Lies dir mal das hier durch, wenn du interessiert bist:
Creating the Innocent Killer: Ender's Game, Intention, and Morality
Nein, über die Qualitäten als Autor sagt es wenig aus, ob man ein Arschloch ist oder nicht. Aber die eigene politische Einstellung beeinflusst (gerade im Science Fiction Genre, meiner Meinung nach) die Darstellung der Welt beträchtlich. In dem verlinkten Essay wird eine Szene beschrieben, mit der Sympathie für den Hauptcharakter hergestellt werden soll - er wird in der Dusche von anderen Kadetten angegriffen, die ihn umbringen wollen. Das ist vollkommen okay, es ist eine gute und spannende Szene und ich habe nichts dagegen, Sympathien für Protagonisten zu entwickeln. Aber in den Details finde ich die Szene dann doch kritisch. Ender wird in seiner vollkommenen Überlegenheit glorifiziert. Sein Handeln wird immer gerechtfertigt, es werden keine Zweifel eingeräumt - obwohl er den Angreifer tötet, nachdem dieser bereits besiegt wurde.
Das ist nicht die Art und Weise, wie ich eine solche Szene beschrieben sehen möchte. Das ist für mich "reaktionäres Gedankengut". Die Rechtfertigung der Gewalt, die Glorifizierung eines Charakters, der intelligenter, taktischer und grausamer als seine Gegner ist (ein "Übermensch" eben). Ich möchte genau diese Szene lesen, aber das Fazit soll sein "Ender hat gute Intentionen, aber er weiß nicht wann er aufhören muss, er neigt dazu über sein eigentliches Ziel hinauszuschießen". Momentan ist das Fazit "Ender hat gute Intentionen und wenn er Gewalt anwendet, dann musste es so sein, sonst wäre in der Zukunft etwas Schlimmeres passiert".
Diese kritische Auseinandersetzung fehlt mir. (Der verlinkte Essay beschreibt das alles übrigens
wesentlich besser.)
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