@Elysium: Also der Film stand ja schon lange auf meiner Liste für 2013 und hab das auch immer aufmerksam verfolgt, aber der Trailer sieht jetzt wirklich viel besser (und teurer) aus als ich erwartet habe! Besonders nachdem mir District 9 nicht so gut gefallen hat. Freu mich schon drauf ^^
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Lies dir mal das hier durch, wenn du interessiert bist: Creating the Innocent Killer: Ender's Game, Intention, and Morality
Nein, über die Qualitäten als Autor sagt es wenig aus, ob man ein Arschloch ist oder nicht. Aber die eigene politische Einstellung beeinflusst (gerade im Science Fiction Genre, meiner Meinung nach) die Darstellung der Welt beträchtlich. In dem verlinkten Essay wird eine Szene beschrieben, mit der Sympathie für den Hauptcharakter hergestellt werden soll - er wird in der Dusche von anderen Kadetten angegriffen, die ihn umbringen wollen. Das ist vollkommen okay, es ist eine gute und spannende Szene und ich habe nichts dagegen, Sympathien für Protagonisten zu entwickeln. Aber in den Details finde ich die Szene dann doch kritisch. Ender wird in seiner vollkommenen Überlegenheit glorifiziert. Sein Handeln wird immer gerechtfertigt, es werden keine Zweifel eingeräumt - obwohl er den Angreifer tötet, nachdem dieser bereits besiegt wurde.
Das ist nicht die Art und Weise, wie ich eine solche Szene beschrieben sehen möchte. Das ist für mich "reaktionäres Gedankengut". Die Rechtfertigung der Gewalt, die Glorifizierung eines Charakters, der intelligenter, taktischer und grausamer als seine Gegner ist (ein "Übermensch" eben). Ich möchte genau diese Szene lesen, aber das Fazit soll sein "Ender hat gute Intentionen, aber er weiß nicht wann er aufhören muss, er neigt dazu über sein eigentliches Ziel hinauszuschießen". Momentan ist das Fazit "Ender hat gute Intentionen und wenn er Gewalt anwendet, dann musste es so sein, sonst wäre in der Zukunft etwas Schlimmeres passiert".
Diese kritische Auseinandersetzung fehlt mir. (Der verlinkte Essay beschreibt das alles übrigens wesentlich besser.)
Hmm. Hab mir das Essay durchgelesen (was man eigentlich auch nur tun sollte wenn man die Geschichte kennt - da wird ja gespoilert ohne Ende ^^). Interessante Interpretation, an der im wesentlichen zentralen Punkt bestimmt auch was dran ist. Trotzdem gibt es einerseits einige Details, die zum Teil in eine andere Richtung deuten oder andere Schlüsse zulassen, und die darin nicht erwähnt werden. Andererseits finde ich auch nicht, dass solche speziellen Moralvorstellungen Card jetzt gleich zu einem "hochgradigen Arschloch" machen würden (wie gesagt, da stören mich so grenzwertig faschistoide Tendenzen in gewissen Genreklassikern viel mehr). Es ist eine Sichtweise, die ich nicht teile, auch aus Gründen die im Essay genannt werden, aber die ich trotzdem als interessant und diskussionswürdig erachte und alleine schon deshalb mindestens toleriere (denke schon, dass auf den Aspekt der Intention größerer Wert gelegt werden darf, als das heutzutage oft der Fall ist). Zumal das einem im Buch ja auch nicht aufgedrängt wird, überhaupt liegt vieles auch einfach im Auge des Betrachters: Was auch immer man von der Figur Ender halten mag, hatte ich ganz und gar nicht das Gefühl, dass das, was mit seinen Gegnern und den Formics passiert, in irgendeiner Weise verharmlost werden würde - im Gegenteil, es wird als etwas unglaublich tragisches dargestellt, was zwangsweise die Frage nach der Verantwortung aufwirft. Was ich besonders im Zusammenhang mit dem Ursprung des Konfliktes mit den Aliens und mit dem, was die Königin Ender als Gefühlsbotschaft hinterlässt, interessant finde. Im Grunde alles ein Riesen-Missverständnis mit furchtbaren Folgen, das letztenendes zu generell mehr Umsicht aufruft (so habe ich die Grundaussage des Buches verstanden, und die finde ich an sich eigentlich ziemlich cool). Und da kann Ender noch so sympathisch und mit guten Intentionen gezeigt werden, zumindest eine Teilschuld trifft ihn als Instrument dennoch. So mies wie es ihm die ganze Zeit geht, finde ich auch nicht, dass er dabei wirklich glorifiziert wird. Es stimmt zwar, dass die von dir geforderte kritische Auseinandersetzung vordergründig kaum stattfindet, was schade ist, aber erstens ist das einfach nicht das Thema, auf das sich die Geschichte konzentriert, zweitens ist speziell für den erwachsenen Leser der nicht alles einfach so hinnimmt imho schon genug Platz für Zweifel eingeräumt und drittens kommt das wenn mich meine Erinnerungen nicht sehr täuschen auch indirekt in der Form von Enders eigenen Gefühlen und Gedanken zur Sprache. So hat er zum Beispiel immer krass Angst davor, so zu sein oder so zu werden wie Peter, den man sinnbildlich als jemanden ansehen könnte, der, um bei deiner Formulierung zu bleiben, "weit über das Ziel hinaus schießt". Ender ist zwar kein Sadist wie er, aber dass trotzdem eine Menge von Peter bzw. dessen Potential auch in ihm (und Valentine) steckt, steht alleine schon aufgrund ihrer Gene außer Frage. Für nichts anderes wurde er ja geschaffen.