Ben Aaronovitch: Fingerhut-Sommer (Die Flüsse von Lonndon Band 5)
Ich habs gerade bei einer Flasche Bier ausgelesen hat mich nur eine Woche mit Bahnfahrten gekostet und hab das Buch wie auch schon die Bände zuvor sehr genossen und ärgere mich jetzt schon, dass ich auf die Übersetzung des nächsten Bandes nun eine Weile werde warten müssen, um zu erfahren wie es nun weitergeht.
Im Gegensatz zu den bisherigen Büchern verschlägt es den Protagonisten Peter Grant, seines Zeichens Police Constable und Zauberlehrling und in dieser Kombi Angehöriger einer Spezialeinheit der Londoner Police für Übernatürliche Fälle, als Stadtmenschen in die Provinz, um dort das Verschwinden zweier Kinder zu untersuchen, bei dem es sich, so erweist es sich bald, nicht mit Rechten Dingen zugehen mag. Aaronovitch bewies in der bisherigen Reihe immer die große Kunst einen spezifischen Aspekt von London herauszugreifen und darzustellen und darum Fälle zu stricken und mit schwarzen Humor und gewissem Zynismus auszustatten und das dabei mit allerlei Anekdoten zum Ermittlungsalltag bei der modernen Polizei zu spicken. Letzteres haben wir auch wieder hier und da es sich um eine medienwirksame Kindesentführung mit angeschlossenem Großaufgebot handelt, täte Peter schlecht daran, sich allzu sehr von den Prozeduren zu emanzipieren, was spannende und witzige EInblicke in die Untersuchungsführung erlaubt und zu ganz praktischen Fragen führt, wie man am besten die Untersuchung übernatürlicher Phänomene in solch eine Ermittlungsarbeit einspeist.
Der Aspekt des ländlichen England wird aus Sicht des mondänen Großstädters freilich auf die Schippe genommen, der sich zunächst auch nicht so wohl in der unvertrauten, organischen Umgebung fühlt, entwickelt jedoch auch entsprechende humoristische Elemente und Momente und ist amüsant zu lesen, auch wenn die Einführung sich - vermtl. nicht zu unrecht aber in gewisser Penetranz - üblicher Klischees bedient und die rassistsche Dimension (bunte Großstädt gegen zurückgebliebendes weißes Land) für meinen Geschmack in den ersten Abschnitten etwas sehr oft thematisiert wird, glücklicherweise mit der nötigen Beiläufigkeit ohne damit den Handlungsfluss unnötig ins Stocken zu bringen.
Ein Wermutstropfen ist das reichlich ad hoc gestaltete Ende das reichlich Knall auf Fall kommt und aufgelöst wird und auch kein wirklich guter Epilog die Ereignisse noch einmal sammelnd abschließt, wenn gleich man sagen muss, dass Aaronovitch meist zu Anfang jedes Bandes doch noch einmal einen guten Bogen schlägt und offene Fragen der Enden gut abklärt. Kam mir an der Stelle trotzdem reichlich überstürzt und offen vor und hinterlässt einen nach der ansonsten sehr sympathisch erzählten und wieder mit sympathischen Figuren gespickten Geschichte etwas unbefriedigt.
Die Moriarty-Figur bleibt auch in diesem Band präsent, spielt aber eindeutig eine wenig relevante Nebenrolle jedoch wird deutliche Spannung auf ein Ereignis aufgebaut, dass bald stattfinden würde und was bei mir die Vermutung weckt, dass wir uns bei Galgenbaum dann tatsächlich so langsam auf eine finale Konfrontation zubewegen werden. Ansonsten gibt es weitere Informationen zur Lore der magischen Hintergrundwelt (unter anderem erfährt man wie ein Fluss "befruchtet" wirdund es gibt auch noch mehr Infos zur Vergangenheit von Nightingale dem Mentor von Peter und dessen Erlebnissen während des Kriegs und einen - so interpretiere ich es - möglichen Hinweis auf das, was der Moriarty sich womöglich aneignen möchte.
Von meiner Seite aus gibt es damit wieder ein klares Ja zu dem Buch. Wer die Reihe mag wird mit dem Buch zufrieden sein, auch wenn es eindeutig nicht der beste Band ist und durchaus den Ruch einer in der Schwebe befindlichen Zwischenhandlung hat. Er lohnt aber auf jeden Fall für die Vervollständig von Informationen, die man über die Welt haben sollte und gibt schon ein wenig Exposition fürs Finale meinem Verständnis nach. Also ich hatte meine Freude daran und kann generell nach wie vor jedem die Reihe überhaupt ans Herz legen. Lasst euch nicht von den fünf Büchern abschrecken, die lasen sich so schnell und unterhaltsam weg wie nichts.