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Ready Player One von Ernest Cline
Ziemlich gut! Für Fans von Sci-Fi-Dystopien und 80er/90er-Zeugs sehr empfehlenswert. Das Ende ist etwas schwach, da nicht konsequent genug, und der Schreibstil ist auch eher mittelmäßig. Aber dennoch sehr, sehr kurzweilig und unterhaltsam.
Das Buch spielt in der nahen Zukunft, in der die Erde dank Kriegen, Aufständen, Hungersnöten und so weiter mittlerweile ein ziemlich armseliger Lebensraum ist. Daher flüchten sich Millionen von Menschen in OASIS, eine virtuelle Welt. Diese ist teils MMO, teils ganz normales Internet mit Chatrooms etc., und der Hauptcharakter Wade geht darin (wie viele Jugendliche) zur Schule. Es ist wie eine Welt, die besser ist - weil alles programmierbar ist, ist alles möglich.
Der Hauptentwickler von OASIS (eine Art Bill Gates Charakter) war ein riesiger Nerd und wuchs in den 80ern und 90ern auf. Als er stirbt, eröffnet sein virtueller Avatar eine riesige Schnitzeljagd - wer seine obskuren Hinweise zu 80er- und 90er-Popkultur richtig deuten kann und die Schatzsuche gewinnt, kann das Easteregg von OASIS finden. Und damit das gesamte Vermögen des verstorbenen Multimilliardärs erben. Sofort bricht ein riesiges 80er-Revival aus und tausende von Schatzsuchern machen sich auf, die Rätsel zu entschlüsseln. Aber niemandem gelingt es, bis Wade eines Tages den ersten Erfolg verbuchen kann, und damit ein Wettrennen zwischen Gut und Böse in Gang setzt. Denn die Milliarden des Entwicklers sind heiß begehrt.
Okay, die Prämisse ist simpel. Es ist auch sehr viel Eskapismus dabei, und erinnert darin schon irgendwie an Harry Potter - was da die Magie war, sind hier die Geek-Referenzen. Denn das Buch strotzt nur so von Referenzen an TV-Serien, Spiele, Comics, Filme und, und, und. Es ist ein einziger riesiger Liebesbrief an seltsame Nerdkultur, und das funktioniert irgendwo sehr gut.
Was die simple Prämisse besser macht: die Welt außerhalb der virtuellen Welt. Denn die wird teilweise richtig heftig beschrieben, und gerade auch in der Darstellung des Hauptcharakters ist das Buch nicht zimperlich. Wade ist fett, hässlich und völlig vereinsamt (stellt euch einen Otaku vor, und ihr seid nah dran). Irgendwann war ich echt angewidert von ihm und seiner lebensverneinenden Einstellung, und diese Momente sind schonungslos beschrieben. Und das fand ich gut. Solche Hauptcharaktere braucht es öfter, gerade in Sci-Fi-Dystopien. Er ist ein absolutes Opfer der Maschinerie.
Was das Ganze wieder schlechter macht: das Ende. Hier geht mir der Autor an mehreren Stellen nicht weit genug. Es fehlt der große Twist, die große Erkenntnis. Es werden im Buch mehrere Dinge angedeutet, und im Nachhinein frage ich mich, ob ich das einfach nur da reingelesen habe, oder ob der Autor diese Dinge einfach nur als "Flavor" eingebaut hat. Meiner Meinung nach hätte noch was kommen müssen. Halliday z.B. hätte meiner Meinung nach wirklich am Ende schlecht wegkommen müssen. Die ganze Chause an sich, tatsächlich. Draußen herrscht Krieg und Not, und die Jugendlichen der Welt werden zu 80er-Geeks herangezüchtet von einem toten Milliardär?! Höchst schwierig. Ogden Morrow deutet sowas ein bisschen an - dass OASIS nicht das ist, was er wollte, und dass es ein Problem ist - und dann treffen wir ihn persönlich und er sagt nichts in diese Richtung. Plötzlich ist er ein guter alter Bär, der alle umarmt und ihnen mit seinem vielen Geld hilft. Oh, apropos Geld: der kapitalistische Hintergedanke der ganzen Sache wird bis auf ein paar Zeilen von Art3mis überhaupt nicht angeprangert. Ogden Morrow und Halliday hätten halt einfach mal sowas von ihr Geld für Gutes einsetzen sollen. Stattdessen sind beide die klassischen "guten Reichen", die gut sind ohne jemals etwas gegen Hungersnot und Krieg und all das tun zu müssen - Ayn Rand hätte Freudensprünge gemacht.
Und das ist ja okay - es hätte vom Roman nur absichtlich behandelt werden sollen. Unsere Helden waren nämlich auch am Ende immer noch Opfer der Maschinerie, die den ganzen Mist angefangen hat. Da hätte das Buch konsequenter sein müssen, und ein Happy End war für mich komplett ausgeschlossen. Die letzte Szene hätte ein hypnotisch zuckender Wade in einem haptischen Exoskelett sein sollen, der sich an seinem Ruhm in der OASIS erfreut, während draußen die Bomben explodieren. Oder irgendwie sowas. Mit dem jetzigen Ende... war's einfach nur ein belangloser Jugendroman. Sehr schade.
Verfilmung kommt nächstes Jahr.
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