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Ritter

Marlon James - Eine kurze Geschichte von sieben Morden
Das Buch habe ich anfangs dieses Jahres verschlungen. Die Geschichte ist - im Gegenteil dazu, was der Titel suggeriert - mit ihren knapp 900 Seiten alles andere als kurz. Der Roman dreht sich um Politik und Gewalt in Jamaika, zentrale Figur dabei ist Bob Marley, obwohl dieser nie namentlich erwähnt wird und lediglich als "der Sänger" im Buch auftritt. Um das Attentat auf Bob Marley spannt sich auch die gesamte Handlung und dabei muss man wirklich bei der Sache sein, so kommen im Roman über 75 Haupt- und Nebencharaktere vor, deren Schicksal allesamt miteinander verwoben ist. Der Zeitraum der Handlung umfasst die 1976er Jahre bis hin zu den Anfängen der 1990er. Grösstenteils spielt der Roman auf Jamaika, gegen Ende wird die Handlung dann aber nach New York verlegt. Von Toten, über CIA-Agenten, die einfachen Leute von der Strasse, Gangstern und Drogenbossen, Politikern, Schmugglern und Spionen kommen eine vielzahl an Charakteren zu Wort, deren Sprache von fünf verschiedenen Übersetzern ins Deutsche übertragen worden ist.
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Dan Simmons - Song of Kali
Habe erst im Nachhinein erfahren, dass diesem Buch fremdenfeindliche Tendenzen unterstellt wurden bzw. werden. Der Roman ist relativ kurz, ca. 270 Seiten, und wurde im Jahr 1985 von Dan Simmons geschrieben. Die Stadt Kalkutta als zentraler Ort der Handlung (vorher spielt die Geschichte kurz in den USA und auch gegen Schluss noch einmal), wird als absolut finsterer Moloch dargestellt, in dem nichts schön oder gut ist, sondern alles verdorben und schlecht. Ja, selbst die Bewohner dieser Stadt, sind den zwei Hauptfiguren (eigentlich drei, wenn man das kleine Töchterchen mitzählt) meist feindlich gesinnt. Ein indischer Dichter ist verschwunden und nach langen Jahren wieder augetaucht, hat ein neues Werk geschrieben. Ein Schriftsteller soll herausfinden, was es damit auf sich hat und dafür reist dieser mit seiner Familie nach Kalkutta. Auf der Suche nach diesem Dichter in den Strassen Kalkuttas werden sie von einem uralten Kali-Kult bedrängt und geraten immer tiefer in einen Strudel des Übernatürlichen und der Gewalt. Das Ende ist wirklich sehr gut gelungen und lässt mich als Leser einigermassen erschüttert oder doch zumindest aufgerüttelt zurück. Dieser Roman wird dem Genre Horror zugordnet und ich empfand deshalb die Darstellung der Verrohung in der Stadt nicht als stöhrend, sondern genau das machte die Athomsphäre aus: Keine Menschen oder irgendwelche Wesen bedrohen den Leser, sondern eben dieser Moloch. Leseempfehlung.
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Jeremy Robert Johnson - Entropy in Bloom
Ein mir bisher völlig unbekannter Autor. Habe ich aufgrund des Covers und der guten Rezensionen auf Amazon gekauft. Ich wurde nicht enttäuscht. Dieses Buch umfasst auf 250 Seiten zwei Handvoll Kurzgeschichten und eine Novelle. Jede dieser Stories umfasst eine Aura der Finsternis, erforscht die finstersten Abgründe der Seele, manchmal erachtete ich die Stimmung gar als menschenfeindlich. Der Autor verarbeitet in diesen Kurzgeschichten wohl eine dunkle Vergangenheit, die kurzen Anekdoten am Ende des Buches erwähnen jedenfalls die suchtkranken Eltern des Autors. Noch selten habe ich solch finstere Geschichten gelesen, die eine Reihe an Genres umspannen und teilweise auch vermischen, wie Science-Fiction, Horror und Fantasy. Jede Geschichte enthält etwas Paranormales oder Übernatürliches. Die dunkle Athmosphäre zieht sich dabei durch alle Geschichten hindurch. Die enthaltene Novelle, The Sleep of Judges, ist dagegen etwas weniger düster und kommt eher St.-King-mässig daher, überzeugt aber dennoch durch ihre unheimliche Handlung und der sehr guten Skills des Autors, diese flüssig und atemlos zu schildern. Diese Kurzgeschichtensammlung hat mich sehr überzeugt.
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