Es könnte daran liegen, dass Bones' Kopf im Moment nicht viel mehr als eine nervige Fliege beinhaltete, die er da nicht mehr herausbekam, aber irgendwie hatte er in letzter Zeit einige Blackouts.

Bones rekapitulierte für sich: Er war auf dem Weg nach Kakariko. Schnitt. Er war auf dem Markt von Kakariko, wo er etwas verdutzt begutachtet wurde, man ihm aber weitestgehend freundlich entgegenkam, als ersichtlich wurde, dass er keinen Streit suchte. Schnitt. Jetzt saß er mit diesem namenlosen Hylianer am Tisch und war plötzlich als Führer eingeteilt. Nur noch Fetzen der Erinnerung waren übrig, warum das jetzt so war.

Er erinnerte sich, mit einem sozial sehr kompetenten Moblin diskutiert zu haben, der einen gut gehendes Fremdenführungsbüro etwas außerhalb von Kakariko leitete. Er bekam einen blauen Rubin in Vorauskasse, den er sich in den Schädel gesteckt hatte. Bones hatte nämlich keine Ahnung, wie viel ein blauer Rubin wert war.

"Hallo. Bin dann wohl heute dein Partner", sagte Bones. Er wollte möglichst professionell wirken.
"Kommen Sie ruhig rein", antwortete sein Gegenüber, ein jugendlicher Hylianer mit violetten Haaren und roten Augen.
"Ja, also", fing Bones einfach irgendwie an. Aber er wollte die Fronten geklärt wissen. "Ich hoffe mal, dass wir nicht gegenseitig in unsere Wäsche greifen, hm?"
"Natürlich. Immerhin sind sie ja kein Mensch."
"Wie jetzt?"
"Ich kann nicht so gut mit Menschen umgehen und meide sie lieber."
"Du hast mich durchschaut?" Häufig vergaß Bones, dass sein Aussehen auf die meisten Leute seltsam wirken musste. "Soso..."
"Es war nicht sonderlich schwer, mein Lieber."
"Naja, umso besser. Es ist gut, jemanden zu treffen, der sich nicht links neben dem Teller aufhält." Bones hatte keine Ahnung, was diese Redewendung bedeuten sollte, aber er hatte mal gelesen, dass das angeblich ein berühmter Deku-Baum in Labrynna gesagt haben sollte. Und die wissen ja angeblich immer so viel.
"Naja, wenn Sie es so sagen wollen. Wie heißen Sie?"
"Nenn' mich einfach Bones!" sagte er, zum Du wechselnd. "Und duz mich, wenn du willst."
"Wie du willst. Ich habe keinen Namen."
"Wieso denn das?"
"Denkst du, ein Hylianer wie ich verdient es betitelt zu werden?"
"A...ha."

Bones dachte immer, er wäre etwas neben der Spur. Aber auf diesem Jungen konnte er sich beim besten Willen keinen Reim machen. Er versuchte aber, sich das nicht anmerken zu lassen.

"He, kennst du dich zufällig in den alten Fluchttunneln vom Todesberg etwas aus?" fragte der Junge mit den roten Augen.
"Nun, in einem früherem Leben war ich ziemlich oft auf dem Berg, aber über die Fluchttunnel habe ich nur, ziemlich viel allerdings, gehört." Bones war mal durch Zufall auf eine Goronensiedlung unter dem Berg gestoßen und hatte dort mehrere gastfreundliche Abende verbracht, ohne jemals selbst auf dem Berg gewesen zu sein, aber das musste der Junge ja nicht wissen.

Das Gespräch entwickelte sich gut weiter. Die beiden verstanden sich, fand er. Sie redeten etwas aneinander vorbei, aber der Junge - obschon er ein Schwarzmagier war, von denen er gelernt hatte, sie besser immer zu meiden - schien im Grunde ganz okay zu sein.

Um Mitternacht schließlich zogen die beiden los Richtung Todesberg. Sie liefen eine Weile wortlos nebeneinander her. Der Junge verscheuchte gelegentlich auftauchende Oktoroks mit seiner Magie; Bones machte im Grunde nicht viel. Irgendwann wurde Bones das Schweigen zu doof, und er suchte das Gespräch.

"Warum hast du eigentlich keinen Namen?"
"Warum hast du keine Haut?" Offenbar schien der Junge nicht über seine Herkunft reden zu wollen.
"Ich hab Haut! Guck, hier an der rechten Augenhöhle hängt noch etwas von meinem Lid! Und hier, das sieht man jetzt vielleicht schlecht, aber..."
"Schon gut. Achtung, Oktorok."

Ein Oktorok sprang auf Bones' Kopf zu. Schnell zog er sich ihn vom Kopf, und der Oktorok flog an seinem Ziel vorbei in einen nahen Bachlauf.

"Können Oktoroks schwimmen?" fragte Bones, als er sich seinen Kopf, zunächst falschrum, wieder auf den Halsknochen setzte.
"Ich kenn mich mit den Viechern nicht aus. Seit wann können die springen?"
"Auch wieder wahr."

Es folgte wieder unbehagliches Schweigen. Bones mochte kein Schweigen. Es erinnerte ihn daran, wie er - wie lange eigentlich? - tot in dem Verlies lag. Deswegen fing er einfach wieder an zu reden.

"Jedenfalls, wegen deinem Namen..."
"...über den ich nicht reden wollte..."
"...was wir aber jetzt doch wieder tun..."
"...wobei das Gespräch zu nichts führen wird..."
"...ging es mir lediglich darum, dass ich doch wissen muss, wie ich dich rufen kann. Stell dir mal vor, da am Todesberg fallen einfach so Steine vom Gipfel, direkt auf uns zu."
"Kommt denn sowas da vor?"
"Überraschend oft, ja. Aber das Ding heißt ja nicht für dumme Nüsse Todesberg."
"Hieß der nicht früher sogar mal Feuerberg?"
"Jetzt lenk nicht vom Thema ab! Jedenfalls, stell dir vor, da fallen Steine runter, einer direkt auf dich zu! Ich will dich warnen, aber was soll ich rufen? Vorsicht, Typ, der, aus welchen Gründen auch immer, sich zu fein ist, mir seinen Namen zu sagen? Dann bist du schon zweimal tot."
"Und was willst du rufen?"
"Keine Ahnung. Ich hab ein etwas schlechtes Gedächtnis, was unter anderem vielleicht daran liegen könnte, dass ich kein Gehirn mehr habe, aber ich merke mir Leute immer über Eselsbrücken, die sich auf ihr Aussehen beziehen."
"Und das wäre bei mir...?"
"Lilahaar?"
"Nein."
"Bohnenstange?"
"Auf keinen Fall."
"Rotauge?"