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Thema: The Last Generation - Ein Ps2 Forenblog (Heute: Rogue Galaxy und Motivation)

  1. #41
    Zitat Zitat von Nova eXelon Beitrag anzeigen
    Final Fantasy X spielt sich aber am besten mit japanischer Sprachausgabe und deutschen Untertiteln.
    Fixed. ^^

    Die englische Übersetzung wurde frei gestaltet, die deutsche Übersetzung wurde direkt aus dem Japanischen vorgenommen. Wenn man allerdings kein japanisch verstehen kann, werden einem die Unterschiede nicht so deutlich wie bei engl. Sprachausgabe - dt. Untertiteln auffallen.^^

    Aber jeder so, wie er es für richtig hält. Was einem besser gefällt - Faith ~ Asthra usw.

    Wenn man sich nämlich die Bonus-DVD „Beyond Final Fantasy“ anschaut, werden Entwickler wie die engl. Synchronsprecher interviewt und man merkt, dass man der engl. Fassung einen ganz eigenen Stempel aufdrücken wollte.

    Claude M. Moyse lässt grüßen.

  2. #42
    Na, wie erwähnt, ich find den Stempel in diesem speziellen Fall sehr begrüßenswert.

    Zitat Zitat
    Aber jeder so, wie er es für richtig hält. Was einem besser gefällt - Faith ~ Asthra usw.
    Aber das wichtigste ist ja gesagt. ^^

  3. #43
    Ich hasse hasse hasse FFX.
    Das schlechteste Final Fantasy ever, da bin ich ganz ernst.

    Ich empfinde die Story als bei den Haaren herbeigezogen, die Charaktere sind flach und uninteressant und die (englische) Synchronisation ist ziemlich mies, da kann sogar Bender (John Di Maggio) als Wakka nich viel retten.

    FFX ist auch der einzige Grund, wieso FFX2 bei mir seit Release verschweißt im Regal verstaubt. Ich hab einfach keine Lust, so ein schlechtes Spiel durchzuspielen, will aber FFX2 nicht anfangen, bevor ich FFX nicht durch hab.

    Wie gesagt: MIR gefällt FFX kein Stück. Überhaupt nicht. Overrated like hell. Dumme Story. Flache Charaktere. Eine Heulsuse als Held, nein Danke. Alles meine Meinung.

  4. #44
    Dann wünsch ich dir, dass du FFX nie zuendespielst.

    Was FFX-2 für ein Spiel ist, werd ich ja kaum erklären müssen, das hast du sicher selber schon hundert mal gelesen oder ezählt bekommen.


    Btw, was soll das hier eigentlich mit diesen total uncoolen minimalistisch-bleichen Emoticons? Die saugen arg.

  5. #45
    Heute:
    General Mordens kleine Hierarchie - Metal Slug auf der Ps2

    "Metal Slug? Metal Slug ist alles, aber bestimmt nicht Last Generation!" Das mag stimmen, ABER (und hier wird es interessant) in der Last Generation haben westliche Spieler das erste Mal die Möglichkeit, die Reihe in ihrer ganzen Wunderlichkeit legal zu genießen, ohne dem Ebay-Apparat hunderte Euros in den Rachen zu stopfen. Und das ist so großartig, dass es einen eigenen Artikel verdient, und obendrauf auch noch einige Neologismen!



    Diese Anthology vereint alle Metal Slug Teile in sich. Nun folgt, ohne viele weitere Worte, eine kleine Hierarchie meinerseits. Wer die Reihe nicht kennt, wird im Laufe des Artikels Erleuchtung erfahren. Am Ende gibts nochmal ein paar Sätze dazu, warum das Paket nicht ganz so non-plus-ultra-Schaum-vorm-Mund ist, wie ich eigentlich erwartet hätte.

    • Letzter Platz: Metal Slug 4
      Nein. Wirklich nicht. Anderes Programmiererstudio, ganz neue Story und ein eklatanter Mangel an Stil kennzeichnen diesen Tiefpunkt der Serie aus. Wir heben uns die Worte für später auf, vor allem, weil die anderen Teile einfach besser sind. Ignorieren, weitermachen.

    • Vorletzter Platz: Metal Slug 5
      Die immer noch neuen Entwickler haben sich verbessert, aber es reicht nicht. Next!

    • Ehrenhafter Sonderpreis: Metal Slug
      Hier wird es interessant, denn Metal Slug war großartig.
      Anno 1996: Der Spieler übernahm einen Comicsoldaten, der sich in gegnerisches Kriegsgebiet aufmachte, um dem hitlertastischen General Morden und seiner kleinen Wehrmacht das Handwerk zu legen. Werkzeuge waren neben einer Faust voll übertriebener Waffen und einigen leicht abgehobenen Gefährten auch die Münzen, mit denen man sich seine Leben im Arcade-Automaten erkaufen musste. In der Ps2 kann man die Continues Gott-sei-dank endlos in den virtuellen Münzschlitz befördern. Was klasse ist, denn Metal Slug war spielerisch ebenso toll gemacht wie es herausfordernd war, mit Dutzenden umherfliegenden Kugeln, Soldaten und Bomben. Das Besondere an der Reihe war jedoch ihr Humor. Wunderschön abgedrehte Animationen, ein routiniertes Grafikdesign und ein Haufen an irre witzigen Details machten das Spiel zu einem Meilenstein der Action-Kriegsspiele. Oder vielleicht sogar der Action-Antikriegsspiele, denn der Abspann der einzelnen Teile schaffte es inmitten seines Comic-Humors, zumindest bei mir das ein oder andere ernsthafte Gefühl hervorzurufen, ebenso wie einige intelligent gesetzte Details innerhalb der Levels.
      Aber bla und bumm. Videos sagen mehr als tausend Worte.



      Warum setze ich diesen Text ins Präteritum? Metal Slug ist inzwischen alt, und allen voran ist es der erste Teil einer stetig besser werdenden Reihe, wenn auch mit einigen Ausrutschern und schmerzhaftem Auf-die-Fresse-fliegen. Man kann Teil 1 zwar auch heute ruhig noch einmal durchspielen (dauert nicht viel länger als eine Stunde oder so), aber danach sollte man einen Schritt weitergehen, nämlich zur "Top 3" der Reihe.

    • Dritter Platz: Metal Slug 6
      Der aktuellste Teil ist nicht nur ein wertvoller Zusatz zum Gesamtbild, er geht auch "boldly where no Metal Slug had gone before", mit Charakteren, die sich unterscheiden (Hölle!), Waffenwechsel (Schockschwerenot!) und anderen Merkmalen des 21. Jahrhunderts, die wohl langsam auch in ihren Paddelbooten den Pazifik überqueren konnten. Dazu wird auch noch der Charme der ersten Teile aus seinem kalten Metal-Slug-4-Grab reanimiert, und so entsteht ein erfrischend anderes Spiel, das trotz allem zu seinen Wurzeln steht. Dass Metal Slug 6 "nur" auf Platz 3 landet, liegt weniger an seinen Mängeln, als mehr an seiner brachialen, zerschmetternden Konkurrenz.

    • Zweiter Platz: Metal Slug X und Metal Slug 2
      Metal Slug X ist als Director's Cut des zweiten Teils zu verstehen - es hat lustige Änderungen und kleine Twists, aber letztendlich ist es das gleiche Spiel. Und das hat es in sich! Humor und Einfallsreichtum lassen den Vorgänger weit hinter sich, mit Mumien und Aliens und was-nicht-alles. Metal Slug X ist wahrscheinlich auch der spielerisch beste Teil der Reihe, mit einer perfekten Schwierigkeitskurve, absoluter Fairness (trotz Continue-verschlingendem Anspruch), ohne einer einzigen langweiligen Szene und mit einer emotionalen blöden Story. Oben drauf gibt es einige nette Anspielungen. Und die Möglichkeit, durch zuviel Essen fett zu werden - eine Option, die selbst die meisten modernen MMOs nicht gebacken kriegen. Also Daumen hoch!

    • Erster Platz, mit Pauken und Trompeten: Metal Slug 3!
      Metal Slug 3 mag nicht ganz so perfekt sein wie Nummer 2, aber es nimmt nochmal eine dicke Kelle Mindfuck und garniert damit den Kiwi-Fleisch-Karamell-Curry-Kuchen, den der Vorgänger darstellt. Waren es da noch Mumien und Aliens, die einen zum Kopf-Schütteln bringen, sind es hier Zombies. Und Yetis. Und Yeti-Zombies. Und Zitteraale. Und Affen. Und mit Blitzen schießende Wolken. Und, und... und! Im Ernst, Metal Slug 3 gehört zu den abstrusesten, einfallsreichsten Spielen da draußen. Und weil es als erster Teil der Reihe so einige wählbare Abzweigungen bietet, ist der Wiederspielwert auch mal nicht nur wegen dem Punktwert beträchtlich. Letztendlich gibt es einige coole neue Slugs (also Fahrzeuge), von einem Elefanten bis zu U-Booten. Die Storytwists (wenn man sie so nennen will) sind herrlich überzogen und setzen dem ganzen nur noch die Idioten-Krone auf. Perfekt!


    Soviel zu meiner kleinen Hierarchie. Generell sollte erwähnt werden, dass zwei Spieler in dieser Reihe auch doppelten Spaß bedeuten, egal von welchem Teil die Rede ist. Das Ps2-Spiel "Metal Slug Anthology", das alle Teile umfasst, ist allerdings nicht ganz so rosig wie sein Inhalt. Um es kurz zu machen: Es ist schlecht emuliert, mit Rucklern, matten Farben, einer wirklich komischen Bildschirmansicht und ohne große Einstellungsmöglichkeiten. Dazu kommt, dass es nur die Spiele auf die Disc geschafft haben, obwohl vorherige Teile einige nette Extras zu bieten hatten, die das Paket wunderbar abgerundet hätten. Diese Mankos sind natürlich Kleinkram, aber sie trüben den Spielspaß doch schon ein wenig.

    Das Schöne: Es gibt Alternativen.
    Speziell denen, die nur gelegentlich mal ne Runde Arcade-Ballerei spielen wollen, lege ich folgende Varianten ans Herz.



    Metal Slug X für die PSX läuft auf der Ps2, ist perfekt emuliert und platz förmlich vor geilen Extras und Minispielen (Auf Raketen rumspringen! Autos zerstören! Noch viel, viel sinnlosere Dinge!). So sollte ein Metal Slug Port aussehen. Die Grafik ist systembedingt nicht ganz das Maß aller Dinge, aber es sieht immer noch besser aus als die Anthology.



    Metal Slug 3 für die Ps2 mag etwas überflüssig wirken, wenn es auch die Anthology gibt. Aber es kam halt eher raus. Außerdem ist es ebenso perfekt umgesetzt wie der PSX Teil und bietet wenigstens ein cooles Menü sowie ein paar nette Zusatzoptionen und Minispiele. "Chubby Island" (fett werden, ohne zu sterben!) sticht dabei besonders hervor, denn dieser Modus zeigt in einem Akt todernster Sozialkritik, dass auch die Entwickler mir beipflichten würden, wenn ich sage, dass es zu wenige dicke Menschen in Videospielen gibt. Oder so ähnlich. Dass dieser Teil auf Ebay immer mal für den Portopreis zu haben ist, ist aber auch ein gutes Kaufargument.

    Also: Wer die ganze Slugomanie genießen will, schlägt bei der Anthology zu (oder bricht in eine Bank ein und kauft sich ein NeoGeo), wer dagegen nen geilen Shooter für zwischendurch braucht, dem rate ich zu Metal Slug X oder Metal Slug 3.
    Was auch immer - die Reihe ist geil. Abtreten, Kaufen, Rumballern, Danke!

    Geändert von La Cipolla (29.11.2010 um 23:51 Uhr)

  6. #46
    Kein Feedback? Dabei fand ich diesen Text eigentlich sehr gelungen.

  7. #47

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Kein Feedback? Dabei fand ich diesen Text eigentlich sehr gelungen.
    Doch, hatte bisher nur keine Zeit dafür.
    Ich selbst habe zwar nie die komplette Metal Slug-Reihe durchgespielt, doch ein paar wenige Teile haben ebenfalls den Weg in meine Sammlung (oder im Fall der Xbox360 Umsetzung von Double X auf die Festplatte) geschafft. Obwohl die Reihe immer wieder das gleiche bietet, hatte ich meinen Spaß damit. Besonders in Teil 3 hatte ich meinen Spaß, wenn ich als Zombie rumgelaufen bin und mit einem Blutkotzestrahl alles niedergemetzelt habe.
    Was mich aber noch heute fasziniert, sind die verdammt hohen Preise für die Originalmodule. Wenn man sieht was die Leute auf ebay z.T. für die Neo Geo-Umsetzungen zahlen, wird mir schlecht. Besonders Teil 1 dürfte noch der teuerste Teil der Reihe sein.

  8. #48
    Hatte mir damals für meine PS2 Metal Slug 3 gekauft, da mir der Name bekannt vorkam. Und hell, damals im Ausland, so erinnerte ich mich später wieder, stand ich stundenlang vor dem NeoGeo Arcadeautomaten und hab ihn nach jedem Continue mit Geld gefüttert. Danach kamen noch Teil 4, 5 und X dazu, bevor ich die Reihe mit der Anthology kurz nach Release füllte. Und Tarma > Trevor > Ralf > All
    Btw empfinde ich Metal Slug XX als deutlicheren Tiefpunkt, als Metal Slug 4. Die Levelabwechslung und vorallem der Endkampf waren bei Double X einfach nur mies.
    Ansonsten, ja, Metal Slug X war definitiv einer der besseren Teile.
    Der Zombieblutkotzstrahl bei Teil 3 war sogar recht effektiv beim Endkampf in dem Level - ein Grund sich zombifizieren zu lassen. Besser als mumifizieren, dass war einfach... schlecht für einen.

  9. #49
    Heute:
    Männer, die Ziegen treten - Radiata Stories

    Japaner haben ein gestörtes Verhältnis zu Tieren. Um das mitzukriegen, muss man sich nicht mal per Greenpeace auf einen Wal ketten, es reicht schon, ein durchschnittliches Japano-Rollenspiel zu beginnen. Die „gute“ Variante: Irgendwann am Anfang des Spiels fällt ein Nebensatz wie „Etwas stimmt nicht... dunkle Macht bla bla... die Tiere im Wald sind AGGRESSIV GEWORDEN!“, und - YEAH! - jetzt können die Programmierer den Spieler stundenlang mit Spinnen, Wölfen, komischen Stechmücken-Mutanten und anderem Viehzeug bewerfen, ehe sie sich Gedanken um richtige Gegner machen müssen. Aber immerhin, in diesem Fall ist der Genozid krampfhaft in die Story eingebunden. Die weniger logische Option hält sich nicht mit dermaßen überflüssigen Erklärungen auf. Sie schleudert den Spieler einfach in einen Wald/eine Ebene/eine Höhle und hetzt die gesammelte Fauna des jeweiligen Habitats auf die Charaktere - die sich dann mit Schwertern und Magie gegen Kakerlaken und andere ähnlich furchteinflößende Gegner verteidigen. Denn, wer ist nicht schon mal über eine Wiese gegangen und musste mit Ziegen und Schweinen um sein Leben kämpfen? Ach ja… JAPANER, offensichtlich. Ich glaube, eine jährliche Exkursion in die zwei Hektar unbebautes Land irgendwo in Hokkaido würde den Rollenspielprogrammierern gut tun.

    Radiata Stories bestätigt mich in dieser Hinsicht und geht sogar noch einen Schritt weiter (oder eher einige Tausend Tritte), und zwar mit dem gleichen Anlauf, mit dem es auch so ziemlich alle anderen Klischees des Genres mit sich reißt. Allerdings hat es auch einen ganzen Batzen an netten Ansätzen, die man nicht untergehen lassen sollte.




    Die Geschichte und wie sie sich so anfühlt

    Die Story um den Helden Jack beginnt, wie sie beginnen muss: Mit einem großen Erbe, dem Willen, ein toller Held zu werden, dem Vornamen „Jack“ und ähnlichen Selbstverständlichkeiten. In den ersten paar Stunden gibt es inhaltlich keinerlei Überraschungen, dann jedoch dreht sich das „Bleh!“-Rad ein wenig und der ein oder andere doch schon unerwartete Schwenk schiebt sich ins Geschehen. Unterhaltsam bleibt das Ganze aber weniger wegen ausgeklügelten Plotstrukturen, sondern mehr aufgrund der liebenswürdigen Art und Weise, mit der das Spiel atmet und lebt. Angenehme, teils lustige Musik, ein nettes, weiches Grafikdesign und das gelegentliche Detail, das einen zum Lächeln bringt (mein Favorit: Alkohol-liebende Zwerge mit russischen Namen und Akzenten). Die Atmosphäre erinnert gut und gern an Disney meets Japan.
    On a related note... ist das Wort „goofy“ absolut perfekt, um den Witz des Spiels zu beschreiben! Wer mit überzogenen Charakteren, auf-die-Fresse-fliegen-Humor und ähnlichem nichts anfangen kann, lässt lieber die Hände von Radiata Stories. Zumal es sich niemals wirklich ernst nimmt. Anspielungen gibt es einige (ein ziemlich korpulenter Hauptcharakter trägt bspw. die Klamotten von Claude aus Star Ocean 2, inklusive „Super Ocean“ Aufschrift), aber allen voran die illustre Präsentation der Story wird den gelegentlichen Japano-Hardcore-Gamer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen. Ich fands klasse.
    Etwa bei zwei Dritteln stellt Radiata Stories den Spieler vor eine essentielle Entscheidung, die im weiteren Verlauf sowohl die grundlegende Storyperspektive als auch die Auswahl an Begleitern vorwegnimmt. Ein netter kleiner Ansporn für einen Re-Run, aber danach zieht die Geschichte an. Es ist fast schon ein Stilbruch, wie ernst der Tonfall plötzlich wird, und ein nicht zu kleiner Teil Tragik zieht in die Atmosphäre ein.


    Charaktere und was man so mit ihnen macht

    Charaktere sind ein gutes Stichwort, denn von denen gibt es Dutzende (Hunderte?). Ein großer Teil des Spiels handelt in der namensgebenden Stadt Radiata, die liebevoll gemacht und RIESENGROSS ist. Dementsprechend viele Leute treiben sich auch darin herum. Einige schließen sich der Gruppe schon nach einem kurzen Gespräch zur richtigen Tageszeit an, andere muss man umwerben, beschenken oder auch mal treten. Ja, treten. Denn Radiata Stories hat einen Knopf, um Dinge zu treten. Im Ernst. Wie geil ist das denn? Wer wollte nicht schon immer mal den nervigen NPC an der Ecke treten? Oder jeden einzelnen Gegenstand in jedem verdammten Haus, um an irgendwelche Items zu kommen. Oder… ich nehme an, das Bild wird deutlich. Jedenfalls wehren sich getretene NPCs auch noch (und man kann sie in einem Kampf verprügeln!), und so entsteht eine interessante, durchaus irgendwie lebendig wirkende Welt, was nicht viele Japano-RPGs hinkriegen.
    Um einen Eindruck von den Charakteren (und dem Art Style) zu kriegen, hier ein Video, bei dem man ab 0:30 eine Rundreise durch ein komplettes "Friends Book" kriegt. Lasst es während des Lesens im Hintergrund laufen - es braucht vier Minuten im Schnelldurchlauf.



    Die Abenteuer, in die der Held verwickelt wird, sind etwa zur Hälfte storyrelevant, der Rest funktioniert nach einem Auftragsschema. Bei jenen Aufträgen (und einigen wichtigen Quests) kann man drei Charaktere aus der Hundertschaft auswählen und mit ihnen in den Kampf ziehen. Die Prügeleien sind nett, aber nichts Revolutionäres. Echtzeit-Kampfsystem meets Kombos meets Zusammenarbeit meets nette Exploits für Taktiker und sonst einen gut gemachten Schwierigkeitsgrad. Die Charaktere, ihre Kommentare und die wenigen knuffigen Gegner, die über Ziegen und Wölfe hinausgehen, versetzen das Ganze auch hier mit einer zuvor ungekannten Goofiness. Im Ernst, nicht mal Kingdom Hearts hatte soviel goofy.


    Und warum das Ganze dann doch nur Mittelmaß ist

    Man kann erstaunlich gut festmachen, woran das Spiel leidet, was an ihm nagt und seine Qualitäten mit Füßen tritt (a-ha-ha… haha *vergräbt sich*).
    • 1. Rumrennerei, gestreckte Spielzeit: Man läuft. Und läuft. Und wartet. Und läuft… Die „Dungeons“ an sich sind noch ganz ordentlich gemacht, man kämpft gegen ein, zwei Dutzend Gegner, danach kommt ein (meistens cool gemachter) Endboss und dann sollte auch Schluss sein. Ist es aber nicht. Man darf wieder zurück rennen und noch mal den gleichen Gegnern ausweichen. Noch schlimmer ist es in Radiata: Einmal durch die Stadt zu rennen, braucht gut und gerne einige Minuten, und das Ganze (Zwecks neuer Charaktere) zu erkunden, ist noch viel schlimmer. Dabei sollte gerade das doch das „Besondere“ an dem Spiel sein! Zumal der durchaus klug gemachte Tag- und Nacht-Zyklus einen oftmals zum Warten verdammt, wenn man eine bestimmte Person treffen möchte. Man kann zwar verstehen, warum die Entwickler das Spiel etwas länger machen wollten (mit Rumrennen habe ich 30 Stunden gebraucht), aber hier wäre weniger definitiv mehr gewesen. Von Teleportpunkten in der Stadt mal ganz zu schweigen.

    • 2. Keine Konsequenz bei den Spielkonzepten und verdrehte Prioritäten: Was bringen einem Hunderte Charaktere, wenn man nur drei auf einmal benutzen kann, wenn sie alle lediglich drei verschiedene Sätze sagen, nur ihre Werte verändern und auch sonst sehr blass bleiben? Fünfzig Charaktere und dafür ein Bisschen mehr Charakter wären doch auch noch außergewöhnlich gewesen. Zumal (so gerne ich die nicht-ganz-so-normalen Figuren habe!) zehn verschiedene Bauern irgendwie unnütz sind. Das gleiche Problem bei dem generell ganz netten Auftragssystem: Warum kann ich Aufträge auswählen, wenn ich am Ende doch sowieso alle machen muss? Wieso gibt es nur so wenige? Wieso wird mir sehr oft vorgeschrieben, welche der tollen Charaktere ich mitnehmen muss? Und letztendlich: Wieso werde ich beim Auswählen der Pfades auf der Hälfte des Spiels dazu gezwungen, eine Seite zu wählen oder den Großteil meiner Charaktere im Stich zu lassen?


    Ein enttäuschtes Fazit

    Ich könnte mich ziemlich lange über Radiata Stories aufregen. Und das liegt nicht daran, dass es so schlecht wäre, sondern daran, wie gut es hätte sein können. Die Atmosphäre und die Herangehensweise mit Charas und Aufträgen ist außergewöhnlich, das Kampfsystem nett, der Art-Style großartig. Es gibt eine tolle Stadt und sympathische Charaktere. Man kann sogar Dinge treten! Aber leider waren die Entwickler der Meinung, an essentiellen Punkten nicht sonderlich weit zu denken. Und irgendwie traut sich in Japan immer noch niemand, „20 Stunden Spieldauer!“ auf die Packung eines Rollenspieles zu schreiben, und wenn es noch so angebracht wäre.

    Wirklich schade, denn viel Arbeit hätten die notwendigen Veränderungen nicht gemacht. Ich spiele jetzt weiter Persona 3, denn das macht mir nochmal deutlich, dass Radiata Stories nur dann eine echte Empfehlung wert ist, wenn man die wirklich guten Spiele der Generation durch hat. Und wenn man Goofy mag.

  10. #50
    Ich bin zwar nie über 5h hinaus gekommen (hab das Spiel einige Male versucht anzufangen), aber ich erinnere mich noch gut, dass es das einzige PS2-RPG war, was mich wirklich zum Lachen gebracht hat.

  11. #51
    Heute:
    80 Stunden voll mit Rumbaggern, Mythologie, tausenden Kopfschüssen und dem Schulalltag einer japanischen Mary Sue - Persona 3 FES
    Yeah, längster Titel bisher! o/

    Ich liebe es, wenn die Charaktere in Rollenspielen nicht nur aus Zahlen bestehen, wenn man sich mit ihnen unterhalten und sogar auf sie einwirken kann; es ist einfach immer eine willkommene Abwechslung zum ständigen Kämpfen. Nicht so in Persona 3. In Persona 3 ist das Dungeon-Crawling eine willkommene Abwechslung zu den sozialen Interaktionen - was viel über das Spiel aussagt.



    Wie schon angedeutet: 80 Stunden Spielzeit. Und ich habe nicht jeden erdenklichen Scheiß mitgenommen oder die Charaktere so lange trainiert, bis die höchstmögliche Schnapszahl in ihrem Status erscheint. Nein, Persona 3 braucht simpel und einfach seine Zeit.


    Um was es geht...

    Was passiert wohl, wenn man sich in den Kopf schießt? Genau. Man beschwört Kreaturen, die andeuten, dass Sigmund Freud hin und wieder Interkurs mit verschiedenen Göttern und einigen Pokémon gehabt haben könnte. Davon abgesehen werden alle Menschen, die sich nicht so in den Kopf schießen können, um Mitternacht zu blutbesudelten Särgen. Der Rest kämpft gegen abstruse Monster, die gern mal die Gestalt einer laufenden Hand oder eines muskulösen Riesenbabys auf einem Schaukelpferd annehmen - aber nur in der der Nacht, denn tagsüber müssen natürlich alle in die Schule und sich mit ihren Freunden beschäftigen.
    So sinnfrei, so gut. Das Setting ist reichlich durch, aber auch in sich konsistent und funktioniert einwandfrei als Hintergrund für die Story. Die sollte man nicht spoilern, aber man kann beruhigt sagen, dass sie durchaus ihre Stärken und Twists hat. Ganz oben mit dabei sind die Charaktere. Sein es die Schüler, die sich den bösen „Shadows“ entgegenstellen oder die zahlreichen Social Links, mit denen man tagsüber herumturtelt - beinah alle sind wahlweise cool, lustig oder interessant, und es macht wirklich Spaß, den gefühlten 500 Millionen Zeilen Text beizuwohnen; zumal ein erschreckender Anteil davon von großartigen Sprechern synchronisiert ist. Dass man selbst wenig wirklichen Einfluss auf die Gespräche hat, ist schade, bei der puren Masse aber zu verstehen. Einige wenige Figuren (speziell auf der Antagonisten-Seite) rutschen päter leider wieder in die guten alten Klischees ab.

    „Something terrible happened. Nobody was able to speak yesterday.
    Nevertheless, you still have to go to school today.“

    - didaktische wertvolle Narrationstechnik a la Persona 3


    Wie man Persona 3 spielt...

    Vielleicht nicht die üblichste Überschrift in einem Artikel, aber in meinen Augen absolut essentiell. Persona 3 ist ein Hybrid mit zahllosen entstellten Köpfen, hunderten Extremitäten und einem seltsamen Geruch. Mich hat das Spiel über weite Strecken ernsthaft angekotzt, weil man ganz wortwörtlich hunderte Spieltage lang herumläuft, Ladebildschirme anstarrt, mit Leuten quatscht und repetitiven Kram hinter sich bringt. Zur Abwechslung gibt es immer mal die bereits angesprochenen Dungeon-Crawling-Szenen mit einem wirklich tollen Kampfsystem, klasse designte Bosskämpfe - und gelegentlich wird auch mal die umfangreiche Story weitergeführt. Das kann über 80 Stunden gut und gerne langweilig werden. Mein Tipp (auf den ich wohl selbst mal von Anfang an gehört hätte): Persona 3 nicht in einem einzigen Run durchspielen wollen! Nebenbei immer mal was anderes zocken und nur dann zurückkehren, wenn man wirklich Lust darauf hat - dann aber auch wirklich Energie reinpacken. Denn Persona 3 ist episch, und zwar so richtig. Es ist lang, detailliert, tiefgehend, voll mit mystischen Anspielungen, hat tausende Kämpfe und noch viel mehr dramatische Unterhaltungen. Dafür muss man sich Zeit nehmen, und man muss sich darauf einlassen. Schnelle Ergebnisse und Kurzweiligkeit gibt’s woanders.


    Aleister Crowley approves of this game!

    Letztendlich jedoch wird die Geduld belohnt. Nicht nur die Atmosphäre ist großartig, auch das Design und die Emotionen, von denen die Story getragen wird, kommen wunderbar rüber. Das Ende führt tatsächlich alles zusammen und lässt den Spieler mit dem Gefühl zurück, keine Sekunde der letzten 80 Stunden verschwendet zu haben. Wer schon viele Rollenspiele hinter sich hat und meinem Vorschlag oben folgen will, dem empfehle ich zusätzlich den Hard-Modus, der das Ganze erst wirklich herausfordernd macht.

    “Hell Biker has emerged from the sea of your soul.“
    - eine typische Statusnachricht


    Warum der Hauptheld kräftige Fotzen verdient

    Falls sich jemand beschwert: “Somit ist fotzen, jemandem eine Fotzen geben ein Synonym für „Ohrfeigen“ oder Raufen.“ (Wikipedia)
    Wobei die Zweideutigkeit nicht unangebracht ist. Der Hauptheld hat keinen Charakter. Er hat eine Emo-Frisur und höchstens mal die Hände in den Taschen. Er hält sich mit Kniebeugen fit. Er macht kein einziges Mal den Mund auf, abgesehen von einigen Grunzlauten in den Zwischensequenzen. Man gibt ihm sogar irgendeinen Namen (wie etwa „Horst Müller“ - wobei ein japanischer Name weitaus weniger seltsam wirkt). Und natürlich finden ihn alle voll geil. Das beginnt bei der kompletten Bevölkerung der Stadt, geht weiter bei den Freunden, die dem stummen Batzen augenblicklich alles anvertrauen wollen und endet selbstverständlich bei der Frauenwelt, die sich dem Haupthelden an den Hals wirft, sobald er auch nur blöd daneben steht, wenn sie irgendetwas von sich gibt.
    Ich meine, klar, die Hauptzielgruppe ist nicht die sozial aktivste. Aber muss das wirklich sein? Kann sich Mary Sue nicht mit zwei oder drei ernsthaften Beziehungen zufrieden geben oder auch mal eins in die Fresse kriegen? Ganz ehrlich, und speziell weil ich parallel Sakura Wars spiele: Die japanische Dating Sim ist das zweifelhafteste Genre überhaupt. Noch vor der Klo-Simulation.

    „I will always be by your side.“
    - eine Offenbarung, die erst dann etwas zweifelhaft erscheint, wenn man sie innerhalb von zehn Minuten aus den Mündern von fünf verschiedenen Mädchen hört


    Warum man das Ganze spielen sollte...

    Am Ende ist Persona 3 das wohl epischste Rollenspiel, das ich bisher gespielt habe, und auch ganz knapp das beste Ps2-Spiel (FFX hat sich durch das Ende herauskatapultiert):
    • Großartig eingebaute Mystik.
    • Düstere Atmosphäre, die sich trotzdem nicht zu fein ist, auch mal etwas Hoffnung mit einzuwerfen.
    • Musik, die zwischen transzendenten Stücken und motivierendem Hip-Hop absolut großartig und innovativ die vielseitigen Töne des Spiels einfängt.
    • Mal wieder nette Einblicke in die japanische Kultur (bestärkt durch eine erschreckend liebevolle Übersetzung).
    • Wirklich lebendige Charaktere und toller, oftmals unterschwelliger Humor - ich denke da allen voran an die obskuren Lehrer in der Schule.
    • Funktionierende Spielmechanik. Die übliche Mememto-Mori-Philosophie ist auch mal wieder dabei, aber sie ist so schön eingebaut und mit dem allgegenwärtigen Arkana-Karten-Motiv verbunden, dass man es ihr einfach nicht übel nehmen kann.
    In dem Sinne: Spielen, den Haupthelden ignorieren und Spaß haben!

    “Death is not a hunter unbeknownst to its prey, one is always aware that it lies in wait. Though life is merely a journey to the grave, it must not be undertaken without hope. Only then will a traveler’s story live on, treasured by those who bid him farewell. But alas, now my guest’s life has ended, his tale left unwritten…”
    - der mit Abstand bewegenste Game Over Screen, den ich jemals gesehen habe


    Etwas Anhang...

    Der folgende, unglaublich lange "Trailer" hier bringt sehr gut die Atmosphäre rüber. Wer sich schon sicher ist, dass er die 80+ Stunden auf sich nehmen will, lässt ihn aus Spoiler-Gründen natürlich besser weg.


    Am Ende noch eine Frage an alle, die das Spiel kennen: Ist der Bonus-Content „The Answer“ spielenswert? Ich fand die Story eigentlich schön abgeschlossen und habe gehört, das Ganze sei eher schlechter als das Hauptspiel. Sonst spiel ich nämlich erstmal was anderes und freu mich auf Persona 4.

  12. #52
    Mir ist es noch bis heute unbegreiflich, was man an der Story von FFX gut finden kann. Hey, selbst ein FFIV ist spannender als FFX und das kam zig Jahre davor schon raus..
    Aber naja, was Zwischensequenzen und Synchro doch alles ausmachen können. Ich mag FFX, aber die Story ist absolut sch*****.

    Naja guter Blog! Gefällt mir!

  13. #53
    Hui, lang hats gedauert. Eigentlich wollte ich ja wieder vom Review-Stil weg, aber für Suikoden III bietet es sich einfach zu gut an.
    Gebt mir ruhig Feedback, was euch besser gefällt, wenn ihr in die Texte reinschaut ~vielen Dank im Voraus! ^___^



    Heute:
    108 Freunde müsst ihr (mal wieder) sein - Suikoden III

    Wow. Mindblown...! Die Japaner können es ja doch!
    Und ich sage ganz bewusst NICHT "Die Japaner können es ja doch
    noch", denn seien wir mal ehrlich: Eigentlich konnten sie es noch nie. Die Rede ist von einer wirklich guten Story und wirklich guten Charakteren. Ok - klar - es gibt unterhaltsame Geschichten (wie etwa in den meisten Final Fantasys), und es gibt auch hin und wieder mal eine durchgedrehte, arschcoole oder tragische Figur. Aber interessante, überraschende Erzählstrukturen sucht man in östlichen Rollenspielen eher vergeblich. Genau so selten sind menschliche, vielseitige und einfach glaubwürdige Figuren, die über die standardisierte gespaltene Persönlichkeit und das laute Schreien von Namen hinausgehen. Selbst bei den besseren Spielen hier auf der PS2 fällt inhaltlich bisher nur GrimGrimoire aus der Reihe, charaktertechnisch ausschließlich Persona 3. Kurzum: Würde man durchschnittliche RPG-Stories mit den Maßstäben von Literatur bewerten, hätten wir einen gewaltigen, muffenden Haufen an Schundliteratur.

    Dann kommt Suikoden III in den Raum und tritt erstmal Ärsche.

    Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

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    Zuerst ein kleiner Disclaimer: Dieses Spiel gibt es nicht in PAL-Gefielden. Es ist in Amerika als NTSC-Version erschienen, hat ausschließlich englische Sprache und ist die 15-25€, die es gerade auf Ebay kostet, absolut wert. Sofern man eine NTSC-fähige Ps2 hat, natürlich. So, zum Thema.


    Die Anatomie eines guten Arschtritts (Story und Inszenierung)

    Die epische Fantasy-Geschichte um Krieg, Frieden, Lebenswege, Freundschaft und ähnliche Themen erfindet das Story-Rad zwar nicht neu, verwebt die einzelnen Aspekte aber so dermaßen geschickt mit dem Videospiel-Medium, dass es eine Freude ist. Ohne ernsthaft zu spoilern: Das Ganze wird aus sechs Perspektiven erzählt (na gut... sagen wir fünf, der Hund zählt nicht). Die ersten Kapitel zeigen den jungen Stammeskrieger Hugo, die Armeekommandantin Chris und den Söldnerführer Geddoe, die jeweils auf verschiedenen Seiten eines Konflikts stehen. Der jugendliche Schlossbesitzer Thomas gerät zwischen die Fronten. Begleitet werden diese Protagonisten jeweils von Freunden, Untergebenen und ähnlichem Gesocks, was dazu führt, dass man im Laufe der Geschichte bis zu 108 Charaktere ansammelt. Aber dazu später mehr, denn schon dieser Perspektivwechsel ist bemerkenswert.

    Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

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    Nicht nur ist es wirklich spannend, zu sehen, wie sich die Ereignisse von verschiedenen Sichtwinkeln aus entfalten, auch die Glaubwürdigkeit der Motivationen wird auf diesem Wege gewahrt. Nimmt man alle Perspektiven mit (und dafür muss man letztendlich sämtliche Charaktere finden!), verbleiben in Suikoden III nur noch wenige Figuren, die wirklich als "Schurken" durchgehen. Dankenswerterweise verzichtet das Spiel dabei sogar auf die peinliche Art von "nachvollziehbaren“ Antagonisten, die einem japanische Medien sonst so leidenschaftlich aufdrängen wollen – ich rede von den pseudophilosophischen Emo-Bastarden, die am Ende eigentlich doch bloß vollkommen wahnsinnig sind (generisches Zitat: „Ich rotte die Menschheit natürlich NUR aus, damit sie nicht mehr leiden muss!! HARHARHAR!!11elf“ –leiden my Ass). Und dabei lässt Suikoden III den Spieler doch für eine ziemlich lange Zeit in einem anderen Glauben... Aber gut, zurück zum Text. Auch die Inszenierung dieser Story funktioniert. Man sieht meistens nur das, was interessant ist, und immer dann, wenn das Spiel droht, einen zu langweilen, passiert wieder irgendetwas An-den-Bildschirm-Fesselndes.
    Von der Struktur her basiert das Ganze übrigens extreeem lose auf der chinesischen Erzählung Water Margin, wie auch die Vorgänger. Spielern der anderen Teile sei kurz gesagt, dass Nummer Drei als Einzelspiel wunderbar funktioniert, aber trotzdem so einige Anschlusspunkte hat, was Story-Stränge, Welt und Charas angeht.


    [insert another witty pun including "108"] (Charaktere)

    Die Charaktere schaffen einen absolut beeindruckenden Spagat:
    1. Beinah alle japanischen Archetypen sind vertreten, aber kaum einer nervt (Auch wenn's wahrscheinlich wieder Ansichtssache ist... )
    2. Dazu kommt, dass in Suikoden III über 30 (!!) Figuren eine relevante Rolle innehaben. Das sind also NUR die, die neben Spielwerten auch wirklich Charakterzüge entwickeln. Und nicht zu wenige von ihnen wachsen dem Spieler durch ihre Menschlichkeit ans Herz.
    3. Doch damit nicht genug. Selbst die angesprochenen „laufenden Spielwerte“ sind durch kurze Auftritte, die Inszenierung im Kampf, ihre Kommentare im Hauptquartier und ähnliche Details absolut liebens- und sammelnswert. Am Ende des Spiels gibt es zu jedem Charakter auch nochmal eine Textbox bezüglich seiner Zukunftspläne. Herzlich. <3

    Sozusagen stellt Suikoden III in diesem Bereich das komplette Gegenteil von Radiata Stories mit seinen „Charakteren“ [/Zynismus] dar. Und wenn ich an der Stelle sagen wollte, dass RS wenigstens auf eine unterhaltsame Art und Weise bescheuert war… tja, der Konkurrent kann auch hier mithalten. Das Raster bietet unter anderem:
    • einen fanatischen Sportlehrer im schicken Jogging-Anzug
    • Detektiv Conan (wenn auch unter anderem Namen)
    • einen zeitreisenden Charakter, den man praktisch zweimal hat - einmal als Kind und einmal als junge Frau
    • ein Cowgirl, das einen zum Wettreiten einlädt (dirty thoughts not intended)
    • einen heterophoben Gentleman-Ladenbesitzer, der sich nur der Gruppe anschließt, wenn man keine Frau dabei hat
    • ein zuckersüßes kleines Mädchen, das mit ihrer Looney-Toons-artigen Handpuppe spricht, damit kämpft, und gelegentlich auch ihre überbordenden Aggressionen an ihr auslässt (Hehe, sehr geil )
    • zudem: Enten. Donald-Duck-artige Enten als Charaktere. Eine davon ist ein wichtiger Charakter. Sie hat eine Hellebarde und Vietnam-Komplexe.

    Und das waren ledidlich die auffälligsten. Suikoden III nimmt sich halt doch nur meistens ernst, manchmal ist es zum Schreien komisch, und manchmal dringt auch ein überraschend subtiler Humor durch die Textboxen (Geddoes Team ist hier mein Favorit ).
    Positiv sei noch zu erwähnen, wie vorbildlich das Spiel mit der gewaltigen Anzahl an Figuren umgeht, was die Organisation der eigenen Party angeht. Die ersten beiden Teile der Reihe hatten ja das Problem, dass man sie praktisch mit 6 Charakteren durchspielen konnte, obwohl es 108 gab. In Part Drei sieht das anders aus; durch die ständigen Perspektivwechsel und ein klug designtes Endgame kann man sich nicht nur 6, sondern über 20 Lieblings-Charaktere aussuchen –und es stört kein Bisschen!

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    Uralte Überbleibsel vergangener Zivilisationen (Technik)

    Alles toll in den Grasslands? Nein, es gibt durchaus Schatten. Technische Schatten, allen voran. Oder noch besser, es gibt keine Schatten, wenn man minutenlang mit klobigen Figuren durch merkmalslose Gebiete läuft. Die Grafik ist nicht nur altbacken, wenn man sie neben FFX, Rogue Galaxy & Co. stellt, sie ist auch ziemlich mopsig und ein wenig steril. Aus diesem Grund kommt die Welt nicht ganz so lebendig rüber, wie man es ihr vielleicht wünschen würde, und auch die Charaktere leiden darunter (was allerdings durch die wunderschönen Manga-Bilder relativiert wird).
    Die musikalische Seite sieht nicht viel besser aus. Abgesehen vom wunderbaren, atemberaubenden Anime-Opening mit afrikanisch angehauchten Klängen… Oke, Oke, Youtube-Time.



    *___*;;;

    Äh, ja, ich wollte kritisieren. Abgesehen davon jedenfalls, und abgesehen von der nur gelegentlich schönen Background-Musik, fällt der Ton kaum auf. Dieses Phänomen geht so weit, dass es in den Zwischensequenzen oftmals GAR KEINE Musik gibt –ich war total verwirrt, weil ich dachte, jeden Moment passiert irgendetwas Überraschendes bei diesem Spannungsaufbau! Tut es aber nicht. Die Story, und mit ihr auch das Figurenraster, ist komplett stumm. Was ich wirklich jammerschade finde. Suikoden III ist einer der wenigen Titel, bei denen ein HD-Remake mit Vertonung fucking Wunder wirken würde.
    Ich merke gerade, das klingt jetzt alles etwas schlimmer, als es tatsächlich ist, aber man sollte sich darauf gefasst machen, wenn man von anderen Ps2-Spielen oder gar aus der aktuellen Generation (hngh!) kommt. Stellt euch vor, ihr fahrt über die Autobahn nach Polen... und plötzlich seid ihr auf einem Feldweg. Ohne Auto. Schön ist es aber trotzdem.


    Runenwerfen (Gameplay)

    Suikoden hatte schon immer ein recht eigenes Kampfsystem, und diese Tradition wird hier fortgesetzt. Man hat drei Charakterpaare im Team, denen man jeweils gemeinsam Befehle gibt. Zauber sind extrem mächtig, können aber, wenn man unvorsichtig ist, auch mal die eigene Gruppe zu feiner Asche verbrennen. Überraschenderweise hat ein sehr detailliertes Charakterentwicklungs-System mit Skills, einigen Ausrüstungsteilen und den altbekannten Fähigkeits-Runen seinen Weg in Suikoden III gefunden - es ist also durchaus möglich, die sowieso schon sehr zahlreichen Figuren auch noch im Detail zu individualisieren. Das Ganze geht echt gut von der Hand, weil man sich ein paar kluge Mechanismen ausgedacht hat, um 108 Charas zu verwalten. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass ein Teil des Rasters im Kampfsystem nur eine unterstützende Funktion einnimmt (etwa, indem besiegte Gegner in einen leckeren Eintop gekocht werden, oder indem das Team mithilfe eines heißen Bades geheilt wird - und ja, das sind tatsächliche Beispiele).

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    Zwischen den Kämpfen kommt es oft zu ausgedehnten Laufwegen zwischen Punkt A und B - übertrieben, wie etwa in Radiata Stories (jdklmlkm~ARGH), wird dabei jedoch nur sehr selten, zumal die Charakterentwicklung das Grinden durchaus sinnvoll macht. Auch in das eigene Schloss, das man bald kriegt, führt der Weg immer wieder zurück. Dort kann man wunderschön Zeit verplempern; meine 80 Spielstunden hingen nicht zuletzt an den unterhaltsamen Textzeilen der Einwohner, dem guten Dutzend Minispielen und dem ausschweifenden Sammelkram, dem man sich hingeben kann. Selbst das Finden der 108 Figuren wird durch zuvorkommende Unterstützung bekräftigt; es handelt sich dabei also, im Gegensatz zu Teil 1 und 2, nicht mehr nur um abgefuckten Endgame-Kram für die allerschlimmsten Nerds.
    Letztendlich gibt es auch noch taktische, rundenbasierte Armeeschlachten und Schere-Stein-Papier-artige Duelle. Diese Extra-Modi sind allerdings eher Kleinkram, weil sie (zu) selten vorkommen und (im Fall der Taktikkämpfe) auch meistens etwas zu einfach waren. Spaß gemacht hat die Abwechslung trotzdem. Generell ist der Schwierigkeitsgrad von Suikoden III aber ziemlich perfekt für ein nettes Rollenspielerlebnis: Immer etwas herausfordernd, aber niemals so richtig schwer. Die freundlich gesetzten Speicherpunkte unterstreichen das. Der einzige Punkt, an dem die Schwierigkeit etwas... seltsam wird, ist das Endgame. Dann passiert es nämlich öfter mal, dass Kämpfe - und sogar Bosskämpfe! - dadurch entschieden werden, welche Seite als erste ihren Mega-Kampfzauber werfen kann. Außerdem wäre ein Tutorial zu den verschiedenen, doch sehr komplexen Seiten des Spiels nett gewesen.
    Packt man all diese Aspekte zusammen, entsteht man ein Japano-RPG, das auf eine bemerkenswerte Weise klassisches Gameplay mit innovativer Nutzerfreundlichkeit und einem riesigen Haufen an nettem, liebenswertem Zusatzscheiß verbindet.


    Faaaaazit!

    Machen wir's kurz: Nicht mal die Altbackenheit kann Suikoden III davon abhalten, zum bisher besten hier angesprochenen Ps2-Rollenspiel zu werden. Es ist mit soviel LIEBE gemacht, dass Square-Enix-Programmierer wohl augenblicklich zu Staub zerfallen würden, und es ist so wunderschön vollgepackt mit tollen, ernsten, komischen und unterhaltsamen Inhalten, dass man es einfach lieb haben muss.
    Drei Daumen und ein Extra-Herz! ^___^

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  14. #54
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Stellt euch vor, ihr fahrt über die Autobahn nach Polen... und plötzlich seid ihr auf einem Feldweg. Ohne Auto. Schön ist es aber trotzdem.
    Ich _liebe_ deine Texte

    Und ja, Sui III is fuckin' ace, man.
    Der Grund, aus dem ich mir vor 200 Jahren meine PS2 umbauen hab lassen.

  15. #55
    Ah, ich habe mich diese Woche noch gefragt, was hieraus geworden ist. ^^ Schön, dass es weiter geht und schön, dass es schön weiter geht. Schön!


    Ich habe mir damals wegen Suikoden 3 ne Playstation 2 geholt. Dann ist es hier nie erschienen und Owly war kein Import- Mensch.
    Hat sich glücklicherweise geändert und nach fast zehn Jahren Playstation 2 hat Suikoden 3 all meine Verfluchungen über das Ding relativiert. Als Fanboy der Vorgänger hatte mir das Spiel so enorm tolle Details zu bieten, allen voran der Antagonist. Und das eigene Theater im Schloss ist die fuking witzigste Nebenbeschäftigung in einem Spiel evOr! Romeo und Julia mit Viki und/oder Landis zu besetzen ist infantiles Gold!

    Ein Paar Dinger haben mir handlungstechnisch zwar nicht gefallen, aber insgesamt war ich hochzufrieden. Suikodens Stärke ist, dass es angenehm unaufgeregt ist. Das Kampfsystem hat für mich auch ganz gut funktioniert, aber der kleine Marathon am Ende war total frustrierend.

  16. #56

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Zitat Zitat von Skar Beitrag anzeigen
    Und ja, Sui III is fuckin' ace, man.
    Der Grund, aus dem ich mir vor 200 Jahren meine PS2 umbauen hab lassen.
    Das war bei mir Final Fantasy X International. Was war ich froh, als ich die beschissene PAL-Version endlich verkaufen konnte.

    Was Suikoden III angeht, muss ich sagen, dass ich sehr davon enttäuscht war. Suikoden und Suikoden II haten Charme, machten Spaß und die Suche nach den Charakteren war ebenfalls genial (die Story natürlich auch). Leider konnte mir das Suikoden III nicht mehr bieten. Besonders gestört hatte mich das sehr träge Spielsystem, in das ich mich einfach nicht reinfinden konnte. Und da mich das Game irgendwann total genervt hat, habe ich es aus meiner Sammlung verbannt und bei ebay verkauft. Naja, Jahre später wollte ich dann doch die Reihe komplettieren und durch viel Glück konnte ich mir alle Teile von I bis V als US Import besorgen. Dadurch ist auch Suikoden III wieder in meiner Sammlung. Ob ich dem Game irgendwann nochmal eine Chance gebe, steht derzeit in den Sternen.

  17. #57
    Zitat Zitat von Knuckles Beitrag anzeigen
    Ob ich dem Game irgendwann nochmal eine Chance gebe, steht derzeit in den Sternen.
    Du greifst das doch erst wieder an, wenn du dafür Achieves/Trophies bekommst

  18. #58
    So lang gedauert hat's mit diesem Artikel übrigens, weil meine letzten Spiele (Suikoden III, Rogue Galaxy aktuell) sehr viel Zeit (ge)fressen (haben), weil ich einiges im Coop mit der Next Gen der Freundin gespielt hab und ich weil ich aktuell sowieso viel anderen Kram schreibe. ^___^
    Aber ich denke, es wird gelegentlich mal wieder was kommen.



    Ich kann Knuckles insofern nachvollziehen, dass das Spiel tatsächlich sehr beruhsam (oder negativer: träge) ist, was vor allem im Zusammenhang mit der unspektakulären Technik für einen schlechten ersten Eindruck sorgen kann. Man muss halt erstmal ein bisschen reinkommen, bevor es sich entfaltet, und das kann bei einem so umfangreichen Ding doch schon eine Herausforderung sein.
    Davon abgesehen hat es Suikoden I+II aber an allen Stellen hinter sich gelassen, vor allem und vorrangig, was Story, Charaktere und den Umgang mit dem 108er-Konzept angeht. Hölle (und das hab ich im Text oben gar nicht angesprochen), es gab sogar ernst zu nehmende Wahlmöglichkeiten im Fortgang der Story und an einigen Detail-Punkten.

    Zitat Zitat
    Und das eigene Theater im Schloss ist die fuking witzigste Nebenbeschäftigung in einem Spiel evOr!


    Das Finale war bei mir zwar herausfordernd (ein paar Versuche gebraucht), aber frustrierend fand ich es nicht unbedingt. Hab aber durch das Charaktersammeln und so davor auch ganz gut gegrindet, und, so glaube ich zumindest, auch den Umgang mit dem gegen Ende etwas veränderten Magie-Schleuder-Systems einigermaßen perfektioniert. ^^

    Ach, wichtiger Punkt: Man kann Suikoden III komplett mit einer Hand durchspielen! xD Weil irgendwie jede wichtige Taste auf beiden Controllerseiten belegt ist. :3 Toll, nicht? Konami denkt an die dicken Nerds, die faul auf ihrer Couch hängen und nebenbei sonstwas tun! ... Verdammt, wie konnte ich diesen essentiellen Vorteil in meinem Review nur vergessen?

  19. #59

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Zitat Zitat von Skar Beitrag anzeigen
    Du greifst das doch erst wieder an, wenn du dafür Achieves/Trophies bekommst
    Alternativ könnte ich mich durchcheaten.

  20. #60
    Mit Suikoden III hatte ich leider auch meine Probleme. Es hat viel zu bieten, hat ein super Art-Design und es ist ausnahmsweise mal sehr ergiebig, die Story aus drei Perspektiven vorgesetzt zu bekommen. In einem Kapitel fand ich die Zexen-Leute noch scheiße und Machtgeil, im nächsten Kapitel aus der Zexen-Perspektive wurde das ganze dann wieder relativiert usw. Es spielt sehr geschickt mit der eigenen Einstellungen gegenüber den Parteien und das macht die Story im Kern sehr interessant.

    Leider war mir das Spielsystem zu langatmig, was mich im Endeffekt demotiviert hat. Schade, ein Remake von dem Spiel würde ich sofort kaufen.

    Die Auflösung der Story habe ich mir auf Wikipedia durchgelesen und Donnerwetter, die Auflösung hatte mir sogar richtig gut gefallen.

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