Am Göttlichsten finde ich die Szene in dem Video da oben, in der Sophitia nackt in einer heißen Quelle (?!) steht und eine riesige Götterstatue Phallus-mäßig aus dem Wasser auftaucht. Wer denkt sich sowas aus?
Auf Lynx Kommentar muss ich gleich im Text eingehen. Weiter gehts!
Heute: Soulcalibur III... Overkill (Teil 2)
Und ich muss ein paar mit der Kamera abfotografierte Szenen benutzen - das Spiel ist zu episch für Worte.
Soul Calibur III ist der aktuellste Teil der Reihe auf der Ps2, ja, er ist sogar Ps2-exklusiv! Gute Voraussetzungen...
Kennt das noch jemand, wenn man beim Spielen ein grundlegendes Gefühl hat? Mein Gefühl für SCIII lässt sich einwandfrei mit einem Wort zusammenfassen: Warum?!
Ich würde nie behaupten, dass SCIII ein schlechtes Spiel ist. Nein, die Lobeshymne kommt später. Aber wenn man das Verhältnis zwischen Potenzial und Umsetzung heranzieht, gehört es zu den epischsten Klogriffen, die man in der Geschichte der Videospiele überhaupt finden kann. Es ist nämlich absoluter Overkill.
Damit das deutlich wird, muss man nicht mal mit Spielen anfangen: Schon das Menü ist unglaublich dämlich strukturiert und lässt aus den gefühlten 50 Spielmodi gefühlte 500 werden, vergraben in den Untiefen der Unterkategorien und nix-sagenden Namen wie "Seelengeschichten". Wenn das gut klingt... weit gefehlt!
Ich weiß nicht, wie viele Charaktere und Spielmodi SCIII hat, aber es sind viele. Und die Hälfte davon sind entweder minimal abgeänderte Kopien vorhandener Dinge - oder aber einfach völlig überflüssig.
Das beste Beispiel ist "Chroniken des Schwertes". CdS ist ein Strategiespiel. Oder soll es zumindest sein. In der Praxis hat man immer noch ein Prügelspiel vor sich, nur dass man zuerst mit kleinen Figürchen über eine Weltkarte latschen und minutenlang Gebäude mit Waffen bearbeiten muss. Dann gibts einen Entscheidungskampf, vielleicht noch eine an den Haaren herbeigezogene Kriegsstory oben draug, und das wars. Das Beste: Offenbar wusste man bei Namco, wie schlecht der Modus ist, denn man wird durch die Freispiellogik des Spiels förmlich gezwungen, ihn zu spielen.
Und es ist nicht der einzige "Ballast". Diese ganzen Modi machen das Spiel sinnlos komplex und unübersichtlich, aber das ist noch nicht der große Nachteil...
...denn das Kotzen kommt mir, wenn ich mir vor Augen halte, was ein Bisschen mehr Arbeitszeit an den wirklichen guten Ideen hätte reißen können. So hat SCIII einen Story-Modus - ja, ohne Anführungszeichen, sogar mit Zwischensequenzen! Oder zumindest hätte man die "..." weglassen können, wenn der Modus nicht hingeworfen wie eine vergammelte Tomate wäre. Der "Story-Modus" besteht nämlich daraus, dass die Charaktere quer (und ich meine quer) durch die ganze Welt reisen und dabei gegen alles kämpfen, das sich bewegt. Klingt vertraut? Ist es auch. Die Zwischensequenzen sind höchstens mal ungewollt unterhaltsam, die Entscheidungen, die man treffen kann, machen am Ende auch keinen Unterschied. Die Charaktere bleiben lächerlich und blass. Im Ernst, ein Bisschen Überlegung und Storywriting, und dieses Potenzial hätte das Genre durchgerüttelt wie Ivys Kettenschwert einen Kreisel.
Ich denke, das Writing braucht noch etwas Liebe. Unser Held befindet sich auf der Reise, ein dramatischer Erzähler führt seine Geschichte aus. Dann, zwischen zwei schweißtreibenden Kämpfen, ein gefährliches Hindernis! "Gelegentlich versperrten Vögel Siegfrieds Weg, aber er ließ sich nicht davon abbringen." (Zitat, sinngemäß) o_O - Halt. Wo habe ich was verpasst? Siegfried ist der Ritter mit der dicken Rüstung und dem "Zweihander", der genau so groß wie er ist. Wieso um alles in der Welt sollte er sich vor Vögeln fürchten? Wer jetzt denkt, im Kontext ergäbe das Ganze mehr Sinn: Versprochen, das tut es nicht. Und obwohl es natürlich ein Extrembeispiel darstellt, ist der Rest der Dialoge auch nicht viel ansprechender.
Aber gut, Logik. Logik ist bekanntlich relativ. Japanische Logik bspw.:
Das hier ist Siegfried.
Siegfried ist Deutscher. Wie man schon an seinem typisch deutschen Nachnamen "Schtauffen" erkennen kann. Die beeindruckende Körpergröße von 1,70m könnte man jetzt damit erklären, dass im Mittelalter alle etwas kleiner waren - aber eigentlich glaube ich eher, dass die Japaner etwas zu sehr von sich selbst ausgegangen sind. Das erklärt dann auch das anorexische Gewicht unseres Zweihander-Schwingers.
Genug. Ich muss mich zurückhalten, der bittersüße Beigeschmack...
Die Charaktere
Soulcalibur III ist wirklich gut. Dafür verantwortlich sind neben dem ausgefeilten Kampfsystem auch die Charaktere, die ich ganz schön ins Herz geschlossen habe, inklusive ihrer bescheuerten Dialoge. Besonders erwähnenswert ist dabei der dekorative Wert des Kaders: Wenn Siegfried durch seine Kampfstellungen tanzt, Tira ihren klingenbesetzten Hoola-Hoop-Reifen durch die Luft schleudert und Setsuka ihren Gegner mit kurzen, grazil-abgehakten Bewegungen fertig macht, sieht es einfach episch aus. Ivys Beinarbeit pendelt irgendwo zwischen Laufsteg, Domina und Beamte, während ihre Waffe auf dem ganzen Bildschirm herumzuckt und ihre Kostüme den Spieler zwischen "Adel" und "feuchter Nerdtraum" wählen lassen. :creepy:
In Teil 3 wirkt sie auch noch nicht wie eine Rentnerin mit Egoproblemen, die zu diversen kosmetischen Veränderungen geführt haben. Wer Teil IV kennt, weiß, worauf ich anspiele. (Zu ihrer Verteidigung: sie ist ja auch schon 32 Jahre alt; und ein Videospielcharakter steht bekanntlich mit einem Bein im Grab, wenn er seine Pubertät verlassen hat.) Was ist bloß passiert zwischen Teil 3 und Teil 4, dass sie ihr Äußeres plötzlich nicht mehr... ausreichend fand? Eine Tragödie. Aber gut, die geistig Stabilste war sie ja sowieso noch nie.
Bei dem Figuren nicht zu vergessen: Voldo! Voldo kämpft gern im Liegen, oder rückwärts - wie auch immer, er verfügt stets über die seltsame Dekorativität eines Gartenzwergs, der man sich einfach nicht entziehen kann. Auch wenn man ihm nur ins Gesicht treten möchte.
Jedenfalls sind die Charaktere toll, und sie spielen sich auch unglaublich unterschiedlich. Und wie Lynx schon meinte, die Waffen tragen dazu auch nochmal ganz groß bei.
Der Charaktereditor
Aber dabei bleibt es nicht... Man hat auch die Möglichkeit, seine eigenen Charaktere zu entwerfen! Großartig! Toll!
Schon der Gedanke daran bringt mich zum Grinsen.
Ich stelle vor:
Der Terrorpapst!(tm)
Nicht nur reizt er das Zeichenlimit im Namen bis zum Äußersten aus, sein perfides Grinsen hat noch jeden in die Knie gezwungen. Selbst Yoshimitsu, und Yoshimitsu hat in diesem Teil der Reihe einen Tintenfisch auf dem Kopf!
Achja, der Terrorpapst!, mit seinen kleinen Narrenschuhen und seinem Feschen Mäntelchen...
Ich liebe den Charaktereditor. Er ist großes Kino.
Um einen Gegenpol zum Terrorpapa zu setzen, habe ich mir mal von meiner Freundin "Neeco" ausgeliehen, die einwandfrei in den Kader des Spiels passen würde: Sie hat Brüste, erfüllt japanische Klischees und würde den Pädobär glücklich machen. Also Neeco, nicht meine Freundin.
Glückwunsch, Neeco - willkommen in Soulcalibur III!
Ein Cheat und ein Bug, beides essentiell
Lustigerweise hat SCIII genau zwei bekannte Bugs: Der eine zerhaut das Spiel, der andere spart stundenlanges Freispielen. Will man SCIII spielen, sollte man beide kennen, um Frust zu vermeiden.
Der Speicher-Bug tritt dann auf, wenn man eine Datei auf der Memory Card ändert oder löscht, die vor SCIII dort gespeichert wurde. Im besten Fall zerhaut diese kleine, triviale Handlung den "Chroniken des Schwerts" Spielstand (was eigentlich noch ziemlich vorteilhaft ist...), im schlimmsten Fall funktioniert der komplette SCIII Spielstand nicht mehr - oder die ganze MemoryCard muss neu formatiert werden. Um das zu vermeiden, sollte man SCIII einfach auf eine leere MemoryCard speichern, was danach kommt, ist ja egal. Ich hatte den Bug (die CdS-geht-nicht-Variante) und konnte ihn mit einer Anleitung von Gamefaqs reparieren.
Der Geld-Bug sorgt dafür, dass die verschiedenen Spielstände von SCIII und CdS irgendwie benutzt werden, um Geld zu multiplizieren. Sehr praktisch. Sehr, sehr praktisch. Spart viel Zeit. Anleitung auf Gamefaqs.
Am Ende
Naja, letztendlich bleibt zu sagen, dass SCIII sowohl geplant, als auch ungeplant gute Unterhaltung ist. Stylische Charaktere, gutes Gameplay, für Anfänger wie für Profis, Charaktereditor, viel unnötiger Schund, vergebenes Potenzial... Da ist er wieder, der bittersüße Beigeschmack.
Trotzdem: Kaufempfehlung³
Beenden wir den Artikel wie er begann:
Wobei es im Spiel eher wie "BWAAAAAANGHOOOOOOOH!!!" klingt, nicht wie "Bangoo!"
Muss man sich immer so todernst nehmen?