Seid ihr dauerhaft von einem Betriebssystem (z.B. Windows) zu einem anderem (z.B. MacOS oder Linux) gewechselt (und wenn ja, von welchem zu welchem)?
Ich hatte vor einigen Jahren Knoppix, eigentlich eine LiveCD statt eines "vollwertigen" Betriebssystems, ausprobiert. Natürlich hätte man das auch installieren können. aber da gab es noch so gut wie keinerlei NTFS-Support. Grund? Reine Neugier.
Bis vor einer Woche hatte ich Kubuntu 9.10 im Dual-Boot mit Windows 7 installiert. Ging überraschend gut, wobei ich das Gefühl hatte, dass sich diese Distribution mit KDE einiges von MacOS und Vista/Windows 7 (oder umgekehrt, siehe auch Vergangenheit der Entwicklungen) abgeguckt hatten. Indizierte Suchfunktion, Windows-Manager und vieles mehr. War angenehm überrascht, dass es recht leicht war. sudo wget ist mächtig genug, und solange man keine veralteten Links in der Paketverwaltung hat, sehr gelungener Weg, seine Software auf dem neuesten Stand zu halten, sowie generell dranzukommen. Ich habe es aber wieder entfernt, weil ich Windows 7 einfach mehr nutze, mir persönlich MS Office teils doch mehr gefällt (PowerPoint, Excel) - die Ribbons finde ich mittlerweile ungemein praktisch, weil alles imo viel übersichtlicher ist. Nicht zuletzt wegen der imo guten asiatischen Sprachunterstützung nutze ich derzeit lieber MS Office als OpenOffice (wobei die aktuelle 2.1er einige Verbesserungen haben und schneller laden soll).
Aber der Aufbau von Kubuntu ist durchaus gelungen als "Einsteiger-"Distribution. Bootet innerhalb von sehr kurzer Zeit, man kann auch nachträglich noch GNOME installieren, falls einem das KDE nicht zusagt. Netzwerkkarte und sogar mein Noname-Bluetooth-Stick wurden problemlos erkannt (geht unter Windows 7 nur mit Systemtreibern, geht mittlerweile aber und ich vermisse keinerlei Funktionen).
Falls ja, inwieweit hat sich dieser Wechsel auf die Benutzung eures PCs ausgewirkt?
Auch wenn es nur sehr kurzzeitig war: Ein Blick über den Tellerrand, und mit dem hoffentlich weiteren Aufstieg von offenen Formaten wie HTML5 gegenüber proprietären Plugins wie Flash (was gerne noch Probleme unter Linux machen kann bzw. generell einfach zu viel Ressourcen frisst) wird Linux weiter vorankommen.
Was vermisst ihr bei dem Betriebssystem, das ihr aktuell nutzt?
Ich nutze Windows 7 Home Premium. Neuer Rechner, 64bit-Architektur, 4 GB RAM. Da muss natürlich ein aktuelles Betriebssystem drauf, was alles optimal nutzt - egal nun, welches OS genau. Insgesamt bin ich sehr zufrieden damit und würde es durchaus schon als würdigen XP-Nachfolger bezeichnen. Out-of-the-box läuft so gut wie alles, man kann selbst nachträglich noch den Festplattenmodus auf AHCI setzen, falls man wie ich dummerweise im IDE-Kompatibilitätsmodus installiert hatte (theoretisch, habe da nie etwas umgestellt, da das eh ein Einzelplatzrechner ist und ich weder Hot-Plugging noch die paar Prozent mehr Durchsatz benötige).
Außerdem finde ich die neue PowerShell 2.0 richtig gelungen mit den Commandlets. So etwas kennt man wohl bislang nur unter *nix/Linux. Gibt es auch für XP und Vista zum Nachrüsten, und die alte Eingabeaufforderung ist fast schon passé.
Mir missfallen nur ein paar Dinge:
- Die automatische Problembehandlung. Was gut gemeint ist und dem Durchschnittsuser helfen soll, bewirkt nur selten etwas. Und Meldungen wie "Das Problem konnte mit der Problembehandlung nicht behoben werden" klingen wie blanker Hohn. Ich habe nur einen kosmetischen Punkt mit der Onboard-Netzwerkkarte, die in den Verbindungseinstellungen als "nicht identifiziertes Netzwerk" ohne Internetzugriff angezeigt wird (ich müsste die Problembehandlung aber per Hand anstoßen, die das "Problem" zu beheben versucht, aber dann eben scheitert), aber alles funktioniert tadellos
- Weiterhin sind bekannte Dateiendungen weiterhin standardmäßig ausgeblendet. Warum wird das nicht endlich standardmäßig aktiviert? Selbst jemand, der damit gewohnt arbeitet, könnte unter Windows doch versehentlich auf die Rechnung.pdf(.exe) klicken, wo nach einem müden Arbeitstag eine Sekunde der Sicherheitsgedanke verlorengeht
- Verwendung unsignierter Treiber ist nicht möglich, selbst wenn diese theoretisch komplett kompatibel wären. Ich verstehe völlig, dass Microsoft sicher gehen will und dass das vielen eine Menge unnötiger Bluescreens durch tief ins System eingreifender inkompatibler Treiber ersparen wird, aber unter XP konnte man diese Überprüfung noch überspringen. Es gibt zwar ein Programm, mit dem man selbst Treiber signieren kann, aber es ist schade, dass Poweruser nicht per Hand in der Registrierung diese Methode ausschalten können.
Konntet ihr das, was ihr vermisst, mit Extra-Programmen kompensieren?
Entfällt bei den genannten Kritikpunkten. Ich bin ansonsten wirklich zufrieden mit Windows 7, mache natürlich weiterhin meine Backups von den wichtigsten Daten und möchte es auch nicht missen.