Zitat Zitat von Schattenläufer Beitrag anzeigen
Naja, egozentrisch würde ich es eher nennen, wenn ein Autor einem Charakter einen englischen Namen gibt, der Aufschluss über diesen Charakter gibt, und dann erwartet, dass dieser Teil der Geschichte den ausländischen Lesern vorenthalten bleibt, weil sich Übersetzer strikt an seine Namen halten sollen.
Aber es ist immer eine Gratwanderung. Bei Harry Potter gingen einige Witze für deutsche Leser verloren, weil die Namen nicht oder nur teilweise eingedeutscht wurden, aber die Geschichte spielt eben in Großbritannien, was soll man machen.
Es ist aber auch egozentrisch von einem Leser zu erwarten, dass ein Autor sich beim Schreiben Gedanken macht, wie man jedes kleine Detail in jeder möglichen Übersetzung adäquat repräsentieren kann. Das geht einfach nicht. Und dann auf Spielereien in den Namen zu verzichten (wie z.B. Jon Snow) ist wohl auch keine Option, weil diese Sachen eben dazu gehören und das Buch interessant machen.
Wenn man wirklich übersetzen will, mit allen Einzelheiten, dann muss man nicht nur übersetzen sondern lokalisieren. Wie Fyx schon sagt, ist es dann vielleicht sogar besser, in der Übersetzung vollkommen andere Namen zu wählen. Dann hätten sie Jon Snow eben Johann Schnee nennen sollen … das wirkt nicht mehr ganz so bescheuert, weil der Johann eben deutsch und somit konformer zum Schnee funktioniert. Ich sehe ein, dass das schwierig ist, und ich kann auch durchaus verstehen, dass Leser, die wirklich kaum bis gar kein Englisch können, so was bevorzugen, aber ich bin immer noch der Meinung, dass man als Autor irgendwie ein wenig in den Hintern getreten wird, wenn irgendein Übersetzer die Namen der eigenen “Kinder” so verunstaltet. Dann sollte man besser den Weg gehen, den Tolkien gegangen ist, und selbst mitarbeiten (oder zumindest eigene Vorschläge einbringen). Denn ob man die Übersetzung von LOTR mag oder nicht, und mir gefällt sie -- wie gesagt -- nicht, weil ich die englischen Namen (Baggins/Beutlin) einfach wohlklingender finde, sie ist die einzige wirklich konsequente Übersetzung eines Fantasy-Romans, die ich jemals gesehen habe, und sie funktioniert im deutschen auch ziemlich gut.

Der Kram, den sie bei A Song of Ice and Fire gemacht haben, ist halt einfach weder Fisch noch Fleisch.