Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
Die Frage ist, warum damals überhaupt darauf bestanden wurde. Es fällt mir schwer nachzuvollziehen, weshalb Merkmale einer Figur grundsätzlich begründet werden müssen und es wäre ja auch sehr selektiv, diese Forderung nur oder besonders bei der sexuellen Ausrichtung zu stellen. Der Verdacht liegt nahe, dass die Ablehnung gegenüber homosexuellen Figuren hinter einem mehr oder weniger sachlichen Argument versteckt werden sollte. Es klingt ja besser, wenn man sagt, dass die Homosexualität einen guten Grund haben muss, anstatt dass man homosexuelle Figuren nicht mag. Ich weiß nicht, wie viele so gedacht haben, aber ich halte es nicht für abwegig, dass recht viele es taten.

Ich frage mich, ob sich in den 10 Jahren wirklich so viel verändert hat. Sind die homophoben Ansichten zurückgegangen oder werden sie aus Furcht vor Konsequenzen nur seltener geäußert?
Ich denke vor allem, dass es vor 10 Jahren auch einfach Trend war, diese "ambivalente" Meinung als gesellschaftlich-konform heterosexuelle Person zu vertreten und viele hier auch einfach relativ jung waren, ergo nicht wirklich wussten, was sie da schreiben (also das unterstelle ich jetzt einfach mal).

Natürlich kann ich nicht für jede Person sprechen, aber irgendeine Form eines positiven Wandels für LGBT-Themen muss es zwangsläufig gegeben haben. Immerhin ist nun auch die Homo-Ehe in vielen großen Industrienationen eingeführt worden und darüber werden nicht wenige Leute reflektiert haben, die sich davor dem gegenüber zumindest "neutral" gestellt haben. Auch behaupte ich, dass die Umstände auch einfach günstig waren, um einen Paradigmenwechsel bezüglich der Eheschließung einzuführen. Immer mehr Menschen waren aufgeklärt bzw. durch verbesserte Methoden (also das Internet) hat man herausgefunden, dass gar nicht mehr so viele Leute damit ein Problem hatten.

Der Umgang seitens der Unterhaltungsindustrie mit solchen Themen reflektiert meiner Meinung nach auch immer die fortschreitende Akzeptanz einer bestimmten Thematik. Gerade Hollywood-Filme sind da sehr beispielhaft und dass in Produktionen wie Rocketman, die an die Masse gerichtet werden, auch erotische Szenen mit dem homosexuellen Hauptcharakter Elton John gezeigt werden können, ist für mich ein sehr handfestes Indiz dafür. Ich finde, in 10 Jahren kann sich viel verändern. 2005 habe ich noch etliche billige, sexistische Witze in Filmen miterleben dürfen oder Gags, die auf ausländischen Stereotypen basieren. 2015 ist diese Anzahl mehr als deutlich zurückgegangen bzw. sind die Autoren bedacht, solche Witze nur noch sehr subtil zu verpacken, damit sie nicht von etlichen (Online-)Magazinen auseinandergerissen werden. Humor (bspw. Meme-Culture), Musik, Fandoms etc. haben sich stark gewandelt und darin spiegelt sich auch viel gesellschaftlicher Fortschritt wider (ich spreche hier auch von "Fortschritt", weil es für mich undenkbar ist, dass eine Gesellschaft jetzt noch den Hebel zurücksetzen und bspw. Homo-Ehen für gesetzeswidrig bzw. gar Homosexualität für illegal erklären würde).