Und so waren wir die letzten beiden Menschen auf der Welt. Wir versuchten und fortzupflanzen, lange Tage wälzten wir uns ineinander, im Schlamm und auf der trockenen Erde, aber es klappte nicht, es konnte nicht klappen, wir waren zwei Frauen.
Und so mussten wir uns eingestehen, dass es nach uns niemanden mehr gab, dass nach uns die Welt enden würde, denn da war niemand mehr, der sie wahrnehmen könnte und so endet das Bewusstsein mit uns. Doch dem Bewusstsein wurde etwas Bedeutendes bewusst.
Und so mussten wir einsehen, dass die Welt auch nach uns noch existieren würde, denn es war ihr egal ob wir da waren oder nicht, und so schmolz unsere Bedeutung wieder auf ein sehr bescheidenes Maß.
Trotzig wühlten wir in den letzten Trümmern und suchten nach Dingen, die wir längst vergessen hatten, die uns aber bedeutsam machen sollten. Wir fanden nur Vergessen und schließlich wussten wir nicht mehr was wir suchen wollten, und so fühlten wir beide uns schmerzhaft entzweigeteilt, so dass wir nun schon zu viert waren.
Erneut wälzten wir uns auf dem Boden um die Bruchstellen irgendwie wieder zu flicken, es funktionierte kurz, da waren wir eins, doch dann fielen wir wieder in die vier Teile auseinander. Sie begann Sekunden zu zählen, weil es nichts mehr gab außer Sekunden, Minuten, Stunden, Tage.Ich blickte sie lange an, ihr Gesicht war starr vor Dreck, sie wusch sich nicht mehr, vielleicht blickte ich auch in einen Spiegel und ich war diejenige die sich nicht mehr wusch. Niemand konnte es mir erklären weil wir die letzten beiden Menschen auf der Welt waren und sie sprach schon lange nicht mehr.
Die Sonne strahlte hell und gleißend durch uns hindurch. Wir wussten bald nicht mehr, ob wir überhaupt noch da waren, so aufgelöst und transparent fühlten wir uns. Die Tage vergingen, die Nächte waren kalt. Sie erbrach auf den Boden und ich hatte jedesmal Angst, sie könnte zu viel von sich verlieren. Auch wenn sie sich nicht mehr wusch, auch wenn wir aufgehört hatten uns ineinander zu wälzen, auch wenn wir uns gleichgültig anblickten, so war sie doch mein letztes Gegenüber.
Doch sie verlor nichts, sie gewann mit der Zeit immer mehr, schwoll an und ging auf wie ein Hefeteig. Und dann wurden wir drei. Ein Junge, sagte sie. Für mich sah es aus wie ein mit Dreck verschmiertes Bündel. Eines Tages würde eine von uns sich mit ihm im Dreck wälzen, um zu vergessen wie wenige wir waren. Um wieder mehr zu werden.
Doch bald darauf starb das Bündel. Sie erschlug es mit einem großen Stein, weil sie es nicht ertragen konnte, dass er uns retten sollte, dass er nur deshalb lebte weil er uns retten sollte. Und so war er tot und konnte niemanden mehr retten und wir waren wieder zwei und irgendwann würden wir gar keiner mehr sein. Sie weinte lange wegen dem Bündel.
Ich grub ihr mit bloßen Händen ein Loch, in das sie ihn und die Erinnerung hineinlegen und vergraben könnte. Doch das Loch war zu groß und so legte sie sich zusammen mit ihrem Kind in das Loch und ich schaufelte Erde auf die beiden. Ich begrub das Kind und die Erinnerung, die so fest in ihrem Kopf steckte, dass ich sie mitbegraben sollte.
Dann war ich allein und ich starrte noch mehr vor Dreck. Ich legte mich auf den Boden und schlief ein und stand auf und schlief wieder ein. Es ging noch sehr lange so.
Und dann erlebte ich das Ende des Bewusstseins. Es kam bevor ich starb, da wurde ich zum Tier. Ich kroch, ich fraß, ich brach, ich kratzte, ich jaulte, ich floh, ich wühlte, ich wälzte, ich jagte, ich heulte, ich schlief.
______________________________________________________________
Eine kleine Kurzgeschichte von mir. Kommentare sind natürlich erwünscht.
Achja, und hallo, ich bin relativ neu hier.![]()