Ein kleiner Text um mich in der Prosa zu üben.
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Seine Hand auf der Ihren
Fest hielt er den kühlen Stahl der Parkbank mit seiner linken Hand umklammert. Regen durchnässte seine Haare und einzelne Tropfen rannen seine Wangen hinab, um schließlich langsam, fast wie in Zeitlupe, gen Boden zu stürzen. Sein Atem kondensierte als weißer Dampf in der Luft, glitzerte wie ein Meer aus tausenden kleinen Kristallen; wie Sterne; wie ihre Augen. Seine Brille beschlug und ein kalter, beißender Wind kam auf. Doch ihn kümmerte das nicht. Er starrte weiterhin in die Dunkelheit; und in ihre glitzernden Augen. Seine Augen fielen ihm langsam zu; und sein Kopf schließlich zurück.
Sie lag auf dem Bauch und atmete ruhig und regelmäßig. Die Decke war etwas zurück gerutscht und entblößte sie vom Po an aufwärts. Er streichelte ihren nackten Rücken, folgte mit einem Finger den Linien ihres rechten Schulterblattes und strich letztendlich behutsam eine Strähne ihres langen, rötlich-hellbraunen Haares zurück, die ihr ins Gesicht gefallen war. Wieder einmal war er von ihrer Schönheit bezaubert. Vorsichtig nahm er ihr Kinn in seine Hand, und strich über die drei kleinen Härchen, welche einsam über dem linken Rand ihrer Oberlippe sprießten. Dieser kleine Makel machte sie in seinen Augen nur umso perfekter. Er löste seine Finger von ihr und legte seine Hand auf die ihre. Sie schlug ihre Augen auf und sah in an. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich liebe dich.“ flüsternd, beugte sie sich zu ihm herüber und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Eine Weile blieben Beide so liegen; die Lippen und die Hände aufeinander. Dann schlief sie auf seiner Schulter ein.
Er erwachte. Es hatte aufgehört zu regnen, und ein Regenbogen drang durch die ersten Sonnenstrahlen, die durch den mit Wolken verhangenen Himmel brachen. Er lächelte. Es hätte ihr gefallen, denn sie hatte Regenbogen geliebt. Er erhob sich, und begann über den Friedhof zu gehen.
Sie erwachte als er ihren Namen rief. „Was ist los?“, fragte sie schlaftrunken, und rieb sich die Augen. „Ein Regenbogen.“, antwortete er. Sofort war sie hellwach. Sie erhob sich, schüttelte das darin hängende Stroh aus ihrem Haar, wickelte die kratzige Wolldecke um ihren nackten Körper und trat zu ihm in die Tür der Scheune, in der beide übernachtet hatten. Sie lächelte, als sie den Regenbogen erblickte, und flüsterte: „Danke, dass du mich geweckt hast“. Eine Weile standen die Beiden schweigend nebeneinander. Dann flüsterte sie plötzlich: „Ich habe Angst. Angst, dass ich dich eines Tages verlieren könnte.“ „Das musst du nicht.“, antwortete er, und legte seine Hand auf die Ihre „Ich werde immer bei dir sein.“ „Versprichst du es ?“, fragte sie.
Er sank vor ihr auf die Knie. Gänseblümchen wuchsen auf dem Kleid aus Erde über ihr; ihre Lieblingsblumen. Langsam zog er das Messer aus seiner Manteltasche.
Das Klopfen hatte ihn geweckt. Müde und sich noch den Schlaf aus den Augen reibend öffnete er dem Uniformierten die Tür. „Ich habe Ihnen leider eine traurige Nachricht zu überbringen.“, sagte dieser.
Blut strömte aus seiner Brust und er kippte vornüber.
„Ich verspreche es.“, sagte er.
Er lag auf dem Bauch und atmete ruhig und regelmäßig. Mit seinem letzten Atemzug streckte er seinen linken Arm aus. Seine Hand lag auf der Ihren.