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  1. #1
    Dieses Thema erinnert mich sehr an mein aktuelles Essay über „Rollenspiel im Alltag“ - wann sind wir wirklich wir? Und spielen wir Rollen bewusst oder unbewusst?

    Ist es eine Sucht wenn ich jeden Abend 1h ein Rollenspiel (WoW, Second Life) spiele und dann in den Alltag zurückkehre? Oder fängt die Sucht und die Flucht nicht eher dann an, wenn mein Alltag eben diese Flucht ist, wenn ich über nichts anderes mehr sprechen kann und mein Ich nur noch durch meine „Rolle“ definiere?!

    Ich finde die zweite Antwort, parallel zu Daens Ansatz der Menschen die „über kein anderes Thema mehr reden können“, treffender. Menschen die sich aber selbst als Spezialisten und Koryphäen auf einem Gebiet sehen (sei es ein Rollenspiel oder das rauchen von Gras) und dabei vergessen etwas zu erschaffen - in meinen Augen vergessen zu leben - sind in meinen Augen Gefangene einer Sucht.

    Wenn jemand mit dem Testen von Spielen oder Programmieren Geld verdient, dann denke ich ist es in Ordnung wenn er sich dadurch definiert - aber gerade wenn man eigentlich andere Aufgaben im wirklichen Leben hat und diese durch seine Sucht (Essen, in Foren schreiben, Zocken, Trinken) nicht mehr wahrnimmt ist man krank.

    Das Problem dabei ist, wie Ketzer schon angedeutet hat, die soziale Ankeptanz von solchen Süchten. Rauchen, Trinken, WoW zocken - das gehört zum guten Ton es mal probiert zu haben und am besten die Fachsprache zu beherrschen. Um seine Frage zu beantworten, in meinen Augen zählt es nicht als Flucht abstinent von solchen Dingen zu leben sondern als ein Beweis für Charakterstärke, Durchhaltevermögen und Realismus - das man weiß das man diese Dinge nicht braucht um zu wissen wer man ist.

    Problematisch finde ich es aber „kreative“ Schaffensprozesse, bei denen ja durchaus etwas entsteht, wie Schriftstellerei oder Malerei in den Topf mit Süchten zu werfen. Fantasie ist ein Mittel zum Ausgleich - ohne Nebenwirkungen wie es die anderen Süchte haben. Wenn man Fantasie bewusst als künstlerisches Mittel zum Ausdrücken eigener einsetzt und sie klar von der Realität trennen kann (was bei einigen Krankheiten, wie Schizophrenie ja z.B. nicht der Fall ist) ist sie bereichernd für das Leben.

    „Wieso sollte jemand verachtet werden, der sich im Gefängnis befindet und versucht, herauszukommen und heimzugehen?“ - Ich denke das Tolkien hierbei nur die Fantasie anspricht, die wie ich bereits erwähnte ja ohne Nebenwirkungen benutzt werden kann um sich aus den gefesselten Gedanken und gegebenen Normen zu befreien. Philosophie funktioniert z.B. nur wenn man weiterdenkt, querdenkt, fantasievoll denkt.

    Und Rollenspiele sind, egal ob sie Live oder nur auf dem Papier ausgetragen werden, ebenfalls bereichernd für alle Beteiligten wenn sie nicht zum Sinn des Lebens werden sondern als bereichernder Aspekt gesehen werden.

    So far, interessantes Thema mich würde auch deine Meinung dazu interessieren, La Cipolla!

  2. #2
    Fantasie an sich ist ja eine schöne Sache, einfach zum Träumen, Spinnen oder sonst was. Dass man sich zeitweise vielleicht sogar selbst darein flüchtet, erscheint mir gar nicht mal absurd, eher realistisch. Hier würde ich aber vom ganz normalen Abschalten sprechen, da das kein dauerhafter Zustand ist. Für Kinder mag das z.B. Fernsehen sein, ich habe schon öfters Kinder gesehen, die wie Zombies auf den Bildschirm starren, sonst aber ganz normal sind. Für Erwachsene bietet sich da sicher ein breiteres Spektrum, weil die elterliche Kontrolle entfällt (ja, es gibt noch Ehepartner oder Lebensgefährten). Ich habe mit Eskapismus bisher glücklicherweise noch keine Erfahrungen sammeln können, weder bei mir selbst noch bei anderen. Das Ganze stelle ich mir aber im Gegensatz zur zeitweisen Flucht aus der Realität recht langwierig vor, wo der Betroffene nur schwer der Scheinwelt zu entreißen ist. Starten kann so was aus verschiedenster Weise heraus, denke ich. Sei es nun Mobbing, Selbstmitleid, Liebeskummer, Stress, Hineinsteigern oder es sind Videospiele mit Weiterspielpotenzial. Die meisten dieser Dinge können in gewissem Maß ganz gesund sein, oder helfen dabei, mit etwas fertig zu werden. Einziges Übel an der Sache ist, dass man sich viel zu weit in solcherlei Dinge hineinsteigern kann. Nehmen wir mal das Selbstmitleid, das kann ja mal ganz in Ordnung sein, hat sicher auch schon jeder gemacht, aber man muss ebenso wissen, wo man wieder aufhören sollte, um nicht in eine dazugehörige Persistenz zu rutschen. Gleichfalls sollte an der Stelle funktionieren, sich dasselbige nur in Maßen zukommen zu lassen. Wobei man sich selbst bewusst werden muss, dass die Welt nicht nur um einen herum existiert, sprich ums Ego, sondern dass es weit mehr gibt. Ich nehme mal an (ich weiß es nicht, wie gesagt, mir fehlt dazu die Erfahrung), genau diese Gedankengrenze fehlt bei Eskapisten.

    Helfen könnte so was sicher dann, wenn die Welt quasi um einen herum zusammenbricht. Vielleicht ist es auch eine Schutzfunktion, sich dann in eine "eigene" Welt zurückzuziehen, wo kein anderer was sagen kann, weil alles nach dem Willen des Betroffenen läuft. In WoW geht das wohl eher nicht, da kann man wohl sterben, wie in so ziemlich jedem Videospiel. In die schädliche Richtung würde das Boot ja nur dann segeln, wenn es der Person oder jemand anderem Schaden zufügt. Ich habe dabei mal von Fällen gelesen, wo Kids Onlinespielen verfallen waren und scheinbar sich wirklich alles nur noch um diese Spiele drehte. Insbesondere wurde sogar das Essen vergessen, hätten es die Eltern nicht an den Computer gebracht (angeblich, bedenken muss man ja auch, dass das Essen ein Grundbedürfnis ist, gleichfalls der Klogang, darüber stand da aber nichts ). So was ist etwas, was mich wieder nachdenklich stimmt, denn genau solche Dinge zu 'vergessen', schadet erheblich.

  3. #3
    Zitat Zitat von Viviane Beitrag anzeigen
    Dieses Thema erinnert mich sehr an mein aktuelles Essay über „Rollenspiel im Alltag“ - wann sind wir wirklich wir? Und spielen wir Rollen bewusst oder unbewusst?
    Darf ich das mal lesen?

    Ansonsten muss ich jetzt weg und schreib vielleicht heut abend oder morgen was dazu

  4. #4
    Zitat Zitat von Viviane Beitrag anzeigen
    Dieses Thema erinnert mich sehr an mein aktuelles Essay über „Rollenspiel im Alltag“ - wann sind wir wirklich wir? Und spielen wir Rollen bewusst oder unbewusst?
    Wir atmen sehr bewusst sobald wir zu wenig Luft haben.

    Zitat Zitat
    Keiner der Autoren, Zeichner, und wohl auch die absolute Minderheit der Leser hat solche Muskeln, solche Heldentaten verbracht oder ist so einer Frau auch nur ansatzweise so nah gekommen.
    Ich habe soeben den...wie hieß es noch mal.."Die Perfekte Masche" gelesen und muss dies dementsprechend verneinen. Es gibt durchaus Autoren, die ähnlich aussehenden Frauen nahe gekommen sind...wobei angesichts dessen, dass das Buch in Kalifornien spielt, würde ich annehmen, das solchige nicht darunter waren. Die Frau dort auf dem Bild zeigt zu wenig Gerippe für Kalifornien.

    Zitat Zitat
    Warum sind Fantasy-Szenarien (oder -Aspekte) in Videospielen usw. meist interessanter als reale Szenarien?
    Weil sie einfach zu lesen sind? In Fantasy gibt es keinen Charles Kinbote, selbst in den besseren wie die von Glen Cook nicht. Das schlimmste, mit dem du dich auseinander setzen musst, ist das dich das böse Imperium zum Verbrecher erklärt aber niemand raubt dir dein Lebenswerk mit Fähigkeiten, die du selbst nicht trainiert hast und für die du keinen Konter besitzt.
    Fantasy ist immer in einem gewissen Maße Utopisch, d.h. wie die Utopie überdeckt es eine riesige Menge an Verneinungen gegenüber der Realität unter rhetorischen Hakenschlägen.

  5. #5
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Ich habe soeben den...wie hieß es noch mal.."Die Perfekte Masche" gelesen und muss dies dementsprechend verneinen. Es gibt durchaus Autoren, die ähnlich aussehenden Frauen nahe gekommen sind...wobei angesichts dessen, dass das Buch in Kalifornien spielt, würde ich annehmen, das solchige nicht darunter waren. Die Frau dort auf dem Bild zeigt zu wenig Gerippe für Kalifornien.
    Tut mir Leid wen ich jetzt off Topic gehe, aber ich mus unbedingt anmerken das ein Conan Kostüm für diese Pick-Up-Artists bestimmt praktikabel wäre. Ich glaub dieses übermäßige auffallen schimpft sich bei denen Peacocking oder so.
    Along the shore the cloud waves break - the twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen - In Carcosa.

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