Mein wesentlicher Punkt ist: Homosexualität ist so besonders wie braune Haare. Der Standpunkt, den ja zum Beispiel Karl vertreten hat, ist: Normalität muss nicht begründet werden, alles andere schon. Aber wie ich schon vorher schrieb: Homosexualität ist normal.
Nehmen wir zum Beispiel mal Velsarbor oder die Demo von "Die Reise ins All", zwei Maker-Spiele, die ich auch gespielt habe. Ich weiß, dass von Mackwitz und Cibon heterosexuell sind, obwohl sie beide keine Romanzen in diesem Spiel haben. Bei v. Mackwitz wegen einer kleinen Einlage in der Kneipe der Startstadt und bei Cibon, weil er dem geretteten Mädchen bei diesem Räuberüberfall schöne Augen macht. Beide Szenen sind für die eigentliche Handlung völlig ohne Belang. Nehmen wir an, diese beiden Spiele blieben an sich gleich (ich weiß nicht, ob das bei v. Mackwitz noch eine Rolle spielt mit Elenore, weil ich die Vollversion nie gespielt habe - nehmen wir an, es gäbe nur die Demo, okay?), bis auf eine Ausnahme: Wir ändern die sexuelle Ausrichtung und machen aus diesen beiden Szenen zwei Begegnungen zwischen Männern. Das Spiel an sich würde sich nicht ändern. Die sexuelle Ausrichtung trägt nichts zur Handlung bei, nichts zum Spielgefühl, nichts zum Gameplay. In beiden Fällen. Deshalb behaupte ich: Beide Fälle sind absolut gleichwertig. Trotzdem scheint es einen Drang zu geben, dass man im letzten Fall erklären muss, warum denn Cibon und v. Mackwitz schwul sein müssen und nicht "einfach heterosexuell". Die implizite Aussage, die ich dahinter sehe, ist folgende: Die Heterosexualität ist der Standard, die Norm. Eine Abweichung von der Norm fordert eine Erklärung. Aber warum? Es sind beides normale sexuelle Ausrichtungen - es gibt in diesem Fall keinen Standard, keine Norm. Ich muss auch nicht erklären, warum Cibon braune Haare hat.
Und nachdem ich den ganzen Thread ja jetzt gelesen habe, kann ich sagen: Die Einstellung "es muss erklärt werden" findet sich nicht nur auf der ersten Seite. Ich zitiere mal real troll, nur ein paar Posts vor mir:
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Ja, es gibt eine Regel. Ein schwuler Held ist als Homosexueller belanglos, wenn er einfach nur als solcher plakatiert wird und dann folgt nichts. Sein Anderssein ist nur dann auffällig, wenn es explizit gemacht wird und genau dann wird es unästhetisch. Wer Homosexualität relevant macht, baut ein Projekt, das von kaum jemandem gespielt wird.
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Und eben das stimmt nicht. Warum ist ein schwuler Held belanglos als Homosexueller und ein Heterosexueller nicht? Warum muss daraus etwas folgen? Warum darf ein Held nicht einfach so schwul sein, ohne dass daraus irgendetwas folgt, aber ein Held darf heterosexuell sein, ohne dass daraus irgendetwas folgt? Ich behaupte einfach mal: Weil hier - vermutlich ohne böse Absicht - wieder die Heterosexualität als Normalität dargestellt wird und die Homosexualität als etwas Besonderes, als ein Spezialfall. Aber genau das ist es eben nicht. Das ist doch nur das Umdenken, dass ich erreichen will.
Und sexuelle Ausrichtung kommt ja, entgegen dem Namen, nicht erst zum Tragen, wenn man tatsächlich Sex hat. Es braucht sogar nicht mal eine Liebesgeschichte dafür. Denn wie oben gezeigt: Schon in kleinen Szenen wird oft angedeutet, auf welches Geschlecht bestimmte Charaktere stehen. Das heißt, sobald ich solch eine Szene einbaue, muss ich mir im Prinzip Gedanken darüber machen, auf welches Geschlecht meine Helden stehen. Das Argument "die sexuelle Ausrichtung trägt nichts zum Spiel bei" kann ich in gewisser Weise verstehen. Anderseits: Auch die heterosexuelle Ausrichtung trägt nichts bei. Warum sollte man dann diese beiden Fälle unterscheiden, wenn man akzeptiert, dass beides eine gültige Norm ist?
Im übrigen, und jetzt etwas weg davon: Die Einstellung "Ungewöhnliches muss einen Grund haben" macht viele Geschichte leider unheimlich vorhersehbar. Nehmen wir mal den Film "Die üblichen Verdächtigen" - Achtung, Spoiler:
Ich gebe zu, in Bezug auf die rein feststellende Frage "Warum ist das so?" ist meine Antwort nur begrenzt hilfreich. Aber die Diskussion ging ja auch in die Richtung, die ich angesprochen habe.
Und ja, ich weiß, dass es so etwas wie Bisexualität gibt. Die habe ich hier nur unterschlagen, um unnötig verquere Satzformulierungen zu vermeiden, der Kern meiner Aussage würde der gleiche bleiben.
Zitat
Und wie schon mehrere erwähnt haben, was du aber bequemer Weise komplett ignoriert hast um uns hier ne Moralpredigt halten zu können: