Und weiter gehts! Kritik natürlich erwünscht!

Zitat Zitat
8. Kapitel

Jemand hämmerte laut gegen die Tür und fluchend setzte Bro Gur´Gash sich in seinem Bett auf. Gestreßt fur er sich mit beiden Händen durch sein Gesicht und über seine breite Stirn, in seinem Kopf pochte es, schon fast im selbem Takt wie das Geklopfe. In der Nacht hatte die Wunde an seinem Bein plötzlich angefangen vor Schmerz aufzubrennen und hatte ihm den Schlaf geraubt. Die Wunde war doch nicht so gut verheilt, wie der Ork es gehofft hatte. Wütend blickte er von seinem Bett auf und schrie die Tür an: "Ja, verdammt! Ich bin ja schon wach!"
Zu Bros erleichterung hörte das Klopfen augenblicklich auf. Müde und verärgert verließ er sein Bett, zog schnell seine jetzt trockene Hose an, stapfte mit großen, zornerfüllten und Teils gehumpelten Schritten auf die Tür zu und riss diese auf. Der Maskierte stand vor dem Eingang zu seinem Zimmer, die Arme vor der Brust verschränkt. Die runden Gläser in seinem Gesicht spiegelten das orange Licht einer Kerze wider und starrten den Ork ausdruckslos an. "Langsam aber sicher," dachte Bro, bereits an den Anblick der Chitinmaske gewöhnt, "geht mir dieser Typ auf die Nerven!" Bro Gur´Gash blinzelte müde und fragte dann, mit stark unterdrückter Wut in der Stimme: "Was, bei Oblivion, wollt Ihr?"
Der Ork war sich nicht sicher, ob er es sich nur einbildete, aber der Oberkörper des Maskierten schien sich wie bei einem leisen Lachen zu bewegen, auch wenn nichts zu hören war. "Euch auch einen guten Morgen! Ich hoffe Ihr habt gut geschlafen" und bevor Bro etwas erwidern konnte, fügte er hinzu: "Egal, wir haben keine Zeit zum Plaudern. Es gibt Arbeit zu erledigen".
Bro nickte zustimmend. Es hatte keinen Sinn dem Maskierten dazwischenzureden, auch wenn der Ork lust dazu hatte, zumindest nur um seine Wut rauszulassen.
"Also:" Begann der Vermummte dann, "Ein Mitglied der Renjirakrin wird bald hier in die Schenke kommen. Der alte Mann kommt seit neuestem jeden Tag hierher. Von wo weiß ich nicht. Darum werdet Ihr ihn beobachten".
Die Wunde an Bros Bein schmerzte wieder und er fuhr laut fluchend zusammen, wobei er versuchte, sich am Türrahmen abzustützen und sein Gewicht instinktiv auf das andere Bein verlagerte. Der Maskierte schien dies aber zu ignorieren und redete einfach weiter und Bro hatte schwierigkeiten, sich auf dessen Worte zu konzentrieren: "Ihr werdet jetzt runter in den Schankraum gehen und darauf warten, dass er kommt. Er trägt eine normale Lederrüstung, ist jedoch völlig verdreckt. Wartet bis er wieder geht und folgt ihm dann zu dem Versteck der Renjirakrin".
Bro nickte erneut und der Mann hinter der Chitinmaske redete weiter, diesmal betonte er seine Worte, so dass sie besonders bedeutend erschienen: "Es ist überaus wichtig, dass er nicht merkt, dass Ihr ihm folgt! Verstanden?"
Zum dritten mal nickte der junge Ork und biss die Zähne zusammen. Die Schmerzen wurden langsam unerträglich, ihm wurde sehr Heiß und das Pochen in seinem Kopf wurde lauter. Wortlos steckte der Maskierte die Hand in eine der Taschen seines Gewandes und zog ein dünnes Fläschchen hervor, in dem eine klare violette Flüßigkeit hin und her schwappte. Bro hatte einmal gehört, wie einer der Drogenmischer in Cheydinhal diese Form von Flasche benannt hatte, aber es fiel ihm gerade nicht ein, er wusste nur noch, dass das Wort "Glas" im Namen vorkam. Mit einem leisen Ploppen zog der Mann hinter der Maske den Korken aus dem Fläschchen und reichte es Bro. "Trinkt. Gegen die Schmerzen" erklärte er.
Überrascht, aber trotzdem dankbar nahm Bro das Fläschchen entgegen und trank den flüssigen Inhalt gierig und mit nur einem Schluck aus. Das Gemisch schmeckte leicht Süßlich und hatte eine angenehm kühlende Wirkung auf die Zunge und den Rachen des Orks, doch Bro spürte keine Veränderung, was sein Bein anging, aber jetzt wurde ihm klar, wie durstig er eigentlich war.
Der Maskierte zog die Flasche aus Bros Hand. "Es braucht etwas Zeit, um zu wirken. Keine Sorge, in einer Minute etwa solltet Ihr wieder Schädel einschlagen können": Mit diesen Worten, die wieder den üblich ausdruckslosen Ton besaßen, drehte sich der Maskierte zur Treppe hin um und hatte gerade einen Schritt gemacht, als Bro etwas einfiel. Tatsächlich konnte er jetzt allmählich klarer denken. "Wartet! Ich werde tun, was Ihr von mir wollt, aber ich will, dass Ihr mir zuerst ein Paar Fragen beantwortet!" Dass er sich auch fragte, ob das Chitingesicht wieder eine rassistische Anspielung gemacht hatte, verschwieg er.
Offensichtlich gefrustet drehte sich der Mann mit der Maske wieder um, wobei er einen leisen Seufzer ausstieß. "Ich dachte Ihr hättet mitlerweile begriffen, dass ich eine Art Vorgesetzter von Euch bin. Ich nehme nur Befehle direkt von Dulfish gro-Orum an! Aber... ich verzeihe Euch". Als Bro Gur´Gash ihm mit Ernsthaftigkeit entgegenblickte nickte der Maskierte langsam. "Aha. Euch ist es also ernst. Na gut, stellt Eure Fragen, aber beeilt euch".
Erstaunt darüber, dass es tatsächlich funktioniert hatte, stellte Bro seine ersten Fragen: "Wer seid Ihr? Habt Ihr überhaupt einen Namen? Was wisst Ihr über die Kajiiten? Was habt Ihr letzte Nacht gemacht?" Zögernd fügte er dann noch hinzu: "Und wann werden wir es den Kajiiten endlich heimzahlen?"
Der Maskierte wartete kurz mit seinen Antworten und sagte dann: "Ich bin ich, und ich arbeite für die Orums, was Ihr bereits wisst. Von mir aus könnt Ihr mich... Serjo nennen. Die Kajiiten gehören zu den Renjirakrin, dass wisst Ihr auch bereits. Letzte Nacht... dass werde ich Euch früh genug sagen. Und bald wird es soweit sein, und bald könnt Ihr euch rächen."

Bevor Bro noch etwas sagen konnte, war Serju, der Maskierte, die Treppe heruntergestiegen und verschwunden. Oder war es Serjo? Bro Gur´Gash hatte die Stirn gerunzelt und schüttelte den Kopf. Was für ein fremdartiger Name. "Aber wenigstens hat er jetzt überhaupt einen Namen!" dachte Bro sich, ermutigt dadurch, dass wenigstens diese Frage ausreichend beantwortet wurde. Der Ärger über Serjo und die Schmerzen in seinem Bein waren verflogen. Erleichtert betrat er nun ebenfalls die Treppe und kaufte dann, als er unten ankam, ersteinmal einen Krug mit Wasser von dem Geld dass er noch hatte und sicherte sich danach sofort einen bequemen Sitzplatz. Serjo hatte die Schenke schon längst verlassen, wie es schien. Hier in der Ecke, so stellte der Ork zufrieden fest, konnte er den gesammten Schankraum überblicken.
Es waren nicht viele Besucher anwesend, Bro zählte nur fünf Personen, den Wirt miteingerechnet, es musste also noch früher Morgen sein. Nebenbei bemerkte Bro, dass er auch nicht mehr so Müde war. Was für ein Mittel hatte Serjo ihm da verabreicht?
Es dauerte nicht lange, als der alte Kajiit, von dem der Maskierte ihm erzählt hatte die Schenke betrat. In der Tat war das Leder, das er trug, mit altem Schlamm verkrustet und ohne sie oder die grauen Strähnen in Fell und der nach hinten gekämmten Mähne des Renjirakrin hätte Bro ihn nicht von anderen Kajiiten unterscheiden können. Für ihn sahen sie alle gleich aus, aber irgendwie erinnerte dieser ihn mulmigerweise an den wahnsinnigen Schamanen Ri´Bassa. Der Alte stapfte, offensichtlich verärgert, auf den Thresen zu und kaufte sich eine Flasche Dunkelbier, blickte sich jedoch nicht im Schankraum um und bemerkte Bro folglich auch nicht. Der Kajiit zog sich einen der vielen, noch freien und offenkundig abgenutzen Stühle heran und setzte sich an einen leeren Tisch. Er murmelte etwas, aber von dort wo er saß konnte der Ork nichts verstehen. "Nur das geblabber eines alten Mannes" ging es dem schmunzeldem Bro durch den Kopf.

Nach einer knappen Stunde hatte sich die Schenke bereits Gefüllt und viele Stühle besetzt, so dass einige der Gäste ihre Zeit mit stehen verbrachten. Es waren zwar nicht so viele Leute hier, wie letzten Abend und es war auch nicht so sonderlich Laut, aber ohne das kleine offene Fenster hinter dem Thresen hätte Bro gar nicht bemerkt, dass es regnete. Der alte Kajiit hatte sich die ganze Zeit über fast gar nicht von seinem Platz gerührt, höchstens ein paar mal, um sich neuen Alkohol zu kaufen. Allmählich fing Bro an, sich zu langweilen und er spührte, wie seine Konzentration nachließ.
Jetzt jedoch stollperte eine junge Kajiitin durch die Tür und lief auf den Alten zu, wobei sie aufgeregt "Ra´Kinji! Ra´Kinji!" rief. Jetzt wieder achtsam geworden beugte sich Bro vor, um besser hören zu können.
Er bekam mit, dass sie einen Dro´Senjiu und ein sicheres Haus erwähnte, aber dann beugte sich der Alte zu ihr vor und flüsterte ihr etwas zu, offenbar, dass sie leiser sprechen solle, denn sie begann selbst zu flüstern, wofür Bro dem Alten am liebsten den Hals umdrehen wollte. Sie flüsterten und die Augen des älteren Kajiiten weiteten sich besorgt und er stellte anscheinend eine Frage, die die Jüngere flüsternd beantwortete.
Unvermittelt fiel in der anderen Ecke des Raumes ein Stuhl mit lautem Krach zu Boden, was von einem lauten Fluchen begleitet wurde. Unwillkührlich drehte sich Bro Gur´Gash zu der Quelle des Lärms um und sah, wie zwei Menschen sich mit rot angelaufenen Gesichtern gegenüberstanden und sich anschriehen. Der eine trug die Rüstung eines Kaiserlichen Legionärs, der andere nur einen einfachen Lederkürass. Der in Leder schrie irgendetwas über Pflicht und der Legionär hämmerte wütend mit der Faust auf den Tisch, wobei er dem anderen entgegenbrüllte, er hätte die Daedra gesehen, und dass er keine Lust hätte, ein zweites mal soetwas wie Kvatch sehen zu müssen. Sie stritten lauthals weiter und es schien beinahe so, als würde es gleich zu Handgreiflichkeiten kommen.
Gerne hätte Bro weiter zugesehen und er wunderte sich, wie der Streit ausgehen würde, doch erinnerte er sich an seine eigentliche Aufgabe. Zu spät bemerkte er aber, dass die beiden Kajiiten bereits aufgestanden waren und durch die Tür verschwanden. Einen Fluch ausstoßend sprang der Ork auf und machte sich an die Verfolgung. Draußen musste er zu seiner eigenen Verzweiflung feststellen, dass die Renjirakrin bereits die Hängebrücke zur hälfte überquert hatten. Schnell versuchte Bro sie einzuholen, aber eine Gruppe entgegenströmender Leute versperrte ihm den Weg. Als er sich schließlich durch das Menschen- und Merknäuel gekämpft hatte, sprintete er über die Hängebrücke, die Rücken der Kajiiten noch im Auge. Als er auf der anderen Seite ankam, waren sie nur noch in der ferne zu sehen, und die Masse von Personen schien sie fast zu verschlucken.
Entmutigt rannte Bro Gur´Gash mit großen Schritten los, doch nachdem die Kajiiten nach längerer Verfolgung dennoch verschwunden waren gab er dann auf. Angestrengt atmend sah er sich um, und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass er sich in den überbevölkerten Gassen Bravils verlaufen hatte. Alle Häuser sahen gleich aus, die Hauptstraße hatte er schon längst verlassen. "Bei den Neun, warum passiert soetwas immer nur mir?!"