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Thema: [Gedicht] Am Scheideweg

Baum-Darstellung

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  1. #4
    Zitat Zitat von estapolis Beitrag anzeigen
    Grundstimmung und Thema gefallen mir, allerdings schleichen sich oft 'Fehler' ein. Die werde ich noch schnell ansprechen (ich bin müde ).
    -------------
    Frau Leben steht am Scheideweg
    wo sie noch nie gestanden war. <--- gramm. falsch. "sie hatte gestanden". es gibt zwar 'gestanden' als Adjektiv, ist aber seltsam in diesem Kontext.
    Von Depressionen - Trauer - Krieg
    zersaust ihr bodenlanges Haar. <--- "bodenlang" wirkt seltsam, abstrakt. vielleicht auch so gewollt (wie lang ist denn boden?). bringt zudem den Rhythmus aus den fugen, wenn ich mich nicht verlese.

    Nun, bis zum Boden eben :-)

    Zitat Zitat von estapolis Beitrag anzeigen
    Tränen kullern. Kühl Gewissen !
    Ihr zitternd zarter Körper bebt.
    Und ihre Seel' ist halb zerissen,
    weil Alles leidet, was da lebt. <--- starke strophe! Paar Tipp- bzw. Flüchtigkeitsfehler, aber was solls. (Kühl', zerrissen, alles)

    Leidet, hasst, zerstört und mehr. <--- liest sich nicht sehr elegant. was bedeutet "mehr"? wirkt nicht sehr literarisch.
    In Dunkelheit sieht sie kein Licht.
    Ihr Kopf gesenkt, ihr Blick ist leer,
    denn ihre Schöpfung, die schafft nicht. <--- Rhythmus hier verdaddelt. Die Pause zwischen "Schöpfung" und "die" zerstört den Lesefluss.
    "Mehr" quasi im Sinne von "etc". Die "Bosheit" der Menscheit beschränkt sich nicht auf das genannte.

    Hmm ... Denkst du es wäre besser, wenn ich statt:

    "In Dunkelheit sieht sie kein Licht.
    [...]
    denn ihre Schöpfung, die schafft nicht."

    Einsetze:

    So Schwindet langsam ihr die Kraft,
    [...]
    dank einer Schöpfund, die nicht schafft." ?

    Zitat Zitat von estapolis Beitrag anzeigen
    So bedecken Kratzer, tiefe Wunden,
    schamlos ihren Körper - blank.
    Von eig'ner Schöpfung ward geschunden,
    ihr Optimismus tief versank. <--- wieder zerstört der letzte vers den rhythmus. du scheinst das zu unterschätzen. "Optimismus" sprengt hier wohl den Rahmen.
    Ursprunglich war da nicht "ihr Optimismus, sondern "ihre Hoffnung" gestanden ...
    Ich bin mir aber nicht sicher ob das besser wäre ...
    (rausgenommen hab ich's ja deshalb, weil ich weiter unten den wind mit der hoffnung gleichsetze ...)

    Zitat Zitat von estapolis Beitrag anzeigen
    Schon setzt sie an die Brust das Messer,
    von Tränen und von Schweiß verklebt.
    Denn dieser Weg macht alles besser,
    vernichtet Alles - was da lebt. <--- stark, der Bindestrich ist unnötig. vll. auch besser "dort" als "da".
    Das würde halt etwas, ganz leicht den Inhalt verändern, ... aber gut ... ich denke darüber nach ...

    Zitat Zitat von estapolis Beitrag anzeigen
    Da säuselt ihr sanft zu, der Wind,
    der sich auch heimlich Hoffnung nennt.
    "Kennst du die Zukunft denn, mein Kind,
    die man selbst als du schwer erkennt ?" <--- auch gut. den letzten vers musste ich 2mal lesen, um sen syntax zu verstehen. kann man sicherlich eleganter lösen.

    "Behalte wenn du willst dein Messer
    und schärfe es - doch warte noch,
    ob Geschaff'nes wird nicht doch noch besser.
    Wenn's wird - doch stirbt - wär's schade doch. <--- nichts zu meckern. du bist stark bei gesprochener sprache.

    Ob sie verharrt, und ob sie sticht,
    hängt nun von unser'n Leben ab.
    Drum lasst uns suchen nach dem Licht;
    Uns ändern, denn die Zeit ist knapp. <--- der letzte Vers endet mit einem eher unschönen Wort (phonetisch gesehen). Vielleicht wäre eine weibliche Kadenz hier besser. Sonst ne schöne Strophe, fängt die Atmosphäre noch einmal gut ein.

    -------

    Der Inhalt weiß zu gefallen, vll. sehe ich das auch zu eng mit dem Rhythmus. Ist halt mein Geschmack.
    Deine Relativsätze ("...was da lebt") wirken leider etwas unsauber, eher gesprochen denn geschrieben. Einige Wörter passen nicht in den Wortschatz des Gedichtes (Optimismus z.B.)
    Naja, ich hoffe, ich konnte helfen.

    Gute Nacht
    Danke btw. für die ausführliche Kritik ...

    Zitat Zitat von Mordechaj Beitrag anzeigen
    Ich bin sehr beeindruckt. Einige kleine Holprigkeiten sind noch drin, auf die ich gleich noch kurz eingehen mag, aber ansonsten ist dir hier wirklich etwas gelungen, worauf du zurecht stolz sein darfst. Was du aber weglassen solltest, ist die letzte Strophe, die hat so was Belehrendes. Dein Leser kommt auf diesen Pfad selbst und die Strophe ist in sich nicht wirklich poetisch. Streich die einfach raus, das Gedicht gewinnt dadurch.



    Die kursiven und unterstrichenen Stellen (eine hab ich voll Dreistigkeit selbst geändert, wie du siehst) sagen noch wenig aus bzw. passen nur schlecht in die ansonsten klare Inszenierung. Da solltest du vielleicht noch einmal feilen. Beben und Zittern sind in etwa das gleiche, vielleicht fällt dir hier noch etwas besseres an Attributierung ein.

    Ansonsten bin ich wie behauptet sehr beeindruckt, inhaltlich ist das eine sehr reife Leistung, stilistisch hast du dich wirklich zum in der kurzen Zeit bestmöglichen weiterentwickelt und, wenn ich das noch etwas frech anmerken darf, deine Inversionen sind jetzt endlich lesbar.

    Klasse jedenfalls, noch ein letzter Schliff und das ist richtig richtig gute Literatur.
    Danke ^^

    Hmm ... Deinen Änderungs-Vorschlag zu "Und ihre Seele: halb zerissen," finde ich sinnvoll und habe ihn daher umgesetzt ...

    Gar nicht sicher bin ich mir hingegen bei :
    "Von eigener Schöpfung ward geschunden"
    [...]
    "ob Geschaffenes wird nicht doch noch besser:"
    denn da komm ich beim Lesen der geänderten Version irgendwie aus dem Rythmus ...

    Und was deine Komplett-Änderung angeht. ... Sie hört sich nicht schlecht an, ... Da sie aber doch die Hybris etwas stark hervorhebt denk ich lieber erst nochmal drüber nach, ob ich sie übernehme ...

    Geändert von Jerome Denis Andre (09.01.2010 um 23:57 Uhr)

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