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  1. #32
    Es ist irgendwie seltsam, einen zehn Jahre alten Post von einem selber zu lesen, aber nachdem der Thread nun ausgegraben wurde und mein uralter Beitrag so prominent zu sehen ist, möchte ich mich hier nochmal zu dem Thema äußern.

    Zunächst möchte ich aber sagen, dass Final Fantasy 8 nach wie vor mein Lieblingsspiel der Reihe ist. Mir ist klar, dass die Geschichte nicht ganz rund ist und in ihrer Erzählweise Löcher aufweist, und auch in Sachen Gameplay ist es sicherlich nicht das beste, was diese Reihe je hervorgebracht hat. Trotzdem liegt mit FF8 nach all den Jahren immer noch sehr am Herzen, was mir neulich nochmal bewusst wurde, als ich das HD Remaster durchgespielt habe.

    Inzwischen bin ich kein Verfechter der R=U Theorie. Im Gegenteil, ich finde sie wirkt sich eher negativ auf die Geschichte von FF8 aus und geht auch gegen die Thematik des Spiels. Ich muss zugeben, ich habe viel (viel zu viel) Zeit auf irgendwelche Final Fantasy subreddits verbracht und Diskussionen zu dem Thema mitverfolgt ... und das hat mir eine Qualität an der Geschichte von FF8 aufgezeigt, die vorher komplett an mir vorbeigegangen war, eben weil ich die R=U Theorie früher so gemocht habe.

    Eine Hauptthematik der Geschichte von FF8 ist das Schicksal und dessen Unabwendbarkeit. Zeitreisen in der Welt von FF8 sind möglich, aber man kann die Zeitlinie nicht ändern. Selbst wenn man mit der Absicht in die Zeit zurückreisen würde etwas zu ändern, würde man feststellen, dass es schon immer so vorgesehen war.

    Squall und seine Freunde besiegen Artemisia in einer fernen Zukunft und reisen danach zurück in die Vergangenheit. Dies führt dazu, dass Artemisias Niederlage und Tod in Squalls Zeitepoche zur geschichtlichen Tatsache wird, lange bevor Artemisia überhaupt geboren wurde. Garden wurde nicht gegründet um irgendeine Hexe zu bekämpfen, sondern gezielt um Artemisia zu bekämpfen, denn Edea und Cid waren die einzigen, die wussten, dass eine übermächtige Hexe die Welt bald ins Chaos stürzen würde. Garden wurde gegründet, um die Waisenkinder auf den bevorstehenden Kampf gegen eben diese Hexe vorzubereiten.

    Artemisia wird in einer fernen Zukunft geboren und von Anfang an verachtet und verfolgt wegen Verbrechen, die sie noch gar nicht begangen hat. Nicht nur das, auch die Tatsache, dass SeeD sie eines Tages umbringen werden, ist ihr und jedem bekannt, denn das ist eine historische Tatsache. Im Spiel äußert sich das dadurch, dass Artemisia von Anfang an absolute Abscheu und auch Angst SeeD gegenüber an den Tag legt, und an einer Stelle Squall sogar als den "legendären SeeD" bezeichnet. In Artemisias Zeit ist Squall tatsächlich legendär, denn er war es, der die Welt von der Tyrannei der Hexe befreite.

    Mithilfe der Zeitkomprimierung verfolgt Artemisia das Ziel ihrem unausweichlichen Schicksal zu entkommen von SeeDs getötet zu werden. Die Zeit selbst zu kontrollieren sieht sie als einzigen Ausweg. Sie wird nicht von Machtgier geleitet, sondern Angst. Ironischerweise war ihr Bestreben nach der Zeitkomprimierung das, was Squall überhaupt die Motivation und die Mitteln gab in die Zukunft zu reisen und sie zu töten, und damit sein Schicksal zu erfüllen die Hexe zu besiegen, und ihr Schicksal von ihm besiegt zu werden. Das ist die wahre Ironie und Tragödie von FF8, denn in ihrem Vesuch ihrem Schicksal zu entkommen, wurde Artemisia genau zu dem villain, den es ihr vorbestimmt war zu werden und fand auch das ihr vom Schicksal bestimmte Ende. Liberi Fatali, Kinder des Schicksals, bezieht sich sowohl auf Squall und seine Freunde als auch auf Ultimecia.

    Klar hat die Geschichte von FF8 auf den Blick wirklich sehr viele Löcher und Ungereimtheiten. Vielleicht sogar auf den zweiten Blick. Aber insgesamt ist diese Interpration der Geschichte für mich sehr schlüssig, und basiert auch nicht zu sehr auf Spekulationen, sondern mehr oder weniger auf Informationen, die das Spiel selbst bereitstellt. Auch Artemisias Geschichte bekommt dadurch eine gewisse Tiefe und Tragik, die ich sehr mag.

    Im Übrigen stimmt es nicht, dass es nur eine Hexe pro Generation gibt, neben Edea gibt es beispielsweise ja auch noch Adel. Am Ende von FF8 kommt es halt so, dass Rinoa die Kräfte aller Hexen, die je gelebt haben, in sich vereint, und diese Kräfte landen irgendwann in der Zukunft bei Artemisia. Und da Artemisia nach ihrem Tod ihre Kräfte wieder an Edea weiterreicht, kann es in der Zukunft nach ihr keine Hexen mehr geben. Die "Succession of Witches" ist am Ende des Spiel also gebrochen.


    Ist schon ne Weile her, seit ich das letzte mal hier über Final Fantasy gepostet habe. Fühlt sich irgendwie nostalgisch an.
    Geändert von Loki (20.11.2020 um 01:42 Uhr)
    Look around, look around, at how lucky we are to be alive right now.

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