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Fairy Tail
Fairy Tail von Hiro Mashima (u.a. Rave) ist wirklich bemerkenswert, auf so einigen Ebenen.
Von Kapitel 1 bis 212 gab es für mich keinen Arc, den ich außergewöhnlich toll oder schlecht gefunden hätte, keinen Aspekt, der mich ernsthaft gestört hat, und nur sehr wenig, dass die Serie aus der Menge hätte herausstechen lassen - außer eben ihrer Konsistenz! Und das ist bei einem Manga extrem viel wert. Es ist dem Autor unglaublich gut gelungen, mit seinen letzten, sehr mittelmäßigen Serien einen eigenen Stil zu entwickeln und ihn bis zur Perfektion zu treiben. Für Fairy Tail hat er zudem eine Storyschablone geschaffen, die das Beste aus ihrem Genre herausholt.
Die erste Ebene ist die Präsentation.
Der Zeichenstil ist definitiv gut. Nicht so außergewöhnlich wie Naruto in den frühsten Tagen oder so charakteristisch wie die Feder Odas (um die Vergleiche auf bekannte Genre-Vertreter zu beschränken), aber abwechslungsreich, 100% passend für seinen Zweck und durchgängig gleichbleibend. Mein einziger Kritikpunkt wäre hier vielleicht die Ähnlichkeit der zahlreichen weiblichen Charaktere; wechseln Erza, Evergreen und Co. die Frisuren, muss man gelegentlich zwei mal hinschauen. Auch der generelle optische Eindruck weiß zu überzeugen, wenn er auch nicht so hereinhaut wie etwa die Schwarz-Weiß-Stylistik von Bleach. Selbst der extensive Fanservice bleibt auf einem Level, der zwar die Zielgruppe beglückt, aber auch nicht allzu penetrant wird (es gab zwischendrin mal eine Phase, wo es hart an der Grenze war - aber naja, jeder hat mal seine Midlife-Crisis, nehme ich an). Die Coverbilder gehen den netten Weg zwischen "Erweiterung des Hintergrunds" und "Spaß".
Nichts davon ist revolutionär oder atemberaubend, aber es funktioniert einwandfrei.
Ebene Zwei beschäftigt sich mit Hintergrund und Story.
Das "Mittelalterlich-Europäische" der Welt (bewusst in Anführungszeichen) kommt durch. Die Magie ist innerhalb der Szenariogrenzen glaubwürdig und hat einige tolle Ideen im Schlepptau (beispielsweise Erzas Rüstungen oder Frieds Regeln); außerdem merkt man, dass alles einem losen Konzept folgt, was immer viel für das Gesamtbild einer Welt ausmacht. An einigen Stellen wird mit Lachryma und Co. etwas übertrieben, aber das stört nicht wirklich, denn die charakterzentrierte Story steht im Vordergrund. Letztendlich läuft natürlich alles auf große Prügeleien heraus, aber kaum jemand versteht es so geschickt wie Hiro Mashima, diese durch den Hintergrund seiner Figuren zu verbinden - ein jeder Arc in Fairy Tail ist irgendwie relevant, und das nicht nur durch einen winzigen Faden (wie es beispielsweise oftmals in One Piece der Fall war), sondern immer durch mehrere Stränge, die mit der Zeit zusammenspielen. Die Gilde als Mittelpunkt des Ganzen sorgt dafür, dass man sich niemals durch eine Storyline "kämpfen" muss. Jedes Schicksal ist irgendwo interessant.
Letztendlich gibt es also keine schweißtreibende Gesamtgeschichte (wie etwas in Psyren), aber ein durchaus klug gemachtes Episodenspiel.
Einen Schritt weiter geht es zu den Charakteren selbst.
Fairy Tail hat in meinen Augen sehr sympathische, typische Figuren. Man kann förmlich den Gedankengang ihrer Erschaffung nachvollziehen, von "Konzept" über "lustige Gewohnheit/Schwäche" über "ernste/unernste Beziehungen" bis hin zu "unerwartete Züge/Geheimnisse". Das Ganze ist definitiv nicht schlecht, aber es ist auch weit davon entfernt, wirklich lebendige oder einprägsame Charaktere zu erschaffen. Zu Hiro Mashimas Verteidigung: Es ist klar, dass dies nicht der Fokus des Genres ist - aber zwischen den Zeilen haben sich selbst Naruto und Bleach einen Schritt weiter getraut, was das angeht. Das Design und die magischen Kräfte sind jeweils sehr nett ins Konzept eingebracht, und wie schon erwähnt ist es speziell die Gilde, die das Charakterraster zu einem interessanten Geflecht macht. Etwas negativ sticht für mich Natsu heraus. Abgesehen davon, dass er Son Goku als völligem Identitäts-Tabula-Rasa in nichts nachsteht, ist auch seine Magie mit ansteigender Kapitelzahl etwas lahm geworden.
Auch hier also: Keine wirklich außergewöhnlichen, aber doch sehr stabile Figuren.
Die letzte Ebene ist die Iszenierung des Ganzen.
Die Atmosphäre wird nur wenige Schreianfälle und Angstzustände provozieren, aber sie reicht aus, um den Inhalt zu unterstreichen. Emotionen sind ordentlich emotional, Bösewichte ordentlich angsteinflößend, ein Bisschen fiebert man auch mit. Der Humor ist (wie gewohnt von Dragon Ball, One Piece oder Bleach) Shonen-Standard, also durchaus gut für ein generelles Grinsen mit gelegentlichen Höhepunkten. Der Kapitel- und Spannungsaufbau ist gekonnt und hält sich nicht mit sinnlosen Dingen auf, lediglich die Endkämpfe sind für meinen Geschmack etwas zu bombastisch und ausschweifend gestaltet. Was gefällt: Die üblichen Power-Gap Probleme werden dadurch umgangen, dass die Magie hier ganz offensichtlich keine deutlich messbare over-9000-Power ist; eine gute Strategie sorgt das ein oder andere Mal für einen überraschenden Ausgang.
Also auch hier, gute Unterhaltung.
Fazit: "Durchgehend sehr stabil", "wirklich gute Shonen-Unterhaltung", "4 von 5". So oder so ähnlich würde ich Fairy Tail beschreiben, und das ist durchaus etwas wert, in einem Genre, das eigentlich mit ein paar Ausnahmen nur noch verwest. Hier weiß man, was man kriegt; und wenn es einem gefällt, kann man sich darüber freuen, dass noch mindestens Material für 3, 4 Arcs bereit steht. Was danach kommt? Mal sehen. Vielleicht stolpert Fairy Tail in die Falle des Desinteresses, vielleicht hat sich Mashima aber auch schon einen netten Kunstgriff ausgedacht - oder eine komplett neue, richtig gute Geschichte, was ich sogar noch besser fände. Wenn sie den selben Quantensprung macht, mit dem Fairy Tail Rave hinter sich gelassen hat, sollten wir uns gut festhalten.
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