Das die verdrehten Redewendungen das ganze "aufpeppen" sollen finde ich okay, allerdings sind das ein paar Redewendungen zuviel für meinen Geschmack geworden. Da ich aber eh ein Verfechterin moderner Lyrik a la Celan und Benn bin, möge mir das verziehen sein.

Ein paar Anregungen zu deiner selbsternannten "Spielerei":


Der Anfang vom Ende

Kräfte messen sich an meinem Ufer,
wo saure, abgenagte Äpfelgehäuse weit der Stämme fallen. /
Da ist was aus dem Takt geraten glaube ich, wie wärs mit
„wo saure Apfelgehäuse weit der Stämme fallen“. Abgenagt entspricht dem -gehäuse ja, ein paar Silben müssen hier auf jeden Fall raus.


Hier bin ich daheim.
Hier stopft man mir Finger in die Nase,
bis ich sie voll habe./
Bis ich die Nase voll habe klar, aber im ersten Moment impliziert das aber einfach nur dreckige Finger oder jemanden der Komplexe hat und in der Nase bohrt.


Hier beraubt man mich noch am Schandpfahl./
Das würde ich als letzte Zeile im Gedicht nehmen um das Scheitern zu verdeutlichen. Es wird eigentlich keine Geschichte erzählt, sondern es werden nur Fakten aufgereiht.


Ich stochere im Bienenstock,
bis du mir wimpernzuckend eine Grube gräbst,
um dich mit beiden Beinen hineinzustellen.
Und ich, mit einem Beine, steh in dir./
Das lyr. Ich steht ihn ihr? … oder ist das ein Schreibfehler und müsste heißen „in ihr“ (der Grube). Wimpernzuckend eine Grube graben... was soll das dem Leser sagen? Zwinkert sie ihm zu, oder "zuckt" sie vor ihrer eigenen Tat zurück?


Hier hänge ich stets in der Luft.
Hier belle ich, bevor ich beiße./
Würde ich beide streichen – zuviele Metaphern verderben das ganze und sie tragen gar nichts zur Geschichte bei.


Zwei Klappen brauche ich für eine Fliege./
Das Scheitern kommt hierin ganz gut zum Ausdruck, die Zeile wird aber fast schon erschlagen von den anderen Vergleichen. Eventuell isoliert an den Anfang setzen?

Hier wasche ich fremde Hände,
die mich würgen und die Flucht versperren./
Diese Zeile klingt sehr erzwungen dramatisch und plötzlich fällst du aus deinem Stil heraus - was auch wieder an den Silben und der Wortwahl liegt; es wäre stilistisch angenehmer zu lesen "hier wasche ich fremde Hände rein, die mich meiner weißen Weste berauben.

Hier spreche ich Bände in Braille./
Schön!

Hier hauche ich heiße Luft in die Ohren der Tauben.
Und dann lasse ich den Worten Taten folgen. /
Soll sich das reimen? Klingt ein wenig nach „reim dich oder ich fress dich“ - zumal mir die zweite Zeile ein wenig rangeheftet erscheint Wieder fällst du aus dem Rhythmus. Ist das gewollt?


Wo ich den verjagten Wellen nachschaue,
da steht und fällt die Welt.
Erst stichst du mir ins Auge,
dann geht es mit uns hinein:/
Sehr schön! Hier würde ich Schluss machen...


Hier stehe ich
wider Erwarten
und begrüße all den schweren Anfang vom Ende. /
Finde ich, wie den Titel, nicht sehr gelungen, aber in Ordnung. Der Kreis schließt sich sozusagen.

Ich hoffe du kannst was mit den Anregungen anfangen; ich finde sehr viele wunderbare Ideen in deiner Lyrik - nur die Geschichte darin wollte sich mir nicht offenbaren bis ich deine Anmerkungen nochmal durchgelesen habe.

Hab mich gern damit auseinandergesetzt. lg Viviane