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Ritter

David van Reybrouck - Kongo: Eine Geschichte
Die Bibel über die Geschichte des Kongos, von ca. 1850 bis heute. Und Bibel ist im wortwörtlichen Sinne gemeint. Zwischen den Buchdeckeln befinden sich 800 eng beschriebene Seiten, in einer Schriftgrösse, die gerade noch lesbar ist, die nur so strotzen vor interessanten Infos über dieses Zentralafrikanische Land. Die Geschichte des Kongo: Faszinierend, unglaublich, berührend, abstossend, traurig und teilweise amüsant zugleich. Was dieses Volk in den letzten hundertfünfzig Jahren erlebt hat, ist fast nicht in Worte zu fassen. Es ist nicht greifbar, wie diese Menschen solches Leid über eine so lange Zeitspanne ertragen konnten, ohne vollkommen zu zerbrechen. Die Kolonialzeit wird eingehend beleuchtet, nicht nur aus europäischer Sicht, van Reybroucks ältesters Interviewpartner ist ein über hundertjähriger Kongolese. Sowieso kommen sehr viele Leute aus dem Kongo selbst zu Wort, da van Reybrouck für dieses Buch zahlreiche Reisen in das Land unternommen hat. So atmet und lebt dieses Buch die Geschichte von der Kolonie, Belgisch-Kongo, Zaire und der Demokratischen Republik Kongo. Der spannenden Mobutu-Ära werden auch sehr viele Seiten gewidmet. Schliesslich erläutert es die heutigen Zustände und an der Geschichte kann der Leser sehr gut nachvollziehen, warum der Kongo heute dort steht, wo er ist. Nämlich einer der ärmsten Staaten der Welt, dessen Fluch, die Bodenschätze, noch heute an seiner Kraft zehren. Hoffnung, Trauer, Niedergeschlagenheit und die Unbezwingbarkeit eines starken Volkes werden so ergreiffend und präzise beschrieben, dass sich dieses Sachbuch liest wie ein Thriller. Der Schreibstil ist etwas vom besten, was ich in den letzten Jahren gelesen habe, zahlreiche Zitate habe ich mir herausgeschrieben, weil es einfach zu genial ist und viel Wahrheiten enthält, die man auch auf unsere Welt übertragen kann. Ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen und durchgehend positiven bzw. absolut euphorischen Kritiken ist dieses Buch ein muss für alle, die sich für afrikanische und speziell für die kongolesische Geschichte interessieren.

Teju Cole - Jeder Tag gehört dem Dieb
Ein sehr kurzes, aber intensives Buch. Der Autor reist nach 15 Jahren zurück an seinen Geburtsort, nach Lagos, Nigeria. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, erzählt er von den verschenkten Möglichkeiten seiner Heimat und die grosse Enttäuschung die ihn überkommt, in einer Stadt die ihm gleichzeitig vertraut aber doch so fremd ist. Am liebsten würde er diesen Ort hassen, aber doch ist er ein Teil seiner Geschichte und so ist er hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Faszination. Auf den knapp 170 Seiten zeichnet der Autor ein Bild von Lagos, das unter die Haut geht. Man kann sich als Leser alles sehr bildlich vorstellen und wird in diese Welt entführt, wo über 10 Millionen Menschen auf engstem Raum zusammenwohnen und jeder Tag ein Kampf ums Überleben ist. Der Stil passt wie die Faust aufs Auge und ist teilweise recht poetisch angehaucht. Grossartige Literatur, absolut empfehlenswert.
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