Wo der aktuelle Threadtitel schon so dazu passt, wollte ich noch ein wenig weiter darüber nachgrübeln.
Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
James Bond schwarz zu machen würde sich für mich ein wenig so anfühlen, als würde man Blade weiß machen.
Das unterstreicht zwar ganz gut, wie ich das Thema wahrnehme, ist jedoch natürlich deshalb eine etwas schwierige Aussage, weil es im Laufe der Hollywood-Geschichte so unendlich viel mehr Fälle von Whitewashing gab als welche, in denen ein weißer Charakter dunkelhäutig gemacht wurde. Aber ich habe wirklich Zweifel daran, dass bei sowas, wie von manchen aus den imho falschen Political-Correctness-Gründen propagiert, der Versuch, das krasse Gegenteil bei diversen Figuren bis hin zu regelrechten Popkultur-Ikonen zu verfolgen, unabhängig davon, ob solche Änderungen überhaupt gut in den Kontext dieser Geschichten passen, der richtige Weg ist. Denn dass viele Fans, die teilweise ein Leben lang ein bestimmtes Bild von jenen Charakteren im Kopf hatten und damit aufgewachsen sind, das Gefühl bekommen können, man trample für eine billige weil unverhüllt-aufdringliche politische Agenda auf ihren Vorstellungen und dem Vorlagenmaterial herum, steht außer Frage.
So eine Zielsetzung kann auch in sich rassistisch und falsch sein imho, wenn es wie gesagt nicht dem Projekt und dessen Geschichte dienlich ist, sondern in erster Linie ein Statement abgeben soll, was den Charakter schlimmstenfalls darauf reduziert bzw. alles in diesen Kontext einbettet. Das ist bei einem potentiellen Elba-Bond jetzt nicht so sehr der Fall, einerseits, weil der ein toller Schauspieler ist und andererseits, weil der Vorschlag sowieso aus Fankreisen kam. Gibt aber auch Fälle, in denen die Verantwortlichen bei ihren Aussagen durchblicken lassen oder gar keinen Hehl daraus machen, dass Änderungen, ggf. auch was das Geschlecht angeht, hauptsächlich deshalb zustande kamen, weil man ein ganz bestimmtes Bild so deutlich wie möglich pushen und dabei selbst so "progressiv" wie möglich rüberkommen wollte. Oft lässt sich das auch gar nicht genau feststellen, sodass solche naheliegenden Vorwürfe schnell von den sich echauffierenden Fans aufgegriffen werden, selbst wenn da vielleicht nicht viel dran ist.
Ein Minenfeld also mit viel Zündstoff. Frage mich in dem Zusammenhang deshalb, ob es denn überhaupt nötig ist, immer wieder für "Provokationen" zu sorgen. Die Leute wollen in den allermeisten Fällen eine möglichst originalgetreue filmische Umsetzung der Vorlage - seien es Bücher, Comics, Videospiele oder ältere Filme. So weit, dass die Änderung von Ethnie oder Geschlecht dabei überhaupt gar keine Rolle spielen würde, ist die Mehrheit aber nicht, will es auch gar nicht sein, und das zu weiten Teilen aus nachvollziehbaren Gründen, die nicht automatisch was mit Rassismus oder Misogynie zu tun haben.
Anstelle des Aufwärmens von altem und beliebtem Kram, der vielleicht, vielleicht aber auch nicht Gefahr läuft, für sowas zweckentfremdet zu werden, sollte meiner Meinung nach viel mehr dafür getan werden, neue gute Rollen zu schaffen, diese mit möglicherweise unterrepräsentierten Gruppen zu besetzen und dann weiter auszubauen. Alternativ darf auch gerne altes Vorlagenmaterial dabei sein, das dies zum Gegenstand hat, aber eben noch nie ernsthaft filmisch umgesetzt wurde (Erwähnte ich schon, dass ich total heiß auf den Black Panther Film bin?). Aber das hätte ja was mit Kreativität und Originalität zu tun, ergo schwierig fürs risikoscheue Hollywood, das uns lieber mit einer Flut von schlechten Remakes, aktuell basierend auf 80er Filmen, überschwemmt, die sich mehr als Marken denn als Werk mit künstlerischer Integrität verkaufen sollen. Das ist erst recht der falsche Ort für sowas.

Zitat Zitat von Mio-Raem Beitrag anzeigen
Bzgl. Elba-Bond, probably not gonna happen. Nicht falsch verstehen, ich will ihn auch, aber er hat selbst offenbar überhaupt kein Angebot bekommen bisher.
Find ich interessant, dass du dieses denkbare Casting befürwortest, nachdem du dich über Tilda Swinton in Doctor Strange aufgeregt hast. Hätte ich jetzt nicht erwartet. Sicher, dass das nicht doch eher mit einer Abneigung zu Swinton zu tun hat? Ich sehe jedenfalls wirklich nicht, warum Whitewashing manchmal von Leuten verteufelt wird, die gleichzeitig genau die gleichen Änderungen begrüßen oder okay finden, wenn es um andere Farben geht. Ich betrachte beides eher kritisch, aber komme ganz gut damit klar, so lange die Fälle nicht zu extrem und auffällig sind (Blackface, Yellowface, etc. - das miese und unglaubwürdige Makeup in Cloud Atlas hat mir den Film echt runtergezogen, da hätten sie asiatische Schauspieler nehmen müssen) oder sich auf zu bekannte Figuren beziehen, die eine deutliche Umgewöhnung der kollektiven Vorstellung erfordern würden.
Rede hier wohlgemerkt nur von identischen Charakteren, nicht von austauschbaren fiktionalen Rollen. Soll heißen, wenn Sam Wilson (alias Falcon) wie in den Comics der neue Captain America wird, habe ich damit echt null Problem, denn das ist jemand anderes als Steve Rogers. Doch bei Bond, der theoretisch immer die gleiche Person sein soll, fordert mich die Suspension of Disbelief noch viel mehr heraus als sowieso schon bei jedem üblichen Schauspieler-Wechsel, wenn sich die Hauptfigur äußerlich auf den ersten Blick so offensichtlich von den Vorgängern unterscheidet. Und sobald ich es endlich glaube, hört Elba nach ca. vier Filmen auf und ich müsste mich erneut radikal umgewöhnen xD Finde übrigens auch nicht, dass er "zu Straße" für den Job ist, ganz und gar nicht. Glaube da hat der Typ, der das gesagt hat, wirklich noch nicht genug von Elba gesehen. Kann jedenfalls verstehen, warum ihn nicht wenige als nächsten Bond haben wollen, und wäre trotz der erwähnten Vorbehalte selbst nicht völlig abgeneigt.


Hoffe ihr denkt jetzt nicht schlechter von mir, aber so sehe ich das ^^'

Zitat Zitat von T.U.F.K.A.S. Beitrag anzeigen
Ein superinteressanter Artikel über den jetzt schon bereits größten Flop der chinesischen Filmgeschichte, obwohl das Teil noch nicht mal draußen ist.

Ein cooler Einblick in die Welt der Koproduktion, in Diskrepanzen zwischen chinesischer und amerikanischer Filmkultur und einfach durch die Bank fantastisch geschrieben.
Ah, danke für den Hinweis. Ich hatte das damals auf dem Schirm, weil mich das Thema interessierte ("Fantasy Epic unter Wasser" klang auf dem Papier auch total so, als wär das was für mich), und dann ging es steil bergab, als immer mehr von den Problemen hinter den Kulissen durchsickerte und das Projekt letztenendes trotz weitem Fortschritt im Sande verlief. Habe mich schon seit Jahren nicht mehr gefragt, was nun eigentlich daraus geworden ist.