Zitat Zitat von Mordechaj Beitrag anzeigen
Ich vergleiche hier gar nichts mit Religionn, ich vergleiche lediglich die Bedürfnisse des einen mit den Bedürfnissen des anderen und sehe, dass beide dieses Bedürfnis, nach Transzendenz zu streben, haben. Natürlich ist auch das Monsterschlachten und Gold für ein Epic Mount sammeln die Suche nach Transzendenz, was ist denn daran so schlimm oder unverständlich?
Haha, weißt du es ist recht lustig, dass jemand glauben könnte mit der Simulation des Verhaltens von Sagahelden in einer beschleunigten Medienumgebung Transzendenz durch planmäßig simulierte serielle heroische Taten erreichen zu können. Ihr trainiert euch bestenfalls auf einen zukünftigen Sisyphismus am Arbeitsplatz.

Wir sind auch nicht in Rom wo deine Taten deinen Ruf beeinflussen würden oder in Afrika, wo Initationsrituale zu durchlaufen deine gesellschaftliche Stellung verändern würde. Größtenteils weil eure Heldenreise seriell und konsequenzlos ist. Ihr habt sie durchschritten, aber gelöst ist sie deswegen keineswegs. Tausende nach euch werden sie in derselben Weise beschreiten müssen. Effektiv mastrubiert ihr euch nur.
Man drückt kalkulierte Knöpfchen um kalkulierte Reaktion zu erhalten. Daran ist nichts transzendentes - die gesamte Handlung ist hochgradig nachvollziehbar und einfach vermittelbar. Hey, ich kann sogar einen Walkthrough dazu schreiben!
Transzendenz hinegegen ist persönlich und eben unmittelbar. Du wirst niemanden finden, der sagt: "Hey, das habe ich auch erlebt." Menschen mit Transzendenzerfahrung sitzen nicht zusammen vor dem Internet und sagen: "Ich hatte immer Schiss vor dem Butcher in Diablo" und die Gegenüber antworten: "Olol, ja das war bei mir genau dasselbe!". Gibt's nicht. Wir haben Zeichen und Formen, manchmal Qualitäten aber nichts messbares. So ist das Streben nach Transzendenz - etwas unmessbares, unvermittelbares, unwiederholbares und hochgradig perönliches wird gesucht und gefunden. Also genau das Gegenteil von Online Rollenspielen mit ihren Zahlen, Objekten und festgelegten Stufen.
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Warum sollte man sich dem sonst hingeben? Warum schütten unsere Drüsen nach solchen tollen Erfolgserlebnissen denn sonst Dopamin aus?

>implying that the body produces truth
Nein du.

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Wie produktiv ist ein Gebet? Wie produktiv sind theologische oder philosophische Diskussionen? Wie produktiv ist das Nachgrübeln über Metaphysik? Wie produktiv ist ein Theaterbesuch? Bücher zum Vergnügen lesen?
Jau, so ein Spieler könnte seine Zeit um einiges besser nutzen, aber was er mit seiner Freizeit anstellt, ist bis zu einem gewissen Grad dann auch seine Sache. Transzendenz ist nie produktiv oder sinnhaft in den Augen derer, denen diese Form von Transzendenzstreben nicht zusagt. Ich davne auch lieber als levelnd durch irgendwelche Fantasy-Spielwelten zu ziehen und ich lese lieber ein gutes Buch, als dass ich mich mit Questtexten langweile. Ist meine Zeit dadurch aber besser oder schlechter genutzt?
Nachdenken hilft mir, meine Stellung gegenüber der Welt zu definieren. Metaphysik definiert meine Funktion in Systemen die zu schwammig sind um mit anderen Mitteln umfasst zu werden. Ein Theatherbesuch schärft zumindest meinen Sinn für die Qualität von Theathervorführungen und Schauspiel, das Publikum zu beobachten gibt mir unter Umständen Muster für mein eigenen Leben (Ich erinnere mich, dass ich eine Familie mit Kindern in Random Dance - Entity gesehen habe. Bis dahin hätte ich mich nie gefragt, ob ich meine Kinder jemals in so eine Vorführung mitnehmen würde?) Wenn ich ein Buch lese, spreche ich mit den Toten. All diese Dinge verändern wie ich mit Menschen oder mir selbst interagiere in einer produktiven Weise.

Ob des Nutzens der Zeit...frag mich nicht. Ich bin ehrlich genug, dass ich der Verschwendung von Zeit keinen Wert beimesse. Was ich kritisiere ist erstens die Art wie die Tätigkeit gerahmt wird und zweitens den Anspruch den du dafür erheben willst.

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Ich vermute, er spielt hier auf den mir sehr lieb gewordenen Maslow an, bei dem das Bedürfnis nach Transzendenz die Pyramide komplettierte. In diesem Zusammenhang wäre "Transzendenz" zumindest ein sehr gut gewählter Begriff und der Bedürfnisbezug durchaus logisch.
Die Nachricht ist, dass Maslow ein Geschichtenerzähler sei. Seine Pyramide ließ sich nicht bestätigen. Leute streben durchaus auch nach Transzendenz während sie hungern und keine Familie haben. Leute streben durchaus auch nicht nach Wachstum wenn sie gefüttert und geliebt werden.