unvermittelt riss der Nord die Tür auf.
    Geschockt sprang der Bretone einen Schritt zurück, mit der einen Hand am Schwertgriff. Der Nord stand mit einer Eisenplatte vor der Brust und mit einer gewalltigen, zweischneidigen Axt in der Tür. In seinem rot angelaufenen Gesicht stand der Zorn geschrieben und er fing an zu brüllen: "Verdammt nochmal! Ich werde euch verdammten Hunden und euren Zwingern keinen einzigen Septim zahlen! Eher sterbe ich, das habe ich den zerhackten Überresten deines Vorgängers auch schon gesagt!" Der Nord hob die Axt an und machte brüllend anstalten, sie mit vernichtender Wucht gegen Lendors Kopf zu schwingen.
    Eillig sprang der Bretone einen zweiten Schritt zurück und rief das erste das ihm einfiel: "Garrus Darellion! Garrus Darellion!"
    Bevor die Axt niedersaußte, hielt der Nord inne. "Garrus? Woher kennt Ihr ihn?"
    Verzweifelt nach diesem Strohhalm greifend stammelte Lendor drauflos: "Wachmann! Ich bin Wachmann in Cheydinhal! Garrus ist mein Vorgesetzter! Ich komme in seinem Auftrag!"
    Ungläubig mussterte der Nord ihn, wobei er wegen seiner Größe auf ihn herrabsah. "Die Stadtwache von Cheydinhal in Bravil? Willst du mich für dumm verkaufen?"
    "Nein!" rief Lendor, dem jetzt bewusst wurde, dass der Nord gute Gründe dafür hatte, ihm nicht zu glauben und wie lächerlich er sich anhörte. Was hatte eine Wache aus Cheydinhal in Bravil zu suhen? Eine ganze Grafschaft trennte die beiden Städte voneinander, wenn man das Hoheitsgebiet der Kaiserstadt denn als Grafschaft zählen konnte.
    Überraschenderweise ließ der Nord die Axt jedoch wieder sinken und knirschte mit den Zähnen. "Verdammt. Ich hätte nie gedacht, dass Garrus den Gefallen wirklich einlösen will..." Der Hüne guckte sich nach rechts und links um, und als er merkte, dass ein arm anmutender Rothwardon sie beide anstarrte, brüllte er ihm zu, er solle verschwinden, wobei er wild mit seiner Axt fuchtelte. Als der Gaffer verscheucht war, richtete der Nord seinen Blick wieder auf Lendor: "Komm herein. Dann erzählst du mir erstmal, was Garrus von mir will und was du hier zu suchen hast!"

    Im inneren des Hauses war es dunkel, denn das Licht von draußen viel nur gedämpft und in kleinen Strahlen zwischen den Brettern der vernagelten Fenster hindurch. Es gab nur ein Zimmer, in dem ein Tisch mit drei Stühlen, von denen einer einer anderen Bauweise entsprang, einen hohen Schrank, hier und da ein paar kleinere Komoden und ein Bett, das nur teilweise von einem groben Leinentuch verborgen war, dass von zwei Holzstäben gehalten wurde und als provisorische Wand diente. Sanitäre Einrichtungen gab es nicht. Mit großen Schritten durchmaß der Nord den Weg zum Tisch und machte es sich auf einem der Stühle bequem, die Axt griffbereit gegen die Sitzgelegenheit gelehnt. "Komm, setz dich!" Lautlos sprang eine schwarze Katze auf den Tisch, beäugte Lendor und rollte sich dann zusammen. "Verdammt!" schrie der Nord, "Runter vom Tisch!" Nachdem die Katze sich nicht rührte, sondern ihn nur teilnamslos ansah, hämmerte der Nord mit der Faust auf die Tischplatte. Unbeeindruckt blieb die Katze liegen und schloß die grüngelben Augen um zu dösen. Verärgert schnaubte der Nord und drehte sich zu Lendor um. "Dieses Vieh treibt mich noch in den Wahnsinn! Jetzt komm schon, nimm dir ´nen Stuhl!"
    Die Katze schien ganze Arbeit geleistet zu haben. "Bei den Neun, was ist das für ein Verrückter?" Wie geheißen setzte Lendor sich auf den nächstbesten Stuhl und rang sich dazu durch, die Stimme zu erheben: "Eh, ja, also... Garrus schickte mich, um..." Plötzlich beschlichen ihn zweifel. War sein Gegenüber überhaupt Turgar Silberstahl? Nicht, dass er jetzt einem der Banditen, die den Zug aus Wagen überfallen hatten, erzählte, dass er hinter ihm her war. "Ihr seid doch Turgar, oder?" Die Frage hörte sich ziemlich dumm an und Lendor verspürte deswegen ein beklemmendes Gefühl.
    Der Nord lachte laut auf und grinste breit. "Natürlich bin ich Turgar! Turgar Silberstahl, wie er leibt und lebt!"
    Seltsamerweise reichte dies dem Bretonen und beruhigt mussterte er den Nord: Seine blonden Haare waren kurzgeschoren und standen deswegen im Gegensatz zu seinem verfilzten Bart, der auf dem Kinn im wettergegerbten Gesicht wild in alle richtungen wuchs. Außerdem war es klar zu sehen, dass seine große Knollennase schon mehrmals gebrochen war. Das Hemd aus verblichener, roter Wolle, dass er unter der eisernen Platte, die mit Riemen aus sprödem und rissigem Leder an seinem Oberkörper gehalten wurde, trug, wies mehrere Löcher und geflickte Stellen auf.
    "Garrus schickt dich, um...?"
    "Er schickte mich los, um einen überfallenen Wagenzug auf der Straße zwischen Bravil und Leyawiin zu untersuchen, der warscheinlich mit illegaler Wahre beladen war. Und er sagte, ich sollte Euch einen Besuch abstatten, wenn ich hier vorbeikomme..."
    Erneut lachte der Nord: "Tjaha! Da hast du aber Glück gehabt, dass der alte Garrus dich zu mir geschickt hat!"
    Fragend sah Lendor ihn an. Der Nord wollte offenbar eine dramatische Pause vor seinem nächsten Satz haben: "Es ist nähmlich so, dass ein paar... sagen wir mal... Bekannte von mir sind erst kürzlich an ebendiesen Wagen vorbeigekommen sind! Sie haben mir ihre wunderbaren neuen Stiefel und Waffen gezeigt, die sie von dem Haufen toter Orks mitgenommen haben. Sie sagten auch, dass es dort keine Pferde gab, und die Wagen waren nur mit Nahrungsmitteln und diversen Haushaltswahren gefüllt. Nichts wirklich Wertvolles, denn wie ich meine Bekannten kenne, hätten sie laut damit herumgeprahlt. Das währe für dich jetzt eigentlich entmutigend, aaaber..." Turgar machte eine zweite Pause. "Aaaber, du hast verdammtes Glück, dass ich mich ein wenig schlau gemacht habe! Ich bin nunmal eine etwas neugierige Persöhnlichkeit und ein Haufen Orks in Stahlrüstung bewacht nicht einfach irgendwelchen Krimskrams! Und ganz zufällig habe ich mitbekommen, dass vor ein paar Tagen eine Gruppe von Kajiiten mit einem Wagen, dessen Ähnlichkeit mit den Wagen des Zuges von einem meiner Bekannten später bestätigt wurde und der mit Kisten beladen war, in Bravil angekommen ist. Ein Bettler, den ich kannte, hat gesehen, wie sie die Kisten durch die Stadt geschleppt haben, offenbar war er der einzige, es war mitten in der Nacht und wie üblich regnete es. Naja, der Bettler wollte mir aber nicht ohne Bezahlung verraten, wo sie die Kisten hingebracht haben, und leider ist ebendieser Bettler gestern an der Braunen Fäule gestorben. Oder an den Symptomen. Egal. Naja, das war jetzt alles, was ich weiß. Die Kajiiten musst du schon selbst finden."
    Lendor brauchte eine Weile um die Informationen zu verarbeiten und als er sich dann bedanken wollte, stöhnte Turgar Silberstahl auf.
    "Na gut! Verdammt, Garrus, warum musst du den zweiten Gefallen auch noch einlösen? Ich werde dir helfen, die Kajiiten zu finden! Ja, triff mich in ´ner Stunde im "Einsamen Freier", falls du weißt, wo das ist!", dann wand er den Blick auf die Katze, die auf dem Tisch schlief und blickte drein, als würde er sie für alles verantwortlich machen.
    Nachdem lange nichts gesagt wurde, stand Lendor schließlich auf und verabschiedete sich. Er wollte so schnell wie möglich aus dem Haus des Nordmannes herraus. Turgar selbst schien sympatisch zu sein, doch etwas ließ den Bretonen sich unbehaglich fühlen. Vielleicht war es die Angst, dass der Nord seine meinung plötzlich ändern und dann mit der Axt auf ihn eindreschen könnte.

    Nach kurzer erkundigung bei einem Stadtbewohner, die ihn weitere 5 Septime kostete, fand Lendor schließlich die "Einsamer-Freier-Unterkunft". Mit dem Überqueren der Hängebrücke über dem Kanal hatte er eingige Schwierigkeiten gehabt. Hängebrücken traute er in der Regel nur, wenn sie sich als stabil erweisten. Die Brücke über dem Kanal sah zwar nicht stabil aus, aber er konnte sich dazu durchringen, eine Überquerung zu wagen. Das größere Problem war der unglaubliche Gestank, der dem verdreckten Gewässer unter seinen Füßen entsprang. Glücklicherweise wurde die Brücke von vielen Leuten benutzt, weswegen Lendor immer weiter gedrängt wurde und deswegen gerade noch rechtzeitig aus seiner angeekelten Starre gezwungen wurde, sodas er sich nicht übergab.
    In der Schenke war der Mief nur teilweise ausgesperrt und vermischte sich mit dem seiner ärmlichen Besucher. Auf Abstand von den anderen Gästen bleibend war er dabei, sich auf den Thresen zu zubewegen, als ihm eine Gestallt, die alleine an einem Tisch saß und aus einem großen Zinnbecher trank ins Auge sprang. Die in Sachen Qualität im krassen Gegenteil der Rüstungen von anderen Besuchern stehende dunkle Stahlrüstung mit der dicken Halsberge aus gut gearbeiteten Ketten zeichneten den Kaiserlichen eindeutig als Mitglied der Legion aus. Dazu kamen das runde Gesicht, die kurzen Haare und die kleinen Augen und Lendor wurde schnell klar, dass er Pelelus, den Legionärsfreund von Gergius vor sich hatte. Große Lust dazu, mit ihm zu reden verspürte Lendor nicht, doch ihn interresierte, wie es um die Verstärkung für Gergius und die Schenke "Zum Schlechten Omen" stand.
    Als er den Tisch erreichte, hob der Legionär den Kopf und grinste breit, als er ihn erkannte: "Ah! Ihr! Wo ist denn Eure Echsenfreundin?"
    Die Stimme des Kaiserlichen klang provokant und Lendor zwang sich dazu, sich zurückzuhalten. Er setzte sich gegenüber von Pelelus auf den dort stehenden Stuhl und fragte: "Guten Tag, Pelelus. Ich möchte Euch von Gergius fragen, wann die verstärkung kommt. Er wird nicht lange ganz allein dort am Höllentor aushalten."
    Von dem plötzlichen Themenwechsel überrascht ließ Pelelus sein unverschämtes Grinsen fallen und wurde sehr ernst. "Es wird keine Verstärkung geben! Ich werde auf keinen Fall welche holen!"
    Lendor kniff die Augen zusammen. Warum war es ihm nicht gleich seltsam vorgekommen, dass der Kaiserliche zum Verstärkungholen nach Bravil und nicht direkt zur Kaiserstadt geritten war?
    Auf Lendors Gesichtsausdruck antwortete der Kaiserliche mit einem Zittern in der Stimme: "Wenn die von der Legion mich finden, werden die mich an die Front versetzen! Gergius kann mich mal, ich gehe nicht wieder auch nur in die Nähe eines dieser Tore!"
    Unvermittelt wurde Lendor sehr wütend. Gergius, Manheim, Rufio und Minerva versuchten bei der Schenke durchzuhalten, mit einem Obliviontor direkt nebenan, in der Hoffnung, dass die Legion kommt und ihnen hilft. Gergius war der einzige von ihnen, der wirklich mit einer Waffe umgehen konnte, doch alleine konnte er die Horden aus Oblivion nicht zurückhalten. Ohne Hilfe würden sie bald überrannt werden, und dieser fette, feige Möchtegernlegionär, der eigentlich die erhoffte Hilfe holen sollte, verkroch sich in einer Schenke in Bravil und saufte fröhlich Bier! Er sprang vom Stuhl auf und schrie den Kaiserlichen an: "Gergius verlässt sich auf Euch, verdammt! Und Ihr verkriecht euch hier wie ein kleines Mädchen! Die Leute, die dort warten, werden Eurentwegen sterben, ist euch das Bewusst?! Wie könnt Ihr so... kalt und ehrlos sein?"
    Der Legionär sprang jetzt seinerseits auf, das Gesicht rot angelaufen und die Fäuste geballt, jedoch mit einer Spur von Überraschung: "Sollen sie doch zur Hölle fahren, allesammt! Und ihre Ehre sollen sie gleich mitnehmen! Ihr wart nicht in Kvatch, nein das wart Ihr nicht! Ist es Ehrenvoll, eine ganze Stadt auszulöschen und dutzende Familien mit ihr? Nein, die Daedra scheren sich nicht um Ehre, was sollte sie mir dann bringen, wenn sie mich zerfetzen wollen? Und kalt? Ihr könnt das Gegenteil von Geisteskrankheit nicht kalt nennen!"
    Lendor spührte die Blicke der anderen Gäste auf sich ruhen, was seiner Wut einen jähen dämpfer versetzte. Hatte er gerade nicht etwas überreagiert? Als Wache sollte er Streit schlichten und keinen anfangen. Den Kaiserlichen anzuschreihen, der sich doch nicht dazu entscheiden würde, der Legion bescheid zu geben, ergab wenig Sinn. Schließlich ließ Lendor sich wieder in seinen Stuhl zurücksinken und nach einem lautem Schnauben tat Pelelus es ihm gleich. Der Legionär vergrub das Gesicht in einer gepanzerten Hand und gab dann nach einer unangenehmen Pause im Flüsterton zu: "Verdammt, Ihr habt recht. Aber trotzdem, nichts wird mich dazu bringen, mich bei der Legion zu melden! Von mir aus könnt Ihr das tun, ich will nicht gegen die Daedra kämpfen."
    Schweigend saßen sich beide Männer so gegenüber, als Lendor schließlich versuchte, ein Gespräch anzufangen. Warum hatte dieser Mann vor ihm solche Angst vor den Daedra, von denen dem Bretonen nicht allzuviel bekannt war? Außerdem war dies eine Gelegenheit, mehr über die Geschehnisse in Kvatch zu erfahren:
    "Pelelus, Ihr sagtet Ihr wart in Kvatch, als es fiel?"
    Langsam sah der Kaiserliche auf und antwortete entgegen Lendors befürchtungen: "Bei Stendarr, nein! Zum glück nicht! Gergius und ich, wir waren Teil des Trupps, der nach der Errettung der Stadt aufräumen sollte. Die Trümmer nach Überlebenden und hinterbliebenen Daedra durchsuchen. Verdammt, ich hatte schon ein schlechtes Gefühl, als wir die ganzen Flüchtlinge gesehen haben!" Pelelus fixierte abwesend die Tischplatte und sein Gesicht verfinsterte sich, als er weitererzählte: "Ich hab es selbst nicht geglaubt, bis ich es gesehen habe! Der Platz vor der Mauer, wo früher einmal ein Stall und ein paar alte Hütten standen war verbrannt und komplett mit Asche eingedeckt. Die Mauer war Schwarz vom Ruß. Und da waren noch diese Stummel, die vom Obliviontor übrich waren. Den Überlebenden nach war es viel größer als die Anderen dieser verfluchten Portale und angeblich ist dort ein gigantisches stählernes Etwas herausgekrochen und ist über die Stadtmauer geklettert. Und es hat trotz des Regens überall nach verbranntem Fleisch gestunken!" Er schüttelte angewiedert den Kopf. "Dieser widerliche Gestank, er ist sogar viel schlimmer als der aus dem Kanal hier! In der Stadt selbst... Der Turm der Kathedrale ist umgestürtzt und trennte die Hauptstraße und den Platz in zwei Teile. Alle Häuser waren bis auf ihre Steinfundamente niedergebrannt, nur noch verkohlte Ruinen! Verflucht, wir mussten die Leichen in Reihen nebeneinanderlegen! Die Leute von der Stadtwache, die noch übrig und nicht allzusehr traumatisiert waren und noch arbeiten konnten, haben uns geholfen, uns zurechtzufinden. Die armen Schweine... Deine Stadt brennt ab und du musst noch durch die Ruinen stampfen, wo deine Nachbarn gewohnt haben und wo dein Leben in tausend Trümmer zerschlagen wurde! Sie haben kein Wort gesprochen mit uns, nur wenn es nötig war. Und diese ganzen verkohlten Leichen! Hunderte von ihnen! Auf der Straße, in den Ruinen, auf der Mauer, gebacken in Kellern! Die meisten konnte man weder Alter, noch Rasse oder Geschlecht zuordnen. Und dann haben diese Mistkerle vom Zensus und Steueramt unseren Offizieren Briefe geschickt, in denen sie uns befahlen, dass wir die Toten und die Überlebenden identifizieren sollen, damit sie wussten, welche Leute so bald keine Steuern mehr Zahlen würden! Nachher haben uns unfreiwillige Freiwillige, die auf der Goldstraße unterwegs waren geholfen, so dass wir längere Pausen einlegen konnten. Verdammt, ein paar von denen sind durchgedreht, sogar einer von uns! Mich hätt´s auch fast erwischt, ich wollte einfach nur weg von dort! Zu unserem Glück wurden ein paar von uns abgelöst, darunter Gergius und ich. Aber haben wir eine Schohnpause bekommen? Nein! Wir mussten auf den Straßen patroullieren, immer zwischen den Städten hin und her, mit dem Befehl jedes Tor zu melden, das wir finden und anschließend wieder in die Kaiserstadt zurückzukehren, um uns dort den Truppen anzuschließen!" Aufgeregt war er fast erneut aufgesprungen und sein Gesicht war bereits wieder rot angelaufen. Nachdem er sich beruhigt hatte, ließ er sich wieder in den Stuhl sinken. "Ich habe mich der Legion angeschloßen, weil es keine Kriege mehr zu führen gibt! Ja, es gibt politische Spannungen zwischen dem Kaiserreich und den Provinzen Morrowind, Schwarzmarsch und Elsweyr, aber das war nur eine art Schatten! Ja, und das ist der Grund, warum mich die Legion mal kreuzweise kann! Und warum ich so lange wie möglich einen großen Bogen um die Daedra machen werde. Und, warum ich mich die ganze Zeit über volllaufen lasse!"
    Erneut folgte eine Pause. Pelelus hatte mit solcher Inbrunst, Verachtung und solchem Bedauern gesprochen, dass Lendor ihm ohne weiteres glauben schenkte und jetzt bedauerte er, dass er unbedingt etwas über Kvatch herausfinden wollte. Zwar könnte man den Patroulliendienst als einen Versuch der Legion sehen, wenigstens ein Paar ihrer Soldaten eine Ruhepause von Kvatch zu gönnen, aber er wollte deswegen keinen weiteren Streit anfangen. "Also werdet Ihr hierbleiben und Gergius alleine lassen?"
    Der Legionär biss sich auf die Unterlippe und schien nachzudenken. "Ja. Auf keinen Fall geh ich da hin! Ich könnte aber einen Brief an meinen Hauptmann schicken. Warscheinlich werden die dort in der Kaiserstadt mit Meldungen von Tor-Sichtungen zugeschwemmt, aber vielleicht kann er dafür sorgen, dass jemand geschickt wird, um ihn und diese Hohlköpfe von Tavernenbewohnern da rauszuholen. Anschließend werde ich mir wohl ein Schiff oder ein Boot schnappen, bis vor die Küste rausfahren und die ganze Sache aussitzen. Ich habe noch nie von im Wasser lebenden Daedra gehört, und das hat glaube ich auch seine Gründe."
    Wenigstens hatte Lendor erreicht, dass der Kaiserliche bericht erstatten wollte. Doch diesem schien etwas wieder einzufallen: "Ein Problem gibt es aber: Ich habe zu wenig Geld um einen Kurier, geschweige denn eine Brieftaube zu bezahlen! Das Geld für mein Zimmer, das Essen und das Bier ist mir schon gestern ausgegangen. Ich werde mir wohl etwas erspielen müssen..."
    Lendor verstand sofort: "Ich werde euch eine Brieftaube bezahlen. Kommt morgen einfach beim "Silberheim auf dem Wasser" vorbei."
    Pelelus nickte: "Ja, das werd´ ich machen. Bis morgen." Anschließend stand er wortlos und mit hängenden Schultern auf und verschwand im Getümmel der Gäste, die ihr Interresse an den beiden Menschen schon verloren hatten, nachdem es nicht sofort zu Handgreiflichkeiten gekommen war.
    Als Lendor gekommen war, hatte er einen Feigling in Pelelus gesehen, doch jetzt sah er einen verzweifelten Mann gehen, der zuviel gesehen hatte, und nebenbei von Schuldgefühlen und warscheinlich auch von Alpträumen geplagt wurde.
    Als hätte er das verschwinden von Pelelus als Signal gedeutet, schob Turgar sich durch eine Gruppe von Besuchern durch und grüßte Lendor freundlich: "Da bist du ja! Wie versprochen habe ich meine Verbindungen spielen lassen und jemanden gefunden, der uns helfen kann, die Kajiiten zu finden!" Er machte einen Schritt zur Seite und Lendors Blick fiel auf den Mann, der zuvor hinter der gewaltigen Statur des Nords verborgen gewesen war. Die dunkelblaue Haut und die roten Augen machten deutlich, dass es sich um einen Dunkelelfen handelte. Er war mittelgroß, seine schwarzen Haare waren fettig und sein Gesicht, wie die Gesichter der anderen Gäste, verschmutzt. Er trug billige Wollkleidung, die sich nur in dem Punkt auffällig machte, dass sie quer über die Brust einmal genäht worden war und auch einige Löcher aufwies.
    "Dies ist Uradas "Großfürst" Ramori- ", setzte Turgar an, doch der Dunkelelf unterbrach ihn: "Ich habe dir schon gesagt, dass du mich nicht Großfürst nennen sollst!" sagte er und stieß dem Nord den Ellbogen unsanft in die Seite, bevor er weitersprach: "Und ja, ich werde euch helfen, diese Kajiiten zu finden!"
    Geändert von Kampfkatze2 (02.09.2011 um 01:07 Uhr)

  2. #2
    Da! Kritik ist erwünscht! Ich selbst finde diesen Abschnitt nicht so gut gelungen, für mich selbst fühlt er sich ein wenig... rausgeklatscht an, aber ich will trotzdem wissen, was ihr davon haltet!


    Zitat Zitat
    9. Kapitel

    Plötzlich verwandelten sich alle Passanten in dicke Streifen aus matter Farbe. Sie schienen auf einmal so schnell zu werden, als der Schmerz in Bros Kopf und Bein explodierte. Er wurde von einem überwältigendem Schwindelgefühl erfasst und stolperte hastig auf die nächste Hauswand zu, um sich abzustützen. Als er an der groben Holzwand eines kleineren Wohnhauses ankahm, schaffte er es noch, sich mit dem Rücken gegen das Holz zu werfen, bevor er verkrampft in eine Sitzposition abrutschte. Schweißperlen rannen ihm über die Stirn und knapp an seinen Augen vorbei. Sein Kopf fühlte sich wie ein geplatzter Kürbis an, seine Gedanken floßen schnell und hecktisch wie ein reißender Fluss und gleichzeitig langsam wie eine zähflüssige Masse. Es kam ihm vor, als wäre sein Bein an seiner Wunde gerissen, in zwei gespalten, nur dass er beide Seiten spürte. Bro versuchte mit halbgeschlossenen Augen nach hilfe zu rufen, doch es kam nur ein leises Flüsstern zwischen seinen bebenden Lippen hervor. Er merkte, dass die vorbeikommenden Menschen und Mer ihn bemerkten, kurz stehen blieben, um ihn abfällig oder neugierig zu mustern, und dann einfach weitergingen. Sein Herz schoß ihm in die Ohren, er fühlte seinen Pulls rasen und glaubte ihn fast schon zu hören. Sich krampfhaft windend rang er jetzt am Boden mit seinen Schmerzen, als die Pein ebenso unvermittelt verschwand wie sie gekommen war. Nur ein andauerndes Echo blieb noch zurück und vor Bros Augen wurde die Welt wieder klarer. Er setzte sich aufrecht hin, wobei er sich an der Wand hinter ihm ablehnte und nachdem sich sein Puls nach einer scheinbaren Ewigkeit wieder beruhigt hatte, richtete er sich voll auf, die Wand weiterhin als Stütze verwendend. Was, bei Oblivion, war gerade passiert?!
    Nachdem er sich von dem seltsamen Schock erholt hatte, versuchte er sich ersteinmal zurechtzufinden. In seinem Kopf und in seinem Bein pochte es noch, doch auch diese letzte, schwache Welle ließ langsam aber sicher nach. Es dauerte eine Weile, bis er die richtung wiedererkannte, aus der er gekommen war. Die Kajiiten zu verfolgen würde jetzt keinen Sinn mehr machen. Doch von wo er auf diese T-Kreuzung gelangt war, war wenigstens ein Anhaltspunkt, mit dem er etwas anfangen konnte. Er musste zurück zur Schenke und Senjo- nein, Serjo- die schlechte Nachricht überbringen bevor er wieder einen Schmerzanfall hatte, von dem Bro sich immer noch nicht sicher war, ob es sich um eine wiederkehrende Erscheinung handelte. Vorsichtig begann er mit kurzen Schritten, bei denen er die Belastbarkeit seines Beines prüfte. Nachdem er die beste Mischung aus Geschwindigkeit und Rücksicht auf seine Verletzung gefunden hatte, wurden seine Schritte größer und auch sicherer.
    Zu seinem Glück ging die Straße aus der er gekommen war nur geradeaus, und in nicht alzugroßer Ferne entdeckte er die Spitzen des Turmes der Kathedrale. Die Kathedrale war zwar recht groß, aber die Häuser um ihn herum waren viel zu dicht an ihm dran, und so verschwand der Turm wieder hinter einem der vielen Gebäude, aber die ungefähre Richtung hatte Bro sich einprägen können. Vom Platz vor der Kathedrale aus würde es ihm bestimmt nicht schwerfallen, den Weg zum "Einsamen Freier" zu finden.
    Schließlich erreichte er nach längerer Zeit die steinernen Stufen des Götterhauses. Wegen seinem Bein hatte er etliche Pausen einlegen müssen, und manchmal war er in eine Sackgasse gerannt, was dazu führte, dass er länger gebraucht hatte, als gehofft. Die Sonne stand bereits im spitzen Winkel zum Horrizont im Westen. "Aber wenigstens", so dachte er bei sich, "wurde ich nicht überfallen und ich seh die Schenke schon von hier aus!"

    Schneller als erwartet hatte er den Weg zum mehrstöckigen Gebäude zurückgelegt. Der Schmerz in seinem Bein schwangte in seiner Intensivität, jedoch wurde er nie so beißend, wie er es bei seinem Anfall erlebt hatte. Die Schenke war deutlich bevölkerter als zu der Zeit in der er sie verlassen hatte, um den Kajiiten hinterherzurennen. Überraschenderweise konnte er einen noch freien Stuhl in der Menge ausmachen. Als er ihn erreicht hatte, setzte er sich und atmete erleichtert aus, als er die Belasstung von seinem Bein nahm. Aber wie lange würde er auf Serjo warten müssen? In gedanken korrigierte er sich wieder und kehrte anschließend zu seinen Überlegungen zurück: "Senjo, nicht Serjo! Haben wir eine Treffzeit, geschweigedenn einen Treffpunkt ausgemacht?" Bestimmt würde der Maskierte ihn hier, im "Einsamen Freier" treffen wollen, aber völlig sicher konnte er auch nicht sein. Aber wo sollte er auch hingehen? Außer dem "Einsamen Freier" hatte er kein Gebäude in Bravil von innen gesehen, sogar die Stallungen hatte er nicht benutzt, um Geld zu sparen. Das Pferd, das Bro bei seiner Flucht aus Grenzburg gestohlen hatte, lief jetzt bestimmt irgendwo im Wald vor Bravil herum und suchte Schutz vor dem immerwährenden Regen. Und jetzt wurde er auch hungrig, er hatte nur am Morgen gegessen. Er gab es ungern zu, aber was das Geld anging, war er von Senjo abhängig. Oder war es Serjo? Warum hatte er solche Probleme mit diesem Namen?
    Minute um Minute verstrich, und als Bro es nicht mehr aushielt, zu warten, machte er sich auf zum Thresen. Der Wirt von heute Morgen war nicht da, offensichtlich gab es einen Schichtwechsel. Jetzt stand ein für Bro weniger sympatisch aussehender Rothwardone hinter der Theke und nahm gerade eine Bestellung auf, die er zur Gehilfin hinter ihm weiterleitete, als er den Ork bemerkte und ihn mit seinen dunklen Augen fixierte. "Was solls sein, Großer?"
    Bro schüttelte verneinend den Kopf und stellte klar, was er wollte: "Kennt Ihr zufällig einen Serjo? Er trägt eine Maske, nicht schwer zu übersehen! Ist er hier irgendwo?"
    Zu Bros Verwunderung lachte der Rothwardone laut auf. "Serjo? Was bist du, irgendein Sklave aus Morrowind der seinen Meister sucht, weil er nicht selbstständig denken kann?"
    Verwirrt blickte der Ork den Rothwardonen an. Er hatte ihn offensichtlich beleidigt, aber wie kam der Mensch auf Morrowind und Sklaven? Und vor allem, wie kam er auf "Meister"? Offensichtlich war aber, das "Serjo" nicht wirklich Serjo hieß. "Ihr versteht mich falsch. Bis jetzt wusste ich noch nicht einmal, das Serjo kein echter Name ist." gab er Ork zu. Er registrierte eine Bewegung links von sich und drehte sich in diese Richtung. Ein älterer, dunkelrothaariger Kaiserlicher mit zerfranztem Backenbart hatte sich zu ihm vorgebeugt. Seine Augenlider bewegten sich unaufhörlich und er zitterte leicht. "Hör zu, Grünchen," fing er mit seiner rauchigen Stimme an, "Leute wie dich mögen wir hier nicht! Morrowind ist ein scheiß Land, das nur von diesen rotäugigen Spitzohren bewohnt wird, die sich andere Rassen als Sklaven halten und falsche Götter anbeten! Geh zurück dahin, wo du hergekommen bist, oder ich- ich- ich werde dir B- Beine machen!" Zu den letzten, gestotterten Worten bewegte er noch schwungvoll seine Hand, wobei er den Zeigefinger ausstreckte. Hätte er ihn nicht gerade bedroht, und würden nicht gerade alle Köpfe seiner Sitznachbarn sich zu ihnen umdrehen, hätte Bro die Worte des Menschen witzig gefunden. Doch zu schnell füllte sich die Luft mit Spannung, als die offensichtlichen Freunde des Kaiserlichen, eine Gruppe von sechs Mann, diesem ihre Zustimmung gaben. Sie alle waren Menschen, zwei von ihnen Rothwardonen, ein Nord und drei andere Kaiserliche. Sie ließen Rufe wie: "Zurück zu deinem Tribunal!" oder "Geh zurück zu deinem Sklaventreiber!" von sich vernehmen. Einer, der breitschultrige Nord, machte schließlich einen Vorschlag. Er tippte dem Rothaarigen auf die Schulter: "Wie wärs, Tullus, wenn wir ihm zeigen, dass Feinde des Kaiserreiches auf dieser Seite des Kanals nichts zu suchen haben?"
    Bro war bei genug Schlägereien gewesen, um zu wissen, was gleich geschehen würde. Warscheinlich hatte der jetzige Stand der Dinge an den Gemütern der Menschen genagt, und jetzt haben sie etwas gefunden, um ihren Frust rauszulassen. Und das eine, und wie Bro jetzt wusste, dunmerische Wort war für sie lächerlicherweise Vorwand genug, jemanden zusammenzuschlagen. Hastig stand Bro von seinem Platz auf, es wurde Zeit, so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Er drehte sich gerade zur Tür, als er warnahm, dass der Kaiserliche namens Tullus, offensichtlich der Anführer, seinem Mitmenschen antwortete: "Eigentlich eine gute Idee, Radding! Kommt, Jungs!"
    Noch bevor er weit genug gekommen war, stellte sich ihm einer der beiden Rothwardonen in den Weg und stieß ihn zurück. Fast wäre Bro in seinem angeschlagenen Zustand nach hinten hin umgekippt, doch er schaffte es noch im letzten Moment, sein Gleichgewicht zu halten. Die Menschen schloßen jetzt einen Kreis um ihn und das Adrenalin schoß ihm ins Blut, seine Kopfschmerzen nahmen gleichzeitig zu. Bro war zwar verwundet, aber ohne Gegenwehr würde er sich nicht unterkriegen lassen! Jetzt kam es für ihn darauf an, ob sie sich alle gleichzeitig auf ihn stürzen würden, oder ein Einzelner von ihnen aus den Reihen treten würde, um vor seinen Freunden anzugeben. Die vermeindliche Glückssträhne des Orkes schien noch nicht zuende zu sein, denn Tullus trat zu ihm in den Kreis. Mitlerweile hatte der Rest der Gäste den Kreis aus Menschen bemerkt und sammelten sich um sie herum um zu gaffen. Böse grinste der mit Zahnlücken versehene Mund des Kaiserlichen Bro an. Bros Augen huschten schnell hin und her. Tullus hob die Fäuste, wobei er wie schon vorher unentwegt zitterte. Er war offensichtlich stark betrunken und Bro hoffte, das würde seine Wunde am Bein ausgleichen.
    "Los, Tullus, mach ihn fertig!", rief einer der anderen Kaiserlichen seinem Anführer zu. Dieser lachte und sagte im Flüsterton: "Na warte, du grüner, haarloser Affe, ich wer-"
    Weiter kam er nicht, denn Bro ließ seine Rechte schwungvoll gegen die linke Wange seines Gegners fahren. Die Menge johlte.
    Völlig überwälltigt stürtzte der Kaiserliche zu Boden und augenblicklich schloßen sich kräftige Arme um Bros eigene und hielten ihn fest. Er versuchte krampfhaft sich zu befreien, aber vergeblich, der Nord war einfach viel zu Stark, selbst durch Treten mit seinem heilen Bein ließ sich der Griff nicht lockern. Die Glückssträhne war vorbei.
    Tullus stand wieder auf, wobei er hilfe von einem seiner Kameraden erhielt. Jetzt zitterte er stärker als zuvor, aber dennoch kam er mit wackeligen Schritten und ernstem Gesicht auf den Ork zu. Ohne ein weiteres Wort stieß der Kaiserliche seine Faust in einem Haken in Bros Magengrube. Bros Körper zuckte und wollte dann zusammensacken, doch der Nord hielt ihn auf den Beinen. Der Bärtige holte zum zweiten mal aus, als der Wirt, trotz des Gelächters und der Rufe seiner Gäste gut zu hören, Tullus etwas zurief:
    "Tullus! Lass es, geht raus mit ihm, oder Bogrum Gro-Galash wird mir die Oblivionebene heiß machen, weil ich eine Schlägerei zugelassen hab'!"
    Nachdem er registriert hatte, was der Wirt ihm gesagt hatte, nickte Tullus zustimmend und befahl im toternsten Tonfall: "Ihr habt ihn gehört, schafft ihn raus!" Er schlug Bro nocheinmal in den Magen und die Menschen begannen, ihn zum Eingang zu zerren. Das alles bekam der Ork nur benommen mit, sein Bauch schmerzte und er fühlte sich, als müsste er sich gleich übergeben.

    Die Luft drausen war kühl, für Bro ungewöhnlich kühl. Sein Gesicht hatte sich zu einer Maske des Schmerzes verkrampft und immer noch brachte er nicht genügent Kraft auf, um sich aus dem stählernen Griff des Nordmannes zu befreien. Sie schleppten ihn in eine kleine Gasse, wobei nur Vier von ihnen mitkamen. Der Rest der Bande, so bekam Bro noch mit, blieb bei der Schenke zurück. Wie immer regnete es, jedoch nur unbedeutent wenig. Am Rande seines Bewusstseins bekam der Ork noch mit, das es schon dunkel geworden war. In der Gasse angekommen wurde Bro von dem Nord erneut angehoben. Tullus fing unter dem Gelächter seiner Leute damit an, dem Ork wortlos in den Magen zu schlagen. Die Welt um Bro herum wurde schwarz und fing an, nur noch aus Schmerzen zu bestehen, die einem Eisenbarren, der sich in einem ungleich bleibenden Takt in seinen Magen bohrte entsprang. Hoffentlich war es bald vorbei...
    "Laß ihn los." Ohne zu zögern ließ der Nord Bro auf den weichen Schlammboden fallen. Darauf folgte ein unerwarteter Tritt in sein Gesicht. Vor Bros Augen nahm die kaum zu sehende Welt eine tunnelartige Gestallt an, wobei die Ränder nur aus tiefer Schwärze bestanden und in seinen Ohren klingelte es. Bevor jedoch ein weiterer Tritt folgte, hörte Bro in weiter Ferne eine bekannte Stimme etwas sagen. Der Kaiserliche und sein Gefolge bewegten sich, Bro merkte wie ihre Füße sich in der Erde der Gaße drehten. Tullus sagte etwas, doch Bro bekam in seiner Pein nicht mit, was. Es war ihm auch egal. Hauptsache, die Schläge und Tritte hörten wenigstens für eine Zeit lang auf.
    Plötzlich schrie einer der Menschen auf. Die anderen Bewegten sich hektisch hin und her, der Nord machte einen Schritt über ihn rüber und etwas schweres fiel zu Boden. Unvermittelt wurde die enge Gaße für den Bruchteil einer Sekunde in hellblaues Licht getaucht, gefolgt von verzweifelten Rufen. Erneut stürtzte etwas zu Boden, und nach einem lauten Schrei gab es ein weiteres Rumpeln. Bro hörte, wie Tullus fluchte und jemand, warscheinlich ebendieser Kaiserliche, anfing zu laufen, doch es endete sehr schnell nachdem die Gaße erneut aufleuchtete.
    Es wurde unvermittelt sehr ruhig. Schritte näherten sich ihm, und kurz darauf hielt ihm jemand einen gläsernen Gegenstand an den Mund, aus dem er müde schluckte. Sein letzter Gedanke war: "Ist es Zufall, das er immer kommt, wenn ich dabei bin, das zeitliche zu segnen?" Danach ließen die Schmerzen nach und er ließ sich komplett von der willkommenen Dunkelheit vor seinen Augen erfassen.

  3. #3
    So ich habe mal wieder deine Postings nachgeholt. Ich will allerdings nicht unnötig viel kritik dazu abgeben, da sich vieles vorangegangene wiederholen würde. Also Charakteristika und Umgebung sind wie bisher auch gut getroffen, vorallem Bravil (das ja hier offenbar der Haupthandlungsort ist) wirkt sehr eindrücklich, viel eindrücklicher als im Spiel selbst ^^.

    Die Geschichte denke ich, entwickelt sich auch sehr gut und interessant, besonders wie du jetzt in den letzten Beiträgen die einzelnen Geschichtsstränge im Einsamen Freier vereint hast, halte ich für gelungen und natürlich auch die herrschende Stimmung in diesem Lokal. Das Gespräch bspw. das Wachsoldat und Legionär über das zerstörte Kvatch führen denke ich, ist hier eine besonders gute Dialogszene.

    In deinem neuesten Beitrag finde ich ebenso den Dialog und das stimmungsvolle drumherum um den Tavernenstreit gut und auch die Beschreibung zu Anfang, als die Symptomatik der - ich vermute es mal ganz stark - Blutvergiftung dargestellt wird.

    Kritikmäßig kann ich über die Beiträge erstmal nur generell wieder sagen, dass einige mitunter typische Rechtschreibfehler drin sind (bspw. statt eines harten t wurde ein d geschrieben) und das im letzten Beitrag manche Formulierung etwas umständlich war, aber so gesehen, will ich mich da deiner Selbsteinschätzung nicht anschließen, dass es rausgeklatscht wäre, auch wenn die Geschichte jetzt dadurch nur insofern vorangetrieben wird, dass die Grünhaut langsam begreift, dass sich der Chitin-Maskenträger eventuell einen Scherz mit ihm erlaubt hat oder ihn tatsächlichen als seinen Sklaven betrachtet. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt.



    Ich will die Gelegenheit nutzen und mal wieder etwas aus meiner Geschichte bringen. Der damals eingestellte Schnipsel war ja schon zum damaligen Zeitpunkt alt wie die Steinkohle. Also will ich mal etwas aktuelles aus der Geschichte bringen. Den Schnipsel habe ich Anfang Juli geschrieben und er beschreibt die Ankunft vor Chorrol. Also viel Spaß damit und Kritik ist auch dazu wieder einmal erwünscht bzw. gewünscht:


    Zitat Zitat
    Innerhalb weniger Minuten passierte die Reisegruppe daher auch schon die Weynon Priorei, wie Ernest im flotten Ritt berichtete. Dort sollte eine kleine Gemeinschaft von Mönchen vom Orden des Talos leben und beten, wie Marius daran anfügte. Lizzie warf nur einen flüchtigen Blick hinüber zum großen Haus der Priorei und betrachtete die nebenstehende Kapelle einen Moment länger, bevor sie das Gelände passiert hatten und sich wieder auf die Straße konzentrierte. Elisabeth war zwar im Glauben an die Neun erzogen, aber hatte schon seit einer Ewigkeit keine Messe mehr besucht. „Wenn ich den Schatz tatsächlich finde, sollte ich vielleicht mal wieder eine Kirche des Kaiserlichen Kultes aufsuchen und als Dank dafür beten“: überlegte sie nun plötzlich, aber verwarf den Gedanken daran schnell wieder. In den letzten Jahren war sie auf See auch ohne die Götter wohl gelitten. „Ich schaffe es aus eigener Kraft!“: entschied sie in Gedanken, da war die Priorei inzwischen völlig außer Sicht, doch dafür schoben sich nun die aufragenden Mauern der Stadt Chorrol in ihr Blickfeld. Die Neigung der Straße nahm nun deutlich ab und wurde fast wieder waagerecht. Ernest drosselte umgehend das Tempo seines Pferdes, woran sich die Reittiere der anderen sofort anpassten. Lizzie nutzte die Gelegenheit um sich die Stadt genauer anzusehen. Sie ritten geradewegs an der Mauer vorbei, die wie eine Felswand neben ihnen mitten im Wald aufragte. In unregelmäßigen Abständen durchbrachen runde Wachtürme die Abwehranlage und wenn man gegen die untergehende Sonne die Augen zusammenkniff, konnte man gerade noch die Turmspitzen des Schlosses erkennen. Doch durch den umgebenden Wald wirkte die Stadt fast unwirklich. Der Ort schien nicht so recht zu kaiserlicher Zivilisation zu passen. Tatsächlich unterstrich das Bild dieser Stadt, die wörtlich mitten im Forst, umgeben von Busch und Baum, lag, das Bild einer Provinzstadt, wie es Marius ihr schon vorgemalt hatte.

    Gemeinsam ritten sie noch ein Stück an der Mauer entlang, dann kam ein größeres Gebilde in dem Wall zum Vorschein, das offensichtlich das Torhaus mit einen vorgelagerten kleinen Hof war, der durch einen offenen Torbogen betreten werden konnte. Dort hinter, so erzählte Ernest nun, befand sich der große Stadttorbogen mit ebenjenem massiven Stadttor. Er lenkte jedoch sein Pferd und damit alle Reisenden zu einem kleinen hölzernen Verschlag mit angeschlossener Koppel und Stallung, die wohl die Ställe der Stadt Chorrol darstellen sollten. „Die Pferde müssen außerhalb der Mauern untergebracht werden?“: fragte Lizzie. „Ja das ist hier in Cyrodiil normal. Das wirst du in jeder Stadt hier finden, wie ja auch schon in Anvil“: antwortete Marius. Lizzie schüttelte den Kopf. „Das ist ja geradezu eine Einladung an alle Banditen und Pferdediebe!“: rief sie aus. „Nun ja die schöngeistigen Fürsten wollten wohl nicht, dass die Straßen ihrer Städte von Pferdescheiße verunreinigt werden. Das Risiko scheint es ihnen wert zu sein. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, was ekliger ist: Der Pferdemist oder der Dreck, den die feinen Bürger tagtäglich auf die Straße kippen“: schaltete sich Crowley in die Unterhaltung ein und lachte laut auf, als er geendet hatte. „Nicht das sie jetzt auf dumme Ideen kommen, nur weil die Sicherheit nicht ganz erst genommen wird“: warnte Ernest. Der alte Säufer musste wieder lachen: „Nein natürlich nicht. Solange den Gäulen kein Ruder und keine Segel aus Arsch und Rücken wachsen, kann ich mit ihnen nichts anfangen!“ Nicht ganz überzeugt von der Wahrheit seiner Worte, verharrte der Blick des Rothwardonen noch einen Moment länger auf dem Alten, bevor er sich wieder an Marius und Lizzie wandte: „Meine Begleitpflicht endet bei den Ställen. Ihr werdet dann absteigen, euer Gepäck nehmen und könnt meinethalben tun, wozu ihr lustig seid, natürlich außer die Pferde zu stehlen.“ „Und was werdet ihr tun?“: fragte Lizzie, als sie die Stallungen endlich erreichten. „Ich kehre nach Anvil zurück, sobald sich die Reittiere ausgeruht haben“: antwortete er knapp, da erreichten sie gerade die Ställe. Crowley und der Soldat stiegen geschickt aus den Sätteln, während sich Lizzie schließlich von Marius beim Absteigen helfen ließ. Ebenso half er ihr beim Herabwuchten des Reisegepäcks und wandte sich dann seinem zu. Elisabeth prüfte schnell ihr Hab und Gut auf Vollständigkeit. Sie bezweifelte zwar, dass sich Ernest heimlich daran bedient hatte, aber ihre Mutter sagte immer: „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ Vorallem in diesem Fall war es besser sich zuvor zu vergewissern, als dann in einer Höhle festzustecken, weil das rettende Seil nicht mehr da ist.

  4. #4
    Wieder, nach längerer Zeit etwas. Ist zwar kürzer als die vorherigen Stücke, aber demnächst werde ich vermutlich mehr schreiben können. Viel Spaß beim Lesen!

    Zitat Zitat
    ***
    Lendor, Turgar Silberstahl und Uradas Ramori knieten hinter einer der unzähligen Treppen in Bravil, die die Straße unten mit dem Gewusel aus Balkonen, Brücken und Planken auf der Ebene der oberen Stockwerke verband. Jedoch, so hatte Uradas zuvor versichert, wurde diese Alte, die sie als Schutz gegen ungewollte Aufmerksamkeit benutzten, kaum noch verwendet, weil der Besitzer des oberen Stockwerkes schon vor längerer Zeit verschwunden war- vor Schulden geflüchtet, so vermutete Ramori- und die Verbindungen zu seinem Balkon selbst für braviler Verhältnisse zu wenig Wartung erfahren hatten, um eine für die Bewohner ausreichend sichere Überquerung zu gewährleisten. Wortlos deutete der Dunkelelf auf einen in Lederrüstung gekleideten Kajiiten, der eillig die Treppe zum einzigen Eingang des Hauses auf der anderen Seite der Kreuzung erklomm. Die Tür im Erdgeschoß war mit ungewöhnlich stabil aussehenden Holzbalken zugenagelt worden. "Das ist einer von denen.", flüssterte Uradas den beiden Menschen zu.
    Nachdem der Kajiit in der Tür verschwunden war und sie hinter sich schloß, verharrten die Drei noch einen Augenblick. Dann drehte Uradas sich zu ihnen um und zeigte den beiden Menschen mit einer Geste, sie sollen sich weiter hinte die Treppe bewegen. Von dort aus konnte man sie von der Straße aus nicht mehr sehen.
    "In ordnung..." begann der Dunkelelf, nachdem die Straße komplett hinter der Treppe verschwand und er in die Hocke gegangen war: "Turgar, wir werden mehr Leute brauchen. Sieh zu, dass du Im-Kur findest, er sollte auch ein paar seiner Jungs mitnehmen, aber nicht zu viele, er wird seinen Anteil mit ihnen teilen müssen. Im Freier oder im Großspurigen sollte er zu finden sein." Er deutete hinter sich, auf die Treppe. "Das Skooma ist bestimmt noch dort drinn', und wenn wir durch die Vordertür müssen, werden die Kajiiten sich wehren. Wenn wir das Zeug ersteinmal haben Teilen wir auf, jeder bekommt ein Fünftel."
    Überrascht kniff Lendor die Augenbrauen zusammen. Was hatte Turgar dem Dunkelelfen über ihn, Lendor, erzählt? Er warf dem Nord einen fragenden Blick zu, welcher entschuldigend mit den Achseln zuckte. Dies entging dem Elfen nicht. "Was ist? Stimmt etwas nicht, Lendo?"
    "Ja," gab der Bretone zu und bereute es zeitgleich. "Es gab da wohl ein Missverständnis."
    Nun war es an Uradas, Turgar fragend anzusehen.
    Es herrschte ein kurzes Schweigen, doch dann platzte der gequält dreinschauende Nord übereilig herraus: "Er ist ist ist, er ist von der Wache!"
    Der Dunkelelf drehte sich schweigend zu Lendor um, eine dunkle Falte zog sich über seine Stirn und der Bretone merkte, wie seine Finger anfingen zu kribbeln, bereit dazu, jeden Moment nach dem Knauf seines Schwertes zu greifen. Der Nord lief Rot an und blickte gehetzt zwischen den beiden hin und her.
    "Achso!" stieß Uradas plötzlich hervor und erleichtert atmete der Bretone langsam und zeitgleich mit Turgar aus. "Gut mitgedacht, Turgar, ausnahmsweise mal. So ein Überfall wird selbst die Stadtwache nicht kalt lassen. Wer sonst könnte eine Wache besser bestechen als eine Wache? Aber hör zu, Lendo, dein Anteil wird nicht größer, nur weil du derjenige bist, der die Wachen besticht!"
    Diesmal zwang Lendor sich dazu, dem Nord nicht noch einen Blick zuzuwerfen. "Dieser Dummkopf..." Aber worüber beschwerte er sich eigentlich? Turgar hatte ihm Hilfe besorgt und Uradas Ramori schien sein Handwerk zu verstehen. Außerdem war es klar, dass der Nord ohne Lügen oder ein Versprechen auf Beute nicht einen Einzigen der vielen Diebe und Halsabschneider Bravils dazu überreden könnte, Lendor bei seiner Sache zu unterstützen.
    Der Dunkelelf richtete sich auf. "Wenn das jetzt geklärt ist, könnt ihr beiden ja gehen. Ich bleibe hier und seh mir das Haus mal genauer an, vielleicht finde ich irgendeine Schwachstelle. Ich möchte wirklich nicht durch den Vordereingang rein. Wir treffen uns morgen mittag im Großspurigen Oberst."
    Er machte eine entlassene Geste mit der Hand und die beiden Menschen erhoben sich ebenfalls. Nach kurzem Abschied ging Turgar los und Lendor folgte ihm.
    Als Lendor sich sicher war, dass sie auserhalb von Uradas Ramoris Hörweite waren, rief er dem Nord vor sich zu: "Turgar! Warum habt Ihr mich nicht gewarnt?"
    Turgar drehte sich um und zuckte mit den Achseln, sagte jedoch nichts.
    "Wir können von Glück reden, dass er denkt, dass ich dazu da bin, um die Wachen abzuhalten!"
    Der Nord schwieg kurz. Er ließ sich nicht auf das Thema ein und antwortete eilig: "Lendor, er hatte nur einen Dolch, und ich muss jetzt zwei Schenken abklappern, die beide in zwei verschiedenen Ecken der Stadt liegen, wir können später reden!"
    "Was stimmt nicht mit euch?!"
    Doch bevor Turgar auch nur ein Wort sagte, bog er plötzlich ab und verschwand in einer Menge auf der Hauptstraße.
    Verblüfft stand Lendor nur da und sah Turgar hinterher. Nur als er von einem Passanten auf der seltsam belebten kleinen Straße angerempelt wurde, fasste er wieder einen klaren gedanken. "Zurück zum Silberheim".
    Es wurde schon dunkel, und Lendor wollte keinesfalls des Nachst durch die verwinkelten Gassen irren, die ein Labyrinth aus vermodernden Holzwänden und schlammigen Trampelpfaden waren. Er hatte von Gruppen gehört, die zu fünft mit Waffen auf einen losgingen, einen umzingelten und dann ausnahmen, wenn man den Fuß in die falsche Gasse setzte, und nie wieder würde von einem gehört werden.

    Der Weg war schnell gefunden. Er musste Turgar nur auf die Hauptstraße folgen, die zu seinem Leidwesen und dem seiner Nase teilweise am Kanal entlanglief. "Immer von der Kapelle weg".
    Noch vor einbruch der Dunkelheit stand er vor dem "Silberheim auf dem Wasser" und betrat die Schenke. Er begrüßte die Wärme und die Trockenheit, die ihn sanft zu umarmen schienen und das orangefarbene Licht verstärkte diesen Effekt nur.
    Wie immer gab es nicht viele Gäste, trotz dessen war es eng in dem kleinen Schankraum. Gilgondorin stand hinter der Theke und schaute von seinem Platz aus auf das Feuer im kleinen Kamin. Als Lendor näher kam, richtete er sich auf und lächelte ihm entgegen. "Na? Wie gehts? Was machen die Erledigungen?" fragte der Hochelf.
    "Ich... Wir müssen noch länger in Bravil bleiben. Kann ich mir die beiden Zimmer für eine längere Zeit mieten? Oh, und gab es Probleme wegen...?"
    "Wegen Eurer Argonischen Freundin? Nein, nein, sie ist nur einmal runtergekommen und als ich gesagt habe, dass Ihr bald zurückkommen werdet, ist sie schweigend wieder nach oben gegangen. Und ja, natürlich könnt Ihr die Zimmer noch länger haben, allerdings müsst Ihr für jede zusätzliche Nacht bezahlen." Und nach einem Blick auf Lendors Gesichtsausdruck fügte er noch hinzu: "Tut mir leid, das sind nunmal die Regeln."
    Leise seufzte Lendor und griff nach seinem Geldbeutel. Weitere 50 Septime würden drauf gehen. Nicht mehr lange, und er würde pleite sein. Plötzlich merkte er, wie leer und leicht seine Tasche war. Er fluchte ungläubig und suchte seine anderen Taschen ab, doch das Säckchen mit den Goldmünzen blieb verschwunden. "Nein. Nein, nein, nein!"
    "Das Gesuche wird mir nichts bringen," begriff Lendor verzweifelt. Er blickte zu dem Hochelfen auf, der leicht die Stirn runzelte und dessen Lächeln verschwunden war. "Gilgondorin. Der Beutel mit meinem Geld ist weg. Kann ich, eh, später zahlen? Wenn ich hier fertig bin, ich muss nur ein wenig Geld zusammenkratzen!"
    "Lendor," sagte Gilgondorin, Bedauern schwang deutlich in seinen Worten mit. "Tut mir leid, aber ich muss irgendwie mein Geld verdienen, Ihr müsst das verstehen! Bitte, zwingt mich nicht dazu, euch rauszuwerfen."
    "Er hat Zweifel daran, dass ich überhaupt je eigenes Geld besessen habe". Unvermittelt sprudelten die Worte aus dem Bretonen hervor: "Ich kenne viele Leute in Cheydinhal..." Zu spät bemerkte er, dass dies mehr nach einer Drohung klang, als er wollte. Gilgondorin sah ihn überrascht an und schnell versuchte Lendor es wieder gut zu machen: "Ich meine, ich könnte eure Schenke weiterempfelen! Normalerweise will kein ehrlicher Mensch oder Mer in Bravil Rast machen, doch ich kann ihnen sagen, wie nett es hier ist! Gilgondorin, ich bitte Euch!"
    Der Hochelf schwieg und runzelte nachdenklich die Stirn und Lendor fragte sich, wie es wohl währe, bei Turgar auf dem Boden zu schlafen. Doch glücklicherweise zeigten sich die Götter gnädig.
    "Na Gut. Aber ich kann Euch nur ein Zimmer geben. Ihr werdet es euch wohl teilen müssen. Tut mir leid, aber das andere brauche ich für wirklich zahlende Gäste."
    Zutiefst Dankbar lächelte Lendor sein Gegenüber an. "Danke, Gilgondorin! Ich schulde euch was!"
    "Ja," lachte der Hochelf, "30 Septime, um genau zu sein!"

    Vorsichtig faltete er seinen Lederharnisch zu einem Kissen. "Ich bin viel zu freundlich" dachte Lendor sich, als er auf die zwei Decken und das Stück gehärtetes Leder hinab sah. Die beiden Decken hatte er im Schrank gefunden, die weichere nahm er als Unterlage. Die Argonierin, die wie immer schwieg, lag auf dem Bett, starrte geistesabwehsend an die Zimmerdecke und aß ein Stück Brot. Lendor hatte sie erst dazu überreden müssen, denn als er das Zimmer betreten hatte, musste er feststellen, dass der Proviant, den er für sie dagelassen hatte, unberührt geblieben war. Doch jetzt aß sie, und Lendor war zufrieden mit sich selbst. Lange war ihr Kauen das einzige Geräusch, dass im durch eine einzelne Kerze erhelltem Zimmer zu hören war. Schließlich jedoch brach der Bretone das Schweigen: "Ist es in ordnung wenn ich die Kerze jetzt ausmache?"
    Die Argonierin nickte nur geistesabwehsend und der Bretone stand von seinem Schlafplatz auf und löschte die Kerze mit einem Puster. Anschließend legte er sich wieder auf die Decke.
    "Wisst Ihr, vielleicht müssen wir morgen woanders schlafen. Bei einem Freund meines Freundes. Wenn Ihr was dagegen habt, sagt es ruhig".
    Doch die Dunkelheit um Lendor blieb stumm, und so schloß er die Augen und ärgerte sich ein wenig darüber, dass die Argonierin keine Widerworte gegeben hatte. Der Untergrund war zwar ungemütlich hart, aber nach langem hin und her Gewälze versank Lendor in einen tiefen Schlaf.

  5. #5
    Hallo an alle!
    Ich beteilige mich jetzt auch am Schreibprojekt "The Unwritten Tales of Tamriel". Genauer gesagt, werde ich das Thema 6 "Von Katzen und anderen Tierchen" behandeln. Kritiken und Anmerkungen sind immer erwünscht!

    Zitat Zitat
    Kapitel 1

    Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont und der Himmel färbte sich orange, als Jo'kash die Tore Bravils erreicht. Seine müden Beine tun ihm weh und lassen ihn bei jeder Wurzel stolpern, die auf dem Weg zu finden ist. Die pelzigen Hände stützen sich auf einen, mit allerlei unbekannten Runen versehenen, etwa 1,80m großen Eichenstab. Trotz dieser offensichtlichen Strapazen ist der Khajiit guter Laune. Er hat endlich wieder eine große Stadt erreicht, seit er vor zwei Tagen in Leyawiin aufgebrochen ist. Rajhin sei Dank! Ich dachte schon, ich müsste wieder im Wald schlafen. In Cyrodiil gibt es für meinen Geschmack viel zu viele wilde Tiere! Während Jo'kash sich an die vergangene, von vielen Zwischenfällen gekennzeichnete Nacht erinnert, erweckt er die Aufmerksamkeit von einer vor einer Holzbrücke postierten Stadtwache. Auf seiner Brust prangt ein gold-gelbes Wappen: der Braviler Hirsch. „He du, Khajiit! Willst du etwa in die Stadt?“ Jo'kash sieht den Kaiserlichen an. Er ist jung, etwa um die 26 Sonnenumläufe alt, aber er zeigt bereits einige Narben auf: kein Zeugnis von überstandenen Kämpfen, sondern von durchzechten Nächten mit den Kumpanen von der Wache. „Seid gegrüßt! Ich suche eine Herberge für die Nacht. Ist das verboten?“ Die Wache blickt Jo'kash abwertend an. „Für Gesindel wie dich ist kein Platz hier in Bravil. Also verpiss dich!“ Ich gehöre zum Gesindel? Bei S'rendarr! Dieses Land ist verrückt. Der Khajiit ringt sich ein Lächeln ab und antwortet: „Wie kommt Ihr darauf, dass ich zum Gesindel zähle? Nur weil ich nicht zu Eurer Rasse gehöre?“ Der Jüngling überlegt einen kurzen Moment und fährt sich mit der rechten Hand über den schief sitzenden Helm. „Jetzt werd mal nicht frech! Aber ich wüsste einen Weg, wie du mich überzeugen kannst, dich nach Bravil zu lassen. Ich denke, zehn Septime ändern meine Meinung zu dir.“ Grinsend streckt er die Rechte aus, mit dem Handteller nach oben. Nicht schon wieder. In Leyawiin haben sie 15 Münzen verlangt. Aber was solls, ich brauche eine Dach über dem Kopf! Wehmütig greift Jo'kash an seinen Gürtel und entnimmt ihm einige seiner wenigen darin liegenden Septime, die er daraufhin der Wache in seine Hand fallen lässt. Jener steckt sie sich sorgfältig in seinen eigenen Beutel und deutet auf das hohe Tor. „Willkommen in Bravil! Ich wünsche Euch viel Vergnügen in dieser überaus schönen Stadt! Lasst Euch von den Bewohnern nicht einschüchtern. Die meisten sind fast ungefährlich!“ Schweigend geht der Elsweyrer an ihm vorbei und über die Brücke, vom Lachen des Jünglings begleitet. Am Holztor angelangt, das den offiziellen Ein- und Ausgang Bravils bildet, klopft er an eine in den linken Flügel eingelassene Tür, woraufhin sich diese öffnet und ein weiterer Wachmann hinausspäht. Fragend blickt er an Jo'kash vorbei zum Kaiserlichen an der Brücke, welcher beschwichtigend nickt und ruft: „Lass nur, Jeef! Er hat bezahlt!“ Der Torwächter tritt zur Seite und macht dem Khajiit Platz. Dieser schreitet durch die Nebentür und betritt damit Bravil.

    Bravil ist nicht groß, aber für Jo'kash, der früher nur die kleinen Dörfer in seiner Heimat Elsweyr kannte, dennoch beeindruckend. Die Straßen sind nicht gepflastert, und an jeder Ecke gibt es Pfützen, die aus Fäkalien und Unrat bestehen. Hölzerne Häuser bilden vor Jo'kash eine Reihe. Sie sind unebenmäßig, überall gibt es kleine Vorsprünge und Treppen. Es scheint, als ob die Gebäude nach ihrem Bau immer wieder verändert wurden, als ob immer wieder angebaut wurde, bis sie ihre jetzige Form angenommen haben. Dieser ehe triste Anblick wird von einem Bettler unterstützt, der geradewegs auf Jo'kash zutrottet. „Habt Ihr eine Münze? Ich habe nichts mehr zu essen und weiß nicht, wovon ich leben soll.“ Der Khajiit sieht den Armen an. „Rahjin wird dich schützen und dir helfen, mein Bruder.“ Jo'kash legt seine Hand auf die Stirn des Nords, was ihm wegen des Größenunterschieds nicht gerade leichtfällt, und murmelt einige Worte. Dann deutet er auf die Häuser im Rücken des nordischen Bettlers. „Diese Behausungen sind Orte des Lebens und Erlebens. Sie sind nicht deine Feinde. Habe keine Angst vor ihnen oder ihren Bewohnern.“ Der Khajiit hält einen Moment lang Stille, um die Reaktion seines Gegenübers abzuwarten, der ihn aber nur verblüfft anstarrt. „Geh jetzt und hole dir dein Essen. Möge Alkosh dich segnen, Freund!“ Mit diesen Worten verlässt Jo'kash den Nord. Zu seinerr Linken sieht er ein Haus mit einem Schild, auf dem 'Silberheim auf dem Wasser' steht. Das scheint eine Herberge zu sein. Hoffentlich haben sie noch ein Zimmer übrig. Knarrend schwingt die Tür auf, als Jo'kash sie drückt.

    „Klar habe ich ein Zimmer frei. Für Euch nur 10 Septime pro Nacht. Wollt Ihr es nehmen?“ Der Altmer, der sich als Gilgondorin vorgestellt hatte, blickt Jo'kash erwartungsvoll an, während er mit seinen Händen einen leeren, braunen Tonkrug putzt. Der Angesprochene will nach seinem Geldbeutel greifen. Aber als die Hände ins Leere fassen, erschreckt sich Jo'kash. Schnell sieht er nach ob der Beutel nicht vielleicht auf der anderen Seite des Gürtels hängt oder er sich an der hellroten Weste verhakt hat. Jedoch ist sein Besitz verschwunden. Verdammt, da war mein ganzes Geld drin: 29 Geldstücke. Ich muss ihn verloren haben, als ich die Stadtwache bezahlte. „Ähhm, ich fürchte, dass ich das Geld verloren habe. Wartet, ich bin gleich zurück! Der Beutel wird noch auf der Straße liegen!“ Jo'kash will sich schon abwenden, als das Lachen Gilgondorins ihn zurückblicken lässt. „Ihr habt Euren Beutel verloren? Ha, ich wette, Ihr hattet eher eine Begegnung mit Cosmus, unserem stadtbekannten Taschendieb!“ Der Wirt stellt den Krug ab und fährt dann fort: „Ich gebe Euch einen Rat: Bindet Eure Habseligkeiten nicht an Eurem Gürtel, sondern in die Innentaschen Eurer Weste. Und am Besten sucht Ihr Euch einige dünne und stabile Eisenringe, mit denen Ihr den Beutel zusätzlich anketten. Glaubt mir, ich habe da Erfahrung!“ Jo'kash ist von den Worten des Hochelfen schockiert. Der arme Nord hat mich ausgeraubt? Weshalb? Ich gab ihm doch den Segen der Götter und einen Rat. Er sollte doch nicht mich beklauen! Was ist das hier für eine gottlose Gegend, in der nicht einmal Wanderpriester vor den weltlichen Lastern Schutz bekommen? Um Fassung ringend sucht der Khajiit nach Worten. „Ich danke Euch für den Rat. Wie Ihr nun wisst, kann ich die zehn Septime nicht zahlen. Lasst Ihr mich dennoch bei Euch rasten? Der Segen Riddle Thar ist Euch gewiss.“ „Tut mir Leid, Wanderer. Ich brauche das Geld, um meine Familie ernähren zu können. Wenn ihr nicht bezahlen könnt, müsst ihr Euch eine andere Bleibe suchen.“ Golgondorin wendet sich ab und geht auf einen Tisch zu, um einige leere Mazte-Flaschen abzuräumen und ihn für neue Gäste herzurichten. Jo'kash verlässt die Taverne.

    Draußen ist es inzwischen dunkel geworden. Nur einige Fackeln und Laternen erhellen die Straße. Weiter unten, an eine niedrige Steinmauer gelehnt, steht ein betrunkener Argonier. Der Wind streift durch die hehren Gassen, als wolle Khenarti selbst für Ruhe und Ordnung sorgen. Jo'kash blickt sich um, kann aber keine mögliche Unterkunft ausmachen. Daher geht er Richtung Fluss. An der Kriegergilde hält er kurz inne, kann aber keinen Grund finden, weshalb ihn die Mtiglieder dort dulden sollten, und nähert sich dann dem lallenden, singenden Argonier. „Verzeiht die Störung, Freund! Wisst Ihr, wo ich hier kostenlos eine Unterkunft finden kann?“, spricht Jo'kash ihn an. Dieser legt einen Arm um den Khajiit und lacht ihn an. Der unverkennbare Gestank des Alkohols und einigen, Jo'kash aber unbekannten Gerüchen dem Fragenden entgegen. „Eine Unterkunft willste, Freund? Freund, in Bravil gibt’s keine kostenlose Unterkunft. Glaub mir, ich weiß das! Ich bin Reenum, merk dir den Namen: r; e; e; n; u; m. Haste kapiert, Freund? Also, wenn du hier umsonst schlafen willst, brauchste schon wen aus deiner Familie hier in Bravil. Kapiert, Freund? In Bravil kannste nicht kostenlos üübernachten!“ Angeekelt streift Jo'kash den Arm des Betrunkenen von seiner Schulter. Dieser verliert das Gleichgewicht. Nur die nahe Mauer hält ihn davon ab, zu fallen. „He, was ist los, Freund? Haste nicht mal nen Septim für mich. Drüben im 'Einsamen-Freier' kriegt man heute ne Flasche Mazte für nur ein Goldstück! Kom schon, Freund! Nur einen Septim!“ Der Argonier will einen Schritt auf ihn zumachen, dabei stolpert er aber, stürzt und verliert das Bewusstsein. Jo'kash schreckt zurück. Welch verruchte Stadt. Hier scheint es nur um Alkohol und Drogen zu gehen. Mir scheint, Bravil hat sich Sheggorath persönlich erdacht. Der Khajiit macht einige Schritte nach vorne, auf eine Holzbrücke zu. Was sagte dieser Reenum? Ich brauche hier schon jemanden aus der Familie, um kostenlos übernachten zu können? Der Wanderpriester bleibt abrupt stehen. Da ist vielleicht was Wahres dran! Bei Baan Dar, das ist es! Ich brauche nur jemanden aus der Familie! Jo'kash will gerade wieder von der Holzbrücke herunter und zurück in die Stadt, als ihn jemand von hinten anredet: „Kann Dro'Shanjii Euch helfen? Ich glaube, Ihr sucht jemanden?“ Der Khajiit, der ihn angesprochen hat, war mittleren Alters. Er trägt eine weiße, etwas zu große Hose, die von einm schnmalen Gürtel zusammengehalten wird. Außerdem hat er ein in ganz Cyrodiil verbreitetes Leinenhemd an. Danke Baan Dar, danke! Jetzt nur noch etwas improvisieren, dann habe ich meine Unterkunft! „Dro'Shanjii, du bist es! Ich habe schon in der ganzen Stadt nach dir gesucht! Mensch, wie würde das Großmutter freuen, wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich endlich den Halbbruder der Nichte der Mutter meines Schwagers gefunden habe!“ Jo'kash ist sich bewusst, dass seine Lüge nicht gerade glaubwürdig ist. Aber er hat nicht mehr viele Chancen für eine billige Nacht, und der Khajiit vor ihm scheint nicht gerade überaus intelligent zu sein. Sein Verdacht bestätigt sich. „Ähh, wir sind verwandt? Nun, wenn das so ist. Komm doch zu mir nach Hause, dort können wir uns unterhalten.Wie heißt du eigentlich?“ Jo'kash muss grinsen. Die Götter scheinen ihm heute gewogen zu sein. „Ich bin Jo'kash. Sag bloß, du kennst mich nicht mehr!“ Freudig erregt über seinen Erfolg folgt der Prediger seinem einfältigen Landsmann.
    Geändert von Ardam (22.10.2011 um 11:43 Uhr) Grund: Fehler korrigiert

  6. #6
    Okay, also, erstmal Wilkommen beim Schreibprojekt!
    Ich habe mir alles durchgelesen. Das alles im Präsens geschrieben ist, ist zwar ungewohnt, aber wie man das dann finded, bleibt jedem sich selbst überlassen.
    Bisher ist die Geschichte recht gut, Jo'Kash in seiner Rolle als Wanderpriester kommt auch gut rüber. Bei
    Zitat Zitat
    Mensch, wie würde das Großmutter freuen, wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich endlich den Halbbruder der Nichte der Mutter meines Schwagers gefunden habe!
    musste ich schmunzeln.
    Allerdings habe ich einen kleinen Patzer entdeckt, wo der Nord-Bettler kurz als "argonisch" beschrieben wird und auch mal ein paar überflüßige oder fehlende Buchstaben gesehen. Sind kleine Fehler, die jeder mal macht.
    Ich freue mich darauf, mehr zu lesen!

    MfG, Kampfkatze

  7. #7
    Danke für dein Resumee, Kampfkatze!
    Ja, ich hab es im Präsens geschrieben, da ich z.T. noch im AoV bin, wo Präsens-pflicht herrscht. Daher habe ich es hierbei belassen .
    Danke auch fürs Finden des Fehlers. Erst war mein Bettler argonisch, bis ich dann bei den Recherchen gemerkt habe, dass es keinen argonischen Bettler in Bravil gibt Und da ich möglichst nahe am Spiel sein will, habe ich das kurzfristig geändert, dabei aber eine Stelle vergessen

  8. #8
    Nach längerer Zeit wieder etwas von mir. Viel Spaß beim Lesen!
    Zitat Zitat
    ***

    Nach einem weiteren, gierigen Schluck war die Ampulle leer und nach kurzer Zeit verwandelte sich der Schmerz, der seinen gesammten Körper wie ein Waldbrannt umfasst hatte, in ein dumpfes Echo und verklang danach komplett. Dankbar drückte Bro Serjo das dünne Glasgefäß zurück in die Hand. Er erinnerte sich nicht, hierhin gekommen zu sein, aber jetzt lag er auf einem Feldbett in einem geräumigen Zimmer. Er konnte von seiner Position aus die Stelle erkennen, von wo eine Treppe nach unten führte. Auf einem runden Tisch nicht weit vom Bett entfernt brannte eine dicke sandfarbene Kerze und erhellte den Raum. Es gab noch andere Möbel: Schränke, Stühle und kleine Komoden, auf denen hier und da kleine Zinnschüßeln standen, in denen entweder Nahrungsmittel oder kleine Steinchen lagen. Nach dem Verschwinden der andauernden Pein konnte Bro seine Gedanken wieder ordnen. Seine Unterlippe war irgendwie aufgeplatzt und die Beule fühlte sich trotz der Abwesenheit von Schmerzen dick und fehl am platz an.
    "Danke." sagte er zu dem Maskierten, der neben seinem Bett stand.
    Dieser sagte nichts sondern blickte nur mit gekreuzten Armen auf ihn herab.
    Das sah der Ork als Gelegenheit, einige Fragen zu stellen: "Woher wusstet Ihr, das ich hilfe brauchte? Woher wusstet Ihr, wo ich war?"
    "Ganz einfach," sagte der warscheinlich dunmerische Mann. "Ich habe gesehen, wie Ihr in die Gasse geschleppt wurdet. Also habe ich beschloßen, Euch zu helfen".
    Dass der Maskierte ihm geholfen hatte, nur weil er eine hilfsbereite Person war, bezweifelte Bro jedoch stark. Wenn Serjo gesehen hatte, wie er in die Gasse geschlept wurde, hatte er sich sehr viel Zeit dabei gelassen, ihm zu hilfe zu kommen. Dass er es war, der die Banditen getötet hatte, hielt der Ork jedoch für offensichtlich und danach fragte er auch nicht. Und wie Bro erwartet hatte kam der Maskierte schnell dazu zu erzählen, was er wirklich wollte:
    "Habt Ihr die Kajiiten bis zu ihrem Versteck zurückverfolgt? Wo ist es? Verstecken sie sich in Bravil oder auserhalb?"
    Beschämt ließ Bro den Kopf sinken. Irgendwie fühlte er sich schlecht dabei, Serjo zu enttäuschen.
    Der Dunmer verstand den Sinn hinter dieser Geste sofort. "Ihr habt es also nicht geschafft. War irgendwie zu erwarten gewesen. Glücklicherweise habe ich vorgesorgt. Ich weiß bereits wo ihr Versteck ist".
    Überrascht hob der Ork den Blick. "Was?!" War das also nur ein Test gewesen? War er durch Bravil geirrt und zusammengeschlagen worden, nur damit der Maskierte ihn testen konnte? "Warscheinlich fand er es auch noch witzig...!"
    "Ja. Ich habe jemanden bei ihnen drinnen. Sie denken sie wären eine tolle Rebellentruppe, die treu zusammenhält! Ha!" rief er mit Abscheu aus. "Diese Tiere können keine richtigen Gemeinschaften bilden, für sie geht es immer nur ums Überleben. Sie sind eben was sie sind, Tiere. Und außerdem... lose Knoten gibt es immer."
    Bro wollte am liebsten aufspringen und Senjo würgen, dafür, dass er ihn durch diese ganzen Strapazen gejagt hatte, aber der Maskierte strahlte zu viel Autorität aus und er wollte nicht riskieren, dass der Trank, den er verabreicht bekommen hatte, sich als zu schwach erwies. Stattdessen senkte er erneut den Blick.
    Senjo schnaufte unmerklich und sagte: "Keine Sorge, Ork. Ihr werdet euch schon noch beweisen können. Es gibt da noch eine Sache. Jedoch dürft Ihr bei dieser einen Aufgabe nicht scheitern."
    Erneut schaute Bro auf und hätte schwören können, er hätte den Maskierten breit grinsen gesehen, obwohl dies aus offensichtlichen Gründen unmöglich gewesen wäre. "Liegt warscheinlich am Trank, diese Illusionen," dachte der Ork, ehe er sagte: "Ja. Was muss ich tun?"
    Der Dunmer stand kurz schweigend und mit immernoch gekreuzten Armen da. Dann drehte er sich um und ging auf den großen Schrank am anderen Ende des Raumes zu. Erwartungsvoll sah Bro zu, wie Serjo den Schrank öffnete, den Blick auf das Innere jedoch mit seinem Rücken verwehrte. Er kramte darin herum, und als er sich wieder umdrehte, hielt er einen Lederharnisch in der einen und eine Holzfälleraxt in der anderen Hand. "Hier ist Eure neue Ausrüstung, Ork."
    Beide, der Lederharnisch und die Axt sahen alt und abgenutzt aus. Der Harnisch war an mehreren Stellen geflickt, der Griff der Axt war am Stielknauf ein wenig gesplittert und die Schneide war angerostet. Alle bestandteile aus Metall hatten ihren Glanz schon längst verlohren. "Aber," sagte sich Bro, "es ist wenigstens Etwas!"
    Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, der Maskierte habe für ihn das Billigste zusammengekratzt, dass er auftreiben konnte.
    "Und jetzt macht Euch bereit, Ork." sagte Serjo. Er warf den Harnisch auf die Komode, die ihm am nächsten stand und legte die Axt darauf. Danach verließ er das Zimmer über die Treppe.

    Zunächst lag Bro nur reglos da und betrachtete im liegen die beiden Gegenstände auf der Komode. Nachdem er sich überwunden hatte, stand er auf, sein seltsam taubes Bein ignorierend, und stülpte sich den Lederharnisch über den Kopf. Das Rüstungsteil aus Leder saß zwar etwas eng an, die Ärmel waren zum Beispiel zu kurz, und Bro, der seine eiserne Brustplatte vermisste, fühlte sich eher, als trüge er nur zusätzliche Kleidung und keine Rüstung, aber wenigstens, so dachte sich der Ork, war das ein gutes Zeichen dafür, dass er bald etwas tun können würde, dass er gut konnte und von dem er etwas verstand: Kämpfen.
    Unter dem Harnisch hatte etwas gelegen, dass er zunächst nicht bemerkt hatte: Ein Gürtel mit einer zusätzlichen Schnalle, an der er die Axt befestigen konnte. Diesen zog er dann auch noch an und nahm die Axt in die Hand.
    Sofort fiel ihm auf, dass der Kopf relativ schwer war. Der Griff lag etwas rutschig in der Hand, jedoch fand es Bro gut, wieder etwas in dern Händen zu halten, mit dem er sich wehren oder angreifen konnte, auch wenn er die Axt mitlerweile mehr als ein altes Werkzeug denn als eine wirklich brauchbare Waffe betrachtete. Nachdem er mit seiner Begutachtung fertig war, befestigte er die Axt an seinem Gürtel und tat das, was er für richtig hielt: Mit sicheren Schritten bewegte er sich auf die Treppe zu.

    Unten war der Raum in etwa so groß wie Oben, nur dass dieser Bereich für das Alltägliche leben eingerichtet war: Ein großer runder Tisch mit Stühlen, eine Feuerstelle an der man Kochen konnte und in der die Flammen sanft loderten, ein leeres Bücherregal und einige Truhen. Serjo wartete bereits auf ihn. Die Arme wie immer gekreutzt stand er vor der Tür und starrte in seine Richtung.
    "Ihr seit also fertig. Gut. Folgt mir, und wenn wir da sind, sage ich Euch, was Ihr tun müsst. Keine weiteren Fragen." Die letzten Worte klangen für Bro eher wie eine Feststellung als ein Befehl.
    Ohne dem Ork weitere Zeit für eine Reaktion zu geben, drehte Serjo sich um und öffnete die Tür, um darin zu verschwinden. Schnell folgte Bro dem Maskierten aus dem Haus und schloß die Tür hinter sich.
    Wie immer regnete es, jedoch bemerkte Bro dies nur am Rande. Regen war für ihn ein Normalzustand der Umgebung geworden.
    Serjo schritt im schnellen Tempo die Straße entlang, auf den hohen Turm der Kathedrale zustrebend, und Bro blieb keine andere Wahl als dem Elfen hinterherzulaufen oder ihn aus den Augen zu verlieren. Glücklicherweise holte Bro Serjo bald ein, wobei ihm sein verletztes Bein keine Probleme bereitete. Es fühlte sich zwar übermäßig taub an, aber er konnte sich wieder normal bewegen.
    Serjo hetzte ihn noch für eine Weile durch die unzähligen Gassen Bravils, als sie schließlich an einer belebten Kreuzung ankamen, die Bro irgendwie bekannt vorkam. War er nicht hier auf seinem Irrweg durch die Stadt vorbeigekommen?
    Unvermittelt blieb Serjo stehen und nickte in die Richtung eines der Häuser. "Dort drinnen verstecken sie sich. Und dort verstecken sie auch das Skooma."
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin tauchte ein Kajiit in einer Lederrüstung auf, die für die Gegend um Bravil so typisch zu sein schien, und stieg eine Treppe an der Seite des Gebäudes. Er öffnete die Tür am Ende der Treppe und betrat das hölzerne Bauwerk.
    Sofort nachdem der Kajiit verschwunden war, drehte sich Serjo um und sagte in seinem unverkennbar strengen Ton: "Wehe Ihr lauft blint drauf los und versucht, die Tür einzutreten, in der dummen Hoffnung, das Skooma auf eigene Faust zu "befreien". Wir werden warten. Morgen wirt es soweit sein. Ich werde Euch bescheit geben. Es ist alles geplant und keine Sorge, Ihr werdet eine Schlüßelrolle spielen."
    "Hatte er mir nicht versprochen, dass wir jetzt etwas machen werden?" fragte sich Bro leicht genervt. Serjo schien sein Wort nur selten zu halten, und langsam machten ihn die abfälligen Bemerkungen und die Art, wie der Dunmer sprach, wütend. Jedoch verschwieg er seine Gedanken. Ihm blieb nur zu hoffen, das der Maskierte diesmal die Warheit sprach.
    "In Ordnung" war das einzige, was Bro als Antwort hervorbrachte.
    "Gut, gut." sagte Serjo, jetzt etwas ruhiger. Der Maskierte lachte leise in sich hinein, bevor er mit festem Schritttempo die Straße von dem Haus weg nahm. "Kommt mit, oder Ihr werdet euch schon wieder verirren," rief er noch über die Schulter.
    Verdutzt blieb Bro für eine kurze Zeit stehen. Dass er sich verirrt hatte, hatte er dem Elfen nicht gesagt. Er hatte ihn also dabei Beobachtet. Erneut loderte Wut in ihm auf, denoch sagte er wieder nichts, und so folgte er dem Maskierten erneut, als dieser losging, auf dem Rückweg zu dem Haus von dem aus sie zu dieser Kreuzung aufgebrochen waren.

  9. #9
    Okay, wie ich im Vorbesprechungsthread versprochen habe, kommt hier mein Post:

    Zitat Zitat
    10. Kapitel

    Wie es sich herrausstellte, war Lendor relativ früh aufgestanden. Als er die Treppe in den Schankraum heruntergestiegen war, hatte Gilgondorin ihn freundlich begrüßt und ihm einen guten Morgen gewünscht. Nachdem er den Gruß erwidert hatte, fiel dem Bretonen wieder ein, dass seine Sachen immer noch in seinem alten Raum lagen. Glücklicherweise hatte der Hochelf das Zimmer noch nicht wieder vermietet, und so konnte Lendor seine Habseligkeiten in den Raum, in dem die Argonierin nach wie vor schlief, verfrachten und sich einen halben Laib Brot und etwas Trockenfleisch mit nach Unten nehmen.
    Geduldig hockte er auf einem Holzstuhl mit Sicht auf die Eingangstür und wartete darauf, dass Pelelus vorbeikam, um mit ihm die Brieftaube abzuschicken. "Oh nein!" fiel es Lendor dann plötzlich ein. "Ich habe doch kein Geld mehr!"
    Ohne das Geld, dass Garrus ihm mitgegeben hatte, sah der Bretone eine neue und ganz große und breite Palette von Problemen vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen. Würde er am Ende gezwungen sein, einen Teil des Skoomas zu verkaufen, um etwas zu essen zu haben? Die Vorräte, die er dabei hatte, reichten nicht ewig... "Ach, mach dich doch nicht lächerlich!" sagte er zu sich selbst. "Irgendwie werde ich schon etwas auftreiben..."

    Mit seinein eigenen Gedanken beschäftigt saß er eine Zeit lang in seinem Stuhl, bis dann endlich der Legionär die Schenke betrat, noch ausgezehrter als am Tag zuvor, was bei seinem von natur aus rundlichen Gesicht einen seltsamen Eindruck auf Lendor machte. Schnell erspähte Pelelus Lendor und schritt auf ihn zu.
    "Guten Morgen!" sagte der Legionär mit einem Grinsen und lehnte sich gegen die Wand direkt neben dem Bretonen. Wie immer trug er seine Legionsrüstung, die er offenbar nie auszog, weswegen der Kaiserliche seinen Rücken hin und her bewegte, um eine Haltung zu finden, in der die Stahlplatte auf seinem Rücken ihn nicht allzusehr störte. Aus der Nähe bemerkte Lendor auch die Bartstoppeln in Pelelus' Gesicht, die den Legionär noch heruntergekommener aussehen ließen.
    Entschloßen, es über sich zu bringen, atmete Lendor noch einmal durch, doch bevor er etwas sagen konnte meldete sich der Legionär erneut zu Wort: "Hey, woher habt Ihr diese Verletzungen? Die sind mir gestern Abend gar nicht aufgefallen. Habt Ihr euch mit einem von diesen dummen Bravilern geschlagen? Bei einer Messerstecherei?"
    "Ihr werdet langsam auch zu einem Braviler", währe es Lendor fast rausgerutscht, und er fasste sich unbewusst an die genähten Schnitte, die die Krallen des Skamps hinterlassen hatten. Stattdessen rückte er mit der Sprache raus:
    "Pelelus, ich habe kein Geld mehr. Mir wurde gestern mein Geldbeutel gestohlen."
    Das Grinsen des Legionärs verschwand und sein Gesicht wurde wie gemeißelt, mit der Ausnahme von seinen vor überraschung hochgezogenen Augenbrauen. Und dann, unerwarteter Weise, fing Pelelus an zu glucksen und sein Grinsen kehrte zurück, diesmal um einiges unverschämter als zuvor.
    "Tjaja, da sieht man mal, wie die Dinge sich von Heute auf Morgen ändern können!" rief Pelelus. "Gestern, nachdem Ihr weg wart, hat Stendarr gezeigt, dass er sich nicht von Nirn abgewand hat, indem er dem Braviler Pack Gerechtigkeit zukommen lies, und zwar durch mich! Ich habe Einen nach dem Anderen beim Neun-Loch abgezockt! Und ob Ihr's glaubt oder nicht, ich habe nicht alles auf einmal für Alkohol ausgegeben!" verkündete der Kaiserliche fröhlich und räusperte sich dann, um etwas leiser fortzufahren. "Was ich damit sagen will, ich werde die Brieftaube selbst bezahlen!"
    "Sieht aus, als ob ich nicht der Einzige bin, der eine Art Glückssträhne hat", dachte sich Lendor, nachdem er erleichtert die Worte des Legionärs verarbeitet hatte. "Gut!" sagte er dann. "Dann, sag ich mal, fangt an zu schreiben!"
    "Aber natürlich!" rief Pelelus und deutete mit seinem Finger auf Gilgondorin, der, bisher unbeteildigt an dem Gespräch, fragend aufschaute. "Ihr da, Wirt! Habt Ihr Papier und Tinte?"
    "Ja", antwortete Gilgondorin, steif und mit einem leicht feindseeligen Unterton, und drehte sich um, um nach den Schreibgeräten zu suchen. Anscheinend hatte er die Bemerkung des Legionärs über die "Blöden Braviler" gehört. Oder er war ihm einfach nicht sympatisch, was Lendor nur alzu gut verstehen konnte. Trotz dessen stellte Gilgondorin bald darauf ein Tintenfässchen, eine Feder und ein sauberes Blatt Pergament auf die Theke.
    "Fünf Septime, und Ihr könnt Schreiben. Wenn Ihr es wollt, kann ich ihn dann für nur fünf weitere Septime mit einer Brieftaube von Schloß Bravil aus absenden"
    "Ja, gut, teile ich mein Glück eben mit Euch, Hochelf". Leicht stieß Pelelus sich von der Wand ab und durchmaß schnell die Entfernung zur Theke. Er zerrte an den Ketten seiner Halsberge und kramte einen gut gefüllten Beutel an einer eisernen Halskette hervor. Mit einem Seitenblick auf Lendor rief er: "Hier, so bewahrt man sein Geld richtig auf!", und knallte zehn kleine Münzen mit dem Abbild von Tiber Septim darauf auf die Theke.
    Misstrauisch zählte der Hochelf die Goldstücke noch einmal, biss prüfend auf eines und sagte dann: "Na gut. Sagt mir bescheid, wenn Ihr fertig seid".

    Über das Pergament gebeugt summte Pelelus leise eine Melodie, die Lendor als den Refrain von "Rotäugige Bräute" wiedererkannte, ein Lied, dass von in Morrowind Stationierten Legionären erdichtet worden war und dass sich mit den Heimkehrern und zwischen den Legionen Versetzten über ein gutes Stück der Kaiserlichen Legion und auch über einen Teil der Stadtwache von Cheydinhal verbreitet hatte, wobei Cheydinhals Nähe zu Morrowind auch einen Teil beitrug. Es war ein eher anstößiges Lied, dass wohl jede Dunmer, die was auf sich hielt, in Rage versetzt hätte.
    "So, dass wärs", sagte Pelelus ohne noch einmal zu überlesen, was er geschrieben hatte.
    "Gut", sagte Gilgondorin nur.
    "Schickt den Brief zur Kaiserstadt, zu Adamus Phillida. Er wird warscheinlich sowieso erst in der Verwaltung landen, aber was solls".
    "Gut. Heute Abend gehe ich zum Schloß und schick die Taube ab".
    "Also... desto früher er losgeschickt wird, desto besser".
    "Sehr Lobenswert, Pelelus", dachte Lendor schon. Jedoch hatte er nicht mit Gilgondorins antwort gerechnet.
    "Das glaube ich euch gern", sagte der Hochelf und ohne ein weiteres Wort steckte er den Brief in einen Umschlag, den er dann in einen Weidenkorb auf einem Regal hinter ihm warf.
    Selbst von hinter ihm konnte Lendor am Nacken des Kaiserlichen ablesen, dass Pelelus' Gesicht wohl gerade rot anlief, doch bevor eine schon aufbrodelnde Schimpftirade sich einen Weg nach draußen bahnte, schien er etwas aus dem Augenwinkel zu erkennen und Lendor drehte sich in die selbe Richtung um wie er.
    Es war die Argonierin, die an der Treppe stand und auf sie herunterblickte.
    "Ah, da ist die Echse also". Da seine Wut von dem Wechsel des Zentrums der Interresse ein wenig gedämmt war, brachte der Legionär es fertig, den Hochelfen nicht anzuschreien, als er sich wieder diesem zuwandt: "Gebt mir den verdammten Brief und meine fünf Septime zurück. Ich werde ihn selbst zum verfluchten Schloß bringen".
    "Gut." Gilgondorin fischte den Brief wieder aus dem Korb und gab Pelelus sein Geld zurück. Jede seiner Bewegungen war angespannt, und Lendor fürchtete, dass die nächste Bemerkung des Kaiserlichen dazu führen würde, dass der Hochelf seinen orkischen Angestellten in den Streit mit einbezog.
    Doch dazu kam es nicht. Der Deserteur zog wieder seinen Geldbeutel hervor, verstaute die Münzen und machte sich mit dem Brief in der Hand auf den Weg zur Tür. Bevor er sie erreichte drehte er sich um und zeigte auf Lendor: "Ihr da, Ihr kommt mit mir. Sonst werfe ich diesen Fetzen noch in den Kanal!"

    Über eine Hängebrücke erreichten sie die massiven Tore von Schloß Bravil. Als sie durch den Schloßgarten vor dem inneren Mauerring, dem einzigen Fleckchen Bravils, das nicht stank wie ein Abfallhaufen, gingen, vertrieb sich der Kaiserliche Legionär die Zeit damit, über die Befestigungsanlagen des Schloßes zu erzählen. Im Falle einer Belagerung, bei der es die Angreifer schafften, in die Stadt selbst zu gelangen, so sagte Pelelus, mussten die Verteidiger der Befestigungsanlagen nur die Seile der Brücke kappen, denn das Schloß war auf einer durch die Kanäle entstandenen Insel gebaut. Die einzigen Verbindungen neben der Hängebrücke zum Rest von Bravil war die Stadtmauer, und dass an nur zwei Stellen. Außerdem lagen diese Stellen zwischen jeweils zwei Türmen, die die großen Kanaltore, die so gut wie nie geöffnet wurden und an deren Seiten sie gebaut worden waren, stabilisierten. Man bräuchte nur eine gute Besatzung in den Türmen, versicherte der Legionär, und dann wäre Schloß Bravil uneinnehmbar. Und selbst wenn diese fielen, blieb immernoch der innere Mauerring mit seinen großen runden Türmen und dem zweiten Tor, das Schießscharten und Kanäle für siedendes Öl besaß. Zwar könnte man die Mauern immer noch mit schwerem Belagerungsgerät oder mit Magie niederreißen, fügte er hinzu, aber wenn man das vorhatte, könnte man gleich mit Kriegsgaleeren mit Katapulten vom Nibenay aus anrücken.
    Erst vor dem von Pelelus erwähnten zweiten Tor wurden sie angehalten. Die Tore waren geschloßen und in einer kleinen Tür im rechten Flügel war ein geöffnetes Fenster, durch dass ein Waldelf lugte. Lendor konnte nur seinen Kopf sehen, aber der für Stadtwachen typische Helm den er trug zeichnete ihn als eben solche aus.
    "Der Graf empfängt heute keine Bittsteller, also verzieht euch", sagte er, bevor Lendor oder Pelelus es fertig brachten, sich vorzustellen.
    Lendor wollte etwas erwidern, doch Pelelus kam ihm zuvor.
    "Gut, sonst hätte ich es für uns beide vermasselt..."
    dachte der Bretone, als der fahnenflüchtige Legionär dem schlecht gelaunten Wachmann erklärte, dass sie nur einen Brief zum Taubenschlag bringen wollten.
    Wider Lendors erwartung verlangte der Waldelf keine Bezahlung für seine Information: "Es ist der Turm ganz im Norden, der mit dem runden Dach aus Holz!"
    "Vielen Dank!" sagte Pelelus und winkte Lendor, ihm zu folgen. So langsam fühlte sich der Bretone als stummer, unbeteildigter Begleiter.

    Als sie die Hälfte des Weges hinter sich hatten, sie bewegten sich gerade im Schatten der Blätter eines großen Baumes, bemerkte Lendor einen Kajiiten, der an einer Hecke nahe der Mauer herumwerkelte und sich umdrehte, als er sie kommen hörte. "Oh! Hallo! Wilkommen in Bravils Garten!" Der Kajiit lächelte dümmlich und winkte ihnen zu. "Wartet!" rief der Bepelzte dann noch, als sie weitergehen wollten, nachdem Lendor zögernd zurückgewunken hatte.
    Beide Menschen hielten inne und sahen den Kajiiten fragent an. "Was ist denn?"
    "Könnten die beiden Herren Dro`Shanjii Helfen? Ich bräuchte wirklich Hilfe und der-"
    "Nein". Unterbrach Pelelus ihn mitten im Satz. "Wir haben was wichtiges zu tun".
    Entäuscht senkte der Kajiit den Kopf und seine Ohren legten sich an seinen Kopf an. "Natürlich. Die Herren sind zu beschäftigt". Der Kajiit wandt sich wieder seiner Hecke zu und schwieg.
    Die beiden Menschen gingen weiter und nachdem sie etwas an Entfernung zurückgelegt hatten, fragte Lendor den Kaiserlichen: "Wir hätten ihm wenigstens zuende zuhören können".
    Pelelus winkte ab. "Ach, was. Das ist die übliche Umgangsform hier in Bravil. Solange es nicht um Geld... oder um eine richtig gute Freundschaft geht, darf man keine Hilfe von Anderen erwarten".

    Der Turm war rund, bestand aus den gewöhnlichen groben Steinziegeln und hatte ein grünliches Holzdach, wie vom Wachmann beschrieben. Oben konnte Lendor entferntes Gurgeln von Tauben vernehmen. Die verstärkte Eingangstür wurde weder bewacht, noch war sie verschloßen. Eine um eine Säule gewundene Steintreppe führte sie nach oben und der Raum um sie herum wurde erst größer, als sie sich auf höhe der Stadtmauer befanden. Die Wendeltreppe ging hier zuende. Schnell blickte Lendor sich um und eine Holzleiter fiel ihm ins auge. Er folgte mit den Augen ihrem Verlauf nach oben. Die Falltür in der Decke war offen und gedämpftes Sonnenlicht fiel auf sie herab.
    Pelelus fluchte leise, als er ebenfalls nach oben blickte. "Wie, bei Molag Bals Strudel, soll ich in dieser verdammten Rüstung nach dort oben kommen?" Der Legionär schwitzte schon vom Aufstieg.
    Lendor klopfte ihm sachte auf die Schulter. "Macht euch keine Sorgen. Gebt mir einfach das Geld für die Taube und den Brief. Ihr könnt solange hier unten warten".
    Murrend stimmte der Kaiserliche zu und übergab Lendor die Gegenstände. Der junge Wachmann blickte noch einmal die Leiter nach oben. Es waren vielleicht drei Meter, mehr oder weniger. Die Leiter war mit hölzernen Stützen an der Wand befestigt, und es gab am Ende auch einige rostige Ketten, die dafür vorgesehen waren, das klapprige Stück Holz vorm umkippen zu bewahren, sollten die Stützen versagen. Dennoch hatte Lendor ein schlechtes Gefühl bei der Sache. "Ach was, da steigt jeden Abend ein Altmer hoch, ohne zu zögern. Wenn Gilgondorin das kann, dann du sicher auch!"
    Vorsichtig stellte er einen Fuß auf die erste Sprosse und ergriff mit den Händen die Sprossen auf Augenhöhe. "Warum tuh ich mir sowas nur an?" dachte der Bretone, als er seine kleinen Ängste überwand und anfing, die Leiter hochzuklettern.

    Als er endlich oben angekommen war, fand er neben Käfigen voller von seiner Presenz aufgescheuchter Brieftauben und einem schlafenden alten Mann einen faszinierenden Ausblick vor. Von diesem Turm aus konnte er vor sich im Norden die Kaiserstadt ausmachen. Der Turm der Geheimen Universität mit seinem kegelförmigen Dach aus grünen Schindeln und der Turm der Hafenanlage sahen wie kleine Spielzeuge aus im Gegensatz zum alles überragenden Weißgoldturm. Rechts von ihm glitzerte das Wasser des Niben zwischen Federvieh und Gitterstäben hervor. Links erstreckte sich Bravil mit den typischen flachdächigen Holzbauten, der Kathedrale und noch weiter, schon fast als ein Teil des Horizonts, die Wälder der Westebene.
    Mit einem plötzlichen Schnarchen zuckte und erwachte der Alte, was Lendor dazu brachte, ruckartig den Blick vom Panorama zu lösen und sich unwillkürlich zum alten Mann hin umzudrehen.
    "Ehh, ich-"
    "Welche Stadt?" fragte der Alte, nachdem er sich blinzelnd umgesehen hatte.
    "Wie bitte?" sagte Lendor, weil er nicht sofort verstand.
    "In welche Stadt wollt Ihr euren Brief schicken?"
    "Ja, natürlich. Kaiserstadt, Kaiserliches Gefängnis".
    Der alte Mann- Lendor wusste nicht, ob es sich um einen Bretonen oder Kaiserlichen handelte- nickte langsam und stand dann schwerfällig von seinem Stuhl auf. "Gut. Das macht dann zwei Septime".
    Lendor überreichte die Münzen, die er während seines Aufstiegs in den Taschen seiner Lederrüstung aufbewahrt hatte.
    Wurzelartige Hände nahmen das Gold entgegen und der Taubenzüchter biss auf eine der Münzen, was heute, so dachte Lendor, wohl jeder vorhatte. Als die Echtheit des Goldes bewiesen war, holte er ein kleines Lederbehältnis mit kleinen Gurten hervor. "Der Brief!"
    Schnell übergab Lendor ihm das gefaltete Pergament im Umschlag und der Taubenzüchter stopfte das Papier in die Lederröhre und schloß den Deckel.
    Anschließend öffnete der Mann einen der Käfige hinter sich und nahm die große grauweiße Taube, die darin saß, in die eine Hand und schnallte mithilfe der anderen den kleinen Lederkorb am Rücken des Tieres fest.
    Irgendwie erweckte die Taube Mitleid bei Lendor, so wie der Alte sie gepackt hielt und sie sich gurgelnd und hilflos mit ihren rot-orangenen Augen umschaute. Als das Behältnis befestigt war, stellte der Mann die Taube auf dem Steingeländer des Turmes ab und sagte "Los!"
    Die Taube gehorchte sofort und flog in Richtung Kaiserstadt davon.
    "Gut, dass das erledigt ist", dachte Lendor erleichtert, nachdem er sich bedankt hatte und während er dem Vogel hinterhersah, der langsam immer kleiner wurde und dann verschwand. "Jetzt wird Gergius seine Verstärkung bekommen, und ich hab genug Zeit, diesen Wagen der Kajiiten zu untersuchen. Morgen werden wir dann ihr Lager überfallen. Wer weiß, vielleicht finde ich beim Wagen etwas brauchbares und muss beim Überfall gar nicht mehr in dieser verdammten Stadt sein". So ungern er sich einfach aus dem Staub machen würde, währe es Lendor doch lieber, so früh wie nur möglich nach Leyawiin weiterzureisen und diese ganze Sache hinter sich zu lassen.
    Der alte Mann setzte sich wieder auf seinen Stuhl und Lendor machte sich auf, die Leiter wieder herunterzusteigen.

  10. #10
    Damit ich Posten kann, muss ich noch etwas als "Einleitung" schreiben. Tja, wird mal Zeit, die horizontale Liniezu benutzen, die Paddy so mag!



    Zitat Zitat
    Lendor erreichte die Ställe vor Bravil ohne viele Probleme. Der Himmel war zwar grau verhangen- nachdem er sich von Pelelus verabschieded hatte, sind sofort Wolken aufgezogen und einige Minuten hatte es leicht gerieselt- aber es gab genug Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die weiche, verschwommene Masse aus Grautönen fanden, so dass es nur ein wenig dunkler wurde. Der Wind aus richtung Topal-Bucht, also aus dem Süden, ließ sich kaum vernehmen und Lendor überquerte die Hängebrücke zum Festland ohne einen Anflug von Panik, weswegen er sehr dankbar war.

    Doch als er so am Zaun stand, fiel ihm eine Sache, die den Wagen der Kajiiten betraf, sofort ins Auge: Es gab keinen Wagen.
    "Na toll!" Leise fluchend schritt er auf die Hütte der Pferdehändlerin zu. "Wohin, bei den Neun, ist diese dumme Karre verschwunden?" Der Mann, der ihm bei seiner Ankunft das Zauntor geöffnet hatte saß auf seinem Hocker neben der Tür; Lendor und er nickten sich gegenseitig zum Gruß zu, dann klopfte der junge Wachmann drei mal gegen die Tür und trat ein.

    Beschähmt glotzte er auf seine Füße und ließ die Predigt der Frau über sich ergehen. "Ich bin äußert freundlich, damit Ihr es wisst! Vor allem zu Fremden! Und Ihr, Ihr habt nur für einen Tag bezahlt! Ihr könnt von Glück reden, dass ich Euer Pferd wenigstens gefüttert habe! Ich hätte es genauso an... an den Wirt des Einsamen Freiers verkaufen können!" Lendor blickte auf. Wenn er sich richtig erinnerte, gehörte der Laden einem Ork, auch wenn einige Aushilfskräfte für ihn arbeiteten. Und jeder wusste, was so etwas bedeuten würde. "Orks und Pferde".
    "Wisst Ihr, wenn jemand für den Aufenthalt seines Pferdes nicht mehr bezahlt, kann ich damit anstellen, was ich will!"
    Das stimmte zwar nicht, das wusste Lendor, die Bretonin durfte das Pferd höchstens von ihrem Grundstück entfernen, das war allerdings schon alles. Aber er behielt es lieber für sich, die Bretonin schien nicht gerade einen guten Tag zu haben oder sie war von Natur aus aufbrausend. Die letzte Begegnung mit ihr war nur kurz, zu kurz um sich ein Bild von ihrer Persönlichkeit zu machen.
    Als er sich sicher war, dass sie damit fertig war, ihn zu tadeln, hob er die Stimme für eine Erklärung: "Es tut mir leid. Mir wurde der Geldbeutel gestohlen, sonst hätte ich natürlich bezahlt! Ihr habt ihn doch gesehen, als ich hier angekommen bin, oder?"
    "Ja. Ja, Ich hab ihn gesehen", gab die Pferdehändlerin zögernd zu. "Allerdings müsst Ihr für das Futter aufkommen. Zwar spuckt diese Stadt alle Menschen, die sie betreten, entweder ärmer als vorher oder reicher und mit Blut an den Händen wieder aus, aber das macht die Nahrung nicht billiger, vor allem nicht, wenn diese Tore nach Oblivion die Straßen unsicher machen und Händler deswegen einen Grund sehen, ihren Preisen einen Gefahrenaufschlag zu geben oder überhaupt nicht mehr aus den Städten zu kommen."
    "Jetzt führe ich das selbe Gespräch, wie schon mit Gilgondorin..." Lendor hasste es, die Güte der wenigen guten Menschen und Mer ausnutzen zu müssen, aber er wusste nicht, wie er sonst aus solchen Situationen herauskam:
    "Ich bitte Euch, sobald ich Geld habe, werde ich alles zurückzahlen! Ich bin Wachmann in Cheydinhal und auf der Suche nach jemanden, und sobald ich wieder in Cheydinhal bin, schicke ich Euch das Gel-"
    Die Unterbrechung kam so plötzlich, dass Lendor unwillkürlich zusammenzuckte: "Nein!" Das Gesicht der Händlerin lief rot an und in ihren Augen entbrannte Zorn. "Ihr sucht jemanden, weil Ihr ein Wachman seit? Aus Cheydinhal? Das ich nicht lache! Nein, nein und nochmals nein! Es tut mir leid, aber mir wurde letztens bewusst, dass ich um einiges misstrauischer sein muss. Und jetzt bitte, nehmt Euer Pferd, Eure Schulden und verschwindet aus meinen Augen!"

    Verdutzt fand sich Lendor vor der Eingangstür wieder, gerade als diese zuschlug. "Was, bei den Ebenen, ist der denn über die Leber gelaufen?"
    Als jemand neben ihm lachte, wandt er sich gedankenverloren in diese Richtung. Der Kaiserliche, der immer noch auf seinem Hocker saß, grinste ihn an. "Ihr müsst Frau Bienne entschuldigen. Sie ist seit kurzem etwas gereizt."
    "Etwas gereizt? Sie hat gerade mein Pferd von ihrem Grundstück geworfen!"
    Der Kaiserliche nickte lächelnd: "Keine Sorge. Ihr könnt Euer Pferd Anutwyll lassen!"
    "Anutwyll? Klingt nach Altmeri..." "Wer ist denn Anutwyll? Wohnt sie hier in der Nähe?"
    "Nein, nein mein Freund! Anutwyll ist die Ayleiden-Ruine, dort hinten an der Straße, Ihr habt sie vielleicht schon gesehen!" Lendors Gesichtsausdruck und seine unbewussten Blicke, in die Richtung, in die der Mann deutete, brachten diesen dazu, wieder zu lachen. "Keine Sorge. Die Ruinen sind ungefährlich. Jedenfalls an der Oberfläche. Wenigstens sorgen die Wachen dafür".
    "Warscheinlich ein Pferdedieb. Aber sonst könnte ich Roter gleich in den Wald laufen lassen..." "Ja. Okay. Danke für den Hinweis".
    Dann erinnerte sich Lendor daran, weswegen er überhaupt hergekommen war. Er musste es wissen. Seit er gesehen hatte, das es keinen Wagen gab, beschlichen ihn Zweifel, ob er das Fahrzeug wirklich gesehen hatte, als er hier angekommen war. Und außerdem wollte er wissen, ob er Turgar trauen konnte, oder ob der Nord sich die Geschichte mit dem Wagen nur ausgedacht hatte, um einen weiteren Mann für seinen Überfall zu haben. Oder den Gefallen bei Garrus nicht mehr zu schulden, was Turgar sehr wichtig zu sein schien. Silberstahl wirkte nach außen hin zwar wie ein muskelbepackter Trottel, aber...
    "Sagt, stand hier nicht noch vor einiger Zeit ein Wagen auf der Koppel?"
    Die Frage schien den Kaiserlichen zu überraschen. "Uh, ja, wieso? Er ist vor nicht allzu langer Zeit weggebracht worden. Ein Paar Kajiiten habe Kisten drauf gepackt und sind dann weggefahren".
    "Mist!" Für einen Augenblick fühlte sich Lendor stark entmutigt. Zwar wusste er jetzt, dass Turgar ihn in dieser Sache nicht angelogen hatte, aber die Kajiiten waren mit dem Karren verschwunden. Und auch mit dem Skooma, wegen dem er überhaupt in diesem Dreckshaufen festsaß.
    "Wisst Ihr vielleicht, in welche Richtung sie aufgebrochen sind?"
    "Ich... ich glaube richtung Leyawiin. Wenn Ihr euch beeilt holt Ihr sie vielleicht noch ein!"
    "Danke! Vielen dank!" Nach einer hastigen verabschiedung lief er los, um Roter zu holen.

  11. #11
    @ Ardam
    Zitat Zitat
    Bisher ist die Geschichte recht gut, Jo'Kash in seiner Rolle als Wanderpriester kommt auch gut rüber. Bei
    Zitat Zitat
    Zitat
    Mensch, wie würde das Großmutter freuen, wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich endlich den Halbbruder der Nichte der Mutter meines Schwagers gefunden habe!
    musste ich schmunzeln.
    Dem kann ich nur zustimmen. Du hast den Kajhit gut gestaltet. Er kommt als Person und vorallem in seiner Rolle sehr gut zur Geltung, auch wenn es etwas konstruiert wirkt, dass Dro'shanji wirklich auf diese Nummer reinfällt, aber mitunter sind Kajhit ja auch wirklich nicht gerade die intelligentesten Bewohner Nirns (zumindest manche Exemplare). Mich persönlich irritiert auch die Verwendung des Präsens. Ich möchte dir da jetzt nichts vorschrieben, aber mir persönlich wäre lieb, wenn du weitere Posts doch im hier üblichen Präteritum verfassen könntest. Aber erstmal generell würde ich gerne noch mehr von dir lesen.

    @ Kampfkatze
    Lange angekündigt und diesmal eingehalten, habe ich auch deine Postings gelesen, die mir noch fehlten. Eigentlich kann ich dazu nicht viel sagen. Die Geschichte entwickelt sich weiter spannend und ich möchte da noch wie vor mehr von lesen. Also ich habe da jetzt wenig Anknüpfungspunkte für Kritik, was jetzt die Konstruktion der Geschichte an sich angeht. Also da läuft im Moment alles ziemlich gut. Und ansonsten sind da nur wieder Rechtschreibfehler, wobei da aber auch keine gravierenden Defizite drin sind, sondern nur der übliche Kram. Also ich freue mich da weiterhin auf Fortsetzungen Kampfkatze.

    Zitat Zitat
    Damit ich Posten kann, muss ich noch etwas als "Einleitung" schreiben. Tja, wird mal Zeit, die horizontale Liniezu benutzen, die Paddy so mag!
    Tjaja

  12. #12
    Nach langer, langer Zeit kommt jetzt der zweite Post von mir. Danke an Paddy fürs Anstupsen
    Ab jetzt schreibe ich also in der Vergangenheit. Falls das ein oder andere Wort noch im Präsens steht, bitte ich das zu entschuldigen, ich kehre automatisch immer in die Gegenwart zurück. Ich hoffe aber, dass ich nichts übersehen habe

    Zitat Zitat
    Kapitel 2

    „Nett hast du’s hier!“, bewunderte Jo’kash die Wohnung seines angeblichen Verwandten. Sie saßen an einem Holztisch, während hinter dem Prediger ein gemütliches Feuer in dem großen Kamin brannte. Auf Kommoden und Regalen lagen Gläser, Bücher und allerlei Kram. Dro’Shanjii servierte gerade das Abendmahl: Hammelfleisch und Brot. Langsam schnitt Jo’kash ein Stück Fleisch ab und schob es sich in den Mund. Genüsslich biss er auf dem gebratenen Stück herum. Hmm. So etwas Gutes habe ich nicht mehr gegessen, seit ich in Elsweyr aufgebrochen bin. Ich wusste, es war eine gute Idee, Dro’Shanjii zu betrügen. Wenn mich das Bett nur halb so zufrieden stellt wie das Essen, werde ich hier sehr gut schlafen! Er streckte die Beine aus schloss kurz die Augen. Die Wärme des Kaminfeuers kitzelte die von der Wanderung geplagten Füße und ließ ein wohliges Gefühl in dem Khajiit aufsteigen.
    „Sag mal, Jo’kash, wieso bist du eigentlich nach Cyrodiil gekommen. Gibt es Probleme in Elsweyr?“, fragte Dro’Shanjii. „Probleme? Nein, zumindest nicht, dass ich wüsste. Aber ich habe mich auch nie so richtig für Politik und das alles interessiert. Mein Interesse gilt etwas ganz Anderem. Sag mal, hast du noch Brot?“ Während der Khajiit ihm das Gewünschte reichte, legte sich Jo’kash seine Gedanken zurecht. „Danke. Nun, ich habe mich vor Langem entschlossen, mein Leben denen zu widmen, denen wir alles zu verdanken haben!“ „Sag bloß, du bist Mitglied bei den legendären Klingen!“, unterbrach Dro’Shanjii den Priester. Dieser starrte ihn verblüfft an. „Was? Wer? Nein! Unsinn, ich rede von unseren Göttern! Ich bin ein Geistlicher geworden.“ „Echt? Äh, aha. Hast du auch eine richtige Robe oder so etwas? Die Priester bei uns in Bravil tragen alle ein kirchliches Gewand.“ Jo’kash schaute verlegen zur Seite. „Nun, eigentlich nicht. Ich habe nach meiner Gelehrten-Abschlussprüfung keine Kleidung bekommen. Ist wahrscheinlich auch besser so. Sonst würde ich ja überall gleich erkannt werden. Nicht alle Einwohner Tamriels sind den Göttern freundlich gesinnt.“ „Aber warum läufst du dann durch das Land! Kriegt man nicht eine Kapelle oder so, wenn man Priester ist?“ „Ach, bei uns waren alle Stellen bereits vergeben! Und irgendjemand muss schließlich den nichtgläubigen Bürgern die Liebe Maras nahe bringen!“, antwortete Jo’kash verärgert. Warum erzähle ich das diesem heruntergekommenen Gärtner überhaupt? Morgen bin ich doch sowieso schon auf dem Weg nach Norden, Richtung Kaiserstadt. Schweigend aß er seine Mahlzeit auf. Dann stand er von seinem Stuhl auf. „Danke für das Essen, Dro’Shanjii. Ich bin schon müde. Zeigst du mir mein Bett?“ „Warte! Bleib sitzen! Ich muss dich etwas Wichtiges fragen!“, rief ihm der Angesprochene zu, der noch immer am Esstisch saß, die Arme verschränkt. Seufzend setzte sich Jo’kash wieder und sah den Tischgenossen an.
    „Hör mal, du bist doch viel in der Welt herumgekommen. Vielleicht kannst du mir ja helfen.“ Der Priester rollte mit den Augen. „Worum geht es denn?“ „Bei mir in den Gärten stimmt was nicht. Es kommt immer häufiger vor, das Beete zerwühlt und Blumen zertreten sind. Vorgestern wurde sogar ein Exemplar des teuren Blutgrases vernichtet.“ „Komm zum Punkt. Ich bin müde!“, stieß Jo'kash aus. „Ich fürchte, dass sich ein Berglöwe in die Gärten eingeschlichen hat.“ „Na und? Dafür gibt es doch die Stadtwache, oder etwa nicht?“ „Pah, die haben nur gelacht, als ich ihnen von meiner Vermutung erzählt habe. 'Unser Gärtner hat Angst vor Seinesgleichen.' haben sie gesagt, 'Maunz, maunz, das Kätzchen fürchtet sich vor dem bösen Kater' . Wir sind doch verwandt. Du musst mir helfen. Ich habe keinerlei Erfahrung mit wilden Tieren. Ich würde mich eher selbst verletzen, als dass ich diesem Raubtier schade. Aber du, du wanderst doch von Stadt zu Stadt. Du weißt doch, wie man solche Probleme löst.“
    „Hör mal, ich bin kein Kämpfer und Krieger. Mich schützen die Götter und geben mir Kraft, um die langen Wanderungen zu bestehen!“ Abermals seufzte der Prediger. Mit einem Mal fühlte er sich schlecht. Shanjii hat mich gut behandelt, obwohl er mich gar nicht kennt. Er ist ein aufrichtiger Kerl. Und wir werden wohl einen Löwen bezwingen können. Ach Alkosh, warum gabst du mir ein Gewissen? „Schon gut, Ich helfe dir bei deinem Problem. Aber erst morgen!“ Jo'kash stand auf und ging zur Hauswand, wo er vorhin seinen Wanderstock angelehnt hatte. Satt und zufrieden mit sich ließ er sich von Dro’Shanjii den Weg zum Gästebett zeigen, in dem er kurz darauf einschlief.

    Am nächsten Morgen wachte Jo'kash früh auf. Die ganze Nacht hatte er überlegt, wie er und Shanjii den Berglöwen besiegen konnten. Sie hatten keine richtigen Waffen, und sein Wanderstock leistete ihm zwar gute Dienste, für einen Kampf mit einem echten wilden Tier war er aber weniger zu gebrauchen. Allein schon das Anlocken könnte Probleme bereiten. Wie um alles in der Welt ruft man Löwen zu sich? Vielleicht mit Fleisch? Das gewürzte Zeug, das man in den Herbergen kriegt, ist mit Sicherheit kein guter Köder. Das stinkt doch bis zum Himmel. Wir müssen an frisches Fleisch kommen. Ich muss einen Jäger fragen. Aber noch etwas bereitete ihm Sorgen. Dro'Shanjii hatte ihn gestern empfindlich nach seiner Vergangenheit gefragt, und obwohl er sich Mühe mit seinen lange vorbereiteten Lügen gegeben hatte, konnte er sie nicht ewig aufrechterhalten. Irgendwann würde zwangsläufig herauskommen, dass er keine Priesterausbildung abgeschlossen hatte.
    Vom Geruch frisch aufgebrühten Tees schreckte Jo'kash aus seinen Gedanken auf. Schnell zog er sich an und ging die Treppe zum Wohnbereich herunter. Dort hatte Dro'Shanjii bereits Frühstück gemacht. „Iss schnell das Brot. Ich habe nicht viel Zeit. Meine Arbeit fängt in 15 Minuten an“, sagte er. Hungrig aß der Priester sein Mahl. Als er fertig war, half er beim Abräumen. Während der Gärtner in die Schlossgärten ging, machte sich Jo'kash auf, einen Jäger zu finden, der ihnen Fleisch besorgen könnte. Als er durch die Straßen wanderte, begegnete ihm plötzlich Cosmus wieder, der Nord, der den Priester gestern ausgeraubt hatte. „Verfluchter Dieb! Rajhin sollte dich bei der Verteilung des Diebesglücks außer Acht lassen!“ Geschickt packte er den überraschten Taschendieb bei den Schultern. „Gib mir meinen Beutel zurück!“ „Hey, lass mich los. Du kriegst dein Geld ja. Aber schrei nicht so laut, sonst werden die Wachen aufmerksam. Das Schutzgeld is für diesen Monat schon aufbraucht, ich kann sie nicht mehr länger bezahlen!“ Der Nord schüttelte sich von ihm ab und kramte in seinen vielen Taschen herum. Nach ein paar Sekunden kam der Geldbeutel zum Vorschein. „Is aber nicht mehr alles drin. Jeder braucht schließlich seinen Spaß, und der is bekanntlich nicht umsonst.“ Hastig geht er Räuber weg. Jo'kash öffnete den Beutel und zählte nach. 16 Septime. Was hat dieser Mensch nur gestern gesoffen, dass er so viel verbraucht hat. Er verstaute den zurückerworbenen Sack in das Innenfutter seines Gewandes, so, wie es ihm am Tag zuvor geraten wurde, und setzt seinen Weg fort. Nach einiger Zeit erreichte der Wanderpriester schließlich ein kleines Haus, vor dem ein kleines Schild angebracht war: 'Das Paradoxon des Bogenschützen'. Na wenn das kein Jäger ist... Von seinem kleinen Erfolg erfreut betrat er den Laden. In Inneren war es dunkel. Einige Kerzen erhellten den ansonsten finsteren Raum. Daher erkannte Jo'kash auch erst nach ein paar Sekunden, dass sich hinter der Theke ein kleines Bosmer befand, der ihn ungeduldig anstarrte. Er war schon etwas betagter, zumindest verriet dies seine Halbglatze, die ihm aber sehr gut stand. „Daenlin mein Name, Grüße! Was kann ich Euch anbieten. Braucht ihr eine neue Waffe? Oder ist Eure Rüstung verbeult? Ich kann sie wieder ausbessern! Soll es etwas anderes sein? Vielleicht Pfeile? Oder ein Harnisch? Das Gewand, das ihr tragt, kann Euch ja kaum schützen.“, eröffnete der Bosmer. Jo'kash lächelte ihn unsicher an. „Vielen Dank, nein, ich bin mit meiner Kleidung sehr zufrieden. Ich benötige eher etwas anderes als eine Eisenrüstung. Ihr scheint ein passabler Jäger zu sein. Habt Ihr zufällig etwas frisches Fleisch da, das Ihr nicht mehr benötigt.“ Ihm kam ein Gedanke. Warum sollte ich mir die Finger krumm machen. Wenn dieser Daenlin hier ein Jäger ist, kann er doch ebenso gut das Tier erlegen. Er weiß doch bestimmt auch, wie man sie anlockt. Einen Versuch ist es wert. „Ach, werter Daenlin. Was rede ich denn da! Ich wollte Euch um Fleisch bitten, mit dem ich Raubkatzen anlocken wollte. Dabei könnt Ihr das doch viel besser. Ihr seht mir wie jemand aus, der die Liebe der Götter schätzt. Zufällig bin ich Priester. Die Zuneigung von Jone wird Euch ewig gewiss sein, wenn Ihr einem seiner Prediger helft. Also, was sagt Ihr?“ Daenlin sah den Khajiit interessiert an: „Nun, alles hat seinen Preis. Auch die Götter, welche auch immer Ihr meint, müssen zahlen. Ich soll für Euch ein wildes Tier töten? Das kostet 500 Septime!“ Jo'kash protestierte: „500? Ihr beleidigt Euch und Eure Familie! Wer den Göttern nicht hilft, ist von ihrer Anhängerschaft ausgeschlossen.“ Der Jäger zuckte mit den Schultern. „500 Septime für's Töten, oder fünf für das Fleisch. Ich habe keine Familie, die ich beleidigen könnte.“ Er grinste. Verärgert holte der Khajiit den soeben erst wiedererlangten Geldbeutel hervor und entnahm ihm 5 Goldstücke, die der dem Bosmer reichte. Dieser verschwand kurz hinter einer Tür. Nach einer Minute kam er mit einem knapp einen Kilo schweren Fleischbrocken zurück. „Hier, das ist beste Ware. Erst gestern geschossen. Rotwild.“ Jo'kash übernahm die Last und verließ ohne einen Gruß das Geschäft. Was für ein gottloses Land. Ich habe allmählich das Gefühl, dass mich Sheggorath an der Nase herumführt. Wenigstens habe ich jetzt einen Köder. Mal sehen, ob der Berglöwe darauf abfährt. Wenn nicht, ist das zumindest für Shanjii und mich ein schönes Mahl.

  13. #13
    @Ardam
    Ein schönes Comeback. Einen Rückfall in die Gegenwart habe ich nur einmal bemerkt. Der Pseudo-Priester ist schon eine recht bemerkenswerte Gestallt. Ich freue mich darauf zu lesen, wie die Geschichte weitergeht. ^^

    @Paddy
    Danke fürs Feedback! ^^

    Jetzt zu meiner eigenen Arbeit:
    Eigentlich sollte noch mehr folgen, aber ich will auch wieder ein Lebenszeichen von mir geben. Viel Spaß beim Lesen!


    Man sagt, so erinnerte sich Lendor, dass wenn man weiß, dass etwas existiert, bemerke es man eher. So auch die Ayleiden-Ruine Anutwyll. Die verblichenen, moosbewachsenen weißen Wände und was von ihnen übrig war wurden von der Straße aus von einigen Büschen und Bäumen verdeckt, doch wenn man darauf achtete waren sie sehr wohl sichtbar.
    Jedoch hatte Lendor keine Zeit ausschau nach Ruinen im Wald zu halten.
    Er trat Roter in die Flanke und die Hufe des Rotfuchses schlugen laut auf dem Pflaster auf, das Pferd flog förmlich über die Straße. Der Wind schlug Lendor ins Gesicht und sein Herz raste, es schlug fast im Einklang mit den Hufen seines Reittieres.
    "Wenn ich die jetzt kriege, kann ich das Skooma nehmen, diese Argonierin in Leyawiin abliefern und dann sofort zurück nach Hause. Ich muss bei keinem Überfall mit dabei sein. Ich muss niemanden töten".
    Leichter Regen kam auf, der ihn zwang, reflexartig die Augen zuzukneifen. In der Ferne hoben die dunklen Blätter der Bäume die kleinen Wassertropfen hervor und erweckten die Illusion eines lebendigen, sich stetig bewegenden Nebelschleiers.
    "Was ist, wenn ich sie nicht einholen kann?"
    Lendor fixierte die Straße vor sich. Bei diesem Tempo und der feuchten Glätte könnte ein lockerer Stein oder ein falscher Tritt eine verheerende Wirkung haben.
    "Ich muss sie einholen. Damit ich wieder nach Hause kann. Ohne Blut an den Händen". Nebenbei fiehl ihm ein, dass er seinen Regenmantel im Silberheim vergessen hatte. Erneut flogen ihm Tropfen ins Auge und er musste kurz blinzeln. Mit zusammengekniffenen Augen fegte er über die Straße.
    Dann, nach einer Anhöhe und einer gefühlten Ewigkeit, erschien der Wagen auf der Straße unter ihm. Es war nur einer und aus der Ferne konnte der Bretone deutlich die Plane und das Gespann aus zwei Pferden sehen. Es musste der richtige sein. Kein Händler währe so verrückt ohne Wache und nur mit einem Wagen, der allein auf keinen Fall mit genug Wahre, um die Reise antretenswert zu gestallten, beladen werden konnte, nach Leyawiin zu reisen, wenn hinter jeder Straßenbiegung Obliviontore stehen könnten. Es beschlichen ihn jedoch zweifel darüber, ob es wirklich klug gewesen war so stürmisch und ohne Plan aufzubrechen. Was sollte er denn machen, sobald er die Khajiiten eingeholt hatte? Ihnen in den weg reiten und brüllen: "Halt! Ihr habt gegen die Gesetze verstoßen!"?
    Als der Abstand zwischen Reiter und Wagen immer kleiner wurde, fiel dem Bretonen auf, dass das Gefährt sich nicht von der Stelle bewegte. Und kurz darauf, als er noch näher herankam, hörte er über das Sausen des Windes, der an seinen Ohren vorbeifegte, hinweg Rufe.
    Er ließ Roter langsamer werden. Geräusche von Sehnen und aufeinander treffenden Klingen, Befehle und Schlachtrufe. Sie befanden sich jetzt einige Meter hinter dem Wagen und sofort war klar, was gerade passierte: Die Tiermenschen wurden von Banditen überfallen. Lendor überlegte, während er sich von hinten an den Wagen heranschlich: "Wenn ich den Banditen helfe, bringen die mich trotzdem um. Wenn ich den Khajiiten helfe, bedanken sie sich und ziehen weiter. Schließlich sind sie nur... friedfertige Reisende". Oder geben es vor, welche zu sein.
    Er könnte auch ganz einfach in den Wagen greifen, eine Flasche mit Skooma mitnehmen und wieder verschwinden, die beiden Parteien ihrem Kampf überlassen... Er hörte einen Schmerzensschrei und sein Entschluß stand fest: "Nein, ich bin kein Dieb. Ich helfe den Khajiiten, und dann, wenn sie gerade wegfahren wollen, schnappe ich mir eine Flasche".

    Er zog sein Schwert und kam mit blankem Stahl von hinter dem Wagen hervor gerannt und verschaffte sich einen schnellen Überblick: Zwei Khajiiten, einer mit einem Kurzschwert und einer mit einem wertvoll aussehenden Zwergenlangschwert, versuchten, eine Gruppe von Banditen, allesammt nur mit Nahkampfwaffen verschiedenster Art bewaffnet, von ihrem Wagen und von den aufgeschreckten Pferden wegzudrängen. Irgendwo auserhalb von Lendors Blickfeld wurde lautstark eine Sehne gespannt und kurz darauf schnellte ein Pfeil durch die Luft, auf einen der Banditen zu. "Nein, das ist kein Pfeil. Das ist ein Bolzen!" Der Schütze stand auf dem Kutschbock, dort, wo Lendor ihn von seiner Position aus nicht sehen konnte. Die Plane verdeckte die Sicht.
    Zunächst erschien es Lendor, dass die Khajiiten dank ihres Fernkämpfers trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit klar im Vorteil waren, aber die beiden Schwertkämpfer hatten alle Hände voll zu tun; sie mussten pausenlos parieren und die Briganten auf Distanz halten.
    Mit dem Schwert in der Faust rannte der Bretone von hinter seiner schattigen Deckung hervor und schrie: "Verschwindet, Banditenpack!" Kurz hielten alle Beteildigten überrascht inne und hielten reflexartig nach dem Rufenden ausschau, dann entschied einer der Banditen, dass es das nicht wert war und sprintete ganz ohne Vorwarnung in Richtung Wald davon. Seine Mitstreiter zögerten nicht lange und folgten seinem Beispiel.

    Nachdem Lendor sich sicher war, dass die Banditen keinen zweiten Angriff starten würden, ging er auf die Khajiiten und die Vorderseite zu. Eine Bewegung in seinem linken Augenwinkel ließ ihn zusammenzucken und als er die Quelle ausgemacht hatte, blieb er unwirkürlich stehen und wagte es nicht mehr, sich zu bewegen. Auf dem Kutschbock befand sich, wie bereits vermutet, der dritte Khajiit, der, der die Bolzen abschoß, und welcher jetzt mit einer in Cyrodiil doch eher selten anzutreffenden Armbrust aus Holz und Eisen auf das Gesicht des Menschen zielte.
    "Wer, bei Rajhin, bist du, Mensch? Was, bei den sechzehn Ebenen, willst du hier?" Seine Stimme war angespannt, grenzte schon fast an ein Zischen und besaß diesen seltsamen Elsweyrschen Akzent. Lendor zweifelte nicht daran, dass das Gesicht hinter der Armbrust ohne zu zögern den Bügel drücken und somit die gewalltige Kraft hinter der gespannten Sehne loslassen würde.
    "Eine Bewegung und du stirbst an einer Eisenvergiftung du kaiserlicher Bastard..!"
    Der Bretone schluckte schwer; was er in solch einer Situation sagen sollte, wusste er nicht.
    "Beruhige dich, Dra'Sush!" rief der Tiermensch mit dem Schwert aus Dwemer-Metall. In seinen Worten schwang Beschwichtigung mit und sie waren frei von jedweden "Unreinheiten", er sprach fehlerloses, reines Cyrodiilisch.
    Der Armbrustschütze schien zu überlegen und Lendor ließ ihn nicht aus den Augen, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Der Khajiit namens Dra'Sush säufzte tief und ließ die Armbrust wieder sinken, weg von Lendors Gesicht, aber immer noch gespannt und zum abfeuern des Projektils aus dickem Holz und spitzem Eisen bereit. Das war einer der Vorteile einer Armbrust: Man musste nur einmal spannen und konnte dann auf den richtigen Moment zum schießen warten. Aber wegen der langen Zeit, die man zum Nachladen brauchte, war sie im offenen Kampf eher unbeliebt. "Na gut," sagte er mit einem enttäuschten Unterton.
    Der Bretone entspannte sich wieder und merkte, dass der Katzenmensch, der den mit der Armbrust beruhigt hatte, bereits den Weg zu ihm durchmaß. Sein Retter streckte seine peltzige Hand aus und lächelte ihn freundlich an.
    Während sie die Hände schüttelten- in Lendor staute sich die anspannung wieder, der gedanke daran, dass er ihnen ja noch irgendwie eine Probe des Skoomas wegzunehmen hatte spukte in seinem Hinterkopf- stellte der Khajiit sich mit einem allgegenwärtigem Grinsen vor: "Ich bin Langfinger, und dass sind meine Freunde Dra'Sush und Dro'Ba. Dra'Sush kennst du ja bereits..."
    Lendor war recht ungeübt darin, Khajiiten auseinander zu halten und Langfinger zeichnete sich nur durch die weisen Flecken unter seinen Augen, die wie Trähnen an der Seite seiner Nase verliefen, aus. Dro'Ba war eher etwas rundlicher vom Gesicht her und Dra'Sush hätte Lendor selbst unter einer kleinen Gruppe von Khajiiten im Leben nicht wiedererkannt.
    "Wir müssen Euch danken, Herr..?"
    "Lendor".
    Langfinger nickte. "Ich muss Euch danken, Herr Lendor. Ohne Euch hätten diese lumpigen Bastarde nicht so schnell den Mut verloren, und wir hätten früher oder später verlusste gemacht. Vielen Dank".
    "Keine Ursache", sagte Lendor hastig, darauf aus, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, auch wenn Langfinger keinen so schlechten Eindruck auf ihn machte.
    "Seit die Legion mit diesen verdammten Daedra zu kämpfen hat, wird dieses Banditenpack von Tag zu Tag unverschähmter".
    Lendor nickte zustimment, auch wenn er dies nur tat, um eine lange Diskusion zu verhindern. "Ja, ja das kann schon sein. Das habe ich auch schon von jemand Anderem gehört. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss weiter", fügte er noch hinzu, "Viel Glück noch!"
    Langfinger verabschiedete sich höflich, während die beiden Anderen Lendor schweigent misstrauische Blicke zuwarfen, die er noch im Rücken spürte, als er den Weg zurück zum hinteren Ende des Wagens antrat.

    Dort angekommen warf der Wachmann einen Blick über seine Schulter. Keiner der Khajiiten war zu sehen, sie waren wohl gerade dabei, wieder aufzusteigen und weiterzufahren. "Jetzt oder nie!" Lendor griff hinein und ertastete eine geöffnete Kiste. Er bekam eine Flasche zu fassen und war kurz davor, seine Hand mit dem Skooma wieder herauszuziehen, doch plötzlich gab es einen Ruck; Die Khajiiten setzten sich in Bewegung, und statt nur die eine Flasche aus dem Wagen zu nehmen, hing Lendors Hand in der Kiste fesst, was dazu führte dass der ganze Holzkasten herausfiel, als der Bretone noch verzweifelt versuchte, mit dem schneller werdenden Wagen mitzukommen und das schlimmste zu verhindern. Es gab ein Lautes krachen und eine große Anzahl an kleinen Glasfläschchen zerbrach auf dem Pflaster. Entsetzt starrte er auf die zerbrochene Glaswahre auf dem Boden. Doch etwas störte Lendor am Inhalt, der langsam auf dem Boden verfloss. "Moment... ist das etwa Wasser?!"
    Jemand rief laut "Hey!" und unwillkürlich wandte Lendor sich in die Richtung. Sofort aus der Fassung gebracht sah er, wie Dra'Sush Vorne auf dem Trittbrett des Wagens stand, unsicher wegen den Schauklern, die die Straße verursachte, jedoch schien er ein geübter Schütze zu sein, er verwackelte eher kontrolliert, und er stand so, dass Lendor ihn sehen konnte. Ebenso konnte Dra'Sush Lendor sehen, und der Mensch lag genau in der Schußlinie der immer noch gespannten Armbrust.
    Kurz war Lendor wie gelähmt, konnte nicht reagieren. Als währe es ein Signal aus einem anderen Leben begann sein Knie zu jucken und einem Geistesblitz folgend warf er sich auf den Boden, die Hände schützend über dem Kopf zusammengepresst. Sein Herz schlug ihm in den Ohren, er war zu keinen weiteren Bewegungen mehr fähig. Die Augen zusammenpressent hörte er einen halben Herzschlag später, wie sich die Sehne löste, etwas über ihm durch die Luft pfiff und ein Pferd vor Schmerzen aufheulte.

    Noch einige Momente blieb er so liegen. Seine Gliedmasen verweigerten ihren Dienst, selbst eine lange Zeit nachdem das höhnische Gelächter des Schützen und das ruckeln der Holzreifen in der Ferne verklungen waren. Gefühlte Jahre dauerte es, bis er die Kontrolle zurückerlangte. Vorsichtig hob er den Kopf, um nach Gefahren ausschau zu halten. Die Khajiiten waren schon längst verschwunden. Er glaubte, zersplittertes Glas unter sich zu spühren, und immer noch auf dem Boden liegent warf er einen bestürtzten Blick über seine Schulter. Was er sah schnürte ihm die Kehle zu. Sofort sprang er auf und lief auf die Stelle zu, wo Roter auf dem Pflaster verendet war. Der ungefiederte hölzerne Schaft ragte aus dem Hals seines Reittieres, das vor seinem Ende in Todesangst die Augen verdreht hatte. Hilflos sank Lendor vor dem toten Pferd auf die Knie.

    Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie er aufgestanden war, oder wie er während der Abenddämmerung bei den Ställen vor Bravil ankam, aber er wusste noch, dass er vergeblich versucht hatte, Roter von der Straße zu zerren. "Ich kann ihn nicht einfach hier liegen lassen, damit irgendwelche dreckigen Wölfe an ihm herumnagen", hatte er gedacht, es jedoch schon bald aufgegeben. Das Pferd war einfach zu schwer, und er würde noch mit bloßen Händen ein Grab schaufeln müssen. Stattdessen war er die Anhöhe wieder hinauf gegangen, nicht wagend, einen weiteren Blick über die Schulter zu werfen. Der Regen wurde stärker und floss an seinem Kopf herab, in seine Augen und tropfte von seiner Nase.
    "Es lief ja auch alles viel zu glatt..." Die Dreckskhajiiten hatten nur Wasser geladen. Er war zu unüberlegt aufgebrochen. Er hatte die Flasche fallen lassen, seine Hand zu tief in die Kiste gesteckt...
    "Roter ist tot". Nicht nur war Roter ihm ans Herz gewachsen, er hatte sein einziges Transportmittel verloren. In ihm brannten Wut, Verzweiflung, Erschöpfung, Schuld und Hilflosigkeit, so war er wohl losgestapft.
    Jedenfalls stand er jetzt im Schankraum des Silberheims.
    Er war völlig durchnäst, sogar noch stärker als bei seiner Ankunft in Bravil, dieser ungemein großen Anhäufung Mülls, von der sich die Götter abgewandt hatten. Seine Füße bestanden nur aus Schmerzen, noch nie war er eine so lange Strecke zu Fuß gegangen, jedoch hatten ihn die Unebenheiten der Straße und die vielen Hügel am meisten Kraft gekostet. Seine Zehen spührte er schon lange nicht mehr. Er fühlte sich elend, und so sah er warscheinlich auch aus, denn als er die Tür hinter sich zuschlug und sich auf den nächstbesten Stuhl fallen ließ, tauchte Gilgondorin neben ihm auf. Seine Aufmerksamkeit wurde von Kopfschmerzen und Erschöpfung abgestumpft, so dass der junge Bretone nicht gemerkt hatte, wie der Wirt auf ihn zugekommen war.
    "Bei den Neun, was ist Euch denn zugestoßen? Ihr seht aus, als hätte man Euch durch den Dreck gezogen und dann in den Kanal gestoßen!"
    Mühseelig blickte Lendor zu dem besorgten Gesicht des Hochelfen auf.
    Dieser Blick genügte dem bestürtzten Gilgondorin. "Lendor, gönnt Euch Schlaf! Ihr könnt später bezahlen!"
    "Danke," dachte Lendor nur. Die Kraft, es auch zu sagen, konnte er im Moment nicht aufbringen, also musste sein Blick reichen.
    Immer noch niedergeschlagen kämpfte er sich nach einer kurzen Pause aus dem Stuhl und Quälte sich anschließend die Treppe hoch in sein Zimmer.

    Die Tür war offen, weswegen war ihm gerade egal. Die Argonierin befand sich auch nicht im Zimmer. Hatte er sie nicht an der Bar sitzen gesehen? Er war so schnell nach oben gestapft, und jetzt schon war die Erinnerung daran nur noch verschommen.
    Er kam zu dem Schluß, dass es ihm egal wahr, seine Glieder waren einfach zu schwer und verlangten pochend nach Ruhe. Gequälte Laute von sich gebend, zog er die Stiefel aus, ebenso wie den Harnisch. Dann, Wie ein Stein, fiel er auf den Stapel Decken, der, wie schon am vorherigen Abend, als sein Bett herhielt, und trotz der Härte des Bodens, die die Decken nicht ganz abdämpfen konnten, schlief er sofort ein.

    ---

    "Lendor! Lendor, wacht auf! Los, wacht sofort auf!"
    Aus den unruhigen Tiefen seiner Träume tauchte Lendor auf; Vom Schlaf noch disorientiert und vom Licht einer Laterne geblendet blickte er sich blinzelnd nach der Stimme um, die ihn so barsch aus dem Schlaf gerissen hatte. Sie kam ihm bekannt vor, sehr bekannt sogar. Es war, neben seinen trägen Gedanken, die letzte Stimme, die er gehört hatte, bevor er die Augen zugeschlagen hatte.
    "Was ist los?", versuchte der Bretone zu sagen, bekam stattdessen aber nur ein gestammeltes "Wah is los?" zustande. Langsam gewöhnten sich seine Augen an den grellen Schimmer der Öl-Lampe, die, wie er jetzt erkannte, niemand Anderes hielt als Gilgondorin, dessen Mundwinkel ungewöhnlich Grimmig nach unten gezogen waren. Dies versetzte Lendor einen Schrecken, trotz des unfreundlichen Weckrufes hätte er diesen Gesichtsausdruck nicht erwartet. Lendor schob eine Hand zwischen sich und die Lampe; er hatte sich zwar an das Licht gewöhnt, aber es war doch ziemlich grell.
    Nachdem Gilgondorin bei seinem Schweigen blieb, mit dem er, als er merkte, das Lendor endlich wach war, angefangen hatte, ergriff Lendor wieder das Wort. Das schweigende Starren beunruhigte ihn noch mehr als der Gesichtsausdruck des Elfen. Irgendetwas stimmte nicht mit seinen Augen, doch Lendor konnte nicht sagen, was. Dafür war er noch viel zu müde, er fühlte sich, als hätte er gerade erst vor fünf Minuten die Augen geschloßen. "Was ist los?", wiederholte er.
    "Gehen. Ihr müsst gehen". Mehr sagte Gilgondorin nicht.
    "Wa-was?" Der Bretone blinzelte erneut. Zwar verstand er den Elfen durchaus, aber seine Gedanken wahren zu träge, um mitzuhalten.
    "Ihr müsst gehen", beharrte Gilgondorin. "Ihr und Eure begleitung".
    Jetzt dämmerte es Lendor. "Er schmeißt uns raus". "A-aber, warum?" "Warum nicht?", meldete sich eine zynische Stimme in Lendors Kopf zu Wort, eine Stimme, die er schon lange nicht mehr gehört hatte. "Du und die Echse seit nichts weiter als eine Last für ihn. Ein Klotz am Bein. Schmarotzer. Zahlungsunfähige Kundschaft, die an seiner Bar herumhängt, nach Wein rufend und versprechend, die Zeche Morgen zu zahlen, ganz sicher".
    "Ihr müsst gehen", wiederholte Gilgondorin matt, anscheinend hatte er nicht mitbekommen, wie der kleine Zyniker in Lendor diesen dazu gebracht hatte, die Stirn zu runzeln.
    Jetzt blickte der Bretone zu dem Wirt hoch, und nachdem er mit wehleidiger Stimme wisperte: "Ja, gut. Wir machen uns schon auf die Socken", erkannte er jetzt, was genau ihm an Gilgondorins Augen aufgefallen war, und seine Gedanken begannen jetzt wieder schneller zu fließen, ihre normale Geschwindigkeit wieder aufzunehmen.
    Voll an das Licht gewöhnt musste Lendor seine Augen abschirmen, um nicht geblendet zu werden. Gilgondorin dagegen hatte die Augen weit offen, und seine Pupillen waren geweitet, kein Bisschen zusammengezogen. Lendor hätte das sofort als Hirngespinnst abgetan, doch die Tatsache, dass der Elf die Öllampe genau rechts neben seinem Kopf hielt und trotzem so aussah, als würde ihm die Lichtquelle in so kurzer Entfernung zu seinem Kopf nichts ausmachen, brachten Lendor dazu, zu akzeptieren, dass dies äußert ungewöhnlich war und dass er etwas mehr darüber nachdenken sollte. "Die geweiteten Augen, dazu diese monotone Stimme..."
    Zwar dachte Lendor mit der Geschwindigkeit, die Gedanken nunmal inne hatten- ein innerer Monolog konnte schon in ein paar Herzschlägen vorbei sein- wurde der Elf trotz der vermeindlichen Trance ungedultig.
    "Ihr müsst gehen", wandt er erneut ein, diesmal nachdrücklicher.
    Lendor kämpfte sich aus dem Bett und kam auf die Beine. Es war, wortwörtlich, ein Kampf: Er hatte überall, vor allem aber in den Beinen, schmerzhaften Muskelkater und seine Glieder schriehen danach, dass Lendor sich wieder hinlegte und sich weiter ausruhte. Nebenbei war die Müdigkeit, die er empfand, dabei, wieder eine trübe Wolke um seine Gedanken zu bilden. Und dass er auf dem Boden geschlafen hatte, hatte seinen Zustand nicht gerade verbessert.
    Er blickte sich im Raum um, bemerkte die Argonierin, die sein kleiner Zyniker einfach nur "Die Echse" genannt hatte, und rüttelte sie wach. "Irgendeine verstöhrte Fremde, die du auf der Straße aufgegabelt hast, und wegen der du auf dem Boden geschlafen hast. Auf dem verdammten Boden, Lendor!"
    Aber trotzdem würde er sie mitnehmen. Auf den Straßen Cyrodiils war es trotz Legion recht gefährlich allein und unbewaffnet- Lendor konnte ihren Dolch einfach nicht Waffe nennen- auf den Straßen umherzuwandern. Und die Straßen Bravils waren sogar noch gefährlicher. Viel, viel gefährlicher. Das wusste jedes Kind, das in der kaiserlichen Provinz aufwuchs.
    "Kommt, wir müssen gehen", flüssterte Lendor ihr zu, und trotz Gilgondorins erneutem "Ihr müsst gehen", das ihm einen Schauer über den Rücken jagte, nahm er sich noch die Zeit, ihre Sachen zusammen zu suchen.
    Nachdem er trotz seiner schweren Glieder endlich damit fertig war- Gilgondorin sagte noch ein, zwei mal "Ihr müsst gehen"- drehte der Bretone sich zur Tür und damit zu Gilgondorin. Das Einzige, was ihn an seiner Suche behindert hatte, waren die Muskelkater; Gilgondorins Lampe hatte für genug Licht gesorgt, und sie beide, "Die verstöhrte Echse" und der Idiot, der es fertig gebracht hatte, sein Pferd umbringen zu lassen, hatten onehin nicht mehr viel dabei. In seiner Benommenheit hatte Lendor vergessen, die Gegenstände, die in Roters Satteltaschen geblieben waren, mitzunehmen. Neben den Sachen, die er am Leibe trug- dazu gehörte jetzt auch sein Regenmantel-, seinem Schwert und einem Beutel, in dem sich ein halber Kanten Brot und eine Käseecke befanden, besaß er nichts mehr. "Außer meinen Sachen in Cheydinhal", dachte der Bretone, und der Zyniker schippte noch ein "Cheydinhal ist Kilometer weit entfernt, du wirst warscheinlich bei diesem dummen überfall verrecken, wenn du davor nicht verhungerst" obendrauf.
    Lendor schob sich an dem Elfen vorbei ("Ihr müsst gehen"), ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Er hörte, wie die Argonierin ihm auf Schritt und Tritt folgte, und ohne sich umzusehen sagte Lendor "Auf wiedersehen, Gilgondorin", ein Zugeständniss and die Höflichkeit. Immerhin hatte Gilgondorin sie für eine Nacht -oder waren es zwei?- gedultet, ohne auf eine Bezahlung für das belegte Zimmer hoffen zu können.
    "Etwas hat da gerade eben nicht gestimmt. Überhaupt nicht", dachte er, als er, wieder ohne sich umzusehen, das Silberheim verließ und in die kalte Dunkelheit hinausging. "Aber vielleicht ist das auch nur seine Art, die Leute rauszuwerfen, ohne Gewallt anzuwenden". Sein Atem bildete kleine Wölkchen, die innerhalb einiger weniger Sekunden wieder verschwanden und sich in die Dunkelheit eingliederten. "Nein, das gerade eben war nicht natürlich. Das war nicht Gilgondorin. Jedenfalls war er es nicht freiwillig". Der Himmel war verhangen, und nur ein helleres Grau an einer bestimmten Stelle des Wolkenteppichs zeigte, wo der größere der beiden Monde gerade steckte. Sterne konnte man nicht sehen.
    Lendor bekam von der Kälte eine Gänsehaut und sein ausgelaugter Körper und die Wolke aus Müdigkeit, die seine Gedanken befiel, zwangen ihn dazu, einen schnellen Entschluß zu fassen: "Ich muss zu Silberstahl."
    Unvermittelt stapfte er in die Richtung los, in der, so erinnerte sich Lendor, Turgars Haus lag. "Hoffentlich hat der Idiot nicht wieder einen vorschnellen Entschluß gefasst", bemerkte der Zyniker, und Lendor hoffte das auch.
    Geändert von Kampfkatze2 (13.04.2012 um 23:13 Uhr)

  14. #14
    Uneditiert und ohne erneutes Drüberschauen. Viel Spaß beim lesen, ich geh jetzt endlich schlafen.

    Zitat Zitat
    11. Kapitel

    "Ich hätte nie an Turgars verdammte Tür klopfen sollen," dachte Lendor, als er hastig die kleinen Flaschen mit Skooma aus dem wässrigen Matsch pflückte. "Ich hätte Bravil auf direktem Wege verlassen sollen." Denn Garrus' Plan, so wusste der Bretone jetzt, besaß einen Makel: Es war egal, ob er eine Flasche Skooma mit nach Cheydinhal schaffte oder nicht. Als Beweiß gegen die Orums reichte es, wenn man mal darüber nachdachte, allemal nicht. Allein in der Grafschaft Cheydinhal gab es mehrere Glasbläser, so dass man die Herkunft der Droge nichteinmal an den Flaschen, in denen sie transportiert wurde, ermitteln konnte. Es war alles umsonst gewesen. Roter war umsonst gestorben. Nur wegen eines kleinen Denkfehlers und Lendors Unfähigkeit, diesen sofort zu bemerken. Er hatte er Töten müssen, und zwar nicht aus Gründen der Selbstverteidigung, sondern nur damit die einen Kriminellen sich an den anderen bereicherten.
    "Ich hätte aus Bravil abhauen sollen. Ich hätte weder diese Khajiiten noch die Anderen töten müssen. Roter währe noch am Leben. Und ich würde nicht hier im Dreck wühlen". Er war zu dem geworden, was zu bekämpfen er sich einst geschoren hatte.
    Die hochgewachsene Gestallt, die hinter ihm stand und zuvor nur fluchend den Kopf hin und her bewegte, damit sich auch ja keiner an sie ranschlich, trat ihm mit ihren von Schlamm überzogenen Stiefeln in den Rücken und die Kiste, in die der junge Wachmann die wieder aufgesammelten Flaschen platziert hatte, kippte erneut um.
    "Du hast eine Übersehen. Sammle die verdammten Flaschen wieder auf!"
    Doch Lendor regte sich für einen Moment nicht. Ächzend hockte er auf den Knien und wartete darauf, dass die stechenden Schmerzen in seinem Rücken vorrübergingen. Neben seinen erschöpften Füßen, die sich mitten in einem zweiten Gewaltmarsch befanden und nicht gerade glücklich darüber waren, fühlten sich seine Arme taub an, und er war mit seinen Kräften am Ende.
    "Bist du taub, Lendor? Heb die Flaschen auf!"
    Erneut trat die Gestallt zu.

    ***

    "Okay, die verhandlung mit dem Argonier wird nicht einfach", erklärte Uradas Ramori, wobei er im Gehen wild mit seinen Händen gestikulierte, für Lendor nur schwer zu sehen, da er es trotz der wunderbaren Ausgeschlafenheit nur mühsam zustande brachte, mit dem Dunmer und Turgar Schritt zu halten.
    Die Straßen der Stadt waren tagsüber wieder einmal überfüllt, Dutzende von Gesichtern, die mit Entschiedenheit ihrer Wege gingen und schnell wieder an ihnen vorbei zogen, und die drei Männer mussten immer wieder einige Schritte zur Seite machen um niemanden anzurempeln, auch wenn die Presenz des muskulösen Nord die meisten Menschen und Mer dazu brachte, von sich aus auszuweichen.
    "Ihr überlasst das Reden mir. Ich kenne diese Echse schon seit Jahren, und wenn man ihn nicht richtig kennt könnte man schon durch einen falschen Blick in eines seiner vielen Fettnäpfchen treten."
    Vor sich sah Lendor für einige Sekunden ein Schild zwischen den Köpfen der Passanten auftauchen. Es zeigte einen Mann im Profil, die markante Hakennase war der auffälligste Gesichtszug. Auch trug er einen Helm auf den Kopf, der starke Ähnlichkeit mit dem eines Legionärs hatte, mitsammt Federbusch, den die kaiserlichen Kavalleristen und Offiziere trugen.
    Das Schild verschwand wieder hinter einer Masse aus Körpern und Köpfen, jedoch wusste Lendor jetzt, dass sie es nicht mehr weit hatten.
    "Der Großspurige," fuhr Uradas fort, von Lendors kleiner Entdeckung keine Notiz nehmend, "ist Im-Kurs Territorium. Lasst euch von seinen Leuten nicht einschüchtern. Ein Paar meiner Leute sind schon drinnen und werden eingreifen, falls etwas schief läuft." Ein knapper Blick über die Schulter, anscheinend um sicher zu stellen, dass die anderen Beiden ihm zuhören, dann wand Uradas sich wieder nach Vorne. "Er liebt es, den geheimnissvollen Argonier zu spielen, weswegen einer seiner Handlanger, am warscheinlichsten Orlor, seine rechte Hand, für ihn reden wird. Fallt nicht darauf rein, dieser Bastard von einer Echse beherrscht die kaiserliche Sprache so gut wie du und ich. Haltet aber die Illusion aufrecht, das gefällt ihm, und so werden wir leichter mit ihm verhandeln können."

    Auch wenn der Großfürst gesagt hatte, dass Turgar den Argonier besuchen sollte, war er dennoch am Morgen aufgetaucht, immer noch in sein ärmlich anmutendes Hemd gekleidet.
    Trotz der Stickigkeit von Turgars Behausung war Lendor am Vorabend schnell eingeschlafen. Als er aufwachte, mit Muskelkater in den Beinen, hatte der Nord Dörrfleisch und geräucherten Fisch aufgetischt, und obwohl der Bretone sich das Gehirn zermaterte darüber, weswegen Gilgondorin sich am Abend so seltsam verhalten hatte, kam er zu keinem verwehrtbaren Ergebniss, so dass dieses Rätsel in seinen Hinterkopf abdriftete, um jetzt dort zu spuken, ungeduldig darauf wartend, endlich gelöst zu werden.
    Auch wenn ihm dabei nicht wohl zu mute war, ließ er die Argonierin in Turgars Hütte zurück, zusammen mit dieser seltsamen Katze. In der Hütte hatte sie genug zu Essen, der Nord hatte einen ausreichenden Vorrat an Dörrfleisch eingelagert; In einer Ecke standen zwei Fässer, in denen Silberstahl seine Nahrungsmittel aufbewahrte.

    Uradas Ramori schien seinen Vortrag zu dem schuppigen Kriminellen zu Ende gebracht zu haben, und dies auch nicht zu früh, denn nur wenige Schritte weiter standen die Drei bereits unter dem ovalen Holzschild; Das Wasser vom letzten Niederschlag sammelte sich an der tiefsten Stelle der Unterseite, und tropfte in unregelmäßigen Abständen auf die Personen, die darunter hinweg gingen.
    Ramori wandte sich an Turgar: "Geh schon rein und guck nach, ob die Luft rein ist. Währenddessen gebe ich Lando hier," ein kurzes Nicken in Lendors richtung, "eine kleine Einführung." Mit einer Handbewegung bedeutete der Dunmer Silberstahl, durch die Tür zu verschwinden.
    Der Nord bejahte dies mit einen Nicken seinerseits und betrat die Schenke, lautes Lachen, Musik und der Geruch von Alkohol schwappten nach draußen, bevor die Tür hinter dem stämmigen Mann wieder ins Schloß fiel.
    "Eine kleine Einführung?", fragte sich der Bretone. Doch noch bevor er den Gedanken richtig beenden konnte, wurde er urplötzlich an die Wand gedrückt. Die unerwartet starken Hände des Dunmers hatten ihn am Kragen seines Harnisches gepackt, und völlig überrascht und unfähig, sich aus dem Griff zu lösen, musste Lendor laut aufstöhnen und nach Luft schnappen, als eine Welle von Schmerz durch seine verkaterten Glieder schoß.
    Hinter dem Dunmer gingen die Passanten einfach weiter, als ob es nichts zu sehen gäbe, doch sie wurden für Lendor schnell unwichtig, seine Welt bestand nur noch aus dem bedrohlich starrendem Gesicht des Großfürsten und aus der Pein, die seine Arme, Beine und sein Rücken durchlitten.
    "Hör mir gut zu," flüsterte Ramori, die blutroten Augen erfüllt von einem hasserfüllten Glanz, "Ich weiß nicht wer, bei Molag Bal, du bist, und es ist mir ehrlich gesagt auch scheißegal, aber wenn du mir auch nur annährend in die Quere kommst, lass ich dich kastrieren und blutend in irgendeiner Gasse liegen, wo dir die Streuner das Fleisch von deinen mikrigen Knochen nagen werden, verstanden?" Er warf einen kurzen Blick über die Schulter, und innerlich hoffte der Bretone, dass er jetzt wieder freikam, doch Ramori hatte noch weitere Drohungen für ihn: "Von der Wache? Du bist nicht von der Wache, und warst du auch nie, mich kannst du nicht täuschen, ich kenne die götterverdammte Wache. Ich trau dir nur so weit wie diesem Bastard von einem Nord, kapiert?"
    Unfähig zu sprechen brachte Lendor nur ein abgehacktes Kopfnicken zu stande, und dass schien genug zu sein, um den Dunmer zu befriedigen.
    Der Elf lockerte seinen Griff und entgegen aller Logik klärten sich seine Gesichtszüge wieder, er gab dem Bretonen sogar noch ein freundliches Lächeln. "Ansonsten," schloß Uradas, "werden wir gut miteinander auskommen," und unwillkührlich begriff Lendor, dass er jetzt richtig tief im Sumpf von Bravil feststeckte. Und dass er sich nicht mehr so schnell wieder heraus ziehen würde.

    ***

    Uradas stieß die Tür auf und betraten die Schenke, wobei Lendor nervös mit seiner Hand über die Stelle strich, an der der Dunmer ihn zuvor gepackt hatte. Turgar war einige Sekunden nach ihrem "Gespräch" aus dem Gasthaus getreten und hatte sie hereingerufen, bevor er wieder hineinging und scheinbar geistesabwesend die Tür hinter sich zuschlug. Es roch stark nach Bier, Wein und verkohltem Fleisch.
    Der große Schankraum hatte große ähnlichkeiten mit dem des Einsamen Freiers, jedoch lag das hauptsächlich an dem Baustil der Braviler Architektur und dem groben Holz das beide Schenken teilten. Ein Unterschied bestand darin, dass der Raum sehr viel geräumiger war, was seine Gründe vor allem in dem Fehlen der unnötig großen Theke hatte. Hier stand sie, schon fast versteckt, an der hintersten Wand. Hinter ihr stand ein Kaiserlicher, seiner eigenen Erzählung nach einst ein Legionär und begründer dieses Ladens, doch er sah dem Mann auf dem Schild darauf kein Stückchen ähnlich, und Ramori wusste es ohnehin besser: Der jetzige Wirt, Brutus Applicantus, hatte den Großspurigen Legionär einem seiner Onkel abgekauft, das Wirtshaus stand schon seit vielen Jahren in Bravil, und obwohl das mittellange, braune Haar des Kaiserlichen schon einige graue Strähnen nachwies konnte er unmöglich älter sein als dieses Gebäude.
    Schnell hatte der Dunmer den Tisch gefunden, an dem die Echse saß. Im-Kur und sein Speichellecker hatten sich an einem Tisch in der Mitte des Raumes breitgemacht. An den Tischen um sie herum saßen ein paar seiner Leute, ein gemischter Haufen, bestehend aus allen Sorten von Abschaum, den Bravil zu bieten hatte.
    An der Decke sammelte sich der Qualm von dutzenden angesteckten Pfeifen, der stechende Geruch des verglimmenden Krautes überdeckte ab und zu die anderen Gerüche. "Wie Wellen. Jedes Mal, wenn sich der Wind dreht, schlagen sie einem um die Nase."
    Im-Kur schien sie bereits zu erwarten, was Uradas kein Bisschen überraschte. Es standen sogar zwei freie Stühle bereit.
    Der Dunmer schnappte sich einen der leeren Stühle. Silberstahl nahm den anderen und saß nun zu seiner rechten. "Genau dort wo ich ihn sehen kann..." Zwar war Turgar ein Nord, was an sich schon viel erklären konnte, und er stellte sich auch dumm, wo immer er konnte, jedoch war Silberstahl nie dazu gekommen im Sommer auf einem Kübel Eis über die schwarzen Steine von Windhelm zu schliddern. Er war in Cyrodiil geboren, das wusste Ramori, und wie jeder, der in Cyrodiil geboren worden ist, ist er in einer verschlagenen Gesellschaft aus geldgierigen Händlern und redegewanten Politikern aufgewachsen. Er war also nichts weiter als ein Kaiserlicher in Übergröße.
    Lendor verschwand, um sich einen eigenen Stuhl zu finden, jedoch machte Uradas sich nicht zu viele Sorgen darüber, dass der junge Bretone irgendetwas anstellen könnte. Er war zu vorsichtig um allein darauf zu vertrauen, dass seine Einschüchterung vor der Tür Lendor unter Kontrolle halten würde, doch wusste er auch, dass seine Männer ein Auge auf den vermeindlichen Wachmann haben werden. "Denen bringe ich noch Geld ein. Ohne mich würden die nur ihre kleinen Dinger drehen und irgendwann mit dem Kopf nach unten im Kanal enden, weil sie Irgendwem auf die Füße getreten sind." Oder sie würden sich einen neuen Anführer suchen, doch diesen Gedanken verwarf er schnell wieder. Er konnte jetzt keine Ablenkung gebrauchen.

    Die Echse lächelte dünn und zog an ihrer Pfeife, ein echtes Prachtexemplar, dass er angeblich von seinen Vorfahren bekommen hat, die sie aus irgendeinem, für Ramori unwichtigen, Baum aus den Sümpfen geschnitzt hatten. "Eher gestohlen. Währe er nicht so erfolgreich darin Leuten Angst zu machen, hätte ihn schon längst einer dafür abgestochen," und während er über den möglichen Wert des Rauchinstruments sinnierte hielt er seine neutrale Miene aufrecht.
    Als Lendor schließlich wieder antanzte, einen lächerlich kleinen Hocker in den Händen, auf dem er sich zur Linken des Großfürsten setzte, erhob Im-Kurs rechte Hand Orlor das Wort. Wie Uradas diesen verdammten Waldelfen mit seinem widerlich breitem Grinsen verabscheute...
    "Im-Kur und seine Männer grüßen Euch, hochwohlgeborener Großfürst!" Wieder dieses abstoßende Grinsen...
    Außerdem folgte abschätziges Lachen vom Nachbartisch, an dem zwei von Im-Kurs Banditen saßen.
    Dennoch war es für Ramori einfach seinen gelassenen Gesichtsausdruck aufrecht zu erhalten. Das war sein Talent, er konnte wortwörtlich lügen ohne rot zu werden.
    "Lass das Geschwafel und kommen wir zum Punkt."
    Der Waldelf spielte zunächst den Beleidigten, war für den Moment jedoch ruhig gestellt.
    "Turgar, ich und Lando hier haben Im-Kur einen Vorschlag zu unterbreiten." "Immer schön förmlich bleiben wenn es um die Echse geht," sagte der Dunmer sich selbst während er die gespielte Übersetzung, die Orlor seinem kinderfressenden Anführer ins Ohr flüsterte, abwahrtete, ruhig ausatmend.
    Im-Kur grunzte etwas, was die Anderen für Argonisch halten sollten und Ramori drehte seinen Kopf wieder zum Elfen, unwissenheit heuchelnd. Hinter seinem Rücken machte sich jeder über Im-Kurs Pseudo-Argonie lustig, er galt als der Insiderwitz diesseits von Bravil, jedoch war niemand dumm genug, ihn in aller Öffentlichkeit lächerlich zu machen, denn dann würde er davon erfahren. Eine der wenigen von Im-Kurs ausgeübten argonischen Traditionen, an der niemand bezweifelte, dass es sie überhaupt gibt, war die, seine Feinde zu häuten. Er tat es nicht besonders oft, nur wenn er ein Exempel statuieren wollte, doch Uradas wusste, dass diese hübsche Echsenlederweste keinesfalls aus Schlangen bestand. Der Argonier hielt sich mit seiner selbst für Braviler Verhältnisse außerordendlichen Grausamkeit über Wasser.
    "Im-Kur sagt, Ihr könnt Euren Vorschlag jetzt unterbreiten."
    "Was auch immer, Bürschchen," dachte der Großfürst und sagte: "Gut. Also. Ich schlage vor, dass Im-Kur und seine Leute- verzeiht, ich meinte, Im-Kur und seine Männer, sich für eine kurze Zeit mit den meinen zusammenschließen, um gemeinsam eine andere Gruppe von Straßenunternehmern ihrer Wahre zu erleichtern."
    Wieder die gespielte Dolmetscherei, dann sagte der Waldelf: "Im-Kur könnte sich unter Umständen zu einem undauerhaftem Bündniss mit Eurem Unternehmen bereit erklären. Es käme allein auf die Wahre an, und den Anteil."
    Uradas nickte kurz. "Skooma. Ein Fünftel, das Im-Kur unter sich und seinen Männern aufteilt."
    Diesmal übersetzte der Waldelf nicht erst, sondern beugte sich vor und verlangte mindestens die Hälfte.
    "Soltest du nicht lieber zuerst deinen Anführer fragen, Waldelfchen?" warf Turgar grinsend ein. Zuvor hatte er geschwiegen, wie der Dunkelelf es von ihm verlangt hatte, und auch wenn der flüchtige, zügig wieder unterdrückte Anflug von Panik im Gesicht des Speichelleckers tiefe Befriedigung in Uradas auslöste, musste er sich zu Turgar umdrehen und ihn mit einem Blick daran erinnern, wer von ihnen für das Sprechen verantwortlich war. Gefügig lehnte sich der Nord in seinem Stuhl zurück.
    "Ja, Bürschchen. Du hast Angst. Angst davor, als Im-Kurs Unterwäsche zu Enden falls du es verbockst. Ich kann meine Maske aufrecht erhalten, aber kannst du es auch, mein lieber Orlor?"
    Der Waldelf beugte sich wieder zur Echse hinüber. Trotz der Worte des Nord hatte Orlor sich schnell wieder gefangen und setzte sein degoutantes Schmunzeln wieder auf.
    "Im-Kur verlangt mindestens zwei Drittel."
    Wäre er nicht gerade dabei sich zu verstellen, hätte Ramori warscheinlich ein genervtes Ächzen ausgestoßen. "Im-Kur bekommt drei Achtel. Meine Gesellschaft stellt die hälfte der Männer als auch die Informationen bezüglich des Aufenthaltortes der Wahre." "Damit wird er sich nicht zufrieden geben. Niemand kann ganze Wagenladungen von Skooma lange geheim halten, vor allem nicht, wenn man sich dabei so blöd angestellt hat wie diese Khajiit. Er weis, dass er sie nach 'ner Zeit selbst finden wird."
    Die Übersetzung, dann die Antwort der Echse aus dem Munde des Waldelfen: "Die Hälfte, nicht weniger."
    Uradas warf einen knappen Blick auf Im-Kur und ihm wurde klar, dass dies sein letztes Angebot war. Fünfzig-Fünfzig. Andere hätten mehr verlangt, allerdings wusste Im-Kur, dass Uradas diesbezüglich nicht log. "Jedenfalls solange ich will, dass er denkt, dass ich nicht lüge..." Im-Kur wollte nicht riskieren, dass jemand anderes als er selbst Hand an das Skooma anlegen konnte, jedoch bestand das Risiko, dass jemand es vor ihm fand, und so währe es viel leichter zunächst auf die Abmachung einzugehen und ihm, dem Dunkelelfen, dann in den Rücken zu fallen und mit dem Wissen über die Lage des Verstecks der Khajiiten reiche Beute zu machen.
    "Gut. Einverstanden," beschloß der Großfürst. "Und dann dringen wir mit Im-Kurs Hilfe ein, stechen ihn und seine Leute ab und verkaufen das Skooma anschließend nach Morrowind."
    Erneutes Flüstern in Im-Kurs Ohren, dann streckte der Argonier dem Dunmer die mit Goldringen bestückte Hand entgegen.
    Uradas ergriff sie, und beide Männer lächelten sich gegenseitig an, während sie sich die Hände schüttelten.
    "Es wird mir eine Freude sein, deine Pfeife an irgendeinen Sammler zu verkaufen, und dich endlich los zu sein, mein lieber Im-Kur."
    Warscheinlich dachte der Andere etwas ähnliches, doch das war Uradas gerade egal. Jetzt kam der Teil, in dem sie die Genauheiten ausdiskutieren würden. Zeit, für Turgar einen Becher Bier zu bestellen, denn dies würde noch eine lange Sitzung sein.

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •