-
So, gesehen. Ich poste hier einfach meine Amazon-Kritik, hab Wochenende und bin zu faul noch mal was neues zu tippen.
----------------------------------
Man sollte nicht behaupten, dass es Jurassic World - oder irgendein anderer Blockbuster diesen Sommer - nach Mad Max: Fury Road leicht haben würde. Aber mit Chris Pratt als dem Harrison Ford des 21. Jahrhunderts und Newcomer Colin Trevorrow als Regisseur konnte doch eigentlich nichts schief gehen, oder? Doch, konnte. Ist es aber nicht.
Der Park ist offen. 20.000 Besucher strömen jeden Tag in die subtropische Jurassic World bei Costa Rica, wo es endlich, gut 20 Jahre nachdem der erste Versuch aufgrund von Industriespionage katastrophal in die Hose ging und Menschen mit dem Leben bezahlten, geklonte Dinosaurier zu sehen gibt. Heute betreibt das Freizeitpark-Konglomerat der Masrani Corporation den Park unter allerhöchsten Sicherheitsstandards. Doch trotz T-Rex-Gehege und Raptorenshows langweilen sich die Besucher - denkt sich jedenfalls der moralisch großzügig veranlagte CEO Simon Masrani (Irrfan Kahn). Parkleiterin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) hat also im Genlabor einen neuen Saurier zusammenrühren lassen, der die bisherigen Fleischfresser an Kraft und vor allem Bosheit bei weitem übertrifft: den Indominus Rex. Owen Grady (Chris Pratt), Leiter des Raptorengeheges, darf noch Bedenken äußern, doch es kommt, wie es kommen muss: Der Indominus bricht aus - und veranstaltet im Park ein Massaker sondergleichen...
Chapeau! Regisseur Colin Trevorrow, dem von jetzt an sämtliche Türen in Hollywood offen stehen dürften, ist gelungen, woran zuletzt Steven Spielberg höchstselbst mit "Lost World" und Joe Johnston mit Jurassic Park 3 (sowieso) schmählich scheiterten: Einen würdigen Nachfolger zum in die Filmgeschichte eingegangenen Gamechanger "Jurassic Park" von 1993 zu schaffen. "Jurassic World" ist zum Glück kein sinnentleertes Dino-Buffet wie Teil 2 und 3 geworden, sondern erzählt zunächst mal eine extrem spannende Geschichte, baut den Terror ganz langsam auf, und schafft mit dem geöffneten Park einen toll durchdachten Mikrokosmos, dem man die Hölle, durch die er bald darauf geht, absolut abnimmt. Sobald der Indominus Rex auf Raubzug geht, will man nicht zum Sicherheitsteam gehören, das in den Dschungel muss - oder sonstwie in der Nähe der Dino-Insel sein. Dabei muss auch ganz klar gesagt werden, dass die Freigabe ab 12 Jahren durchaus bedenklich ist. Jurassic World ist der spannendste, aber auch unheimlichste und kompromissloseste Teil der Reihe. Die heftigsten Szenen werden (überwiegend) zensiert, indem sie sich nur in den Ohren der Zuschauer abspielen, der Tod durch Gefressenwerden von Palmenwedeln halb verdeckt wird oder Blut quer über die Wand spritzt. Trotzdem: Für Kinder ist dieser Film alles andere als geeignet. Da nützt dann auch Papa nichts, der schützend zur Seite steht: Bei Jurassic World geht besonders in der zweiten Hälfte in Sachen Bodycount so richtig die Post ab. Ob man sowas seinen Sprößlingen zumutet, sollte man sich definitiv zwei Mal überlegen.
Die Figuren erfinden das Rad derweil nicht neu, machen aber nette Veränderungen durch. Besonders Bryce Howard als Claire überzeugt, weil sie als verzweifelte Parkleiterin, die zwischen die Räder gerät, extrem menschlich wirkt. Chris Pratt liefert wie schon in Guardians of the Galaxy reichlich Lacher, und darf zusammen mit seinen Raptoren den Supersaurier hetzen. Nicht alle Figuren sind so durchdacht und mehrdimensional, überzeugen aber zum größten Teil. B.D. Wong darf nach 22 Jahren seine Rolle als Laborchef Dr. Henry Wu wiederbeleben, und gerät dieses Mal deutlich interessanter und zwielichtiger. Und im Austausch für manch weniger solide Figur gibt es noch dazu mehrere sehr gut erdachte, temporeiche Wendungen und eine hübsche Portion Fanservice an verschiedenen Stellen.
Fazit: "Jurassic World" ist ganz klar das beste Sequel, annähernd gleichauf mit dem Original (Wenn nicht besser, weil noch kurzweiliger!), und stellt den Beginn einer neuen Reihe dar, die nicht nur sehr spannenden, monströsen Echsenterror, sondern auch eine glaubwürdig erdachte Welt als Basis liefert. Die letzten fünfundvierzig Minuten sind nichts geringeres als cinematischer Action-Horror-Segen, auch wenn in den letzten Minuten das CGI dann doch arg auffällt, einfach weil es so exzessiv genutzt wird - schade, weil's vorher 100 Minuten anders gemacht wird. Doch bleibt der Film ein Paradebeispiel für solche, bei denen man gleich nach dem Sehen sagt: "Nochmal!"
8/10 Mio-Fäusten
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln