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Ritter
So, der (völlig zu Unrecht!) 31 mal verknobelte Schatzjäger ist aus den Tiefen von El Dorado zurück gekehrt und hat Schnupfen, wie auch Nase gleich mal dort gelassen.
Das wichtigste an erster Stelle: Ich hatte meinen Spaß und das über insgesamt fünf Abende verteilt mit bestimmt einem zweistelligen Stundenbereich. Der Humor zeigt mal wieder großartigen Slapstick und (gewollt) plumpen Klamauk, untermalt von mit den schönsten Animationen der Szene. Was habe ich gegrinst beim der ersten Bild- in Bild-Anordnung mit einem beinah perfekten Plan gegen die Wachen. Und wie oft ich verwundert die Augenbraue über die nächste Absurdität gehoben habe, weiß ich ebenso wenig, wie ich in dem Spiel auf laufend neue Spielmechaniken und Rätseltypen traf. So viel Abwechslung pro Spielstunde (sofern man sich nicht in einem Rätsel verirrt und dort mehr Zeit als einem lieb ist verbringt) findet man sicher nur in sehr wenigen Spielen.
Ganz egal ob ein Todesraum, in dem man schon deshalb gerne stirbt um die absurden Todesfälle zu erleben, eine sich über mehrere Orte hinweg ziehende Rätselkette, oder die Duelle in denen der ewig heimliche Held des Spiels, zu einem kreativen Massenmörder aufblüht. Jeder Ort schreit nach dem Wunsch noch mehr zu erleben.
Ein paar Durchhänger gab es natürlich, das will ich nicht schön reden. Bereits zwei Minuten nach verlassen des Demogebiets, riss mich ein üppiger Anblick aus der Stimmung des Spiels heraus. Und obgleich diese Art der Einlage häufiger als humoristisches Stilmittel gewählt wurde, konnte ich mich an den Anblicken zu keinem Zeitpunkt erfreuen. Sie passten für mich irgendwie nicht ins Konzept.
Musste der Don zum Degen greifen, dann konnte das Ganze durch das Zufallsprinzip schon einmal ausufern. Mit Grauen erinnere ich mich an den Kampf in einem Zelt. So elegant der Don den Bolzen parierte, so gekonnt parierte auch mein Gegner und lies beinahe vier Minuten lang nicht einen Treffer gegen ihn zu. An dieser Stelle hätte ich mir weitere Möglichkeiten den Kampf zu beeinflussen gewünscht. Dass ich mir dafür nicht genug Gegnertypen hätte wünschen können, spricht für die amüsanten Rätsel in den Kämpfen. Logik sucht man stets vergeben, wie auch bei den meisten Raumrätseln. Dafür entschädigt das Ergebnis nach vielen Trial&Error-Momenten um so mehr.
Sevilla war für mich ganz klar das Highlight des Abenteuer. Während die Passagen davor und auch viele Regionen danach für meinen Geschmack zu leblos und belanglos anmuteten, erweckte die Stadt den Eindruck gut ineinander verwobener Aufgaben und unzähliger Möglichkeiten etwas zu entdecken. Kritik auf hohen Niveau, ich weiß. Aber innerhalb der Stadtmauern schaffte es El Dorado 2 fast durchweg davon abzulenken, dass es im Grunde praktisch keinen Nebenauftrag gibt und fast alles was man machen kann, auch für den Fortschritt notwendig ist.
Geflucht habe ich bei der Seeüberfahrt, nicht nur einmal im Stillen in mich hinein. Ehrlich, auch nach dem xten Neuladen habe ich nicht eine Insel finden können. Die Koordinaten die ich zur Orientierung bekam, waren entweder zu schwammig oder ich unfähig sie zu verstehen. Letztendlich konnte ich wohl froh sein wenigstens das Atoll zu finden, mit dessen Hilfe das Spiel weiter ging.
Dass ich für Fußball nicht nur im wirklichen Leben denkbar ungeeignet bin, musste mir das Spiel natürlich auch noch unter die Nase reiben. Ich weiß nicht mehr wie oft der Ball auf der Torlinie verhungerte. Wäre mit jedem Mal ein Maiskolben auf den Feldern eingegangen, der Schuldige für die Dürre wäre ausgemacht. Auf der anderen Seite konnte ich froh über dieses Spiel sein. Denn von dem was ursprünglich angedacht worden war, verstand ich auch nur "?Que?"
Das Einzige mit dem ich wirklich nicht warm werden konnte, war das Ende des Spiels. Vermutlich weil ich ein glorreiches Happy End, oder zumindest einen gewohnt chaotischen letzten Zwist mit Monetari oder dem König erwartet hatte, statt einer... nun nennen wir es mal sehr speziellen Wendung der Geschichte.
Alles in Allem ein gewohnt großartiges Spiel mit unzähligen schrägen Einfällen und tadellos zu spielenden Minispielen, die trotz des starren Makerkonzeptes sehr gut von der Hand gingen. Dass auf hohen Niveau ein gewisses Magengrummeln bleibt, ist vermutlich der Vorstellung verschuldet, ein Abenteuer zu erleben, welches die Erlebnise der Allreise noch hätte übertreffen sollen um "gut genug" zu werden.
Ich ziehe abermals meinen Morion vor diesem Schaffenswerk, mit dem ich viele Stunden beste Unterhaltung hatte.
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