Heute: General Mordens kleine Hierarchie - Metal Slug auf der Ps2
"Metal Slug? Metal Slug ist alles, aber bestimmt nicht Last Generation!" Das mag stimmen, ABER (und hier wird es interessant) in der Last Generation haben westliche Spieler das erste Mal die Möglichkeit, die Reihe in ihrer ganzen Wunderlichkeit legal zu genießen, ohne dem Ebay-Apparat hunderte Euros in den Rachen zu stopfen. Und das ist so großartig, dass es einen eigenen Artikel verdient, und obendrauf auch noch einige Neologismen!
Diese Anthology vereint alle Metal Slug Teile in sich. Nun folgt, ohne viele weitere Worte, eine kleine Hierarchie meinerseits. Wer die Reihe nicht kennt, wird im Laufe des Artikels Erleuchtung erfahren. Am Ende gibts nochmal ein paar Sätze dazu, warum das Paket nicht ganz so non-plus-ultra-Schaum-vorm-Mund ist, wie ich eigentlich erwartet hätte.
Letzter Platz: Metal Slug 4
Nein. Wirklich nicht. Anderes Programmiererstudio, ganz neue Story und ein eklatanter Mangel an Stil kennzeichnen diesen Tiefpunkt der Serie aus. Wir heben uns die Worte für später auf, vor allem, weil die anderen Teile einfach besser sind. Ignorieren, weitermachen.
Vorletzter Platz: Metal Slug 5
Die immer noch neuen Entwickler haben sich verbessert, aber es reicht nicht. Next!
Ehrenhafter Sonderpreis: Metal Slug
Hier wird es interessant, denn Metal Slug war großartig.
Anno 1996: Der Spieler übernahm einen Comicsoldaten, der sich in gegnerisches Kriegsgebiet aufmachte, um dem hitlertastischen General Morden und seiner kleinen Wehrmacht das Handwerk zu legen. Werkzeuge waren neben einer Faust voll übertriebener Waffen und einigen leicht abgehobenen Gefährten auch die Münzen, mit denen man sich seine Leben im Arcade-Automaten erkaufen musste. In der Ps2 kann man die Continues Gott-sei-dank endlos in den virtuellen Münzschlitz befördern. Was klasse ist, denn Metal Slug war spielerisch ebenso toll gemacht wie es herausfordernd war, mit Dutzenden umherfliegenden Kugeln, Soldaten und Bomben. Das Besondere an der Reihe war jedoch ihr Humor. Wunderschön abgedrehte Animationen, ein routiniertes Grafikdesign und ein Haufen an irre witzigen Details machten das Spiel zu einem Meilenstein der Action-Kriegsspiele. Oder vielleicht sogar der Action-Antikriegsspiele, denn der Abspann der einzelnen Teile schaffte es inmitten seines Comic-Humors, zumindest bei mir das ein oder andere ernsthafte Gefühl hervorzurufen, ebenso wie einige intelligent gesetzte Details innerhalb der Levels.
Aber bla und bumm. Videos sagen mehr als tausend Worte.
Warum setze ich diesen Text ins Präteritum? Metal Slug ist inzwischen alt, und allen voran ist es der erste Teil einer stetig besser werdenden Reihe, wenn auch mit einigen Ausrutschern und schmerzhaftem Auf-die-Fresse-fliegen. Man kann Teil 1 zwar auch heute ruhig noch einmal durchspielen (dauert nicht viel länger als eine Stunde oder so), aber danach sollte man einen Schritt weitergehen, nämlich zur "Top 3" der Reihe.
Dritter Platz: Metal Slug 6
Der aktuellste Teil ist nicht nur ein wertvoller Zusatz zum Gesamtbild, er geht auch "boldly where no Metal Slug had gone before", mit Charakteren, die sich unterscheiden (Hölle!), Waffenwechsel (Schockschwerenot!) und anderen Merkmalen des 21. Jahrhunderts, die wohl langsam auch in ihren Paddelbooten den Pazifik überqueren konnten. Dazu wird auch noch der Charme der ersten Teile aus seinem kalten Metal-Slug-4-Grab reanimiert, und so entsteht ein erfrischend anderes Spiel, das trotz allem zu seinen Wurzeln steht. Dass Metal Slug 6 "nur" auf Platz 3 landet, liegt weniger an seinen Mängeln, als mehr an seiner brachialen, zerschmetternden Konkurrenz.
Zweiter Platz: Metal Slug X und Metal Slug 2
Metal Slug X ist als Director's Cut des zweiten Teils zu verstehen - es hat lustige Änderungen und kleine Twists, aber letztendlich ist es das gleiche Spiel. Und das hat es in sich! Humor und Einfallsreichtum lassen den Vorgänger weit hinter sich, mit Mumien und Aliens und was-nicht-alles. Metal Slug X ist wahrscheinlich auch der spielerisch beste Teil der Reihe, mit einer perfekten Schwierigkeitskurve, absoluter Fairness (trotz Continue-verschlingendem Anspruch), ohne einer einzigen langweiligen Szene und mit einer emotionalen blöden Story. Oben drauf gibt es einige nette Anspielungen. Und die Möglichkeit, durch zuviel Essen fett zu werden - eine Option, die selbst die meisten modernen MMOs nicht gebacken kriegen. Also Daumen hoch!
Erster Platz, mit Pauken und Trompeten: Metal Slug 3!
Metal Slug 3 mag nicht ganz so perfekt sein wie Nummer 2, aber es nimmt nochmal eine dicke Kelle Mindfuck und garniert damit den Kiwi-Fleisch-Karamell-Curry-Kuchen, den der Vorgänger darstellt. Waren es da noch Mumien und Aliens, die einen zum Kopf-Schütteln bringen, sind es hier Zombies. Und Yetis. Und Yeti-Zombies. Und Zitteraale. Und Affen. Und mit Blitzen schießende Wolken. Und, und... und! Im Ernst, Metal Slug 3 gehört zu den abstrusesten, einfallsreichsten Spielen da draußen. Und weil es als erster Teil der Reihe so einige wählbare Abzweigungen bietet, ist der Wiederspielwert auch mal nicht nur wegen dem Punktwert beträchtlich. Letztendlich gibt es einige coole neue Slugs (also Fahrzeuge), von einem Elefanten bis zu U-Booten. Die Storytwists (wenn man sie so nennen will) sind herrlich überzogen und setzen dem ganzen nur noch die Idioten-Krone auf. Perfekt!
Soviel zu meiner kleinen Hierarchie. Generell sollte erwähnt werden, dass zwei Spieler in dieser Reihe auch doppelten Spaß bedeuten, egal von welchem Teil die Rede ist. Das Ps2-Spiel "Metal Slug Anthology", das alle Teile umfasst, ist allerdings nicht ganz so rosig wie sein Inhalt. Um es kurz zu machen: Es ist schlecht emuliert, mit Rucklern, matten Farben, einer wirklich komischen Bildschirmansicht und ohne große Einstellungsmöglichkeiten. Dazu kommt, dass es nur die Spiele auf die Disc geschafft haben, obwohl vorherige Teile einige nette Extras zu bieten hatten, die das Paket wunderbar abgerundet hätten. Diese Mankos sind natürlich Kleinkram, aber sie trüben den Spielspaß doch schon ein wenig.
Das Schöne: Es gibt Alternativen.
Speziell denen, die nur gelegentlich mal ne Runde Arcade-Ballerei spielen wollen, lege ich folgende Varianten ans Herz.
Metal Slug X für die PSX läuft auf der Ps2, ist perfekt emuliert und platz förmlich vor geilen Extras und Minispielen (Auf Raketen rumspringen! Autos zerstören! Noch viel, viel sinnlosere Dinge!). So sollte ein Metal Slug Port aussehen. Die Grafik ist systembedingt nicht ganz das Maß aller Dinge, aber es sieht immer noch besser aus als die Anthology.
Metal Slug 3 für die Ps2 mag etwas überflüssig wirken, wenn es auch die Anthology gibt. Aber es kam halt eher raus. Außerdem ist es ebenso perfekt umgesetzt wie der PSX Teil und bietet wenigstens ein cooles Menü sowie ein paar nette Zusatzoptionen und Minispiele. "Chubby Island" (fett werden, ohne zu sterben!) sticht dabei besonders hervor, denn dieser Modus zeigt in einem Akt todernster Sozialkritik, dass auch die Entwickler mir beipflichten würden, wenn ich sage, dass es zu wenige dicke Menschen in Videospielen gibt. Oder so ähnlich. Dass dieser Teil auf Ebay immer mal für den Portopreis zu haben ist, ist aber auch ein gutes Kaufargument.
Also: Wer die ganze Slugomanie genießen will, schlägt bei der Anthology zu (oder bricht in eine Bank ein und kauft sich ein NeoGeo), wer dagegen nen geilen Shooter für zwischendurch braucht, dem rate ich zu Metal Slug X oder Metal Slug 3.
Was auch immer - die Reihe ist geil. Abtreten, Kaufen, Rumballern, Danke!
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