Schau's mal so: Dein Leben macht im Grunde keinen tiefer erkennbaren Sinn. Es ist endlich, irgendwann bist du völlig weg. Warst du denn dann überhaupt mal da, hast du existiert?
Für viele Menschen ist diese Vorstellung verständlicherweise brutal: Wenn die eigene Existenz auf nichts anderes hinausläuft als auf ihre eigene Auslöschung, was ist das dann für ein Leben, welches dahintersteckt? Aus dieser Vorstellung heraus und meist auch aus der Verbindung zu einem Gott entsteht dann der Glaube an eine Wandlung der Existenz, der Weltschmerz wird verkehrt. Auch Nietzsche beispielsweise macht das, indem er dem menschlichen Leben eine Bedeutung beimisst, der Mensch sei eine Brücke und kein Zweck. In vielen Kulturen verstieße diese Bedeutung allerdings gegen die Auffassung von Demut und das Verständniss von Ewigkeit, deshalb wird die Bedeutung auf ein anderes Niveau gehoben, auf einen nachfolgenden Existenzzustand. Aus dieser Vorstellung heraus entsteht der Glaube an ein Leben oder eine Existenz (das muss man trennen) nach dem Tod.
Die Seelenwanderung will nun eins: Harmonie und Konsistenz. Das sind zwei Werte, die jeder irgendwo in sich trägt, nur manche messen ihnen eine ganz besondere Bedeutung bei. Die Konsistenz entsteht einerseits im kleinen Sinne, das menschliche Weiterexistieren als Theorie wird oftmals als ausfüllende innerliche Ruhe verstanden. Gleichzeitig existiert diese Konsistenz im übergeordneten, kosmischen Sinn. Genauso wie Energie und Masse im Universum nicht einfach "verschwinden" können, ist das auch seinen Existenzen nicht möglich, sie werden nur "umgewandelt", nichts geht verloren, damit ist das menschliche Leben ein Teil des kosmischen Zyklus, ein Teil der Ewigkeit, der Harmonie.
Das ist aber eben nur eine von mehreren möglichen Vorstellungen, die letztendlich alle das selbe Ziel verfolgen: Auslöschung oder zumindest Minderung des Weltschmerzes, der eigenen Unbedeutsamkeit im kosmischen Sinne.
Bei mir beispielsweise, um das nochmal kurz anzusprechen, bedeutet der Tod zwar das absehbare und nötige Ende einer Existenz, gleichzeitig aber immer noch die Rückführung zu G-tt, die Rückführung ins Alles-Sein und die übergeordnete Selbst-Existenz. Meine Existenz ist in diesem Sinne wie eine Seifenblase, die natürlicherweise irgendwann dazu verdammt ist, zu platzen. Sobald die Seifenblase als solche nicht mehr existiert, geht das "Material", aus dem sie geschaffen ist, in Alles zurück.
Das nur so beispielhaft. Wie philosophisch oder wissenschaftlich vertretbar das Ganze ist, ist mir eigentlich relativ egal.