Dann wollen wir mal gucken, was bei mir so in letzter Zeit auf dem Schreibtisch lag.

Frank McCourt - Die Asche meiner Mutter: Irische Erinnerungen

Quasi Frank McCourts Erinnerungen an seine Kindheit in Irland, in der er als Sohn eines alkoholabhängigen Nordiren und einer republikanischen Irin in Limerick aufwächst. Eine sehr eindringliche Schilderung der Lebensverhältnisse im Irland des beginnendem 20. Jahrhunderts, die relativ ungeschönt alle Lebensverhältnisse der katholischen irischen Unterschicht darstellt und nie die Spannung verliert.

Hartmut Lange - Das Haus in der Dorotheenstraße

Novellensammlung, die vor allem in Berlin spielt und die Einzelschicksale von verschiedenen, vor allem männlichen Protagonisten in der Lebensumwelt der Großstadt ins Auge nimmt. Kurzweilig zu lesen, aber zum Großteil auch sehr deprimierend.

Judith Hermann - Sommerhaus, später

Viel gelobter Erzählband, der häufig Judith Hermanns Position als eine der wichtigsten jungen Autorinnen Deutschlands untermauern soll. Liest sich im Prinzip allerdings ähnlich wie Hartmut Langes "Das Haus in der Dorotheenstraße" und nimmt auch ähnliche Thematiken in den Fokus, wobei der Band nicht nur auf Berlin beschränkt ist, sondern weltweit spielt und vornehmlich weibliche Protagonisten aufweist. Insgesamt gesehen kann man sagen, dass sich die beiden Bände gut ergänzen.

Heinrich von Kleist - Die Marquise von O...

Klassiker der deutschen Literatur, welcher den Skandal einer Vergewaltigung mit anschließender Schwangerschaft im Rahmen des Stände- und Moralsystems des 19. Jahrhunderts behandelt. Eigentlich eine recht simple Geschichte, deren Verständnis allerdings durch mehr als ausschweifende Hypotaxen erschwert wird.

E.T.A. Hoffmann - Der Sandmann

Und noch ein Klassiker der deutschen Literatur, diesmal aus der dunklen Romantik. Ich habe die Geschichte jetzt mindestens zum fünften Mal gelesen und es ist immer noch eine meiner Lieblingslektüren der deutschen Literatur. Der Verfall Nathanaels in den Wahnsinn ist einfach immer wieder eine Freude zu lesen.

Rebecca Gablé - Der Palast der Meere

Fünfter Band der Warringham-Saga und mit Abstand der schwächste. Erstmalig in der Sage wagt sich Gablé hier an eine doppelte Erzählperspektive aus Sicht eines Geschwisterpaars, sodass die beiden Figuren zwar sehr schön mit allen Schicksalsschlägen geschildert werden, jedoch die historische Verwurzlung diesmal zu kurz kommt und quasi auf den letzten fünfzig Seiten abgehandelt wird. Das ist dann doch eindeutig zu wenig.

Rebecca Gablé - Hiobs Brüder

Zweiter Teil der Helmsby-Reihe, bei dem man deutlich merkt, dass Gablé das englische Mittelalter wesentlich mehr liegt als die Frühe Neuzeit und das deutsche Mittelalter (wie in der Otto-der-Große-Reihe zu sehen). Klassischer Aufbau der Geschichte im typischen Gablé-Stil, sodass früh die Grenzen gezogen werden zwischen Gut und Böse. Die Stärke des Buchs liegt dabei auf der Besonderheit der geschilderten Gruppe aus Aussätzigen, die Schwäche leider darin, dass das Buch am Ende zu sehr ins Mystische abdriftet.

Rebecca Gablé - Von Ratlosen und Löwenherzen

Zum zweiten Mal gelesen, kurzweilige Darstellung der englischen Herrscher (und mit Abstrichen der englischen Gesellschaft) von den angelsäschsischen Königen bis hin zu Heinrich VII. mit dessen Herrschaft das englische Mittelalter de facto endete.

Ken Follett - Die Tore der Welt

Zweiter Teil der Kingsbridge-Reihe, den ich zuvor nur auf Englisch gelesen hatte. Setzt die Geschichte der aus "Die Säulen der Erde" bekannten Familien weiter fort, wobei der Charme des ersten Bandes nicht ganz erreicht werden kann, auch da die Grenzen zwischen Gut und Böse diesmal viel flacher verlaufen und teilweise auch etwas uninspiriert wirken. Auch bekommen leider nicht alle Personen wie im ersten Teil einen gleichwertigen Anteil an der Geschichte bekommen und sich kaum weiterentwickeln.