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Thema: Kopieren ok, solange dann auch kommerzieller Vertrieb?

  1. #1

    Kopieren ok, solange dann auch kommerzieller Vertrieb?

    Hallo zusammen.

    Wir haben ja alle den Eindruck, dass die Welt mit den ganzen Copyrightgeschichten langsam verrückt wird. Hier das neueste Beispiel, das mich nicht schlecht hat staunen lassen.
    Gerade im Vergleich zur RPG Maker Szene dürfte das Thema interessant und schockierend sein:

    http://community.livejournal.com/ble...99.html?page=1

    Auf dieser Seite sieht man, wie ein amerikanischer "Künstler" die Mangaserie Bleach mehr oder weniger kopiert hat und als eigenes Werk ausgibt. Die Bilder sind oft sogar abgepaust und dann leicht verändert worden, wie es scheint.
    Ja, wir stimmen wohl überein dass das eine Frechheit ist, das so zu kopieren und dann als eigenes Werk unter einem Verlag zu verkaufen.

    Jetzt aber:
    Was passiert mit ihm? Wie wirkt das Recht jetzt? Wie wird hier gegen die Copyrightverletzung vorgegangen?

    Antwort (was ich bisher jedenfalls so gelesen habe):
    Der Verlag lässt den Künstler fallen. That's it. Erledigt.
    Wird er abgemahnt? Nein.
    Irgendwelche rechtlichen Folgen? Nein.
    Also es passiert nicht wirklich etwas.

    Vergleichen wir es mit der Makerszene:

    Gemeinsamkeiten: Urheberrechtsverletzungen
    Unterschied: Makerszene macht Spiele als hobby, Private Hobbyspielemacher verdienen nichts, sie haben kein finanzielles Interesse. Bei Incarnate hingegen verdienten Verlag und Künstler Geld an dem ganzen. Anstatt Privatpersonen sind hier Unternehmen mit finanziellen Interessen verantwortlich für die Urheberrechtsverletzung.

    Soll ich jetzt daraus schliessen dass wir die Spiele jetzt einfach für Geld anbieten und dann ist alles ok?
    Das ist wohl nicht der Sinn.

    Irgendwas läuft doch einfach schief mit dem ganzen Urheberrechtskram. Die Welt spielt langsam verrückt.

  2. #2
    Amerika ist nicht Deutschland.
    Daran ist nichts verrückt.

    Dass das Urheberrecht allerdings nicht mehr auf dem neuesten Stand ist (gerade in Zeiten des Internets), das ist korrekt.

    [Tm]

  3. #3
    Und vergesst nicht, dass hier ein Amerikaner Rechte von Japanern verletzt hat, das ist ne ganze andere Sache als wär es andersrum.

  4. #4
    @Themetal: Du vergisst aber, dass auch in den USA ähnliche Kampagnen gegen Raubkopierer gemacht werden und auch dort viele Privatleute geahndet wurden. Von da her finde ich es doch ziemlich abstrus.
    Es zeigt einfach wirklich, dass die ganze Urheberrechtsgesetze einfach nicht mehr funktionieren und man daran arbeiten sollte, anstatt mit dem spruch "hart aber fair" gegen Privatpersonen (darunter sogar Kinder) vorzugehen.
    Und das international. Ich kenne jetzt kein Land, wo das zeitgemäss geregelt sein soll.

    Edit:

    Es ist schon klar dass das ganze komplex ist (s. Folgepost von GSandSDS), jedoch wollte ich einfach darauf hinweisen, dass es auch solche Fälle gibt. Und das wirft für mich einfach grundlegende Fragen auf. Zum Beispiel eben, ob in diesem Bereich einfach Chaos und Willkür herrscht.

    Geändert von lucien3 (03.03.2010 um 19:17 Uhr)

  5. #5
    Das Problem ist, dass das deutsche Urheberrecht an einigen Stellen sogar noch restriktiver ist als das amerikanische. Vor allem ist es umständlicher, wie mir scheint, der Aufwand im Umgang mit einigen Behörden – typisch deutsch – zudem auffallend groß.

    Was ich inzwischen weiß ist, dass die kommerzielle Absicht für das Urheberrecht als solches auch erstmal keine Rolle spielt. Lediglich die Strafe kann mit kommerziellen Absichten stark ansteigen. Die Frage ist also hier weniger das „ob”, sondern vielmehr das „wieviel”.

    Nebenbei, das Urheberrecht ist nicht das gleiche wie das amerikanische Copyright. Das gleicht eher einem Nutzungsrecht, das man auch verkaufen kann. Beiden gemeinsam ist aber, dass das Recht ein Recht ohne Staatsauftrag ist. Soll heißen, wenn der Rechteinhaber (oder eine Rechtegesellschaft, der er den Auftrag gegeben hat*) nichts unternimmt, dann passiert auch nichts. Vielleicht hat's der Rechteinhaber von Bleach ja nur verschlafen oder sie haben sich außergerichtlich geeignigt, ohne dass es an die Öffentlichkeit kam.

    Aber ja, der Urheberrechtskram ist teilweise wirklich nicht mehr zeitgemäß. Ich möchte an dieser Stelle einfach nur nochmal auf die beiden ZDF-Sendungen verweisen:

    http://www.elektrischer-reporter.de/elr/video/87/ (Teil 1)
    http://www.elektrischer-reporter.de/elr/video/88/ (Teil 2)

    *Gut, von der GEMA weiß man, dass sie sich gelegentlich für alles zuständig sieht, auch zum Leidwesen der Künstler, die dann stellenweise für ihre eigenen Stücke abgemahnt werden, was zu nix führt aber halt Ärger bringt. Aber ich will mich jetzt nicht auf die GEMA fokussieren. Da denk ich mir meinen Teil lieber zu.

  6. #6
    Zitat Zitat von lucien3 Beitrag anzeigen
    http://community.livejournal.com/ble...99.html?page=1

    Auf dieser Seite sieht man, wie ein amerikanischer "Künstler" die Mangaserie Bleach mehr oder weniger kopiert hat und als eigenes Werk ausgibt. Die Bilder sind oft sogar abgepaust und dann leicht verändert worden, wie es scheint.
    Ja, wir stimmen wohl überein dass das eine Frechheit ist, das so zu kopieren und dann als eigenes Werk unter einem Verlag zu verkaufen.

    Jetzt aber:
    Was passiert mit ihm? Wie wirkt das Recht jetzt? Wie wird hier gegen die Copyrightverletzung vorgegangen?

    Antwort (was ich bisher jedenfalls so gelesen habe):
    Der Verlag lässt den Künstler fallen. That's it. Erledigt.
    Wird er abgemahnt? Nein.
    Irgendwelche rechtlichen Folgen? Nein.
    Also es passiert nicht wirklich etwas.
    Stealing, essence, Manga ect.



    Die Industrie hält sich durch Selbstkanibalisation am Laufen. Wenn du gut genug bist, um einen eigenen Beitrag zu leisten wird dieser verwendet, um neue Beiträge zu generieren und somit den Kreislauf im Gang zu halten. Im allgemeinen funktioniert das, weil auch von dir gestohlen werden wird wenn du mal gut genug bist.
    Sieh es als künstlerischen Kredit an, der zu einem späteren Zeitpunkt einkassiert werden wird.

  7. #7
    Zitat Zitat
    Die Industrie hält sich durch Selbstkanibalisation am Laufen. Wenn du gut genug bist, um einen eigenen Beitrag zu leisten wird dieser verwendet, um neue Beiträge zu generieren und somit den Kreislauf im Gang zu halten. Im allgemeinen funktioniert das, weil auch von dir gestohlen werden wird wenn du mal gut genug bist.
    Sieh es als künstlerischen Kredit an, der zu einem späteren Zeitpunkt einkassiert werden wird.
    So ist es! Das ist genau wie in der makerszene, nur das wir mit den arbeiten anderer kein Geld machen wollen. Eine fremde Arbeit als seine eigene zu bezeichnen ist natürlich unterste Schublade. Bei Mangas gibt es aber weniger auf der letzten Seite Credits zu bewundern, um zu sehen, von wem denn was genommen wurde xD

  8. #8
    Ein weiterer Punkt im Mangafall ist, dass es dabei im Grunde um einen einzelnen Urheberrechtsverstoss geht. Bei uns Makern ist das allerdings anders, da man hier jede einzelne Graphik, jeden Rip und jeden Edit als eigenstaendigen Verstoss werten kann.

  9. #9
    Zitat Zitat von Mnemonik Beitrag anzeigen
    Das ist genau wie in der makerszene[...] auf der letzten Seite Credits zu bewundern, um zu sehen, von wem denn was genommen wurde xD
    Um ehrlich zu sein wird hier auch nicht immer jeder genannt dessen Werk man in irgendeiner Form verwendet hat. Und ich spreche hier nicht von Ressis dessen Ursprung unbekannt sind.

    Zitat Zitat von Ianus
    Die Industrie hält sich durch Selbstkanibalisation am Laufen. Wenn du gut genug bist, um einen eigenen Beitrag zu leisten wird dieser verwendet, um neue Beiträge zu generieren und somit den Kreislauf im Gang zu halten.
    Ich weiss nicht ob ich das toll oder traurig finden soll :/

  10. #10
    Zitat Zitat von Supermike Beitrag anzeigen
    Ich weiss nicht ob ich das toll oder traurig finden soll :/
    Ich weiß von vier Faust-Stücken. Das von Marlow, dem Puppenspiel, dem von Goethe und einem wesentlich schneidigeren aus Ungarn. Weiters habe ich gesehen, wie dingsbums...Albrecht Dürer andere, ältere Werke für seine eigenen kanibalisiert hat. Der Prozess ist schrecklich normal in der Kunst. Die gegenwärtige Generation hat nur wegen unseres Geniuskultes überzogene Vorstellungen darüber, was ein Künstler zu leisten hat.

  11. #11
    Zitat Zitat
    Das von Marlow, dem Puppenspiel, dem von Goethe und einem wesentlich schneidigeren aus Ungarn
    Ich glaube aber eher nicht, dass Goethe seinen Faust 1:1 von einem der vorherigen kopiert hat, sondern eher eine Neu-Interpreation geschaffen hat, in die er jede Menge neuer Themen hinein gebracht hat (Glaube mal nicht, dass im Pupenspiel die Antike wieder ins Leben gerufen wird )

    Und bei ihnen war es ganz klar woher sie ihre Quellen nahmen(Marlow,Puppenspiel, Goethe, Ungar). Eine Neu-Bearbeitung ist ein vollkommen normales Mittel der Kunst.
    Allerdings ein vorhandenes zeitgenössisches Werk aufzugreifen ohne den Namen zu nennen ist einfach jämmerlich, auch für Albrecht Dürer

  12. #12
    Zitat Zitat
    (Glaube mal nicht, dass im Pupenspiel die Antike wieder ins Leben gerufen wird )
    Er HAT auch Shakespear gelesen, weißt du.

    Zitat Zitat
    Allerdings ein vorhandenes zeitgenössisches Werk aufzugreifen ohne den Namen zu nennen ist einfach jämmerlich, auch für Albrecht Dürer
    Also soweit ich das mitbekommen habe, hat er hauptsächlich seine eigenen Skizzen verwendet, dann war ein Anteil toter italienischer Meister und dann der kleinste Anteil lebender italienischer Meister. Und er war gut genug um es subtil zu machen. Wenn ich daran denke, wie viele italienische Kopien von Dürerschnitten ich schon gesehen habe....

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