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Auserwählter
So, wahrscheinlich das erste Mal seit Jahren, dass ich hier vorbeisehe. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich seit FFVIII kein Final Fantasy mehr durchgespielt habe. FFXII habe ich irgendwann aufgegeben, weil es mich einfach nervt, nach jedem Kapitel und grösseren Endgegner stundenlang irgendwelche Mobs zu bekämpfen, damit man mit dem Level noch nachkommt. Das hat mir auch bei The Last Remnant den Spass verdorben. Bei FFXIII bin ich jetzt aber schon etwas länger dabei und bisher hat mir das ganze ziemlich gut gefallen. Schlüsseln wir das ganze mal auf ^^.
Technik:
Wohl jener Aspekt, den man am schnellsten sieht. Die Grafik ist schon bombastisch, der Unterschied zwischen Rendersequenz und Spielegrafik scheint mir sehr gering zu sein (am besten schaut man bei den Chars auf die Wurstfinger, dann ists ingame
). Es gibt hier also nichts zu meckern und ich hoffe stark, dass sich andere Hersteller hier ein Stück abschneiden. Vor allem die Umgebungsgrafik aber auch die Charaktermodelle machen einiges her.
Geschichte:
Das dürfte der Grund sein, warum mich das Spiel so lange bei der Stange hält. Die Geschichte wird ausserordentlich geschickt erzählt, ist wendungsreich und mit dem richtigen melancholischen Unterton versehen. Die Straffung des Spiels hat hier natürlich dazu beigetragen, dass die Geschichte intensiver wirkt. Wenn ich nach einer grossen Wendung 2 Stunden lang irgendwelche Morbols verkloppe, dann verliere ich etwas den Faden. Das passiert hier kaum. Was es an der Story auszusetzen gibt, ist die altbekannte Autorenkrankheit. Viele Autoren scheinen zu vergessen, dass der Spieler die Geschichte nicht im Kopf hat und vergessen dann selbst, wichtige Details mitzuteilen. FFXIII "löst" dieses Problem, indem man sich im Menü noch alle Hintergrundinformationen holen kann; nur: irgendwie lese ich da lieber ein richtiges Buch. Am meisten aufgefallen ist mir dieser Umstand bei Cids Motivation, die während des Spiels gar nie zur Sprache kommt, in seinem Char-Sheet aber erwähnt wird. Schade, dabei hätte es hier nur einen Nebensatz in einer Zwischensequenz gebraucht.
Charakter:
Die Truppe hat es mir, mit der Ausnahme von Hope (ich mag keine quengelnden Teenager mehr, war das lange genug selbst), ziemlich angetan. Vor allem Sazh, der mich irgendwie an Will Smith in "Pursuit of Happiness" erinnert. Die ganzen emotionalen Verstrickungen mögen zwar etwas übertrieben sein, aber ich habe meinen Spass mit erwachsenen und einigermassen glaubwürdigen Darstellern. Die Erzählstruktur, in der die Charakter aufgeteilt werden, trägt natürlich dazu bei, dass sie etwas näher gebracht werden als sonst. Ebenfalls ein sehr positiver Punkt.
Musik:
Vorweg: Ich hab nichts gegen Leona Lewis. Ich würde mir keine CD von ihr kaufen, aber so richtig auf den Senkel geht sie mir auch nicht. Das amerikanische Maintheme stört mich also kaum, vielleicht ist die Japanophilie an mir auch inzwischen vorbei (
, nicht böse gemeint). Insgesamt finde ich den Soundtrack sehr gut. Die abwechslungsreichen Stilmittel haben es mir sehr angetan, vor allem in den Szenen mit Sazh macht die Musik viel Spass. Auch das Battle-Theme gefällt mir ausserordentlich gut, ich vermisse nur die traditionelle FF-Siegesmusik etwas. Aber das ist bekanntlich geschmacksache.
Spielmechanik:
Hmm, bis gestern Abend hätte ich gesagt, FFXIII dürfe sich eigentlich nicht mit anderen Rollenspielen vergleichen, sondern eher mit Hard Rain: Im richtigen Moment die richtige Taste und es passt. 20 Stunden lang habe ich einfach immer auf den X-Knopf gehämmert und im richtigen Moment das Paradigma gewechselt. Abgesehen von einer oder zwei Ausnahmen hat das durchaus gereicht. Gestern hat mich dann der Boss von Kapitel 9 gekillt. Und da mich das nach einem eher langen Kampf ziemlich genervt hat, habe ich mir einen oder zwei Walkthroughs genehmigt. Die Erkenntnis dabei: Für härtere Kämpfe liegt etwas mehr Taktik drinn als in Hard Rain
. Für mich ist aber ganz klar, dass für all jene, die gerne an Kämpfen knobeln, FFXIII viel zu wenig Tiefe bietet. Noch eine Nebenbemerkung zu den Esper: Die find ich jetzt mal so richtig doof
. Transformers? Hallo? Für mich ein Atmosphärekiller.
Was mir wirklich widerstrebt, ist das Ausrüstungssystem. Entweder man kann sich immer neue Waffen kaufen oder man kann sie aufrüsten. Jetzt habe ich immer das Gefühl, bereits aufgerüstete Waffen seien nutzlos, wenn man eine neue Waffe findet und diese auf denselben Level bringt. So verschwendet man tonnenweise der Modifikationsitems, welche ja ziemlich teuer sind. Es wäre in meinen Augen eine bessere Idee gewesen, Waffen in verschiedene "Talentbäume" aufzuspalten (ergo: man wählt eine Ausrichtung der Waffe durch die Modifikation) und auf neue Waffen zu verzichten.
Was ebenfalls ziemlich suboptimal ist, ist die ganze Kristallpunktesache. Wenn man will, kann man sich ja jeden Char zu allen Rollen umbauen. Es gibt genug Punkte (Gegner respawnen) und irgendwie verliert das ganze seinen Reiz. Natürlich gibt das Spiel während der ersten 20 Stunden bestimmte Hinweise, wer für was wie geeignet ist (das Vanille als Heilerin taugt und Lightning die Doppelrolle von Brecher und Verheerer erfüllen kann, leuchtet ziemlich schnell ein). Aber insgesammt fehlt mir hier die mechanische Individualisierung etwas, die von der plottechnischen Individualisierung sehr gut gemeistert wird.
Drumherum:
Keine Minispiele, keine Städte, kaum Gespräche mit NPCs... Eigentlich schwach, aber wenn man sich darüber im klaren ist, dass FFXIII die Story schnell voran treiben will, dann ist es verständlich, würde es doch, wie zweistündige Levelsessionen, den Flow aus dem Spiel nehmen. Ich habe mich früher sowieso gewundert, in welchen Städten die Leute denn mit jedem reden. Trotzdem gebe ich zu bedenken, dass mir "Raststellen" wie Städte fehlen. Und auch Minispiele, die etwas Abwechslung von den vielen Kämpfen bringen. Eigentlich beschränkt sich das Spiel auf die Sequenz Story->Kampf->Inventar->Kampf->Story. Die Reduktion im Drumherum-Bereich ist also ein zweischneidiges Schwert.
Fazit:
Mir gefällts ziemlich gut. Zwar ist das Spiel sehr abwechslungsarm, die Spielmechaniken sind meist sehr reduktionistisch und bestimmte Funktionen scheinen nicht ganz durchdacht zu sein, aber die Charakter und die Story haben mich als Liebhaber guter Geschichten für vieles entschädigt. Enttäuschungen darüber, dass FFXIII kein traditionelles Rollenspiel mehr ist, kann ich ohne Einschränkungen verstehen. Der Vergleich mit Hard Rain mag vielleicht etwas überspitzt sein, aber für mich ist FFXIII mit seinen Schlauchlevels, den zahlreichen Zwischensequenzen und den minimalistischen Rollenspielelementen sehr nahe am interaktiven Film. Und da schneidet es doch recht gut ab.
So, jetzt verzieh ich mich wieder bis FF... hmm, sagen wir mal XVII
. Danke für die Aufmerksamkeit.
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