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Thema: Schreibprojekt - "The Unwritten Tales of Tamriel"

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  1. #37
    @Ardam
    Ein schönes Comeback. Einen Rückfall in die Gegenwart habe ich nur einmal bemerkt. Der Pseudo-Priester ist schon eine recht bemerkenswerte Gestallt. Ich freue mich darauf zu lesen, wie die Geschichte weitergeht. ^^

    @Paddy
    Danke fürs Feedback! ^^

    Jetzt zu meiner eigenen Arbeit:
    Eigentlich sollte noch mehr folgen, aber ich will auch wieder ein Lebenszeichen von mir geben. Viel Spaß beim Lesen!


    Man sagt, so erinnerte sich Lendor, dass wenn man weiß, dass etwas existiert, bemerke es man eher. So auch die Ayleiden-Ruine Anutwyll. Die verblichenen, moosbewachsenen weißen Wände und was von ihnen übrig war wurden von der Straße aus von einigen Büschen und Bäumen verdeckt, doch wenn man darauf achtete waren sie sehr wohl sichtbar.
    Jedoch hatte Lendor keine Zeit ausschau nach Ruinen im Wald zu halten.
    Er trat Roter in die Flanke und die Hufe des Rotfuchses schlugen laut auf dem Pflaster auf, das Pferd flog förmlich über die Straße. Der Wind schlug Lendor ins Gesicht und sein Herz raste, es schlug fast im Einklang mit den Hufen seines Reittieres.
    "Wenn ich die jetzt kriege, kann ich das Skooma nehmen, diese Argonierin in Leyawiin abliefern und dann sofort zurück nach Hause. Ich muss bei keinem Überfall mit dabei sein. Ich muss niemanden töten".
    Leichter Regen kam auf, der ihn zwang, reflexartig die Augen zuzukneifen. In der Ferne hoben die dunklen Blätter der Bäume die kleinen Wassertropfen hervor und erweckten die Illusion eines lebendigen, sich stetig bewegenden Nebelschleiers.
    "Was ist, wenn ich sie nicht einholen kann?"
    Lendor fixierte die Straße vor sich. Bei diesem Tempo und der feuchten Glätte könnte ein lockerer Stein oder ein falscher Tritt eine verheerende Wirkung haben.
    "Ich muss sie einholen. Damit ich wieder nach Hause kann. Ohne Blut an den Händen". Nebenbei fiehl ihm ein, dass er seinen Regenmantel im Silberheim vergessen hatte. Erneut flogen ihm Tropfen ins Auge und er musste kurz blinzeln. Mit zusammengekniffenen Augen fegte er über die Straße.
    Dann, nach einer Anhöhe und einer gefühlten Ewigkeit, erschien der Wagen auf der Straße unter ihm. Es war nur einer und aus der Ferne konnte der Bretone deutlich die Plane und das Gespann aus zwei Pferden sehen. Es musste der richtige sein. Kein Händler währe so verrückt ohne Wache und nur mit einem Wagen, der allein auf keinen Fall mit genug Wahre, um die Reise antretenswert zu gestallten, beladen werden konnte, nach Leyawiin zu reisen, wenn hinter jeder Straßenbiegung Obliviontore stehen könnten. Es beschlichen ihn jedoch zweifel darüber, ob es wirklich klug gewesen war so stürmisch und ohne Plan aufzubrechen. Was sollte er denn machen, sobald er die Khajiiten eingeholt hatte? Ihnen in den weg reiten und brüllen: "Halt! Ihr habt gegen die Gesetze verstoßen!"?
    Als der Abstand zwischen Reiter und Wagen immer kleiner wurde, fiel dem Bretonen auf, dass das Gefährt sich nicht von der Stelle bewegte. Und kurz darauf, als er noch näher herankam, hörte er über das Sausen des Windes, der an seinen Ohren vorbeifegte, hinweg Rufe.
    Er ließ Roter langsamer werden. Geräusche von Sehnen und aufeinander treffenden Klingen, Befehle und Schlachtrufe. Sie befanden sich jetzt einige Meter hinter dem Wagen und sofort war klar, was gerade passierte: Die Tiermenschen wurden von Banditen überfallen. Lendor überlegte, während er sich von hinten an den Wagen heranschlich: "Wenn ich den Banditen helfe, bringen die mich trotzdem um. Wenn ich den Khajiiten helfe, bedanken sie sich und ziehen weiter. Schließlich sind sie nur... friedfertige Reisende". Oder geben es vor, welche zu sein.
    Er könnte auch ganz einfach in den Wagen greifen, eine Flasche mit Skooma mitnehmen und wieder verschwinden, die beiden Parteien ihrem Kampf überlassen... Er hörte einen Schmerzensschrei und sein Entschluß stand fest: "Nein, ich bin kein Dieb. Ich helfe den Khajiiten, und dann, wenn sie gerade wegfahren wollen, schnappe ich mir eine Flasche".

    Er zog sein Schwert und kam mit blankem Stahl von hinter dem Wagen hervor gerannt und verschaffte sich einen schnellen Überblick: Zwei Khajiiten, einer mit einem Kurzschwert und einer mit einem wertvoll aussehenden Zwergenlangschwert, versuchten, eine Gruppe von Banditen, allesammt nur mit Nahkampfwaffen verschiedenster Art bewaffnet, von ihrem Wagen und von den aufgeschreckten Pferden wegzudrängen. Irgendwo auserhalb von Lendors Blickfeld wurde lautstark eine Sehne gespannt und kurz darauf schnellte ein Pfeil durch die Luft, auf einen der Banditen zu. "Nein, das ist kein Pfeil. Das ist ein Bolzen!" Der Schütze stand auf dem Kutschbock, dort, wo Lendor ihn von seiner Position aus nicht sehen konnte. Die Plane verdeckte die Sicht.
    Zunächst erschien es Lendor, dass die Khajiiten dank ihres Fernkämpfers trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit klar im Vorteil waren, aber die beiden Schwertkämpfer hatten alle Hände voll zu tun; sie mussten pausenlos parieren und die Briganten auf Distanz halten.
    Mit dem Schwert in der Faust rannte der Bretone von hinter seiner schattigen Deckung hervor und schrie: "Verschwindet, Banditenpack!" Kurz hielten alle Beteildigten überrascht inne und hielten reflexartig nach dem Rufenden ausschau, dann entschied einer der Banditen, dass es das nicht wert war und sprintete ganz ohne Vorwarnung in Richtung Wald davon. Seine Mitstreiter zögerten nicht lange und folgten seinem Beispiel.

    Nachdem Lendor sich sicher war, dass die Banditen keinen zweiten Angriff starten würden, ging er auf die Khajiiten und die Vorderseite zu. Eine Bewegung in seinem linken Augenwinkel ließ ihn zusammenzucken und als er die Quelle ausgemacht hatte, blieb er unwirkürlich stehen und wagte es nicht mehr, sich zu bewegen. Auf dem Kutschbock befand sich, wie bereits vermutet, der dritte Khajiit, der, der die Bolzen abschoß, und welcher jetzt mit einer in Cyrodiil doch eher selten anzutreffenden Armbrust aus Holz und Eisen auf das Gesicht des Menschen zielte.
    "Wer, bei Rajhin, bist du, Mensch? Was, bei den sechzehn Ebenen, willst du hier?" Seine Stimme war angespannt, grenzte schon fast an ein Zischen und besaß diesen seltsamen Elsweyrschen Akzent. Lendor zweifelte nicht daran, dass das Gesicht hinter der Armbrust ohne zu zögern den Bügel drücken und somit die gewalltige Kraft hinter der gespannten Sehne loslassen würde.
    "Eine Bewegung und du stirbst an einer Eisenvergiftung du kaiserlicher Bastard..!"
    Der Bretone schluckte schwer; was er in solch einer Situation sagen sollte, wusste er nicht.
    "Beruhige dich, Dra'Sush!" rief der Tiermensch mit dem Schwert aus Dwemer-Metall. In seinen Worten schwang Beschwichtigung mit und sie waren frei von jedweden "Unreinheiten", er sprach fehlerloses, reines Cyrodiilisch.
    Der Armbrustschütze schien zu überlegen und Lendor ließ ihn nicht aus den Augen, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Der Khajiit namens Dra'Sush säufzte tief und ließ die Armbrust wieder sinken, weg von Lendors Gesicht, aber immer noch gespannt und zum abfeuern des Projektils aus dickem Holz und spitzem Eisen bereit. Das war einer der Vorteile einer Armbrust: Man musste nur einmal spannen und konnte dann auf den richtigen Moment zum schießen warten. Aber wegen der langen Zeit, die man zum Nachladen brauchte, war sie im offenen Kampf eher unbeliebt. "Na gut," sagte er mit einem enttäuschten Unterton.
    Der Bretone entspannte sich wieder und merkte, dass der Katzenmensch, der den mit der Armbrust beruhigt hatte, bereits den Weg zu ihm durchmaß. Sein Retter streckte seine peltzige Hand aus und lächelte ihn freundlich an.
    Während sie die Hände schüttelten- in Lendor staute sich die anspannung wieder, der gedanke daran, dass er ihnen ja noch irgendwie eine Probe des Skoomas wegzunehmen hatte spukte in seinem Hinterkopf- stellte der Khajiit sich mit einem allgegenwärtigem Grinsen vor: "Ich bin Langfinger, und dass sind meine Freunde Dra'Sush und Dro'Ba. Dra'Sush kennst du ja bereits..."
    Lendor war recht ungeübt darin, Khajiiten auseinander zu halten und Langfinger zeichnete sich nur durch die weisen Flecken unter seinen Augen, die wie Trähnen an der Seite seiner Nase verliefen, aus. Dro'Ba war eher etwas rundlicher vom Gesicht her und Dra'Sush hätte Lendor selbst unter einer kleinen Gruppe von Khajiiten im Leben nicht wiedererkannt.
    "Wir müssen Euch danken, Herr..?"
    "Lendor".
    Langfinger nickte. "Ich muss Euch danken, Herr Lendor. Ohne Euch hätten diese lumpigen Bastarde nicht so schnell den Mut verloren, und wir hätten früher oder später verlusste gemacht. Vielen Dank".
    "Keine Ursache", sagte Lendor hastig, darauf aus, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, auch wenn Langfinger keinen so schlechten Eindruck auf ihn machte.
    "Seit die Legion mit diesen verdammten Daedra zu kämpfen hat, wird dieses Banditenpack von Tag zu Tag unverschähmter".
    Lendor nickte zustimment, auch wenn er dies nur tat, um eine lange Diskusion zu verhindern. "Ja, ja das kann schon sein. Das habe ich auch schon von jemand Anderem gehört. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss weiter", fügte er noch hinzu, "Viel Glück noch!"
    Langfinger verabschiedete sich höflich, während die beiden Anderen Lendor schweigent misstrauische Blicke zuwarfen, die er noch im Rücken spürte, als er den Weg zurück zum hinteren Ende des Wagens antrat.

    Dort angekommen warf der Wachmann einen Blick über seine Schulter. Keiner der Khajiiten war zu sehen, sie waren wohl gerade dabei, wieder aufzusteigen und weiterzufahren. "Jetzt oder nie!" Lendor griff hinein und ertastete eine geöffnete Kiste. Er bekam eine Flasche zu fassen und war kurz davor, seine Hand mit dem Skooma wieder herauszuziehen, doch plötzlich gab es einen Ruck; Die Khajiiten setzten sich in Bewegung, und statt nur die eine Flasche aus dem Wagen zu nehmen, hing Lendors Hand in der Kiste fesst, was dazu führte dass der ganze Holzkasten herausfiel, als der Bretone noch verzweifelt versuchte, mit dem schneller werdenden Wagen mitzukommen und das schlimmste zu verhindern. Es gab ein Lautes krachen und eine große Anzahl an kleinen Glasfläschchen zerbrach auf dem Pflaster. Entsetzt starrte er auf die zerbrochene Glaswahre auf dem Boden. Doch etwas störte Lendor am Inhalt, der langsam auf dem Boden verfloss. "Moment... ist das etwa Wasser?!"
    Jemand rief laut "Hey!" und unwillkürlich wandte Lendor sich in die Richtung. Sofort aus der Fassung gebracht sah er, wie Dra'Sush Vorne auf dem Trittbrett des Wagens stand, unsicher wegen den Schauklern, die die Straße verursachte, jedoch schien er ein geübter Schütze zu sein, er verwackelte eher kontrolliert, und er stand so, dass Lendor ihn sehen konnte. Ebenso konnte Dra'Sush Lendor sehen, und der Mensch lag genau in der Schußlinie der immer noch gespannten Armbrust.
    Kurz war Lendor wie gelähmt, konnte nicht reagieren. Als währe es ein Signal aus einem anderen Leben begann sein Knie zu jucken und einem Geistesblitz folgend warf er sich auf den Boden, die Hände schützend über dem Kopf zusammengepresst. Sein Herz schlug ihm in den Ohren, er war zu keinen weiteren Bewegungen mehr fähig. Die Augen zusammenpressent hörte er einen halben Herzschlag später, wie sich die Sehne löste, etwas über ihm durch die Luft pfiff und ein Pferd vor Schmerzen aufheulte.

    Noch einige Momente blieb er so liegen. Seine Gliedmasen verweigerten ihren Dienst, selbst eine lange Zeit nachdem das höhnische Gelächter des Schützen und das ruckeln der Holzreifen in der Ferne verklungen waren. Gefühlte Jahre dauerte es, bis er die Kontrolle zurückerlangte. Vorsichtig hob er den Kopf, um nach Gefahren ausschau zu halten. Die Khajiiten waren schon längst verschwunden. Er glaubte, zersplittertes Glas unter sich zu spühren, und immer noch auf dem Boden liegent warf er einen bestürtzten Blick über seine Schulter. Was er sah schnürte ihm die Kehle zu. Sofort sprang er auf und lief auf die Stelle zu, wo Roter auf dem Pflaster verendet war. Der ungefiederte hölzerne Schaft ragte aus dem Hals seines Reittieres, das vor seinem Ende in Todesangst die Augen verdreht hatte. Hilflos sank Lendor vor dem toten Pferd auf die Knie.

    Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie er aufgestanden war, oder wie er während der Abenddämmerung bei den Ställen vor Bravil ankam, aber er wusste noch, dass er vergeblich versucht hatte, Roter von der Straße zu zerren. "Ich kann ihn nicht einfach hier liegen lassen, damit irgendwelche dreckigen Wölfe an ihm herumnagen", hatte er gedacht, es jedoch schon bald aufgegeben. Das Pferd war einfach zu schwer, und er würde noch mit bloßen Händen ein Grab schaufeln müssen. Stattdessen war er die Anhöhe wieder hinauf gegangen, nicht wagend, einen weiteren Blick über die Schulter zu werfen. Der Regen wurde stärker und floss an seinem Kopf herab, in seine Augen und tropfte von seiner Nase.
    "Es lief ja auch alles viel zu glatt..." Die Dreckskhajiiten hatten nur Wasser geladen. Er war zu unüberlegt aufgebrochen. Er hatte die Flasche fallen lassen, seine Hand zu tief in die Kiste gesteckt...
    "Roter ist tot". Nicht nur war Roter ihm ans Herz gewachsen, er hatte sein einziges Transportmittel verloren. In ihm brannten Wut, Verzweiflung, Erschöpfung, Schuld und Hilflosigkeit, so war er wohl losgestapft.
    Jedenfalls stand er jetzt im Schankraum des Silberheims.
    Er war völlig durchnäst, sogar noch stärker als bei seiner Ankunft in Bravil, dieser ungemein großen Anhäufung Mülls, von der sich die Götter abgewandt hatten. Seine Füße bestanden nur aus Schmerzen, noch nie war er eine so lange Strecke zu Fuß gegangen, jedoch hatten ihn die Unebenheiten der Straße und die vielen Hügel am meisten Kraft gekostet. Seine Zehen spührte er schon lange nicht mehr. Er fühlte sich elend, und so sah er warscheinlich auch aus, denn als er die Tür hinter sich zuschlug und sich auf den nächstbesten Stuhl fallen ließ, tauchte Gilgondorin neben ihm auf. Seine Aufmerksamkeit wurde von Kopfschmerzen und Erschöpfung abgestumpft, so dass der junge Bretone nicht gemerkt hatte, wie der Wirt auf ihn zugekommen war.
    "Bei den Neun, was ist Euch denn zugestoßen? Ihr seht aus, als hätte man Euch durch den Dreck gezogen und dann in den Kanal gestoßen!"
    Mühseelig blickte Lendor zu dem besorgten Gesicht des Hochelfen auf.
    Dieser Blick genügte dem bestürtzten Gilgondorin. "Lendor, gönnt Euch Schlaf! Ihr könnt später bezahlen!"
    "Danke," dachte Lendor nur. Die Kraft, es auch zu sagen, konnte er im Moment nicht aufbringen, also musste sein Blick reichen.
    Immer noch niedergeschlagen kämpfte er sich nach einer kurzen Pause aus dem Stuhl und Quälte sich anschließend die Treppe hoch in sein Zimmer.

    Die Tür war offen, weswegen war ihm gerade egal. Die Argonierin befand sich auch nicht im Zimmer. Hatte er sie nicht an der Bar sitzen gesehen? Er war so schnell nach oben gestapft, und jetzt schon war die Erinnerung daran nur noch verschommen.
    Er kam zu dem Schluß, dass es ihm egal wahr, seine Glieder waren einfach zu schwer und verlangten pochend nach Ruhe. Gequälte Laute von sich gebend, zog er die Stiefel aus, ebenso wie den Harnisch. Dann, Wie ein Stein, fiel er auf den Stapel Decken, der, wie schon am vorherigen Abend, als sein Bett herhielt, und trotz der Härte des Bodens, die die Decken nicht ganz abdämpfen konnten, schlief er sofort ein.

    ---

    "Lendor! Lendor, wacht auf! Los, wacht sofort auf!"
    Aus den unruhigen Tiefen seiner Träume tauchte Lendor auf; Vom Schlaf noch disorientiert und vom Licht einer Laterne geblendet blickte er sich blinzelnd nach der Stimme um, die ihn so barsch aus dem Schlaf gerissen hatte. Sie kam ihm bekannt vor, sehr bekannt sogar. Es war, neben seinen trägen Gedanken, die letzte Stimme, die er gehört hatte, bevor er die Augen zugeschlagen hatte.
    "Was ist los?", versuchte der Bretone zu sagen, bekam stattdessen aber nur ein gestammeltes "Wah is los?" zustande. Langsam gewöhnten sich seine Augen an den grellen Schimmer der Öl-Lampe, die, wie er jetzt erkannte, niemand Anderes hielt als Gilgondorin, dessen Mundwinkel ungewöhnlich Grimmig nach unten gezogen waren. Dies versetzte Lendor einen Schrecken, trotz des unfreundlichen Weckrufes hätte er diesen Gesichtsausdruck nicht erwartet. Lendor schob eine Hand zwischen sich und die Lampe; er hatte sich zwar an das Licht gewöhnt, aber es war doch ziemlich grell.
    Nachdem Gilgondorin bei seinem Schweigen blieb, mit dem er, als er merkte, das Lendor endlich wach war, angefangen hatte, ergriff Lendor wieder das Wort. Das schweigende Starren beunruhigte ihn noch mehr als der Gesichtsausdruck des Elfen. Irgendetwas stimmte nicht mit seinen Augen, doch Lendor konnte nicht sagen, was. Dafür war er noch viel zu müde, er fühlte sich, als hätte er gerade erst vor fünf Minuten die Augen geschloßen. "Was ist los?", wiederholte er.
    "Gehen. Ihr müsst gehen". Mehr sagte Gilgondorin nicht.
    "Wa-was?" Der Bretone blinzelte erneut. Zwar verstand er den Elfen durchaus, aber seine Gedanken wahren zu träge, um mitzuhalten.
    "Ihr müsst gehen", beharrte Gilgondorin. "Ihr und Eure begleitung".
    Jetzt dämmerte es Lendor. "Er schmeißt uns raus". "A-aber, warum?" "Warum nicht?", meldete sich eine zynische Stimme in Lendors Kopf zu Wort, eine Stimme, die er schon lange nicht mehr gehört hatte. "Du und die Echse seit nichts weiter als eine Last für ihn. Ein Klotz am Bein. Schmarotzer. Zahlungsunfähige Kundschaft, die an seiner Bar herumhängt, nach Wein rufend und versprechend, die Zeche Morgen zu zahlen, ganz sicher".
    "Ihr müsst gehen", wiederholte Gilgondorin matt, anscheinend hatte er nicht mitbekommen, wie der kleine Zyniker in Lendor diesen dazu gebracht hatte, die Stirn zu runzeln.
    Jetzt blickte der Bretone zu dem Wirt hoch, und nachdem er mit wehleidiger Stimme wisperte: "Ja, gut. Wir machen uns schon auf die Socken", erkannte er jetzt, was genau ihm an Gilgondorins Augen aufgefallen war, und seine Gedanken begannen jetzt wieder schneller zu fließen, ihre normale Geschwindigkeit wieder aufzunehmen.
    Voll an das Licht gewöhnt musste Lendor seine Augen abschirmen, um nicht geblendet zu werden. Gilgondorin dagegen hatte die Augen weit offen, und seine Pupillen waren geweitet, kein Bisschen zusammengezogen. Lendor hätte das sofort als Hirngespinnst abgetan, doch die Tatsache, dass der Elf die Öllampe genau rechts neben seinem Kopf hielt und trotzem so aussah, als würde ihm die Lichtquelle in so kurzer Entfernung zu seinem Kopf nichts ausmachen, brachten Lendor dazu, zu akzeptieren, dass dies äußert ungewöhnlich war und dass er etwas mehr darüber nachdenken sollte. "Die geweiteten Augen, dazu diese monotone Stimme..."
    Zwar dachte Lendor mit der Geschwindigkeit, die Gedanken nunmal inne hatten- ein innerer Monolog konnte schon in ein paar Herzschlägen vorbei sein- wurde der Elf trotz der vermeindlichen Trance ungedultig.
    "Ihr müsst gehen", wandt er erneut ein, diesmal nachdrücklicher.
    Lendor kämpfte sich aus dem Bett und kam auf die Beine. Es war, wortwörtlich, ein Kampf: Er hatte überall, vor allem aber in den Beinen, schmerzhaften Muskelkater und seine Glieder schriehen danach, dass Lendor sich wieder hinlegte und sich weiter ausruhte. Nebenbei war die Müdigkeit, die er empfand, dabei, wieder eine trübe Wolke um seine Gedanken zu bilden. Und dass er auf dem Boden geschlafen hatte, hatte seinen Zustand nicht gerade verbessert.
    Er blickte sich im Raum um, bemerkte die Argonierin, die sein kleiner Zyniker einfach nur "Die Echse" genannt hatte, und rüttelte sie wach. "Irgendeine verstöhrte Fremde, die du auf der Straße aufgegabelt hast, und wegen der du auf dem Boden geschlafen hast. Auf dem verdammten Boden, Lendor!"
    Aber trotzdem würde er sie mitnehmen. Auf den Straßen Cyrodiils war es trotz Legion recht gefährlich allein und unbewaffnet- Lendor konnte ihren Dolch einfach nicht Waffe nennen- auf den Straßen umherzuwandern. Und die Straßen Bravils waren sogar noch gefährlicher. Viel, viel gefährlicher. Das wusste jedes Kind, das in der kaiserlichen Provinz aufwuchs.
    "Kommt, wir müssen gehen", flüssterte Lendor ihr zu, und trotz Gilgondorins erneutem "Ihr müsst gehen", das ihm einen Schauer über den Rücken jagte, nahm er sich noch die Zeit, ihre Sachen zusammen zu suchen.
    Nachdem er trotz seiner schweren Glieder endlich damit fertig war- Gilgondorin sagte noch ein, zwei mal "Ihr müsst gehen"- drehte der Bretone sich zur Tür und damit zu Gilgondorin. Das Einzige, was ihn an seiner Suche behindert hatte, waren die Muskelkater; Gilgondorins Lampe hatte für genug Licht gesorgt, und sie beide, "Die verstöhrte Echse" und der Idiot, der es fertig gebracht hatte, sein Pferd umbringen zu lassen, hatten onehin nicht mehr viel dabei. In seiner Benommenheit hatte Lendor vergessen, die Gegenstände, die in Roters Satteltaschen geblieben waren, mitzunehmen. Neben den Sachen, die er am Leibe trug- dazu gehörte jetzt auch sein Regenmantel-, seinem Schwert und einem Beutel, in dem sich ein halber Kanten Brot und eine Käseecke befanden, besaß er nichts mehr. "Außer meinen Sachen in Cheydinhal", dachte der Bretone, und der Zyniker schippte noch ein "Cheydinhal ist Kilometer weit entfernt, du wirst warscheinlich bei diesem dummen überfall verrecken, wenn du davor nicht verhungerst" obendrauf.
    Lendor schob sich an dem Elfen vorbei ("Ihr müsst gehen"), ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Er hörte, wie die Argonierin ihm auf Schritt und Tritt folgte, und ohne sich umzusehen sagte Lendor "Auf wiedersehen, Gilgondorin", ein Zugeständniss and die Höflichkeit. Immerhin hatte Gilgondorin sie für eine Nacht -oder waren es zwei?- gedultet, ohne auf eine Bezahlung für das belegte Zimmer hoffen zu können.
    "Etwas hat da gerade eben nicht gestimmt. Überhaupt nicht", dachte er, als er, wieder ohne sich umzusehen, das Silberheim verließ und in die kalte Dunkelheit hinausging. "Aber vielleicht ist das auch nur seine Art, die Leute rauszuwerfen, ohne Gewallt anzuwenden". Sein Atem bildete kleine Wölkchen, die innerhalb einiger weniger Sekunden wieder verschwanden und sich in die Dunkelheit eingliederten. "Nein, das gerade eben war nicht natürlich. Das war nicht Gilgondorin. Jedenfalls war er es nicht freiwillig". Der Himmel war verhangen, und nur ein helleres Grau an einer bestimmten Stelle des Wolkenteppichs zeigte, wo der größere der beiden Monde gerade steckte. Sterne konnte man nicht sehen.
    Lendor bekam von der Kälte eine Gänsehaut und sein ausgelaugter Körper und die Wolke aus Müdigkeit, die seine Gedanken befiel, zwangen ihn dazu, einen schnellen Entschluß zu fassen: "Ich muss zu Silberstahl."
    Unvermittelt stapfte er in die Richtung los, in der, so erinnerte sich Lendor, Turgars Haus lag. "Hoffentlich hat der Idiot nicht wieder einen vorschnellen Entschluß gefasst", bemerkte der Zyniker, und Lendor hoffte das auch.
    Geändert von Kampfkatze2 (13.04.2012 um 22:13 Uhr)

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