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Thema: Der Sinn meines Lebens

  1. #1

    Der Sinn meines Lebens

    Huhu^^

    Ich habe mich ganz spontan dazu entschlossen, mal eine Kurzgeschichte von mir zu posten. Mal sehen, wie es euch gefällt. (überarbeitet)


    Der Sinn meines Lebens

    1. Kapitel: Yuki


    „Herr Orei, Ich muss mit Ihnen reden.“
    Ich sah von dem Formular auf, das ich bearbeitete. Eine meiner Schülerinnen, ihr Name war Yuki, hatte sich vor mir aufgebaut. Entschlossen funkelten ihre bernsteinfarbenen Augen mich an.
    Langsam legte ich meinen Stift zur Seite, lehnte mich zurück und verschränkte die Arme. „Der Unterricht ist längst vorbei, Fräulein Kobaya.“
    „Ich weiß.“ Sie strich in einer unwillkürlichen Geste ihre hellbraunen Locken zurück. „Aber es ist wirklich dringend.“

    Ich nickte zögerlich. Eigentlich hatte ich genug Arbeit, aber wenn ein Schüler oder eine Schülerin Probleme hatte, empfand ich es als ihr Lehrer als meine Pflicht, ihnen zu helfen. Allerdings ahnte ich schon, was kommen würde.
    „Herr Orei, ich habe mich in Sie verliebt!“ Yuki sah mich ernst an und ich seufzte.
    „Fängst du schon wieder damit an? Du solltest dich lieber beeilen, du verpasst gleich deinen Bus.“
    Sie verzog das Gesicht und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Waaah, stimmt! Ich muss weg, entschuldigen Sie, Herr Lehrer.“ Yuki senkte kurz den Kopf und verließ fluchtartig das Klassenzimmer.

    Ich sah ihr nachdenklich hinterher.
    Letztes Jahr erst war ich neu an diese Schule gekommen und ihrer Klasse als Klassenleiter zugeteilt worden. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie das erste Mal nach dem Unterricht zu mir gekommen war und mir ihre Liebe gestanden hatte. Aber während ich damals noch schockiert darüber war, wusste ich mittlerweile, dass Yuki es nicht ernst meinte. Sie trieb mit mir lediglich ihre Scherze. Hin und wieder spielte ich noch mit, aber mit der Zeit wurde es lästig.

    Ich räumte meine Unterlagen und Stifte zusammen und verstaute sie in meiner Tasche. Es wurde Zeit, dass ich nach Hause zu meiner Frau kam. Miara würde sicherlich schon auf mich warten. Ich nahm meine Tasche und ging aus dem Raum, natürlich nicht ohne die Tür hinter mir abzuschließen.

    Draußen vor dem großen Hauptgebäude der Schule war es ziemlich windig. Ich merkte, wie mir meine blonden Haare um den Kopf geweht wurden. Ich musste sie mir unbedingt wieder abschneiden lassen, auch wenn Miara das nicht mochte. Ich wusste wirklich nicht, was sie an Männern mit etwas längeren Haaren fand.

    Ich kramte gerade meinen Autoschlüssel aus der Hosentasche, als ich auf einem Absperrgitter Yuki mit dem Rücken zu mir sitzen sah. Sonst war niemand mehr auf dem großen Platz vor der Schule, sie musste also doch ihren Bus verpasst haben.
    „Das kommt davon.“
    Sie fuhr zusammen, als ich plötzlich hinter ihr stand. Langsam drehte sie sich zu mir um, aber ohne von dem Gitter herunter zu springen. Wahrscheinlich genoss sie es einfach, dass ich zu ihr aufsehen musste.
    „Das war eben Pech. Aber ich konnte Sie doch nicht im Unklaren über meine wahren Gefühle lassen.“ Sie grinste mich kläglich an, und ich musste lachen.
    „Als ob du mir nicht oft genug deine Liebe gestanden hättest.“
    „Sie müssten mir nur einmal eine Antwort geben“, erwiderte Yuki trotzig.

    Ich seufzte ein weiteres Mal. „Komm da runter, Yuki. Ich bringe dich nach Hause.“
    „Sie sind gemein!“, warf sie mir an den Kopf, während sie schwungvoll hinunter sprang. „Warum geben Sie mir keine Antwort?“
    „Ich stehe nicht so auf Lehrer-Schüler-Beziehungen. Und ich bin verheiratet.“ Ich wedelte mit der rechten Hand vor ihrer Nase, damit sie meinen Ehering sehen konnte. „Und das ganz nebenbei bemerkt glücklich. Genügt dir das als Antwort? Also komm, oder willst du hier bleiben? Es soll heute Abend noch Regen geben.“

    Yuki warf mir einen beleidigten Blick zu, folgte mir aber in Richtung Lehrerparkplatz. „Was wollen Sie denn alles mit mir anstellen, wenn wir im Auto sind?“, fragte sie mich neckend, während sie neben mir herging.
    „Dich nach Hause bringen“, erwiderte ich trocken.
    „Ach, kommen Sie schon! Der Versuchung kann doch niemand widerstehen, oder?“ Yuki sah mich böse an.
    „Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, dich endlich loszuwerden, Plappermaul.“ Wir waren bei dem von grünen Hecken umrahmten Parkplatz angekommen und ich schloss mein Auto auf, während sie ihr Spiegelbild in der polierten Außenseite betrachtete.

    Die Augen verdrehend verräumte ich meine Tasche im Kofferraum. Typisch Teenager. Was sollte ich bitteschön mit so jemandem anfangen?
    „Ihr Auto ist wunderschön. So Tiefgrün, dass man sich darin verlieren könnte.“ Yuki strahlte mich über das Dach meines Fahrzeuges an und ich sah verwundert zurück.
    „Du hast nicht dein Spiegelbild nach irgendwelchen Makeln deiner ach so samtweichen Haut untersucht?“, fragte ich sie skeptisch.
    „Für wen halten Sie mich?“, gab sie empört zurück und musste das Gespräch kurz unterbrechen, um ins Wageninnere neben mich zu steigen. „Ich bin doch nicht eine von diesen Möchtegernschönheiten.“

    Die ganze Autofahrt lang musste ich mir ähnliches Geplapper anhören. Die herrlich grüne Sommerlandschaft rauschte an uns vorbei, doch ich hatte keine Zeit, die Umgebung zu bewundern. So gut es mir möglich war ignorierte ich sie und ihre aufdringlichen Reden, doch es dauerte fast zwanzig Minuten, ehe wir bei ihr zuhause ankamen. Verständlicherweise war ich furchtbar glücklich darüber, als ich sie endlich an der Tür ihres kleinen Hauses aussteigen lassen konnte.
    „Also dann, bis morgen.“ Yuki lächelte mich an. „Auf Wiedersehen, Herr Orei.“
    „Bis bald, Yuki.“
    Sie winkte mir lächelnd zu, bis ich aus ihrem Sichtfeld verschwunden war.

    Ein seltsames Mädchen. In ihrem Alter verliebte man sich doch in Gleichaltrige und nicht in Männer, die beinahe doppelt so alt waren wie sie. Biologisch gesehen könnte ich sogar ihr Vater sein!
    Ich schüttelte rasch den Kopf, um das Hirngespinst zu vertreiben. Wohin führten mich meine Gedanken nur wieder? Sie konnte gar nicht in mich verliebt sein, das war nur eine alberne Schwärmerei. Man hörte von vielen jungen Mädchen, die sich rein schon wegen der Unnahbarkeit in Lehrer oder dergleichen verliebten. Oder es sich einbildeten. Die es anziehend fanden, dass aus der Beziehung nie mehr als ein Anhimmeln aus weiter Ferne werden konnte.
    Ich verstand so etwas überhaupt nicht, musste es aber wohl oder übel akzeptieren. Ich hegte die Hoffnung, dass es bald wieder vorbei war.

    ***

    Miara saß auf ihrem kleinen Sessel im Wohnzimmer, als ich nach Hause kam. Ihr Finger hörte auf, über die Seiten des Buches zu gleiten, das auf ihrem Schoß lag.
    „Haru?“
    „Hallo, Schatz.“ Ich trat zu ihr und küsste sie flüchtig. Ihre verschleierten Augen sahen durch mich hindurch, aber daran hatte ich mich längst gewöhnt.

    Seit einem schweren Unfall vor vier Jahren konnte meine Liebste nichts mehr sehen. Ich kniete mich vor sie und hielt ihre Hand. Es war ein schwerer Schock für uns alle gewesen, für sie, mich und ihre ganze Familie. Seither hatte sie sich sehr verändert, aber ich liebte sie nach wie vor über alles.
    Miara war auf mich angewiesen und ich wusste das. Ich würde sie niemals im Stich lassen.
    „Wie geht es dir?“, fragte ich mit so viel guter Laune in der Stimme, wie ich angesichts des stressigen Tages aufbringen konnte.

    „Gut.“ Sie lächelte, aber nicht zu mir, sondern irgendwohin in die Ferne. Ja, theoretisch war ich daran gewöhnt. Aber praktisch stach es in meinem Herzen noch immer, wenn ihre einstmals so wunderschön strahlenden blauen Augen an mir vorbei sahen. „Wie war dein Tag? Du musstest hoffentlich nicht zuviel arbeiten?“
    „Nein, keine Sorge.“ Ich erhob mich, um in die Küche zu gehen und das Abendessen zu machen. Tagsüber kümmerte sich eine Pflegerin um Miara, aber wenn ich daheim war, übernahm ich diese Arbeit. Ich wusste, dass meine Liebste sich deswegen sehr schlecht fühlte, aber ich mochte es sehr gerne, mich um sie zu kümmern. Ich führte sie herum und beschrieb ihr Landschaften und Farben, einfache Gegenstände und alltägliche Dinge, nichts besonderes eigentlich. Aber ich wusste, dass Miara sehr unter dem Verlust ihres Augenlichts litt und sich insgeheim darüber freute, wenn man es zumindest ein wenig leichter für sie machte.

    Während das Gemüse in der Pfanne schmorte, wanderten meine Gedanken zum Verlauf des heutigen Tages ab. Besser gesagt zu Yuki. Ich verstand sie nicht, aber als meine Schülerin mochte ich sie sehr gerne.
    Ich seufzte. Dennoch hoffte ich, dass es nur eine schwierige Phase war und es sich bald wieder legen würde.

    Geändert von Loriander (26.06.2010 um 18:24 Uhr)

  2. #2
    2. Kapitel: Liebeserklärung unter Prüfungsdruck


    Ich fühlte mich beobachtet.
    Ein leiser Seufzer entfuhr mir, während ich versuchte, halbwegs vernünftige Tafelanschriften zusammenzubekommen. Aber das war leichter gesagt als getan, wenn eine gewisse Schülerin einem durchgehend die Blicke in den Rücken bohrt.

    Endlich kam der erlösende Punkt und der Satz war angeschrieben. Ich konnte mich wieder umdrehen. Niemand ließ mir sonderliche Beachtung zukommen. Zwei aus der hinteren Reihe tratschten wieder, anstatt den Bericht von der Tafel in ihr Heft zu übertragen, ein anderer sah gelangweilt aus dem Fenster.
    Nur sie sah mich an. Ich warf ihr einen gleichgültigen Blick zu und nahm einen Stapel Blätter zur Hand, den ich auf dem Lehrerpult abgelegt hatte.
    „Seid ihr alle fertig?“, fragte ich beiläufig. Der ein oder andere nickte, andere reagierten überhaupt nicht.

    Ich musste lächeln. Gleich war es aus mit der Langeweile. „Gut, dann rutscht eure Tische auseinander und lasst alles, was auch nur im Entferntesten mit dem Unterricht zu tun hat, in eure Taschen verschwinden. Wir schreiben eine Arbeit.“
    Es dauerte keine Sekunde, bis das erste Murren erklang. Ekomi stöhnte auf.
    „Herr Orei! Das können Sie uns doch nicht antun!“
    „Du siehst doch, dass ich es kann. Shima, es bringt nichts, sich einen Spickzettel zu schreiben. Du erleichterst mir damit nur die Arbeit, deinen Bogen zu korrigieren.“

    Als nun endlich jeder außer Reichweite des Nachbarn saß, teilte ich die Arbeiten aus. Danach setzte ich mich ans Lehrerpult und beobachtete meine Schüler, wie sie sich mit den Aufgaben auseinander setzten, die ich ihnen stellte. Dabei fing ich erneut Yukis Blick auf, der zumindest jetzt lieber auf ihren zu bearbeitenden Blättern sein sollte.
    „Fräulein Kobaya, ich weiß, dass ich gut aussehe. Aber das heißt noch lange nicht, dass du mich die ganze Zeit anstarren musst. Oder erhoffst du daraus, dass dir die Lösungen zuflattern?“
    Die Röte schoss in ihr Gesicht und sie beugte sich rasch wieder über ihr Blatt. Scheinbar hatte sie es gar nicht bemerkt, dass sie mich beobachtet hatte.

    Nach einiger Zeit erklang der Schulgong und mit wenigen Sekunden verzweifelter Verzögerung standen die Schüler auf und brachten ihre Arbeiten zu mir.
    „Auf Wiedersehen. Und denkt daran, dass wir morgen den Ausflug in den Park haben. Zieht euch feste Schuhe an.“
    „Tz, meine Schuhe sind immer fest.“ Ekomi drückte mir schlecht gelaunt über die unangekündigte Prüfung ihre Blätter in die Hand und verwies auf ihre mindestens zehn Zentimeter langen Absätze.
    Ich verdrehte die Augen. „Tu, was du nicht lassen kannst. Aber am Abend brauchst du dich nicht bei mir beschweren!“

    Yuki war die letzte, die sich im Klassenzimmer befand. Ich ahnte schon, was wieder kommen würde und wappnete mich innerlich vor einem neuen Schwall an Liebesbekundungen und Schwärmereien. Aber sie übergab mir lediglich wie ihre Mitschüler vor ihr ihre Arbeit und ging ohne ein weiteres Wort.
    Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihr hinterher. Wahrscheinlich hatten ihr die Aufgaben nicht gefallen, die ich mir für meine Klasse ausgedacht hatte.

    Ich nahm mir die Zeit, kurz ans Fenster zu treten und auf den Schulhof hinab zusehen. Die Glücklichen. Während sie schon nach hause durften, hatte ich noch einen Berg an Prüfungen zu korrigieren, ehe ich auch nur an eine Heimfahrt denken konnte.
    Ich holte mir noch schnell einen Kaffee und setzte mich wieder an meinen Platz. Ich hätte auch ins Lehrerzimmer gehen können, aber einige meiner Kollegen – vor allem der weibliche Teil davon – nutze den frühen Feierabend noch gerne für einen mehr oder wenige kurzen Tratsch, was mich nur stören würde. Deswegen blieb ich lieber gleich in meinem Klassenzimmer und sparte mir dadurch sicherlich einiges an Zeit.
    Ich kämpfte mich durch eine Arbeit nach der anderen, teilweise erfreut über das überraschend gute Ergebnis, bei anderen verzweifelt über die weitere schlechte Note, die sich zu ihrem Repertoire gesellte.

    Yukis Bogen kam als letzter.
    Ich stutzte. Statt der mathematischen Formeln und den Zeichnungen der Trigonometrie stand nur ein langer Text darauf. Ich zögerte kurz, aber dann begann ich zu lesen.

    ‚Meine Freundinnen fragen mich oft, warum ich in Sie verliebt bin. Vielleicht ist es das verbotene einer solchen Beziehung, vielleicht Ihr gutes Aussehen, vielleicht Ihr Charme und das Verständnis, das Sie Ihren Schülern im Gegensatz zu vielen anderen Lehrern aufbringen. Aber das glaube ich nicht.

    Ich habe Sie beobachtet. Stunde um Stunde um Stunde. Seitdem Sie damals gekommen sind. Sie sind tollpatschig, manchmal schüchtern, mal frech … Sie sind ein Schussel und Sie haben manchmal – abgesehen von Ihrer geliebten Mathematik natürlich – von nichts eine Ahnung. Aber Sie stehen dazu und verstellen sich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass ich Ihnen nur wie eine lästige kleine Schülerin vorkomme, eine von vielen, die Sie anhimmelt. Aber Sie bedeuten mir wirklich viel. Ich liebe Sie von ganzem Herzen und wünsche mir nichts mehr, als dass ich auch einmal … irgendwann einmal … zu einem Teil ihres Herzens werde.’

    Stutzig starrte ich auf das Blatt vor mir. Das war mir noch nie passiert. Sicherlich konnte man nicht leugnen, dass ich nicht schlecht aussah, und es hatten auch schon viele meiner Schülerinnen für mich geschwärmt. Aber sie haben mehr einen Sport daraus gemacht, zu versuchen, mir ihre Liebesbriefe unterzuschmuggeln. Doch noch nie hatte mir eine offen ihre Liebe gestanden oder gar eine Prüfung dafür versaut, nur um mir einen Brief zu schreiben.

    Ich schüttelte den Kopf. Wohin sollte das nur führen?

    ***

    Am nächsten Tag teilte ich wortlos die korrigierte Arbeit aus. Ich fragte mich, wie Yuki darauf reagieren würde, aber zu meiner Überraschung nahm sie die Blätter ebenso wortlos entgegen und sagte nichts dazu.
    Ich hatte lediglich zwei Zeichen darauf gemacht, meine krakelige Unterschrift und eine Sechs. Etwas Besseres konnte ich ihr darauf nicht geben, so Leid es mir tat. Eigentlich war sie eine recht gute Schülerin in Mathematik, aber scheinbar tat ihr die Schwärmerei zu mir überhaupt nicht gut.
    Und es war nichts anderes als eine Schwärmerei, ich blieb dabei. Aus welchen Gründen sollte man einen so viel älteren Mann lieben?

    Ich hatte wirklich die Hoffnung, nach dieser Ernüchterung hätte sie es aufgegeben, dieses Spiel (oder was auch immer es für sie war) weiterzuspielen. Aber schon als ich meine Klasse in den Bus gescheucht hatte, der uns zum Park bringen sollte, ging es wieder los.
    Ich ging gerade ganz munter und unbeschwert durch die Reihen der tratschenden Schüler, um sie abzuzählen. Es wäre nicht besonders gut für mich, wenn ich schon am Anfang des sehr stressig werdenden Tages einen von ihnen aus den Augen verlieren sollte.

    Als ich an Yuki vorbeikam, lächelte sie mich wie eh und je fröhlich an.
    „Herr Orei, ich stehe auf Sie! Wollen wir den Tag nicht für ein Date nutzen?“
    „Siebzehn“, zählte ich trocken auf sie deutend weiter, ohne auf ihre Worte einzugehen. Zu früh gefreut.
    Auch Ekomi, die neben ihr saß, seufzte. „Hey, Yuki, was findest du an dem? Der ist doch viel zu alt für dich.“

    Einfach weiterzählen, nicht aufregen, einfach weiterzählen …
    Es war doch etwas anderes, wenn man sich selbst als alt bezeichnet, als wenn man von anderen so genannt wird. Aber auch diese Situation meisterte ich mit Bravour, indem ich sie mehr oder weniger erfolgreich ignorierte.
    Manchmal konnte das Leben als Lehrer wirklich deprimierend sein …

    Als ich nun endlich sicher war, dass sich alle im Bus befanden, setzte ich mich nach vorne und gab dem Fahrer ein Zeichen, loszufahren.
    Ich hasste Ausflüge dieser Art. Zwar waren meine Schüler sicherlich schon alt genug, um auf sich selbst aufzupassen, aber eine gewisse Anspannung war durchaus da. Immerhin war ich der Schuldige, wenn einem von den Wildfängen etwas zustoßen würde.

    Die Fahrt dauerte einige Stunden. Man könnte meinen, wenigstens da hätte ich ein wenig Zeit für Entspannung gehabt. Dem war aber leider nicht so. Alle waren ausgelassen über den entfallenden Unterrichtstag, es flogen Papierkügelchen und –flieger, die einen drehten die Musik zu laut auf, die anderen meinten, sie müssten einen Spaziergang durch den Bus unternehmen.
    Verdenken konnte man es ihnen nicht, wenn man über einige Umwege dachte. Es war ihr erster Ausflug seit langem und die Schüler genossen die Ausgelassenheit, die dieser Tag mit sich brachte. Kein langweiliger beziehungsweise zu anspruchsvoller Unterricht. Keine Hausaufgaben, kein Lernen. Aber dafür die reinste Hölle für den Lehrer.

    Die Landschaft außerhalb des Fensters veränderte sich zusehends. Von den dicht an dicht stehenden Häusern der Stadt zu einer eher ländlichen Gegend, von den Wiesen und Feldern der Ebene zu den ersten Hügeln, die die nahenden Berge ankündigten.
    Von da ab dauerte es nicht mehr lange, bis wir den Park erreichten. Ich vereinbarte mit dem Busfahrer, dass er uns gegen achtzehn Uhr wieder abholen sollte, und stieg zu meiner Klasse aus.
    Die frische Luft schlug mir sofort entgegen. Erleichtert atmete ich tief ein. „Alles hergehört!“, rief ich dann dem unüberschaubaren Haufen an pubertierenden Tee-Nagern zu, um wenigstens ein bisschen ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. „Ich muss euch noch einmal darauf hinweisen, dass das hier eine schulische Veranstaltung ist. Das bedeutet kein Alkohol, kein Rauchen …“
    „Sex?“, fragte mich Shima herausfordernd.
    „Kein Sex“, ergänzte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Möchtest du hier als Touristenattraktion enden? Ich sehe mich aber leider gezwungen, dich wieder mit nach hause zu nehmen.“
    „Och, schade.“

    Ich verdrehte die Augen. „Ich hoffe, ihr seid alt genug, damit ich euch in kleinen Gruppen von drei oder vier Personen ziehen lassen kann. Schaut euch die Gegend hier an, die exotischen Pflanzen, die es nur hier in der Gegend gibt oder setzt euch meinetwegen in irgendein Restaurant oder Café, um die Zeit totzuschlagen. Noch irgendwelche Fragen?“
    Yuki hob die Hand.
    „Ja bitte, Yuki?“, fragte ich schon leicht genervt. Von ihr konnte ja nichts Ordentliches kommen.
    „Darf ich Sie begleiten? Ich bin doch so verrückt nach Ihnen! Mein Angebot bezüglich des Dates steht immer noch.“ Sie grinste.
    Hatte ich es mir doch gedacht. „Danke, kein Interesse. Sonst noch jemand?“
    Ihre Hand schoss wieder in die Höhe, doch dieses Mal ignorierte ich es beflissen. „Keiner mehr? Dann Abmarsch. Und Morgen will ich von euch etwas über die Flora- und Faunapopulation hier wissen.“

    Ich sah ihnen noch zu, wie sie auseinander stoben, dann machte ich mich langsam auf den Weg. Ich hatte schon ein Ziel vor Augen, ich wusste, dass es in diesem großen Naturpark hier einige uralte Schreine heidnischer Götter gab, die ich besuchen wollte. Vor allem der der Göttin Cayra interessierte mich, ich hatte schon so einiges über sie gelesen.
    Mein Weg führte mich über einen kleinen Pfad durch die Pflanzenwelt, über Brücken und schmale Stege über den Abgrund, an Wasserfällen und rauschenden Bächen vorbei. Man konnte hier stundenlang spazieren gehen, ohne auf ein anderes menschliches Wesen zu stoßen.
    Ungefähr nach drei Stunden kam ich bereits leicht verschwitzt bei einem etwas abgelegenen Weg an, auf dem sich schon Laub und Zweige angehäuft hatten. Er war schon beinahe wieder zum Teil des Unterholzes geworden. Hier kamen wohl seltener Touristen vorbei.

    Ich kämpfte mir meinen Weg hindurch, bis ich bei einem altertümlichen hölzernen Schrein erreichte. Das Gebälk und die Wände waren schon morsch, teilweise sogar mit Moos überzogen. Um die Säulen davor rankte sich Efeu.
    Die Treppe knarrte unüberhörbar, als ich nach oben stieg, um das innere der Gedenkstätte zu betreten. Es war ziemlich düster, aber ich konnte Gemälde und Statuen erkennen. Auf einer Art Altar am Ende des Raumes stand die vergoldete Figur von Cayra, in der einen Hand ein Schwert von sich gestreckt, mit der anderen auf einen Stab gestützt. Ihre Augen waren mit einem Tuch bedeckt. Die blinde Göttin.
    Ich warf ein Geldstück in einen verrosteten Behälter und nahm mir eine lange schlanke Kerze von dem Stapel. Ich fragte mich, ob je jemand den Geldkasten ausleerte, aber das war nebensächlich.

    Ich kramte ein Feuerzeug aus der Tasche und entzündete sie. Der Raum wurde in das flackernde Licht der schwachen Flamme getaucht. Ich hielt sie einen Moment lang stumm in meinen Händen, dann steckte ich sie auf eine Reihe von Kerzenhaltern vor der Figur. Lange Wachstropfen hingen von dem eisernen Gestell, aber sie waren alle verstaubt.
    „Es gäbe für mich kein schöneres Geschenk, als das Wissen, dass Sie sie für mich aufgestellt hätten.“
    Erschrocken drehte ich mich um. Yuki stand hinter mir. Ich hatte sie trotz der morschen Treppe nicht kommen hören. Ihr Gesichtsausdruck war irgendwie verträumt. Sie trat langsam neben mich.

    „Aber dem ist vermutlich nicht so, nicht wahr? Für wen ist die Kerze? Das einsame Licht im Dunkeln …“
    „Für meine Frau.“ Ich warf ihr einen abschätzenden Seitenblick zu, aber sie rührte sich nicht.
    „Wie ist sie, Ihre Frau? Was hat sie, damit Sie sie so sehr lieben?“
    „Hast du nun vor, so wie sie zu werden, damit ich dich mehr beachte?“, fragte ich mit einem spöttischen Unterton. „Würdest du dich so sehr von meinen Meinungen und Ansichten verbiegen lassen? Denkst du, dass es das ist, was ich attraktiv fände?“ Sie erwiderte nichts darauf und eine Weile lang herrschte Stille zwischen uns. Nach einigen Minuten fuhr ich schließlich fort: „Sie ist blind. Sie braucht meine Hilfe.“ Ich wusste nicht, warum ich ihr das erzählte. Vermutlich, weil es mir wie eine schwere Last auf dem Herzen lag, eine Last, die ich unbedingt lindern wollte. Irgendwie. Alles in mir lechzte danach.
    Ich bemerkte, wie Yuki mich überrascht ansah.
    „Oh … Ich verstehe.“
    „Warum machst du das eigentlich?“, fragte ich sie plötzlich.
    „Was?“, kam eine überraschte Gegenfrage zurück.
    „Mir hinterherzustellen. Mir deine andauernd deine Liebe zu gestehen. Du weißt, was ich meine.“
    „Weil es wirklich so ist!“, gab Yuki zornig zurück. „Warum glauben Sie mir nicht? Hassen Sie sich selbst so sehr, dass Sie glauben, ich könne Sie nicht lieben?“
    „Nein. Ich kann dich nur nicht verstehen.“ Ich seufzte.

    „Ich wünschte mir manchmal, es wäre nicht so“, begann sie nach einiger Zeit langsam. „Manchmal verfluche ich mein Herz dafür, dass es mich einfach verlassen und zu Ihnen gegangen ist. Aber ich will nicht, dass es aufhört. Ich will nicht aufhören, Sie zu lieben. Je mehr ich von Ihnen in Erfahrung gebracht habe, desto mehr bewundere ich Sie. Sie sind ein wundervoller Mensch. Und ich würde am Liebsten den Rest meines Lebens mit Ihnen verbringen.“
    „Das geht nicht, und das weißt du“, erwiderte ich sanft. Schlag es dir aus dem Kopf, hätte ich am Liebsten gesagt. Aber langsam wurde mir klar, dass sie es auf ihre kindlich-naive Art und Weise ernst meinte. „Es ist verboten und außerdem habe ich Miara.“
    „Dann lassen Sie uns von hier abhauen! Ganz weit weg!“ Yuki packte mich am Arm und zwang mich, sie anzusehen. „Nur wir beide.“ In ihren Augen standen Tränen.

    Ich schloss die Augen. Ich wollte sie nicht sehen. „Miara braucht mich, Yuki. Ich bitte dich, hör auf damit. Es wäre naiv anzunehmen, dass wir einfach so davon kämen.“ Verdammt, was war nur los mit mir? Warum protestierten meine Gedanken und Gefühle nicht so heftig gegen die Vorstellung, wie sie es sollten? „Es wäre naiv anzunehmen, dass ich mit dir abhauen würde“, fügte ich leise, aber bestimmt dazu.
    Plötzlich spürte ich ihre Lippen auf den meinen. Erschrocken riss ich die Augen auf und wich zurück. „Bist du wahnsinnig geworden?“, entfuhr es mir entsetzt.
    Sie wandte sich wieder dem Gottesabbild zu. „Sie lieben sie wirklich sehr, nicht wahr? Miara…“
    Ich erwiderte nichts darauf. Mein Herz raste.
    „Was würde ich dafür geben, wenn Sie mich genauso gerne hätten …“
    „Irgendwann findest du bestimmt jemanden, der dir gerecht wird.“ Ich klang hilflos. Ich fühlte mich hilflos. Ich war in meinem Leben bisher nicht oft gezwungen gewesen, jemanden abblitzen zu lassen. Meine Frau war eine erste und große Liebe gewesen.
    „Nein!“ Yuki funkelte mich wütend und verletzt an. „Verstehen Sie denn nicht? Ich will gar niemanden anderes. Ich will nur Sie!“ Sie wirbelte herum und stürzte aus dem Schrein.

    Ich stützte mich deprimiert auf den Altar. Warum hatte ich mich unbedingt an ihre Schule versetzen lassen müssen?

    Geändert von Loriander (26.06.2010 um 18:25 Uhr)

  3. #3
    3. Kapitel: Der Sinn meines Lebens


    Ich stand leicht neben mir, als ich zurück am Treffpunkt an der Bushaltestelle stand. Langsam trödelten die Schüler ein. Rasch zählte ich sie durch, ohne sie genau anzusehen. Ich wollte Yukis Blick nicht begegnen.
    Dreiundzwanzig.
    Ich verzog das Gesicht. Dann eben auf ein Neues. Aber auch beim zweiten Durchgang kam ich auf dieselbe Zahl. Zwei Schüler fehlten.
    „Vermisst jemand seinen Partner? Seinen Banknachbar? Gruppenmitglieder?“, fragte ich genervt. Das hat mir gerade noch gefehlt. Den beiden konnte sonst etwas passiert sein.
    Niemand meldete sich. Ratlose Blicke spähten in die Runde.
    „Erzählt mir nicht, ihr …“ Ich stockte. Yuki fehlte. Yuki und Ekomi.

    „Hat irgendjemand Yuki und Ekomi gesehen?“ Ich ließ meinen Blick übers Gelände schweifen. „Sie dürfen doch gar nicht zu zweit unterwegs sein. War einer von euch bei ihnen dabei?“
    „Nein, Herr Orei. Sie wollten sich keiner Gruppe anschließen. Typisch eigenbrötlerische Zicken eben“, erwiderte einer der Jungs schulterzuckend.
    Ich seufzte. Na wunderbar. Der Bus war bereits vorgefahren. Der Fahrer sah mich fragend an.
    „Takamaru, du bist Klassensprecher. Sorg dafür, dass alle in der Schule ankommen und einigermaßen Ruhe im Bus herrscht.“
    Der Junge nickte. „Und was machen Sie?“
    „Ich werde die beiden suchen und später mit dem Zug zurück fahren. Wir werden zwar einige Male umsteigen müssen, aber das klappt schon irgendwie.“ Ich scheuchte meine Klasse noch schnell in den Bus, erklärte dem Fahrer, was los war, und sah ihnen noch kurz hinterher, bevor ich mich wieder dem Park zuwandte. Hoffentlich stellten die beiden keinen Unsinn an.

    Ich suchte in sämtlichen Restaurants und Cafés, die auf der Karte des Parks eingezeichnet waren. Ich fragte alle Leute, die mir begegneten. Aber niemand hatte die Mädchen gesehen.
    Ich wollte gerade eine alte Frau ansprechen, die mir Ekomi entgegengestolpert kam. Sie trug ihre High heels in den Händen und rannte barfuss auf mich zu. Sie war völlig aufgelöst.
    „Um Himmels Willen, was ist passiert?“, fragte ich sie erschrocken, als sie mir direkt in die Arme lief. „Wo steckt Yuki?“
    „Was haben Sie mit ihr gemacht? Was haben Sie zu ihr gesagt?“, fragte sie mich weinend und prügelte mit ihren Schuhen auf meine Brust ein.
    „Ganz ruhig, tief durchatmen.“ Ich schluckte. Ich ahnte nichts Gutes.
    „Sie dreht auf einmal völlig durch“, fuhr Ekomi schluchzend fort.
    „Wo ist sie?“ Ich rüttelte sie vorsichtig, als sie mir nicht antwortete. „Ekomi, bitte. Wir müssen ihr helfen. Wo ist sie?“, wiederholte ich meine Frage.
    Meine Schülerin deutete wortlos den Weg hinauf, den sie eben herunter gerannt war. Sie war sichtbar mit den Nerven am Ende.
    „In Ordnung“, entgegnete ich nervös. Mehr war aus ihr definitiv nicht herauszubekommen. „Du gehst jetzt zurück zum Treffpunkt und wartest dort auf mich, hast du mich verstanden?“, fragte ich sie ernst. „Die anderen sind schon gefahren, wir nehmen später den Zug. Ich bin bald wieder da.“
    Sie nickte immer noch weinend.

    Ich zögerte keine Sekunde länger, sondern hastete den Hang hinauf. Der Weg führte immer weiter nach oben und einen Moment lang kam mir der absurde Gedanke, wie es die Oma von vorhin so weit geschafft hatte.
    Ich stolperte mehr, als dass ich vorwärts kam. Überall ragten große Wurzeln aus der Erde und ich nahm mir nicht die Zeit, den Boden vor mir nach Hindernissen abzusuchen. Mein Blick schweifte durch das Gelände, ich suchte nach Yuki. Aber ich konnte sie nirgendwo entdecken.

    Ungefähr bei der Hälfte des Berges ging mir allmählich die Puste aus. Der Weg wurde immer steiler und obwohl meine Kondition nicht allzu schlecht war, musste man schon Goldmedaillengewinner im Ausdauerlauf sein, um die Strecke zu schaffen. Aber irgendwann war ich endlich oben angelangt.
    Auf einer Lichtung des sonst mit Bäumen bewachsenen Hügels stand die Ruine einer Kirche. Sie war bis auf ihre Grundmauern zerstört worden. Eine Bank für atemlose Wanderer stand davor, aber ich hatte jetzt keine Zeit, mich zu setzen.

    Ich ging um die Überreste der Kirche herum, hinein, kletterte hinauf, aber ich fand Yuki nicht. Zumindest nicht gleich. Erst als ich zu meinem Ausgangspunkt bei der Bank zurückkehrte, entdeckte ich sie endlich.
    Sie stand mit dem Rücken zu mir hinter den Ästen eines großen Baumes versteckt an einem Aussichtspunkt. Neben ihr war eines der Teleskope für Touristen, mit denen man den Ausblick noch besser genießen konnte, wenn man Geld dabeihatte.
    Bedächtig trat ich an sie heran. „Yuki?“
    „Ich wusste, dass Sie kommen.“ Ihre Stimme klang gefasst und als sie sich zu mir umdrehte, sah sie mich normal an.
    Ich seufzte erleichtert. „Bin ich froh, dich zu finden. Die anderen sind schon gefahren. Was hast du dir dabei gedacht? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“

    „Es freut mich, dass Sie Ihre Pflichten so gewissenhaft erfüllen wollen. Aber ich werde nicht mit Ihnen nach hause kommen.“ Yuki lächelte. Es wirkte nicht freundlich, sondern süffisant.
    Ich zog eine Augenbraue hoch. „Das kann ich leider nicht zulassen. Komm, wir gehen. Ekomi wartet schon. Du hast ihr mit irgendetwas einen furchtbaren Schrecken eingejagt, weißt du das? Das nenne ich wahre Freundschaft.“
    Ich drehte mich um und ging einen Schritt, merkte aber, dass sie mir nicht folgte. Ich seufzte noch einmal. „Yuki …“ Ich wandte mich wieder ihr zu und erschrak.
    Sie stand dicht über dem Abgrund, auf der anderen Seite des schützenden Geländers. „Ich werde nicht mitkommen. Für mich gibt es nur eines im Leben, was zählt. Und das sind Sie.“

    „Mach keinen Unsinn, Yuki!“ Ich näherte mich ihr vorsichtig. Jetzt drehte sie eindeutig durch. Aber die Vorstellung, dass sie sich umbrachte, schmerzte mich sehr.
    Viel zu sehr.
    Sehr viel sehr zu sehr.
    „Bleiben Sie stehen“, erwiderte sie ruhig. Ihre hellbraunen Locken wehten sanft im Wind, als sie sich halb zu mir umdrehte. „Es schmerzt mich zu sehr, Sie zu lieben. Aber der Schmerz ist zu süß, um diese Liebe zu begraben. Ich halte es nicht länger aus.“ Yuki sprach normal, so normal, als würde sie übers Wetter reden. „Ich brauche Sie nämlich auch. Diese Miara ahnt wahrscheinlich gar nicht, wie viel Glück sie mit einem Menschen wie Ihnen an der Seite hat. Ich beineide sie mehr als alles andere.“ Fast unmerklich bewegte sie sich weiter zum Abgrund.

    „Miara. Sie bedeutet mir viel.“ Ich schloss die Augen. „Aber ich liebe sie nicht, Yuki. Ich habe sie einmal geliebt, vor dem Unfall, der sie völlig verändert hat. Bei deinem Kuss vorhin…“ Ich merkte, wie mein Herz schmerzhaft klopfte. „Ich fürchte … Ich glaube … ich habe mich in dich verliebt.“
    Sie lächelte sanft. „Es ist schön, dass Sie das sagen. Auch wenn ich weiß, dass es gelogen ist.“
    „Nein, es ist … YUKI!!!“

    Sie ließ sich einfach fallen. Es kam mir vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ihre Locken umspielten ihre Figur wie ein Schleier. Yuki hatte die Augen geschlossen und verschwand über dem Rand des Abgrundes aus meinem Sichtfeld.


    ***

    Als ich nach hause kam, wartete Miara schon auf mich. Sie fragte mich wie immer, wie mein Tag gewesen sei und was es heute leckeres zu Essen gäbe. Ich gab ihr wie immer einen Kuss und verzog mich in die Küche. Wie immer.

    In den nächsten Tagen hatte ich einiges mit den Behörden und der Polizei zu klären. Ich blieb bei der Wahrheit, aber ich erzählte ihnen nicht alles. Nachdem sich der Rummel wieder gelegt und die Sache als Unfall abgetan worden war, kündigte ich meinen Platz bei der Schule und zog fort.

    Yuki überlebte den Sturz knapp. Ich erfuhr, dass sie in ein örtliches Krankenhaus eingeliefert worden war und dort behandelt wurde.
    Hinter mir schlug die Autotür ins Schloss. Gegen die Sonne blinzelnd betrachtete ich das hoch in den klaren Himmel aufragende Gebäude. Nur mühsam hatte ich mich dazu durchringen können, sie zu besuchen. Und auch jetzt kostete mich jeder Schritt in Richtung des Eingangsportals mehr Überwindung als alles zuvor.
    Bevor ich das Innere des Hospitals betrat, zögerte ich lange. Menschen hasteten oder schlenderten an mir vorbei, alleine oder zusammen, stumm oder fröhlich plaudernd. Mein Blick wurde leer.

    Wenn ich ihr jetzt unter die Augen trat, würde es die langsam verheilenden Wunden wieder aufreißen. Nicht die körperlichen, sondern die in Yukis Herzen. Ich hatte verstanden, dass es ihr ernst war. Aber ich hatte sie angelogen. Lange hatte ich in den letzten Tagen über meine Gefühle nachgegrübelt, hatte nachts kaum Schlaf gefunden. Ich liebte sie nicht. Yuki war mir als meine – ehemalige – Schülerin sehr wichtig. Ich konnte ruhigen Gewissens behaupten, sie sehr gerne zu mögen. Aber Liebe war etwas gänzlich anderes.
    Von einer größeren Gruppe Passanten wurde ich durch die Tür geschoben. Ehe ich mich versah, blickte mich die Frau vom Empfang erwartungsvoll an.
    „Möchten Sie jemanden besuchen?“, fragte sie mich höflich.
    Ich brachte kein Wort hervor, sondern starrte sie lediglich unwillkürlich verständnislos an.
    „Mit wem möchten Sie sprechen“, fragte sie noch einmal eindringlich, während ihre Augenbrauen nach oben wanderten.
    „Mit …“
    „Ja?“
    „,… niemandem.“ Ich senkte den Blick und wandte mich zum Gehen. „Entschuldigen Sie, dass ich sie aufgehalten habe.“

    Ich war ein Feigling, ein schrecklicher Feigling. Aber ich konnte es nicht. Nach all dem, was zwischen uns geschehen war, konnte ich ihr einfach nicht mehr in die Augen sehen.


    Ich weiß nicht, was aus Yuki geworden ist.
    Ich habe seitdem nie wieder etwas von ihr gehört.


    *Ende*

    Geändert von Loriander (26.06.2010 um 18:25 Uhr)

  4. #4
    Erstmal: Willkommen im Forum!
    Scheint sich rumzusprechen, dass man hier gute Kritik bekommt. XD

    Also zuerst zum Positiven, bevor ich dich zerreiße. Du kannst eindeutig schreiben, bist stilistisch praktisch fehlerlos und der Text liest sich flüssig. Gäbe hier kaum was, was ich meckern könnte.
    Der Inhalt hingegen: damit kann ich nicht wirklich was anfangen. Vielleicht auch vom Genre her, das wird wohl ein Teil sein, aber irgendwie steckt da kein rechter Sinn dahinter. Vor allem das Ende ist seltsam und irgendwie auch unlogisch (Wenn sie noch lebt, warum wird er von der Polizei befragt? Und warum erfährt er von der nicht, was aus ihr geworden ist?), und was das Ganze mit dem Titel zu tun hat, bzw. was mir der letzte Satz sagen soll, erschließt sich mir auch nicht.
    Ebenso erscheint mir der plötzliche Sinneswandel des Protagonisten ebenso abrupt wie unnachvollziehbar. Ich meine, wie er im ersten Kapitel seine Frau "flüchtig" küsst, war mir praktisch schon klar, dass es auf sowas hinausläuft. Aber so ist das einfach wie eine Teenie-Schnulze geschrieben, "Nein, ich liebe sie! Aber irgendwie fühle ich mich doch zu dir hingezogen, oh nein!" Viel zu 08/15 und zu wenig im Charakter begründet, finde ich.
    Und dann auch noch der endgültige Umschwung, als sie sich umbringt: "Aber die Vorstellung, dass sie sich umbrachte, schmerzte mich sehr. Viel zu sehr. Sehr viel sehr zu sehr." Imo wohl dein einziger echter stilistischer Patzer, aber auch so vom Geschehen her sehr seltsam. Lässt nicht wirklich irgendwelche tiefer liegenden Gefühle erkennen, wie es aber anscheinend ausdrücken soll – und ist es nicht auch wenn man jemanden nicht liebt, nachvollziehbar, dass man die Person nicht sterben sehen will? Aus diesem "Bring dich nicht um!" eine echte Liebe herauszulesen erscheint mir jedenfalls seltsam. Bzw. das als Art und Weise zu wählen, wie er auf seine wahren Gefühle stößt.
    Falls es eh so gemeint war, dass er keine echten Gefühle für Yuki hat und da bloß verwirrt ist, vergiss' die letzten beiden Absätze. Allerdings muss ich dann wieder einbringen, dass das imo in keinster Weise rauskommt.

    Oh, und nebenbei: Warum müssen die unbedingt Japaner sein, kann man das nicht genauso gut über Deutsche schreiben? o_O Also falls es da keinen speziellen Grund gibt würde mir das doch etwas nach kindischem Otaku-Gehabe wirken, was in keinster Weise zu deinem tollen Schreibstil passt.

    Also Fazit: Schreibstil sehr gut, aber an Handlung und Charakterentwicklung solltest du imo dringend noch arbeiten.

    Zwei Schlampigkeitsfehler sind mir noch aufgefallen:
    "Tee-Nagern"
    "Ich wollte gerade eine alte Frau ansprechen, die mir Ekomi entgegengestolpert kam."

  5. #5
    Zitat Zitat von drunken monkey Beitrag anzeigen
    Der Inhalt hingegen: damit kann ich nicht wirklich was anfangen. Vielleicht auch vom Genre her, das wird wohl ein Teil sein, aber irgendwie steckt da kein rechter Sinn dahinter. Vor allem das Ende ist seltsam und irgendwie auch unlogisch (Wenn sie noch lebt, warum wird er von der Polizei befragt? Und warum erfährt er von der nicht, was aus ihr geworden ist?), und was das Ganze mit dem Titel zu tun hat, bzw. was mir der letzte Satz sagen soll, erschließt sich mir auch nicht.
    Ebenso erscheint mir der plötzliche Sinneswandel des Protagonisten ebenso abrupt wie unnachvollziehbar. Ich meine, wie er im ersten Kapitel seine Frau "flüchtig" küsst, war mir praktisch schon klar, dass es auf sowas hinausläuft. Aber so ist das einfach wie eine Teenie-Schnulze geschrieben, "Nein, ich liebe sie! Aber irgendwie fühle ich mich doch zu dir hingezogen, oh nein!" Viel zu 08/15 und zu wenig im Charakter begründet, finde ich.
    Und dann auch noch der endgültige Umschwung, als sie sich umbringt: "Aber die Vorstellung, dass sie sich umbrachte, schmerzte mich sehr. Viel zu sehr. Sehr viel sehr zu sehr." Imo wohl dein einziger echter stilistischer Patzer, aber auch so vom Geschehen her sehr seltsam. Lässt nicht wirklich irgendwelche tiefer liegenden Gefühle erkennen, wie es aber anscheinend ausdrücken soll – und ist es nicht auch wenn man jemanden nicht liebt, nachvollziehbar, dass man die Person nicht sterben sehen will? Aus diesem "Bring dich nicht um!" eine echte Liebe herauszulesen erscheint mir jedenfalls seltsam. Bzw. das als Art und Weise zu wählen, wie er auf seine wahren Gefühle stößt.
    Falls es eh so gemeint war, dass er keine echten Gefühle für Yuki hat und da bloß verwirrt ist, vergiss' die letzten beiden Absätze. Allerdings muss ich dann wieder einbringen, dass das imo in keinster Weise rauskommt.

    Oh, und nebenbei: Warum müssen die unbedingt Japaner sein, kann man das nicht genauso gut über Deutsche schreiben? o_O Also falls es da keinen speziellen Grund gibt würde mir das doch etwas nach kindischem Otaku-Gehabe wirken, was in keinster Weise zu deinem tollen Schreibstil passt.

    Also Fazit: Schreibstil sehr gut, aber an Handlung und Charakterentwicklung solltest du imo dringend noch arbeiten.

    Zwei Schlampigkeitsfehler sind mir noch aufgefallen:
    "Tee-Nagern"
    "Ich wollte gerade eine alte Frau ansprechen, die mir Ekomi entgegengestolpert kam."


    Yay, Kritik o.o"
    Dankeschön <3 Endlich mal jemand, der sich traut, mir seine Meinung zu sagen *freu*

    Der letzte Satz musste sein. xD Irgendwo wollte ich den noch unterbringen.^^
    "und ist es nicht auch wenn man jemanden nicht liebt, nachvollziehbar, dass man die Person nicht sterben sehen will?" So wollte ich das eigentlich ausdrücken, mit leichten Andeutungen in die Richtung, dass er sie evtl lieben könnte. Ist mir wohl deutlich misslungen.^^"

    Habe ich irgendwo erwähnt, dass es Japaner sind? Ich weiß es nicht mehr, ist schon eine gute Zeit her, dass ich die Geschichte geschrieben habe. Wenn es dir nur um die Namen geht - ich finde japanische Namen einfach schön. Aber du hast - mal wieder *grummel*^^ - Recht, mit deutschen Namen wäre es besser gewesen, auch der Identifikation mit der Geschichte wegen. Aber irgendwie hab ich's damit nicht so ... <.<

    Das mit den Tee-Nagern war beabsichtigt, ich liebe dieses Wortspiel einfach. xD

    Nochmals vielen Dank für die Kritik. Ich werde mich bemühen, vor allem mehr an der Handlung und den Charakteren zu arbeiten.
    Liebe Grüße,
    Sheeta

  6. #6
    Puh, also … ich muß monkey recht geben: stilistisch ist das einwandfrei. Mir sind beim Lesen keine gröberen Fehler aufgefallen, und Dein Schreibstil ist flüssig, gut lesbar, und paßt auch zur Geschichte.

    Was mir aber sauer aufstößt sind diese pseudojapanischen Namen. Ich habe kein Problem damit, wenn man japanische Namen verwendet, oder Japan als Setting wählt (ich mach's ja selbst), aber wenn, dann sollte man sich wenigstens informieren, wie man das richtig macht. Ich meine, ich spreche Japanisch, und vielleicht fällt's mir deshalb auf, aber diese Namen sind in etwa so Japanisch, wie “Kieselgunde” ein deutscher Vorname ist. Nicht alles, was man aus Kana-Silben zusammenbaut, ist ein japanischer Name.

    Herr Orei? Okay, den lasse ich vielleicht noch durchgehen, vielleicht ist der Kerl einfach jemand mit 'nem verdammt seltsamen Nachnamen.
    Miara? Hmm, na gut, vielleicht 'ne Halbjapanerin und ihr Name kommt aus dem Ausland.
    Ekomi? Das Wort gibt's nicht mal … obwohl, vielleicht doch, 絵込み, vollgestopftes Bild.

    Wenn Du wirklich das Japan-Setting beibehalten willst, dann solltest Du Dich ernsthaft bemühen, das irgendwie besser zu machen. Momentan wirkt es nämlich wie gewollt und nicht gekonnt.

    Aber gut, kommen wir zum Inhalt: bis zu dem Punkt, wo Yuki sich umbringen will, fand ich die Geschichte ganz nett. Ja, nichts aufregendes, 'ne Teenie-Story halt, aber nett. Ich will nicht sagen, daß die Selbstmord-Thematik an sich problematisch ist, aber hier wird für meinen Geschmack viel zu locker damit umgegangen. Um an so ein Thema heranzugehen braucht man mehr als nur eine niedliche Teenie-Romanze, denn sonst wirkt das ganze nicht schlüssig.
    Böse Zungen würden jetzt sagen, daß es irgendeine 08/15-Emo-Heulstory ist, aber so weit will ich nicht gehen. Ich denke einfach, daß Du versucht, mit dem Selbstmordversuch die “Ernsthaftigkeit” des Verliebtseins von Yuki zu unterstreichen, aber das geht gründlich in die Hose. Das ist in etwa so, als würdest Du eine Story über einen Schulschläger machen, und dann mit Nazis uns Konzentrationslagern kommen—total übers Ziel hinausgeschossen. Wenn Du in der Selbstmord-Thematik bleiben willst, dann brauchst Du Charaktere, die ich nachvollziehen kann, und denen ich die Ernsthaftigkeit auch abnehme. Auf diese Charaktere ist Deine ganze Story aber gar nicht zugeschnitten, denn Du schreibst leicht und locker und fluffig. Du schmeißt den Selbstmord einfach als Plot Device rein, und das ist … nein, das gefällt mir nicht.

    Und jetzt das Ende? Ich versteh's nicht—echt nicht. Zuerst hat er sich doch in sie verliebt und dann springt sie von dem Turm und dann sieht er sie nie wieder? Hä?
    Selbst wenn es gelogen war, daß er sie liebt, dann sollte er doch zumindest mal im Krankenhaus vorbeigehen. Das Ende macht den Protagonisten nicht nur massiv unsympathisch, sondern auch noch absolut nicht mehr nachvollziehbar. Und was soll der Spruch mit dem “Sinn meines Lebens”? Wer denn jetzt? Yuki? Und wieso besucht er sie dann nicht?

    Also den letzten Teil mußt Du dringend noch mal überarbeiten. Noch mehr, als die anderen Teile.

  7. #7
    Zitat Zitat von Ranmaru Beitrag anzeigen
    Was mir aber sauer aufstößt sind diese pseudojapanischen Namen. Ich habe kein Problem damit, wenn man japanische Namen verwendet, oder Japan als Setting wählt (ich mach's ja selbst), aber wenn, dann sollte man sich wenigstens informieren, wie man das richtig macht. Ich meine, ich spreche Japanisch, und vielleicht fällt's mir deshalb auf, aber diese Namen sind in etwa so Japanisch, wie “Kieselgunde” ein deutscher Vorname ist. Nicht alles, was man aus Kana-Silben zusammenbaut, ist ein japanischer Name.

    Herr Orei? Okay, den lasse ich vielleicht noch durchgehen, vielleicht ist der Kerl einfach jemand mit 'nem verdammt seltsamen Nachnamen.
    Miara? Hmm, na gut, vielleicht 'ne Halbjapanerin und ihr Name kommt aus dem Ausland.
    Ekomi? Das Wort gibt's nicht mal … obwohl, vielleicht doch, 絵込み, vollgestopftes Bild.

    Wenn Du wirklich das Japan-Setting beibehalten willst, dann solltest Du Dich ernsthaft bemühen, das irgendwie besser zu machen. Momentan wirkt es nämlich wie gewollt und nicht gekonnt.

    Aber gut, kommen wir zum Inhalt: bis zu dem Punkt, wo Yuki sich umbringen will, fand ich die Geschichte ganz nett. Ja, nichts aufregendes, 'ne Teenie-Story halt, aber nett. Ich will nicht sagen, daß die Selbstmord-Thematik an sich problematisch ist, aber hier wird für meinen Geschmack viel zu locker damit umgegangen. Um an so ein Thema heranzugehen braucht man mehr als nur eine niedliche Teenie-Romanze, denn sonst wirkt das ganze nicht schlüssig.
    Böse Zungen würden jetzt sagen, daß es irgendeine 08/15-Emo-Heulstory ist, aber so weit will ich nicht gehen. Ich denke einfach, daß Du versucht, mit dem Selbstmordversuch die “Ernsthaftigkeit” des Verliebtseins von Yuki zu unterstreichen, aber das geht gründlich in die Hose. Das ist in etwa so, als würdest Du eine Story über einen Schulschläger machen, und dann mit Nazis uns Konzentrationslagern kommen—total übers Ziel hinausgeschossen. Wenn Du in der Selbstmord-Thematik bleiben willst, dann brauchst Du Charaktere, die ich nachvollziehen kann, und denen ich die Ernsthaftigkeit auch abnehme. Auf diese Charaktere ist Deine ganze Story aber gar nicht zugeschnitten, denn Du schreibst leicht und locker und fluffig. Du schmeißt den Selbstmord einfach als Plot Device rein, und das ist … nein, das gefällt mir nicht.

    Und jetzt das Ende? Ich versteh's nicht—echt nicht. Zuerst hat er sich doch in sie verliebt und dann springt sie von dem Turm und dann sieht er sie nie wieder? Hä?
    Selbst wenn es gelogen war, daß er sie liebt, dann sollte er doch zumindest mal im Krankenhaus vorbeigehen. Das Ende macht den Protagonisten nicht nur massiv unsympathisch, sondern auch noch absolut nicht mehr nachvollziehbar. Und was soll der Spruch mit dem “Sinn meines Lebens”? Wer denn jetzt? Yuki? Und wieso besucht er sie dann nicht?

    Also den letzten Teil mußt Du dringend noch mal überarbeiten. Noch mehr, als die anderen Teile.



    Hey du

    Die japanischen Namen waren nie als richtig japanisch beabsichtigt. Als ich es schrieb, wusste ich, dass sie japanisch klingen, aber dass es sie nicht gibt - ich habe damals für meinen Akita lange genug nach einem passenden japanischen Namen gesucht, um zu wissen, welcher wirklich einer ist und welcher nicht. Ich wollte dich damit aber keinesfalls vor den Kopf stoßen, tut mir leid.

    Hm, ich habe mich für diese Geschichte tatsächlich nicht sonderlich bemüht, viel über Japan herauszufinden. Ursprünglich war es ja gar nicht mit japanischem Hintergrund geplant... Aber ich muss dir zähneknirschend Recht geben - entweder ganz (und dann richtig) oder gar nicht. >.<"

    Oke, das mit dem Selbstmord-in-die-Handlung-werfen ist angekommen, habe ich verstanden und ich werde versuchen, es besser zu machen.
    Wie in der Antwort auf drunken monkeys Beitrag schon erwähnt, brauchte ich den Schlusssatz einfach. Ich weiß, dass er überhaupt nicht passt. Aber irgendwie musste der da hin. o.o" Beim Schluss ist Herr Orei ganz falsch herübergekommen. Er will sich einfach nicht mit Yuki konfrontieren, er weiß jetzt, dass es ihr wirklich ernst ist - zu ernst. Er weiß, dass es nicht geht und er weiß auch, dass er sie angelogen hat und sie nicht liebt. Er ist einfach zu feige, um ihr dann noch einmal in die Augen zu sehen. Ich schreibe Geschichten normalerweise nur sehr ungern um, aber ich fürchte, dass ich bei der eine Ausnahme machen muss ...

    Vielen Dank für deine Kritik. Du hast mir damit sehr geholfen. Ich werde versuchen, es in Zukunft besser zu machen. ^-^

    Liebe Grüße,
    Sheeta

  8. #8
    Erstmal, Du stößt mir damit doch nicht vor den Kopf. Ich bin hier, um möglichst konstruktive Kritik zu geben. Was ich schreibe ist sicher nicht böse gemeint, also mach Dir mal keinen Kopf. Hätte ich das als fertiges Buch in der Hand, dann würde ich mir meinen Teil dabei denken (“mies recherchiert”), aber hier will man sich ja laufende Kritik abholen, also kein Problem. Man lernt ja immer dazu.

    Zitat Zitat von Sheeta Beitrag anzeigen
    Er will sich einfach nicht mit Yuki konfrontieren, er weiß jetzt, dass es ihr wirklich ernst ist - zu ernst. Er weiß, dass es nicht geht und er weiß auch, dass er sie angelogen hat und sie nicht liebt. Er ist einfach zu feige, um ihr dann noch einmal in die Augen zu sehen.
    Wunderbar, jetzt habe ich's verstanden. Das mußt Du jetzt nur noch in die Geschichte schreiben, und wir haben ein Problem weniger. “Show, don't tell” ist gut, aber manchmal muß man auch ein wenig erzählen. Und gerade wenn man aus der ersten Person schreibt, ist das auch gerne mal zulässig, ein wenig inneren Monolog zu verzapfen. Tut der Geschichte gut.

    Zitat Zitat
    Ich schreibe Geschichten normalerweise nur sehr ungern um, aber ich fürchte, dass ich bei der eine Ausnahme machen muss ...
    Noch ein Tip von mir als halbprofessioneller Autor: so funktioniert das nicht.
    Du mußt umschreiben, und zwar oft. Hemmingway hat mal gesagt, daß die erste Fassung von allem Crap ist. Und ich sage, die zweite und dritte sind's auch noch. Bevor auch nur entfernt darüber nachdenke, irgendwas an den Lektor oder auch nur einen Probeleser rauszugeben, ist es meistens durch drei bis fünf Umschreibungen gelaufen. Wegstreichen, neu schreiben, was hinzufügen … das gehört alles dazu. Geschichten kommen nicht fix und fertig aus den Fingern, da muß man schon viel dran arbeiten.

    Viel Glück noch!

  9. #9
    Zitat Zitat von Ranmaru Beitrag anzeigen
    Noch ein Tip von mir als halbprofessioneller Autor: so funktioniert das nicht.
    Du mußt umschreiben, und zwar oft. Hemmingway hat mal gesagt, daß die erste Fassung von allem Crap ist. Und ich sage, die zweite und dritte sind's auch noch. Bevor auch nur entfernt darüber nachdenke, irgendwas an den Lektor oder auch nur einen Probeleser rauszugeben, ist es meistens durch drei bis fünf Umschreibungen gelaufen. Wegstreichen, neu schreiben, was hinzufügen … das gehört alles dazu. Geschichten kommen nicht fix und fertig aus den Fingern, da muß man schon viel dran arbeiten.

    Viel Glück noch!

    Jah, ich weiß ... Aber meine eigenen Geschichten noch einmal durchzulesen und zu überarbeiten fällt mir verdammt schwer ... Ich weiß nicht, was das für Hemmungen sind, aber sie sind da. Ich werde jetzt dann mal - möglichst bald^^ - meinen inneren Schweinehund überwinden müssen und die Geschichte überarbeiten. Und die anderen möglichst auch ... *seufz*

  10. #10
    Versuch mal, die Story nach dem Schreiben zwei Wochen liegen zu lassen und nicht anzufassen. Dann druckst Du sie aus, liest sie noch mal, und streichst alles an, was Dir nicht mehr gefällt. In den meisten Fällen fliegen dann 40% des ursprünglichen Textes weg. Was an Informationen fehlt, schreibst Du um. Danach die ganze Geschichte noch mal. Und noch mal. So lange, bis Dir nichts mehr auffällt, was Dich stört. Dann hast Du einen sogenannten Final Draft, den Du an die ersten Leser rausgeben kannst.

    So mach ich das zumindest bei Romanen. Es hilft dabei, seine eigenen Texte kritischer zu betrachten. Bei Kurzgeschichten reicht es mir oft, sie noch dreimal im Abstand von ein paar Stunden oder Tagen durchzulesen und direkt zu bearbeiten, aber das setzt in gewissem Maße schon einen kritischen Umgang mit dem Text voraus. Bei hunderten von Manuskriptseiten ist das allerdings schon wieder was ganz anderes. Wenn es Dir aber schwerfällt, kritisch mit dem eigenen Text umzugehen, dann ist die Methode mit dem Ausdrucken die bessere.

    Es wird aber auch mit jeder Geschichte besser. Generell ist es so, daß man seine eigenen Werke immer als gut betrachtet, sonst würde man sie ja gar nicht rausgeben wollen. Es ist verdammt schwer, sich einzugestehen, daß etwas nicht so toll ist, wie man sich das vorgestellt hat. Im Kopf und im Konzept ist jede Geschichte super und perfekt.

    Aber dafür sind wir ja da und geben Kritik.

  11. #11
    Das hört sich gut an. Ich habe im Übrigen vor kurzem meine Hemmungen überwunden und das ganze noch einmal korrigiert, wobei mir die geänderte Fassung immer noch nicht ganz passt. Es ist schwer, eine bestimmte Textstelle herauszureißen und durch eine andere zu ersetzen, weil die Übergänge zwischen alt und neu dann immer so ... holprig sind. Finde ich.

    Ich halte es immer noch für das beste, wenn andere Leute es lesen. Denen fallen meine Fehler besser auf als mir. Natürlich müssten sie es mir dann nur noch sagen und scheinbar bin ich hier genau richtig dafür gelandet. *grins* In den ganzen hochtrabenden Geschichten-Archiven hört man den ganzen Tag nur die allerhöchsten Lobbekundungen...
    Ich hoffe auf jeden Fall, dass es jetzt zumindest ein wenig besser ist.

  12. #12
    Tipp meinerseits: Wenn du bereits gepostete Werke abänderst, markiere die Änderungen für deine Leser (z.B. Neues in rot, gelöschtes durchgestrichen), damit man die gleich sieht und nicht nochmal den ganzen Text lesen muss. Ich kann mir zum Glück beide Versionen anzeigen lassen und habe sie dann mit Software-Hilfe verglichen, aber ansonsten hätte ich mir das wohl nicht angetan. ^^"

    Zu den Änderungen selbst: Finde ich ehrlich gesagt nicht so gut. :-/ Speziell im zweiten Kapitel hast du imo oft unnötigen Text dazugetan, nur selten (oder überhaupt nie?) kam was weg. Das Ende ist zwar jetzt deutlich klarer als vorher (und du bist den Schluss-Satz losgeworden, sehr gut! XD), aber wirklich gut finde ich es noch immer nicht. Der zweite Absatz (ab "***" gezählt) z.B. ist noch immer seltsam, auch von der Chronologie her, den würde ich entweder noch in den Rest reinmischen oder (großteils) streichen.
    Und dass er zum Krankenhaus geht, aber nicht rein – naja. Ist sicher ein passender Hintergrund für seine Gedanken, aber… hm, weiß nicht. Irgendwie gefällt's mir nicht – nicht sehr hilfreich, ich weiß. ^^" Auf jeden Fall ist der Übergang nicht gut, das "Hinter mir schlug…" gehört in einen neuen Absatz – womit der vorige dann aber wieder arg kurz wäre. Aber jedenfalls passt das nicht so unmittelbar aufeinanderfolgend.

  13. #13
    Argh, oke, ich hätte es markieren sollen. Du hast mal wieder Recht.^^
    Yay, schweren Herzens habe ich den Schlusssatz weggelassen. xD *schnüff* Und derweil mochte ich ihn doch so gerne ...

    Hmhm, im zweiten Kapitel habe ich wirklich verstärkt Sätze hinzugefügt, weil ich sie besser fand. Aber wie schon in meinem Kommentar eins weiter oben erwähnt finde ich da die Übergänge alt-neu ein wenig ruppig ...

    In den Rest reinmischen... Das geht ein bisschen schwer, da da ein gewaltiger Zeitsprung dazwischen ist. Oder soll ich die Ereignisse, die dazwischen passieren, etwa ausformulieren? Wird das dann nicht ein bisschen langweilig?
    Dieser verflixte zweite Teil. Dieses Mal fand ich ihn gar nicht sooo schlecht... Aber ich werde ihn mir noch einmal ansehen, auch wenn es noch ein bisschen dauern wird, hab zur Zeit einiges um die Ohren.^^

    Danke für deine Kritik.

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