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6. Kapitel
Lendor konnte nicht genau sagen, wie lange sie schon unterwegs waren. Das monotone Geklapper Roters Hufe hatte einen einlullenden Effekt und Lendor musste stark gegen die Müdigkeit ankämpfen. Nur locker hielt er die ledernen Zügel fest und aus Müdigkeit ließ er den Kopf hängen. Nur das Licht der Fackel und Roters Bewegungen verhinderten, dass er sofort einschlief. Die Straße auf der sie Ritten führte durch die Westebene, einem stark bewaldetem Gebiet, weswegen sie von Bäumen umgeben waren und erst kürzlich hatte Lendor eine Art See links von ihnen bemerkt, an dem sie warscheinlich schon vorbeigeritten waren. Die Argonierin lehnte, wieder fest schlafend, nachdem Lendor sie aufgeweckt und ihr der Kälte wegen seinen Umhang gegeben hatte, gegen seinen Rücken. Lendor nahm war, dass sie eine Weggabelung passierten, wobei sie rechts blieben und er spürte wie seine Augenlider immer schwerer wurden. Plötzlich trat Roter gegen einen lockeren Pflasterstein und ließ Lendor hochschnellen. Benommen bemerkte er die kleine Laterne weiter vor ihm. Sie warf ihr Licht auf die Wand eines einfachen Holzhauses und auf die Umrisse eines Pferdes. Auf Lendors müdem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. Es war nicht mehr weit bis zu einem anständigem Bett!
Nachdem Roter neben dem anderen Pferd, einem großen Rotfuchs der kaiserlichen Legion, festgebunden war, versuchte Lendor die Argonierin zu wecken, die auf Roters Rücken lag. Die Argonierin wollte einfach nicht aufwachen, und weil Lendor es nicht übertreiben wollte, hob er sie vorsichtig auf. Sie war zwar mager und schien nicht sonderlich schwer zu sein, aber trotzdem hatte Lendor einige Schwierigkeiten, sie zur Tür zu tragen. Er trat ein paar mal gegen das alte Holz der Eingangstür und kurze Zeit später öffnete ihm ein untersetzter Kaiserlicher in Legionsbeinschienen, Alkoholfahne und depresivem Gesichtsausdruck. Lendor versuchte sich an ihm vorbeizudrängen, denn die Argonierin schien immer schwerer zu werden. "Zur Seite! Macht schon!" Verdutzt machte der Kaiserliche einen Schritt zur Seite und Lendor betrat die Schenke.
Sie war nach dem klassisch cyrodiilischem Dorfstil errichtet und bestand zum großteil aus Holz. Lendor stand in einem großen Raum und gegenüber der Tür war ein Tresen, links von ihm eine Treppe nach oben. Zu Lendors rechten wurde der Raum größer. In diesem Bereich standen Tische und Stühle aus altem Holz, zwei Holzfässer auf Stativen und ein Kamin. Die einzigen Personen in diesem Raum waren ein Nord, der hinter dem Tresen stand und ein weiterer Kaiserlicher, der in voller Legionsrüstung an einem der runden Tische saß und Bier aus einem großen Zinnbecher trank. Lendor bewegte sich auf den Tresen zu, von wo ihm der Nord entgegen kam und ihm anbot, die Argonierin aus Lendors Armen zu heben und selbst zu tragen. Lendor nahm das Angebot gerne an.
Aus dem Augenwinkel sah Lendor, wie der Legionär, der ihm die Tür geöffnet hatte, sich zu seinem Kolegen gesellte. "Ich möchte zwei Zimmer. Nur eine Nacht". Lendor bekam mit, das der Legionär in voller Rüstung anfing, hämisch zu lachen. Der Nord, der offensichtlich keine Probleme damit hatte, die Argonierin zu tragen, stand aufrecht und lächelte freundlich, als er sagte: "Das macht dann 20 Goldstücke. Sicher, dass Ihr nicht noch länger bleiben wollt? Ich könnte euch auch Rabatt geben!" Lendor sah an dem Nord hoch, der ihn immer noch mitleitseregend anlächelte. "Nein, nein tut mir leid. Wir sind nur auf der Durchreise und haben es eilig." Der Nord setzte eine enttäuschte Mine auf. "In Ordnung. Ich gebe euch gleich die Schlüssel. Die Zimmer sind einfach die Treppe hoch. So nebenbei, mein Name ist Manheim Schmetterfaust. Bin Besitzer dieser Schenke." Verdutzt bemerkte Manheim, dass er immer noch die Argonierin in den Armen hielt, die immer noch tief und fest schlief. "Ehem... Die.. Schlüßel liegen in diesem kleinen Kasten auf dem Tresen, nehmt sie und schließt mir die Türen auf, ich werde.." Er hob die Argonierin ein wenig an. "Ich werde sie in ihr Zimmer tragen. Die Septime könnt ihr mir dann später geben".
Lendor steckte den Eisenschlüßel in das Schloss, drehte ihn und die Tür ging auf. Der Schlafraum war klein, sehr klein sogar. Er war leer, bis auf altes Bettzeug, das auf dem Boden lag. Schnell betrat Lendor das Zimmer, hob das Stofflaken, dass als Decke diente, auf und machte platz für Manheim, der die Argonierin in das Zimmer trug und sie behutsam auf die mit Heu gefüllte Matratze legte und dabei Lendor mit dem Rücken gegen die Wand drückte. Dann richtete Manheim sich wieder aufrecht auf und Lendor, der jetzt wieder Platz hatte, gab ihm die Decke und dieser deckte damit die Argonierin zu. Lendor legte den Schlüßel auf den Boden und dann verließen beide Männer das Zimmer. "Lendor. Mein Name ist Lendor. Und hier sind eure zwanzig Septime". Lendor steckte die Hand in eine der Taschen seines Lederharnisches und holte einen kleinen Beutel mit Münzen daraus hervor. Er öffnete ihn und zählte die Münzen ab, danach überreichte er sie Manheim. "Danke wegen dem Hochtragen". Abwehrend hob Manheim die Hand: "Ahh kein Problem! Gute Nacht!" Dann drehte er sich um und ging die Treppe wieder herunter. Lendor sah ihm hinterher und empfand dabei Mitleid, denn offensichtlich hatte die Schenke nicht so viele Besucher.
Nachdem er sein eigenes Zimmer betreten hatte, zog Lendor den Lederharnisch und die Stiefel aus, legte sich hin und schlief sofort ein.
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