Lange ist es her, seit ich das letzte Mal einen Thread über die Geschichten von Makerspielen aufgemacht habe und jetzt hat es mir (endlich?) mal wieder in den Fingern gejuckt. Vielleicht werde ich wie damals nur mit anderen Worten das wiederholen, was ich schon immer geschrieben habe, aber mit etwas Glück ist auch etwas Neues dabei. Wieso ich gerade jetzt auf das Thema komme? Ich hab in einem anderen Forum in einer Diskussion wieder solche Worte wie "komplexe Story" oder "anspruchsvolle Story" gelesen und die haben mich an die alten Diskussionen erinnert. Über die kann ich sagen, dass ich vieles, was ich damals geschrieben habe, heute für dummes Gewäsch halte. Nun sehe ich es - hoffe ich zumindest - etwas klarer. ;-)

Ginge es nur um meine Selbsterkenntnis, hätte der Thread natürlich keinen Sinn, aber ich denke, dass ein paar Gedanken über die Makerspiel-Geschichten auch für den Rest der Community interessant sein können. Denn an welches Zitat erinnert man sich zuerst, wenn's um die Geschichten geht? "Die Spieler sind was Stories betrifft viel zu anspruchsvoll." Die Folge davon ist, dass die Entwickler paradoxerweise alles versuchen, um diesen (vermeintlichen?) Ansprüchen gerecht zu werden. Aber Stopp, war es nicht eher dieses Zitat? "Die Entwickler legen viel zu wenig Wert auf die Story." Wie auch immer, das Ergebnis ist das Gleiche.

Also geht's mir wieder mal um die Qualitätsfrage und was die angeht, vertrete ich mehr denn je folgende Auffassung:

Es gibt keine guten oder schlechten Geschichten.

Dieser Umstand ist, wenn wir über Makerspiele und ihre Geschichten diskutieren, von höchster Wichtigkeit, denn wie häufig sind schon Spieler und Spieler, Entwickler und Spieler, aneinander geraten, weil der eine die Geschichte gut findet und der andere sie schlecht? Und aus diesen Diskussionen nehmen die Leser dann immer mit, dass sie tunlichst gute Geschichten abliefern müssen, weil sonst keiner ihre Spiele spielen würde.

Gute oder schlechte Geschichten gibt es also nicht. Natürlich gibt es gut geschriebene und schlecht geschriebene Geschichten. Auf Grundlage der Literaturwissenschaften oder so, selbst wenn sich die Fachleute sicher auch nie einig sind und man in Frage stellen kann, ob derjenige, der die handwerkliche Qualität kritisiert, denn weiß wovon er spricht. Aber ich will nicht abschweifen, mir geht's darum, dass es sich bei dieser handwerklichen Qualität nur um eine Seite der Medaille handelt. Auf der anderen Seite befindet sich der Unterhaltungswert, der mit der emotionalen Seite der Geschichte zu tun hat. Nun, eigentlich ist eine Medaille ein schlechtes Bild, denn die beiden Seiten schließen sich nicht unbedingt gegenseitig aus, aber egal. Wichtig ist nur, dass keine der Seiten mehr wert ist als die andere. Und deswegen komme ich auch darauf, dass es weder gute noch schlechte Geschichten gibt. Denn ob sie das eine oder andere sind, ist immer rein subjektiv. Ich muss gleich relativieren, die Art wie eine Geschichte geschrieben ist, wirkt sich oft auf den Unterhaltungswert aus, aber eben nicht immer. Eine Geschichte kann auch lustig, bewegend, spannend oder dramatisch sein, wenn sie schlecht geschrieben ist und das kann dem Leser, Zuschauer, Spieler vollkommen ausreichen.

Ich möchte nun auf Folgendes hinaus: Es reicht aus, wenn eine Geschichte entweder durch das eine oder das andere überzeugt. Persönlich sage ich sogar, dass der Unterhaltungswert bei einem Spiel wichtiger ist, als eine handwerklich gute Geschichte, da die Struktur eines Spieles dem Geschichtenerzählen sowieso ein wenig im Weg steht.

Nun wird vielleicht jemand sagen: "Du kritisierst doch selber immer die Geschichten." Ja, das stimmt, weil ich mit ihnen oft nicht zufrieden bin; weil mir etwas fehlt. Dazu komme ich jetzt.

Über das Handwerk kann ich nichts sagen, damit kenne ich mich nicht aus und es spielt für mich auch kaum eine Rolle. Ich achte nur dann darauf, wie eine Geschichte erzählt wird, wenn das, was mich am meisten interessiert, mich nicht besonders anspricht. Dieses Etwas fehlt mir bei den Makerspielen oft und es ist gar nicht mal alleine das, was ich oben als Unterhaltungswert bezeichnet habe - sprich eine lustige, bewegende, spannende oder dramatische Geschichte - sondern das, woraus sich das alles erst ergibt. Ja, ich mache es unnötig spannend. Mir geht's um die Charaktere, denn die machen für mich jede Geschichte aus und das nicht nur in Spielen. Aber auch bei denen sind es nicht Komplexität, Tiefgründigkeit oder ausgearbeitete Hintergründe - sie müssen mir einfach nur sympathisch sein. Sympathische Charaktere lassen mich über vieles hinwegsehen, selbst über schwaches Gameplay; manchmal zumindest. Bei Charakteren, die ich unsympathisch finde, muss mir das Gameplay schon sehr gefallen, damit ich das Spiel überhaupt weiterspiele. Bei den meisten Makerspielen ist es so, dass ich die Charaktere so lala finde - weder richtig gut noch richtig schlecht. Das reicht zwar, ist aber alles andere als optimal. Was genau den Charakteren fehlt, kann ich auf Anhieb auch nicht sagen, aber vielleicht ist es die zwischenmenschliche Seite, die einen viel zu geringen Stellenwert hat. Aber egal, das soll jetzt erst mal genug sein.

Und wie seht ihr das?