"Meine Ausbildung (Mediengestalter Digital/Print bei einem Bildungswerk) ist eigentlich als Erstausbildung gedacht und wird vom Staat ein wenig gefördert. Da meine erste Ausbildung (Staatlich geprüfter Fremdsprachenkorrespondent) - da rein schulisch - bekanntlich nicht anerkannt wird, durfte ich nach unzähligen Gängen zum Arbeitsamt und einem harten Kampf diese Ausbildung doch machen.
Nun bin ich ausgezogen. Ich habe mich vorher beim Arbeitsamt informiert, wie es aussieht mit Berufsausbildungsbeihilfe, da wurde mir schon gesagt, dass ich das nicht beantragen brauche, da ich es ohnehin nicht bekommen werde. Der Grund erschloss sich mir nicht so ganz, aber ich wollte eh Wohngeld beantragen. Habe ich dann im Dezember auch gemacht, anschließend ging es bis März hin und her. Die wollten den Ausbildungsvertrag, haben sie bekommen. Die wollten, dass ich doch vorher BAB beantrage - habe ich gemacht, wurde innerhalb einer Woche abgelehnt, hab den Ablehnungsbescheid hingeschickt, gut. Dann faselten sie davon, dass ich selbst mit meinem mir wohl zustehenden Wohngeld von monatlich 238,00 € insgesamt nicht auf den vom Staat festgelegten sozialhilferechtlichen Eigenbedarf komme, den ich erreichen muss, um überhaupt Anrecht auf Wohngeld zu haben. Mir fehlen monatlich 196,00 €. Ich soll also irgendwoher noch 196,00 € bekommen, damit ich vom Staat Geld kriege. Ich soll also einen Nebenjob haben oder sowas. Yay, weil ich auch Zeit neben einem 8-Stunden-Job habe um noch fett arbeiten zu gehen.
So, ich beantrage also - da es ja auch ein Teil Sozialhilfe ist - ALG II. Ich rufe an, bekomme den Antrag zugeschickt, fülle ihn aus und gehe zum JobCenter zu einem Arbeitsvermittler. Zumindest sollte ich das. Ich tanze also um 8:30 Uhr an... um 9:40 Uhr werde ich dann mal von einem dicken, verpeilten Typen gefragt, warum ich denn hier in der Wartehalle sitze und ob ich einen Termin hätte. Ich antworte freundlich mit: "Ja, vor über einer Stunde!". Er zuckt mit den Schultern und führt mich in sein Büro. Drinnen liest er von einem Zettel irgendwelche Merksätze ab, dass ich auch ja zu den Terminen erscheinen muss, sonst könnte ich verklagt werden oder solch einen Kram. Mein eigentlicher Vermittler sei krank und er wüsste auch nicht so recht, was er nun mit mir machen soll. Dann druckte er mir zwei Seiten aus, die ich unterschreiben soll, damit schwarz auf weiß steht, dass ich anwesend war. Darauf steht auch, bis wann meine Ausbildung geht... er schrieb: 29.09.2010. Yay, nur noch ein halbes Jahr? Ich habe die Pflaume also daran erinnert, dass meine Ausbildung bis 2012 geht. Er zuckt mit den Schultern, ändert es, druckt es nochmal aus und LEGT DAS NEUE BLATT BEISEITE um mir nochmal das 2010er-Papier hinzulegen. Ich habe ihn darauf hingewiesen und vollends verwirrt. Er suchte dann das neue Blatt, dann die Anhänge zum Unterschreiben und nach endlos langem warten, durfte ich dann zu 10:00 Uhr zu meinem zweiten Termin. Gut, diesmal dauerte es nur bis 10:30, bis ich drankam, obwohl auch hier die Wartehalle ratzeleer war. Ich komme rein, die (Achtung, Ironie) überaus freundliche und kompetente Beamtin guckte einmal auf ihren Bildschirm und sagte die magischen Worte: "Nää, den Antrag lehne ich ab!". Dies war dann einer der wenigen Momente in meinem Leben, in denen ich wirklich sprachlos war. Ich stammelte mir die Frage nach dem Grund heraus und sie laberte davon, dass ich ja schon eine Ausbildung hätte und an sich arbeiten könnte und wieso ich denn überhaupt eine zweite Ausbildung mache und dergleichen. Ich sagte, dass ich ja drei Monate nach einem Job in meinem ursprünglichen Beruf gesucht hätte und sie lachte verächtlich und sagte: "Tja, manche suchen aber auch ein Jahr..." - Tut mir wirklich leid, Sozialstaat Deutschland, dass ich nicht 12 Monate zuhause rumsitzen und Geld in den Arsch gesteckt bekommen will. Meine Frage, ob wenn ich die Ausbildung abbreche, ich dann Hartz IV kriegen würde, antwortete sie ohne zu überlegen: "Klar, umgehend!".
Wow. Ich habe nun also die Optionen: Ich breche die Ausbildung ab und lasse mir wie jeder zweite Assi Zucker in Form von Euroscheinen in den Arsch blasen oder aber ich suche mir einen Nebenjob um Kost und Logis finanzieren zu können, da ich für Deutschland zu wenig verdiene und mich zu sehr weiterbilden möchte, um Unterstützung zu bekommen. Ich mache natürlich Zweiteres, bin auf der Suche, habe schon Bewerbungen geschrieben und außerdem bei der BfW-Bank einen Antrag auf Ausbildungskredit gestellt.
"