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Thema: The Last Generation - Ein Ps2 Forenblog (Heute: Rogue Galaxy und Motivation)

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  1. #1
    Na, wie erwähnt, ich find den Stempel in diesem speziellen Fall sehr begrüßenswert.

    Zitat Zitat
    Aber jeder so, wie er es für richtig hält. Was einem besser gefällt - Faith ~ Asthra usw.
    Aber das wichtigste ist ja gesagt. ^^

  2. #2
    Ich hasse hasse hasse FFX.
    Das schlechteste Final Fantasy ever, da bin ich ganz ernst.

    Ich empfinde die Story als bei den Haaren herbeigezogen, die Charaktere sind flach und uninteressant und die (englische) Synchronisation ist ziemlich mies, da kann sogar Bender (John Di Maggio) als Wakka nich viel retten.

    FFX ist auch der einzige Grund, wieso FFX2 bei mir seit Release verschweißt im Regal verstaubt. Ich hab einfach keine Lust, so ein schlechtes Spiel durchzuspielen, will aber FFX2 nicht anfangen, bevor ich FFX nicht durch hab.

    Wie gesagt: MIR gefällt FFX kein Stück. Überhaupt nicht. Overrated like hell. Dumme Story. Flache Charaktere. Eine Heulsuse als Held, nein Danke. Alles meine Meinung.

  3. #3
    Dann wünsch ich dir, dass du FFX nie zuendespielst.

    Was FFX-2 für ein Spiel ist, werd ich ja kaum erklären müssen, das hast du sicher selber schon hundert mal gelesen oder ezählt bekommen.


    Btw, was soll das hier eigentlich mit diesen total uncoolen minimalistisch-bleichen Emoticons? Die saugen arg.

  4. #4
    Heute:
    General Mordens kleine Hierarchie - Metal Slug auf der Ps2

    "Metal Slug? Metal Slug ist alles, aber bestimmt nicht Last Generation!" Das mag stimmen, ABER (und hier wird es interessant) in der Last Generation haben westliche Spieler das erste Mal die Möglichkeit, die Reihe in ihrer ganzen Wunderlichkeit legal zu genießen, ohne dem Ebay-Apparat hunderte Euros in den Rachen zu stopfen. Und das ist so großartig, dass es einen eigenen Artikel verdient, und obendrauf auch noch einige Neologismen!



    Diese Anthology vereint alle Metal Slug Teile in sich. Nun folgt, ohne viele weitere Worte, eine kleine Hierarchie meinerseits. Wer die Reihe nicht kennt, wird im Laufe des Artikels Erleuchtung erfahren. Am Ende gibts nochmal ein paar Sätze dazu, warum das Paket nicht ganz so non-plus-ultra-Schaum-vorm-Mund ist, wie ich eigentlich erwartet hätte.

    • Letzter Platz: Metal Slug 4
      Nein. Wirklich nicht. Anderes Programmiererstudio, ganz neue Story und ein eklatanter Mangel an Stil kennzeichnen diesen Tiefpunkt der Serie aus. Wir heben uns die Worte für später auf, vor allem, weil die anderen Teile einfach besser sind. Ignorieren, weitermachen.

    • Vorletzter Platz: Metal Slug 5
      Die immer noch neuen Entwickler haben sich verbessert, aber es reicht nicht. Next!

    • Ehrenhafter Sonderpreis: Metal Slug
      Hier wird es interessant, denn Metal Slug war großartig.
      Anno 1996: Der Spieler übernahm einen Comicsoldaten, der sich in gegnerisches Kriegsgebiet aufmachte, um dem hitlertastischen General Morden und seiner kleinen Wehrmacht das Handwerk zu legen. Werkzeuge waren neben einer Faust voll übertriebener Waffen und einigen leicht abgehobenen Gefährten auch die Münzen, mit denen man sich seine Leben im Arcade-Automaten erkaufen musste. In der Ps2 kann man die Continues Gott-sei-dank endlos in den virtuellen Münzschlitz befördern. Was klasse ist, denn Metal Slug war spielerisch ebenso toll gemacht wie es herausfordernd war, mit Dutzenden umherfliegenden Kugeln, Soldaten und Bomben. Das Besondere an der Reihe war jedoch ihr Humor. Wunderschön abgedrehte Animationen, ein routiniertes Grafikdesign und ein Haufen an irre witzigen Details machten das Spiel zu einem Meilenstein der Action-Kriegsspiele. Oder vielleicht sogar der Action-Antikriegsspiele, denn der Abspann der einzelnen Teile schaffte es inmitten seines Comic-Humors, zumindest bei mir das ein oder andere ernsthafte Gefühl hervorzurufen, ebenso wie einige intelligent gesetzte Details innerhalb der Levels.
      Aber bla und bumm. Videos sagen mehr als tausend Worte.



      Warum setze ich diesen Text ins Präteritum? Metal Slug ist inzwischen alt, und allen voran ist es der erste Teil einer stetig besser werdenden Reihe, wenn auch mit einigen Ausrutschern und schmerzhaftem Auf-die-Fresse-fliegen. Man kann Teil 1 zwar auch heute ruhig noch einmal durchspielen (dauert nicht viel länger als eine Stunde oder so), aber danach sollte man einen Schritt weitergehen, nämlich zur "Top 3" der Reihe.

    • Dritter Platz: Metal Slug 6
      Der aktuellste Teil ist nicht nur ein wertvoller Zusatz zum Gesamtbild, er geht auch "boldly where no Metal Slug had gone before", mit Charakteren, die sich unterscheiden (Hölle!), Waffenwechsel (Schockschwerenot!) und anderen Merkmalen des 21. Jahrhunderts, die wohl langsam auch in ihren Paddelbooten den Pazifik überqueren konnten. Dazu wird auch noch der Charme der ersten Teile aus seinem kalten Metal-Slug-4-Grab reanimiert, und so entsteht ein erfrischend anderes Spiel, das trotz allem zu seinen Wurzeln steht. Dass Metal Slug 6 "nur" auf Platz 3 landet, liegt weniger an seinen Mängeln, als mehr an seiner brachialen, zerschmetternden Konkurrenz.

    • Zweiter Platz: Metal Slug X und Metal Slug 2
      Metal Slug X ist als Director's Cut des zweiten Teils zu verstehen - es hat lustige Änderungen und kleine Twists, aber letztendlich ist es das gleiche Spiel. Und das hat es in sich! Humor und Einfallsreichtum lassen den Vorgänger weit hinter sich, mit Mumien und Aliens und was-nicht-alles. Metal Slug X ist wahrscheinlich auch der spielerisch beste Teil der Reihe, mit einer perfekten Schwierigkeitskurve, absoluter Fairness (trotz Continue-verschlingendem Anspruch), ohne einer einzigen langweiligen Szene und mit einer emotionalen blöden Story. Oben drauf gibt es einige nette Anspielungen. Und die Möglichkeit, durch zuviel Essen fett zu werden - eine Option, die selbst die meisten modernen MMOs nicht gebacken kriegen. Also Daumen hoch!

    • Erster Platz, mit Pauken und Trompeten: Metal Slug 3!
      Metal Slug 3 mag nicht ganz so perfekt sein wie Nummer 2, aber es nimmt nochmal eine dicke Kelle Mindfuck und garniert damit den Kiwi-Fleisch-Karamell-Curry-Kuchen, den der Vorgänger darstellt. Waren es da noch Mumien und Aliens, die einen zum Kopf-Schütteln bringen, sind es hier Zombies. Und Yetis. Und Yeti-Zombies. Und Zitteraale. Und Affen. Und mit Blitzen schießende Wolken. Und, und... und! Im Ernst, Metal Slug 3 gehört zu den abstrusesten, einfallsreichsten Spielen da draußen. Und weil es als erster Teil der Reihe so einige wählbare Abzweigungen bietet, ist der Wiederspielwert auch mal nicht nur wegen dem Punktwert beträchtlich. Letztendlich gibt es einige coole neue Slugs (also Fahrzeuge), von einem Elefanten bis zu U-Booten. Die Storytwists (wenn man sie so nennen will) sind herrlich überzogen und setzen dem ganzen nur noch die Idioten-Krone auf. Perfekt!


    Soviel zu meiner kleinen Hierarchie. Generell sollte erwähnt werden, dass zwei Spieler in dieser Reihe auch doppelten Spaß bedeuten, egal von welchem Teil die Rede ist. Das Ps2-Spiel "Metal Slug Anthology", das alle Teile umfasst, ist allerdings nicht ganz so rosig wie sein Inhalt. Um es kurz zu machen: Es ist schlecht emuliert, mit Rucklern, matten Farben, einer wirklich komischen Bildschirmansicht und ohne große Einstellungsmöglichkeiten. Dazu kommt, dass es nur die Spiele auf die Disc geschafft haben, obwohl vorherige Teile einige nette Extras zu bieten hatten, die das Paket wunderbar abgerundet hätten. Diese Mankos sind natürlich Kleinkram, aber sie trüben den Spielspaß doch schon ein wenig.

    Das Schöne: Es gibt Alternativen.
    Speziell denen, die nur gelegentlich mal ne Runde Arcade-Ballerei spielen wollen, lege ich folgende Varianten ans Herz.



    Metal Slug X für die PSX läuft auf der Ps2, ist perfekt emuliert und platz förmlich vor geilen Extras und Minispielen (Auf Raketen rumspringen! Autos zerstören! Noch viel, viel sinnlosere Dinge!). So sollte ein Metal Slug Port aussehen. Die Grafik ist systembedingt nicht ganz das Maß aller Dinge, aber es sieht immer noch besser aus als die Anthology.



    Metal Slug 3 für die Ps2 mag etwas überflüssig wirken, wenn es auch die Anthology gibt. Aber es kam halt eher raus. Außerdem ist es ebenso perfekt umgesetzt wie der PSX Teil und bietet wenigstens ein cooles Menü sowie ein paar nette Zusatzoptionen und Minispiele. "Chubby Island" (fett werden, ohne zu sterben!) sticht dabei besonders hervor, denn dieser Modus zeigt in einem Akt todernster Sozialkritik, dass auch die Entwickler mir beipflichten würden, wenn ich sage, dass es zu wenige dicke Menschen in Videospielen gibt. Oder so ähnlich. Dass dieser Teil auf Ebay immer mal für den Portopreis zu haben ist, ist aber auch ein gutes Kaufargument.

    Also: Wer die ganze Slugomanie genießen will, schlägt bei der Anthology zu (oder bricht in eine Bank ein und kauft sich ein NeoGeo), wer dagegen nen geilen Shooter für zwischendurch braucht, dem rate ich zu Metal Slug X oder Metal Slug 3.
    Was auch immer - die Reihe ist geil. Abtreten, Kaufen, Rumballern, Danke!

    Geändert von La Cipolla (29.11.2010 um 23:51 Uhr)

  5. #5
    Kein Feedback? Dabei fand ich diesen Text eigentlich sehr gelungen.

  6. #6

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Kein Feedback? Dabei fand ich diesen Text eigentlich sehr gelungen.
    Doch, hatte bisher nur keine Zeit dafür.
    Ich selbst habe zwar nie die komplette Metal Slug-Reihe durchgespielt, doch ein paar wenige Teile haben ebenfalls den Weg in meine Sammlung (oder im Fall der Xbox360 Umsetzung von Double X auf die Festplatte) geschafft. Obwohl die Reihe immer wieder das gleiche bietet, hatte ich meinen Spaß damit. Besonders in Teil 3 hatte ich meinen Spaß, wenn ich als Zombie rumgelaufen bin und mit einem Blutkotzestrahl alles niedergemetzelt habe.
    Was mich aber noch heute fasziniert, sind die verdammt hohen Preise für die Originalmodule. Wenn man sieht was die Leute auf ebay z.T. für die Neo Geo-Umsetzungen zahlen, wird mir schlecht. Besonders Teil 1 dürfte noch der teuerste Teil der Reihe sein.

  7. #7
    Hatte mir damals für meine PS2 Metal Slug 3 gekauft, da mir der Name bekannt vorkam. Und hell, damals im Ausland, so erinnerte ich mich später wieder, stand ich stundenlang vor dem NeoGeo Arcadeautomaten und hab ihn nach jedem Continue mit Geld gefüttert. Danach kamen noch Teil 4, 5 und X dazu, bevor ich die Reihe mit der Anthology kurz nach Release füllte. Und Tarma > Trevor > Ralf > All
    Btw empfinde ich Metal Slug XX als deutlicheren Tiefpunkt, als Metal Slug 4. Die Levelabwechslung und vorallem der Endkampf waren bei Double X einfach nur mies.
    Ansonsten, ja, Metal Slug X war definitiv einer der besseren Teile.
    Der Zombieblutkotzstrahl bei Teil 3 war sogar recht effektiv beim Endkampf in dem Level - ein Grund sich zombifizieren zu lassen. Besser als mumifizieren, dass war einfach... schlecht für einen.

  8. #8
    Heute:
    Männer, die Ziegen treten - Radiata Stories

    Japaner haben ein gestörtes Verhältnis zu Tieren. Um das mitzukriegen, muss man sich nicht mal per Greenpeace auf einen Wal ketten, es reicht schon, ein durchschnittliches Japano-Rollenspiel zu beginnen. Die „gute“ Variante: Irgendwann am Anfang des Spiels fällt ein Nebensatz wie „Etwas stimmt nicht... dunkle Macht bla bla... die Tiere im Wald sind AGGRESSIV GEWORDEN!“, und - YEAH! - jetzt können die Programmierer den Spieler stundenlang mit Spinnen, Wölfen, komischen Stechmücken-Mutanten und anderem Viehzeug bewerfen, ehe sie sich Gedanken um richtige Gegner machen müssen. Aber immerhin, in diesem Fall ist der Genozid krampfhaft in die Story eingebunden. Die weniger logische Option hält sich nicht mit dermaßen überflüssigen Erklärungen auf. Sie schleudert den Spieler einfach in einen Wald/eine Ebene/eine Höhle und hetzt die gesammelte Fauna des jeweiligen Habitats auf die Charaktere - die sich dann mit Schwertern und Magie gegen Kakerlaken und andere ähnlich furchteinflößende Gegner verteidigen. Denn, wer ist nicht schon mal über eine Wiese gegangen und musste mit Ziegen und Schweinen um sein Leben kämpfen? Ach ja… JAPANER, offensichtlich. Ich glaube, eine jährliche Exkursion in die zwei Hektar unbebautes Land irgendwo in Hokkaido würde den Rollenspielprogrammierern gut tun.

    Radiata Stories bestätigt mich in dieser Hinsicht und geht sogar noch einen Schritt weiter (oder eher einige Tausend Tritte), und zwar mit dem gleichen Anlauf, mit dem es auch so ziemlich alle anderen Klischees des Genres mit sich reißt. Allerdings hat es auch einen ganzen Batzen an netten Ansätzen, die man nicht untergehen lassen sollte.




    Die Geschichte und wie sie sich so anfühlt

    Die Story um den Helden Jack beginnt, wie sie beginnen muss: Mit einem großen Erbe, dem Willen, ein toller Held zu werden, dem Vornamen „Jack“ und ähnlichen Selbstverständlichkeiten. In den ersten paar Stunden gibt es inhaltlich keinerlei Überraschungen, dann jedoch dreht sich das „Bleh!“-Rad ein wenig und der ein oder andere doch schon unerwartete Schwenk schiebt sich ins Geschehen. Unterhaltsam bleibt das Ganze aber weniger wegen ausgeklügelten Plotstrukturen, sondern mehr aufgrund der liebenswürdigen Art und Weise, mit der das Spiel atmet und lebt. Angenehme, teils lustige Musik, ein nettes, weiches Grafikdesign und das gelegentliche Detail, das einen zum Lächeln bringt (mein Favorit: Alkohol-liebende Zwerge mit russischen Namen und Akzenten). Die Atmosphäre erinnert gut und gern an Disney meets Japan.
    On a related note... ist das Wort „goofy“ absolut perfekt, um den Witz des Spiels zu beschreiben! Wer mit überzogenen Charakteren, auf-die-Fresse-fliegen-Humor und ähnlichem nichts anfangen kann, lässt lieber die Hände von Radiata Stories. Zumal es sich niemals wirklich ernst nimmt. Anspielungen gibt es einige (ein ziemlich korpulenter Hauptcharakter trägt bspw. die Klamotten von Claude aus Star Ocean 2, inklusive „Super Ocean“ Aufschrift), aber allen voran die illustre Präsentation der Story wird den gelegentlichen Japano-Hardcore-Gamer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen. Ich fands klasse.
    Etwa bei zwei Dritteln stellt Radiata Stories den Spieler vor eine essentielle Entscheidung, die im weiteren Verlauf sowohl die grundlegende Storyperspektive als auch die Auswahl an Begleitern vorwegnimmt. Ein netter kleiner Ansporn für einen Re-Run, aber danach zieht die Geschichte an. Es ist fast schon ein Stilbruch, wie ernst der Tonfall plötzlich wird, und ein nicht zu kleiner Teil Tragik zieht in die Atmosphäre ein.


    Charaktere und was man so mit ihnen macht

    Charaktere sind ein gutes Stichwort, denn von denen gibt es Dutzende (Hunderte?). Ein großer Teil des Spiels handelt in der namensgebenden Stadt Radiata, die liebevoll gemacht und RIESENGROSS ist. Dementsprechend viele Leute treiben sich auch darin herum. Einige schließen sich der Gruppe schon nach einem kurzen Gespräch zur richtigen Tageszeit an, andere muss man umwerben, beschenken oder auch mal treten. Ja, treten. Denn Radiata Stories hat einen Knopf, um Dinge zu treten. Im Ernst. Wie geil ist das denn? Wer wollte nicht schon immer mal den nervigen NPC an der Ecke treten? Oder jeden einzelnen Gegenstand in jedem verdammten Haus, um an irgendwelche Items zu kommen. Oder… ich nehme an, das Bild wird deutlich. Jedenfalls wehren sich getretene NPCs auch noch (und man kann sie in einem Kampf verprügeln!), und so entsteht eine interessante, durchaus irgendwie lebendig wirkende Welt, was nicht viele Japano-RPGs hinkriegen.
    Um einen Eindruck von den Charakteren (und dem Art Style) zu kriegen, hier ein Video, bei dem man ab 0:30 eine Rundreise durch ein komplettes "Friends Book" kriegt. Lasst es während des Lesens im Hintergrund laufen - es braucht vier Minuten im Schnelldurchlauf.



    Die Abenteuer, in die der Held verwickelt wird, sind etwa zur Hälfte storyrelevant, der Rest funktioniert nach einem Auftragsschema. Bei jenen Aufträgen (und einigen wichtigen Quests) kann man drei Charaktere aus der Hundertschaft auswählen und mit ihnen in den Kampf ziehen. Die Prügeleien sind nett, aber nichts Revolutionäres. Echtzeit-Kampfsystem meets Kombos meets Zusammenarbeit meets nette Exploits für Taktiker und sonst einen gut gemachten Schwierigkeitsgrad. Die Charaktere, ihre Kommentare und die wenigen knuffigen Gegner, die über Ziegen und Wölfe hinausgehen, versetzen das Ganze auch hier mit einer zuvor ungekannten Goofiness. Im Ernst, nicht mal Kingdom Hearts hatte soviel goofy.


    Und warum das Ganze dann doch nur Mittelmaß ist

    Man kann erstaunlich gut festmachen, woran das Spiel leidet, was an ihm nagt und seine Qualitäten mit Füßen tritt (a-ha-ha… haha *vergräbt sich*).
    • 1. Rumrennerei, gestreckte Spielzeit: Man läuft. Und läuft. Und wartet. Und läuft… Die „Dungeons“ an sich sind noch ganz ordentlich gemacht, man kämpft gegen ein, zwei Dutzend Gegner, danach kommt ein (meistens cool gemachter) Endboss und dann sollte auch Schluss sein. Ist es aber nicht. Man darf wieder zurück rennen und noch mal den gleichen Gegnern ausweichen. Noch schlimmer ist es in Radiata: Einmal durch die Stadt zu rennen, braucht gut und gerne einige Minuten, und das Ganze (Zwecks neuer Charaktere) zu erkunden, ist noch viel schlimmer. Dabei sollte gerade das doch das „Besondere“ an dem Spiel sein! Zumal der durchaus klug gemachte Tag- und Nacht-Zyklus einen oftmals zum Warten verdammt, wenn man eine bestimmte Person treffen möchte. Man kann zwar verstehen, warum die Entwickler das Spiel etwas länger machen wollten (mit Rumrennen habe ich 30 Stunden gebraucht), aber hier wäre weniger definitiv mehr gewesen. Von Teleportpunkten in der Stadt mal ganz zu schweigen.

    • 2. Keine Konsequenz bei den Spielkonzepten und verdrehte Prioritäten: Was bringen einem Hunderte Charaktere, wenn man nur drei auf einmal benutzen kann, wenn sie alle lediglich drei verschiedene Sätze sagen, nur ihre Werte verändern und auch sonst sehr blass bleiben? Fünfzig Charaktere und dafür ein Bisschen mehr Charakter wären doch auch noch außergewöhnlich gewesen. Zumal (so gerne ich die nicht-ganz-so-normalen Figuren habe!) zehn verschiedene Bauern irgendwie unnütz sind. Das gleiche Problem bei dem generell ganz netten Auftragssystem: Warum kann ich Aufträge auswählen, wenn ich am Ende doch sowieso alle machen muss? Wieso gibt es nur so wenige? Wieso wird mir sehr oft vorgeschrieben, welche der tollen Charaktere ich mitnehmen muss? Und letztendlich: Wieso werde ich beim Auswählen der Pfades auf der Hälfte des Spiels dazu gezwungen, eine Seite zu wählen oder den Großteil meiner Charaktere im Stich zu lassen?


    Ein enttäuschtes Fazit

    Ich könnte mich ziemlich lange über Radiata Stories aufregen. Und das liegt nicht daran, dass es so schlecht wäre, sondern daran, wie gut es hätte sein können. Die Atmosphäre und die Herangehensweise mit Charas und Aufträgen ist außergewöhnlich, das Kampfsystem nett, der Art-Style großartig. Es gibt eine tolle Stadt und sympathische Charaktere. Man kann sogar Dinge treten! Aber leider waren die Entwickler der Meinung, an essentiellen Punkten nicht sonderlich weit zu denken. Und irgendwie traut sich in Japan immer noch niemand, „20 Stunden Spieldauer!“ auf die Packung eines Rollenspieles zu schreiben, und wenn es noch so angebracht wäre.

    Wirklich schade, denn viel Arbeit hätten die notwendigen Veränderungen nicht gemacht. Ich spiele jetzt weiter Persona 3, denn das macht mir nochmal deutlich, dass Radiata Stories nur dann eine echte Empfehlung wert ist, wenn man die wirklich guten Spiele der Generation durch hat. Und wenn man Goofy mag.

  9. #9
    Ich bin zwar nie über 5h hinaus gekommen (hab das Spiel einige Male versucht anzufangen), aber ich erinnere mich noch gut, dass es das einzige PS2-RPG war, was mich wirklich zum Lachen gebracht hat.

  10. #10
    Heute:
    80 Stunden voll mit Rumbaggern, Mythologie, tausenden Kopfschüssen und dem Schulalltag einer japanischen Mary Sue - Persona 3 FES
    Yeah, längster Titel bisher! o/

    Ich liebe es, wenn die Charaktere in Rollenspielen nicht nur aus Zahlen bestehen, wenn man sich mit ihnen unterhalten und sogar auf sie einwirken kann; es ist einfach immer eine willkommene Abwechslung zum ständigen Kämpfen. Nicht so in Persona 3. In Persona 3 ist das Dungeon-Crawling eine willkommene Abwechslung zu den sozialen Interaktionen - was viel über das Spiel aussagt.



    Wie schon angedeutet: 80 Stunden Spielzeit. Und ich habe nicht jeden erdenklichen Scheiß mitgenommen oder die Charaktere so lange trainiert, bis die höchstmögliche Schnapszahl in ihrem Status erscheint. Nein, Persona 3 braucht simpel und einfach seine Zeit.


    Um was es geht...

    Was passiert wohl, wenn man sich in den Kopf schießt? Genau. Man beschwört Kreaturen, die andeuten, dass Sigmund Freud hin und wieder Interkurs mit verschiedenen Göttern und einigen Pokémon gehabt haben könnte. Davon abgesehen werden alle Menschen, die sich nicht so in den Kopf schießen können, um Mitternacht zu blutbesudelten Särgen. Der Rest kämpft gegen abstruse Monster, die gern mal die Gestalt einer laufenden Hand oder eines muskulösen Riesenbabys auf einem Schaukelpferd annehmen - aber nur in der der Nacht, denn tagsüber müssen natürlich alle in die Schule und sich mit ihren Freunden beschäftigen.
    So sinnfrei, so gut. Das Setting ist reichlich durch, aber auch in sich konsistent und funktioniert einwandfrei als Hintergrund für die Story. Die sollte man nicht spoilern, aber man kann beruhigt sagen, dass sie durchaus ihre Stärken und Twists hat. Ganz oben mit dabei sind die Charaktere. Sein es die Schüler, die sich den bösen „Shadows“ entgegenstellen oder die zahlreichen Social Links, mit denen man tagsüber herumturtelt - beinah alle sind wahlweise cool, lustig oder interessant, und es macht wirklich Spaß, den gefühlten 500 Millionen Zeilen Text beizuwohnen; zumal ein erschreckender Anteil davon von großartigen Sprechern synchronisiert ist. Dass man selbst wenig wirklichen Einfluss auf die Gespräche hat, ist schade, bei der puren Masse aber zu verstehen. Einige wenige Figuren (speziell auf der Antagonisten-Seite) rutschen päter leider wieder in die guten alten Klischees ab.

    „Something terrible happened. Nobody was able to speak yesterday.
    Nevertheless, you still have to go to school today.“

    - didaktische wertvolle Narrationstechnik a la Persona 3


    Wie man Persona 3 spielt...

    Vielleicht nicht die üblichste Überschrift in einem Artikel, aber in meinen Augen absolut essentiell. Persona 3 ist ein Hybrid mit zahllosen entstellten Köpfen, hunderten Extremitäten und einem seltsamen Geruch. Mich hat das Spiel über weite Strecken ernsthaft angekotzt, weil man ganz wortwörtlich hunderte Spieltage lang herumläuft, Ladebildschirme anstarrt, mit Leuten quatscht und repetitiven Kram hinter sich bringt. Zur Abwechslung gibt es immer mal die bereits angesprochenen Dungeon-Crawling-Szenen mit einem wirklich tollen Kampfsystem, klasse designte Bosskämpfe - und gelegentlich wird auch mal die umfangreiche Story weitergeführt. Das kann über 80 Stunden gut und gerne langweilig werden. Mein Tipp (auf den ich wohl selbst mal von Anfang an gehört hätte): Persona 3 nicht in einem einzigen Run durchspielen wollen! Nebenbei immer mal was anderes zocken und nur dann zurückkehren, wenn man wirklich Lust darauf hat - dann aber auch wirklich Energie reinpacken. Denn Persona 3 ist episch, und zwar so richtig. Es ist lang, detailliert, tiefgehend, voll mit mystischen Anspielungen, hat tausende Kämpfe und noch viel mehr dramatische Unterhaltungen. Dafür muss man sich Zeit nehmen, und man muss sich darauf einlassen. Schnelle Ergebnisse und Kurzweiligkeit gibt’s woanders.


    Aleister Crowley approves of this game!

    Letztendlich jedoch wird die Geduld belohnt. Nicht nur die Atmosphäre ist großartig, auch das Design und die Emotionen, von denen die Story getragen wird, kommen wunderbar rüber. Das Ende führt tatsächlich alles zusammen und lässt den Spieler mit dem Gefühl zurück, keine Sekunde der letzten 80 Stunden verschwendet zu haben. Wer schon viele Rollenspiele hinter sich hat und meinem Vorschlag oben folgen will, dem empfehle ich zusätzlich den Hard-Modus, der das Ganze erst wirklich herausfordernd macht.

    “Hell Biker has emerged from the sea of your soul.“
    - eine typische Statusnachricht


    Warum der Hauptheld kräftige Fotzen verdient

    Falls sich jemand beschwert: “Somit ist fotzen, jemandem eine Fotzen geben ein Synonym für „Ohrfeigen“ oder Raufen.“ (Wikipedia)
    Wobei die Zweideutigkeit nicht unangebracht ist. Der Hauptheld hat keinen Charakter. Er hat eine Emo-Frisur und höchstens mal die Hände in den Taschen. Er hält sich mit Kniebeugen fit. Er macht kein einziges Mal den Mund auf, abgesehen von einigen Grunzlauten in den Zwischensequenzen. Man gibt ihm sogar irgendeinen Namen (wie etwa „Horst Müller“ - wobei ein japanischer Name weitaus weniger seltsam wirkt). Und natürlich finden ihn alle voll geil. Das beginnt bei der kompletten Bevölkerung der Stadt, geht weiter bei den Freunden, die dem stummen Batzen augenblicklich alles anvertrauen wollen und endet selbstverständlich bei der Frauenwelt, die sich dem Haupthelden an den Hals wirft, sobald er auch nur blöd daneben steht, wenn sie irgendetwas von sich gibt.
    Ich meine, klar, die Hauptzielgruppe ist nicht die sozial aktivste. Aber muss das wirklich sein? Kann sich Mary Sue nicht mit zwei oder drei ernsthaften Beziehungen zufrieden geben oder auch mal eins in die Fresse kriegen? Ganz ehrlich, und speziell weil ich parallel Sakura Wars spiele: Die japanische Dating Sim ist das zweifelhafteste Genre überhaupt. Noch vor der Klo-Simulation.

    „I will always be by your side.“
    - eine Offenbarung, die erst dann etwas zweifelhaft erscheint, wenn man sie innerhalb von zehn Minuten aus den Mündern von fünf verschiedenen Mädchen hört


    Warum man das Ganze spielen sollte...

    Am Ende ist Persona 3 das wohl epischste Rollenspiel, das ich bisher gespielt habe, und auch ganz knapp das beste Ps2-Spiel (FFX hat sich durch das Ende herauskatapultiert):
    • Großartig eingebaute Mystik.
    • Düstere Atmosphäre, die sich trotzdem nicht zu fein ist, auch mal etwas Hoffnung mit einzuwerfen.
    • Musik, die zwischen transzendenten Stücken und motivierendem Hip-Hop absolut großartig und innovativ die vielseitigen Töne des Spiels einfängt.
    • Mal wieder nette Einblicke in die japanische Kultur (bestärkt durch eine erschreckend liebevolle Übersetzung).
    • Wirklich lebendige Charaktere und toller, oftmals unterschwelliger Humor - ich denke da allen voran an die obskuren Lehrer in der Schule.
    • Funktionierende Spielmechanik. Die übliche Mememto-Mori-Philosophie ist auch mal wieder dabei, aber sie ist so schön eingebaut und mit dem allgegenwärtigen Arkana-Karten-Motiv verbunden, dass man es ihr einfach nicht übel nehmen kann.
    In dem Sinne: Spielen, den Haupthelden ignorieren und Spaß haben!

    “Death is not a hunter unbeknownst to its prey, one is always aware that it lies in wait. Though life is merely a journey to the grave, it must not be undertaken without hope. Only then will a traveler’s story live on, treasured by those who bid him farewell. But alas, now my guest’s life has ended, his tale left unwritten…”
    - der mit Abstand bewegenste Game Over Screen, den ich jemals gesehen habe


    Etwas Anhang...

    Der folgende, unglaublich lange "Trailer" hier bringt sehr gut die Atmosphäre rüber. Wer sich schon sicher ist, dass er die 80+ Stunden auf sich nehmen will, lässt ihn aus Spoiler-Gründen natürlich besser weg.


    Am Ende noch eine Frage an alle, die das Spiel kennen: Ist der Bonus-Content „The Answer“ spielenswert? Ich fand die Story eigentlich schön abgeschlossen und habe gehört, das Ganze sei eher schlechter als das Hauptspiel. Sonst spiel ich nämlich erstmal was anderes und freu mich auf Persona 4.

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