Zitat Zitat von real Troll Beitrag anzeigen
Das sehe ich aus Sicht des Bastlers anders. Eine Arbeitsplanung, die rein zieorientiert nur auf das fertige Spiel (und den anschließenden Maximalruhm) abhebt, wäre für mich unbefriedigend. Ich verbringe weitaus mehr Zeit mit der Makerklickerei als mit der anschließenden Freude über das fertige Geschöpf. Vor Jahr und Tag fragte ich einmal herum, wer eigentlich seine eigenen Spiele spiele; die Antwort fiel deutlich aus: fast niemand. Auch die Lobeswogen ergießen sich in all ihrer Fülle nur über die Wenigsten. Wenn die Beglückungsmomente nach der Fertigstellung also meist kläglich ausfallen, ist man als Spielemacher gut beraten, sie sich schon vorher zu holen. Das Alternativdasein des verhärmten Grantlers ist einfach zu wenig attraktiv.
Spaß und Unterhaltung suche ich mir in hohem Maße während der Makerei und zwar durch die Makerei. Und hier wird mein Bastelehrgeiz mit den alten Versionen stärker befriedigt. Es macht sicherlich auch viel Arbeit, die fertigen XP-Scripte an allerlei Ecken nachzubearbeiten, wie Sorata schreibt, und auch als Altmakerer arbeite ich natürlich nur mit vorgefertigten Versatzstücken. Aber diese sind eben kleiner, nicht so umfänglich, müssen kleinteiliger arrangiert und miteinander verwoben werden.
Am Ende habe ich etwas gebaut und keine Fertigteile gestaltet. Für meinen Geschmack ist ein Projekt, das ich mit einem der Altmaker erstellte, einfach mehr mein Kind. Reine Technikdatenbeschau hat das gar nicht im Blick, die ist eher für Leute interessant, die entgeltlich Spiele erstellen und naturgemäß viel fixierter auf das Ziel hinarbeiten.
Obwohl ich hier zu weiten Teilen zustimme, komme ich doch zu einem anderen Fazit. Auch ich reihe mich ein in die Reihe der Leute "Spaß am Entwickeln". Auch wenn ich bisher noch kein einziges Spiel veröffentlicht habe, würde ich nicht sagen, dass die ganze Maker-Zeit verschwendet war - denn sie hat unglaublich Spaß gemacht! Sich Storys auszudenken, Kampfsysteme auszutüfteln, Charaktere zu entwerfen - und die Umsetzung des ganzen. Die ganze technische Seite macht mir unglaublich viel Spaß, es hat was von einem Puzzle. Aber: Gerade deswegen finde ich den RpgMaker2k/2k3 oft nur frustrierend. Der Reiz an der Sache besteht - für mich - mehr darin, eine Lösung zu finden. Sie umzusetzen, ist dann oft nur noch Arbeit. Und hier nimmt mir der XP viel Arbeit, und zwar wirklich den Teil, der nur Arbeit und kein Vergnügen ist. Die Lösungen sind meist die selben, egal wo ich sie umsetze. Aber wenn ich sie auf dem XP umsetze, dann kann ich das in einigen eleganten Zeilen Ruby erledigen. Auf dem 2k brauche ich für das gleiche Problem viel länger. Nicht nur, das ich ständig klicken muss, anstatt bequem die Tastatur zu benutzen. Nein, vor allem ist der Maker selbst eine Einschränkung, weil ich nur diese lange Reihe von Variablen und Switches habe, und umständlich selbst Strukturen wie Arrays (Felder) simulieren muss ... mehr "Spaß an der Arbeit" wird dabei nicht generiert, denn den habe ich vorher und nachher - während dem Austüfteln einer Lösung und das befriedigende Gefühl, wenn es funktioniert. Das reine Umsetzen der Gedanken in Maker-Code (ob jetzt Ruby oder Klick-Code) ist nur ein Arbeitsschritt, der mir keinerlei Erfüllung bietet. Und der XP macht es mir hier deutlich angenehmer als der 2k.

Abgesehen davon beschneidet er mich nicht ständig, weil er mir viel mehr Kontrolle gibt, Dinge zu verändern. Und damit meine ich nicht "einfacher zu verändern", sondern überhaupt zu verändern. Ich hasse es, wenn ich großartige Ideen für ein Spiel habe - aber sie nicht umsetzen kann, weil mir der Maker Steine in den Weg legt. Und es geht dann nicht darum, sich daran vorbeizuknobeln - oft ist es schlicht und ergreifend GAR NICHT möglich! Und das nervt.

Deshalb: Ich mag den RPG Maker 2k, aber das Argument, das er Bastler und Tüftler mehr befriedigt, kann ich aus meiner Sicht in keinster Weise unterstützen. Mehr Spaß am Tüfteln habe ich mit dem XP!