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  1. #1
    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Ich denke mal, was wir heute erleben, den überschäumenden Konsum von PC, Fernsehen, Kino, etc. ist nur eine andere, vielleicht krassere Form dessen, was sich sonst in Museen, Theatern und sonstigem abspielt: Menschen suchen nach etwas, das sie auf einer unbedingt nicht-realen Ebene anspricht.
    Genau. Sie suchen Transzendentes. Früher nahm diese Funktion vorallem die Religion ein. (Auch wenn sie das heute [leider] meist nichtmehr tut) Der kleene Bauer ist halt über seinen zwangsabgegebenen Zehnten viel weniger deprimiert, wenn er weis, dass er dafür im Himmel tausenfach entlohnt wird. (Ob ihr nun glaubt, dass das ganze nur erfunden ist, oder [wie ich], dass es real ist spielt keine Rolle. Diese [noch] nicht-reale Welt entfaltet dennoch ihre Wirkung). Später waren es dann die Traumwelten der Romantiker [zB. Eichendorf] und die Alptraumwelten der Schwarzen-Romantik [zB. E.T.A. Hoffmann],
    und heute ist es halt die "so called" "Fantasy" (hach - immer diese Anglizismen - ... wie ich sie liebe). [Dass diese Gattung tatsächlich ein Nachfolger der Romantik ist, wird zB. auch daran deutlich, dass Cornelia Funkes "Fantasy"-Roman "Tintenherz" in den Buchrezensionen amerikanischer Zeitungen häufiger als "Neu-Romantisches Buch" geführt wurde]. Wie auch immer ... Auf jeden Fall braucht der Mensch Transzendenz im Leben, ansonsten wird er furchtbar unglücklich. Der Mensch SEHNT sich nach dem Nicht-Realen, nach dem Märchenhaften, ... Nach dem Über-Natürlichen. Diese Sehnsucht ist es die den Menschen antreibt. Sie lässt ihn Liebesbeziehungen und Freundschaften eingehen. Sie lässt ihn kreativ sein, ihn große Werke vollbringen. Sie lässt ihn anderen Menschen Gutes tun. [Sie ihm komplett madig zu machen wäre also denke ich falsch]. Aber sie lässt den Menschen auch aus guten Glauben heraus Kriege beginnen. Sie lässt ihn aus Überzeugung morden, Brandschatzen. Und heutzutage eben auch vor dem Bildschirm verwahrlosen.

    Egal womit der Mensch also dnun diese Sehnsucht befriedigt ... sei es nun Religion, Kunst, Musik, Literatur, Film, PC-Spiele, Online-Spiele oder Communeties, P&P RPGs, etc - völlig egal, muss darauf geachtet werden, dass das ganze nicht zu einer NEGATIVEN Sucht wird (positive Süchte gibt es ja durchaus auch ... zB. Wenn ein Mensch [und sei es nur durch eine psychische "Störung" (eg. Helfersyndrom)] danach süchtig ist anderen gutes zu tun, und damit glücklich ist ... warum sollte man ihn "heilen" ? ... ) ...

    Aber wie gesagt, solange das ganze negative (zB. Leute die aus religiöser Überzeugung Kriege vom Zaun brechen, Künstler die sich erschießen um ihre Leiche als bestes "Kunstwerk" zu hinterlassen, Musik-Verehrer, die ganau das tun was ihnen ihre obskure Lieblingsband im Liedtext diktiert, leute die sich am Liebsten auch in echt in Bücher lesen würden, Leute die sich nach dem gucken von AVATAR umbringen wollen, um so nach Pandora zu gelangen, Menschen die vor dem PC verwahrlosen, etc.) Auswirkungen hat, sollte man es unterbinden ...


    BTW. hier noch ein Interview-Zitat von der bereits weiter Oben erwähnten Frau Funke, dass zum Thema passend ist:
    Zitat Zitat von http://www.zeit.de/2008/48/KJ-Interview-Funke?page=all
    ZEIT: In Tintenherz kommen die Bösewichte aus einem Buch, herausgelesen von dem begnadeten Vorleser Mortimer. Es wird sehr klar, dass Spannung und sogar Grauen in der Fantasie eine wunderbare Sache sein können – in der Realität aber sind sie für die Betroffenen absolut scheußlich. Das klingt fast wie eine Warnung vor Büchern.

    Funke: Das ist auch eine Warnung! Bücher können wie Drogen sein, sie können uns das Interesse an menschlicher Gesellschaft nehmen, uns die Welt nur noch mit den Augen anderer sehen lassen, uns einspinnen in die unbegrenzte Freiheit vorgestellter Welten. Aber gleichzeitig lehren sie uns auch, durch diese Welten unsere eigene zu begreifen und nicht nur uns selbst, sondern auch andere zu verstehen – und sie machen die Welt so viel größer!

    Trotzdem, meine Figur Elinor, die Büchernärrin, möchte einmal den Mond anschauen, ohne dass ihr zehn Zitate dazu einfallen. Und mein englischer Verleger war entsetzt, weil die Helden im letzten Teil der Tinten-Trilogie einfach in den Büchern verschwinden. Sie müssen zurückkommen!, sagte er mir: So verlangt es das Genre! Und ich erwiderte, dass sie bei mir eben nicht zurückkommen in die so genannte wirkliche Welt. Um genau diesen Zwiespalt geht es mir: Unsere wirkliche Welt besteht doch auch zu achtzig Prozent aus Träumen, Vorstellungen, Annahmen – aus Fantasie! Und höchstens zu zwanzig Prozent aus wirklichem, handfestem Kaffeekochen. Fabulieren ist die größte menschliche Freiheit. Geschichten füttern dieses ewige Gefühl: Sehnsucht.
    Geändert von Jerome Denis Andre (22.01.2010 um 14:30 Uhr)
    Das Licht
    Wir sind in trauer wenn · uns minder günstig
    Du dich zu andren · mehr beglückten: drehst
    Wenn unser geist · nach anbetungen brünstig:
    An abenden in deinem abglanz wes't.
    Wir wären töricht · wollten wir dich hassen
    Wenn oft dein strahl verderbendrohend sticht
    Wir wären kinder · wollten wir dich fassen -
    Da du für alle leuchtest · süsses Licht!
    Stefan George

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