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Das ist aber dann eine völlig andere Aussage als deine vorigen Posts. Hier sagst du, dass ein Prinzip von mehreren möglichen ist. Davor klang es immer danach, als würdest du dieses Prinzip als einziges stehen lassen wollen. Ja, man kann Minimalismus zu einem Erzählprinzip erheben, das ist absolut legitim. Nichts spricht dagegen. Aber es ist eben nicht das einzige und man kann es nicht verordnen, und ich sehe auch nicht, warum es besser sein sollte als andere - von persönlichen Vorlieben mal abgsehen. Demzufolge kann man, wenn man dem Minimalismus nicht folgt, auch solche Details erwähnen. Lässt sich deine Aussage also eindampfen auf "Ich persönlich finde ja kompakte, minimalistische Erzählungen am besten und dort macht es keinen Sinn, plotunrelevante Details zu erzählen?"
Natürlich ist es nicht das einzige. Aber so ziemlich die einzige welche in JRPGs angewandt wird, welche ja eigentlich die sind die die meisten hier nacheifern. Mir ist schon klar, dass man Spieler die nach einem neuen Baldurs Gate aus sind, damit nicht befriedigen wird, aber dafür fehlen hier in meinen Augen wie bereits erwähnt die Mittel.


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„Und das erkennt man weil er“ ist ja fast zwingend notwendig. Aber das die sexuelle Orientierung einfach so vorgestellt wird ohne Kommentar und Folgen, ist ja praktisch Standard. Bei der Reise ins All, Unterwegs in Düsterburg, Vampires Dawn, Velsarbor – überall begegnen einem heterosexuelle Hauptcharaktere, die eben einfach Beziehung führen, verheiratet sind oder einfach nur jemanden anflirten. Um genau zu sein, ist Tara's Adventure das einzige große Maker-Spiel, das mir einfällt, das ohne eine Erwähnung auskommt – zumindest meiner Erinnerung nach, vielleicht wird es auch da irgendwo erwähnt. (SKS habe ich leider noch nicht gespielt.)
Es ist ein unterschied ob die sexuelle Orientierung durch Gegebenheiten, wie ein Beziehung, impliziert werden, oder ob sie durch aussagen in den Raum geschmissen werden. Wenn etwas zur Unterhaltung beiträgt, ist es für mich schon relevant genug um es zu erwähnen. Aber ohne irgendwelche Auswirkungen, trägt es eigentlich zu nichts bei. Wenn es keinen Unterschied macht ob Alex nun Schwul ist oder nicht, warum erwähne ich es dann?

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Hast du dir auch bei all diesen Spielen gedacht „Wozu?“. Oder reicht dir „Alex und Brian sind zusammen“ oder „Alex baggert in einer Szene mal den Barmann an“ als Begründung, schwule Hauptcharaktere im Spiel zu haben? Das sind Ergänzungen zur reiner Plotfixierung, die du auch in den kompaktest auf den Plot zugeschnittenen Rollenspielen haben kannst. Oder sollte bei dir jede Erwähnung von Irgendwas in Rollenspielen einen Grund haben? Wenn da zwei Brüder sind, muss das dann einen Grund haben, warum sie ausgerechnet Brüder sind? Wenn Brian vom Dorf kommt und Alex aus der Stadt, muss das einen Grund haben?
UiD hab ich nie wirklich gespielt, und die Allreise hab ich nicht sonderlich weit gespielt, obwohl ich mir bei letzter vorgenommen habe das bei Gelegenheit nachzuholen. Bei Velsarbor hat mich bis jetzt auch nichts derart angesprungen, also wirds wohl nicht so offensichtlich gewesen sein. Das Asgar in Allaine verliebt war (und dadurch implizit Hetero ist) war jedoch soweit ich mich erinnern kann ein durchaus nicht ganz unwichtiger Fakt für die Handlung.
Prinzipiell bin ich schon der Meinung, dass man sich zu so gut wie allen Elementen in der Handlung überlegen sollte: "Brauche ich das? Trägt das zum Unterhaltungswert bei?"
Bauer Honzo ist für die Story vielleicht nicht wichtig, aber er lässt zumindest (mit all seinen anderen Statistenkumpels) die Welt nicht so leer erscheinen. Aber ob es jetzt zweckmäßig ist Bauer Honzo 45 Minuten lang über sich und seine Familie zu quasseln wenn er nachher nie wieder im Spiel auftacht, dass sollte man sich überlegen.

"Alex und Brian sind ein Päärchen" würde mir in der Tat genügen, wenn das für ein paar Szenen im Spiel verwendet wird. Wenns nur da ist um sagen zu können: "Hey seht mal ich hab ein schwules Päärchen in meinem Spiel!" finde ich es unnötig, wenn es im Spiel sonst so gar nicht recht rüberkommt.

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Wenn du sagen willst, das man diese Sätze nicht einfach in eine Charakterbeschreibung setzen soll, ohne das es je vorkommt, dann gebe ich dir Recht. Das eine Eigenschaft vorgestellt wird, die der Charakter dann gar nicht hat, ist ein Problem. Wenn also nur in einer Charakterbeschreibung steht er sei schwul oder ängstlich und man merkt im Spiel nichts davon, dann ist das in der Tat überflüssig. Aber das ist einfach eine schlechte Umsetzung und erfordert eigentlich keine Diskussion - eine Eigenschaft zu nennen und dann nicht umsetzen ist einfach ein grober Designschnitzer.
Wenn du aber meinst, dass der Held abgesehen von seinen Statuswerten keine Eigenschaften braucht, dann sage ich: Das kann man machen, aber es ist wieder nur ein mögliches Prinzip. Ausgestaltete, lebensechte Charaktere sind ein anderes mögliches Prinzip. Aber ich gestehe dir zu: In diesem Fall hast du geschrieben "für mich ist das kein gutes Storytelling", und ich vermute, das bezieht sich auf den ganzen Absatz und ist in diesem Fall wirklich nur eine Meinungsäußerung.
Ich meinte ersteres. Aber ob es nun in der Charakterbeschreibung im Forum, in der Charakterbeschreibung in nem Ingame Screen erwähnt wird, oder sonst irgendwo im Spiel wahllos in den Raum geworfen wird ist mir persönlich dabei egal.

Und ich finde noch immer nicht, dass es bei so vielen Charakteren erwähnt wird. Natürlich, wenn man der Meinung ist, dass jeder Charakter so lange Heterosexuell ist, bis etwas anderes behauptet wird, dann könnte man natürlich sagen, dass es dadurch implizit behauptet wird. Aber ich persönlich finde, dass wenn ein Charakter in einem Spiel keine Beziehung hat, sich nicht verliebt und auch kein interesse daran äußert, dann ist seine sexuelle Ausrichtung ohne Belang.

Zu erwähnen, dass ein Charakter diese und jene Eigenschaft hat, macht ihn in meinen Augen nicht lebendiger. Ihm eine Charaktereigenschaft zu geben jedoch schon. Ich hoffe du verstehst was ich meine.


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Nebenbei: Albus Dumbledore ist schwul und nirgends war ein ACHTUNG ACHTUNG AUFMERKSAMKEIT Flag vorhanden.
Das habe ich aber um ehrlich zu sein aus dem Buch nicht rausgelesen. Ich hab auch nur von einer Studienkollegin gehört (welche die Andeutungen im Buch übrigens bemerkt hat), dass Rowling mal in einem Kommentar erwähnt hat, dass sie sich Dumbledore tatsächlich Homosexuell erdacht hat. Im Buch selber wurde daraus kein besonders großer Hehl gemacht.

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Anderes Beispiel: Das schwarze Auge/Aventurien ist das bekannteste und größte Pen&Paper-Rollenspiel Deutschlands. Und in diesem System gibt es einige wichtige NPCs, die bi- oder homosexuell sind. Einfach so, ohne Aufheben, ohne dass sich ein Abenteuer drum dreht oder es irgendwie bemerkenswert wäre. Das System hat keine ACHTUNG ACHTUNG Aufkleber und wird auch nicht beworben als „Rollenspiel, in dem Schwule dabei sind“. Noch ist es deswegen bekannt. Also ziemlich genau das, wovon du denkst, dass so etwas noch nicht möglich wäre. Und ich behaupte mal, das schwarze Auge hat eine größere Verbreitung als die Maker-Spiele, um die es hier im Topic geht.
In einem P&P Rollenspiel stehen existieren Charaktereigenschaften ja wirklich nur auf dem Papier. Diese Eigenschaften dann auch tatsächlich umzusetzen liegt in der Hand der Spieler und des Spielleiters.
Bei Exalted gibt es auch einen haufen schwuler Charaktere. Manchmal wenn mal wieder jeder zweite Charakter in einem Buch Schwul war, hatte ich schon das Gefühl, dass die Autoren damit einfach Aufmerksamkeit erregen wollten. Aber Exalted ist in der Hinsicht ziemlich anders ...