Ergebnis 1 bis 11 von 11

Thema: [Lyrischer Text(?)] "Über Literatur"

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Zitat Zitat von DieHeiligeSandale Beitrag anzeigen
    Okay, du willst keine inhaltliche Kritik, denn dasz das inhaltlich fragwürdig ist weiszt du bereits. Du willst auch keine Kritik zur Form, denn dasz auch die fragwürdig ist stellst du selbst fest. Was soll mensch dann noch dazu schreiben?
    Ich versuch's mal mit Rechtschreibung und Ausdruck und thematischen Anmerkungen, um dann am Ende ein allgemeines Fazit zu ziehen.

    Zitat Zitat von Jerome Denis Andre Beitrag anzeigen
    Literatur - Einst in diesem Land,
    war vor wenigen Jahren noch wohlbekannt.
    Wer oder was war bekannt? Hier fehlt eindeutig ein Subjekt oder ein Modalsatz. Wenn du damit einleiten wolltest, was danach folgt: Monsieur Doppelpunkt ist dein Freund.

    Zitat Zitat
    Uns're Bildung war nochnicht verschenkt - Ja,
    uns're Kultur auf dem Besten stand.
    Bei allem Ressentiment, das ich gegenüber dem Bildungssystem empfinde: Es ist um Welten besser als das Bildungssystem aus jener Zeit. Und die daraus gewonnene Bildung ist auch viel weniger verschenkt, allein wenn man mal als Beispiel bedenkt (wah, jetzt fang ich auch an zu reimen ._." ), dass Bildung für Frauen heutzutage Realität ist.

    Zitat Zitat
    Uns're Werke so zahllos wie Sand.
    Das ist sehr paradox, ehrlich gesagt. ^^
    Du meinst erster "zahlreich" und zweiter meinst du "Sandkörner". Würdest du es rappen, wär das mit dem Sand gar nich so schlimm, da darf man solche kleinen Fehler machen, das klingt dann mehr nach Impro.

    Zitat Zitat
    weil der Markt noch nicht seinen Händen lag.
    ...in seinen Händen.

    Zitat Zitat
    Den Nobelpreis hatte noch nicht Herta Müller -
    dafür Mann und Hesse - Mann die waren Knüller.
    Was haste denn gegen Herta Müller? Ich fand Atemschaukel ziemlich toll und die Auszeichnungen verdient, muss ich zugeben.

    Zitat Zitat
    Gedichte waren noch von Brecht und Körner
    aber nicht - vereinzelte Körner.
    Aber ein wirkliches Wortspiel hast hier auch nich, eher sonne typische Jerome-Denis-Andre-Satzunmöglichkeit. Identische Reime sind immer noch nich sonderlich toll und dieser "aber nicht - vereinzelte Körner"-Vers... ich weiß nich. Da müsstest du eigentlich selbst merken, dass sowas nich wirklich funktioniert. Der Gedankenstrich ist irreleitend.

    Zitat Zitat
    Lasst uns verbannen - Moderne Fahrenheit!
    Hier dasselbe.

    Zitat Zitat
    Wir brauchen wieder des Schaffens Weite!
    Hier beginnt die neue Seite?
    Ist das eine Frage oder eine Feststellung?


    Ich muss es dir nochmal sagen; du hast einfach noch nicht wirklich das Niveau erreicht, bei dem man sagen könnte "Das ist doch ganz in Ordnung". Bei älteren Texten, die du dann irgendwo wiederfindest, ist das dann natürlich nicht anders. Ich würde dir bei deinem derzeitigen Schaffensstand davon abraten, ältere Werke überhaupt in Betracht zu ziehen.

    Schreib Neues und versuch ruhig, so viel wie möglich zu schreiben, ohne es zu erzwingen. Und das Wichtige bleibt weiterhin: Sortiere aus, was du für verwendbar hältst und was nicht. Mir fällt das selber noch schwer, mich von Texten zu trennen, in denen ja immer irgendwo ne gewisse Arbeit steckt. Du musst aber als Schreibender entscheiden können, was lesenswert ist und was weggeheftet gehört.

    Ein Tipp noch, den ich mir anmaße dir geben zu können: Versuch's tatsächlich mal ohne feste lyrische Formen, man sieht an dem Text hier unter anderem ganz gut, dass, je weniger formale Vorgaben du dir machst, umso besser dein Ausdruck wird.
    Ein weiterer Tipp, der schon über die gebotene Zurückhaltung hinausschlagen sollte, weil er direkt auf dein Zielsetzung beim Schreiben zugreift: Probier's doch einfach mal mit etwas weniger Monomentalem. Man hat bei deinen Texten immer das Gefühl, du wölltest grundlegend verändern und den Leuten ins Gewissen reden, diesen Eindruck stützt du dann meistens auch durch wertende Äußerungen und den großen Zeigefinger am Ende. Genau das ist für meine Begriffe schlechte Literatur, die eben nichts vom Dichter-und-Denker-Gehalt hat.

    Du wirst das in der Oberstufe noch merken, wenn du einen guten Deutschlehrer hast: Gute Literatur zeichnet sich vor allem durch Subtilität aus, und gerade wo du Brecht hier einbringst: Brecht war ein Vertreter parabelischer Literatur. Er hat Dinge nicht direkt angesprochen und gesagt "Hey schaut mal wie schlecht ihr seid." . Viel wichtiger ist: Er hat überhaupt nicht gewertet, er hat durch den allegorischen Stil dafür gesorgt, dass sein Leser selbst zu einer Erkenntnis kommt. Natürlich zielgerichtet, ich denke, keiner liest aus den Keunergeschichten Obrigkeitsdenken heraus. Aber durch diesen selbstständigen Prozess der Erkenntnisgewinnung, ist der Leser auch viel mehr geneigt, die Belehrung anzunehmen; viel mehr noch, er ist in der Lage, die Belehrung nachzuvollziehen, weil sie ihm ja nicht einfach gegeben wurde, sondern er sie selbst erlangt hat.

    Was du im Moment machst, ist in etwa das Gegenteil. Du sagst offen, was dich stört, und diese "Früher war alles besser"-Stimmung kommt bei dir auch nicht nur hier durch. Du musst dich vom Offensichtlichen lösen und dich mit treffender, bildlicher Sprache anfreunden. Zumindest ist das meiner Meinung nach der Faktor, der dir fehlt, um irgendwas aus deinen Texten zu machen, denn ansonsten hast du ja wirklich genug zu sagen und auch die geistige Reife, dich, dein Denken und deine Aussagen aktiv zu reflektieren. Obschon muss ich auch zugeben: Manchmal verstrickst du dich noch sehr in oberflächlichen Betrachtungen. Speziell bei diesem Text fällt das auf, und du sprichst es ja selbst an, weißt also irgendwie auch, wo dein Fehler liegt. Für mein bescheidenes Empfinden fehlt dir die Auseinandersetzung mit den Fähigkeiten, Ansprüchen und Bedürfnissen deines Lesers beziehungsweise (um das mal zu Verallgemeinern) überhaupt mit den Zielpersonen deines Denkens, denn andernfalls wärst du nicht in der Lage, ihnen so einseitig und unbalanciert den Zeigefinger entgegenzustrecken.

    Exakt dieser erhobene Zeigefinger ist einfach schädlich und stößt mir beispielsweise immer ziemlich auf, weil er mir meine Fähigkeit zu denken aberkennt. Wenn du willst, dass dein Leser eine Lehre aus deinem Text zieht, musst ihn das auch selbst machen lassen, du musst anerkennen, dass er ein denkendes, vernünftiges Wesen ist, dass sich nicht so einfach beeinflussen lässt.

    Und wenn du für dich sagen solltest, dass ein allegorischer bzw. parabelischer Stil nicht zu dir passt oder dir Steine in den Weg legt oder sonstwas, gibt es immer noch den argumentativen Weg, deinen Leser durch Objektivität und eine umfassende Betrachtung davon zu überzeugen, dass dein Fazit zu einem Thema begründete und rationale Ursprünge hat. Was du aber machst, ist dich auf allgemeine Sichtweisen, einseitige oder oberflächliche Betrachtungen zu stützen, oder (bitte sieh das nicht als Angriff) dich auf scheinbar universell gültige, bezeichnende Aussagen aus der Bibel zu stützen. Ich sage nicht, dass die Worte deiner Heiligen Schrift keinen Wert hätten oder haltlos wären, aber sie genügen in einer aufgeklärten Welt nicht dazu, einen Standpunkt zu unterlegen, und das ist auch gut so. Versuch's wirklich mal mit dem alten These-Argument-Beispiel-Schema. Ich persönlich bin davon nicht mehr so überzeugt, wie ich es einmal war, aber es ist letztendlich die sinnvollste Variante, um Themen wirklich weitsichtig und objektiv darzustellen, sodass das dann gezogene Fazit tatsächlich in seiner Wertung berechtigt ist.

    Kurzum: Ich denke, du müsstest mit deinem Stil und dem Aufbau deiner Texte brechen. Versuch dich vor allem mal an Prosa, ich denke, das könnte dir in der Reifung deines Schaffens tatsächlich extrem weiterhelfen. Das natürlich alles in Einschränkungen, letztendlich obliegt es mir nicht, deine Art und weise zu Schreiben oder deine Schwerpunktsetzung derart dreist umkrempeln zu wollen. Das sind nur Punkte, die mir persönlich an deinen Texten immer noch schwer ins Auge stechen.

    Übrigens: Lad dir mal die Betaversion von Microsoft Word 2010 runter und mach dort die Rechtscheibprüfung. Die haben das System wirklich bestens weiterentwickelt und so kleine Flüchtigkeitsfehler werden auf ein Minimum reduziert.

  2. #2
    Zitat Zitat von DieHeiligeSandale Beitrag anzeigen
    Okay, du willst keine inhaltliche Kritik, denn dasz das inhaltlich fragwürdig ist weiszt du bereits. Du willst auch keine Kritik zur Form, denn dasz auch die fragwürdig ist stellst du selbst fest.
    Was ich will? Kritisieren des Bestehenden.

    Zitat Zitat von Mordechaj Beitrag anzeigen
    Was haste denn gegen Herta Müller? Ich fand Atemschaukel ziemlich toll und die Auszeichnungen verdient, muss ich zugeben.
    Hmmm ... Gegen Frau Müller hab ich auch nichts. Das Problem liegt an der Sache mit "[..] die waren Knüller [...]" - soll heißen: Herta Müller ist keineswegs eine schlechte Autorin, wird aber (von einigen wenigen Intelektuellen mal abgesehen) so gut wie nicht gelesen. Sicher - Mann, Hesse und Brecht waren auch keine Autoren die von der "Masse" der Bevölkerung gelesen wurden ... ich wage aber zu behaupten, dass ihre Werke immernoch weit mehr gelesen wurden, als jene einer Herta Müller ...

    Den Vorwurf mache ich insofern nicht Frau Müller, sondern der Bevölkerung. Denn diese liest scheinbar lieber etwas über feuchte Regionen oder 'Intertextualität'.



    Zitat Zitat von Mordechaj Beitrag anzeigen
    Du wirst das in der Oberstufe noch merken, wenn du einen guten Deutschlehrer hast: Gute Literatur zeichnet sich vor allem durch Subtilität aus, und gerade wo du Brecht hier einbringst: Brecht war ein Vertreter parabelischer Literatur. Er hat Dinge nicht direkt angesprochen und gesagt "Hey schaut mal wie schlecht ihr seid." . Viel wichtiger ist: Er hat überhaupt nicht gewertet, er hat durch den allegorischen Stil dafür gesorgt, dass sein Leser selbst zu einer Erkenntnis kommt. Natürlich zielgerichtet.
    Nun, es gab aber durchaus 'schöngesistige' Autoren, die genauso pamphletisch schrieben, wie ich es in diesem Fall tat. Z.B. ist hier Katharina Blum, bzw. ihr Schöpfer zu erwähnen ...

    Zitat Zitat von Mordechaj Beitrag anzeigen

    Kurzum: Ich denke, du müsstest mit deinem Stil und dem Aufbau deiner Texte brechen. Versuch dich vor allem mal an Prosa, ich denke, das könnte dir in der Reifung deines Schaffens tatsächlich extrem weiterhelfen. Das natürlich alles in Einschränkungen, letztendlich obliegt es mir nicht, deine Art und weise zu Schreiben oder deine Schwerpunktsetzung derart dreist umkrempeln zu wollen. Das sind nur Punkte, die mir persönlich an deinen Texten immer noch schwer ins Auge stechen.
    Das mit der Prosa hatte ich ohnehin vor ... ich werde hier demnächst wohl die eine oder andere Kurzgeschichte hochladen. Aber erst Mitte oder Ende der Woche. Vieleicht auch erst gegen Ferien-Ende Ich muss ersmal an den vorhandenen Texten noch etwas schleifen ...


    Zitat Zitat von Mordechaj Beitrag anzeigen
    Übrigens: Lad dir mal die Betaversion von Microsoft Word 2010 runter und mach dort die Rechtscheibprüfung. Die haben das System wirklich bestens weiterentwickelt und so kleine Flüchtigkeitsfehler werden auf ein Minimum reduziert.
    Ich nutze im Moment Open Office - offenbar ist es in der Tat nicht ausreichend, denn das streicht mir so gut wie nie Fehler an ...

  3. #3

    DieHeiligeSandale Gast
    Zitat Zitat
    Was ich will? Kritisieren des Bestehenden.
    Aber ein Text besteht aus Inhalt und Form, also ... Nee, ich reg mich jetzt einfach nicht auf, sondern kritisiere deinen Text und ignoriere hierfür deine einleitenden Hinweise.

    Zitat Zitat
    Literatur - Einst in diesem Land,
    war vor wenigen Jahren noch wohlbekannt.
    Total unschöne Satzkonstruktion zwecks "Reim-dich-oder-ich-schlag-dich".
    Zitat Zitat
    Wir waren Dichter und Denker,
    Lasen Richter und Henker,
    Wer is'n wir? Du und ... ? Hm?

    Zitat Zitat
    Uns're Bildung war nochnicht verschenkt - Ja,
    uns're Kultur auf dem Besten stand.
    Uns're Werke so zahllos wie Sand.
    Deine und weszen? Und wann genau ist eigentlich dieses "vor wenigen Jahren"? 2007?

    Zitat Zitat
    Wir hatten noch keine Feuchtgebiete.
    Oh yes, we did. Die Menschen hatten schon immer Feuchtgebiete, auch wenn prüde und verklemmte Menschen zuweilen verbieten möchten, welche zu haben.

    Zitat Zitat
    Amazon war noch nicht so perfide;
    Zerstörte noch nicht jeden Verlag,
    weil der Markt noch nicht in seinen Händen lag.
    Amazon ist Schuld am Niveau der aktuellen Literatur? Ernsthaft?

    Zitat Zitat
    Den Nobelpreis hatte noch nicht Herta Müller -
    dafür Mann und Hesse - Mann die waren Knüller.
    So wie du es später erklärt hast kann mensch es aus diesen Zeilen einfach nicht heraus lesen. Und du reimst "Müller" auf "Knüller" beim Vergleich zwischen Weltklaszeautoren. Das hat irgendwie was von Realsatire.

    Zitat Zitat
    Der örtliche Buchhändler wusste noch Rat.
    Wir haben hier 'ne ausgezeichnete Buchhandlung. Die wiszen immer Rat.

    Zitat Zitat
    Es gab kein Axolotl'sches Plagiat.
    Plagiat gabs schon immer.

    Zitat Zitat
    Gedichte waren noch von Brecht und Körner
    Okay, dieser Satz liest sich leider als würdest du kritisieren dasz akuelle Gedichte nicht mehr von Brecht (und Körner) sind. Soll ich dir verraten, warum das so ist oder kommste selbst drauf?

    Zitat Zitat
    aber nicht - vereinzelte Körner.
    Ein Blindes Huhn findet auch ein Korn.
    Tät's doch mancher Autor wenn auch nur im Zorn.
    Lasst jeden Buchstaben - wieder nen Anschlag sein!
    Holt das Niveau wieder zu uns heim!
    Waaaaaarte! Weiter oben kritisierst du das extrem kontrovers diskutierte weil sehr provokante "Feuchtgebiete" und hier fordest du, dasz jedes Wort "wieder ein Anschlag sein" soll? Was willst du eigentlich?
    Und "zu uns heim"? Stopp. Weiter oben beschwörst du mit deinem "wir" und "uns" ja nen kollektivistischen Nationalgeist. Ist das hier auch der Fall? Denn wenn: Deutschland als Heimat des Niveaus? Geh denken!
    Zitat Zitat
    Wir brauchen wieder zum Lesen Zeit.
    Lasst uns verbannen - Moderne Fahrenheit!
    Wir Brauchen wieder des schaffens Weite!
    Hier beginnt die neue Seite ?
    Aktuelle, moderne Literatur findest du niveaulos (oder sie wird für deinen Geschmack zu wenig gelesen) aber du willst eine "neue Seite"? Widerspricht sich ...

    Mann, Mann, Mann ... Hier müszte jetzt eigentlich das konstruktive Fazit kommen. Also, die Gedichtform ist leider offensichtlich einfach nur ein Mittel zum Zweck, um eine Auszage in den Raum zu stellen. Von daher wird das Ganze in Ausdruck und Form leider nie auch nur ansatzweise intereszant, im Gegenteil, die Reimerei steht dir offensichtlich vor allem im Weg, sie hindert dich daran, klar zu formulieren, was du sagen willst. Deine Auszage gefällt mir dann auch einfach nicht, die Kritik an der Literatur kann nicht aus antimodernen Phrasen und einer Auflistung von Autoren, die teilweise zu ihrer Zeit selber als niveaulose Stümper oder Schlimmeres verschrieen waren, weil sie eben etwas Neues in die Literatur brachten (und denen auch nur deshalb heute noch Bedeutung beigemeszen wird, weil sie etwas neues gemacht haben) bestehen. Jede Form von Kunst sollte progresziv sein und natürlich gibt es berechtigte Kritik am Literaturbetrieb aber der Alternativvorschlag "Wie früher!" weist sicherlich nicht den Weg in eine beszere Zukunft.

  4. #4
    Zitat Zitat von Jerome Denis Andre Beitrag anzeigen
    Hmmm ... Gegen Frau Müller hab ich auch nichts. Das Problem liegt an der Sache mit "[..] die waren Knüller [...]" - soll heißen: Herta Müller ist keineswegs eine schlechte Autorin, wird aber (von einigen wenigen Intelektuellen mal abgesehen) so gut wie nicht gelesen. Sicher - Mann, Hesse und Brecht waren auch keine Autoren die von der "Masse" der Bevölkerung gelesen wurden ... ich wage aber zu behaupten, dass ihre Werke immernoch weit mehr gelesen wurden, als jene einer Herta Müller ...
    Ich finde nicht, dass du darauf wirklich einen Argumentationsstandpunkt aufbauen kannst. Ob Bücher von einer nicht der breiten Masse angehörenden Leserschaft gelesen werden, ober ob sie von einer etwas kleineren nicht der breiten Masse angehörenden Leserschaft gelesen werden, macht aus dem Iota letztendlich auch keine Stadt.

    Abgesehen davon war Thomas Mann beispielsweise seinerzeit ziemlich bekannt und angesehen, vielleicht mit Einschränkungen vergleichbar wie Grass heutzutage.
    Und wiederum davon abgesehen halte ich Mann nicht unbedingt für das Glanzbeispiel deutscher Literatur schlechthin.

    So oder so gab es auch zu deren Zeiten genug Belletristen, quantitativ kann man das also keineswegs festmachen.

    Zitat Zitat
    Nun, es gab aber durchaus 'schöngesistige' Autoren, die genauso pamphletisch schrieben, wie ich es in diesem Fall tat. Z.B. ist hier Katharina Blum, bzw. ihr Schöpfer zu erwähnen ...
    Sorry, aber hast du dich gerade mit Böll verglichen? Ernsthaft? ^^
    Pamphletisch ist das, was du tust, auch nicht; du musst zwischen Pamphlet und erhobenem Zeigefinger einen klaren Strich ziehen können.

    Zitat Zitat
    Den Vorwurf mache ich insofern nicht Frau Müller, sondern der Bevölkerung. Denn diese liest scheinbar lieber etwas über feuchte Regionen oder 'Intertextualität'.
    Ich finde die Kritik an Feuchtgebiete nicht sonderlich originell. Hast du das Buch denn überhaupt schonmal in der Hand gehabt? Hast du dich damit auseinander gesetzt, was die Leute dazu bewegt, es zu lesen, beziehungsweise was die Zielsetzung der Autorin war? Und meinst du, in einem beliebigen Krankenhaus bekommt man irgendetwas anderes zu sehen?
    Ich persönlich wöllte nicht in einer Gesellschaft leben, die solche Bücher einmündig ächtet, nur weil sie sich mit Regionen des Körpers beschäftigen, "über die man ja nicht redet". Man kann nun über die tollpatschige Ausdrucksweise von Mademoiselle Roche sagen, was man will, ich muss ehrlich gestehen, dass ich sie zweckdienlicher für ihre Autorenintention finde, als das aufgeblasene Dauerangeschwollensein des Goetheschen Stils es für dieseinige. Inhaltlich kannst ihr echt nichts anlasten, und um das noch als halbstarkes Argument beizulegen: Der Steppenwolf wurde noch bis in die 70er hinein als äußert unanständig empfunden.

    Was die kleine Hegemann angeht: Kritisierst du jetzt ihre plagiativen Einschübe, ihr Buch an sich, oder geht es dir mehr darum, den Bezugspunkt, den die WELT so offenkundig zwischen Hegemann und Kristevas Intertextualitätsbegriff setzt, synekdochisch in den Begriff einzufügen?
    In ersterem Fall würde ich vorschlagen, du kritisiert direkt das Verlagswesen, das es sich zu einfach macht, denn letztendlich liegen Fragen des Urheberrechts genau dort, und Ullstein ist nicht gerade bekannt für seine Sorgfalt in rechtlicher Absicherung. In zweitem Fall würde ich dir wieder vorschlagen, das Buch erstmal zu lesen, ich persönlich hab mich vorher zu sehr am Coming-Of-Age-Thema übersättigt, als dass ich es wirklich hätte "genießen" können, aber in seiner Sprache und Tiefe ist es eindeutig in die gehobenere Literatur einzuordnen, ungeachtet dessen, dass ein 16jähriges Mädchen ein paar naive Copy-and-Paste-Aktionen eingebaut hat.
    In letzterem Fall würde ich das Ziel nicht nur als verfehlt (niemand, der den Welt-Artikel nicht gelesen hat, käme auf diese künstlichen Zusammenhänge, zumal er dieses aktuelle Beispiel einfach vollkommen ohne weitere Betrachtung als Plagiat hinnimmt, um irgendeine Kontroverse zu haben - sieht man übrigens auch sehr schön daran, dass das Blatt Kristeva in irgendeine Gegenposition vo Axolotl Roadkill drängen will), sondern auch als fragwürdig bezeichnen, denn alles was Kristeva über die heutige Situation in der Literatur sagt, ist dass es ein Ungleichgewicht in der Selbstdefinition des Metiers und explizit in der Wahrnehmung der Schriftsteller vom Schreiben und von ihrer Subjektivität gibt. Mit der qualitativen Bewertung der Literatur hat das wenig zu tun, dabei geht es eher um Tendenzen und sich verändernde Wertebilder, beides ziemlich natürliche Mechanismen, die ihrerseits zu Maßnahmen und Weiterentwicklung führen.


    See, genau das ist die Oberflächlichkeit, von der ich spreche. Du musst die Für-und-Wider-Diskussion mit dir selber schon führen, dich auch mit dem kleinsten Beispiel, das du heranziehst auseinandersetzen, bevor du blind verurteilst. Momentan verstrickt sich das alles in so einem Schwarz-Weiß-Denken vonwegen "Früher: Dichter und Denker - alles gut"--"Heute: Charlotte Roche - Apokalypse". Und das kommt bei dir überall durch, wenn du irgendwelche moralischen Ansätze verfolgst. Und ich maße mir an, sagen zu können, dass derzeit eventuell existente Kurzgeschichten, in denen du eben so moralisch auftrittst, von ähnlichen Fehlern geplagt werden.

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •