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Thema: Schreibprojekt - "The Unwritten Tales of Tamriel"

  1. #21

    Um zu zeigen, dass ich noch da bin. xP

    Ja, jetzt nach längerer Zeit etwas kurzes. Ich werde in der nächsten Zeit etwas mehr schreiben.

    Zitat Zitat
    Drels Theran ging den Bericht noch einmal durch und fügte das hinzu, das er schon wusste, wärend er in seinem kleinen Zimmer auf und ab ging. Also war zuerst der Kaiser ermordet worden. Kvatch war, wie er jetzt wusste, von den Daedra, die es irgendwie geschaft hatten, ein Tor zu einer Ebene von Oblivion zu öffnen, überrannt worden. Dabei hatten sie ein... Ding benutzt, das Feuer spuckte und die Stadtmauern zerstört hatte. Die Zeugen waren noch zu traumatisiert, um genaueres zu schildern. Dann hatte eine noch unbekannte Person das Tor geschlossen und zusammen mit der Stadtwache und ein paar kaiserlichen Legionären die Stadt zurückerobert. Oder besser was davon noch übrig war.

    Für Theran war klar, dass etwas sehr großes vor sich ging, denn solche stabilen Portale in das Reich des Vergessens waren eigentlich nicht möglich. Er hatte zwar von magischen Gegenständen gehört, mit denen man in die Oblivion-Ebenen reisen konnte, oder von mächtigen Magiern die sich direkt dahin teleportieren konnten, aber Tore, durch die ganze unbeschworene Horden von Daedra eine Stadt stürmen und dabei ein großes etwas benutzten? Etwas sagte ihm dass es bestimmt etwas mit dem Mord am Kaiser und seinen Söhnen zu tun hatte.

    Doch diese neue "Oblivion-Krise" warf auch einige von Drels Plänen durcheinander. Ihm wurde schon eine Eskorte zurück in die Kaiserstadt angeboten, jedoch hatte er zu lange darauf gewartet, aktiv in Bravil agieren zu dürfen. Und da die Tore anscheinend wieder geschlossen werden konnten und die kaiserliche Legion jetzt unter Leitung der Generäle drauf und dran, sich auf eine Invasion vorzubereiten, war Drels sich sicher, dass ihm nicht wirklich etwas passieren konnte. Aber die Verbrechersyndikate waren jetzt um einiges Vorsichtiger. Für das, was Drels vorhatte, um sein Ziel zu erreichen, musste er jetzt zu härteren Mitteln greifen. Es würde zwar hier und da ein paar mehr Tote geben, aber es waren sowieso alles Verbrecher. Und der Ork mit diesem seltsamen Namen kam Drels jetzt noch gelegener. Jemand klopfte, Drels öffnete die Tür und nahm einen neuen Berricht entgegen. Der Kaiserliche wurde immer schneller, wenn es darum ging, seine Hand noch schnell genug aus dem Türspallt zu ziehen. Drels blickte auf den Umschlag. Es ging wieder um die Oblivionkrise. "Später.." Zwar warnte ihn etwas im hinteren Teil seines Kopfes davor, sich zu wenig Sorgen um die neue Krise zu machen- es erinnerte ihn irgendwie an die Ereignisse auf Vvardenfell, obwohl es dort nicht auf die Daedra zurückzuführen war, aber trotz dessen blieb er an seinem Schreibtisch stehen. Er lies den Umschlag darauf fallen und zog sich einen Stuhl heran. Aus Neugier wollte er den Inhalt des Umschlags lesen. Doch es war schon spät und er musste noch etwas tun. Er hatte noch jemanden zu kontaktieren. Drethan würde wohl noch einmal nach Grenzburg reiten müssen, aber solange Drels Theran seinen Teil des Vertrags einhalten würde, würde Drethan schon nicht rummaulen.

    Drels sah auf die von ihm geschriebenen Anweisungen und überflog sie noch einmal. Danach ließ er die Schreibfeder sinken und machte den Umschlag mit dem neuen Bericht auf. Schon als er die Hälfte gelesen hatte, wusste er, dass die Situation in Tamriel sich stark verändert hatte. Diese verfluchten Tore öffneten sich jetzt überall! In allen Provinzen berichtete man davon. "Jetzt sollte ich mir sorgen machen..." Aber Drels Theran währe nicht Drels Theran, wenn er nicht trotz seiner steigenden Sorge die Schreibfeder nehmen und die Anweisungen vervollständigen würde. Jetzt musste er zu noch drastischeren Maßnahmen greifen.

  2. #22
    Das nächste Stück! Hoffe es gefällt euch! ^^

    ----
    Zitat Zitat
    ***

    Langsam schritt Roter auf der großen Brücke entlang. Sie waren Anfangs schnell geritten, doch Lendor wollte Roter auf keinen Fall überanstrengen und so konnte er ausserdem den atemberaubenden Anblick, der sich ihm bot, länger genießen. Er hielt seinen Blick nach Rechts, genau auf die Kaiserstadt, deren weiße Mauern Rot strahlten, weil sie von der untergehenden Sonne angestrahlt wurden. Das Wasser des Rumare-Sees glitzerte und schimmerte noch kurz, dann verschwand die Sonne hinter den Bergen und Hügeln im Westen.

    Mitlerweile waren Lendor und Roter schon in der Mitte der großen, weißen Brücke angekommen und es wurde immer dunkler. Begleitet von dem Klang Roters` Hufe dachte Lendor an den ersten Ort einer Rast. Die Schenke zum schlechten Omen, die an der Grünen Straße lag, hatte zwar einen schlechten Ruf, wobei der Name nicht sehr half, doch Lendor hatte von Anfang an geplant, dort eine Pause einzulegen. Er würde mitten in der Nacht dort ankommen, aber das war nicht weiter tragisch. Er würde sich ein wenig ausruhen und schlafen, um dann im Morgengrauen weiter zu reiten. Allmählich wurde es auch kälter, und Lendor zog seinen abgetragenen Reiseumhang etwas fester um sich. Plötzlich bemerkte er eine rasche Bewegung weiter vor sich, zog nervös sein Schwert und lies Roter anhalten. Lendor krahmte eine Fackel aus einer der Satteltaschen, die er sitzend erreichen konnte, zündete sie mit einem sehr schwachen Feuerzauber an und als er sicher war, dass die Fackel ordendlich brannte, warf er sie in die Dunkelheit vor sich. Sie prallte einmal klappernt am weißen Stein ab und für einen Moment konnte er die Figur eines Tiermenschen in Stoffkleidung ausmachen, die jedoch sofort aus dem Lichtkegel der Fackel sprang und in den Schatten verschwand. "Verdammt!"

    Lendor fragte sich, ob er jetzt einfach durchstürmen sollte. Doch wenn er es versuchte, könnte der Bandit oder Wegelagerer Roter eine schwere Wunde zufügen. Und das wollte Lendor nicht riskieren. Lendor hatte kein zweites Pferd, der Weg war noch lang und auserdem fing er an, den alten Rotfuchs ins Herz zu schließen. Und wenn der Bandit Roter zu Fall bringen würde, würde Lendor auf die harten Steine stürtzen, oder noch schlimmer, über den Rand fallen, von wo aus es metertief nach unten ging.

    Er überlegte es sich anders und langsam stieg Lendor aus dem Sattel, ohne die Fackel und ihren Lichtkegel aus den Augen zu lassen. Der Lichtkegel nahm ein gutes Stück der Breite der Brücke ein und zog eine Art Grenze zwischen der Dunkelheit hinter und vor Lendor. Der Bandit musste auf der anderen Seite sein. Das Schwert erhoben und auf einen Angriff gefasst, blieb Lendor nahe der Fackel stehen, wobei er jedoch noch genug Abstand hielt. "Kommt schon, was wollt ihr? Geld? Ich gebe euch mein Geld und ihr lasst mich durch, ich habe nichts wertvolleres. Leichte Beute für euch, ein freier Durchgang für mich. Ihr braucht euch nicht anzustrengen!" Plötzlich lief es Lendor kalt den Rücken runter. Was war, wenn der Bandit einen Unsichtbarkeitszauber hatte, mit dem er sich einfach an Lendor vorbeischlich und ihn von Hinten überraschte? Unwillkührlich warf er einen schnellen Blick über die Schulter und blickte dann schnell wieder nach vorne. Zu seiner Erleichterung antwortete ihm eine Stimme aus der Dunkelheit vor ihm. Lendor fand, dass sie sich für einen Banditen zu zerbrechlich anhörte. "Bitte! Bitte tut mir nichts!"

    Lendor blickte jetzt mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit hinter dem Lichtkegel der Fackel. Mit aller Vorsicht schob sich eine kleine Argonierin in den Lichtkegel. Wie von allein musterte Lendor sie, um zu sehen, ob sie bewaffnet war. Sie trug ein stark verschmutztes Hemd und eine löchrige Sackleinenhose. Sie trug offenbar einen kleinen Metalldolch, der das Licht der Fackel spiegelte, aber sonst war sie unbewaffnet. Lendor trat einen Schritt zurück und rief der Argonierin zu: "Lass den Dolch fallen! Los!" Für die Feindseeligkeit in seiner Stimme hätte er sich ohrfeigen können, denn die Argonierin zuckte verschreckt zusammen, tat aber dann, was Lendor ihr gesagt hatte. Sie legte den Dolch auf die Brücke, stellte sich dann wieder gerade auf und starrte Lendor mit vor Angst geweiteten Augen an. Vorsichtig lies Lendor sein Schwert sinken. "Gut... Wer seit ihr? Warum lauert Ihr hier herum?" Die Argonierin antwortete nicht sofort, fand aber nach einiger Zeit ihre Stimme wieder. "I-I-Ich w-will nur... nur nach Schwartzmarsch. Bitte tut mir nichts!" Lendor dachte nach. "Ich würde euch nicht empfehlen den Weg durch den Dunkelforst alleine zu nehmen. Wenn ihr auf der Seite hinter mir durch wolltet, kann ich nur sagen, dass es dort vor Banditen, wilden Tieren und anderen... Dingen nur so wimmelt."

    Lendor ließ das Schwert in die lederne Scheide gleiten, denn er fühlte, dass von der Argonierin keine Gefahr ausging. Sie war noch Jung, total verängstigt, schmutzig und nur mit einem kleinen Eisendolch bewaffnet. Die Angst rührte warscheinlich daher, dass sie aus irgendeinem Grund den Kontakt mit der Legion und ihren Wachpatroullien aus dem Weg gehen wollte. "Ich bin auf dem Weg nach Leyawiin, ich könnte euch bis dorthin mitnehmen und von dort aus könntet ihr bei der nächsten Karawane mitgehen. So ist es viel sicherer." Die Argonierin stand da, verwirrt und gab dann eine Antwort. "Ja. Jajajaja. Sicherer. Sicherer." Lendor runzelte die Stirn. Etwas stimmte mit dieser Argonierin nicht. Sie bückte sich und streckte den Arm nach ihrem Eisendolch aus. "Nein, lasst ihn liegen. Ich kann das Risiko nicht eingehen." Sie kann das Risiko auch nicht eingehen, viel es Lendor ein. Doch trotzdem richtete sich die Argonierin wieder auf und ließ den Dolch liegen. "Gut. Steigt auf den Rücken meines Pferdes." Vorsichtig glitt sie an Lendor vorbei und brauchte einige Versuche, bis sie auf Roters Rücken saß. Lendor machte sich keine Sorgen, dass die Argonierin sich mit Roter davonmachte. Roter war stuhr und ließ sich nicht von jedem reiten.

    Lendor machte einige Schritte auf den Dolch zu und hob ihn vom Boden auf, zusammen mit der Fackel. Danach Schritt er wieder zu Roter und der Argonierin und stieg auf den Rücken des Pferdes. "Haltet euch an mir fest. Sonst könntet ihr runterfallen." Widerwillig legte die Argonierin die Arme um Lendors Hüffte und hielt sich fest. Sie fing an, ihm leid zu tun. Irgendetwas schlimmes war ihr zugestoßen. Lendor packte die Zügel, ließ Roter weiterschreiten und fragte ohne sich umzudrehen. "Von wo kommt Ihr eigentlich her?" Auf eine Antwort wartete er vergeblich, die Argonierin war bereits eingeschlafen und lehnte gegen Lendors Rücken. "Hmm. Dann mal auf zur Schenke." Er klopfte Roter auf die Seite und zu dritt Ritten sie der anderen Seite der Brücke entgegen.

    Geändert von Kampfkatze2 (18.04.2011 um 13:29 Uhr)

  3. #23
    Hier, der Anfang von Kapitel 6. Ich hoffe er gefällt euch!
    Zitat Zitat
    6. Kapitel

    Lendor konnte nicht genau sagen, wie lange sie schon unterwegs waren. Das monotone Geklapper Roters Hufe hatte einen einlullenden Effekt und Lendor musste stark gegen die Müdigkeit ankämpfen. Nur locker hielt er die ledernen Zügel fest und aus Müdigkeit ließ er den Kopf hängen. Nur das Licht der Fackel und Roters Bewegungen verhinderten, dass er sofort einschlief. Die Straße auf der sie Ritten führte durch die Westebene, einem stark bewaldetem Gebiet, weswegen sie von Bäumen umgeben waren und erst kürzlich hatte Lendor eine Art See links von ihnen bemerkt, an dem sie warscheinlich schon vorbeigeritten waren. Die Argonierin lehnte, wieder fest schlafend, nachdem Lendor sie aufgeweckt und ihr der Kälte wegen seinen Umhang gegeben hatte, gegen seinen Rücken. Lendor nahm war, dass sie eine Weggabelung passierten, wobei sie rechts blieben und er spürte wie seine Augenlider immer schwerer wurden. Plötzlich trat Roter gegen einen lockeren Pflasterstein und ließ Lendor hochschnellen. Benommen bemerkte er die kleine Laterne weiter vor ihm. Sie warf ihr Licht auf die Wand eines einfachen Holzhauses und auf die Umrisse eines Pferdes. Auf Lendors müdem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. Es war nicht mehr weit bis zu einem anständigem Bett!

    Nachdem Roter neben dem anderen Pferd, einem großen Rotfuchs der kaiserlichen Legion, festgebunden war, versuchte Lendor die Argonierin zu wecken, die auf Roters Rücken lag. Die Argonierin wollte einfach nicht aufwachen, und weil Lendor es nicht übertreiben wollte, hob er sie vorsichtig auf. Sie war zwar mager und schien nicht sonderlich schwer zu sein, aber trotzdem hatte Lendor einige Schwierigkeiten, sie zur Tür zu tragen. Er trat ein paar mal gegen das alte Holz der Eingangstür und kurze Zeit später öffnete ihm ein untersetzter Kaiserlicher in Legionsbeinschienen, Alkoholfahne und depresivem Gesichtsausdruck. Lendor versuchte sich an ihm vorbeizudrängen, denn die Argonierin schien immer schwerer zu werden. "Zur Seite! Macht schon!" Verdutzt machte der Kaiserliche einen Schritt zur Seite und Lendor betrat die Schenke.

    Sie war nach dem klassisch cyrodiilischem Dorfstil errichtet und bestand zum großteil aus Holz. Lendor stand in einem großen Raum und gegenüber der Tür war ein Tresen, links von ihm eine Treppe nach oben. Zu Lendors rechten wurde der Raum größer. In diesem Bereich standen Tische und Stühle aus altem Holz, zwei Holzfässer auf Stativen und ein Kamin. Die einzigen Personen in diesem Raum waren ein Nord, der hinter dem Tresen stand und ein weiterer Kaiserlicher, der in voller Legionsrüstung an einem der runden Tische saß und Bier aus einem großen Zinnbecher trank. Lendor bewegte sich auf den Tresen zu, von wo ihm der Nord entgegen kam und ihm anbot, die Argonierin aus Lendors Armen zu heben und selbst zu tragen. Lendor nahm das Angebot gerne an.

    Aus dem Augenwinkel sah Lendor, wie der Legionär, der ihm die Tür geöffnet hatte, sich zu seinem Kolegen gesellte. "Ich möchte zwei Zimmer. Nur eine Nacht". Lendor bekam mit, das der Legionär in voller Rüstung anfing, hämisch zu lachen. Der Nord, der offensichtlich keine Probleme damit hatte, die Argonierin zu tragen, stand aufrecht und lächelte freundlich, als er sagte: "Das macht dann 20 Goldstücke. Sicher, dass Ihr nicht noch länger bleiben wollt? Ich könnte euch auch Rabatt geben!" Lendor sah an dem Nord hoch, der ihn immer noch mitleitseregend anlächelte. "Nein, nein tut mir leid. Wir sind nur auf der Durchreise und haben es eilig." Der Nord setzte eine enttäuschte Mine auf. "In Ordnung. Ich gebe euch gleich die Schlüssel. Die Zimmer sind einfach die Treppe hoch. So nebenbei, mein Name ist Manheim Schmetterfaust. Bin Besitzer dieser Schenke." Verdutzt bemerkte Manheim, dass er immer noch die Argonierin in den Armen hielt, die immer noch tief und fest schlief. "Ehem... Die.. Schlüßel liegen in diesem kleinen Kasten auf dem Tresen, nehmt sie und schließt mir die Türen auf, ich werde.." Er hob die Argonierin ein wenig an. "Ich werde sie in ihr Zimmer tragen. Die Septime könnt ihr mir dann später geben".

    Lendor steckte den Eisenschlüßel in das Schloss, drehte ihn und die Tür ging auf. Der Schlafraum war klein, sehr klein sogar. Er war leer, bis auf altes Bettzeug, das auf dem Boden lag. Schnell betrat Lendor das Zimmer, hob das Stofflaken, dass als Decke diente, auf und machte platz für Manheim, der die Argonierin in das Zimmer trug und sie behutsam auf die mit Heu gefüllte Matratze legte und dabei Lendor mit dem Rücken gegen die Wand drückte. Dann richtete Manheim sich wieder aufrecht auf und Lendor, der jetzt wieder Platz hatte, gab ihm die Decke und dieser deckte damit die Argonierin zu. Lendor legte den Schlüßel auf den Boden und dann verließen beide Männer das Zimmer. "Lendor. Mein Name ist Lendor. Und hier sind eure zwanzig Septime". Lendor steckte die Hand in eine der Taschen seines Lederharnisches und holte einen kleinen Beutel mit Münzen daraus hervor. Er öffnete ihn und zählte die Münzen ab, danach überreichte er sie Manheim. "Danke wegen dem Hochtragen". Abwehrend hob Manheim die Hand: "Ahh kein Problem! Gute Nacht!" Dann drehte er sich um und ging die Treppe wieder herunter. Lendor sah ihm hinterher und empfand dabei Mitleid, denn offensichtlich hatte die Schenke nicht so viele Besucher.

    Nachdem er sein eigenes Zimmer betreten hatte, zog Lendor den Lederharnisch und die Stiefel aus, legte sich hin und schlief sofort ein.
    Geändert von Kampfkatze2 (08.05.2011 um 00:52 Uhr)

  4. #24
    Okay, hier etwas rausgeklatscht
    Wollte es etwas länger machen, aber ich weis nicht ob ich morgen noch Zeit oder Inspiration finde, um weiterzuschreiben

    Hier:
    Zitat Zitat
    Behutsam hob Bro Gur´Gash sein rechtes Bein aus dem Bett und stellte es auf den Boden. Die Schmerzen waren jetzt nur noch leicht, und vorsichtig bewegte er sein linkes Bein ebenfalls aus dem Bett, wobei er sich in eine sitzende Position aufrichtete. "Ja! Sehr gut!" Die Kajiitin klatschte Bro Beifall, als er aufstand und einige Schritte ging. Zwar humpelte er leicht, aber er musste keine Pause einlegen und sich auch nirgendwo abstützen. "Kommt! Ich glaube jetzt könnt Ihr nach draußen gehen!" Aufgeregt lief die Kajiitin zur Tür und öffnete sie. Endlich konnte Bro weiter. Er wusste nicht, wie lange er schon in Grenzburg war, aber auf jeden Fall lange genug. Bro tat einen Schritt vor die Tür und seufzte erleichtert.

    Die Kajiitin hatte ihn seit er in dem Bett aufgewacht war nicht aus dem Haus gelassen. Er blickte jetzt einen Hügel hinunter, es gab eine steinerne Straße, die von kleinen Hütten umgeben war. Deutlich warf das Haus aus dem er gekommen war seinen Schatten weg von ihm, in seinem Rücken ging also gerade die Sonne unter oder auf. Hinter ihm schlug die Kajiitin die Tür zu und stand im nächsten Moment neben ihm und fing an, Selbstgespräche zu führen. Bro war schon gewöhnt daran. "Ri´Bassa wird sich freuen zu sehen, was ich getan habe wärend er in Leyawiin war! Bein geflickt... Wieder zum laufen gebracht... Jajajaja..." Schon am Anfang war Bro aufgefallen, wie oft die Kajiitin über Ri´Bassa sprach, der anscheinend Schamane des Dorfes war und die Kajiitin in der Heilkunde unterrichtete, und sich jeden Tag häufiger schien. Nachdem sie mit ihrem Monolog beendet hatte, sah sie Bro mit einem freundlichen Lächeln an: "Kommt! Er wird bald zurücksein! Jeden Moment! Wir treffen ihn in der Herberge!" Bevor Bro Gur´Gash etwas erwiedern oder sagen konnte, dass er nicht wusste, wo die Herberge war, lief die Kajiitin auf eine Hütte rechts von ihnen zu. Genervt trottete Bro ihr hinterher.

    Nachdem er an der Wirtin vorbeiging, die ihn unheimlich angrinste, setzte Bro sich auf einen Stuhl an dem Tisch, an dem auch die Kajiitin saß. "Er wird so stolz auf mich sein!" Bro drehte sich zu ihr. "Hmm. Hättet ihr vielleicht ein paar Goldmünzen, damit ich mir ein Bier kaufen kann?" Die Kajiitin schüttelte den Kopf: "Nein, ihr dürft noch keinen Alkohol trinken! Wir werden hier sitzen und warten, bis Ri`Brassa kommt! Er war beim Grafen von Leyawiin, müsst Ihr wissen." "Ja, das habt Ihr schon erwähnt..." Bro viel wieder ein, wo er eigentlich hin wollte. Warum hatte er vergessen, diese Frage zu stellen? "Ehh, ist Leyawiin eigentlich weit weg von hier?" Erneut schüttelte die Kajiitin den Kopf: "Nein, nicht so weit, nichtmal eine Tagesreise. Ihr könnt später nach Leyawiin, aber zuerst muss ich euch erst Ri´Brassa vorstellen!" Bro schnaufte und versuchte, eine gemütlichere Sitzposition zu finden.

    Einige Momente später betrat ein mittelgroßer Kajiit in einem schwarzen Gewand die Herberge, grüßte die Wirtin und ging auf Bro und die Kajiitin zu. Die Kajiitin sprang auf und schüttelte aufgeregt die Hand des warm lächelndem Ri´Brassa. "Meister Ri´Brassa, seht! Dies ist... egal, ein neuer Gast! Er war verwundet, ich habe die Wunden ganz alleine geheilt!" Ri`Brassa nickte anerkennend. "Setz dich wieder, Ahdanji." Mit sanfter Gewallt drängte er Ahdanji wieder in ihren Stuhl und setzte sich dann selbst. "Ich muss sagen, es ist gut zu hören, dass du gelernt hast, selbst als ich nicht hier war." Er blickte Bro an, immer noch lächelnd. "Entschuldigt mich! Wir haben nicht oft Gäste hier in Grenzburg und ich bin noch ein wenig durcheinander vom Ritt zurück. Mein Name ist Ri`Brassa, es währe mir eine Freude auch Euren Namen zu kennen".
    Bro räusperte sich, wärend Ahdanji neben ihm ungewohnt still war. "Mein Name ist Bro Gur´Gash und-" Ri`Brassa unterbrach ihn mitten im Satz: "Bro Gur´Gash? Nicht Bro gro-Gash?" Bro schüttelte seinen Kopf: "Nein! Ich weiß sehr wohl wie ich heiße!" Ri`Brassas Lächeln wandelte sich in Ausdruckslosigkeit um. "Tut mir leid, fals ich Euch beleidigt haben sollte. Es ist nur so, dass, soweit ich weiß, männliche Orks immer ein "Gro" in ihrem Namen haben. Aber egal jetzt. Könntet Ihr bitte aufstehen und mir eure Wunde zeigen?"

    Widerwillig stand Bro auf, wobei sein Bein leicht schmerzte, und krämpelte sein Hosenbein hoch, damit Ri`Brassa den Verband darum sehen konnte. Dieser bückte sich, um den Verband besser sehen zu können. "Ahh, sehr gute Arbeit Ahdanji! Aber.. hmm... nicht wichtig." Er krämpelte Bros Hosenbein wieder herunter. "Sagt mir, Freund, wie kommt es, dass Ihr hier in Grenzburg gelandet seid?" Schnell setzte sich Bro wieder und fing an zu reden: "Nunja.. Eigentlich.." Zum zweiten Mal wurde er unterbrochen, diesmal von Ahdanji. Aufgeregt fing sie an zu erzählen: "Er kann nicht wissen, wie er hier gelandet ist, er war bewusstlos! Er wurde hierhin gebracht und weil Ihr nicht hier wart, um ihn wieder auf die Beine zu bringen, habe ich mich dieser Aufgabe angenommen!" Neugierig hob Ri´Brassa eine Augenbraue an, wärend Bro Gur´Gash verärgert beschloss, nichts mehr zu sagen. "Er wurde gebracht? Von wem?" Kurz überlegte Ahdanji, dann erzählte sie: "Also... Es war ein Mann, er hat nicht viel gesagt, nur "Flickt diesen hier wieder zusammen." Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, er trug eine Maske, eine von denen, wie sie auch in Morrowind getragen werden, die aus diesem Insekten-Zeugs gemacht sind!" "Chitin." berichtete Ri´Basha sie, jetzt mit zusammengekniffenen Augen, und stellte schon seine nächsten Fragen, wärend Bro merkte, wie Nervös er selbst wurde: "Hatte er eine kratzige Stimme? Einen alten Reisemantel? Ritt er auf einem Rappen? Nun red schon!" Verwirrt nickte Ahdanji: "Ja. Ja, alles trifft zu. Aber Meister, woher wusstet Ihr-" Plötzlich sprang Ri`Brassa auf und starrte mit stark geweiteten Augen und einer deutlichen Anspannung abwechselnd auf Ahdanji und Bro Gur´Gash. "Ohh, du armes Ding! Du konntest es ja nicht wissen! Dieser Mann, er gehört zu jenen Mächten, die versuchen, die K'Sharra Prophezeiung war werden zu lassen und.." Mit deutlicher Aggression deutete er mit dem Finger auf Bro und seine Augen funkelten förmlich vor Wut und Entsetzen: "Und er hat uns dieses Wechselbalg, dieses.. Wesen geschickt, um die Prophezeiung zu erfüllen!" Zu tote verängstigt sprang Ahdanji ihrerseits auf und lief in eine Ecke des Raumes. Immer noch mit dem Finger drohend auf Bro zeigend bewegte sich Ri´Brassa rückweärts auf den Ausgang zu: "Oh, mögen uns die Götter gnädig sein! S´Thasa! Nimm deinen Dolch und versteck dich! Gleich werden wir dieses Übel austreiben!" Er verschwand durch die Eingangstür, und Bro, der verdutzt auf seinem Holzstuhl saß, verspürte das dringliche Bedürfnis, jetzt irgendwo anders zu sein.

    Geändert von Kampfkatze2 (04.06.2011 um 23:35 Uhr)

  5. #25
    Sry ich hab schon so lange keinen Kommentar mehr zu deinen Posts abgegeben. Die Geschichte entwickelt sich super finde ich, du musst unbedingt weitermachen ^^. Zu der Argonierin kann ich noch nicht so viel sagen, aber den Großinquisitor hast du, denke ich, ziemlich gut getroffen. Und die Erlebnisse des armen Orks in Grenzburg verleihen der Geschichte eine besonders witzige Note. Was Bro so alles ertragen muss. Ich bin gespannt, wie es jetzt mit der "Austreibung" vonstatten geht. Nun zum Technischen:

    Beim Lesen fielen wieder einige Rechtschreibfehler oder vergessene Wörter auf. Auf die Posts, die zwischen meinem letzten Kommentar und deinem letzten Beitrag lagen, waren es nur sehr wenige, ab und zu auftretende Fehler. Jetzt in deinem letzten Beitrag häuften sie sich stark. Wahrscheinlich hast du da beim Schreiben nicht so genau aufgepasst. Auf jeden Fall musst du da noch einmal drüber. Und noch eine kleine Namenskorrektur: Der Schamane heißt Ri'Bassa.

    Ansonsten sehr gut und ich hoffe wir bekommen in nächster Zeit noch mehr davon.

  6. #26
    Hier das nächste bisschen. Ich werde dann an den anderen Characteren weiterschreiben, für jetzt ist es genug von Bro.
    Wie immer ist Kritik, positive wie auch negative, erwünscht!

    Zitat Zitat
    Verwirrt blickte Bro Gur´Gash auf die Kajiitin in der Ecke. Sie wimmerte und hielt ihre Hände abwehrend vor ihrem Gesicht. Bro beschloss, Ahdanji in Ruhe zu lassen und sie nicht anzusprechen und ging schnell auf den Ausgang zu. Er musste verschwinden, auf jeden Fall. Als er an der Theke vorbeilief, erblickte er aus dem Augenwinkel die Wirtin, die an der Wand stand und einen metalischen Gegenstand, warscheinlich den Dolch, den Ri`Bassa erwähnte, von sich gestreckt hielt. Bro warf einen flüchtigen Blick auf sie. Sie stand schützend vor einer Vitrine, in der Bro soetwas wie Käseecken ausmachen konnte. "Was bei Oblivion stimmt mit euch Leuten nicht?!" Stieß er verwundert hervor. Als die Kajiitin nicht antwortete, sondern ihn böse anguckte und ihm weiterhin den Dolch entgegenstreckte, ging er weiter und zog die hölzerne Tür auf, nur um zu sehen, dass der wahnsinnige Ri`Bassa bereits einen wütenden Mob aus Dorfbewohnern zusammengetrommelt hatte, der sich langsam zwischen den beiden Steintreppen auf der großen Straße versammelte. "Oh, verdammt!" Hecktisch blickte Bro sich um. Nocheinmal würde er nicht in den Wald laufen, aber hierbleiben konnte er offensichtlich auch nicht. Er war unbewaffnet und trug keine Rüstung, wärend die Dorfbewohner, die aufgebracht bereits die Steintreppe am Hügel erklommen, nicht nur zahlenmäßig überlegen waren, sondern auch noch, wie Bro erkennen konnte, Mistgabeln, Äxte, lange Holzstäbe, Knüppel, Fackeln und sogar Schwerter hatten. Rechts von sich bemerkte er das Licht einer brennenden Fackel und ihm fiel wieder ein, dass sich eine kleine Anhöhe runter ein Stall befand, den er flüchtig bei seinem Weg in die Herberge gesehen hatte. Sofort rannte er so schnell er mit seinem verletzten Bein konnte auf den Fackelschein beim Stall zu. Am Fuße der Anhöhe musste er ein Zauntor aufstoßen, dass er wegen der Dunkelheit, derer er erst jetzt bewusst wurde, und seiner Hecktik beinahe übersah. Er rannte an schlafenden Schafen vorbei, die wegen ihrer weißen Wolle in der Nacht gut auszumachen waren. Die Tiere sprangen auf und machten aufgebrachte "Mäh"-Laute, wärend sie vor Bro flüchtent in alle Richtungen stoben.

    Endlich kam Bro Gur´Gash keuchend bei dem Stall an, der eigentlich nur eine Überdachung war und unter dem größtenteils nur Heuballen lagen. Es gab nur ein Pferd, einen Schimmel, und zu Bros großem Glück war es hellwach und bereits gesattelt. Als es ihn bemerkte, wieherte es aufgeregt. Schnell stieg Bro in den Sattel und stieß dem Pferd seine Hacken in die Seite, woraufhin es sofort losritt. Er ließ es nach Rechts abdrehen, gerade als der wütende Mob die Anhöhe herunterkam, denn Bro wusste noch, dass er dieser Richtung folgen musste, um wieder auf die Grüne Straße zu kommen. Er wusste außerdem, dass es südlich von Leyawiin keine Dörfer mehr gab. Er musste also nach Süden, welche Richtung auch immer das war. Das Pferd sprang von ganz alleine über den niedrigen Holzzaun und lief den Hügel herunter. Es wurde immer schneller und Bro, der kein geübter reiter war, wurde beinahe aus dem Sattel geworfen und wagte nur einmal, einen Blick hinter sich zu werfen. Zwischen den Bäumen verschwand Grenzburg mit seinen wahnsinnigen Einwohnern und Bro dachte intensiv darüber nach, was gerade geschehen war. Ri`Bassa hat angefangen, über irgendeine Prophezeiung zu reden, Ahdanji, die zuvor sehr fürsorglich war, hatte sich in einer Ecke zusammengekauert. Die Gestallt im Wald... Es war also nur eine Maske. Aber Ri`Bassa schien die Gestallt gekannt zu haben, voher auch immer.

    Nach einem kurzen Ritt erreichte Bro eine Straße, vor der der Wald aufhörte und vor ihm spiegelte sich Massa, der größere der beiden Monde, im schwarzen Wasser des Niben. Erleichtert atmete Bro aus und fühlte in den Ohren, dass sein Herz wie wild trommelte und merkte, wie verschwitzt er war. Sein Bein tat ihm auch wieder weh, wenn auch nur leicht. Am Himmel gab es keine einzige Wolke, was für diese Gegend, wie allgemein bekannt, ungewöhnlich war und es war auch ausgesprochen warm. "Ich hab´s geschaft!" Überglücklich lachte er laut auf. Kurz darauf bemerkte Bro einige Holzhütten zu seiner Linken, nicht sehr weit entfernt, in deren Fenstern Licht brannte. Kurzerhand entschied er, dass er lieber nicht dorthin reiten sollte und erklärte sich selbst, dass alle Dorfbewohner im Süden Cyrodiils wahnsinnige Irre waren. Er erinnerte sich nocheinmal an die Karte, die er sich vor dem Abreisen aus Cheydinhall angeguckt hatte. Ihm viel wieder ein, wie es ihm deutlich aufgefallen war, dass es auf der Ostseite des Niben nur ein Dorf gab, ganz nahe an der Straße, er muste also auf der Westseite sein. "Südlich von Leyawiin gibt es keine Dörfer" wiederholte er für sich selbst. Bro drehte nach rechts, entschlossen, der Straße zu folgen und Leyawiin dann endlich zu erreichen.

    Einige Zeit später machte Bro eine einsame Hütte an der Straße aus. Wegen der Dunkelheit hatte er sie nicht sofort gesehen denn aus dem Inneren kam kein Licht, der Besitzer schlief also. Bro Gur´Gash wandt sich dem Niben zu, betrachtete das sich im Wasser spiegelnde Mondlicht und ließ das Pferd auf dem er saß einfach weitergehen. Fast hatte er die Hütte passiert, als plötzlich die Büsche vor ihm laut raschelten. Bro drehte seinen Kopf wieder nach Vorne und sah, dass ein Reiter aus dem Gestrüpp neben der Hütte gekommen war und die Straße blockierte. Verwundert stellte Bro fest, dass der Kopf des Reiters weiß war und sich deswegen deutlich vom restlichen Körper abhob. Das Mondlicht spiegelte sich in den beiden Gläsern der Chitinmaske und lies Bro erschaudern und vor Überraschung auf dem Rücken des Schimmels zusammenzucken. Nach diesem kurzen Schockmoment zog Bro an den Zügeln, um das Pferd anzuhalten und fragte sich, ob irgendwo irgendeine Gottheit sich vor Lachen kugelte.

    Der Fremde mit Maske hob die Hand, wie zur Begrüßung und Bro Gur´Gash stellte fest, das er weiße Panzerhandschuhe trug, warscheinlich auch aus Chitin. Außerdem trug er einen abgetragenen alten Reisemantel, der so einige Löcher und Risse aufwies und an vielen Stellen geflickt worden war. "Warum, bei Oblivion, verfolgt Ihr mich?" frage Bro argwöhnisch. Der Reiter schüttelte bedauernt den Kopf, doch Bro Gur´Gash konnte nicht erkennen, ob er dies aus Spott tat oder wirklich etwas bedauerte, denn die Maske ließ nicht zu, dass Bro seine Emotionen am Gesicht ablesen konnte. Dann fing der Reiter mit einer Gegenfrage an zu reden: "Begrüßt man so den Mann, der einem das Leben gerettet hat?" Seine stimme war kratzig und rau, wie Ri´Bassa es geschildert hatte und der Reiter hatte einen seltsamen Akzent, denn Bro nicht einordnen konnte. Ohne auf eine Antwort zu warten, redete der Mann weiter: "Ihr braucht nicht nach Leyawiin zu reiten, die Orums wissen schon bescheit". Überrascht starrte Bro den Mann an. "Woher... woher wisst Ihr..?" Bevor Bro die Frage zuende stellte, bekam er bereits eine Antwort: "Ihr wart nicht der Einzige, der den Überfall der Kajiiten überlebte. Wie gesagt, die Orums wissen schon bescheid. Ich habe aber einen neuen Auftrag für euch". Bro sah den Reiter misstrauisch an, ließ ihn aber weiterreden, denn sein Tonfall schien nicht zu erlauben, dazwischenzureden, obwohl er die Stimme nicht anhob. "Die Orums wollen, dass Ihr nach Bravil geht, denn dort haben sich die Kajiiten versteckt. Ich werde dort balt zu Euch stoßen und gemeinsam werden wir zurückholen, was der Orumbande gehört. Und Ihr werdet, solange Ihr tut was ich sage und dadurch nichts schiefgeht, mit der Beute zu euren Kontaktmännern in Leyawiin gehen, die Wahre verkaufen, das Geld bekommen, ein Schiff zur Kaiserstadt nehmen und von dort aus zurück nach Cheydinhal reisen, wo Euch die Orumbande herzlich willkommen heißen und Euch mit einem Sonderrang ehren wird. Ich werde euch die meiste Zeit über begleiten, denkt also nicht daran, nacher mit dem Gold wegzulaufen. Die Orumbande würde euch sowieso finden und töten. Habt Ihr verstanden, wo Ihr jetzt hinsollt?" Bro nickte. "Ja, nach Bravil und dort auf euch warten." Der Reiter regte sich nicht und redete weiter: "Gut. Ich habe jetzt aber etwas anderes zu erledigen. Wartet in der Schenke "Zum Einsamen Freier" auf mich. Sie ist in Bravil." Ohne ein weiteres Wort wendete der Reiter sein Pferd und war schon fast wieder weg, als Bro sich dazu durchrang, eine Frage zu stellen: "Was erledigen? Was denn?" Der Reiter hielt inne und sagte, ohne sich umzudrehen: "Eigentlich geht es Euch nichts an, aber egal. Ich muss mit euren Kontaktmännern nahe Leyawiin sprechen. Sie sollen sich nicht verflüchtigen, aus Angst, dass der Skooma-Konvoi irgendwo geschnappt wurde und sie die nächsten sind". Er wandte sich wieder zum weiterreiten um, als Bro eine weitere Frage stellte: "Aber ich dachte Ihr kommt doch gerade aus Leyawiin, wieso habt Ihr die Kontaktmänner nicht vorher angesprochen?" Sichtlich genervt drehte sich der Reiter im Sattel um. "Ork. Bitte, tut eurer Rasse alle Ehre und handelt, anstatt zu denken! Ich komme aus Richtung Bravil, ich habe nur hier halt gemacht, um euch davor zu bewahren, in die falsche Richtung zu reiten!" Ohne weitere Worte wandt sich der Reiter ein drittes Mal um. Bro spührte, wie er rot anlief und wollte den Reiter seine Wut spühren lassen, doch dieser war bereits zu weit weg. Schnaubent drehte Bro sein Pferd und ritt in die andere Richtung.


  7. #27
    Da! Wieder etwas über die Kajiiten. Ich hoffe es ist gut geworden und ich freue mich, wie immer, auf Kritik von euch!

    Zitat Zitat
    Ra´Kinji machte einen Schritt vor die Tür und musste zu seiner Überraschung feststellen, dass er sich an die Gerüche Bravils gewöhnt hatte. Kaum noch merkte er, wie sehr die Brühe im Kanal oder die Abfallhaufen am Straßenrand stanken. Die Luft hatte eine gewisse Frische, denn erst vor einer Stunde war er aufgewacht und selbst nach den Strapazen seines Kampfes in der Nacht war er trotz Kopfschmerzen früh aufgestanden und jetzt grüßte ihn die Morgenröte im Osten, wobei Schloss Bravil sich rechts von der aufgehenden Sonne befand und ihm seine noch im Schatten liegende Westseite zeigte. Durch den helleren Hintergrund erkannte Ra´Kinji jedes kleine Detail im Umriss des Schloßes: Zinnen, die abstände zwischen den groben Steinen, aus dem die Meisten der Mauern gemacht waren und auch jede Stelle, an denen die Steine abgenutzter waren als an anderen Stellen oder wo ein kleinerer Stein im feineren Mauerwerk herausgefallen war. "Wahrlich," dachte Ra´Kinji, "die Burg ist fast so heruntergekommen wie der Rest von Bravil." Es lag eine seltsame Schönheit darin und Ra´Kinji stand eine weile nur da, um das Schloß und die aufgehende Sonne zu betrachten.

    Glücklicherweise konnte Ra´Kinji keine einzige Wolke am Himmel ausmachen und so beschloss er, einen Spaziergang zu unternehmen, wobei er die Muskelkater in Armen und Beinen ignorierte. Der Bandit, den Ra´Kinji mit zum Haus geschleppt hatte, lag auf einem Haufen Leinen in dem kleinen Raum des Hauses und war, als Ra´Kinji die Leiter hochgestiegen kam, immer noch Bewusstlos gewesen. Dro´Senjiu hatte, wie der Rest der Truppe, noch geschlafen, wobei starker Alkoholgeruch von ihnen ausging und nur Kurzschwanz war wach gewesen, um den Banditen zu bewachen. Dra´Sush hatte ganze Arbeit geleistet, überall lagen leere Glaßfläschchen, Schälchen mit Pulver und halb abgerollte Bandagenrollen. Er, Ra´Kinji, hatte also nichts zu tun. Er hatte danach seinen Geldbeutel geholt und jetzt stieg er vorsichtig die alte Holztreppe herunter und erinnerte sich daran, dass diese ihm letzte Nacht ewig lang vorgekommen war.

    Ohne Hast schlenderte Ra´Kinji die Straße entlang und fühlte jedes mal, wenn er durch die Lichtstrahlen schritt, die zwischen den Schatten der vielen vermoderten Häusern hervorkamen, wie sich sein Fell angenehm wärmte. Er ging keinen bestimmten Weg, aber irgendwan kam er beim "Einsamen Freier" an. Ra´Kinji öffnete die grobe Tür und betrat das alte Holzgebäude. Sofort bemerkte er, wie leer es war. Offensichtlich liebten es selbst Kriminelle, einmal ausschlafen zu können oder sie kannten bessere Beschäftigungen. Das Fehlen der Menge, die sich sonst um die Theke und die schäbigen Tische drängte, ließ das Erdgeschoß ausergewöhnlich geräumig erscheinen. Nur ein grinsender Argonier in voller Stahlrüstung, die die Zeichen der Dunkelforstrotte trug, ein junger Waldelf mit billiger Lederrüstung und dicken Tränensäcken unter den Augen, Dro´Ba- ein Ra´Kinji wohlbekannter Renjirakrin- und der Wirt, ein Ork mit einer Brust wie ein Bierfass befanden sich hier.

    Ra´Kinji gesellte sich zu Dro´Ba, der an der Theke stand und etwas aus einem zerkratzten zinnernen Becher trank, der klare Spuren der Benutzung aufwies. Als Dro´Ba Ra´Kinji bemerkte, nickte er nur zum Gruße und trank weiter, wobei sein Blick auf der Theke ruhte. Das modrige Holz war alt und man konnte sehen, wo irgendwanneinmal ein Getränk verschüttet wurde und an manchen stellen konnte Ra´Kinji sogar Reste von Blutflecken erkennen. Er stützte sich mit beiden Armen auf die Theke und als der Wirt ihn fragte, ob er etwas haben wollte, hob Ra´Kinji nur abwehrend die Hand, woraufhin dieser sich wieder daran machte, Becher mit einem dreckigen Lappen zu putzen und sie für die bald eintreffende Kundschaft bereitzustellen. "Na, Dro´Ba? Wie kommt es, dass du nicht bei den anderen bist, um bald mit üblem Kater aufzustehen?" Dro´Ba war ein mittelalter Kajiit, etwas größer als Ra´Kinji und schon etwas länger Teil der Renjirakrin als die meisten anderen in Dro´Senjius Gruppe. Er hörte auf, auf die Theke zu starren und wandt sich zu Ra´Kinji um. Erst jetzt bemerkte Ra´Kinji, dass jemand Dro´Ba ein blaues Auge geschlagen hatte.
    Dro`Ba bemerkte Ra´Kinjis fragenden Blick und seufzte tief. "Hab mich mit nem Rothwardonen geschlagen. Danach gabs keinen Alkohol mehr für mich". Ra´Kinji hob eine Augenbraue. War es dem Wirt nicht eigentlich egal, wenn sich jemand hier schlug? Bei der Gesellschaft, die hier täglich verweilte, sollte sowas eigentlich an der Tagesordnung stehen... "Wie, keinen Alkohol?" Dro´Ba lächelte bitter. "Der Rothwardone hat mich aus der Schenke geworfen und ich bin... spazieren gegangen. Du weist schon, um Frusst abzubauen. In das "Silberheim auf dem Wasser" wollten sie mich nicht lassen. Haben gesagt, die wollen dort keine streitsüchtigen, angetrunkenen Kriminellen. Pfft... Als ob es nicht in der ganzen Stadt davon wimmeln würde... Verdammte Snobs... Also bin ich dann zum Haus zurückgegangen. Ich glaub, da hast du schon geschlafen. Dra´Sush hat mir von deinem Kämpfchen erzählt". Ra´Kinji verzog bedauernd das Gesicht. Also hatte es sich bereits under der Gruppe von Renjirakrin rumgesprochen. Dro´Ba lachte leise und sagte dann: "Du alter Haudegen! Verdammt, du hast diesen Banditen auch noch den ganzen Weg zum Haus geschleppt! Wär ich dort bei dir gewesen, ich hätt´ dir geholfen und wir hätten diesem Bravil-Pack gezeigt, dass man sich nicht mit der Renjirakrin anlegt, ich schwörs dir!" Ra´Kinji lächelte. "Ja, das glaub ich dir". Ra´Kinji befürchtete schon, Dro´Ba würde ihn fragen, warum er den Banditen mit zum Haus getragen hatte, aber Dro`Ba trank aus, ließ seinen Becher auf der Theke stehen, klopfte Ra´Kinji auf die Schulter, verabschiedete sich kurz und verschwand durch die Tür, wärend Ra´Kinji ihm hinterher sah.

    Das mochte Ra´Kinji an der Renjirakrin. In den meisten Verbrecherorganisationen mißtrauten sich die Mitglieder gegenseitig und sie wurden nur solange tolleriert, wie sie der Organisation genug Geld einbrachten. Die Zusammenarbeit fand nur aus Notwendigkeit statt. Die Schwachen und Unerfahrenen wurden von den Anderen oft bestohlen, ausgenommen und zusammengeschlagen, wenn sie sich nicht behaupten konnten. In der Renjirakrin jedoch arbeiteten alle zusammen und verstanden sich mehr oder weniger gut. Sie alle arbeiteten für ein bestimmtes Ziel, welches nicht nur aus Gold bestand, sondern auch darin, ihr Heimatland zu beschützen. Jedenfalls galt das für den großteil der Mitglieder, denn am Skooma-Handel konnte man gut verdienen. Solange also die Anführer der einzelnen Grüppchen stark waren, was sie auch sein mussten, gab es keinen Verrat und kein Mißtrauen untereinander. Ra´Kinji drehte sich von der Tür weg und sah zurück auf die Theke. Nach kurzer Zeit blickte er wieder auf und sagte zum Wirt: "Das billigste Bier das ihr Leute hier habt. Und in einem sauberen Becher bitte!"
    Geändert von Kampfkatze2 (21.06.2011 um 23:03 Uhr)

  8. #28
    Okay, hier wieder ein größeres Stück. Ich selbst bin mit manchen Stellen nicht so ganz zufrieden, aber ich wollte auch wissen, was ihr Leute davon denkt. Viel Spaß beim Lesen!

    Zitat Zitat
    7. Kapitel

    Lendor wälzte sich auf dem Bettzeug, jedoch nur so weit, wie es ihm der enge Raum erlaubte. Er war sich nicht sicher, wie lange er schon wach gelegen hatte, aber er fühlte sich gut und ausgeschlafen. "Ausgeschlafen". Lendor stieß die Augen auf und schrak hoch. "Verdammt!" Er hatte ganz vergessen, Manheim zu sagen, dass er früh geweckt werden wollte! Enttäuscht sackte er wieder zusammen. Es war zwar nicht so dringlich, aber er wusste nicht, wie viel Zeit er in Bravil auf der Suche nach diesem Turgar Silberstahl verbringen würde und wie lange es noch dauerte, bis von dem überfallenen Konvoi und den Beweisstücken nichts mehr übrig war. Langsam stand er auf und zog sich in Routine die Lederstiefel und den Harnisch an, drängte sich dann durch die dünne Tür in den kleinen Gang und betrat über die schmale Treppe den viel geräumigeren Schankraum.

    Nur wenig Tageslicht viel durch die kleinen Fenster mit den groben Glasscheiben und erhellte den Raum. Vielleicht war er doch nicht zu spät aufgewacht?
    Überrascht bemerkte Lendor, dass Manheim, der neben dem finster dreinblickendem Legionär von Gestern der einzige im Raum war, einen hölzernen, mit Eisenstacheln bewehrten Streitkolben auf der Theke vor sich liegen hatte und grimmig dreinblickte.
    "Manheim? Was ist los?" fragte er verwirrt.
    Der große Nord sah zu Lendor hinüber und brauchte einige Zeit, bevor er antwortete: "Ich weis es selbst nicht. Aber... Heh, es passt zum Namen der Schenke. Ihr solltet hier drinnen bleiben..." und nebenbei fügte er hinzu: "Jetzt wird hier bestimmt niemand mehr halt machen".
    Lendor runzelte die Stirn. "Wie meinst du das? Sag mir, was ist passiert Manheim?"
    Der Legionär, der zuvor nur schweigend dagesessen hatte, erhob sich. Er war im Gegensatz zu letzter Nacht voll berüstet und ein silbernes Legionsschwert baumelte an seinem Gürtel, deren Schnalle das Wappen des Kaiserreiches darstellte. "Eines dieser Höllentore der Daedra. Pelelius ist nach Bravil, um dort bescheit zu sagen. Dieses verdammte Ding steht gleich nebenan und vor ein paar Stunden, als Pelelius noch hier war, mussten wir ein paar dieser verfluchten Skampe zurücktreiben. Pelelius hat sich fast selbst umgebracht, dieser besoffene Idiot..."
    Ungläubig starrte Lendor den Legionär an. "Höllentore der Daedra? Was..?"

    Nun war es an dem Legionär, ungläubig zu starren.
    "Wisst Ihr es denn noch nicht? Die Daedra benutzen soetwas wie Portale, um von Oblivion nach Nirn zu reisen. Sie haben Kvatch zerstört, aber wir konnten es zurückerobern. Verdammt, seit Ihr von unter einem Stein hervorgekrochen?" fragte er verwundert.
    Lendor schüttelte den Kopf. "Kvatch zerstört? Ist das ein Scherz?" Der Legionär sah ihn ernst an und Lendor fluchte. "Wie lange ist das schon her?"
    Der Legionär zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, ein-zwei Tage vielleicht." Lendor nickte. Anscheinend hatte die Botschaft Cheydinhall noch nicht erreicht. Oder sie hatte es, nachdem er losgeritten war. "Also... werden wir belagert? Durch Portale... nach Oblivion?"
    Der Legionär nickte. "Ja, Portale zu den "Totenländern" oder so. Is´ mir egal wie diese Ebenen heisen, aber auf jedenfall kommen dort Skampe, Dremora und anderes raus".
    Der Legionär stand unvermittelt auf und zog den Helm aus dunklem Stahl an, der auf dem Tisch vor ihm gelegen hatte. Manheim schluchzte. "Ich bin ruiniert..."
    Immernoch von diesen seltsamen Ereignissen verdutzt fragte Lendor: "Wo wollt Ihr hin?"
    Der Legionär, der schon vor der Tür stand, drehte sich um und sagte: "Muss nachsehen, ob nicht wieder irgendwelche Vieher da raus gekommen sind."
    Lendor machte einen Schritt auf ihn zu. "Wartet. Warum verschwinden wir nicht einfach von hier?"
    Der Legionär machte den Mund auf, doch bevor er etwas sagen konnte, schlug Manheim mit der Faust auf die Theke. "Ich gehe hier nicht weg! Der alte Rufio auch nicht, der hat keinen Ort, zu dem er gehen könnte. Und Minerva ist zu dickköpfig, um zu gehen!"
    Verärgert schnaufte der Legionär. "Ein Dickkopf nennt einen Dickkopf Dickkopf, das ist mal was! Und es ist meine Pflicht als Legionär, bei diesen engstirnigen Sturrköpfen zu bleiben um sie zu beschützen, bis mir Befohlen wird, es sein zu lassen! Wie man sieht, ist die Lage verzwickt. Aber wenigstens wird Pelelius mit verstärkung zurückkommen." Er senkte den Blick und fügte Murmelnt hinzu: "Hätte bis jetzt nie gedacht, es wär gut, jemandem Geld zu schulden". Dann sah er wieder auf. "Naja, egal, ich muss jetzt los. Ihr und eure argonische Freundin könnt ja von hier verschwinden, damit hättet Ihr mehr Verstand als alle Anderen hier zusammen!"
    Lendor hatte die Argonierin ganz vergessen. "Wo- wo ist sie denn?" Als der Legionär erneut mit den Achseln zuckte, beantwortete Manheim zögernt Lendors Frage: "Sie.. sie ist sehr Früh am Morgen aus dem Haus gegangen. Ich wollte sie noch wegen dem Tor warnen, aber sie war schon weg. Wenige Momente später ist sie wieder reingekommen, hat ganz zerstreut ausgesehen, das arme Ding, und ist im Keller verschwunden. Ich hab sie seitdem nicht mehr gesehen."
    Diese Antwort warf wieder Fragen auf. "Im Keller?" "Also wollte sie ohne mich hier weg. Oder auch nur frische Luft schnappen..."
    Das knarren der Tür riss Lendor aus seinen Gedanken. "Wartet! Ich komme mit Euch!"
    Der Legionär mussterte Lendor kurz. "Hmm". Er rieb sich nachdenklich das stoppelbärtige Kinn: "Ihr seht aus, als könntet Ihr mit dem Ding da umgehen" sagte er und deutete mit dem Finger auf Lendors Schwert, um kurz darauf einen Entschluss zu fassen. "Na gut. Aber spielt nicht den Helden. Wir wollen sie nur vertreiben, damit sie nicht zu nahe an die Schenke herankommen". Er hielt inne. "Oh, und noch etwas: Mein Name ist Gergius Amphia". "Lendor Maniel" erwiederte der Bretone. "Gut, Lendor, los jetzt, auf gehts!"

    Vor der Tür war es dunkel, der Himmel wolkenbehangen. Zu Lendors erneuter verwunderung war alles in dunkles Rot getaucht, sogar der Himmel und die Wolken. Lendor spürte, wie sein Herz schneller schlug. Was, bei den Neun, ging hier vor? Langsam bedauerte er, dass er nicht auf Gergius gehört hatte und sich nicht einfach die Argonierin geschnappt und auf Roter weggeritten war. Aber jetzt war es zu spät. Der Legionär ging festen Schrittes die Straße in Richtung Kaiserstadt entlang und Lendor folgte ihm. Plötzlich blieb Gergius mitten auf der Straße stehen und deutete auf die Wipfel einer Baumgruppe zu ihrer Rechten. Selbst durch die Baumkronen hindurch erkannte Lendor das Hellrote leuchten und die zahnartigen schwarzen Säulen des Obliviontores, das imposant und bedrohlich auf einem Felsen zu trohnen schien. Er hatte noch nie etwas derartiges gesehen. Unerschrocken ging Gergius darauf zu, die Faust fest um sein bereits gezogenes Schwert geballt und Lendor brauchte eine Weile, bis er seinen Blick von dem Tor lösen konnte und hatte anschließend Schwierigkeiten, mit dem Legionär mitzuhalten.

    Kaum waren sie in die Nähe des Tores gekommen, da tauchte aus dem unterholz ein Skamp auf, eine Kreatur, die Lendor schon einige Male geshen hatte, obwohl dieser hier deutlich kleiner war, als die Exemplare, die dem Bretonen unter die Augen gekommen waren. Er griff sie sofort an, wobei er mit Feuerbällen nach Gergius schoss. Seinem ersten Feuerball wich Gergius laufend aus, dem zweiten auch und nach dem dritten hatte der Legionär trotz schwerer Rüstung bereits den Weg bis zum Skamp zurückgelegt und tötete die Kreatur mit nur einem gewalltigen Hieb seines silbernen Schwertes, der einen tiefen Schnitt in der Brust des Daedra hinterließ. "Zurück in die Wasser Oblivions, du dreckige Missgeburt!" fluchte Gergus, als er, wärend er sich mit den Händen auf ein Knie und auf den Knauf des jetzt im Boden steckenden Schwertes gestützt, auf die Leiche des Daedra hinabsah, wobei Lendor ihn wegen seinem kurzen Sprint angestrengt Schnaufen hörte. Nach einer kurzen Pause rappelte sich der Legionär wieder auf, zog das mit Blut beschmierte Schwert aus der Erde und winkte, wodurch er Lendor sagte, dass sie weitergehen konnten.

    Bald erreichten sie eine Lichtung, in deren mitte das Tor auf dem Felsen thronte. Es befanden sich nur einige wenige Daedra im direkten Umfeld des Tores, und Lendor erkannte neben dem aus den kleinen Skampen bestehendem Großteil auch zwei seltsame Echsen mit Hörnern und einem großen Nackenschild. Allerdings hatte Lendor nur in Büchern von ihnen gelesen. "Clannbanns!" Schon bald wurden sie von den ersten Daedra bemerkt. Ohne eine richtige Ordnung stürmten sie auf die beiden Menschen zu, wobei einige Skampe in die Schußbahn ihrer Artgenossen rannten, feuer fingen und sich brennent und vor Schmerzen windend auf dem lockeren Waldboden wälzten. "Dieser Kampf ist vorbei befor er anfängt..." dachte Lendor angeekelt und zweifelte daran, dass diese Meute aus Tiermenschen wirklich eine ganze Stadt zerstören konnte. Ein schneller Seitenblick auf Gergius lies ihn jedoch anders denken. Der Legionär wirkte angespannt, obwohl die Meute aus Skampen nicht sonderlich groß war und es ein Leichtes war, den langsamen Feuerbällen mit den offensichtlichen Flugbahnen auszuweichen.

    Schnell wurden die beiden Menschen von dem Pack aus Skampen erreicht. Die Skampen hatten ihr Magica offensichtlich schon verbraucht, denn sie schossen keine Feuerbälle aus nächster Nähe. Der Schnellste der wie Tiermenschen anmutenden Daedra sprang Lendor mit der Schulter vorran an, doch war dieser vorbereitet und schaffte es, dem Skamp auszuweichen. Augenblicklich drehte sich Lendor zu der Kreatur um, die wegen dem Misslingen ihres Angriffes ins straucheln gekommen war, und stieß ihr beidhändig sein Schwert mit der Spitze vorran in den Rücken. Der Daedra schrie laut auf und sackte dann leblos zu boden, als Lendor die Klinge wieder aus seinem Rücken zog. Kaum hatte sich Lendor von der Leiche abgewandt, merkte er zu spät, dass ein anderer Skamp nach ihm schlug.
    Die groben Krallen strichen quer über seine linke Gesichtshälfte und hinterließen tiefe Schnitte. Überrascht und mit verschwommenen Blick taumelte Lendor und brachte es nur knapp fertig, nicht hinzufallen. Als er wieder aufblickte, starrte der Skamp ihn nur an und Lendor dachte nicht lange darüber nach, sondern verpasste ihm einen wütenden Hieb mit dem Schwert. Der Skamp reagierte verspätet und konnte der metallernen Klinge nicht rechtzeitig ausweichen, sodass sie ihn am Hals entlanglief. Erschrocken fasste sich der Daedra an die Stelle, an der das Schwert eine Schnittwunde hinterlassen hatte und fiel unsanft mit dem Rücken auf die Erde. Lendor machte sich für den nächsten Skamp bereit, doch die verbliebenen Daedra schienen den Mut verlohren zu haben. Die Ersten drehten sich wieder um und liefen zurück zum Obliviontor, wonach der Rest es ihnen gleichtat.

    Erleichtert ließ Lendor sein Schwert sinken und drehte sich angewiedert von dem Skamp ab, der vor ihm lag und verzweifelt röchelte. Gergius kam herbei und versetzte dem Daedra den Gnadenstoß. Die Rüstung des Legionärs hatte einige neue Kratzer, aber er selbst schien unverletzt zu sein. Lendor sah sich um und zählte 5 tote Skampen, als ihm plötzlich der Schmerz ins Gesicht schoß, um ihn an seine Wunden zu erinnern. Er fluchte und berührte seine Verletzungen im Gesicht. Jedoch waren sie kleiner als sie sich Anfühlten. Lendor fluchte, wärend die Wunden in seinem Gesicht zu pochen schienen und Gergius sah von der Leiche des letzten Skampes auf. "Das wärs dann. Bis´ du in Ordnung?" Lendor nickte und Gergius setzte sich in Bewegung. "Lass uns zurückgehen. Deine Wunde muss versorgt werden". Im gehen schüttelte der Kaiserliche den Kopf. "Das war noch gar nichts. Wir hatten Glück, das keine Dremora dabei waren, die hätt´n die Truppe zusammengehalten, geordnet und sie hätten uns einfach Überrannt".

    Müde stapften sie den Weg zurück zur Schenke, ohne ein Wort zu sprechen, und als sie ankamen, stieß Gergius die Tür auf, wonach die beiden Männer wieder den Schankraum betraten. Manheim eillte um seinen Tresen herum und war mit wenigen Schritten bei Lendor angekommen. "Hmm. Wartet, ich hole Wein und Verbandszeug. Wurded Ihr sonst noch irgendwo getroffen?" Lendor schüttelte den Kopf, und als Manheim zurück zum Tresen hastete, ließ er sich auf den Stuhl neben Gergius fallen, der seinen Stammplatz eingenommen hatte, den Legions-Helm wieder vor sich gelegt. Er hatte einen alten Lappen hervorgekramt und wischte das Skamp-Blut von seiner Waffe.
    Der Holzstuhl war unbequem, doch fand Lendor es besser, zu sitzen als zu stehen. Schnell kam Manheim mit dem versprochenen Dingen wieder zurück. Er hatte sogar Nadel und Faden dabei. "Seit Ihr bereit? Das wird ein bisschen brennen..."
    Lendor seufzte. "Ja".
    Als Manheim dann, nachdem er Lendor einmal mit einem kleinen Stück Verband übers Gesicht gegangen war, der sich daraufhin rot verfärbte, ein wenig von dem zuvor erwärmten Alkohol über das Gesicht des Bretonen kippte, zuckte dieser unter den plötzlichen und stechenden Schmerzen leicht zusammen, ließ die Prozedur aber über sich ergehen. Zu Lendors erleichterung konnte Manheim gut mit der Nadel umgehen und die Schnitte waren schnell zugenäht. Als er fertig war blickte der Nord auf die Rolle Verband in seiner Hand und zuckte mit den Schultern. "Das wars dann". Lendor strich sich über seine linke Gesichtshälfte, in der die Schnitte noch vor Schmerz brannten. Wenigstens waren die Wunden jetzt versorgt.

    Unvermittelt fiel ihm trotz der Schmerzen im Gesicht die Argonierin wieder ein. "Manheim? Wo gehts hier zum Keller?" Der Nord deutete auf eine Falltür unter der Treppe, die Lendor bisher nicht aufgefallen war. Die Falltür wiegte weniger, als sie aussah und Lendor musste nur leicht an dem eisernen Ring ziehen, der als Griff diente und schon schwang sie auf. Die Leiter nach Unten war nicht lang, also ließ Lendor sich Zeit beim Abstieg. Unten angekommen fand er sich in einem kurzen Korridor wieder.

    Die Wände waren aus grobem Stein und mit Holzbalken verstärkt, auf dem Boden lagen ein paar alte Teppiche. Insgesammt war der Gang um einiges geräumiger, als der zu dem Zimmer, in dem Lendor geschlafen hatte, und Fackeln an den Wänden ließen ihr Licht auf vier verstärkte Türen fallen. Er machte ein paar Schritte und klopfte dann an die erste Tür. Geräusche drangen von hinter der Tür in den Korridor und kurz darauf öffnete ihm eine mittelalte Rothwardonin. Lendor hob abwehrend die Hand. "Tut mir leid, falls ich euch gestört habe. Ich habe mich wohl im Zimmer geirrt". entschuldigte sich der Wachmann aus Cheydinhal. Die Rothwardonin zuckte nur mit den Achseln. "Macht nichts. Wenn Ihr Rufio sucht, der ist in dem Zimmer da hinten." Sie zeigte auf eine Tür auf der anderen Seite des Ganges. "Nein, danke, ich suche nicht Rufio." "Na gut, lebt wohl." erwiderte die Rothwardonin und schloss die Tür. "Hmm.." dachte er, als er weiter den Korridor entlang ging. Das Zimmer der Rothwardonin hatte groß ausgesehen. "Warum hat Manheim uns nicht ein Zimmer hier unten vermietet?"

    An der nächsten Tür machte Lendor halt und wollte gerade klopfen, als ihm auffiel, dass die Tür einen Spallt weit offen stand. Vorsichtig drückte er gegen das dunkle Holz und die Tür schwang auf. Das Zimmer war stockdunkel und selbst der Strahl warmen Fackelscheins, der durch die Tür in den Raum fiel, machte es nicht viel leichter, etwas zu erkennen, denn die Türöffnung befand sich fast in der hintersten Ecke. Jemand schluchzte laut auf und Lendor kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit wenigstens etwas zu sehen. Das mitleideregende Greinen kam, so erkannte Lendor, aus der anderen Ecke des Raumes und er konnte auch die dunelgrauen Umrisse eines kleinen Bettes erkennen. Langsam bewegte er sich durch die immer durchsichtiger werdende Dunkelheit hindurch direkt auf das Bett zu, wo er die Quelle des Schluchzens vermutete. Jetzt konnte er einigermaßen die Gestallt erkennen, die neben dem Bett kauerte und etwas fest umklammert hielt. Lendor tat noch einige Schritte, dann erkannte er die dürre Argonierin, die immernoch mitleiderweckend jammerte und auch, dass das Etwas, um das sie die Arme fast schon schützend geschlungen hatte, ein Kissen war.
    Lendor wagte kaum, die Stimme zu erheben, tat es aber dann doch: "Seit Ihr in ordnung? Geht es euch gut?"
    Überrascht zuckte die Argonierin zusammen und blickte mit angstgeweiteten Augen hoch. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Lendor runzelte die Stirn.
    "Ich bin es, der Mensch von auf der Brücke. Was ist passiert?" Gerade, als Lendor dachte die Argonierin wollte anfangen zu sprechen, schien ihre Trauer sie erneut zu packen, denn ein Schütteln durchfuhr sie und sie brach erneut in Tränen aus. Betroffen blickte Lendor auf sie herrab und fühlte sich hilflos. Er beschloß, sich vor ihr hinzuknien, und legte daraufhin die Arme um sie. "Kommt. Es wird alles wieder gut."

    Es kam Lendor vor, als sei mindestens eine Stunde vergangen, als die Argonierin endlich die Lucke öffnete und aus dem Keller herausstieg. In ihrem Gesicht konnte man noch die Spuren der Tränen sehen, aber sie schien sich halbwegs gefangen zu haben. Auch wenn sie nur bedrückt auf den Boden starrte und nichts sagte war sie bereit zum Aufbruch. Vor einer halben Stunde hatte es Lendor geschafft, ihr bewusst zu machen, dass sie nicht hierbleiben konnten, allein schon wegen dem Höllentor. Auserdem hatte er es für besser gehalten, sie nicht nach dem Grund ihrer schmerzlichen Trauer zu fragen. Der Bretone verabschiedete sich von Manheim und Gergius, schüttelte beiden die Hände und wünschte ihnen viel Glück. Gergius sah die Argonierin fragend an, hielt aber den Mund und Manheim bot ihnen noch etwas zu Essen an, aber Lendor lehnte dankent ab. Gegessen hatte er nähmlich schon beim Warten und er hatte der Argonierin auch angeboten, sich etwas aus der Provianttasche an Roters Sattel zu nehmen, wenn sie Hunger hatte, wobei er ihr Schweigen als Zustimmung deutete.

    Vor der Schenke war der Himmel immer noch rot verfärbt und Lendor spührte einige wenige Tropfen Regens auf sein Gesicht tropfen. Nach ein paar Schritten waren sie bei Roter angekommen, der noch immer dort angebunden war, wo Lendor ihn zurückgelassen hatte. Als das Pferd die beiden kommen hörte, hob es den Kopf und wieherte laut, als es den Bretonen erkannte. Lendor öffnete eine Satteltasche um einen dicken, wasserfesten Mantel mit Kapuze herauszuholen, den er wegen der berüchtigt plötzlichen und zahlreichen Regenausbrüche im Süden Cyrodiils mitgenommen hatte. Wortlos half er der bekümmert dreinblickenden Argonierin in den Sattel und reichte ihr den Mantel. Sie schien erst nicht zu begreifen, warum der Mensch ihr einen Mantel geben wollte, denn zunächst blickte sie mit leeren Augen auf das Kleidungsstück in ihrer Hand. Dann zog sie ihn dankbar nickent über ihre ärmliche Kleidung. Lendor band Roter los und führte ihn bis zur Straße. Mit einem Ruck sprang er auf Roters Rücken, darauf achtgebend, die Argonierin nicht aus dem Sattel zu schubsen. Als er richtig im Sattel saß, gab er Roter einen leichten Stoß in die Flanken und das Pferd setzte sich in Bewegung. Sie waren nicht weit gekommen, als es anfing in Strömen zu regnen. Der Himmel hatte seine rote Farbe verlohren und war in natürliches Grau gehüllt. Selbst das Leder von Lendors Rüstung wurde schnell durchnäßt und grummelte vor sich hin.

    Völlig Nass vom Regen, der immer heftiger wurde, fühlte Lendor schon längst, wie sich schleichende Kälte in seinem Körper ausbreitete. Missmutig saß er im Sattel und stierte auf die Straße vor ihm. Zu seinem Glück war kein Wind aufgekommen, sonst würde der Regen ihm komplett die Sicht nehmen. Der Wachmann war sich sicher, dass es schon später Nachmittag war, obwohl Lendor das gar nicht genau sagen konnte, denn die Wolken verdeckten die Sonne. Roter erklomm einen kleinen Hügel. Ihm bereitete die Näße keine Probleme und er schien auch nicht Gefahr zu laufen, auf dem von Jahren des In-betrieb-seins geglätteten Steinen abzurutschen. Als sie über den Hügel kamen, lächelte Lendor ermutigt und seine Stimmung hob sich wieder. Selbst durch den Regen konnte er die alten Mauern Bravils sehen. Bald würden sie da sein, vor einem warmen Feuer. Und endlich raus aus dem Regen.

  9. #29
    Nächster Teil, wie immer ist Kritik erwünscht.
    Zitat Zitat
    ***

    Im "Einsamen Freier" hatte Bro Gur´Gash zitternd die Arme um sich selbst geschlungen und saß vor der kleinen Feuerstelle, auf der der Wirt gelegentlich Suppe kochte und bei Festen oder Besuchern mit besonders vollen Geldbeuteln sogar auch Hammel briet. Bro rückte näher heran, um die Kälte zu vertreiben. Angenehm sträubten sich die Härchen auf seinen Armen und Beinen, als diese die Wärme des Feuers aufnahmen. Mitten in der Nacht, als er die fernen Lichter von Bravil schon in der Ferne sehen konnte, hatte es angefangen, wie aus Eimern zu gießen. Er hatte nichts angehabt, dass ihm gegen den Regen geholfen hätte, sondern nur das einfache Wollhemd und die grobe und an vielen Stellen geflickte Hose, die er in Grenzburg angezogen hatte. Aber jetzt war er in dieser Schenke, vor einem leise prasselndem Feuer und die Menge an Besuchern wärmte den Schankraum noch weiter auf. Eigentlich hätte er zufrieden sein sollen, aber er hatte das Bisschen an Geld, dass er aus Cheydinhal mitgenommen hatte, in dem Dorf der Verrückten Kajiiten zurücklassen müssen und konnte sich deswegen kein Zimmer mieten, geschweige denn etwas zu Essen. Stattdessen saß der Ork nun völlig durchnäßt und hungrig auf diesem alten Hocker, der nervtötent wackelte, weil ein Bein zu kurz war, und kämpfte darum, nicht einzuschlafen. "Wenn dieser blöde Maskenmann nicht bald hier aufkreutzt, werde ich ihm den Hals umdrehen..."
    Als hätte sie auf sein Signal gewartet, ging in Bros Augenwinkel die Tür auf, was er aus einer anderen Position nicht gemerkt hätte, denn der Lärm, den das Gesindel von Bravil machte, übertönte das Ächzen des groben Einlasses bei weitem. Der Maskierte betrat die Schenke, wie üblich in seinen nun feuchten Mantel gehüllt. An seinen Chitinstiefeln klebte Schlamm. Die Gäste, die der Tür am nächsten saßen, blickten kurz in seine Richtung und wandten sich dann wieder ihren Gesprächen und Getränken zu. Die Anderen ignorierten ihn einfach. Bald schon hatte der Maskierte Bro auf seinem Hocker ausgemacht und durchmaß schnell den Weg vo der Tür zu der Feuerstelle.

    Ungehalten bellte Bro Gur´Gash den Mann an: "Wo habt ihr so lange gesteckt?! Ich fall´ hier gleich vor Müdigkeit um!"
    Der Maskierte überging Bros wütende Frage und stellte sich mit gekreutzen Armen vor ihm hin, bevor er mit ruhiger Stimme sagte: "Ihr habt also gewartet. Gut. Es ist aber schon spät, ich habe länger gebraucht als geplant. Ihr solltet euch ein Zimmer mieten, wir besprechen dann morgen mein Vorhaben. Wir werden diese Kajiiten schon kriegen".
    Bro wollte schon aufstehen und dem Maskierten an die Gurgel gehen, weil er seine Frage einfach ignorierte, aber als der Mann die Kajiiten erwähnte, beruhigte der Ork sich wieder einmälig. Mit gezwungen gelassenem Tonfall erwiederte er: "Ich habe aber kein Geld. Diese Irren aus Grenzburg haben mich vertrieben, bevor ich es holen konnte". Dass er vor und bei seiner Flucht nicht einen Gedanken an sein Geld verschwendet hatte, sagte er lieber nicht.
    Enttäuscht seufzte der Maskierte auf und zog dann einen kleinen Beutel aus seinem Umhang hervor, öffnete ihn und reichte dem Ork dann eine Hand voll Münzen. "Hier. Zehn Septime sollten für diese Nacht reichen. Es ist auch Geld für Essen dabei".
    Entmutigt nahm Bro das Geld entgegen und zählte die Septime in seinen Händen. 10 reichten für ein Zimmer. Und es war auch genug für eine warme Mahlzeit. "Jetzt schulde ich diesem verdammten Mistkerl auch noch Geld..." Der Maskierte drehte sich um und wollte gehen, als der Ork fragend aufsah: "Wo geht ihr eigentlich hin?"
    Der Mann drehte sich abrupt um und erwiederte: "Ich tuhe jetzt einen Teil meines Teils in diesem Plan. Ihr werdet es bald schon erfahren".
    Ganz zufrieden war Bro mit der Antwort nicht, ließ den Mann mit Chitinmaske jedoch gehen. Lieber stand er auf, bestellte sich etwas warmes zu Essen und kaufte sich ein Zimmer für die Nacht.

    Gierig schlürfte er die warme Linsensuppe aus dem alten, zerkratzten Zinnteller. Seine Kleidung war mehr oder weniger gut getrocknet und kalt war ihm auch nicht mehr, trotz der fehlenden Beheizung des Gebäudes und der schlechten Isolierung durch die modrigen Holzwände. Gesättigt stellte er den Teller auf dem ramponierten Tresen ab und rief den Wirt zu sich.
    Hastig drengte sich der Ork an seinen Angestellten vorbei und stand in einigem Abstand zur Theke, beugte sich jedoch vor, so dass sein Gesicht in einiger Entfernung über dem Holz zu schweben schien. Er stieß ein einfaches "Ja?" hervor und Bro wollte ihn in seiner Eile nicht warten lassen. "Ein Zimmer, nur eine Nacht."
    Schnell bekam er eine Antwort: "Zehn Septime. Wir haben noch zwei frei".
    Bro legte das Geld auf den Tresen und mit einer flinken Bewegung seiner rechten Hand ließ der Wirt es in seiner Hosentasche verschwinden. Dann kramte er einen eisernen Schlüßelring daraus hervor, um nach kurzer Suche einen kleinen, angelaufenen Messingschlüßel von dem Bund zu trennen. Der Ork in Schürze reichte Bro den Schlüßel, sagte "Hier. Zimmer Nummer Fünf, die Treppe rauf." und verschwand danach wieder, um seine Gäste zu bedienen.
    Kurz drehte Bro Gur´Gash den Schlüßel in seiner Hand. Das Metall fühlte sich angenehm warm an. Bro stand auf und drängelte sich seinen Weg durch das Getümmel der ärmlich anmutenden Besucher auf die Treppe zu, darauf achtend, dass der Schlüßel nicht aus seiner Hand verschwand.

    Mühseelig stieg Bro die schmale Treppe hoch, an den Gestallten vorbei, die es im zweiten Stock etwas ruhiger haben wollten. Er versuchte darüber nachzudenken, wohin der Maskierte wohl hin verschwunden war, fühlte sich aber zu müde, um herumzurätseln. War er ein Mensch oder ein Mer? Bald hatte er sein Zimmer erreicht, steckte den Schlüßel ins Schloß und drehte ihn. Als er daraufhin den rostigen Türknauf herunterdrückte, glitt die Tür auf und er betrat sein Zimmer. Es war nicht groß, aber es war genug Platz. Das Bett sah bequem aus und der Ork stellte sich daneben hin. Eilig streifte er seine Kleidung ab und setzte sich auf das weiche Bett mit altem Laken. Der Verband, denn er um sein Bein trug, war nass, aber Bro beachtete ihn nicht weiter, denn es schmerzte schon lange nicht mehr. Er zog sich die Decke über und fühlte sich behaglich trocken. Es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war.

  10. #30
    So ich hab deine neuesten Posts jetzt wieder gelesen und bin nach wie vor von der Geschichte eingenommen. Die Charakterführung ist weiterhin sehr gut.

    Bros Flucht aus Grenzburg war gut beschrieben und du brachtest auch sehr schön die Orientierungsprobleme von ihm als Ortsfremden rüber. Und der Maskierte erscheint mir wirklich eine interessante Gestalt zu sein. Zum Einen scheint er über alles Mögliche betreffs Bro und der Orum-Bande Bescheid zu wissen und zum Anderen löste er bei den Bewohnern von Grenzburg seltsame Reaktionen aus. Zu dem glaube ich nicht wirklich, dass er tatsächlich für die Orum-Bande arbeitet, sondern eher ein eigenes Spiel spielt, aber da lass ich mich von dir überraschen ^^

    Zitat Zitat
    Okay, hier wieder ein größeres Stück. Ich selbst bin mit manchen Stellen nicht so ganz zufrieden, aber ich wollte auch wissen, was ihr Leute davon denkt. Viel Spaß beim Lesen!
    Die Aussage kann ich eigentlich nicht nachvollziehen. Ich fand auch diesen Abschnitt sehr schön zu lesen. Da waren einige Sachen die wirklich gut beschrieben waren. Zum Einen die Reaktion des unwissenden Lendors auf die Zerstörung von Kvatch, obwohl man dort einen stärkeren Gefühlsausbruch hätte anbringen können. Der Kampf war ebenso gut beschrieben und natürlich überhaupt die ganze Stimmung in der Taverne, wo es hier auch wieder eine nette Stelle zum Schmunzeln gab, nämlich das mit den beiden Dickköpfen XD. Die Szene mit der aufgelösten Argonierin war ebenfalls gut präsentiert, aber ich hoffe wir werden noch erfahren, was die Echse denn nun hat.

    Zu Ra'kinji ist erstmal nicht soviel zu sagen. Die morgendlichen Impressionen von Bravil entsprechen ungefähr auch meinen Eindrücken von der Stadt, dass sie nämlich trotz ihrer ordinären Hässlichkeit einen gewissen Charme versprüht. Daher hat mir die Szenerie ganz subjektiv gefallen. Ebenso fand ich das kurze Referieren über das innere Verhältnis der Krin ganz gut, da es die dort herrschende Mentalität verdeutlicht.

    Zum Technischen: Da haben wir mal wieder das Übliche. Rechtschreibfehler und Buchstabendreher. Diesmal aber keine vergessenen Wörter (zumindest sind mir keine aufgefallen). Aber alles in allem nichts Gravierendes. Ich freu mich daher schon auf die Fortsetzung ^^


    Da ich zeigen will, dass ich natürlich auch weiterhin fleißig bin. Gibt es hier jetzt auch einen weiteren kleinen Schnipsel aus meiner Geschichte. Da das auch wieder aus unkorrigierten und unüberarbeiteten Arbeitsfassung stammt, bitte ich Rechtschreibfehler etc. wieder zu ignorieren:

    „Ich denke ich gehe schon einmal zu den Ställen. Ich habe eigentlich nicht das Geld für ein Pferd, aber vielleicht sind sie hier in Anvil günstig“: überlegte sie und schlenderte gemächlich durch die Straßen der Hafenstadt und kam dann zum großen Platz vor dem Haupttor. Die Stadtwachen schienen an diesem Morgen wirklich Pause zu machen. Zunächst war im Hafen kein Wächter zur Stelle, als sie angegriffen wurde und jetzt konnte Lizzie auch keinen Gerüsteten am Tor erkennen. Sie schüttelte den Kopf. Eines Abends würden Piraten noch im Hafen anlegen, ins Schloss eindringen und die Gräfin töten, ohne das auch nur eine dieser Hofschranzen etwas bemerkt hätte. Nur ein alter Mann war zu sehen, der am Ufer des kleinen Teiches Gedanken verloren die Statue der Selkie betrachtete. Lizzie ging ohne einen Blick an der blassen Gestalt vorbei, doch plötzlich spürte sie etwas in ihrem Rücken. Sie wirbelte herum. Sie erschreckte sich, als der Mann mit seinem hageren, totenblassen Gesicht hinter ihr stand. Das Morgenrot kam nur langsam auf. Im Zwielicht wirkte er ziemlich unheimlich. „Was wollt ihr“: stammelte Lizzie. „Ihr verlasst die sichere Stadt, nicht? Vertraut auf das Wort eines alten Seemanns und nehmt euch in Acht. Man weis nie wem man wirklich vertrauen kann. Selbst die ehrbarsten Freunde können einen mit einem Messer im Rücken überraschen. Vertraue nicht dem ersten Schein mein Kind und vorallem eines: Gold, so schön und rein, weckt die dunkelsten und übelsten Seiten der menschlichen Seele“: faselte der Mann und ließ sie nach seinem Vortrag einfach stehen. Er ging in Richtung des Hafens. Lizzie schaute ihm etwas verwirrt nach und versuchte zu begreifen, was das gerade gewesen war. Sie blinzelte kurz und der Alte war auf einmal aus ihrem Blick verschwunden. „Ein komischer Kauz“: dachte sie und nahm an er sei verwirrt gewesen. Diesem Vorfall keine weitere Beachtung schenkend, verließ sie Anvil durch das große Tor. Nachdem sie aus dem Schatten der hohen Mauern hinaus war, konnte sie die Morgenröte nun ganz klar am Horizont sehen. Jetzt musste sich ihr Begleiter nur noch beeilen und sie würde das blutrote von den Klippen aus sehen können. Außerdem hatte sie nur noch wenig Lust hier zu verweilen. Der Gedanke daran, fast vergewaltigt worden zu sein, jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Lizzie wollte die Stadt und dieser grässliche Erlebnis schnell hinter sich lassen. Ein Pferd war dem schnellen Vorankommen gewiss zuträglich und so zog es sie zu den nahen Ställen.

  11. #31
    Vielen Dank für die Kritik! ^^ Rechtschreibfehler werden wohl meine ewigen Begleiter sein.

    Den Schnippsel von dir finde ich gut geschrieben. Ich frage mich wirklich was zwischen dem ersten und diesem zweiten Teil geschehen ist... Ich freu mich auf mehr!

    EDIT:
    Nächstes Stück! Kritik natürlich erwünscht, viel Spaß beim Lesen!
    Zitat Zitat
    ***
    Ra´Kinji trottete die matschige Straße entlang. In seinen Mantel gehüllt war er sicher vor dem anscheinend immerwährendem Regen. Es war für ihn bereits zur Routine geworden, morgens aufzustehen und sich auf den Weg zum "Einsamen Freier" zu machen. Es war gut mal ab und zu von der Gruppe wegzukommen, um seine Gedanken zu ordnen. Und heute brauchte er etwas Abstand von Dro´Senjiu. Als er an den jungen Gruppenanführer denken musste, fühlte er Zorn in sich aufsteigen. Ab und zu ärgerte er aus Spaß die jüngeren Anführer, aber Dro´Senjiu schien es irgendwie persöhnlich genommen zu haben. Ohne Ra´Kinji auch nur darauf anzusprechen hatte er in der Nacht zwei der Mitglieder aufgetragen, den Banditen, den Ra´Kinji zum Haus geschleppt und den Dra´Sush beinahe wieder gesund gepflegt hatte, aus dem Kajiitenversteck zu schleppen und irgendwo in Bravil abzusetzen, wobei sie sicher gehen mussten, dass der Mensch entweder Bewusstlos war oder Schlief. Obwohl, dachte Ra´Kinji, der Bandit hatte sich die ganze Zeit über nicht geregt. Aber er hatte eindeutig noch gelebt. Bei dem Gedanken daran, wie Dro´Senjiu versuchte, Freiwillige zu finden, musste Ra´Kinji allerdings schmunzeln. Dro´Ba hatte es ihm heute Morgen erzählt: Dro´Senjiu hatte Probleme dabei gehabt, denn offensichtlich hatten viele der Kajiiten mehr Respekt vor ihm, Ra´Kinji, als vor ihrem eigentlichen Anführer. Nur später, als dessen Tonfall deutlich ärgerlicher wurde, haben sich Jo´Rakha, ein aufstrebender Neuling, der sich bei Dro´Senjiu lieb kind machen wollte, und die ängstliche Kurzschwanz dazu bereit erklärt, den Banditen rauszutragen.

    Er wusste es nicht genau, aber ungefähr eine Stunde nachdem er seinen ersten Becher Bier getrunken und dabei grimmig vor sich hin gemurmelt hatte, kam Kurzschwanz in die Schenke. Es war zwar schon mehr oder weniger Voll im Schankraum, aber Ra´Kinji bemerkte sie sofort, denn sie kam aufgeregt und stolpernd auf ihn zugerannt, wobei sie laut seinen Namen rief. "Ra´Kinji! Ra´Kinji!" Der alte Kajiit drehte sich auf seinem Stuhl zu ihr um. Er war früh hier gewesen und hatte sich deswegen einen bequemen Sitzplatz sichern können. Offensichtlich war sie den ganzen Weg zur Schenke gelaufen, denn schnaubend stützte sich Kurzschwanz mit beiden Händen auf dem billigen Holztisch ab, an dem Ra´Kinji saß. Sie wollte etwas sagen, brach aber ab und schnaufte erneut. Dann hatte sie sich wieder gefangen und fing an, stürmisch und ohne Pausen drauf los zu reden: "Ra´Kinji! Ihr müsst kommen! Dro´Senjiu will sofort alle Mitglieder im Haus sehen er hatt mich geschickt um euch zu holen bitte beeilt euch!"
    "Reg dich ab, Kind! Wir wissen nicht, wer alles zuhört!"
    Kurz verwirrt nickte Kurzschwanz, beruhigte sich wieder und beugte sich vor, um im Flüsterton weiterzusprechen: "Dro´Senjiu will alle Mitglieder im Haus sehen. Es ist etwas passiert!"
    Er ertappte sich dabei, dass er ein wenig Lust dazu verspürte, Dro´Senjius wegen einfach hierzubleiben und seiner Aufforderung nicht zu folgen, aber es schien wirklich wichtig zu sein. Und auch wenn Kurzschwanz Dro´Senjiu vorher mit dem Banditen geholfen hatte, hegte er keinen Groll gegen sie. Er wollte sie nicht zurückweisen, damit sie vor dem Anführer schlecht da stand, darum fragte er: "Was ist denn passiert?"
    Sie schluckte. "Jemand... jemand aus der Bande... sie haben jemanden aus der Bande tot gefunden!"
    Ra´Kinjis Augen weiteten sich während er ernst die Stirn runzelte. "Weißt du wen?"
    Aufgeregt schüttelte Kurzschwanz den Kopf: "Nein! Aber jetzt kommt!"
    Plötzlich hörten die Kajiiten, wie jemand auf der anderen Seite des Raumes laut losbrüllte. Ra´Kinji warf einen flüchtigen Blick in die Richtung, wobei er nicht der einzige war. Die Gäste der Schenke hatten sich umgedreht, um zu sehen, von wo dieser Lärm herrührte. Zwei Menschen, einer offenkundig kaiserlicher Legionär in voller Rüstung, der andere wohl ein örtlicher Krimineller, waren von ihrem Tisch aufgesprungen und schrien sich wütend und lauthals gegenseitig an.
    Doch dieser Streit war jetzt völlig unwichtig. Ra´Kinji sprang auf und ließ seinen Becher stehen. "Okay, lass uns gehen Kurzschwanz". Gemeinsam verließen die Kajiiten eiligst den "Einsamen Freier" und drängen sich durch eine Menge aus Leuten über die Hängebrücke. Nachdem sie über die letzte hölzerne Planke geschritten waren, machten sie sich im Laufschritt auf, um schnellstmöglich beim sicheren Haus anzukommen.

    Überstürtzt drückte Kurzschwanz die Tür auf und Ra´Kinji folgte ihr in den kleinen Raum. Dra´Sush schnellte von seinem Stuhl hoch und blickte den beiden entgegen: "Da seit ihr endlich!" beschwehrte er sich. "Wir warten schon die ganze Zeit auf euch! Kommt sonst noch jemand?"
    Auf Ra´Kinjis Kopfschütteln antwortete er nur: "Runter, in den Schlafsaal!"
    Schnell machte er ihnen die Falltür auf und folgte ihnen dann nach. Ra´Kinji sah, dass sich tatsächlich so gut wie alle der 20 Mitglieder von Dro´Senjius Bande von Renjirakrin eingefunden hatten. Sie saßen auf ihren Betten, nur wenige waren noch frei und Dro´Senjiu war der einzige, der stand. Ra´Kinji setzte sich auf seinen Platz.
    Dro´Senjiu, der mit gekreuzten Armen verdrießlich auf Ra´Kinji gestarrt hatte, erhob die Stimme: "Sind alle da?" Er blickte sich schnell um.
    "Nein," antwortete Dro`Ba seinem Anführer. "Ich glaube Jo´Rakha, S´Baad, Ri´Dato und Shavir fehlen noch..."
    Ungeduldig hob Dro´Senjiu einen Fuß auf und ab. Nach einiger Zeit sagte er dann: "Egal, fangen wir an. Ich habe euch aus einem bestimmten Grund zusammengerufen. Ich will nicht lange drum herum reden". Ra´Kinji merkte, wie Dro´Ba wissend und gleichzeitig bedauernd nickte. Dieser Kajiit schien immer zu wissen, was vor sich ging.
    Dro´Senjiu verkündete dann seine Botschaft: "Ma´Vir wurde ermordet".
    Ein erschrockenes Raunen ging durch den Raum. Manche hatten es sicherlich schon vorher gewusst, das konnte Ra´Kinji an ihren Reaktionen sehen, doch der Großteil hatte keine Ahnung gehabt. Tatsächlich hatte Ra´Kinji Ma´Vir, eigentlich ein Mitglied einer anderen Bande von Renjirakrin, schon seit geraumer Zeit nicht gesehen, doch das hatte, so sagte sich der alte Kajiit, zunächst daran gelegen, dass der zurückgezogene Ma´Vir die Aufgabe hatte, in Bravil herumzuspionieren und sich deswegen eher selten zeigte.
    Nachdem sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte, meldete sich einer der Renjirakrin zu wort: "Ma´Vir in Ehren, aber... wir sind in Bravil, hier wird Tagtäglich jemand abgestochen. Es ist sehr schade um ihn, aber... es ist nicht wirklich ein Grund, uns alle zusammenzurufen, oder?"
    Der Kajiit, der diese Frage gestellt hatte, hieß Dra´Jora und Ra´Kinji wusste, dass er und Ma´Vir nicht die besten Freunde gewesen waren.
    Mit bohrendem Blick starrte Dro´Senjiu ihn an und Ra´Kinji dachte, er würde Dra´Jora wegen seiner Frage vor der gesammten Mannschaft zusammenbrüllen, doch der Anführer nickte nur, seine Wut nur schlecht unterdrückend. "Ja, du hast recht. Aber als Dro´Ba und S´Baad seine Leiche gefunden haben, lag das hier bei ihm:" Er streckte einen Arm aus und öffnete seine Hand. Ein kleiner Zettel lag darin, bereits entfaltet. Auf ihm war dick mit schwarzer Tinte geschrieben:
    "Tot den Renjirakrin!"
    .
    Geändert von Kampfkatze2 (10.07.2011 um 20:27 Uhr)

  12. #32
    Und weiter gehts! Kritik natürlich erwünscht!

    Zitat Zitat
    8. Kapitel

    Jemand hämmerte laut gegen die Tür und fluchend setzte Bro Gur´Gash sich in seinem Bett auf. Gestreßt fur er sich mit beiden Händen durch sein Gesicht und über seine breite Stirn, in seinem Kopf pochte es, schon fast im selbem Takt wie das Geklopfe. In der Nacht hatte die Wunde an seinem Bein plötzlich angefangen vor Schmerz aufzubrennen und hatte ihm den Schlaf geraubt. Die Wunde war doch nicht so gut verheilt, wie der Ork es gehofft hatte. Wütend blickte er von seinem Bett auf und schrie die Tür an: "Ja, verdammt! Ich bin ja schon wach!"
    Zu Bros erleichterung hörte das Klopfen augenblicklich auf. Müde und verärgert verließ er sein Bett, zog schnell seine jetzt trockene Hose an, stapfte mit großen, zornerfüllten und Teils gehumpelten Schritten auf die Tür zu und riss diese auf. Der Maskierte stand vor dem Eingang zu seinem Zimmer, die Arme vor der Brust verschränkt. Die runden Gläser in seinem Gesicht spiegelten das orange Licht einer Kerze wider und starrten den Ork ausdruckslos an. "Langsam aber sicher," dachte Bro, bereits an den Anblick der Chitinmaske gewöhnt, "geht mir dieser Typ auf die Nerven!" Bro Gur´Gash blinzelte müde und fragte dann, mit stark unterdrückter Wut in der Stimme: "Was, bei Oblivion, wollt Ihr?"
    Der Ork war sich nicht sicher, ob er es sich nur einbildete, aber der Oberkörper des Maskierten schien sich wie bei einem leisen Lachen zu bewegen, auch wenn nichts zu hören war. "Euch auch einen guten Morgen! Ich hoffe Ihr habt gut geschlafen" und bevor Bro etwas erwidern konnte, fügte er hinzu: "Egal, wir haben keine Zeit zum Plaudern. Es gibt Arbeit zu erledigen".
    Bro nickte zustimmend. Es hatte keinen Sinn dem Maskierten dazwischenzureden, auch wenn der Ork lust dazu hatte, zumindest nur um seine Wut rauszulassen.
    "Also:" Begann der Vermummte dann, "Ein Mitglied der Renjirakrin wird bald hier in die Schenke kommen. Der alte Mann kommt seit neuestem jeden Tag hierher. Von wo weiß ich nicht. Darum werdet Ihr ihn beobachten".
    Die Wunde an Bros Bein schmerzte wieder und er fuhr laut fluchend zusammen, wobei er versuchte, sich am Türrahmen abzustützen und sein Gewicht instinktiv auf das andere Bein verlagerte. Der Maskierte schien dies aber zu ignorieren und redete einfach weiter und Bro hatte schwierigkeiten, sich auf dessen Worte zu konzentrieren: "Ihr werdet jetzt runter in den Schankraum gehen und darauf warten, dass er kommt. Er trägt eine normale Lederrüstung, ist jedoch völlig verdreckt. Wartet bis er wieder geht und folgt ihm dann zu dem Versteck der Renjirakrin".
    Bro nickte erneut und der Mann hinter der Chitinmaske redete weiter, diesmal betonte er seine Worte, so dass sie besonders bedeutend erschienen: "Es ist überaus wichtig, dass er nicht merkt, dass Ihr ihm folgt! Verstanden?"
    Zum dritten mal nickte der junge Ork und biss die Zähne zusammen. Die Schmerzen wurden langsam unerträglich, ihm wurde sehr Heiß und das Pochen in seinem Kopf wurde lauter. Wortlos steckte der Maskierte die Hand in eine der Taschen seines Gewandes und zog ein dünnes Fläschchen hervor, in dem eine klare violette Flüßigkeit hin und her schwappte. Bro hatte einmal gehört, wie einer der Drogenmischer in Cheydinhal diese Form von Flasche benannt hatte, aber es fiel ihm gerade nicht ein, er wusste nur noch, dass das Wort "Glas" im Namen vorkam. Mit einem leisen Ploppen zog der Mann hinter der Maske den Korken aus dem Fläschchen und reichte es Bro. "Trinkt. Gegen die Schmerzen" erklärte er.
    Überrascht, aber trotzdem dankbar nahm Bro das Fläschchen entgegen und trank den flüssigen Inhalt gierig und mit nur einem Schluck aus. Das Gemisch schmeckte leicht Süßlich und hatte eine angenehm kühlende Wirkung auf die Zunge und den Rachen des Orks, doch Bro spürte keine Veränderung, was sein Bein anging, aber jetzt wurde ihm klar, wie durstig er eigentlich war.
    Der Maskierte zog die Flasche aus Bros Hand. "Es braucht etwas Zeit, um zu wirken. Keine Sorge, in einer Minute etwa solltet Ihr wieder Schädel einschlagen können": Mit diesen Worten, die wieder den üblich ausdruckslosen Ton besaßen, drehte sich der Maskierte zur Treppe hin um und hatte gerade einen Schritt gemacht, als Bro etwas einfiel. Tatsächlich konnte er jetzt allmählich klarer denken. "Wartet! Ich werde tun, was Ihr von mir wollt, aber ich will, dass Ihr mir zuerst ein Paar Fragen beantwortet!" Dass er sich auch fragte, ob das Chitingesicht wieder eine rassistische Anspielung gemacht hatte, verschwieg er.
    Offensichtlich gefrustet drehte sich der Mann mit der Maske wieder um, wobei er einen leisen Seufzer ausstieß. "Ich dachte Ihr hättet mitlerweile begriffen, dass ich eine Art Vorgesetzter von Euch bin. Ich nehme nur Befehle direkt von Dulfish gro-Orum an! Aber... ich verzeihe Euch". Als Bro Gur´Gash ihm mit Ernsthaftigkeit entgegenblickte nickte der Maskierte langsam. "Aha. Euch ist es also ernst. Na gut, stellt Eure Fragen, aber beeilt euch".
    Erstaunt darüber, dass es tatsächlich funktioniert hatte, stellte Bro seine ersten Fragen: "Wer seid Ihr? Habt Ihr überhaupt einen Namen? Was wisst Ihr über die Kajiiten? Was habt Ihr letzte Nacht gemacht?" Zögernd fügte er dann noch hinzu: "Und wann werden wir es den Kajiiten endlich heimzahlen?"
    Der Maskierte wartete kurz mit seinen Antworten und sagte dann: "Ich bin ich, und ich arbeite für die Orums, was Ihr bereits wisst. Von mir aus könnt Ihr mich... Serjo nennen. Die Kajiiten gehören zu den Renjirakrin, dass wisst Ihr auch bereits. Letzte Nacht... dass werde ich Euch früh genug sagen. Und bald wird es soweit sein, und bald könnt Ihr euch rächen."

    Bevor Bro noch etwas sagen konnte, war Serju, der Maskierte, die Treppe heruntergestiegen und verschwunden. Oder war es Serjo? Bro Gur´Gash hatte die Stirn gerunzelt und schüttelte den Kopf. Was für ein fremdartiger Name. "Aber wenigstens hat er jetzt überhaupt einen Namen!" dachte Bro sich, ermutigt dadurch, dass wenigstens diese Frage ausreichend beantwortet wurde. Der Ärger über Serjo und die Schmerzen in seinem Bein waren verflogen. Erleichtert betrat er nun ebenfalls die Treppe und kaufte dann, als er unten ankam, ersteinmal einen Krug mit Wasser von dem Geld dass er noch hatte und sicherte sich danach sofort einen bequemen Sitzplatz. Serjo hatte die Schenke schon längst verlassen, wie es schien. Hier in der Ecke, so stellte der Ork zufrieden fest, konnte er den gesammten Schankraum überblicken.
    Es waren nicht viele Besucher anwesend, Bro zählte nur fünf Personen, den Wirt miteingerechnet, es musste also noch früher Morgen sein. Nebenbei bemerkte Bro, dass er auch nicht mehr so Müde war. Was für ein Mittel hatte Serjo ihm da verabreicht?
    Es dauerte nicht lange, als der alte Kajiit, von dem der Maskierte ihm erzählt hatte die Schenke betrat. In der Tat war das Leder, das er trug, mit altem Schlamm verkrustet und ohne sie oder die grauen Strähnen in Fell und der nach hinten gekämmten Mähne des Renjirakrin hätte Bro ihn nicht von anderen Kajiiten unterscheiden können. Für ihn sahen sie alle gleich aus, aber irgendwie erinnerte dieser ihn mulmigerweise an den wahnsinnigen Schamanen Ri´Bassa. Der Alte stapfte, offensichtlich verärgert, auf den Thresen zu und kaufte sich eine Flasche Dunkelbier, blickte sich jedoch nicht im Schankraum um und bemerkte Bro folglich auch nicht. Der Kajiit zog sich einen der vielen, noch freien und offenkundig abgenutzen Stühle heran und setzte sich an einen leeren Tisch. Er murmelte etwas, aber von dort wo er saß konnte der Ork nichts verstehen. "Nur das geblabber eines alten Mannes" ging es dem schmunzeldem Bro durch den Kopf.

    Nach einer knappen Stunde hatte sich die Schenke bereits Gefüllt und viele Stühle besetzt, so dass einige der Gäste ihre Zeit mit stehen verbrachten. Es waren zwar nicht so viele Leute hier, wie letzten Abend und es war auch nicht so sonderlich Laut, aber ohne das kleine offene Fenster hinter dem Thresen hätte Bro gar nicht bemerkt, dass es regnete. Der alte Kajiit hatte sich die ganze Zeit über fast gar nicht von seinem Platz gerührt, höchstens ein paar mal, um sich neuen Alkohol zu kaufen. Allmählich fing Bro an, sich zu langweilen und er spührte, wie seine Konzentration nachließ.
    Jetzt jedoch stollperte eine junge Kajiitin durch die Tür und lief auf den Alten zu, wobei sie aufgeregt "Ra´Kinji! Ra´Kinji!" rief. Jetzt wieder achtsam geworden beugte sich Bro vor, um besser hören zu können.
    Er bekam mit, dass sie einen Dro´Senjiu und ein sicheres Haus erwähnte, aber dann beugte sich der Alte zu ihr vor und flüsterte ihr etwas zu, offenbar, dass sie leiser sprechen solle, denn sie begann selbst zu flüstern, wofür Bro dem Alten am liebsten den Hals umdrehen wollte. Sie flüsterten und die Augen des älteren Kajiiten weiteten sich besorgt und er stellte anscheinend eine Frage, die die Jüngere flüsternd beantwortete.
    Unvermittelt fiel in der anderen Ecke des Raumes ein Stuhl mit lautem Krach zu Boden, was von einem lauten Fluchen begleitet wurde. Unwillkührlich drehte sich Bro Gur´Gash zu der Quelle des Lärms um und sah, wie zwei Menschen sich mit rot angelaufenen Gesichtern gegenüberstanden und sich anschriehen. Der eine trug die Rüstung eines Kaiserlichen Legionärs, der andere nur einen einfachen Lederkürass. Der in Leder schrie irgendetwas über Pflicht und der Legionär hämmerte wütend mit der Faust auf den Tisch, wobei er dem anderen entgegenbrüllte, er hätte die Daedra gesehen, und dass er keine Lust hätte, ein zweites mal soetwas wie Kvatch sehen zu müssen. Sie stritten lauthals weiter und es schien beinahe so, als würde es gleich zu Handgreiflichkeiten kommen.
    Gerne hätte Bro weiter zugesehen und er wunderte sich, wie der Streit ausgehen würde, doch erinnerte er sich an seine eigentliche Aufgabe. Zu spät bemerkte er aber, dass die beiden Kajiiten bereits aufgestanden waren und durch die Tür verschwanden. Einen Fluch ausstoßend sprang der Ork auf und machte sich an die Verfolgung. Draußen musste er zu seiner eigenen Verzweiflung feststellen, dass die Renjirakrin bereits die Hängebrücke zur hälfte überquert hatten. Schnell versuchte Bro sie einzuholen, aber eine Gruppe entgegenströmender Leute versperrte ihm den Weg. Als er sich schließlich durch das Menschen- und Merknäuel gekämpft hatte, sprintete er über die Hängebrücke, die Rücken der Kajiiten noch im Auge. Als er auf der anderen Seite ankam, waren sie nur noch in der ferne zu sehen, und die Masse von Personen schien sie fast zu verschlucken.
    Entmutigt rannte Bro Gur´Gash mit großen Schritten los, doch nachdem die Kajiiten nach längerer Verfolgung dennoch verschwunden waren gab er dann auf. Angestrengt atmend sah er sich um, und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass er sich in den überbevölkerten Gassen Bravils verlaufen hatte. Alle Häuser sahen gleich aus, die Hauptstraße hatte er schon längst verlassen. "Bei den Neun, warum passiert soetwas immer nur mir?!"

  13. #33
    Nach längerer Zeit wieder etwas von mir!

    Zitat Zitat
    ***

    Endlich kamen sie bei den Ställen an. Der Regen schien immer stärker zu werden und jetzt kam auch noch Wind auf. Wegen dem lauten Getöse hätte Lendor beinahe nicht verstanden, was der kleine halbkahle Mann unter der vorstehenden Holzüberdachung, gegen die das Regenwasser trommelte und anschließend in Massen an den Seiten kleine Wasserfälle bildend und herabströmte, ihm zurief: "Bringt das Pferd in den Stall und sprecht dann mit Isabeau drinnen im Haus!"
    Plichtbewusst stand der Mann daraufhin auf, sprintete zu dem Tor im niedrigen Holzzaun, wo ein Seil das Tor mit dem Rest des Zaunes durch eine einfache Schlaufe verband, welche er dann mit einer schnellen Bewegung vom danebenliegenden Zaunpfosten anhob, damit er daraufhin, mit wegen dem Regen zusammengekniffenen Augen, das Tor mit beiden Händen aus dem Matsch zog und es eilligst nach innen hin öffnete.
    Dankbar für diese Geste wartete Lendor noch ab, bis der Mann wieder unter sein Dach gehuscht war. Als nicht mehr die Gefahr bestand, den untersetzten Mann niederzureiten, gab Lendor Roter einen Tritt in die Seite und Ritt dann auf den Stall zu, der eigentlich nur eine weitere, aber dafür viel größere Überdachung auf der umzäunten Wiese war. Außer diesem Unterstand befand sich nur ein leerer Holzwagen auf dem Gelände. Roter ritt, wie es seine Art war, von alleine auf einen noch halbvollen Futtertrog zu, blieb stehen, beugte den Kopf nach vorne und fing dann an zu fressen. Das war das Zeichen dafür, dass Lendor jetzt absitzen konnte.
    Überrascht spürte der Bretone, wie hinter ihm etwas aus dem Sattel glitt. Hastig warf er einen Blick nach hinten, aus Angst, die Argonierin könnte vom Pferd gefallen sein, doch zu seiner Verwunderung war die Echse bei vollem Bewusstsein und mit unerwarteter Geschicklichkeit aus dem Sattel gestiegen. Lendor hatte eigentlich erwartet, dass sie schlief, weil sie seit ihrem Aufbruch von der "Schenke zum Schlechten Omen" kein einziges Wort gesagt hatte.
    "Wir müssen weiter..." sagte sie mit zittriger Stimme, wobei sie die Arme verschränkte, als ob ihr kalt sei, und Lendor laß ihre Worte mehr an ihren Lippen ab als dass er sie hörte.
    "Ehh, ja" stimme der Mensch ihr überrascht zu, wischte sich eine Strähne von seinen kurzen, braunen Haaren von der Stirn und stieg ebenfalls von Roters Rücken. Er warf einen Blick auf die Satteltaschen und dachte darüber nach, was sie zur sicherheit mitnehmen sollten. Kurz darauf griff er in die eine Tasche, um seinen Geldbeutel und in die andere, um etwas zu Essen herauszuholen. Anschließend brachen sie, nachdem Lendor für den Stall gezahlt hatte, zum Torhaus auf.

    Verdutzt blieb der Bretone trotz des Regens neben dem geistesabwesenden Wachmann stehen. Der Kaiserliche trug einen dicken hellbraunen Mantel, die Kaputze über dem Helm tief ins Gesicht gezogen, und man konnte ihn nur durch das Wappen auf seinem Schild als Wache erkennen. Der Boden des grünen Randes, der den springenden Hirsch, das Wappen der Grafschaft Bravil, umrahmte, war in der dunkelheit nur schwer auszumachen und schon fast ein wenig im Matsch versunken, weil der Wachmann die Schutzwaffe als improvisierte Stütze nutze. Ansonsten starrte er nur auf seine Füße und schien Lendor und die Argonierin nicht zu bemerken, und wenn er es tat, ließ er es sich nicht anmerken.
    Jedoch war Lendor die Wache nicht so wichtig, wie dass, was er hinter ihr sah: Die Insel, auf der Bravil stand, war mit dem Festland nur über eine alte, im Wind schaukelnde Hängebrücke verbunden. Unsicher darüber, warum er das alles tat, machte der Bretone einen Schritt auf die Brücke und hielt sich mit einer Hand an dem Seil fest, dass als Geländer diente.
    Langsam setzte er dann einen Fuß vor den Anderen. Unter ihm schlug das Wasser, das zwischen Insel und Festland hindurchfloß und von den immer stärker werdenden Windböen aufgepeitscht wurde, mit lautem und furchteinflößendem Getöse gegen die abgeschliffenen Felsklippen auf beiden Seiten. Vor ihm erhob sich eine Mauer aus Dunkelheit und Regen, und nur eine im Wind flackernde Fackel beim Torhaus auf der anderen Seite und der Lärm unter seinen Füßen erinnerten den jungen Bretonen daran, dass es am Ende der Brücke eine Insel gab. Eine Windböe erfasste die Brücke und brachte sie zum Schwingen, woraufhin Lendor sich fluchend an das Geländer klammerte. Als die Brücke wieder zum Stillstand kam, richtete er sich vorsichtig auf und starrte auf die Fackel auf der anderen Seite. Den Blick auf das Licht heftend kämpfte er die Angst nieder, die sich in ihm breitmachte, nahm dann seinen Mut zusammen und traute sich daraufhin, aufrecht im normalem Schritttempo weiterzugehen. "Ich werde nicht runterfallen. Die Brücke wird halten, und ich werde nicht jämmerlich ertrinken oder von den Felsen zerschmettert werden..."
    Als er dann wieder festen Boden unter den Füßen spührte, stieß er einen erleichterten Seufzer aus. Die Müdigkeit, die er verspührt hatte, war komplett verflogen und einem Gefühl der Aufgeregtheit gewichen. Kurz darauf drehte Lendor sich um, um nach seiner Begleiterin Ausschau zu halten. Wie es sich herausstellte, war sie dicht hinter ihm, die Kapuze, der Wache gleichtuend, ins Gesicht gezogen und immer noch mit verschränkten Armen. Sie schien noch nichteinmal den Arm ausgestreckt zu haben, um sich abzustützen. Überrascht sah er sie an, verfluchte noch einmal die Hängebrücke und betrat wenige Augenblicke darauf die Stadt.

    Schnell hatte er die erste Herberge gefunden. Gleich links vom Tor stand das "Silberheim auf dem Wasser", ein mehrstöckiges Wohngebäude aus alten, schlecht gezimmerten Holzbalken, an dessen Seiten und Herbergenschild das Wasser herablief. Trotz des Regens schlugen Lendor tausende übelkeitseregende Gerüche entgegen und ihm stiegen tränen in die Augen. Eillig, um dem Regen und dem überwältigendem Gestank zu entkommen, betrat er zusammen mit der Argonierin die Herberge und konnte sich deswegen keine Eindrücke von der Straße machen, außer dass sie von weiteren Holzgebäuden flankiert wurde und eher wie ein sehr breiter, mit kleinen Steinen bestreuter Trampelpfad aussah, auf dem sich das Regenwasser in Pfützen sammelte und der nur spärlich von Fackeln beschienen wurde.

    Lendor hatte vor seiner Abreise aus Cheydinhall den "Stadtleitfaden für Bravil" von Alessia Ottus gelesen. Richtig gute Informationen konnte man in ihren Büchern nicht erwarten, das war allgemein bekannt, denn die Autorin war streng gläubig und in all ihren Werken schwang Propaganda für den Kaiserlichen Kult mit. Über "das Armenhaus Cyrodiils" hatte sie geschrieben, das dass "Silberheim auf dem Wasser" die beste Absteige der Stadt war, und zu Lendors Erstaunen hatte sie recht behalten.
    Im gegensatz zur Fassade befand sich das Innenleben der Herberge in gutem Zustand. Kerzen erhellten den Raum mit warmen Licht und der Bretone hörte irgendwo ein Feuer prasseln. Der Sturm aus miefigen Gerüchen war durch eine solide Tür und geschloßene, mit dicken Scheiben versehene Fenster ausgesperrt. Links von ihm führte eine robust aussehende Holztreppe nach oben, sonst führte der längliche Raum nur geradeaus, wo er, nachdem die Treppe oben ankam, breiter wurde, um Platz für einen Tisch mit Stühlen, eine Feuerstelle und eine Theke zu schaffen. Außerdem hingen hier und dort noch einige Bilder mit underschiedlichen Motiven.
    Der Tresen war aus dunklem, edel aussehendem Holz hergestellt, dass sich deutlich von dem Holz, aus dem die Wand und der mit Teppichen belegte Boden gemacht waren unterschied. Ein Hochelf mit hellbraunen Haaren und sauberem braunen Wams, offenbar der Besitzer, stand hinter der Theke und sah zu Lendor und der Argonierin auf, nachdem die beiden das Gasthaus betraten.
    Schnell sprang er von seinem Stuhl hinter der Theke auf und rief mit einem warmen Lächeln: "Ah, Gäste! Wilkommen im Silberheim auf dem Wasser! Wollt ihr ein Zimmer mieten?"
    Lendor sagte: "Zwei Zimmer, um genau zu sein", und ging mit vor Nässe schweren Schritten auf den Altmer zu.
    Bevor er an der Theke ankam, trat ein Ork, ebenfalls in ein braunes Wams gekleidet, von hinter der Treppe zwischen ihn und sein Ziel und blickte bedrohlich auf ihn herrab.
    Abwehrend hob Lendor instinktiv die Hände und machte einen Schritt nach hinten.
    "Ist schon in Ordnung, er ist ein Gast!" hörte der Bretone den Hochelfen von hinter dem Ork rufen.
    "Ahso!" Die Mine des Orks hellte sich auf und er machte den Weg frei. Vorsichtig drückte Lendor sich an dem muskelbepackten Hauergesicht vorbei und nachdem er dem Ork einen unwillkürlichen Blick über die Schulter zuwarf, sprach er den Hochelfen an: "Wie gesagt, zwei Zimmer. Für eine Nacht, wie viel wollt Ihr dafür?"
    "30 Septime pro Zimmer. Frisches Bettzeug und ein Laib Brot sind mit eingeschloßen."
    "60 Septime?" fragte Lendor ungläubig. Im Gegensatz zur Schenke "Zum Schlechten Omen", wo er für beide Zimmer nur 20 Münzen Zahlen musse, war das ein recht hoher Preis.
    "Ja, 60. Aber der Preis wird sich in Zukunft ändern, ich brauche nicht mehr viel Geld um meine Schulden beim Grafen zu bezahlen. Das Gebäude hier war schon vorher da und eigentlich recht billig, aber gute Türen, Möbel und Schlößer sind leider sehr teuer, von den ganzen Lizensen mal abgesehen..."
    "Könnt Ihr nicht das Brot weglassen und uns die Zimmer billiger geben?" versuchte der Bretone nach kurzer Überlegung den Preis herunterzufeilschen.
    "Hmm..." antwortete der Altmer nur, und nach einer Pause fügte er hinzu: "Ja, ja das könnte Ich. Aber nur zur Ausnahme. Die Zimmer würden dann aber zusammen immer noch 50 Septime kosten. Günstiger kann ich sie nicht vermieten."
    Erleichtert darüber, dass er 10 Septime gerettet und damit einen eher fragwürdigen Sieg errungen hatte, nickte er zufrieden: "Gut, dann 50 Septime, hier." Schnell zog er an den kleinen Schnüren seines Geldbeutels und kramte die Münzen daraus hervor. Der Geldbeutel selber war in den Satteltaschen trocken geblieben und von ihrem Weg von den Ställen bis in die Herberge nur ein wenig eingeweicht.
    Zeitgleich hatte der Altmer sich umgedreht, um zwei Schlüßel von ihren Haken an der Wand hinter ihm zu nehmen, an denen jeweils ein Pergament mit einer Nummer hing. "Übrigens", fing er an, "mein Name ist Gilgondorin! Wenn Ihr etwas zu Essen, zu Trinken oder noch eine Nacht länger hierbleiben wollt, sagt mir bescheit. Wenn Ihr Ärger mit anderen Gästen habt, redet mit Kurdan da drüben," er deutete auf den Ork, der Lendor zuvor den Weg versperrt hatte und der jetzt auf einem gemütlich aussehendem Holzstuhl am Kamin saß. Außer Lendor, der Argonierin und Gilgondorin war der Ork der einzige im Erdgeschoß. "Er ist soetwas wie ein persöhnlicher Wachmann. Nicht, dass das wirklich notwendig wäre, es ist auf keinen Fall gefährlich... in... diesem Stadtteil! Egal, wilkommen in Bravil, ich wünsche euch noch eine gute Nacht. Schlaft gut!"
    Lendor bedankte sich, nahm die Schlüßel entgegen und ging auf die schweigende Argonierin und die Treppe zu, als er sich dann an etwas erinnerte: "Ah, Gilgondorin, könntet Ihr mich bitte Morgen Früh wecken?"
    "Natürlich, natürlich!" sagte Gilgondorin und sah ihnen freundlich lächelnd hinterher, als sie die Treppe erklommen.

    Oben reichte er der Argonierin den Schlüßel mit der Nummer "3" und einen Teil des Proviantes, der aus einem Laib Brot und ein paar Streifen getrockneten Fleisches bestand. Zögerlich nahm sie beides entgegen und wand sich ohne Worte zu ihrem Zimmer um. Nach kurzer Überlegung rief er ihr "Gute Nacht!" hinterher, aber erhielt keine Antwort, sie hatte bereits ihr Zimmer aufgeschloßen und war darin verschwunden. Kopfschüttelnd hob er den Schlüßel in seinen Händen auf Augenhöhe und betrachtete die Ziffer. Eine geschwungen geschmiedete "1" aus Messing, die durch Nägel an der Tür befestigt war, zeigte ihm, dass er bereits vor seinem Zimmer stand. Der Adrenalinstoß, den er durch den Schock auf der Brücke erhalten hatte, verlor seine Wirkung und er fühlte sich wieder so müde wie zuvor. Die Lederrüstung hatte den Regen gut abgehalten, aber die Nässe, die er an Kopf, Hals, Hand- und Fußgelenken verspürte verstärkte nur das Gefühl der Erschöpftheit, von dem langen Ritt tat ihm sein Rücken und sein Gesäß weh. Es wurde wirklich Zeit für ihn zu schlafen.
    Nachdem er sein Zimmer, ein kleiner, aber recht kompfortabler Raum mit einem niedrigen Schrank, einem kleinen Stuhl und einem gemütlich aussehendem Bett, betreten hatte, legte Lendor den Rest des Essens auf den Schrank, streifte seine komplette Rüstung ab, zog sein am Kragen nasses Hemd und die graue Stoffhose aus und legte sich dann ins Bett. Es war weich und warm, viel kompfortabler als sein eigenes in der Kaserne von Cheydinhall oder das Bettzeug in der Schenke "Zum Schlechten Omen". Bald schon versank er in einem ruhigen Schlaf.

    Am nächsten Morgen wurde er von einem Klopfen an der Tür geweckt. Gilgondorin schien sein Versprechen gehalten zu haben. "Ich bin wach, danke!" rief er und das Klopfen hörte auf, gefolgt von gut hörbaren Schritten von der Tür weg. Zu seiner eigenen Überraschung fühlte sich Lendor erneut ausgeschlafen und die Muskelkater, die er durch das lange Reiten erleidet hatte waren auf eine leicht verträgliche Stufe abgeschwächt.
    Er zog seine wieder trockene Kleidung und seine Lederrüstung an, band sich seinen Schwertgürtel um, brach sich ein Stück Brot ab, nahm einen Streifen des Fleisches und ging anschließen hinunter in den Schankraum. Außer dem dösenden Ork und Gilgondorin befand sich hier nur ein Lendor unbekannter Bosmer in Fellkleidung, der am Feuer saß und in einem Buch las.
    "Guten Morgen!" begrüßte der Hochelf den Bretonen. "Habt ihr Hunger?"
    Lendor machte eine wegwerfende Handbewegung, hob die Nahrungsmittel in seiner Hand und sagte: "Nein, danke, ich habe mein eigenes Essen." Kurz zögerte er, doch dann fragte er den Altmer: "Gilgondorin, kennt Ihr vielleicht einen Nord namens Turgar Silberstahl?"
    Überrascht dachte der Hochelf nach und nickte dann: "Ja, ich glaube er wohnt irgendwo im Süden der Stadt, also vom Torhaus aus rechts. Eine zweistöckige Hütte, er lebt im Erdgeschoß, jetzt weiß ich´s wieder, hat seine Fenster vernagelt... aber wieso- ach, vergesst es, es geht mich nichts an! Seit aber gewarnt. Ich habe Gerüchte gehört, dass dieser Nord viele Probleme mit den vielen Banden hier hat. Und solche Probleme sind leider ansteckend. Überhaupt solltet Ihr auf den Straßen aufpassen, die Kathedrale und das Silberheim sind die einzigen wirklich sicheren Orte in Bravil!"
    "Oh. Danke, ich werde es mir merken! Ach, und.. Die Argonierin mit der ich hergekommen bin..." fing Lendor vorsichtig an, "Passt auf, dass sie Nirgendwohin wegläuft. Eh, nicht, dass ich sie gefangen hallte, aber sie ist ein wenig verwirrt und ich habe ihr versprochen, sie nach Leyawiin zu bringen". Gilgondorin musterte ihn einschätzend, woraufhin Lendor noch rasch hinzufügte: "Ihr habt selbst gesagt, wie gefährlich Bravil ist, und Ihr müsst auch keine Gewallt einsetzen, versucht sie nur dazu zu Überreden, dass sie hierbleibt!"
    Nach langer Überlegung zuckte Gilgondorin mit den Achseln und sagte: "Die anderen Stadtteile. Und ja, in ordnung, ich werde versuchen sie zum Bleiben zu überreden, falls sie gehen will. Wann wollt Ihr denn zurückkommen?"
    Erleichtert darüber, dass der Hochelf ihm diesen zweiten, höchst seltsamen Gefallen nicht ausschlug sagte Lendor: "Ich weiß es noch nicht, Heute Abend spätestens. Und danke!"
    "Es ist kein Problem für mich, ich stehe sowieso den ganzen Tag hier. Seid Ihr sicher, dass Ihr nichts zu Essen kaufen wollt? In Bravil findet Ihr sonst nur billigen Fraß den irgendwer von den Wänden gekratzt oder aus dem Kanal gefischt hat!"
    Lachend schüttelte Lendor den Kopf und verließ die Schenke.

    Vor der Tür streckte der Bretone sich kurz und nahm sich Zeit, seine Umgebung genauer zu betrachten. Wie am vorherigen Tag regnete es, jedoch fiel der Niederschlag nur als Nieselregen auf die Straßen und Dächer Bravils und die Wolken färbten den Himmel in ein helles Grau. Die groben Gerüste aller Gebäude waren aus den gleichen abgenutzten und teils schon grün angelaufenen Holzpfeilern gebaut. Die Wände der meisten schienen nur aus dünnen Brettern zu bestehen, die sich ebenfalls in einem miserablen Zustand befanden und auf manchen Häusern stapelten sich bis zu drei Stockwerke. Es gab Treppen, die nach oben führten und breite Holzplanken, die die Balkone der oberen Stockwerke miteinander verbanden und somit ein eigenes Straßennetz für sich schufen.
    Die bodenbasierende Hauptstraße, die vom Tor Weg und zur Kathedrale, die viel größer war als alle Häuser, die in Lendors Sichtfeld standen und deswegen gut zu sehen war, führte und dort endete, hatte kein Pflaster. Stattdessen war ihre Erde mit Steinen und Kies vermischt, was jedoch nicht verhinderte, dass sich dort Pfützen bildeten. Die Nebenstraßen bestanden nur aus Erde und waren nach dem gestrigen Regenfällen stark vermatscht. Dies schien die ärmlich gekleideten Einwohner jedoch nicht zu stören. Es war noch recht frisch und warscheinlich erst früher Morgen, doch die Straßen waren schon belebt. Menschen und Mer versuchten, den Pfützen auszuweichen, hatten aber anscheinend auch keine Angst davor, einen Fuß in das braune Wasser zu setzen, wenn es sein musste.
    Ein Rudel aus verschiedenrassigen streunenden Hunden überquerte die Straße und hier und da erblickte der Bretone eine Katze umherstreifen.
    Auf Lendor wirkte das alles sehr fremdartig, denn selbst wenn Cheydinhall ebenso ein Sumpf des Verbrechens war wie Bravil, schaffte seine Heimstadt es doch, alles hinter einer schönen Fassade, gepflegten Grünanlagen und gut gepflasterten Straßen zu verbergen.
    Nachdem er sich seiner Meinung nach genug umgesehen hatte, machte er sich auf den Weg. Die Gerüche verdarben ihm den Apetit und er entschied, später zu essen. Er ging am großen Torhaus vorbei, an dem zwei heruntergekommen wirkenden Wachmänner standen, die ihre Hände mistrauisch auf den Knäufen ihrer Schwerter ruhen ließen und ihn wortloß musterten, als er sie passierte. Lendor folgte dem matschigen Weg in richtung Süden, an der großen Mauer entlang, auf der wegen der Höhe von unten nicht sehbare, aber durch ihre Gespräche hörbare Wachen patroullierten. Bald schon kam er bei dem Haus an, von dem er dachte, dass es das richtige war. Zwar hatten viele der Häuser- warscheinlich aus Einbruchgefahr, so dachte sich Lendor- geschloßene Fensterläden, aber der erste Stock von diesem hier war in der Häuserreihe das einzige mit zugenagelten Fenstern. Gespannt darauf, was ihn wohl erwarten würde, klopfte er an die Tür. Hinter der Wand rumpelte etwas und Schritte waren zu hören. Dann ging die Tür einen Spallt breit auf und gab den Blick auf ein einzelnes dunkelbraunes Auge in der Hälfte eines bärtigen Nordgesichtes frei, dass ihm sofort eine Frage entgegengrunzte: "Was wollt Ihr?"
    Es dauerte einen Moment, bis Lendor antwortete: "Verzeiht, aber wohnt hier vielleicht ein Turgar Silberstahl?"
    Die Tür schlug augenblicklich vor seiner Nase zu und nachdem er seine Verblüffung abgeschüttelt hatte, hörte Lendor Schritte, die drinnen von der Tür weggingen und dann wieder zurück kamen. Vor dem Eingang verstummte das Stampfen und unvermittelt riss der Nord die Tür auf.
    Geschockt sprang der Bretone einen Schritt zurück, mit der einen Hand am Schwertgriff. Der Nord stand mit einer Eisenplatte vor der Brust und mit einer gewalltigen, zweischneidigen Axt in der Tür. In seinem rot angelaufenen Gesicht stand der Zorn geschrieben und er fing an zu brüllen: "Verdammt nochmal! Ich werde euch verdammten Hunden und euren Zwingern keinen einzigen Septim zahlen! Eher sterbe ich, das habe ich den zerhackten Überresten deines Vorgängers auch schon gesagt!" Der Nord hob die Axt an und machte brüllend anstalten, sie mit vernichtender Wucht gegen Lendors Kopf zu schwingen.
    Eillig sprang der Bretone einen zweiten Schritt zurück und rief das erste das ihm einfiel: "Garrus Darellion! Garrus Darellion!"
    Bevor die Axt niedersaußte, hielt der Nord inne. "Garrus? Woher kennt Ihr ihn?"
    Verzweifelt nach diesem Strohhalm greifend stammelte Lendor drauflos: "Wachmann! Ich bin Wachmann in Cheydinhal! Garrus ist mein Vorgesetzter! Ich komme in seinem Auftrag!"
    Ungläubig mussterte der Nord ihn, wobei er wegen seiner Größe auf ihn herrabsah. "Die Stadtwache von Cheydinhal in Bravil? Willst du mich für dumm verkaufen?"
    "Nein!" rief Lendor, dem jetzt bewusst wurde, dass der Nord gute Gründe dafür hatte, ihm nicht zu glauben und wie lächerlich er sich anhörte. Was hatte eine Wache aus Cheydinhal in Bravil zu suhen? Eine ganze Grafschaft trennte die beiden Städte voneinander, wenn man das Hoheitsgebiet der Kaiserstadt denn als Grafschaft zählen konnte.
    Überraschenderweise ließ der Nord die Axt jedoch wieder sinken und knirschte mit den Zähnen. "Verdammt. Ich hätte nie gedacht, dass Garrus den Gefallen wirklich einlösen will..." Der Hüne guckte sich nach rechts und links um, und als er merkte, dass ein arm anmutender Rothwardon sie beide anstarrte, brüllte er ihm zu, er solle verschwinden, wobei er wild mit seiner Axt fuchtelte. Als der Gaffer verscheucht war, richtete der Nord seinen Blick wieder auf Lendor: "Komm herein. Dann erzählst du mir erstmal, was Garrus von mir will und was du hier zu suchen hast!"

    Im inneren des Hauses war es dunkel, denn das Licht von draußen viel nur gedämpft und in kleinen Strahlen zwischen den Brettern der vernagelten Fenster hindurch. Es gab nur ein Zimmer, in dem ein Tisch mit drei Stühlen, von denen einer einer anderen Bauweise entsprang, einen hohen Schrank, hier und da ein paar kleinere Komoden und ein Bett, das nur teilweise von einem groben Leinentuch verborgen war, dass von zwei Holzstäben gehalten wurde und als provisorische Wand diente. Sanitäre Einrichtungen gab es nicht. Mit großen Schritten durchmaß der Nord den Weg zum Tisch und machte es sich auf einem der Stühle bequem, die Axt griffbereit gegen die Sitzgelegenheit gelehnt. "Komm, setz dich!" Lautlos sprang eine schwarze Katze auf den Tisch, beäugte Lendor und rollte sich dann zusammen. "Verdammt!" schrie der Nord, "Runter vom Tisch!" Nachdem die Katze sich nicht rührte, sondern ihn nur teilnamslos ansah, hämmerte der Nord mit der Faust auf die Tischplatte. Unbeeindruckt blieb die Katze liegen und schloß die grüngelben Augen um zu dösen. Verärgert schnaubte der Nord und drehte sich zu Lendor um. "Dieses Vieh treibt mich noch in den Wahnsinn! Jetzt komm schon, nimm dir ´nen Stuhl!"
    Die Katze schien ganze Arbeit geleistet zu haben. "Bei den Neun, was ist das für ein Verrückter?" Wie geheißen setzte Lendor sich auf den nächstbesten Stuhl und rang sich dazu durch, die Stimme zu erheben: "Eh, ja, also... Garrus schickte mich, um..." Plötzlich beschlichen ihn zweifel. War sein Gegenüber überhaupt Turgar Silberstahl? Nicht, dass er jetzt einem der Banditen, die den Zug aus Wagen überfallen hatten, erzählte, dass er hinter ihm her war. "Ihr seid doch Turgar, oder?" Die Frage hörte sich ziemlich dumm an und Lendor verspürte deswegen ein beklemmendes Gefühl.
    Der Nord lachte laut auf und grinste breit. "Natürlich bin ich Turgar! Turgar Silberstahl, wie er leibt und lebt!"
    Seltsamerweise reichte dies dem Bretonen und beruhigt mussterte er den Nord: Seine blonden Haare waren kurzgeschoren und standen deswegen im Gegensatz zu seinem verfilzten Bart, der auf dem Kinn im wettergegerbten Gesicht wild in alle richtungen wuchs. Außerdem war es klar zu sehen, dass seine große Knollennase schon mehrmals gebrochen war. Das Hemd aus verblichener, roter Wolle, dass er unter der eisernen Platte, die mit Riemen aus sprödem und rissigem Leder an seinem Oberkörper gehalten wurde, trug, wies mehrere Löcher und geflickte Stellen auf.
    "Garrus schickt dich, um...?"
    "Er schickte mich los, um einen überfallenen Wagenzug auf der Straße zwischen Bravil und Leyawiin zu untersuchen, der warscheinlich mit illegaler Wahre beladen war. Und er sagte, ich sollte Euch einen Besuch abstatten, wenn ich hier vorbeikomme..."
    Erneut lachte der Nord: "Tjaha! Da hast du aber Glück gehabt, dass der alte Garrus dich zu mir geschickt hat!"
    Fragend sah Lendor ihn an. Der Nord wollte offenbar eine dramatische Pause vor seinem nächsten Satz haben: "Es ist nähmlich so, dass ein paar... sagen wir mal... Bekannte von mir sind erst kürzlich an ebendiesen Wagen vorbeigekommen sind! Sie haben mir ihre wunderbaren neuen Stiefel und Waffen gezeigt, die sie von dem Haufen toter Orks mitgenommen haben. Sie sagten auch, dass es dort keine Pferde gab, und die Wagen waren nur mit Nahrungsmitteln und diversen Haushaltswahren gefüllt. Nichts wirklich Wertvolles, denn wie ich meine Bekannten kenne, hätten sie laut damit herumgeprahlt. Das währe für dich jetzt eigentlich entmutigend, aaaber..." Turgar machte eine zweite Pause. "Aaaber, du hast verdammtes Glück, dass ich mich ein wenig schlau gemacht habe! Ich bin nunmal eine etwas neugierige Persöhnlichkeit und ein Haufen Orks in Stahlrüstung bewacht nicht einfach irgendwelchen Krimskrams! Und ganz zufällig habe ich mitbekommen, dass vor ein paar Tagen eine Gruppe von Kajiiten mit einem Wagen, dessen Ähnlichkeit mit den Wagen des Zuges von einem meiner Bekannten später bestätigt wurde und der mit Kisten beladen war, in Bravil angekommen ist. Ein Bettler, den ich kannte, hat gesehen, wie sie die Kisten durch die Stadt geschleppt haben, offenbar war er der einzige, es war mitten in der Nacht und wie üblich regnete es. Naja, der Bettler wollte mir aber nicht ohne Bezahlung verraten, wo sie die Kisten hingebracht haben, und leider ist ebendieser Bettler gestern an der Braunen Fäule gestorben. Oder an den Symptomen. Egal. Naja, das war jetzt alles, was ich weiß. Die Kajiiten musst du schon selbst finden."
    Lendor brauchte eine Weile um die Informationen zu verarbeiten und als er sich dann bedanken wollte, stöhnte Turgar Silberstahl auf.
    "Na gut! Verdammt, Garrus, warum musst du den zweiten Gefallen auch noch einlösen? Ich werde dir helfen, die Kajiiten zu finden! Ja, triff mich in ´ner Stunde im "Einsamen Freier", falls du weißt, wo das ist!", dann wand er den Blick auf die Katze, die auf dem Tisch schlief und blickte drein, als würde er sie für alles verantwortlich machen.
    Nachdem lange nichts gesagt wurde, stand Lendor schließlich auf und verabschiedete sich. Er wollte so schnell wie möglich aus dem Haus des Nordmannes herraus. Turgar selbst schien sympatisch zu sein, doch etwas ließ den Bretonen sich unbehaglich fühlen. Vielleicht war es die Angst, dass der Nord seine meinung plötzlich ändern und dann mit der Axt auf ihn eindreschen könnte.

    Nach kurzer erkundigung bei einem Stadtbewohner, die ihn weitere 5 Septime kostete, fand Lendor schließlich die "Einsamer-Freier-Unterkunft". Mit dem Überqueren der Hängebrücke über dem Kanal hatte er eingige Schwierigkeiten gehabt. Hängebrücken traute er in der Regel nur, wenn sie sich als stabil erweisten. Die Brücke über dem Kanal sah zwar nicht stabil aus, aber er konnte sich dazu durchringen, eine Überquerung zu wagen. Das größere Problem war der unglaubliche Gestank, der dem verdreckten Gewässer unter seinen Füßen entsprang. Glücklicherweise wurde die Brücke von vielen Leuten benutzt, weswegen Lendor immer weiter gedrängt wurde und deswegen gerade noch rechtzeitig aus seiner angeekelten Starre gezwungen wurde, sodas er sich nicht übergab.
    In der Schenke war der Mief nur teilweise ausgesperrt und vermischte sich mit dem seiner ärmlichen Besucher. Auf Abstand von den anderen Gästen bleibend war er dabei, sich auf den Thresen zu zubewegen, als ihm eine Gestallt, die alleine an einem Tisch saß und aus einem großen Zinnbecher trank ins Auge sprang. Die in Sachen Qualität im krassen Gegenteil der Rüstungen von anderen Besuchern stehende dunkle Stahlrüstung mit der dicken Halsberge aus gut gearbeiteten Ketten zeichneten den Kaiserlichen eindeutig als Mitglied der Legion aus. Dazu kamen das runde Gesicht, die kurzen Haare und die kleinen Augen und Lendor wurde schnell klar, dass er Pelelus, den Legionärsfreund von Gergius vor sich hatte. Große Lust dazu, mit ihm zu reden verspürte Lendor nicht, doch ihn interresierte, wie es um die Verstärkung für Gergius und die Schenke "Zum Schlechten Omen" stand.
    Als er den Tisch erreichte, hob der Legionär den Kopf und grinste breit, als er ihn erkannte: "Ah! Ihr! Wo ist denn Eure Echsenfreundin?"
    Die Stimme des Kaiserlichen klang provokant und Lendor zwang sich dazu, sich zurückzuhalten. Er setzte sich gegenüber von Pelelus auf den dort stehenden Stuhl und fragte: "Guten Tag, Pelelus. Ich möchte Euch von Gergius fragen, wann die verstärkung kommt. Er wird nicht lange ganz allein dort am Höllentor aushalten."
    Von dem plötzlichen Themenwechsel überrascht ließ Pelelus sein unverschämtes Grinsen fallen und wurde sehr ernst. "Es wird keine Verstärkung geben! Ich werde auf keinen Fall welche holen!"
    Lendor kniff die Augen zusammen. Warum war es ihm nicht gleich seltsam vorgekommen, dass der Kaiserliche zum Verstärkungholen nach Bravil und nicht direkt zur Kaiserstadt geritten war?
    Auf Lendors Gesichtsausdruck antwortete der Kaiserliche mit einem Zittern in der Stimme: "Wenn die von der Legion mich finden, werden die mich an die Front versetzen! Gergius kann mich mal, ich gehe nicht wieder auch nur in die Nähe eines dieser Tore!"
    Unvermittelt wurde Lendor sehr wütend. Gergius, Manheim, Rufio und Minerva versuchten bei der Schenke durchzuhalten, mit einem Obliviontor direkt nebenan, in der Hoffnung, dass die Legion kommt und ihnen hilft. Gergius war der einzige von ihnen, der wirklich mit einer Waffe umgehen konnte, doch alleine konnte er die Horden aus Oblivion nicht zurückhalten. Ohne Hilfe würden sie bald überrannt werden, und dieser fette, feige Möchtegernlegionär, der eigentlich die erhoffte Hilfe holen sollte, verkroch sich in einer Schenke in Bravil und saufte fröhlich Bier! Er sprang vom Stuhl auf und schrie den Kaiserlichen an: "Gergius verlässt sich auf Euch, verdammt! Und Ihr verkriecht euch hier wie ein kleines Mädchen! Die Leute, die dort warten, werden Eurentwegen sterben, ist euch das Bewusst?! Wie könnt Ihr so... kalt und ehrlos sein?"
    Der Legionär sprang jetzt seinerseits auf, das Gesicht rot angelaufen und die Fäuste geballt, jedoch mit einer Spur von Überraschung: "Sollen sie doch zur Hölle fahren, allesammt! Und ihre Ehre sollen sie gleich mitnehmen! Ihr wart nicht in Kvatch, nein das wart Ihr nicht! Ist es Ehrenvoll, eine ganze Stadt auszulöschen und dutzende Familien mit ihr? Nein, die Daedra scheren sich nicht um Ehre, was sollte sie mir dann bringen, wenn sie mich zerfetzen wollen? Und kalt? Ihr könnt das Gegenteil von Geisteskrankheit nicht kalt nennen!"
    Lendor spührte die Blicke der anderen Gäste auf sich ruhen, was seiner Wut einen jähen dämpfer versetzte. Hatte er gerade nicht etwas überreagiert? Als Wache sollte er Streit schlichten und keinen anfangen. Den Kaiserlichen anzuschreihen, der sich doch nicht dazu entscheiden würde, der Legion bescheid zu geben, ergab wenig Sinn. Schließlich ließ Lendor sich wieder in seinen Stuhl zurücksinken und nach einem lautem Schnauben tat Pelelus es ihm gleich. Der Legionär vergrub das Gesicht in einer gepanzerten Hand und gab dann nach einer unangenehmen Pause im Flüsterton zu: "Verdammt, Ihr habt recht. Aber trotzdem, nichts wird mich dazu bringen, mich bei der Legion zu melden! Von mir aus könnt Ihr das tun, ich will nicht gegen die Daedra kämpfen."
    Schweigend saßen sich beide Männer so gegenüber, als Lendor schließlich versuchte, ein Gespräch anzufangen. Warum hatte dieser Mann vor ihm solche Angst vor den Daedra, von denen dem Bretonen nicht allzuviel bekannt war? Außerdem war dies eine Gelegenheit, mehr über die Geschehnisse in Kvatch zu erfahren:
    "Pelelus, Ihr sagtet Ihr wart in Kvatch, als es fiel?"
    Langsam sah der Kaiserliche auf und antwortete entgegen Lendors befürchtungen: "Bei Stendarr, nein! Zum glück nicht! Gergius und ich, wir waren Teil des Trupps, der nach der Errettung der Stadt aufräumen sollte. Die Trümmer nach Überlebenden und hinterbliebenen Daedra durchsuchen. Verdammt, ich hatte schon ein schlechtes Gefühl, als wir die ganzen Flüchtlinge gesehen haben!" Pelelus fixierte abwesend die Tischplatte und sein Gesicht verfinsterte sich, als er weitererzählte: "Ich hab es selbst nicht geglaubt, bis ich es gesehen habe! Der Platz vor der Mauer, wo früher einmal ein Stall und ein paar alte Hütten standen war verbrannt und komplett mit Asche eingedeckt. Die Mauer war Schwarz vom Ruß. Und da waren noch diese Stummel, die vom Obliviontor übrich waren. Den Überlebenden nach war es viel größer als die Anderen dieser verfluchten Portale und angeblich ist dort ein gigantisches stählernes Etwas herausgekrochen und ist über die Stadtmauer geklettert. Und es hat trotz des Regens überall nach verbranntem Fleisch gestunken!" Er schüttelte angewiedert den Kopf. "Dieser widerliche Gestank, er ist sogar viel schlimmer als der aus dem Kanal hier! In der Stadt selbst... Der Turm der Kathedrale ist umgestürtzt und trennte die Hauptstraße und den Platz in zwei Teile. Alle Häuser waren bis auf ihre Steinfundamente niedergebrannt, nur noch verkohlte Ruinen! Verflucht, wir mussten die Leichen in Reihen nebeneinanderlegen! Die Leute von der Stadtwache, die noch übrig und nicht allzusehr traumatisiert waren und noch arbeiten konnten, haben uns geholfen, uns zurechtzufinden. Die armen Schweine... Deine Stadt brennt ab und du musst noch durch die Ruinen stampfen, wo deine Nachbarn gewohnt haben und wo dein Leben in tausend Trümmer zerschlagen wurde! Sie haben kein Wort gesprochen mit uns, nur wenn es nötig war. Und diese ganzen verkohlten Leichen! Hunderte von ihnen! Auf der Straße, in den Ruinen, auf der Mauer, gebacken in Kellern! Die meisten konnte man weder Alter, noch Rasse oder Geschlecht zuordnen. Und dann haben diese Mistkerle vom Zensus und Steueramt unseren Offizieren Briefe geschickt, in denen sie uns befahlen, dass wir die Toten und die Überlebenden identifizieren sollen, damit sie wussten, welche Leute so bald keine Steuern mehr Zahlen würden! Nachher haben uns unfreiwillige Freiwillige, die auf der Goldstraße unterwegs waren geholfen, so dass wir längere Pausen einlegen konnten. Verdammt, ein paar von denen sind durchgedreht, sogar einer von uns! Mich hätt´s auch fast erwischt, ich wollte einfach nur weg von dort! Zu unserem Glück wurden ein paar von uns abgelöst, darunter Gergius und ich. Aber haben wir eine Schohnpause bekommen? Nein! Wir mussten auf den Straßen patroullieren, immer zwischen den Städten hin und her, mit dem Befehl jedes Tor zu melden, das wir finden und anschließend wieder in die Kaiserstadt zurückzukehren, um uns dort den Truppen anzuschließen!" Aufgeregt war er fast erneut aufgesprungen und sein Gesicht war bereits wieder rot angelaufen. Nachdem er sich beruhigt hatte, ließ er sich wieder in den Stuhl sinken. "Ich habe mich der Legion angeschloßen, weil es keine Kriege mehr zu führen gibt! Ja, es gibt politische Spannungen zwischen dem Kaiserreich und den Provinzen Morrowind, Schwarzmarsch und Elsweyr, aber das war nur eine art Schatten! Ja, und das ist der Grund, warum mich die Legion mal kreuzweise kann! Und warum ich so lange wie möglich einen großen Bogen um die Daedra machen werde. Und, warum ich mich die ganze Zeit über volllaufen lasse!"
    Erneut folgte eine Pause. Pelelus hatte mit solcher Inbrunst, Verachtung und solchem Bedauern gesprochen, dass Lendor ihm ohne weiteres glauben schenkte und jetzt bedauerte er, dass er unbedingt etwas über Kvatch herausfinden wollte. Zwar könnte man den Patroulliendienst als einen Versuch der Legion sehen, wenigstens ein Paar ihrer Soldaten eine Ruhepause von Kvatch zu gönnen, aber er wollte deswegen keinen weiteren Streit anfangen. "Also werdet Ihr hierbleiben und Gergius alleine lassen?"
    Der Legionär biss sich auf die Unterlippe und schien nachzudenken. "Ja. Auf keinen Fall geh ich da hin! Ich könnte aber einen Brief an meinen Hauptmann schicken. Warscheinlich werden die dort in der Kaiserstadt mit Meldungen von Tor-Sichtungen zugeschwemmt, aber vielleicht kann er dafür sorgen, dass jemand geschickt wird, um ihn und diese Hohlköpfe von Tavernenbewohnern da rauszuholen. Anschließend werde ich mir wohl ein Schiff oder ein Boot schnappen, bis vor die Küste rausfahren und die ganze Sache aussitzen. Ich habe noch nie von im Wasser lebenden Daedra gehört, und das hat glaube ich auch seine Gründe."
    Wenigstens hatte Lendor erreicht, dass der Kaiserliche bericht erstatten wollte. Doch diesem schien etwas wieder einzufallen: "Ein Problem gibt es aber: Ich habe zu wenig Geld um einen Kurier, geschweige denn eine Brieftaube zu bezahlen! Das Geld für mein Zimmer, das Essen und das Bier ist mir schon gestern ausgegangen. Ich werde mir wohl etwas erspielen müssen..."
    Lendor verstand sofort: "Ich werde euch eine Brieftaube bezahlen. Kommt morgen einfach beim "Silberheim auf dem Wasser" vorbei."
    Pelelus nickte: "Ja, das werd´ ich machen. Bis morgen." Anschließend stand er wortlos und mit hängenden Schultern auf und verschwand im Getümmel der Gäste, die ihr Interresse an den beiden Menschen schon verloren hatten, nachdem es nicht sofort zu Handgreiflichkeiten gekommen war.
    Als Lendor gekommen war, hatte er einen Feigling in Pelelus gesehen, doch jetzt sah er einen verzweifelten Mann gehen, der zuviel gesehen hatte, und nebenbei von Schuldgefühlen und warscheinlich auch von Alpträumen geplagt wurde.
    Als hätte er das verschwinden von Pelelus als Signal gedeutet, schob Turgar sich durch eine Gruppe von Besuchern durch und grüßte Lendor freundlich: "Da bist du ja! Wie versprochen habe ich meine Verbindungen spielen lassen und jemanden gefunden, der uns helfen kann, die Kajiiten zu finden!" Er machte einen Schritt zur Seite und Lendors Blick fiel auf den Mann, der zuvor hinter der gewaltigen Statur des Nords verborgen gewesen war. Die dunkelblaue Haut und die roten Augen machten deutlich, dass es sich um einen Dunkelelfen handelte. Er war mittelgroß, seine schwarzen Haare waren fettig und sein Gesicht, wie die Gesichter der anderen Gäste, verschmutzt. Er trug billige Wollkleidung, die sich nur in dem Punkt auffällig machte, dass sie quer über die Brust einmal genäht worden war und auch einige Löcher aufwies.
    "Dies ist Uradas "Großfürst" Ramori- ", setzte Turgar an, doch der Dunkelelf unterbrach ihn: "Ich habe dir schon gesagt, dass du mich nicht Großfürst nennen sollst!" sagte er und stieß dem Nord den Ellbogen unsanft in die Seite, bevor er weitersprach: "Und ja, ich werde euch helfen, diese Kajiiten zu finden!"
    Geändert von Kampfkatze2 (02.09.2011 um 02:07 Uhr)

  14. #34
    Da! Kritik ist erwünscht! Ich selbst finde diesen Abschnitt nicht so gut gelungen, für mich selbst fühlt er sich ein wenig... rausgeklatscht an, aber ich will trotzdem wissen, was ihr davon haltet!


    Zitat Zitat
    9. Kapitel

    Plötzlich verwandelten sich alle Passanten in dicke Streifen aus matter Farbe. Sie schienen auf einmal so schnell zu werden, als der Schmerz in Bros Kopf und Bein explodierte. Er wurde von einem überwältigendem Schwindelgefühl erfasst und stolperte hastig auf die nächste Hauswand zu, um sich abzustützen. Als er an der groben Holzwand eines kleineren Wohnhauses ankahm, schaffte er es noch, sich mit dem Rücken gegen das Holz zu werfen, bevor er verkrampft in eine Sitzposition abrutschte. Schweißperlen rannen ihm über die Stirn und knapp an seinen Augen vorbei. Sein Kopf fühlte sich wie ein geplatzter Kürbis an, seine Gedanken floßen schnell und hecktisch wie ein reißender Fluss und gleichzeitig langsam wie eine zähflüssige Masse. Es kam ihm vor, als wäre sein Bein an seiner Wunde gerissen, in zwei gespalten, nur dass er beide Seiten spürte. Bro versuchte mit halbgeschlossenen Augen nach hilfe zu rufen, doch es kam nur ein leises Flüsstern zwischen seinen bebenden Lippen hervor. Er merkte, dass die vorbeikommenden Menschen und Mer ihn bemerkten, kurz stehen blieben, um ihn abfällig oder neugierig zu mustern, und dann einfach weitergingen. Sein Herz schoß ihm in die Ohren, er fühlte seinen Pulls rasen und glaubte ihn fast schon zu hören. Sich krampfhaft windend rang er jetzt am Boden mit seinen Schmerzen, als die Pein ebenso unvermittelt verschwand wie sie gekommen war. Nur ein andauerndes Echo blieb noch zurück und vor Bros Augen wurde die Welt wieder klarer. Er setzte sich aufrecht hin, wobei er sich an der Wand hinter ihm ablehnte und nachdem sich sein Puls nach einer scheinbaren Ewigkeit wieder beruhigt hatte, richtete er sich voll auf, die Wand weiterhin als Stütze verwendend. Was, bei Oblivion, war gerade passiert?!
    Nachdem er sich von dem seltsamen Schock erholt hatte, versuchte er sich ersteinmal zurechtzufinden. In seinem Kopf und in seinem Bein pochte es noch, doch auch diese letzte, schwache Welle ließ langsam aber sicher nach. Es dauerte eine Weile, bis er die richtung wiedererkannte, aus der er gekommen war. Die Kajiiten zu verfolgen würde jetzt keinen Sinn mehr machen. Doch von wo er auf diese T-Kreuzung gelangt war, war wenigstens ein Anhaltspunkt, mit dem er etwas anfangen konnte. Er musste zurück zur Schenke und Senjo- nein, Serjo- die schlechte Nachricht überbringen bevor er wieder einen Schmerzanfall hatte, von dem Bro sich immer noch nicht sicher war, ob es sich um eine wiederkehrende Erscheinung handelte. Vorsichtig begann er mit kurzen Schritten, bei denen er die Belastbarkeit seines Beines prüfte. Nachdem er die beste Mischung aus Geschwindigkeit und Rücksicht auf seine Verletzung gefunden hatte, wurden seine Schritte größer und auch sicherer.
    Zu seinem Glück ging die Straße aus der er gekommen war nur geradeaus, und in nicht alzugroßer Ferne entdeckte er die Spitzen des Turmes der Kathedrale. Die Kathedrale war zwar recht groß, aber die Häuser um ihn herum waren viel zu dicht an ihm dran, und so verschwand der Turm wieder hinter einem der vielen Gebäude, aber die ungefähre Richtung hatte Bro sich einprägen können. Vom Platz vor der Kathedrale aus würde es ihm bestimmt nicht schwerfallen, den Weg zum "Einsamen Freier" zu finden.
    Schließlich erreichte er nach längerer Zeit die steinernen Stufen des Götterhauses. Wegen seinem Bein hatte er etliche Pausen einlegen müssen, und manchmal war er in eine Sackgasse gerannt, was dazu führte, dass er länger gebraucht hatte, als gehofft. Die Sonne stand bereits im spitzen Winkel zum Horrizont im Westen. "Aber wenigstens", so dachte er bei sich, "wurde ich nicht überfallen und ich seh die Schenke schon von hier aus!"

    Schneller als erwartet hatte er den Weg zum mehrstöckigen Gebäude zurückgelegt. Der Schmerz in seinem Bein schwangte in seiner Intensivität, jedoch wurde er nie so beißend, wie er es bei seinem Anfall erlebt hatte. Die Schenke war deutlich bevölkerter als zu der Zeit in der er sie verlassen hatte, um den Kajiiten hinterherzurennen. Überraschenderweise konnte er einen noch freien Stuhl in der Menge ausmachen. Als er ihn erreicht hatte, setzte er sich und atmete erleichtert aus, als er die Belasstung von seinem Bein nahm. Aber wie lange würde er auf Serjo warten müssen? In gedanken korrigierte er sich wieder und kehrte anschließend zu seinen Überlegungen zurück: "Senjo, nicht Serjo! Haben wir eine Treffzeit, geschweigedenn einen Treffpunkt ausgemacht?" Bestimmt würde der Maskierte ihn hier, im "Einsamen Freier" treffen wollen, aber völlig sicher konnte er auch nicht sein. Aber wo sollte er auch hingehen? Außer dem "Einsamen Freier" hatte er kein Gebäude in Bravil von innen gesehen, sogar die Stallungen hatte er nicht benutzt, um Geld zu sparen. Das Pferd, das Bro bei seiner Flucht aus Grenzburg gestohlen hatte, lief jetzt bestimmt irgendwo im Wald vor Bravil herum und suchte Schutz vor dem immerwährenden Regen. Und jetzt wurde er auch hungrig, er hatte nur am Morgen gegessen. Er gab es ungern zu, aber was das Geld anging, war er von Senjo abhängig. Oder war es Serjo? Warum hatte er solche Probleme mit diesem Namen?
    Minute um Minute verstrich, und als Bro es nicht mehr aushielt, zu warten, machte er sich auf zum Thresen. Der Wirt von heute Morgen war nicht da, offensichtlich gab es einen Schichtwechsel. Jetzt stand ein für Bro weniger sympatisch aussehender Rothwardone hinter der Theke und nahm gerade eine Bestellung auf, die er zur Gehilfin hinter ihm weiterleitete, als er den Ork bemerkte und ihn mit seinen dunklen Augen fixierte. "Was solls sein, Großer?"
    Bro schüttelte verneinend den Kopf und stellte klar, was er wollte: "Kennt Ihr zufällig einen Serjo? Er trägt eine Maske, nicht schwer zu übersehen! Ist er hier irgendwo?"
    Zu Bros Verwunderung lachte der Rothwardone laut auf. "Serjo? Was bist du, irgendein Sklave aus Morrowind der seinen Meister sucht, weil er nicht selbstständig denken kann?"
    Verwirrt blickte der Ork den Rothwardonen an. Er hatte ihn offensichtlich beleidigt, aber wie kam der Mensch auf Morrowind und Sklaven? Und vor allem, wie kam er auf "Meister"? Offensichtlich war aber, das "Serjo" nicht wirklich Serjo hieß. "Ihr versteht mich falsch. Bis jetzt wusste ich noch nicht einmal, das Serjo kein echter Name ist." gab er Ork zu. Er registrierte eine Bewegung links von sich und drehte sich in diese Richtung. Ein älterer, dunkelrothaariger Kaiserlicher mit zerfranztem Backenbart hatte sich zu ihm vorgebeugt. Seine Augenlider bewegten sich unaufhörlich und er zitterte leicht. "Hör zu, Grünchen," fing er mit seiner rauchigen Stimme an, "Leute wie dich mögen wir hier nicht! Morrowind ist ein scheiß Land, das nur von diesen rotäugigen Spitzohren bewohnt wird, die sich andere Rassen als Sklaven halten und falsche Götter anbeten! Geh zurück dahin, wo du hergekommen bist, oder ich- ich- ich werde dir B- Beine machen!" Zu den letzten, gestotterten Worten bewegte er noch schwungvoll seine Hand, wobei er den Zeigefinger ausstreckte. Hätte er ihn nicht gerade bedroht, und würden nicht gerade alle Köpfe seiner Sitznachbarn sich zu ihnen umdrehen, hätte Bro die Worte des Menschen witzig gefunden. Doch zu schnell füllte sich die Luft mit Spannung, als die offensichtlichen Freunde des Kaiserlichen, eine Gruppe von sechs Mann, diesem ihre Zustimmung gaben. Sie alle waren Menschen, zwei von ihnen Rothwardonen, ein Nord und drei andere Kaiserliche. Sie ließen Rufe wie: "Zurück zu deinem Tribunal!" oder "Geh zurück zu deinem Sklaventreiber!" von sich vernehmen. Einer, der breitschultrige Nord, machte schließlich einen Vorschlag. Er tippte dem Rothaarigen auf die Schulter: "Wie wärs, Tullus, wenn wir ihm zeigen, dass Feinde des Kaiserreiches auf dieser Seite des Kanals nichts zu suchen haben?"
    Bro war bei genug Schlägereien gewesen, um zu wissen, was gleich geschehen würde. Warscheinlich hatte der jetzige Stand der Dinge an den Gemütern der Menschen genagt, und jetzt haben sie etwas gefunden, um ihren Frust rauszulassen. Und das eine, und wie Bro jetzt wusste, dunmerische Wort war für sie lächerlicherweise Vorwand genug, jemanden zusammenzuschlagen. Hastig stand Bro von seinem Platz auf, es wurde Zeit, so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Er drehte sich gerade zur Tür, als er warnahm, dass der Kaiserliche namens Tullus, offensichtlich der Anführer, seinem Mitmenschen antwortete: "Eigentlich eine gute Idee, Radding! Kommt, Jungs!"
    Noch bevor er weit genug gekommen war, stellte sich ihm einer der beiden Rothwardonen in den Weg und stieß ihn zurück. Fast wäre Bro in seinem angeschlagenen Zustand nach hinten hin umgekippt, doch er schaffte es noch im letzten Moment, sein Gleichgewicht zu halten. Die Menschen schloßen jetzt einen Kreis um ihn und das Adrenalin schoß ihm ins Blut, seine Kopfschmerzen nahmen gleichzeitig zu. Bro war zwar verwundet, aber ohne Gegenwehr würde er sich nicht unterkriegen lassen! Jetzt kam es für ihn darauf an, ob sie sich alle gleichzeitig auf ihn stürzen würden, oder ein Einzelner von ihnen aus den Reihen treten würde, um vor seinen Freunden anzugeben. Die vermeindliche Glückssträhne des Orkes schien noch nicht zuende zu sein, denn Tullus trat zu ihm in den Kreis. Mitlerweile hatte der Rest der Gäste den Kreis aus Menschen bemerkt und sammelten sich um sie herum um zu gaffen. Böse grinste der mit Zahnlücken versehene Mund des Kaiserlichen Bro an. Bros Augen huschten schnell hin und her. Tullus hob die Fäuste, wobei er wie schon vorher unentwegt zitterte. Er war offensichtlich stark betrunken und Bro hoffte, das würde seine Wunde am Bein ausgleichen.
    "Los, Tullus, mach ihn fertig!", rief einer der anderen Kaiserlichen seinem Anführer zu. Dieser lachte und sagte im Flüsterton: "Na warte, du grüner, haarloser Affe, ich wer-"
    Weiter kam er nicht, denn Bro ließ seine Rechte schwungvoll gegen die linke Wange seines Gegners fahren. Die Menge johlte.
    Völlig überwälltigt stürtzte der Kaiserliche zu Boden und augenblicklich schloßen sich kräftige Arme um Bros eigene und hielten ihn fest. Er versuchte krampfhaft sich zu befreien, aber vergeblich, der Nord war einfach viel zu Stark, selbst durch Treten mit seinem heilen Bein ließ sich der Griff nicht lockern. Die Glückssträhne war vorbei.
    Tullus stand wieder auf, wobei er hilfe von einem seiner Kameraden erhielt. Jetzt zitterte er stärker als zuvor, aber dennoch kam er mit wackeligen Schritten und ernstem Gesicht auf den Ork zu. Ohne ein weiteres Wort stieß der Kaiserliche seine Faust in einem Haken in Bros Magengrube. Bros Körper zuckte und wollte dann zusammensacken, doch der Nord hielt ihn auf den Beinen. Der Bärtige holte zum zweiten mal aus, als der Wirt, trotz des Gelächters und der Rufe seiner Gäste gut zu hören, Tullus etwas zurief:
    "Tullus! Lass es, geht raus mit ihm, oder Bogrum Gro-Galash wird mir die Oblivionebene heiß machen, weil ich eine Schlägerei zugelassen hab'!"
    Nachdem er registriert hatte, was der Wirt ihm gesagt hatte, nickte Tullus zustimmend und befahl im toternsten Tonfall: "Ihr habt ihn gehört, schafft ihn raus!" Er schlug Bro nocheinmal in den Magen und die Menschen begannen, ihn zum Eingang zu zerren. Das alles bekam der Ork nur benommen mit, sein Bauch schmerzte und er fühlte sich, als müsste er sich gleich übergeben.

    Die Luft drausen war kühl, für Bro ungewöhnlich kühl. Sein Gesicht hatte sich zu einer Maske des Schmerzes verkrampft und immer noch brachte er nicht genügent Kraft auf, um sich aus dem stählernen Griff des Nordmannes zu befreien. Sie schleppten ihn in eine kleine Gasse, wobei nur Vier von ihnen mitkamen. Der Rest der Bande, so bekam Bro noch mit, blieb bei der Schenke zurück. Wie immer regnete es, jedoch nur unbedeutent wenig. Am Rande seines Bewusstseins bekam der Ork noch mit, das es schon dunkel geworden war. In der Gasse angekommen wurde Bro von dem Nord erneut angehoben. Tullus fing unter dem Gelächter seiner Leute damit an, dem Ork wortlos in den Magen zu schlagen. Die Welt um Bro herum wurde schwarz und fing an, nur noch aus Schmerzen zu bestehen, die einem Eisenbarren, der sich in einem ungleich bleibenden Takt in seinen Magen bohrte entsprang. Hoffentlich war es bald vorbei...
    "Laß ihn los." Ohne zu zögern ließ der Nord Bro auf den weichen Schlammboden fallen. Darauf folgte ein unerwarteter Tritt in sein Gesicht. Vor Bros Augen nahm die kaum zu sehende Welt eine tunnelartige Gestallt an, wobei die Ränder nur aus tiefer Schwärze bestanden und in seinen Ohren klingelte es. Bevor jedoch ein weiterer Tritt folgte, hörte Bro in weiter Ferne eine bekannte Stimme etwas sagen. Der Kaiserliche und sein Gefolge bewegten sich, Bro merkte wie ihre Füße sich in der Erde der Gaße drehten. Tullus sagte etwas, doch Bro bekam in seiner Pein nicht mit, was. Es war ihm auch egal. Hauptsache, die Schläge und Tritte hörten wenigstens für eine Zeit lang auf.
    Plötzlich schrie einer der Menschen auf. Die anderen Bewegten sich hektisch hin und her, der Nord machte einen Schritt über ihn rüber und etwas schweres fiel zu Boden. Unvermittelt wurde die enge Gaße für den Bruchteil einer Sekunde in hellblaues Licht getaucht, gefolgt von verzweifelten Rufen. Erneut stürtzte etwas zu Boden, und nach einem lauten Schrei gab es ein weiteres Rumpeln. Bro hörte, wie Tullus fluchte und jemand, warscheinlich ebendieser Kaiserliche, anfing zu laufen, doch es endete sehr schnell nachdem die Gaße erneut aufleuchtete.
    Es wurde unvermittelt sehr ruhig. Schritte näherten sich ihm, und kurz darauf hielt ihm jemand einen gläsernen Gegenstand an den Mund, aus dem er müde schluckte. Sein letzter Gedanke war: "Ist es Zufall, das er immer kommt, wenn ich dabei bin, das zeitliche zu segnen?" Danach ließen die Schmerzen nach und er ließ sich komplett von der willkommenen Dunkelheit vor seinen Augen erfassen.

  15. #35
    So ich habe mal wieder deine Postings nachgeholt. Ich will allerdings nicht unnötig viel kritik dazu abgeben, da sich vieles vorangegangene wiederholen würde. Also Charakteristika und Umgebung sind wie bisher auch gut getroffen, vorallem Bravil (das ja hier offenbar der Haupthandlungsort ist) wirkt sehr eindrücklich, viel eindrücklicher als im Spiel selbst ^^.

    Die Geschichte denke ich, entwickelt sich auch sehr gut und interessant, besonders wie du jetzt in den letzten Beiträgen die einzelnen Geschichtsstränge im Einsamen Freier vereint hast, halte ich für gelungen und natürlich auch die herrschende Stimmung in diesem Lokal. Das Gespräch bspw. das Wachsoldat und Legionär über das zerstörte Kvatch führen denke ich, ist hier eine besonders gute Dialogszene.

    In deinem neuesten Beitrag finde ich ebenso den Dialog und das stimmungsvolle drumherum um den Tavernenstreit gut und auch die Beschreibung zu Anfang, als die Symptomatik der - ich vermute es mal ganz stark - Blutvergiftung dargestellt wird.

    Kritikmäßig kann ich über die Beiträge erstmal nur generell wieder sagen, dass einige mitunter typische Rechtschreibfehler drin sind (bspw. statt eines harten t wurde ein d geschrieben) und das im letzten Beitrag manche Formulierung etwas umständlich war, aber so gesehen, will ich mich da deiner Selbsteinschätzung nicht anschließen, dass es rausgeklatscht wäre, auch wenn die Geschichte jetzt dadurch nur insofern vorangetrieben wird, dass die Grünhaut langsam begreift, dass sich der Chitin-Maskenträger eventuell einen Scherz mit ihm erlaubt hat oder ihn tatsächlichen als seinen Sklaven betrachtet. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt.



    Ich will die Gelegenheit nutzen und mal wieder etwas aus meiner Geschichte bringen. Der damals eingestellte Schnipsel war ja schon zum damaligen Zeitpunkt alt wie die Steinkohle. Also will ich mal etwas aktuelles aus der Geschichte bringen. Den Schnipsel habe ich Anfang Juli geschrieben und er beschreibt die Ankunft vor Chorrol. Also viel Spaß damit und Kritik ist auch dazu wieder einmal erwünscht bzw. gewünscht:


    Zitat Zitat
    Innerhalb weniger Minuten passierte die Reisegruppe daher auch schon die Weynon Priorei, wie Ernest im flotten Ritt berichtete. Dort sollte eine kleine Gemeinschaft von Mönchen vom Orden des Talos leben und beten, wie Marius daran anfügte. Lizzie warf nur einen flüchtigen Blick hinüber zum großen Haus der Priorei und betrachtete die nebenstehende Kapelle einen Moment länger, bevor sie das Gelände passiert hatten und sich wieder auf die Straße konzentrierte. Elisabeth war zwar im Glauben an die Neun erzogen, aber hatte schon seit einer Ewigkeit keine Messe mehr besucht. „Wenn ich den Schatz tatsächlich finde, sollte ich vielleicht mal wieder eine Kirche des Kaiserlichen Kultes aufsuchen und als Dank dafür beten“: überlegte sie nun plötzlich, aber verwarf den Gedanken daran schnell wieder. In den letzten Jahren war sie auf See auch ohne die Götter wohl gelitten. „Ich schaffe es aus eigener Kraft!“: entschied sie in Gedanken, da war die Priorei inzwischen völlig außer Sicht, doch dafür schoben sich nun die aufragenden Mauern der Stadt Chorrol in ihr Blickfeld. Die Neigung der Straße nahm nun deutlich ab und wurde fast wieder waagerecht. Ernest drosselte umgehend das Tempo seines Pferdes, woran sich die Reittiere der anderen sofort anpassten. Lizzie nutzte die Gelegenheit um sich die Stadt genauer anzusehen. Sie ritten geradewegs an der Mauer vorbei, die wie eine Felswand neben ihnen mitten im Wald aufragte. In unregelmäßigen Abständen durchbrachen runde Wachtürme die Abwehranlage und wenn man gegen die untergehende Sonne die Augen zusammenkniff, konnte man gerade noch die Turmspitzen des Schlosses erkennen. Doch durch den umgebenden Wald wirkte die Stadt fast unwirklich. Der Ort schien nicht so recht zu kaiserlicher Zivilisation zu passen. Tatsächlich unterstrich das Bild dieser Stadt, die wörtlich mitten im Forst, umgeben von Busch und Baum, lag, das Bild einer Provinzstadt, wie es Marius ihr schon vorgemalt hatte.

    Gemeinsam ritten sie noch ein Stück an der Mauer entlang, dann kam ein größeres Gebilde in dem Wall zum Vorschein, das offensichtlich das Torhaus mit einen vorgelagerten kleinen Hof war, der durch einen offenen Torbogen betreten werden konnte. Dort hinter, so erzählte Ernest nun, befand sich der große Stadttorbogen mit ebenjenem massiven Stadttor. Er lenkte jedoch sein Pferd und damit alle Reisenden zu einem kleinen hölzernen Verschlag mit angeschlossener Koppel und Stallung, die wohl die Ställe der Stadt Chorrol darstellen sollten. „Die Pferde müssen außerhalb der Mauern untergebracht werden?“: fragte Lizzie. „Ja das ist hier in Cyrodiil normal. Das wirst du in jeder Stadt hier finden, wie ja auch schon in Anvil“: antwortete Marius. Lizzie schüttelte den Kopf. „Das ist ja geradezu eine Einladung an alle Banditen und Pferdediebe!“: rief sie aus. „Nun ja die schöngeistigen Fürsten wollten wohl nicht, dass die Straßen ihrer Städte von Pferdescheiße verunreinigt werden. Das Risiko scheint es ihnen wert zu sein. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, was ekliger ist: Der Pferdemist oder der Dreck, den die feinen Bürger tagtäglich auf die Straße kippen“: schaltete sich Crowley in die Unterhaltung ein und lachte laut auf, als er geendet hatte. „Nicht das sie jetzt auf dumme Ideen kommen, nur weil die Sicherheit nicht ganz erst genommen wird“: warnte Ernest. Der alte Säufer musste wieder lachen: „Nein natürlich nicht. Solange den Gäulen kein Ruder und keine Segel aus Arsch und Rücken wachsen, kann ich mit ihnen nichts anfangen!“ Nicht ganz überzeugt von der Wahrheit seiner Worte, verharrte der Blick des Rothwardonen noch einen Moment länger auf dem Alten, bevor er sich wieder an Marius und Lizzie wandte: „Meine Begleitpflicht endet bei den Ställen. Ihr werdet dann absteigen, euer Gepäck nehmen und könnt meinethalben tun, wozu ihr lustig seid, natürlich außer die Pferde zu stehlen.“ „Und was werdet ihr tun?“: fragte Lizzie, als sie die Stallungen endlich erreichten. „Ich kehre nach Anvil zurück, sobald sich die Reittiere ausgeruht haben“: antwortete er knapp, da erreichten sie gerade die Ställe. Crowley und der Soldat stiegen geschickt aus den Sätteln, während sich Lizzie schließlich von Marius beim Absteigen helfen ließ. Ebenso half er ihr beim Herabwuchten des Reisegepäcks und wandte sich dann seinem zu. Elisabeth prüfte schnell ihr Hab und Gut auf Vollständigkeit. Sie bezweifelte zwar, dass sich Ernest heimlich daran bedient hatte, aber ihre Mutter sagte immer: „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ Vorallem in diesem Fall war es besser sich zuvor zu vergewissern, als dann in einer Höhle festzustecken, weil das rettende Seil nicht mehr da ist.

  16. #36
    Wieder, nach längerer Zeit etwas. Ist zwar kürzer als die vorherigen Stücke, aber demnächst werde ich vermutlich mehr schreiben können. Viel Spaß beim Lesen!

    Zitat Zitat
    ***
    Lendor, Turgar Silberstahl und Uradas Ramori knieten hinter einer der unzähligen Treppen in Bravil, die die Straße unten mit dem Gewusel aus Balkonen, Brücken und Planken auf der Ebene der oberen Stockwerke verband. Jedoch, so hatte Uradas zuvor versichert, wurde diese Alte, die sie als Schutz gegen ungewollte Aufmerksamkeit benutzten, kaum noch verwendet, weil der Besitzer des oberen Stockwerkes schon vor längerer Zeit verschwunden war- vor Schulden geflüchtet, so vermutete Ramori- und die Verbindungen zu seinem Balkon selbst für braviler Verhältnisse zu wenig Wartung erfahren hatten, um eine für die Bewohner ausreichend sichere Überquerung zu gewährleisten. Wortlos deutete der Dunkelelf auf einen in Lederrüstung gekleideten Kajiiten, der eillig die Treppe zum einzigen Eingang des Hauses auf der anderen Seite der Kreuzung erklomm. Die Tür im Erdgeschoß war mit ungewöhnlich stabil aussehenden Holzbalken zugenagelt worden. "Das ist einer von denen.", flüssterte Uradas den beiden Menschen zu.
    Nachdem der Kajiit in der Tür verschwunden war und sie hinter sich schloß, verharrten die Drei noch einen Augenblick. Dann drehte Uradas sich zu ihnen um und zeigte den beiden Menschen mit einer Geste, sie sollen sich weiter hinte die Treppe bewegen. Von dort aus konnte man sie von der Straße aus nicht mehr sehen.
    "In ordnung..." begann der Dunkelelf, nachdem die Straße komplett hinter der Treppe verschwand und er in die Hocke gegangen war: "Turgar, wir werden mehr Leute brauchen. Sieh zu, dass du Im-Kur findest, er sollte auch ein paar seiner Jungs mitnehmen, aber nicht zu viele, er wird seinen Anteil mit ihnen teilen müssen. Im Freier oder im Großspurigen sollte er zu finden sein." Er deutete hinter sich, auf die Treppe. "Das Skooma ist bestimmt noch dort drinn', und wenn wir durch die Vordertür müssen, werden die Kajiiten sich wehren. Wenn wir das Zeug ersteinmal haben Teilen wir auf, jeder bekommt ein Fünftel."
    Überrascht kniff Lendor die Augenbrauen zusammen. Was hatte Turgar dem Dunkelelfen über ihn, Lendor, erzählt? Er warf dem Nord einen fragenden Blick zu, welcher entschuldigend mit den Achseln zuckte. Dies entging dem Elfen nicht. "Was ist? Stimmt etwas nicht, Lendo?"
    "Ja," gab der Bretone zu und bereute es zeitgleich. "Es gab da wohl ein Missverständnis."
    Nun war es an Uradas, Turgar fragend anzusehen.
    Es herrschte ein kurzes Schweigen, doch dann platzte der gequält dreinschauende Nord übereilig herraus: "Er ist ist ist, er ist von der Wache!"
    Der Dunkelelf drehte sich schweigend zu Lendor um, eine dunkle Falte zog sich über seine Stirn und der Bretone merkte, wie seine Finger anfingen zu kribbeln, bereit dazu, jeden Moment nach dem Knauf seines Schwertes zu greifen. Der Nord lief Rot an und blickte gehetzt zwischen den beiden hin und her.
    "Achso!" stieß Uradas plötzlich hervor und erleichtert atmete der Bretone langsam und zeitgleich mit Turgar aus. "Gut mitgedacht, Turgar, ausnahmsweise mal. So ein Überfall wird selbst die Stadtwache nicht kalt lassen. Wer sonst könnte eine Wache besser bestechen als eine Wache? Aber hör zu, Lendo, dein Anteil wird nicht größer, nur weil du derjenige bist, der die Wachen besticht!"
    Diesmal zwang Lendor sich dazu, dem Nord nicht noch einen Blick zuzuwerfen. "Dieser Dummkopf..." Aber worüber beschwerte er sich eigentlich? Turgar hatte ihm Hilfe besorgt und Uradas Ramori schien sein Handwerk zu verstehen. Außerdem war es klar, dass der Nord ohne Lügen oder ein Versprechen auf Beute nicht einen Einzigen der vielen Diebe und Halsabschneider Bravils dazu überreden könnte, Lendor bei seiner Sache zu unterstützen.
    Der Dunkelelf richtete sich auf. "Wenn das jetzt geklärt ist, könnt ihr beiden ja gehen. Ich bleibe hier und seh mir das Haus mal genauer an, vielleicht finde ich irgendeine Schwachstelle. Ich möchte wirklich nicht durch den Vordereingang rein. Wir treffen uns morgen mittag im Großspurigen Oberst."
    Er machte eine entlassene Geste mit der Hand und die beiden Menschen erhoben sich ebenfalls. Nach kurzem Abschied ging Turgar los und Lendor folgte ihm.
    Als Lendor sich sicher war, dass sie auserhalb von Uradas Ramoris Hörweite waren, rief er dem Nord vor sich zu: "Turgar! Warum habt Ihr mich nicht gewarnt?"
    Turgar drehte sich um und zuckte mit den Achseln, sagte jedoch nichts.
    "Wir können von Glück reden, dass er denkt, dass ich dazu da bin, um die Wachen abzuhalten!"
    Der Nord schwieg kurz. Er ließ sich nicht auf das Thema ein und antwortete eilig: "Lendor, er hatte nur einen Dolch, und ich muss jetzt zwei Schenken abklappern, die beide in zwei verschiedenen Ecken der Stadt liegen, wir können später reden!"
    "Was stimmt nicht mit euch?!"
    Doch bevor Turgar auch nur ein Wort sagte, bog er plötzlich ab und verschwand in einer Menge auf der Hauptstraße.
    Verblüfft stand Lendor nur da und sah Turgar hinterher. Nur als er von einem Passanten auf der seltsam belebten kleinen Straße angerempelt wurde, fasste er wieder einen klaren gedanken. "Zurück zum Silberheim".
    Es wurde schon dunkel, und Lendor wollte keinesfalls des Nachst durch die verwinkelten Gassen irren, die ein Labyrinth aus vermodernden Holzwänden und schlammigen Trampelpfaden waren. Er hatte von Gruppen gehört, die zu fünft mit Waffen auf einen losgingen, einen umzingelten und dann ausnahmen, wenn man den Fuß in die falsche Gasse setzte, und nie wieder würde von einem gehört werden.

    Der Weg war schnell gefunden. Er musste Turgar nur auf die Hauptstraße folgen, die zu seinem Leidwesen und dem seiner Nase teilweise am Kanal entlanglief. "Immer von der Kapelle weg".
    Noch vor einbruch der Dunkelheit stand er vor dem "Silberheim auf dem Wasser" und betrat die Schenke. Er begrüßte die Wärme und die Trockenheit, die ihn sanft zu umarmen schienen und das orangefarbene Licht verstärkte diesen Effekt nur.
    Wie immer gab es nicht viele Gäste, trotz dessen war es eng in dem kleinen Schankraum. Gilgondorin stand hinter der Theke und schaute von seinem Platz aus auf das Feuer im kleinen Kamin. Als Lendor näher kam, richtete er sich auf und lächelte ihm entgegen. "Na? Wie gehts? Was machen die Erledigungen?" fragte der Hochelf.
    "Ich... Wir müssen noch länger in Bravil bleiben. Kann ich mir die beiden Zimmer für eine längere Zeit mieten? Oh, und gab es Probleme wegen...?"
    "Wegen Eurer Argonischen Freundin? Nein, nein, sie ist nur einmal runtergekommen und als ich gesagt habe, dass Ihr bald zurückkommen werdet, ist sie schweigend wieder nach oben gegangen. Und ja, natürlich könnt Ihr die Zimmer noch länger haben, allerdings müsst Ihr für jede zusätzliche Nacht bezahlen." Und nach einem Blick auf Lendors Gesichtsausdruck fügte er noch hinzu: "Tut mir leid, das sind nunmal die Regeln."
    Leise seufzte Lendor und griff nach seinem Geldbeutel. Weitere 50 Septime würden drauf gehen. Nicht mehr lange, und er würde pleite sein. Plötzlich merkte er, wie leer und leicht seine Tasche war. Er fluchte ungläubig und suchte seine anderen Taschen ab, doch das Säckchen mit den Goldmünzen blieb verschwunden. "Nein. Nein, nein, nein!"
    "Das Gesuche wird mir nichts bringen," begriff Lendor verzweifelt. Er blickte zu dem Hochelfen auf, der leicht die Stirn runzelte und dessen Lächeln verschwunden war. "Gilgondorin. Der Beutel mit meinem Geld ist weg. Kann ich, eh, später zahlen? Wenn ich hier fertig bin, ich muss nur ein wenig Geld zusammenkratzen!"
    "Lendor," sagte Gilgondorin, Bedauern schwang deutlich in seinen Worten mit. "Tut mir leid, aber ich muss irgendwie mein Geld verdienen, Ihr müsst das verstehen! Bitte, zwingt mich nicht dazu, euch rauszuwerfen."
    "Er hat Zweifel daran, dass ich überhaupt je eigenes Geld besessen habe". Unvermittelt sprudelten die Worte aus dem Bretonen hervor: "Ich kenne viele Leute in Cheydinhal..." Zu spät bemerkte er, dass dies mehr nach einer Drohung klang, als er wollte. Gilgondorin sah ihn überrascht an und schnell versuchte Lendor es wieder gut zu machen: "Ich meine, ich könnte eure Schenke weiterempfelen! Normalerweise will kein ehrlicher Mensch oder Mer in Bravil Rast machen, doch ich kann ihnen sagen, wie nett es hier ist! Gilgondorin, ich bitte Euch!"
    Der Hochelf schwieg und runzelte nachdenklich die Stirn und Lendor fragte sich, wie es wohl währe, bei Turgar auf dem Boden zu schlafen. Doch glücklicherweise zeigten sich die Götter gnädig.
    "Na Gut. Aber ich kann Euch nur ein Zimmer geben. Ihr werdet es euch wohl teilen müssen. Tut mir leid, aber das andere brauche ich für wirklich zahlende Gäste."
    Zutiefst Dankbar lächelte Lendor sein Gegenüber an. "Danke, Gilgondorin! Ich schulde euch was!"
    "Ja," lachte der Hochelf, "30 Septime, um genau zu sein!"

    Vorsichtig faltete er seinen Lederharnisch zu einem Kissen. "Ich bin viel zu freundlich" dachte Lendor sich, als er auf die zwei Decken und das Stück gehärtetes Leder hinab sah. Die beiden Decken hatte er im Schrank gefunden, die weichere nahm er als Unterlage. Die Argonierin, die wie immer schwieg, lag auf dem Bett, starrte geistesabwehsend an die Zimmerdecke und aß ein Stück Brot. Lendor hatte sie erst dazu überreden müssen, denn als er das Zimmer betreten hatte, musste er feststellen, dass der Proviant, den er für sie dagelassen hatte, unberührt geblieben war. Doch jetzt aß sie, und Lendor war zufrieden mit sich selbst. Lange war ihr Kauen das einzige Geräusch, dass im durch eine einzelne Kerze erhelltem Zimmer zu hören war. Schließlich jedoch brach der Bretone das Schweigen: "Ist es in ordnung wenn ich die Kerze jetzt ausmache?"
    Die Argonierin nickte nur geistesabwehsend und der Bretone stand von seinem Schlafplatz auf und löschte die Kerze mit einem Puster. Anschließend legte er sich wieder auf die Decke.
    "Wisst Ihr, vielleicht müssen wir morgen woanders schlafen. Bei einem Freund meines Freundes. Wenn Ihr was dagegen habt, sagt es ruhig".
    Doch die Dunkelheit um Lendor blieb stumm, und so schloß er die Augen und ärgerte sich ein wenig darüber, dass die Argonierin keine Widerworte gegeben hatte. Der Untergrund war zwar ungemütlich hart, aber nach langem hin und her Gewälze versank Lendor in einen tiefen Schlaf.

  17. #37
    Hallo an alle!
    Ich beteilige mich jetzt auch am Schreibprojekt "The Unwritten Tales of Tamriel". Genauer gesagt, werde ich das Thema 6 "Von Katzen und anderen Tierchen" behandeln. Kritiken und Anmerkungen sind immer erwünscht!

    Zitat Zitat
    Kapitel 1

    Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont und der Himmel färbte sich orange, als Jo'kash die Tore Bravils erreicht. Seine müden Beine tun ihm weh und lassen ihn bei jeder Wurzel stolpern, die auf dem Weg zu finden ist. Die pelzigen Hände stützen sich auf einen, mit allerlei unbekannten Runen versehenen, etwa 1,80m großen Eichenstab. Trotz dieser offensichtlichen Strapazen ist der Khajiit guter Laune. Er hat endlich wieder eine große Stadt erreicht, seit er vor zwei Tagen in Leyawiin aufgebrochen ist. Rajhin sei Dank! Ich dachte schon, ich müsste wieder im Wald schlafen. In Cyrodiil gibt es für meinen Geschmack viel zu viele wilde Tiere! Während Jo'kash sich an die vergangene, von vielen Zwischenfällen gekennzeichnete Nacht erinnert, erweckt er die Aufmerksamkeit von einer vor einer Holzbrücke postierten Stadtwache. Auf seiner Brust prangt ein gold-gelbes Wappen: der Braviler Hirsch. „He du, Khajiit! Willst du etwa in die Stadt?“ Jo'kash sieht den Kaiserlichen an. Er ist jung, etwa um die 26 Sonnenumläufe alt, aber er zeigt bereits einige Narben auf: kein Zeugnis von überstandenen Kämpfen, sondern von durchzechten Nächten mit den Kumpanen von der Wache. „Seid gegrüßt! Ich suche eine Herberge für die Nacht. Ist das verboten?“ Die Wache blickt Jo'kash abwertend an. „Für Gesindel wie dich ist kein Platz hier in Bravil. Also verpiss dich!“ Ich gehöre zum Gesindel? Bei S'rendarr! Dieses Land ist verrückt. Der Khajiit ringt sich ein Lächeln ab und antwortet: „Wie kommt Ihr darauf, dass ich zum Gesindel zähle? Nur weil ich nicht zu Eurer Rasse gehöre?“ Der Jüngling überlegt einen kurzen Moment und fährt sich mit der rechten Hand über den schief sitzenden Helm. „Jetzt werd mal nicht frech! Aber ich wüsste einen Weg, wie du mich überzeugen kannst, dich nach Bravil zu lassen. Ich denke, zehn Septime ändern meine Meinung zu dir.“ Grinsend streckt er die Rechte aus, mit dem Handteller nach oben. Nicht schon wieder. In Leyawiin haben sie 15 Münzen verlangt. Aber was solls, ich brauche eine Dach über dem Kopf! Wehmütig greift Jo'kash an seinen Gürtel und entnimmt ihm einige seiner wenigen darin liegenden Septime, die er daraufhin der Wache in seine Hand fallen lässt. Jener steckt sie sich sorgfältig in seinen eigenen Beutel und deutet auf das hohe Tor. „Willkommen in Bravil! Ich wünsche Euch viel Vergnügen in dieser überaus schönen Stadt! Lasst Euch von den Bewohnern nicht einschüchtern. Die meisten sind fast ungefährlich!“ Schweigend geht der Elsweyrer an ihm vorbei und über die Brücke, vom Lachen des Jünglings begleitet. Am Holztor angelangt, das den offiziellen Ein- und Ausgang Bravils bildet, klopft er an eine in den linken Flügel eingelassene Tür, woraufhin sich diese öffnet und ein weiterer Wachmann hinausspäht. Fragend blickt er an Jo'kash vorbei zum Kaiserlichen an der Brücke, welcher beschwichtigend nickt und ruft: „Lass nur, Jeef! Er hat bezahlt!“ Der Torwächter tritt zur Seite und macht dem Khajiit Platz. Dieser schreitet durch die Nebentür und betritt damit Bravil.

    Bravil ist nicht groß, aber für Jo'kash, der früher nur die kleinen Dörfer in seiner Heimat Elsweyr kannte, dennoch beeindruckend. Die Straßen sind nicht gepflastert, und an jeder Ecke gibt es Pfützen, die aus Fäkalien und Unrat bestehen. Hölzerne Häuser bilden vor Jo'kash eine Reihe. Sie sind unebenmäßig, überall gibt es kleine Vorsprünge und Treppen. Es scheint, als ob die Gebäude nach ihrem Bau immer wieder verändert wurden, als ob immer wieder angebaut wurde, bis sie ihre jetzige Form angenommen haben. Dieser ehe triste Anblick wird von einem Bettler unterstützt, der geradewegs auf Jo'kash zutrottet. „Habt Ihr eine Münze? Ich habe nichts mehr zu essen und weiß nicht, wovon ich leben soll.“ Der Khajiit sieht den Armen an. „Rahjin wird dich schützen und dir helfen, mein Bruder.“ Jo'kash legt seine Hand auf die Stirn des Nords, was ihm wegen des Größenunterschieds nicht gerade leichtfällt, und murmelt einige Worte. Dann deutet er auf die Häuser im Rücken des nordischen Bettlers. „Diese Behausungen sind Orte des Lebens und Erlebens. Sie sind nicht deine Feinde. Habe keine Angst vor ihnen oder ihren Bewohnern.“ Der Khajiit hält einen Moment lang Stille, um die Reaktion seines Gegenübers abzuwarten, der ihn aber nur verblüfft anstarrt. „Geh jetzt und hole dir dein Essen. Möge Alkosh dich segnen, Freund!“ Mit diesen Worten verlässt Jo'kash den Nord. Zu seinerr Linken sieht er ein Haus mit einem Schild, auf dem 'Silberheim auf dem Wasser' steht. Das scheint eine Herberge zu sein. Hoffentlich haben sie noch ein Zimmer übrig. Knarrend schwingt die Tür auf, als Jo'kash sie drückt.

    „Klar habe ich ein Zimmer frei. Für Euch nur 10 Septime pro Nacht. Wollt Ihr es nehmen?“ Der Altmer, der sich als Gilgondorin vorgestellt hatte, blickt Jo'kash erwartungsvoll an, während er mit seinen Händen einen leeren, braunen Tonkrug putzt. Der Angesprochene will nach seinem Geldbeutel greifen. Aber als die Hände ins Leere fassen, erschreckt sich Jo'kash. Schnell sieht er nach ob der Beutel nicht vielleicht auf der anderen Seite des Gürtels hängt oder er sich an der hellroten Weste verhakt hat. Jedoch ist sein Besitz verschwunden. Verdammt, da war mein ganzes Geld drin: 29 Geldstücke. Ich muss ihn verloren haben, als ich die Stadtwache bezahlte. „Ähhm, ich fürchte, dass ich das Geld verloren habe. Wartet, ich bin gleich zurück! Der Beutel wird noch auf der Straße liegen!“ Jo'kash will sich schon abwenden, als das Lachen Gilgondorins ihn zurückblicken lässt. „Ihr habt Euren Beutel verloren? Ha, ich wette, Ihr hattet eher eine Begegnung mit Cosmus, unserem stadtbekannten Taschendieb!“ Der Wirt stellt den Krug ab und fährt dann fort: „Ich gebe Euch einen Rat: Bindet Eure Habseligkeiten nicht an Eurem Gürtel, sondern in die Innentaschen Eurer Weste. Und am Besten sucht Ihr Euch einige dünne und stabile Eisenringe, mit denen Ihr den Beutel zusätzlich anketten. Glaubt mir, ich habe da Erfahrung!“ Jo'kash ist von den Worten des Hochelfen schockiert. Der arme Nord hat mich ausgeraubt? Weshalb? Ich gab ihm doch den Segen der Götter und einen Rat. Er sollte doch nicht mich beklauen! Was ist das hier für eine gottlose Gegend, in der nicht einmal Wanderpriester vor den weltlichen Lastern Schutz bekommen? Um Fassung ringend sucht der Khajiit nach Worten. „Ich danke Euch für den Rat. Wie Ihr nun wisst, kann ich die zehn Septime nicht zahlen. Lasst Ihr mich dennoch bei Euch rasten? Der Segen Riddle Thar ist Euch gewiss.“ „Tut mir Leid, Wanderer. Ich brauche das Geld, um meine Familie ernähren zu können. Wenn ihr nicht bezahlen könnt, müsst ihr Euch eine andere Bleibe suchen.“ Golgondorin wendet sich ab und geht auf einen Tisch zu, um einige leere Mazte-Flaschen abzuräumen und ihn für neue Gäste herzurichten. Jo'kash verlässt die Taverne.

    Draußen ist es inzwischen dunkel geworden. Nur einige Fackeln und Laternen erhellen die Straße. Weiter unten, an eine niedrige Steinmauer gelehnt, steht ein betrunkener Argonier. Der Wind streift durch die hehren Gassen, als wolle Khenarti selbst für Ruhe und Ordnung sorgen. Jo'kash blickt sich um, kann aber keine mögliche Unterkunft ausmachen. Daher geht er Richtung Fluss. An der Kriegergilde hält er kurz inne, kann aber keinen Grund finden, weshalb ihn die Mtiglieder dort dulden sollten, und nähert sich dann dem lallenden, singenden Argonier. „Verzeiht die Störung, Freund! Wisst Ihr, wo ich hier kostenlos eine Unterkunft finden kann?“, spricht Jo'kash ihn an. Dieser legt einen Arm um den Khajiit und lacht ihn an. Der unverkennbare Gestank des Alkohols und einigen, Jo'kash aber unbekannten Gerüchen dem Fragenden entgegen. „Eine Unterkunft willste, Freund? Freund, in Bravil gibt’s keine kostenlose Unterkunft. Glaub mir, ich weiß das! Ich bin Reenum, merk dir den Namen: r; e; e; n; u; m. Haste kapiert, Freund? Also, wenn du hier umsonst schlafen willst, brauchste schon wen aus deiner Familie hier in Bravil. Kapiert, Freund? In Bravil kannste nicht kostenlos üübernachten!“ Angeekelt streift Jo'kash den Arm des Betrunkenen von seiner Schulter. Dieser verliert das Gleichgewicht. Nur die nahe Mauer hält ihn davon ab, zu fallen. „He, was ist los, Freund? Haste nicht mal nen Septim für mich. Drüben im 'Einsamen-Freier' kriegt man heute ne Flasche Mazte für nur ein Goldstück! Kom schon, Freund! Nur einen Septim!“ Der Argonier will einen Schritt auf ihn zumachen, dabei stolpert er aber, stürzt und verliert das Bewusstsein. Jo'kash schreckt zurück. Welch verruchte Stadt. Hier scheint es nur um Alkohol und Drogen zu gehen. Mir scheint, Bravil hat sich Sheggorath persönlich erdacht. Der Khajiit macht einige Schritte nach vorne, auf eine Holzbrücke zu. Was sagte dieser Reenum? Ich brauche hier schon jemanden aus der Familie, um kostenlos übernachten zu können? Der Wanderpriester bleibt abrupt stehen. Da ist vielleicht was Wahres dran! Bei Baan Dar, das ist es! Ich brauche nur jemanden aus der Familie! Jo'kash will gerade wieder von der Holzbrücke herunter und zurück in die Stadt, als ihn jemand von hinten anredet: „Kann Dro'Shanjii Euch helfen? Ich glaube, Ihr sucht jemanden?“ Der Khajiit, der ihn angesprochen hat, war mittleren Alters. Er trägt eine weiße, etwas zu große Hose, die von einm schnmalen Gürtel zusammengehalten wird. Außerdem hat er ein in ganz Cyrodiil verbreitetes Leinenhemd an. Danke Baan Dar, danke! Jetzt nur noch etwas improvisieren, dann habe ich meine Unterkunft! „Dro'Shanjii, du bist es! Ich habe schon in der ganzen Stadt nach dir gesucht! Mensch, wie würde das Großmutter freuen, wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich endlich den Halbbruder der Nichte der Mutter meines Schwagers gefunden habe!“ Jo'kash ist sich bewusst, dass seine Lüge nicht gerade glaubwürdig ist. Aber er hat nicht mehr viele Chancen für eine billige Nacht, und der Khajiit vor ihm scheint nicht gerade überaus intelligent zu sein. Sein Verdacht bestätigt sich. „Ähh, wir sind verwandt? Nun, wenn das so ist. Komm doch zu mir nach Hause, dort können wir uns unterhalten.Wie heißt du eigentlich?“ Jo'kash muss grinsen. Die Götter scheinen ihm heute gewogen zu sein. „Ich bin Jo'kash. Sag bloß, du kennst mich nicht mehr!“ Freudig erregt über seinen Erfolg folgt der Prediger seinem einfältigen Landsmann.
    Geändert von Ardam (22.10.2011 um 12:43 Uhr) Grund: Fehler korrigiert

  18. #38
    Okay, also, erstmal Wilkommen beim Schreibprojekt!
    Ich habe mir alles durchgelesen. Das alles im Präsens geschrieben ist, ist zwar ungewohnt, aber wie man das dann finded, bleibt jedem sich selbst überlassen.
    Bisher ist die Geschichte recht gut, Jo'Kash in seiner Rolle als Wanderpriester kommt auch gut rüber. Bei
    Zitat Zitat
    Mensch, wie würde das Großmutter freuen, wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich endlich den Halbbruder der Nichte der Mutter meines Schwagers gefunden habe!
    musste ich schmunzeln.
    Allerdings habe ich einen kleinen Patzer entdeckt, wo der Nord-Bettler kurz als "argonisch" beschrieben wird und auch mal ein paar überflüßige oder fehlende Buchstaben gesehen. Sind kleine Fehler, die jeder mal macht.
    Ich freue mich darauf, mehr zu lesen!

    MfG, Kampfkatze

  19. #39
    Danke für dein Resumee, Kampfkatze!
    Ja, ich hab es im Präsens geschrieben, da ich z.T. noch im AoV bin, wo Präsens-pflicht herrscht. Daher habe ich es hierbei belassen .
    Danke auch fürs Finden des Fehlers. Erst war mein Bettler argonisch, bis ich dann bei den Recherchen gemerkt habe, dass es keinen argonischen Bettler in Bravil gibt Und da ich möglichst nahe am Spiel sein will, habe ich das kurzfristig geändert, dabei aber eine Stelle vergessen

  20. #40
    Nach längerer Zeit wieder etwas von mir. Viel Spaß beim Lesen!
    Zitat Zitat
    ***

    Nach einem weiteren, gierigen Schluck war die Ampulle leer und nach kurzer Zeit verwandelte sich der Schmerz, der seinen gesammten Körper wie ein Waldbrannt umfasst hatte, in ein dumpfes Echo und verklang danach komplett. Dankbar drückte Bro Serjo das dünne Glasgefäß zurück in die Hand. Er erinnerte sich nicht, hierhin gekommen zu sein, aber jetzt lag er auf einem Feldbett in einem geräumigen Zimmer. Er konnte von seiner Position aus die Stelle erkennen, von wo eine Treppe nach unten führte. Auf einem runden Tisch nicht weit vom Bett entfernt brannte eine dicke sandfarbene Kerze und erhellte den Raum. Es gab noch andere Möbel: Schränke, Stühle und kleine Komoden, auf denen hier und da kleine Zinnschüßeln standen, in denen entweder Nahrungsmittel oder kleine Steinchen lagen. Nach dem Verschwinden der andauernden Pein konnte Bro seine Gedanken wieder ordnen. Seine Unterlippe war irgendwie aufgeplatzt und die Beule fühlte sich trotz der Abwesenheit von Schmerzen dick und fehl am platz an.
    "Danke." sagte er zu dem Maskierten, der neben seinem Bett stand.
    Dieser sagte nichts sondern blickte nur mit gekreuzten Armen auf ihn herab.
    Das sah der Ork als Gelegenheit, einige Fragen zu stellen: "Woher wusstet Ihr, das ich hilfe brauchte? Woher wusstet Ihr, wo ich war?"
    "Ganz einfach," sagte der warscheinlich dunmerische Mann. "Ich habe gesehen, wie Ihr in die Gasse geschleppt wurdet. Also habe ich beschloßen, Euch zu helfen".
    Dass der Maskierte ihm geholfen hatte, nur weil er eine hilfsbereite Person war, bezweifelte Bro jedoch stark. Wenn Serjo gesehen hatte, wie er in die Gasse geschlept wurde, hatte er sich sehr viel Zeit dabei gelassen, ihm zu hilfe zu kommen. Dass er es war, der die Banditen getötet hatte, hielt der Ork jedoch für offensichtlich und danach fragte er auch nicht. Und wie Bro erwartet hatte kam der Maskierte schnell dazu zu erzählen, was er wirklich wollte:
    "Habt Ihr die Kajiiten bis zu ihrem Versteck zurückverfolgt? Wo ist es? Verstecken sie sich in Bravil oder auserhalb?"
    Beschämt ließ Bro den Kopf sinken. Irgendwie fühlte er sich schlecht dabei, Serjo zu enttäuschen.
    Der Dunmer verstand den Sinn hinter dieser Geste sofort. "Ihr habt es also nicht geschafft. War irgendwie zu erwarten gewesen. Glücklicherweise habe ich vorgesorgt. Ich weiß bereits wo ihr Versteck ist".
    Überrascht hob der Ork den Blick. "Was?!" War das also nur ein Test gewesen? War er durch Bravil geirrt und zusammengeschlagen worden, nur damit der Maskierte ihn testen konnte? "Warscheinlich fand er es auch noch witzig...!"
    "Ja. Ich habe jemanden bei ihnen drinnen. Sie denken sie wären eine tolle Rebellentruppe, die treu zusammenhält! Ha!" rief er mit Abscheu aus. "Diese Tiere können keine richtigen Gemeinschaften bilden, für sie geht es immer nur ums Überleben. Sie sind eben was sie sind, Tiere. Und außerdem... lose Knoten gibt es immer."
    Bro wollte am liebsten aufspringen und Senjo würgen, dafür, dass er ihn durch diese ganzen Strapazen gejagt hatte, aber der Maskierte strahlte zu viel Autorität aus und er wollte nicht riskieren, dass der Trank, den er verabreicht bekommen hatte, sich als zu schwach erwies. Stattdessen senkte er erneut den Blick.
    Senjo schnaufte unmerklich und sagte: "Keine Sorge, Ork. Ihr werdet euch schon noch beweisen können. Es gibt da noch eine Sache. Jedoch dürft Ihr bei dieser einen Aufgabe nicht scheitern."
    Erneut schaute Bro auf und hätte schwören können, er hätte den Maskierten breit grinsen gesehen, obwohl dies aus offensichtlichen Gründen unmöglich gewesen wäre. "Liegt warscheinlich am Trank, diese Illusionen," dachte der Ork, ehe er sagte: "Ja. Was muss ich tun?"
    Der Dunmer stand kurz schweigend und mit immernoch gekreuzten Armen da. Dann drehte er sich um und ging auf den großen Schrank am anderen Ende des Raumes zu. Erwartungsvoll sah Bro zu, wie Serjo den Schrank öffnete, den Blick auf das Innere jedoch mit seinem Rücken verwehrte. Er kramte darin herum, und als er sich wieder umdrehte, hielt er einen Lederharnisch in der einen und eine Holzfälleraxt in der anderen Hand. "Hier ist Eure neue Ausrüstung, Ork."
    Beide, der Lederharnisch und die Axt sahen alt und abgenutzt aus. Der Harnisch war an mehreren Stellen geflickt, der Griff der Axt war am Stielknauf ein wenig gesplittert und die Schneide war angerostet. Alle bestandteile aus Metall hatten ihren Glanz schon längst verlohren. "Aber," sagte sich Bro, "es ist wenigstens Etwas!"
    Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, der Maskierte habe für ihn das Billigste zusammengekratzt, dass er auftreiben konnte.
    "Und jetzt macht Euch bereit, Ork." sagte Serjo. Er warf den Harnisch auf die Komode, die ihm am nächsten stand und legte die Axt darauf. Danach verließ er das Zimmer über die Treppe.

    Zunächst lag Bro nur reglos da und betrachtete im liegen die beiden Gegenstände auf der Komode. Nachdem er sich überwunden hatte, stand er auf, sein seltsam taubes Bein ignorierend, und stülpte sich den Lederharnisch über den Kopf. Das Rüstungsteil aus Leder saß zwar etwas eng an, die Ärmel waren zum Beispiel zu kurz, und Bro, der seine eiserne Brustplatte vermisste, fühlte sich eher, als trüge er nur zusätzliche Kleidung und keine Rüstung, aber wenigstens, so dachte sich der Ork, war das ein gutes Zeichen dafür, dass er bald etwas tun können würde, dass er gut konnte und von dem er etwas verstand: Kämpfen.
    Unter dem Harnisch hatte etwas gelegen, dass er zunächst nicht bemerkt hatte: Ein Gürtel mit einer zusätzlichen Schnalle, an der er die Axt befestigen konnte. Diesen zog er dann auch noch an und nahm die Axt in die Hand.
    Sofort fiel ihm auf, dass der Kopf relativ schwer war. Der Griff lag etwas rutschig in der Hand, jedoch fand es Bro gut, wieder etwas in dern Händen zu halten, mit dem er sich wehren oder angreifen konnte, auch wenn er die Axt mitlerweile mehr als ein altes Werkzeug denn als eine wirklich brauchbare Waffe betrachtete. Nachdem er mit seiner Begutachtung fertig war, befestigte er die Axt an seinem Gürtel und tat das, was er für richtig hielt: Mit sicheren Schritten bewegte er sich auf die Treppe zu.

    Unten war der Raum in etwa so groß wie Oben, nur dass dieser Bereich für das Alltägliche leben eingerichtet war: Ein großer runder Tisch mit Stühlen, eine Feuerstelle an der man Kochen konnte und in der die Flammen sanft loderten, ein leeres Bücherregal und einige Truhen. Serjo wartete bereits auf ihn. Die Arme wie immer gekreutzt stand er vor der Tür und starrte in seine Richtung.
    "Ihr seit also fertig. Gut. Folgt mir, und wenn wir da sind, sage ich Euch, was Ihr tun müsst. Keine weiteren Fragen." Die letzten Worte klangen für Bro eher wie eine Feststellung als ein Befehl.
    Ohne dem Ork weitere Zeit für eine Reaktion zu geben, drehte Serjo sich um und öffnete die Tür, um darin zu verschwinden. Schnell folgte Bro dem Maskierten aus dem Haus und schloß die Tür hinter sich.
    Wie immer regnete es, jedoch bemerkte Bro dies nur am Rande. Regen war für ihn ein Normalzustand der Umgebung geworden.
    Serjo schritt im schnellen Tempo die Straße entlang, auf den hohen Turm der Kathedrale zustrebend, und Bro blieb keine andere Wahl als dem Elfen hinterherzulaufen oder ihn aus den Augen zu verlieren. Glücklicherweise holte Bro Serjo bald ein, wobei ihm sein verletztes Bein keine Probleme bereitete. Es fühlte sich zwar übermäßig taub an, aber er konnte sich wieder normal bewegen.
    Serjo hetzte ihn noch für eine Weile durch die unzähligen Gassen Bravils, als sie schließlich an einer belebten Kreuzung ankamen, die Bro irgendwie bekannt vorkam. War er nicht hier auf seinem Irrweg durch die Stadt vorbeigekommen?
    Unvermittelt blieb Serjo stehen und nickte in die Richtung eines der Häuser. "Dort drinnen verstecken sie sich. Und dort verstecken sie auch das Skooma."
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin tauchte ein Kajiit in einer Lederrüstung auf, die für die Gegend um Bravil so typisch zu sein schien, und stieg eine Treppe an der Seite des Gebäudes. Er öffnete die Tür am Ende der Treppe und betrat das hölzerne Bauwerk.
    Sofort nachdem der Kajiit verschwunden war, drehte sich Serjo um und sagte in seinem unverkennbar strengen Ton: "Wehe Ihr lauft blint drauf los und versucht, die Tür einzutreten, in der dummen Hoffnung, das Skooma auf eigene Faust zu "befreien". Wir werden warten. Morgen wirt es soweit sein. Ich werde Euch bescheit geben. Es ist alles geplant und keine Sorge, Ihr werdet eine Schlüßelrolle spielen."
    "Hatte er mir nicht versprochen, dass wir jetzt etwas machen werden?" fragte sich Bro leicht genervt. Serjo schien sein Wort nur selten zu halten, und langsam machten ihn die abfälligen Bemerkungen und die Art, wie der Dunmer sprach, wütend. Jedoch verschwieg er seine Gedanken. Ihm blieb nur zu hoffen, das der Maskierte diesmal die Warheit sprach.
    "In Ordnung" war das einzige, was Bro als Antwort hervorbrachte.
    "Gut, gut." sagte Serjo, jetzt etwas ruhiger. Der Maskierte lachte leise in sich hinein, bevor er mit festem Schritttempo die Straße von dem Haus weg nahm. "Kommt mit, oder Ihr werdet euch schon wieder verirren," rief er noch über die Schulter.
    Verdutzt blieb Bro für eine kurze Zeit stehen. Dass er sich verirrt hatte, hatte er dem Elfen nicht gesagt. Er hatte ihn also dabei Beobachtet. Erneut loderte Wut in ihm auf, denoch sagte er wieder nichts, und so folgte er dem Maskierten erneut, als dieser losging, auf dem Rückweg zu dem Haus von dem aus sie zu dieser Kreuzung aufgebrochen waren.

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