Okay, hier wieder ein größeres Stück. Ich selbst bin mit manchen Stellen nicht so ganz zufrieden, aber ich wollte auch wissen, was ihr Leute davon denkt. Viel Spaß beim Lesen!

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7. Kapitel

Lendor wälzte sich auf dem Bettzeug, jedoch nur so weit, wie es ihm der enge Raum erlaubte. Er war sich nicht sicher, wie lange er schon wach gelegen hatte, aber er fühlte sich gut und ausgeschlafen. "Ausgeschlafen". Lendor stieß die Augen auf und schrak hoch. "Verdammt!" Er hatte ganz vergessen, Manheim zu sagen, dass er früh geweckt werden wollte! Enttäuscht sackte er wieder zusammen. Es war zwar nicht so dringlich, aber er wusste nicht, wie viel Zeit er in Bravil auf der Suche nach diesem Turgar Silberstahl verbringen würde und wie lange es noch dauerte, bis von dem überfallenen Konvoi und den Beweisstücken nichts mehr übrig war. Langsam stand er auf und zog sich in Routine die Lederstiefel und den Harnisch an, drängte sich dann durch die dünne Tür in den kleinen Gang und betrat über die schmale Treppe den viel geräumigeren Schankraum.

Nur wenig Tageslicht viel durch die kleinen Fenster mit den groben Glasscheiben und erhellte den Raum. Vielleicht war er doch nicht zu spät aufgewacht?
Überrascht bemerkte Lendor, dass Manheim, der neben dem finster dreinblickendem Legionär von Gestern der einzige im Raum war, einen hölzernen, mit Eisenstacheln bewehrten Streitkolben auf der Theke vor sich liegen hatte und grimmig dreinblickte.
"Manheim? Was ist los?" fragte er verwirrt.
Der große Nord sah zu Lendor hinüber und brauchte einige Zeit, bevor er antwortete: "Ich weis es selbst nicht. Aber... Heh, es passt zum Namen der Schenke. Ihr solltet hier drinnen bleiben..." und nebenbei fügte er hinzu: "Jetzt wird hier bestimmt niemand mehr halt machen".
Lendor runzelte die Stirn. "Wie meinst du das? Sag mir, was ist passiert Manheim?"
Der Legionär, der zuvor nur schweigend dagesessen hatte, erhob sich. Er war im Gegensatz zu letzter Nacht voll berüstet und ein silbernes Legionsschwert baumelte an seinem Gürtel, deren Schnalle das Wappen des Kaiserreiches darstellte. "Eines dieser Höllentore der Daedra. Pelelius ist nach Bravil, um dort bescheit zu sagen. Dieses verdammte Ding steht gleich nebenan und vor ein paar Stunden, als Pelelius noch hier war, mussten wir ein paar dieser verfluchten Skampe zurücktreiben. Pelelius hat sich fast selbst umgebracht, dieser besoffene Idiot..."
Ungläubig starrte Lendor den Legionär an. "Höllentore der Daedra? Was..?"

Nun war es an dem Legionär, ungläubig zu starren.
"Wisst Ihr es denn noch nicht? Die Daedra benutzen soetwas wie Portale, um von Oblivion nach Nirn zu reisen. Sie haben Kvatch zerstört, aber wir konnten es zurückerobern. Verdammt, seit Ihr von unter einem Stein hervorgekrochen?" fragte er verwundert.
Lendor schüttelte den Kopf. "Kvatch zerstört? Ist das ein Scherz?" Der Legionär sah ihn ernst an und Lendor fluchte. "Wie lange ist das schon her?"
Der Legionär zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, ein-zwei Tage vielleicht." Lendor nickte. Anscheinend hatte die Botschaft Cheydinhall noch nicht erreicht. Oder sie hatte es, nachdem er losgeritten war. "Also... werden wir belagert? Durch Portale... nach Oblivion?"
Der Legionär nickte. "Ja, Portale zu den "Totenländern" oder so. Is´ mir egal wie diese Ebenen heisen, aber auf jedenfall kommen dort Skampe, Dremora und anderes raus".
Der Legionär stand unvermittelt auf und zog den Helm aus dunklem Stahl an, der auf dem Tisch vor ihm gelegen hatte. Manheim schluchzte. "Ich bin ruiniert..."
Immernoch von diesen seltsamen Ereignissen verdutzt fragte Lendor: "Wo wollt Ihr hin?"
Der Legionär, der schon vor der Tür stand, drehte sich um und sagte: "Muss nachsehen, ob nicht wieder irgendwelche Vieher da raus gekommen sind."
Lendor machte einen Schritt auf ihn zu. "Wartet. Warum verschwinden wir nicht einfach von hier?"
Der Legionär machte den Mund auf, doch bevor er etwas sagen konnte, schlug Manheim mit der Faust auf die Theke. "Ich gehe hier nicht weg! Der alte Rufio auch nicht, der hat keinen Ort, zu dem er gehen könnte. Und Minerva ist zu dickköpfig, um zu gehen!"
Verärgert schnaufte der Legionär. "Ein Dickkopf nennt einen Dickkopf Dickkopf, das ist mal was! Und es ist meine Pflicht als Legionär, bei diesen engstirnigen Sturrköpfen zu bleiben um sie zu beschützen, bis mir Befohlen wird, es sein zu lassen! Wie man sieht, ist die Lage verzwickt. Aber wenigstens wird Pelelius mit verstärkung zurückkommen." Er senkte den Blick und fügte Murmelnt hinzu: "Hätte bis jetzt nie gedacht, es wär gut, jemandem Geld zu schulden". Dann sah er wieder auf. "Naja, egal, ich muss jetzt los. Ihr und eure argonische Freundin könnt ja von hier verschwinden, damit hättet Ihr mehr Verstand als alle Anderen hier zusammen!"
Lendor hatte die Argonierin ganz vergessen. "Wo- wo ist sie denn?" Als der Legionär erneut mit den Achseln zuckte, beantwortete Manheim zögernt Lendors Frage: "Sie.. sie ist sehr Früh am Morgen aus dem Haus gegangen. Ich wollte sie noch wegen dem Tor warnen, aber sie war schon weg. Wenige Momente später ist sie wieder reingekommen, hat ganz zerstreut ausgesehen, das arme Ding, und ist im Keller verschwunden. Ich hab sie seitdem nicht mehr gesehen."
Diese Antwort warf wieder Fragen auf. "Im Keller?" "Also wollte sie ohne mich hier weg. Oder auch nur frische Luft schnappen..."
Das knarren der Tür riss Lendor aus seinen Gedanken. "Wartet! Ich komme mit Euch!"
Der Legionär mussterte Lendor kurz. "Hmm". Er rieb sich nachdenklich das stoppelbärtige Kinn: "Ihr seht aus, als könntet Ihr mit dem Ding da umgehen" sagte er und deutete mit dem Finger auf Lendors Schwert, um kurz darauf einen Entschluss zu fassen. "Na gut. Aber spielt nicht den Helden. Wir wollen sie nur vertreiben, damit sie nicht zu nahe an die Schenke herankommen". Er hielt inne. "Oh, und noch etwas: Mein Name ist Gergius Amphia". "Lendor Maniel" erwiederte der Bretone. "Gut, Lendor, los jetzt, auf gehts!"

Vor der Tür war es dunkel, der Himmel wolkenbehangen. Zu Lendors erneuter verwunderung war alles in dunkles Rot getaucht, sogar der Himmel und die Wolken. Lendor spürte, wie sein Herz schneller schlug. Was, bei den Neun, ging hier vor? Langsam bedauerte er, dass er nicht auf Gergius gehört hatte und sich nicht einfach die Argonierin geschnappt und auf Roter weggeritten war. Aber jetzt war es zu spät. Der Legionär ging festen Schrittes die Straße in Richtung Kaiserstadt entlang und Lendor folgte ihm. Plötzlich blieb Gergius mitten auf der Straße stehen und deutete auf die Wipfel einer Baumgruppe zu ihrer Rechten. Selbst durch die Baumkronen hindurch erkannte Lendor das Hellrote leuchten und die zahnartigen schwarzen Säulen des Obliviontores, das imposant und bedrohlich auf einem Felsen zu trohnen schien. Er hatte noch nie etwas derartiges gesehen. Unerschrocken ging Gergius darauf zu, die Faust fest um sein bereits gezogenes Schwert geballt und Lendor brauchte eine Weile, bis er seinen Blick von dem Tor lösen konnte und hatte anschließend Schwierigkeiten, mit dem Legionär mitzuhalten.

Kaum waren sie in die Nähe des Tores gekommen, da tauchte aus dem unterholz ein Skamp auf, eine Kreatur, die Lendor schon einige Male geshen hatte, obwohl dieser hier deutlich kleiner war, als die Exemplare, die dem Bretonen unter die Augen gekommen waren. Er griff sie sofort an, wobei er mit Feuerbällen nach Gergius schoss. Seinem ersten Feuerball wich Gergius laufend aus, dem zweiten auch und nach dem dritten hatte der Legionär trotz schwerer Rüstung bereits den Weg bis zum Skamp zurückgelegt und tötete die Kreatur mit nur einem gewalltigen Hieb seines silbernen Schwertes, der einen tiefen Schnitt in der Brust des Daedra hinterließ. "Zurück in die Wasser Oblivions, du dreckige Missgeburt!" fluchte Gergus, als er, wärend er sich mit den Händen auf ein Knie und auf den Knauf des jetzt im Boden steckenden Schwertes gestützt, auf die Leiche des Daedra hinabsah, wobei Lendor ihn wegen seinem kurzen Sprint angestrengt Schnaufen hörte. Nach einer kurzen Pause rappelte sich der Legionär wieder auf, zog das mit Blut beschmierte Schwert aus der Erde und winkte, wodurch er Lendor sagte, dass sie weitergehen konnten.

Bald erreichten sie eine Lichtung, in deren mitte das Tor auf dem Felsen thronte. Es befanden sich nur einige wenige Daedra im direkten Umfeld des Tores, und Lendor erkannte neben dem aus den kleinen Skampen bestehendem Großteil auch zwei seltsame Echsen mit Hörnern und einem großen Nackenschild. Allerdings hatte Lendor nur in Büchern von ihnen gelesen. "Clannbanns!" Schon bald wurden sie von den ersten Daedra bemerkt. Ohne eine richtige Ordnung stürmten sie auf die beiden Menschen zu, wobei einige Skampe in die Schußbahn ihrer Artgenossen rannten, feuer fingen und sich brennent und vor Schmerzen windend auf dem lockeren Waldboden wälzten. "Dieser Kampf ist vorbei befor er anfängt..." dachte Lendor angeekelt und zweifelte daran, dass diese Meute aus Tiermenschen wirklich eine ganze Stadt zerstören konnte. Ein schneller Seitenblick auf Gergius lies ihn jedoch anders denken. Der Legionär wirkte angespannt, obwohl die Meute aus Skampen nicht sonderlich groß war und es ein Leichtes war, den langsamen Feuerbällen mit den offensichtlichen Flugbahnen auszuweichen.

Schnell wurden die beiden Menschen von dem Pack aus Skampen erreicht. Die Skampen hatten ihr Magica offensichtlich schon verbraucht, denn sie schossen keine Feuerbälle aus nächster Nähe. Der Schnellste der wie Tiermenschen anmutenden Daedra sprang Lendor mit der Schulter vorran an, doch war dieser vorbereitet und schaffte es, dem Skamp auszuweichen. Augenblicklich drehte sich Lendor zu der Kreatur um, die wegen dem Misslingen ihres Angriffes ins straucheln gekommen war, und stieß ihr beidhändig sein Schwert mit der Spitze vorran in den Rücken. Der Daedra schrie laut auf und sackte dann leblos zu boden, als Lendor die Klinge wieder aus seinem Rücken zog. Kaum hatte sich Lendor von der Leiche abgewandt, merkte er zu spät, dass ein anderer Skamp nach ihm schlug.
Die groben Krallen strichen quer über seine linke Gesichtshälfte und hinterließen tiefe Schnitte. Überrascht und mit verschwommenen Blick taumelte Lendor und brachte es nur knapp fertig, nicht hinzufallen. Als er wieder aufblickte, starrte der Skamp ihn nur an und Lendor dachte nicht lange darüber nach, sondern verpasste ihm einen wütenden Hieb mit dem Schwert. Der Skamp reagierte verspätet und konnte der metallernen Klinge nicht rechtzeitig ausweichen, sodass sie ihn am Hals entlanglief. Erschrocken fasste sich der Daedra an die Stelle, an der das Schwert eine Schnittwunde hinterlassen hatte und fiel unsanft mit dem Rücken auf die Erde. Lendor machte sich für den nächsten Skamp bereit, doch die verbliebenen Daedra schienen den Mut verlohren zu haben. Die Ersten drehten sich wieder um und liefen zurück zum Obliviontor, wonach der Rest es ihnen gleichtat.

Erleichtert ließ Lendor sein Schwert sinken und drehte sich angewiedert von dem Skamp ab, der vor ihm lag und verzweifelt röchelte. Gergius kam herbei und versetzte dem Daedra den Gnadenstoß. Die Rüstung des Legionärs hatte einige neue Kratzer, aber er selbst schien unverletzt zu sein. Lendor sah sich um und zählte 5 tote Skampen, als ihm plötzlich der Schmerz ins Gesicht schoß, um ihn an seine Wunden zu erinnern. Er fluchte und berührte seine Verletzungen im Gesicht. Jedoch waren sie kleiner als sie sich Anfühlten. Lendor fluchte, wärend die Wunden in seinem Gesicht zu pochen schienen und Gergius sah von der Leiche des letzten Skampes auf. "Das wärs dann. Bis´ du in Ordnung?" Lendor nickte und Gergius setzte sich in Bewegung. "Lass uns zurückgehen. Deine Wunde muss versorgt werden". Im gehen schüttelte der Kaiserliche den Kopf. "Das war noch gar nichts. Wir hatten Glück, das keine Dremora dabei waren, die hätt´n die Truppe zusammengehalten, geordnet und sie hätten uns einfach Überrannt".

Müde stapften sie den Weg zurück zur Schenke, ohne ein Wort zu sprechen, und als sie ankamen, stieß Gergius die Tür auf, wonach die beiden Männer wieder den Schankraum betraten. Manheim eillte um seinen Tresen herum und war mit wenigen Schritten bei Lendor angekommen. "Hmm. Wartet, ich hole Wein und Verbandszeug. Wurded Ihr sonst noch irgendwo getroffen?" Lendor schüttelte den Kopf, und als Manheim zurück zum Tresen hastete, ließ er sich auf den Stuhl neben Gergius fallen, der seinen Stammplatz eingenommen hatte, den Legions-Helm wieder vor sich gelegt. Er hatte einen alten Lappen hervorgekramt und wischte das Skamp-Blut von seiner Waffe.
Der Holzstuhl war unbequem, doch fand Lendor es besser, zu sitzen als zu stehen. Schnell kam Manheim mit dem versprochenen Dingen wieder zurück. Er hatte sogar Nadel und Faden dabei. "Seit Ihr bereit? Das wird ein bisschen brennen..."
Lendor seufzte. "Ja".
Als Manheim dann, nachdem er Lendor einmal mit einem kleinen Stück Verband übers Gesicht gegangen war, der sich daraufhin rot verfärbte, ein wenig von dem zuvor erwärmten Alkohol über das Gesicht des Bretonen kippte, zuckte dieser unter den plötzlichen und stechenden Schmerzen leicht zusammen, ließ die Prozedur aber über sich ergehen. Zu Lendors erleichterung konnte Manheim gut mit der Nadel umgehen und die Schnitte waren schnell zugenäht. Als er fertig war blickte der Nord auf die Rolle Verband in seiner Hand und zuckte mit den Schultern. "Das wars dann". Lendor strich sich über seine linke Gesichtshälfte, in der die Schnitte noch vor Schmerz brannten. Wenigstens waren die Wunden jetzt versorgt.

Unvermittelt fiel ihm trotz der Schmerzen im Gesicht die Argonierin wieder ein. "Manheim? Wo gehts hier zum Keller?" Der Nord deutete auf eine Falltür unter der Treppe, die Lendor bisher nicht aufgefallen war. Die Falltür wiegte weniger, als sie aussah und Lendor musste nur leicht an dem eisernen Ring ziehen, der als Griff diente und schon schwang sie auf. Die Leiter nach Unten war nicht lang, also ließ Lendor sich Zeit beim Abstieg. Unten angekommen fand er sich in einem kurzen Korridor wieder.

Die Wände waren aus grobem Stein und mit Holzbalken verstärkt, auf dem Boden lagen ein paar alte Teppiche. Insgesammt war der Gang um einiges geräumiger, als der zu dem Zimmer, in dem Lendor geschlafen hatte, und Fackeln an den Wänden ließen ihr Licht auf vier verstärkte Türen fallen. Er machte ein paar Schritte und klopfte dann an die erste Tür. Geräusche drangen von hinter der Tür in den Korridor und kurz darauf öffnete ihm eine mittelalte Rothwardonin. Lendor hob abwehrend die Hand. "Tut mir leid, falls ich euch gestört habe. Ich habe mich wohl im Zimmer geirrt". entschuldigte sich der Wachmann aus Cheydinhal. Die Rothwardonin zuckte nur mit den Achseln. "Macht nichts. Wenn Ihr Rufio sucht, der ist in dem Zimmer da hinten." Sie zeigte auf eine Tür auf der anderen Seite des Ganges. "Nein, danke, ich suche nicht Rufio." "Na gut, lebt wohl." erwiderte die Rothwardonin und schloss die Tür. "Hmm.." dachte er, als er weiter den Korridor entlang ging. Das Zimmer der Rothwardonin hatte groß ausgesehen. "Warum hat Manheim uns nicht ein Zimmer hier unten vermietet?"

An der nächsten Tür machte Lendor halt und wollte gerade klopfen, als ihm auffiel, dass die Tür einen Spallt weit offen stand. Vorsichtig drückte er gegen das dunkle Holz und die Tür schwang auf. Das Zimmer war stockdunkel und selbst der Strahl warmen Fackelscheins, der durch die Tür in den Raum fiel, machte es nicht viel leichter, etwas zu erkennen, denn die Türöffnung befand sich fast in der hintersten Ecke. Jemand schluchzte laut auf und Lendor kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit wenigstens etwas zu sehen. Das mitleideregende Greinen kam, so erkannte Lendor, aus der anderen Ecke des Raumes und er konnte auch die dunelgrauen Umrisse eines kleinen Bettes erkennen. Langsam bewegte er sich durch die immer durchsichtiger werdende Dunkelheit hindurch direkt auf das Bett zu, wo er die Quelle des Schluchzens vermutete. Jetzt konnte er einigermaßen die Gestallt erkennen, die neben dem Bett kauerte und etwas fest umklammert hielt. Lendor tat noch einige Schritte, dann erkannte er die dürre Argonierin, die immernoch mitleiderweckend jammerte und auch, dass das Etwas, um das sie die Arme fast schon schützend geschlungen hatte, ein Kissen war.
Lendor wagte kaum, die Stimme zu erheben, tat es aber dann doch: "Seit Ihr in ordnung? Geht es euch gut?"
Überrascht zuckte die Argonierin zusammen und blickte mit angstgeweiteten Augen hoch. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Lendor runzelte die Stirn.
"Ich bin es, der Mensch von auf der Brücke. Was ist passiert?" Gerade, als Lendor dachte die Argonierin wollte anfangen zu sprechen, schien ihre Trauer sie erneut zu packen, denn ein Schütteln durchfuhr sie und sie brach erneut in Tränen aus. Betroffen blickte Lendor auf sie herrab und fühlte sich hilflos. Er beschloß, sich vor ihr hinzuknien, und legte daraufhin die Arme um sie. "Kommt. Es wird alles wieder gut."

Es kam Lendor vor, als sei mindestens eine Stunde vergangen, als die Argonierin endlich die Lucke öffnete und aus dem Keller herausstieg. In ihrem Gesicht konnte man noch die Spuren der Tränen sehen, aber sie schien sich halbwegs gefangen zu haben. Auch wenn sie nur bedrückt auf den Boden starrte und nichts sagte war sie bereit zum Aufbruch. Vor einer halben Stunde hatte es Lendor geschafft, ihr bewusst zu machen, dass sie nicht hierbleiben konnten, allein schon wegen dem Höllentor. Auserdem hatte er es für besser gehalten, sie nicht nach dem Grund ihrer schmerzlichen Trauer zu fragen. Der Bretone verabschiedete sich von Manheim und Gergius, schüttelte beiden die Hände und wünschte ihnen viel Glück. Gergius sah die Argonierin fragend an, hielt aber den Mund und Manheim bot ihnen noch etwas zu Essen an, aber Lendor lehnte dankent ab. Gegessen hatte er nähmlich schon beim Warten und er hatte der Argonierin auch angeboten, sich etwas aus der Provianttasche an Roters Sattel zu nehmen, wenn sie Hunger hatte, wobei er ihr Schweigen als Zustimmung deutete.

Vor der Schenke war der Himmel immer noch rot verfärbt und Lendor spührte einige wenige Tropfen Regens auf sein Gesicht tropfen. Nach ein paar Schritten waren sie bei Roter angekommen, der noch immer dort angebunden war, wo Lendor ihn zurückgelassen hatte. Als das Pferd die beiden kommen hörte, hob es den Kopf und wieherte laut, als es den Bretonen erkannte. Lendor öffnete eine Satteltasche um einen dicken, wasserfesten Mantel mit Kapuze herauszuholen, den er wegen der berüchtigt plötzlichen und zahlreichen Regenausbrüche im Süden Cyrodiils mitgenommen hatte. Wortlos half er der bekümmert dreinblickenden Argonierin in den Sattel und reichte ihr den Mantel. Sie schien erst nicht zu begreifen, warum der Mensch ihr einen Mantel geben wollte, denn zunächst blickte sie mit leeren Augen auf das Kleidungsstück in ihrer Hand. Dann zog sie ihn dankbar nickent über ihre ärmliche Kleidung. Lendor band Roter los und führte ihn bis zur Straße. Mit einem Ruck sprang er auf Roters Rücken, darauf achtgebend, die Argonierin nicht aus dem Sattel zu schubsen. Als er richtig im Sattel saß, gab er Roter einen leichten Stoß in die Flanken und das Pferd setzte sich in Bewegung. Sie waren nicht weit gekommen, als es anfing in Strömen zu regnen. Der Himmel hatte seine rote Farbe verlohren und war in natürliches Grau gehüllt. Selbst das Leder von Lendors Rüstung wurde schnell durchnäßt und grummelte vor sich hin.

Völlig Nass vom Regen, der immer heftiger wurde, fühlte Lendor schon längst, wie sich schleichende Kälte in seinem Körper ausbreitete. Missmutig saß er im Sattel und stierte auf die Straße vor ihm. Zu seinem Glück war kein Wind aufgekommen, sonst würde der Regen ihm komplett die Sicht nehmen. Der Wachmann war sich sicher, dass es schon später Nachmittag war, obwohl Lendor das gar nicht genau sagen konnte, denn die Wolken verdeckten die Sonne. Roter erklomm einen kleinen Hügel. Ihm bereitete die Näße keine Probleme und er schien auch nicht Gefahr zu laufen, auf dem von Jahren des In-betrieb-seins geglätteten Steinen abzurutschen. Als sie über den Hügel kamen, lächelte Lendor ermutigt und seine Stimmung hob sich wieder. Selbst durch den Regen konnte er die alten Mauern Bravils sehen. Bald würden sie da sein, vor einem warmen Feuer. Und endlich raus aus dem Regen.