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Thema: Gibt es zuviele Medien? (Vielfalt und Auswahl)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Pff, ich sehe den Punkt, würde da aber nicht mit "natürlich" und "unnatürlich" rumhantieren, die Begriffe implizieren nämlich für gewöhnlich Holzhammerargumente (unnatürlich = schlecht). Ich denke nicht, dass der Mensch im Stande ist, irgendwas Unnatürliches zu machen. Ungesundes und Dummes, klar, aber natürlich ist das alles trotzdem. Müssen wir aber (hier) nicht drüber reden.

    Es geht also um die Desensibilisierung? Keine Ahnung. Die Fernseh-Enthusiasten, die ich kenne, habe alle ziemlich übliche Mechanismen, was das angeht, trotz 8h Fernsehen am Tag. Und wenn nicht, sind wir dann nicht wieder in der extremen Ecke, die immer schädlich ist, egal um was es geht? Nur weil es in der Uni Leute gibt, die denken, dass alles unter Goethe und Shakespeare trivial und armselig ist, sind nicht automatisch alle, die Goethe und Shakespeare gut finden, elitäre Schweine.

    Das einzige, wo ich ein "Abstumpfen" bemerke, ist im Umgang mit Tabus (Tod, Sex und entsprechende Tabus, usw.), aber das hat denke ich nicht direkt was mit dem Problem zu tun, von dem wir sprechen und würde wohl auch wieder zu einem anderen Thema führen.

    Zitat Zitat
    aber bei Dummheit setzt bei mir eher Fremdscham als Schadenfreude ein.
    Ist die Frage, ob das nicht im Grunde das selbe ist, halt "andere sind schlechter/anderen geht es schlechter".

  2. #2
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    dass alles unter Goethe und Shakespeare trivial und armselig ist, sind nicht automatisch alle, die Goethe und Shakespeare gut finden, elitäre Schweine.
    Goethe ist ein schlechtes Beispiel für gutes Theather, Mann. Er hat nicht die eine erforderliche Szene Fäkalhumor per Königsdrama, technisch ist er auch nicht verspielt genug, um einen Romeo&Julia abzuziehen und von der Inspirationstreue ist er nicht standfest genug, um seine Gegner: "nach scheiße stinkende ••••••••••n" zu nennen und dies als Gewinn für sich zu titulieren.

    Zitat Zitat
    Wie gesagt, ich will's keineswegs gleichsetzen, allerdings ist es ein Fakt, dass die Toleranzgrenze gegenüber bestimmten Inhalten mit stetiger Berieselung sinkt - je niedriger die Grenze schon liegt, umso leichter wird es dann für neue Reize, ohne große Abwehrwirkung Einfluss zu nehmen.
    DAS IST NICHT WIE GEWÖHNUNG FUNTIONIERT!

    nton:

    Wenn ich sowas noch mal hören muss, werde ich einen Künstler rüberschicken. Vermutlich Wolfgang Flatz. Der wird dann das KZ wieder einrichten, sich zum einzigen Gefangenen desselbigen machen und das so lange auf allen Kanälen senden, bis irgendwelche Bürger das Fernsehlager stürmen und ihn gewaltsam rausholen.

    DAS IST KEINE LEERE DROHUNG, MEIN FREUND! FLATZ WÜRDE DAS TUN, WENN ER EURER DIKTATOR WIRD!

    Es gibt natürlich ein anderes Phänomen, dass in etwa mit deiner Beschreibung überein stimmt, aber das hat nichts mit der Gewöhnung an Drogen zu tun.

    Geändert von Ianus (23.06.2010 um 11:48 Uhr)

  3. #3
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Es gibt natürlich ein anderes Phänomen, dass in etwa mit deiner Beschreibung überein stimmt, aber das hat nichts mit der Gewöhnung an Drogen zu tun.
    Tell us! Ich habe den Vergleichspunkt mit Drogen übrigens dementiert, dachte das wäre rausgekommen.

    Irgendwie wird die Ausführung dadurch auch nich entkräftet, du störst dich wahrscheinlich nur an meinem für das Thema zu geringen oder auf unbeholfene Weise bemühten Wortschatz.

    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Pff, ich sehe den Punkt, würde da aber nicht mit "natürlich" und "unnatürlich" rumhantieren, die Begriffe implizieren nämlich für gewöhnlich Holzhammerargumente (unnatürlich = schlecht). Ich denke nicht, dass der Mensch im Stande ist, irgendwas Unnatürliches zu machen. Ungesundes und Dummes, klar, aber natürlich ist das alles trotzdem. Müssen wir aber (hier) nicht drüber reden.
    Es geht hier um "unnatürlich" im Sinne von "künstlich" und das ist, wenn es um die Lebensgestaltung von Menschen geht, nunmal wirklich nix sonderlich Tolles. Oder würdest du den Einfluss von Werbung im alltäglichen Leben als für den Verbraucher positiv bezeichnen? Ich meine nicht den informellen Typ Werbung, sondern den Unterschwelligen, der uns manipulieren will.

    Das soll auch keine falsche Paranoia vermitteln, letzten Endes ist es mir auch Parkuhr, wie viele Leute nun wirklich der Barbara Salesch zu gucken, die haben das Recht dazu und das respektiere ich gern. Ich will also auch niemanden verurteilen, der diesen Gewohnheiten nachgeht. Im Vergleich nach Qualität und tatsächlichem Wert aber springen für mich hier entscheidende Alarmlämpchen an.

    Zitat Zitat
    Nur weil es in der Uni Leute gibt, die denken, dass alles unter Goethe und Shakespeare trivial und armselig ist, sind nicht automatisch alle, die Goethe und Shakespeare gut finden, elitäre Schweine.
    Naja, zugegeben, ich persönlich kann auch keine ernsthafte Unterhaltung über Literatur mit jemanden führen, der Goethe auf eine Stufe mit Shakespeare stellt oder ihn irgendwie anders in übermütigem Maße zu wertvoller Literatur zählt. ;_;"

    Zitat Zitat
    Es geht also um die Desensibilisierung? Keine Ahnung. Die Fernseh-Enthusiasten, die ich kenne, habe alle ziemlich übliche Mechanismen, was das angeht, trotz 8h Fernsehen am Tag. Und wenn nicht, sind wir dann nicht wieder in der extremen Ecke, die immer schädlich ist, egal um was es geht?
    Den Absatz müsstest du mir nochmal erklären, den durchsteige ich leider nich so ganz. =/

    Geändert von Mordechaj (23.06.2010 um 12:09 Uhr)

  4. #4
    Zitat Zitat von Mordechaj Beitrag anzeigen
    Tell us! Ich habe den Vergleichspunkt mit Drogen übrigens dementiert, dachte das wäre rausgekommen.

    Irgendwie wird die Ausführung dadurch auch nich entkräftet, du störst dich wahrscheinlich nur an meinem für das Thema zu geringen oder auf unbeholfene Weise bemühten Wortschatz.
    Das auch. Was du beschreibst, ist Gehirnwäsche. Was Sekten machen. Emotionale Isolierung und Anfütterung mit immer verrückterer Information. Wenn du durch alle Schwitzhütten-Rituale, Nahrungsumsstellungen und rituelle Beschimpfungen durch bist, hast du dann so viel investiert, dass du auch noch glaubst, dass alle Psychologen vom Mars kommen und die Erde voller toter Aliens ist.
    Die rechten Fraktionen im Heer machte während des ersten und zweiten Weltkrieges was vergleichbares für viele allzu leicht beeinflussbare Menschen. Rein kamen Leute und raus kamen Leute, die für Deutschland und für die Kameraden, die sie während der Grundausbildung verprügelt haben gerne sterben wollten. Weil sie gesehen haben, dass dies alles rechtens war und das man sie nur verprügelt hat, wann immer sie etwas getan haben, was nicht rechtens war.

    Und..tut mir leid, Fernsehen ist keine Gehirnwäsche. Du kannst immer noch eine Zeitung aufschlagen oder ein Buch lesen ohne dass die Fernsebeauftragten kommen und dich in die Ecke setzen. Der entscheidende Punkt an einer Gehirnwäsche ist, dass es ein sozialer Prozess ist, mit dem Endziel jemanden in eine Gruppe einzufügen. Aber das größte Hindernis für den Prozess:



    Zappen.

  5. #5
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Und..tut mir leid, Fernsehen ist keine Gehirnwäsche. Du kannst immer noch eine Zeitung aufschlagen oder ein Buch lesen ohne dass die Fernsebeauftragten kommen und dich in die Ecke setzen. Der entscheidende Punkt an einer Gehirnwäsche ist, dass es ein sozialer Prozess ist, mit dem Endziel jemanden in eine Gruppe einzufügen. Aber das größte Hindernis für den Prozess:

    […]

    Zappen.
    Würde ich so nicht sagen. Fernsehen ist natürlich keine Gehirnwäsche, wie Scientology sie betreibt, aber das Prinzip, was dahintersteht, ist das gleiche. Werbung im allgemeinen ist Gehirnwäsche, aber eine subliminale und freiwillige. “Kauf unsere Scheiß, weil der besser ist als der andere Scheiß!” muß man auch erstmal glauben, und wenn man's tut, hat die Werbung funktioniert, obwohl Ariel mit Sicherheit nicht weißer wäscht als Persil.

  6. #6
    Zitat Zitat


    Zappen.
    Du zappst an deinem DVD-Player?

  7. #7
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Das auch. Was du beschreibst, ist Gehirnwäsche. Was Sekten machen. Emotionale Isolierung und Anfütterung mit immer verrückterer Information. Wenn du durch alle Schwitzhütten-Rituale, Nahrungsumsstellungen und rituelle Beschimpfungen durch bist, hast du dann so viel investiert, dass du auch noch glaubst, dass alle Psychologen vom Mars kommen und die Erde voller toter Aliens ist.
    Die rechten Fraktionen im Heer machte während des ersten und zweiten Weltkrieges was vergleichbares für viele allzu leicht beeinflussbare Menschen. Rein kamen Leute und raus kamen Leute, die für Deutschland und für die Kameraden, die sie während der Grundausbildung verprügelt haben gerne sterben wollten. Weil sie gesehen haben, dass dies alles rechtens war und das man sie nur verprügelt hat, wann immer sie etwas getan haben, was nicht rechtens war.

    Und..tut mir leid, Fernsehen ist keine Gehirnwäsche. Du kannst immer noch eine Zeitung aufschlagen oder ein Buch lesen ohne dass die Fernsebeauftragten kommen und dich in die Ecke setzen. Der entscheidende Punkt an einer Gehirnwäsche ist, dass es ein sozialer Prozess ist, mit dem Endziel jemanden in eine Gruppe einzufügen.
    Ich denke, du verstrickst dich dort zu sehr in deine eigene Abstraktion. Ich habe nie gesagt, dass es um Gehirnwäsche geht und das war auch nicht, worauf ich anspielte.

    Es geht für meine Begriffe immer noch um Desensibilisierung und die, darin bestärke ich mich gerade, kommt durch Gewöhnung zustande.

    Guck zu viele Pornos: Sexuelle Desensibilisierung. Zu was das führt, kann man an jedem dritten Nerd und an jedem zweiten Assi nachvollziehen.
    Zu viele Gewaltinhalte: Sinkende Abwehrhaltung gegenüber Gewalt, Blut und sonstigen Schrecken (was nicht mal negativ sein muss, sagt ja keiner, dass die Leute dann gleich selbst um sich schießen). Zu viel mit Ausscheidungen zu tun: Irgndwann fängt's an mit Fäkalhumor und dass einen nich mehr viel ekeln kann.
    Mach jeden Tag exakt die selben Handgriffe: irgendwann kannst die Krabben ausnehmen ohne hinzuschauen.

    See, ich sage noch immer nicht, dass es etwas Schlechtes oder sogar Schädliches ist. Aber Techno wird nicht zu höherer Kunst, nur weil er viele Hörer findet, das passiert aufgrund der Tatsache, dass man mit geneigten Ohren davon in Trance gebummt wird. Irgendwelcher Doko-Soap-Schlamm wird nicht zum Kulturbedürfnis, nur weil er Bestätigung in den Zuschauerzahlen findet, durch das fehlende Niveau wird man ebenso in Bild und Ton in Trance versetzt, umso stärker je eher man zugeneigt ist und so eher zugeneigt, je länger man dadurch beeinflusst wird.

    Das ist eine simple Rechnung. Wenn ich mir über Wochen hinweg haufenweise amerikanische Serien anschau, fliegen mir andauernd englische Ausdrücke durch den Kopf. Wenn ich über Monate und Jahre mit dem Auto jeden Tag die selbe Strecke hin und zurück fahre, kenne ich sie irgendwann auswendig.

    Die Niveaulosigkeit im Fernsehen produziert sich durch über Jahre hinweg erlangte Quantität, die dadurch zustande kam, dass immer mehr Formate ein paar schleichende Schritte nach unten gemacht haben. Auf diese Weise entstand meiner Meinung nach beispielshalber das Perfekte Dinner, weil Jamie Oliver langweilig geworden war. Auf diese Weise kam man von sam am Mittag zu We are family, weil warum die Vergewaltiger-Storys anmoderieren, wenn man einfach ne Kamera in irgendein Zuhause schicken kann, dort muss man nich recherchieren oder einen Bericht aufbereiten.
    Und selbst diese Formate hatten Vorgänger, die ein bisschen mehr Gehalt hatten. Das ist gerade noch so die Entwicklung, die ich mit meinen jungen Jahren und dem wenigen Fernsehen, das ich mittlerweile schau, mitbekommen hab.

    Und das sind die Beispiele aus den Privatsendern, die Ö-R will ich da gar nich ansprechen, denn die haben normalerweise noch einen Kulturauftrag, gleichen sich aber an eben jene hohlen Formate der Privaten an.


    Und der Zuschauer hat diesen Wandel mitgemacht. Durch Gewöhnung. Man hat ihn nicht ins heiße Wasser geschmissen, man hat dem Frosch das Becken langsam erwärmt, sodass er's nich merkt. (Hm... woher hab ich das mit dem Frosch? =/ )


    Wie gesagt, das ist alles gar nich so tragisch. Ich hab schon lange aufgehört, überall Kultur zu erwarten und mir ist klar, dass sich meine Bedürfniswelt nicht mit der von anderen Leuten treffen muss, was das angeht. Die Bewertung von medialen Inhalten definiert sich aber nunmal in Objektivität.

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