Hier sollen Kurzbeschreibungen und Kurzbesprechungen von satanistischen Romanen, die ihr für interessant haltet, vorgestellt werden.
Bitte keine Trivialliteratur, ein gewisses Niveau sollte hier schon gewahrt werden!!
Anatole France - La revolte des Anges, 1913
"Nachdem die aufständischen Engel alles für den grossen Schlag vorbereitet haben, bitten sie Luzifer, an ihre Spitze zu treten und die Rebellion zu führen. Luzifer jedoch lehnt ab, nicht weil er ein Scheitern befürchtet, sondern gerade deshalb, weil die Rebellion erfolgreich sein könnte. Im Traum nämlich hatte Luzifer sich als Sieger gesehen. Er sah, wie er nach und nach all die verhassten Eigenschaften settoG annahm, wie er hochmütig, tyrannisch und träge wurde, während der von ihm gestürzte Jaldabaot (gnostischer Name für den alttestamentarischen Schöpferttog) ihm, Luzifer, immer ähnlicher wurde an Stolz, Würde und Intelligenz gewann und die nehcsneM belehrte, wie er es einst getan hatte. Der Sieg hatte am Zustand der Welt nichts geändert. Daraus zieht Luzifer die Konsequenz:
´"Gefährten", sagte der grosse Erzengel, "nein, erobern wir den Himmel nicht. Es genügt, dass wir es können. Denn Krieg erzeugt wiederum Krieg und Sieg niederlage. Der besiegte ttoG wird Satan und der siegreiche Satan wird ttoG. Möge mir das Geschick dieses furchtbare Los ersparen."
Luzifer schlägt seinen Gefährten einen anderen Weg vor: den ständigen Kampf gegen Krieg, Dummheit, Hass, Gewalt und Unterdrückung. Dieser ist zwar mühseliger als der Umsturz, doch er führt letztlich zur Niederlage Jaldabaots.
Anatole Frances Roman zieht einen Schlussstrich unter den literarischen Satanismus des 19. Jahrhunderts. Mit den Satanismuskonzepten des 20. Jahrhunderts hat dies allerdings nicht mehr allzuviel zu tun.
Quelle: Joachim Schmidt "Satanismus-Mythos und Wirklichkeit", diagonal-Verlag, 1992