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Thema: Die Geschichte von Rotkäppchen, dem bösen Wolf und dem guten Jäger

  1. #1

    Die Geschichte von Rotkäppchen, dem bösen Wolf und dem guten Jäger

    Rotkäppchens Großmutter lebte seit jeher alleine in einer kleinen Hütte mitten im dunklen Wald. Weil sie vom hohen Alter gezeichnet war, konnte sie nicht mehr selbst den langen Weg zum Dorf beschreiten, um Essen einzukaufen. Deshalb wurde Rotkäppchen von seiner Mutter losgeschickt, der Großmutter einen Korb mit einigen guten Sachen zu bringen. „Pass gut auf, dass du dich nicht verläufst!“, warnte die Mutter Rotkäppchen, „der Wald ist tückisch! Und hüte dich vor dem bösen Wolf!“ „Mache dir keine Sorgen, Mutter“, erwiderte Rotkäppchen, „ich war doch schon oft bei Großmutter und außerdem beschützt ja der Jäger den Wald!"

    Rotkäppchen lief lange am Fluss entlang. Nach einer Weile wurde es Rotkäppchen eintönig und es fing an ein Lied zu pfeifen, so dass es um ein Haar den Wegweiser übersehen hätte. „Zu Großmutter“, stand da in großen Buchstaben. Es kam Rotkäppchen so vor, als wäre irgendetwas mit dem Wegweiser anders als beim letzten Mal, aber da es keine Zeit verlieren wollte, folgte es dem Schild. Lange lief es den Pfad entlang, aber das kleine Häuschen wollte einfach nicht auftauchen. Plötzlich sprang ein Schatten aus dem Gebüsch. Rotkäppchen erstarrte. Aber es war nur der Jäger, der Rotkäppchens Weg kreuzte. Seine Augen blitzten freundlich. „Na, was machst du denn zu so später Stunde mitten im Wald?“, fragte er. „Ich will zu Großmutter und habe mich wohl verlaufen!“ erwiderte Rotkäppchen. „Na, das lässt sich doch leicht beheben“, sagte der Jäger, seine Zähne zu einem Grinsen verzogen. „Komm mit, ich bringe dich zu Großmutter!“ Er legte Rotkäppchen einen Arm um die Schulter und so gingen sie ein Stück des Weges entlang. Nach einer Weile fing es langsam an zu dämmern und Rotkäppchen fragte sich, ob der Jäger sich vielleicht auch verirrt habe. Es kam aber nicht zum Fragen, da der Jäger einen forschen Schritt angeschlagen hatte und Rotkäppchen sich darauf konzentrieren musste, nicht zu stolpern. Nun erstarrte plötzlich der Jäger, denn ein weiterer Schatten war aus dem Wald getreten. Es war der böse Wolf! Ein riesenhaftes Tier mit glänzenden, schwarzen Augen. „Das es soweit gekommen ist, Jäger!“, sprach er mit tiefer Stimme. Der Jäger knurrte einen Fluch, machte einen Satz nach hinten und legte seine Flinte auf das Tier an. Doch bevor er richtig zielen konnte war der Wolf zu ihm hin gerannt und hatte ihn von den Füßen gerissen. Rotkäppchen wurde das alles zu viel und es lief so schnell es konnte davon.

    Nach kurzer Zeit erblickte es wider Erwarten das Haus der Großmutter! „Nanu“, dachte es verwundert, „wie kann das Haus denn in dieser Richtung liegen?“ Aber als sich dann die Türe öffnete und Rotkäppchen der Großmutter in die Arme fiel, fielen alle Zweifel von ihm ab. Es überreichte den Korb mit Essen und erzählte von seinen Erlebnissen im Wald. „So ein böses, böses Untier!“, klagte die Großmutter, „jetzt hat es auch noch den Jäger auf dem Gewissen! Wenn du morgen wieder zum Dorf kommst musst du dem Büttel Bescheid sagen, damit er mit seinen Männern das Monster endlich erlegen geht!“ Und so geschah es.


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    Über Kritik und Kommentare zu Inhalt und Form wäre ich sehr dankbar.

  2. #2
    Ähm, die Geschichte gibt's schon? XD Und das Original gefällt mir eigentlich besser, die Version ergibt mMn nicht so richtig Sinn. o_O
    Von der Form ist's nicht schlecht, aber imo auch nicht ganz überzeugend. Dir scheint es noch an Übung zu mangeln.
    Eine Bemerkung, was das überhaupt soll, wäre auf jeden Fall hilfreich gewesen.

  3. #3
    Nja, meiner Meinung nach ganz ok, die Idee ist jedenfalls an sich gut, einen existierenden (und allgemein bekannten) Text zu verändern, allerdings ist es da, wie drunken monkey schon sagte, etwas unkonkret... Ich glaube zwar, dass ich weiß, was du ausdrücken willst, aber ich bin mir nicht ganz sicher - es sollte auf jeden Fall besser rauskommen, denn darauf basiert dein Text ja: dass ein bekannter Text anders ausgelegt wird.
    Weiters würde ich das ganze auf jeden Fall ausbauen, einfach so scheint der Text etwas stummelhaft... Es muss ja kein Roman werden , aber etwas länger dürfte es schon werden. Wenn du einen bekannten Text hernimmst, muss deine Version auch wirklich etwas haben, das den Leser dazu bringt, sich den Text trotzdem "anzutun", obwohl er die Geschichte an sich ja schon kennt.
    Also alles in allem guter Ansatz, aber: Überarbeiten & ausbauen!

  4. #4
    Erstmal danke ihr beiden für die Kommentare

    Zitat Zitat von drunken monkey Beitrag anzeigen
    [...]die Version ergibt mMn nicht so richtig Sinn. o_O
    Inwiefern? Wo ist sie unlogisch?

    Zitat Zitat
    Von der Form ist's nicht schlecht, aber imo auch nicht ganz überzeugend. Dir scheint es noch an Übung zu mangeln.
    [...]
    Öhm, was heißt das genau? Ich bin mir sicher, dass es mir stark an Übung mangelt, da dies der erste Text ist, der in meiner Freizeit über die Einleitung hinausgekommen ist. Ich wüsste nur gerne was ich verbessern muss. Satzbau? Struktur? Wortwahl?

    Zitat Zitat von Aenarion Beitrag anzeigen
    [...]Ich glaube zwar, dass ich weiß, was du ausdrücken willst, aber ich bin mir nicht ganz sicher - es sollte auf jeden Fall besser rauskommen, denn darauf basiert dein Text ja: dass ein bekannter Text anders ausgelegt wird.[...]
    Da hast du sicher recht, ich dachte nur, dass es offensichtlicher ist, aber das ist ja immer so wenn man die Intention selbst kennt
    Ich würde nur gerne mal wissen was du denn denkst, was ich ausdrücken will. Wenn du was ganz anderes reininterpretierst macht auch nichts, dann weiß ich wenigstens schon mal, wo ich bearbeiten muss.

    Zitat Zitat
    Weiters würde ich das ganze auf jeden Fall ausbauen, einfach so scheint der Text etwas stummelhaft... [...]
    Hier möchte ich Einspruch einlegen Der Text ist jedenfalls von der Länge abgeschlossen, er ist sogar schon teilweise gekürzt. Das Ganze zu verlängern würde meiner Meinung nach nichts bringen, da das Märchen (wie ihr ja angemerkt habt ) schon jeder kennt. Würde es mir darum gehen eine spannende Geschichte zu erzählen, sähe das natürlich anders aus, aber das ist ja nicht der Punkt.

    Wäre super, wenn jemand mal versuchen würde meine Intention herauszufinden. Tipp: Schaut euch an, wie die Charaktere beschrieben werden.

  5. #5
    Zitat Zitat von Schlaftablette Beitrag anzeigen
    Inwiefern? Wo ist sie unlogisch?
    Nicht unlogisch, aber irgendwie… sinnlos. Es scheint einfach kein größerer Plan dahinter zu stehen, zumindest soweit ich sehen kann. Der Wegweiser wird z.B. einfach so erwähnt, als wäre er wichtig, spielt dann aber keine Rolle mehr. Sie kommt am Haus an, ohne selber recht zu wissen, warum.
    Von deiner Beschreibung her hätte ich auch irgendwie erst angenommen, es würde darauf hinauslaufen, dass der Jäger Rotkäppchen überfallen will (und evtl. der Wolf sie rettet), aber auch das wurde dann wieder komplett vergessen.
    Also solange die Intention nicht war, bewusst mit den Erwartungen der Leser zu spielen, ohne damit wirklich etwas zu bewirken (wegen unspektakulärer bzw. nicht existenter Auflösungen), ist aus meiner Sicht keine erkennbar.
    Und in dem Sinn hat das Ganze für mich auch keinen Sinn.
    Zitat Zitat
    Öhm, was heißt das genau? Ich bin mir sicher, dass es mir stark an Übung mangelt, da dies der erste Text ist, der in meiner Freizeit über die Einleitung hinausgekommen ist. Ich wüsste nur gerne was ich verbessern muss. Satzbau? Struktur? Wortwahl?
    OK, bei nochmaligem Drüberschauen merke ich, dass dein Stil eigentlich eh toll ist. Nur ist das irgendwie, wie Aenarion schon meinte, etwas zu arg gekürzt, sodass dadurch vielleicht kein richtiger Lesefluss entsteht.

    Das einzige konkrete, was ich anders geschrieben hätte, wäre das: "Rotkäppchen erstarrte. Aber es war nur der Jäger, der Rotkäppchens Weg kreuzte." Irgendwie sollte das imo, k.A., dynamischer klingen. Mit dem "Aber" am Satzanfang wirkt es imo irgendwie abgehackt. "Rotkäppchen erstarrte im ersten Moment, entspannte sich dann aber wieder als sie sah, dass es nur der Jäger war, der ihren Weg kreuzte." So oder so ähnlich hätte ich's geschrieben.
    Aber wie gesagt, meine anfängliche Kritik kommt mir nicht mehr haltbar vor. ^^"

  6. #6
    Hmm... meine Interpretation... nja, vielleicht meinst du ja etwas ganz anderes, aber here goes:
    Für mich geht aus der Geschichte hervor, dass der Jäger Rotkäppchen entführt und wohl auch böses mit ihr im Sinne hat. Möglicherweise in Verbindung mit dem Missbrauchskandal in der Kirche? Ich weiß es nicht
    Wie ich auf so etwas komme? Nja, die Beschreibung des Jägers, vor allem, und weil das der einzige Sinn ist, den ich in der Geschichte finden kann^^ Wenn man es so auslegt, wird es dadurch bekräftigt, dass der Jäger offensichtlich eine Vertrauens- und Autoritätsperson ist, und dass er Rotkäppchen in eine falsche Richtung führt (=verführt??). Wenn das stimmt, ergibt sich dadurch weiters eine Vertauschung der ursprünglichen Rollen (Jäger gut - Wolf böse)... Schlussendlich kann man dann auch die Aussage der Großmutter sowie den Schlusssatz dahingehend interpretieren, dass die Gesellschaft nicht von ihrer Sichtweise abweichen will und lieber die Tatsachen dahingehend zurechtbiegt, dass "unantastbare" und althergebrachte Institutionen sowie das gewohnte Leben weitergehen......

    Nja, wie gesagt, dass ist der einzige tiefere Sinn, den ich in der Geschichte finden kann... Vielleicht überinterpretiere ich völlig, wenn, dann gebe ich die Schuld daran dem Bildungssystem, welches mich gezwungen hat, in jedem Gedicht/Werk einen unheimlich tiefen und verborgenen Sinn zu entdecken ...
    Jedenfalls will ich jetzt deine wahre Absicht hinter dem Text wissen =P

    Ach ja, was mir jetzt noch aufgefallen ist: ich glaube nicht, dass man die Zähne zu einem Grinsen verziehen kann... höchstens die Lippen^^

  7. #7
    @drunken monkey:

    Danke für die Kommentare. Ich schau nochmal über den Text.

    @Aenarion:

    Zitat Zitat
    Ach ja, was mir jetzt noch aufgefallen ist: ich glaube nicht, dass man die Zähne zu einem Grinsen verziehen kann... höchstens die Lippen^^
    Deine Interpretation trifft es ziemlich gut. Ich habe mir das ganze folgendermaßen gedacht (obwohl es ja eigentlich unlustig ist, eine Interpretation vorzugeben, aber ich will es jetzt wissen ^.~):

    Jäger und Wolf werden beide von Anfang an mit den Attributen "gut" und "böse" belegt. Liest man die Geschichte jedoch genauer, bemerkt man die Vertauschung der Rollen.

    Der Jäger entführt Rotkäppchen (er zerrt sie ja praktisch mit), nachdem er sie vorher mit dem manipulierten Wegweiser in die Irre geführt hat. Er hat einige wölfische Attribute. So "blitzen" seine Augen und er "verzieht seine Zähne zu einem Grinsen" (ähm ja, Formulierungsproblem wurde ja oben angesprochen^^) Außerdem "springt" er aus dem Gebüsch, im Gegensatz zum Wolf, der lediglich "aus dem Wald getreten kommt". Der Wolf hat "glänzende schwarze Augen" ("glänzend" klingt für mich freundlich und nicht bösartig), durchschaut den Jäger ("dass es soweit gekommen ist...") und rettet Rotkäppchen, wobei der Jäger "einen Fluch knurrt" (wieder eher tierischer Laut).

    Deuten könnte man zum Beispiel, dass die meisten Menschen ihre Weltanschauung und ihre moralischen Werte einfach übernehmen, nicht hinterfragen und sich auch durch gegenteilige Erfahrungen nicht belehren lassen. In der Geschichte sieht man das daran, dass Rotkäppchen die Rettung durch den Wolf nicht erkennt und die Großmutter das "böse Untier" sogar dafür verurteilt.

    Der Leser soll beim flüchtigen Lesen nicht merken, dass gut/böse verdreht sind und erst durch genauere Textbetrachtung erkennen, dass er (eventuell wie in der Realität) vorschnell nur aufgrund der genannten Begriffe (also gut/böse) und nicht aufgrund seiner Erfahrungen urteilt.

    Hätte man das (natürlich nicht genau so, aber vom Prinzip her) nachvollziehen können? Ich habe nämlich das Gefühl, dass ich in der Geschichte nicht deutlich genug geworden bin.

  8. #8
    Also bei mir war's eher umgekehrt – ich habe den Jäger erst für ziemlich verdächtig gehalten, aber nach Auflösung erschien's mir irgendwie nicht mehr ganz so eindeutig. Dass der Wolf Rotkäppchen retten wollte kann man behaupten, aber Fakt ist es längst nicht. Und gerade auch weil Rotkäppchen am Ende auf dem Weg doch zur Hütte kommt, habe ich mich ziemlich gewundert, weil er sie dann ja anscheinend doch nicht in die Irre geführt hat, sondern es für mich so aussah, als sei das bloß vorher falsch dargestellt worden.
    Aber im ersten Moment (bzw. wie eben der Jäger auftaucht und sie mitzerrt) habe ich mir wie gesagt so ziemlich deins gedacht, eben von der Vertauschung der Rollen.

  9. #9
    Nun, nachdem meine Meinung ja ungefähr zugetroffen hat, zumindest im Gröbsten, kann ich nicht behaupten, dass die Geschichte nicht eindeutig ist^^. Allerdings muss man sich schon wirklich "ernsthaft" an den Text setzen, um das klarzumachen. Ich weiß nicht, ob man einfach so beim schnellen Lesen draufkommt - dafür sind die Hinweise zu subtil.
    Andererseits ist es so, dass die Geschichte dadurch irgendwie zwei "Ebenen" bekommt, was auch nicht schlecht ist, und irgendwie soll der Leser ja nachdenken über das, was er liest. Die Subtilität hat schon etwas für sich.

    Im Endeffekt - ich weiß es nicht wirklich. Ich denke, ein bisschen klarer könnte deine Absicht schon erkennbar sein, vor allem wenn die Geschichte für, sagen wir ein "breiteres Publikum" gedacht ist. Soll sie aber nur für von Vornherein interessierte und kritische Leser sein, so bin ich fast der Meinung, sie sollte so belassen werden...
    Es hängt wohl von deinem "Zielpublikum" ab, und auch davon, wie klar deine Absichten überhaupt sein sollen, oder wie sehr der Leser nachdenken soll...

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