Ein heulender Luftzug weckte Biorn. Müde stapfte er die Treppe herunter, die von seinem Schlafgemach in den Flur führte. Die letzten Tage hatte er sein Alter immer stärker gespürt, er wusste, dass er es nicht mehr lange machen würde. Dennoch hing er an seinem Leben, wollte nicht sterben, wollte wenigstens noch einige Wochen Aufschub. Tief im Inneren wusste er aber, dass ihm dieser Aufschub nicht gewährt werden würde. Der Tod hatte seinen Schatten bereits über ihn geworfen.
Auch dieses Wissen trug weiter zu seiner schlechten Laune bei. Wann war er das letzte Mal aufgestanden und hatte sich auf den kommenden Tag gefreut? Er wusste es nicht mehr. Es musste wohl zu einer Zeit gewesen sein, als seine Frau noch gelebt hatte.
Und nun war irgendjemand in sein Haus eingedrungen, oder Rahel hatte die Türe offen gelassen. Dabei hatte er ihr doch befohlen, sie zu verriegeln. Nur... wieso hatte er ihr das noch gleich befohlen?
Da fuhr ihm die Erkenntnis wie ein Blitz durch alle Glieder, die Werwölfe! So schnell es ging eilte er zur Tür, hoffend, sie noch rechtzeitig schließen zu können. Die Werwölfe hatten schon so viele mitgenommen, die zu viel wussten und er ahnte zumindest etwas. Mit panischer Angst eilte er durch die unaufgeräumte Küche, sollte er diese Nacht überleben, so würde er Rahel hart bestrafen. Er schloss die Türe, verriegelte sie und drehte sich erleichtert um. Das letzte, was er in seinem Leben sehen sollte, war ein hämisch verzerrtes Gesicht, das Züge eines Menschen mit denen eines Wolfes vermischte. Ein Schrei wollte über seine Kehle dringen, doch da hatte der Werwolf ihm schon die Kehle zerfetzt. Langsam sank Biorn zu Boden, sein Blut vermischte sich mit dem Regenwasser, das durch die offene Türe seinen Weg in die Küche gefunden hatte.

Mit einem letzten Atemzug hauchte Biorn Eisenwaldt in dieser Nacht sein Leben aus.