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Thema: Studienwahl - wie? (Ausgabe 2010)

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  1. #1
    Zitat Zitat von gas Beitrag anzeigen
    Ich studiere Mathe.

    Ich hatte während meiner Schulzeit auch keine Ahnung was ich studieren sollte. Ich wurde natürlich insbesondere gegen Ende der Schulzeit von allen möglichen Leuten immer wieder danach gefragt. Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Mitschüler alle schon Entscheidungen getroffen hatten, von denen sie auch vollkommen überzeugt waren.

    Also habe ich jedem erzählt, ich wolle Informatik studieren, und habe so getan, als wäre ich mir da ganz sicher. Irgendwann habe ich es sogar selbst geglaubt - die Macht der Autosuggestion.


    Ich habe dann ein wenig nach Erfahrungsberichten von Informatikstudenten im Internet gesucht und las vor allem eines immer wieder: Viele der Studierenden brennen irgendwann aus und haben dann die Nase voll von Computern. Meine Begeisterung für Computer war ohnehin nie so ausgeprägt wie bei vielen anderen, deshalb konnte ich mich oft in diesen Berichten wiedererkennen. (Es bietet sich übrigens an, nicht nur nach Erfahrungsberichten von Studenten, sondern auch nach Beiträgen von Studiumsabbrechern zu suchen, die können auch hilfreich sein)

    Ich habe mich dann ganz kurzfristig umentschieden und für Mathe beworben, was meine Eltern, Verwandten und Freunde natürlich ziemlich überrascht hat.

    Mathe hat mich nicht besonders interessiert, aber ich konnte es einigermaßen und hatte immer Spaß, wenn ich eine komplizierte Aufgabe lösen konnte. Es bot sich außerdem an, weil es wahrscheinlich eines der Fächer ist, in denen man am wenigsten auswendig lernen muss. Außerdem ist es ziemlich universell anwendbar, z.B. in Technik, Naturwissenschaft, Wirtschaft, und selbst in den Sozialwissenschaften, wie haebman dir anscheinend bestätigen kann. Das bedeutete auch, dass ich die Entscheidung über die Spezialisierung meines Studiums erstmal aufschieben konnte.
    Ich wollte auch etwas studieren, was nicht an Bedeutung verlieren wird. Man beobachtet heutzutage, dass ältere Ingenieure arbeitslos werden, weil sich die Technik weiterentwickelt hat und ihre Kenntnisse nicht mehr gefragt sind bzw. neue Kenntnisse benötigt werden. Natürlich werden auch neue mathematische Verfahren entwickelt, aber in diesem Bereich ist der Wertverlust einfach geringer.


    Ich bin es bis auch im 6. Semester noch. Meine einzige Sicherheit liegt darin, dass beim Ausschlussverfahren kein anderer Studiengang außer Mathe übrig bleibt.
    Ironischerweise basiert das Ausschlussverfahren auf dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten, und es gibt eine eigens entwickelte Mathematik für den Fall, dass er nicht gilt.

    Übrigens, Zelretch, das Ausschlussverfahren ist vielleicht nicht schlecht, um deine Auswahl ein wenig einzugrenzen.
    Nach längerem Ausschlussverfahren von Physik bis hin zu Industrial Design bin ich jetzt auch mal vorerst bei Mathematik stehen geblieben.

    Meine Frage ist, wie bist du zu deinem Studienplatz gekommen? Ich meine, klar hast du dich beworben und wurdest genommen, aber das ist nicht meine Frage
    Es geht mir mehr darum: Mathematik lässt sich ja relativ gut mit Wirtschaft oder Informatik kombinieren. Macht es da einen Unterschied ob ich gleich Wirtschaftsmathematik studiere oder Mathematik und dann noch Wirtschaft als Neigungsfach (oder wie sich das auch nennen mag) dazu nehme?

    Ich mag Mathematik zu einem gewissen Punkt. Wenn es allerdings zu abstrakt wird (in Richtung imaginäre Zahlen und dergleichen) , wird es mir leicht ungemütlich, ich möchte einen Bezug zur Praxis haben. Oder nennt sich das Studienfach dann "Angewandte Mathematik"?
    Ich habe mir mal sagen lassen, im Mathe Studium würde man nicht mehr mit Zahlen rechnen. Das schreckt mich atm etwas ab.

    Oder wird ein Mathematik Studiengang immer so abstrakt, sodass es vielleicht gleich besser wäre VWL oder dergleichen zu studieren?

    Danke schon mal , dein Beitrag hat mir echt geholfen und irgendwie ergeht es mir gerade auch so.

  2. #2
    Zitat Zitat von Zelretch Beitrag anzeigen
    Ich mag Mathematik zu einem gewissen Punkt. Wenn es allerdings zu abstrakt wird (in Richtung imaginäre Zahlen und dergleichen) , wird es mir leicht ungemütlich, ich möchte einen Bezug zur Praxis haben. Oder nennt sich das Studienfach dann "Angewandte Mathematik"?
    Ich habe mir mal sagen lassen, im Mathe Studium würde man nicht mehr mit Zahlen rechnen. Das schreckt mich atm etwas ab.
    Das (fettgedruckt) wird dir wohl zum Verhängnis werden.

    Ich will Lehramt studieren (Englisch und Chemie) und dachte beim Zweitfach auch mal an Mathe, da ich in der Schule ganz gut war und es auch irgendwo Spaß brachte. Allerdings geht mir diese völlige Faszination für Zahlen ziemlich ab. Genau das wurde aber von den Leuten betont, die ich immer so gefragt hatte: Die Faszination für das ganze muss da sein, denn ansonsten wird das Mathestudium sehr hart.

    Auch habe ich gehört, dass es sich extrem von der Schulmathematik unterscheiden soll. Es soll alles sehr abstrakt gehalten sein, man rechnet kaum, sondern beweist den Kram mehr oder weniger nur.

    Angaben ohne Gewähr. Die Infos habe ich entweder von Leuten, die ich kenne, oder von Erfahrungsberichten aus dem Net. Hat mich damals jedoch genug abgeschreckt

  3. #3
    Zitat Zitat von thickstone Beitrag anzeigen
    Die Faszination für das ganze muss da sein, denn ansonsten wird das Mathestudium sehr hart.
    Ich würde sagen das trifft es recht gut. Auch wenn ich nicht "hart" sagen würde. Jeder der das Abitur schafft, könnte universitäre Mathematik verstehen und möge er auch ein noch so kleines Vorwissen haben. Aber man muss sich das Abstraktionsvermögen erarbeiten. Was auch nicht sonderlich schwer ist. Nur ist man selbst nach dem ersten Semester noch weit jeglicher (ernstzunehmender) Anwendung des bisherigen Stoffs entfernt. Und ich bin mir nicht sicher, ob man sich nur durch potentielle Anwendungen soweit motivieren kann, 6 oder mehr Semester abstrakter Mathematik anzuhören. Zudem im gemeinen Mathe-Studium das Wissen um die Anwendungen meist nicht Teil des Stoffs ist, sondern sich von außerhalb selbst angeeignet werden muss. Außer eben man studiert gerade Versicherungs-, Wirtschafts-, Computer- oder sonstwasmathematik, aber selbst dort benötigt man das entsprechende Grundwissen über vielfach recht anwendungsfremde Objekte. Über weite Teile des Studiums ist Mathematik eher so etwas esoterisches wie Philosophie. Nur etwas exakter.

    Aber ich will dich sicher nicht von deinen Plänen abbringen: Ich denke fast jeder der Mathe studieren will, schätzt das Studium völlig falsch ein. Zum Besseren oder Schlechteren. Ob einen abstrakte Mathematik gefällt, kann man m.E. erst beurteilen nachdem man sich damit auseinandergesetzt hat. Vielleicht solltest du dich auch einfach mal in das Thema einlesen. Also nicht mit einem Fachbuch, aber mit einem Buch über Mathematik als Wissenschaft. Ich habe von einigen Leuten gehört, dass "The Mathematical Experience"/"Erfahrung Mathematik" einen guten Einblick gibt, aber ich hab's nie gelesen.

    Wenn du aber wirklich etwas anwendungsbezogenes studieren willst, wäre wohl ein technischer Studiengang eher angebracht. Viel Mathe, aber wenig Grundlagenwissen. Auch wenn gerade die von dir genannten komplexen Zahlen in der Elektrotechnik eine echte Anwendung finden. Außerdem vermute ich, ohne das Studium abzuwerten, ist die Zahl der Leute, die ihre Wissenschaft allzu ernst nehmen und es zu Beruf, Hobby und Leben erklären, in technischen Studien um einiges geringer als z.B. in der Mathematik.

    Zitat Zitat
    Ich habe mir mal sagen lassen, im Mathe Studium würde man nicht mehr mit Zahlen rechnen. Das schreckt mich atm etwas ab.
    Wer rechnet auch gerne? Wenn man bereits bewiesen hat, ob und wie etwas lösbar ist, ist es doch fad sich noch weiter damit zu beschäftigen.

  4. #4
    zum abstrakten: kurz gesagt: ja.
    imaginäre zahlen sollten zu den einfacheren dingen gehören, die du in einem mathestudium zu gesicht bekommen wirst.

  5. #5
    Zitat Zitat von thickstone Beitrag anzeigen
    Das (fettgedruckt) wird dir wohl zum Verhängnis werden.

    Auch habe ich gehört, dass es sich extrem von der Schulmathematik unterscheiden soll. Es soll alles sehr abstrakt gehalten sein, man rechnet kaum, sondern beweist den Kram mehr oder weniger nur.
    Ja, das stimmt soweit. Die imaginären Zahlen habe ich aber nur in der Zahlenebene kennengelernt, also eigentlich zweidimensionale euklidische Geometrie, bei der an der y-Achse ein i steht.
    Ansonsten haben wir einen Kurs mit Basisgeschichten in Linearer Algebra, Analysis und Statistik/Stochastik, und einen Kurs mit einer ganz anderen Mathematik, in der es ein bisschen um Geschichte und die Lebensweise von Mathematik geht, die wichtigsten Gleichungen und deren Beweise natürlich, das Problem der Königsberger Brücken mit Graph Theory, und andere sehr interessante, unabstrakte Themen, etwa Primzahlen, kgV und ggT, und jeweils eine Vorschau über den aktuellen Stand der Forschung auf dem Gebiet. Sehr schöner Kurs. Und noch eine Laboreinheit mit 2,5 Kreditpunkten, in der mathematische Programme erklärt werden (Mathematica, LaTeX, Mathlab). Das ist allerdings keine staatliche deutsche Universität und insofern nicht vergleichbar, als dass wir nur 25KP im ersten Jahr in Mathematik sammeln und uns dafür später voll auf das Hauptfach konzentrieren.

    Also das erste Jahr ist hier eine Vertiefung des Gymnasialkurrikulums und Alltagsmathematik.

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